Titel: | Ueber Gärberei, Leder-Zurichtung und Leder-Färbung etc. Aus Aikin's Dictionary of Chemistry and Mineralogy. |
Fundstelle: | Band 18, Jahrgang 1825, Nr. LXVII., S. 347 |
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LXVII.
Ueber Gaͤrberei, Leder-Zurichtung und
Leder-Faͤrbung etc.Wer sich mit dem wichtigen Manufacturzweig des Gaͤrben und Zubereiten der
Thierhaͤute genauer bekannt machen will, der lese außer den am Schluße
dieses angefuͤhrten Abhandlungen noch nach „Hermbstaͤdt's chemisch-technologische
Grundsaͤze der Lohgaͤrberei; oder theoretische und practische
Anleitung zur rationellen Kenntniß und Ausuͤbung der
Lohgaͤrberei, der Corduan- und Saffian-Gaͤrberei, der
Juftengaͤrberei, der Weiß- und Saͤmischgaͤrberei und
der Pergament-Fabrikation; zur allgemeinen Verbesserung und Vervollkommnung
dieser Kunstgewerbe. Erster Theil 1805. Zweiter Theil 1807. Berlin in der
Realschulbuchhandlung.“ Ferner: „Gall's Schnellgaͤrberei in Nordamerika. Mit 46 Abbildungen.
Trier bei F. A. Gall 1824“ von lezterm
sehr zu empfehlenden Werke, finden die Leser im Bd. XIV. S. 372 dieses Journals eine
ausfuͤhrliche Inhaltsanzeige. D. Aus Aikin's Dictionary of Chemistry and Mineralogy.
In Gill's technical Repository. April 1825. S.
263. Mai. S. 309. Jun. S. 353. Jul. S. 17. (Im Auszuge.)
Aikin, uͤber Gaͤrberei, Leder-Zurichtung und
Leder-Faͤrbung.
Gaͤrberei ist, beinahe ausschließlich, in allen ihren Zweigen, ein chemischer
Proceß. Sie ist eine der aͤltesten Kuͤnste, und wird beinahe in allen
Laͤndern auf eine aͤhnliche Weise betrieben. Ihr Zwek bei Verwandlung
der Haut in Leder ist Vorbeugung der Faͤulniß; das Leder soll stark,
zaͤhe, dauerhaft, und, in gewisser Hinsicht, dem Wasser undurchdringlich
werden.
Die frische Haut, wie sie dem Thiere abgezogen wird, ist ein Zellgewebe, welches,
chemisch betrachtet, aus Gallerte im dichten Zustande, jedoch noch immer im Wasser
mehr oder minder, nach der verschiedenen Dichtigkeit, aufloͤsbar, besteht. In
diesem Zellgewebe sind Blut-, Lymph-Fettgefaͤße vorhanden, deren Inhalt auch
nach dem Tode des Thieres noch in demselben zuruͤkbleiben muß, und außen ist
dasselbe mit der kaum bemerkbaren Oberhaut, mit dem Haare oder mit der Wolle etc.
bedekt. Die Oberhaut und die Haardeke auf derselben scheint aus verdichtetem, in
Wasser unaufloͤslichem, durch Faͤulniß unzerstoͤrbarem
Eyweißstoffe zu bestehen, laͤßt sich aber durch aͤußere Gewalt,
nachdem der Zusammenhang derselben mit der Haut durch anfangende Gaͤhrung
oder Faͤulniß vermindert wurde, oder durch chemische Einwirkung von Kalk, von
Alkalien oder Saͤuren, leicht von derselben los loͤsen.
Die vorlaͤufigen Arbeiten bei jeder Art von Lederbereitung bestehen in
Reinigung der Haut von allen fremdartigen Stoffen und Unreinigkeiten, von den in den
Poren derselben enthaltenen thierischen Saͤften, und, außer in den wenigen
Faͤllen, wo man die Oberhaut darauf laͤßt, auch von dieser lezteren.
Nachdem man auf diese Weise die Haut beinahe rein erhalten, und ihr Gewebe so weit
geoͤffnet hat, daß sie jede Substanz aufnehmen kann, in welcher man sie beucht, wirb
sie auf zwei gaͤnzlich verschiedene Weisen in Leder verwandelt,
naͤmlich durch das Rothgaͤrben, oder eigentliche
Gaͤrben, (tanning), wo der
Gaͤrbestoff aus Pflanzen in dieselbe gebracht wird, und durch das Weißgaͤrben, (tawing),
wo die Haut Alaun und andere Salze, und spaͤter irgend einen
aufloͤslichen thierischen Stoff, z.B. Eyweiß, oder zuweilen Blut, aufnimmt.
Beide Arten von Gaͤrberei werden zuweilen verbunden, d.h., es wird zuerst
weiß, dann etwas roth gegaͤrbt. Ein guter Theil des rothgegaͤrbten
Leders wird auch noch besonders zugerichtet (currying) d.h., mit irgend einem Oehle mit der Hand
abgearbeitet, um dasselbe weich, biegsam und fuͤr das Wasser weniger
durchdringbar zu machen. Beispiele hiervon sind das dike Sohlenleder: rothgegaͤrbt; das weiße oder sogenannte
Kizel-Leder fuͤr Handschuhe: weiß gegaͤrbt;
das Oberleder auf Schuhen und Stiefeln: gegaͤrbt
und zugerichtet; das feine tuͤrkische Leder: weiß gegaͤrbt, und dann leicht rothgegaͤrbt.
Rothgaͤrberi. Vorbereitung zur Aufnahme der
Gaͤrbebruͤhe. Duͤnne Haͤute, wie Kuͤhe- und
Kaͤlber-Haͤute, und solche, die zu geschmeidigeren Leder-Arten
bestimmt sind, welche in der Folge zugerichtet werden,
werden in den meisten Gegenden Englands zuerst in eine mit Wasser gefuͤllte
Grube geworfen, um darin vom Schmuze, Blute, und von anderen Unreinigkeiten befreit
zu werden. Nachdem sie zwei oder drei Tage lang darin gelegen sind, kommen sie auf
einen steinernen Halb-Cylinder, den Baum (beam) genannt, wo sie von dem anhaͤngenden Fette
und Fleische gereinigt werden. Hierauf kommen sie auf mehrere Tage in eine mit Kalk
und Wasser gefuͤllte Grube, in welcher sie oͤfters umgeruͤhrt
werden. Der Zwek dieser Arbeit ist, die Haare und die Oberhaut los zu machen, worauf
die Haut wieder auf dem Baume gestrekt, und das Haar mit einem eigenen stumpfen
Messer abgeschaben wird. Nachdem die Haut von dem Kalke gehoͤrig gereinigt
wurde, kommt sie in die sogenannte Meistergruͤbe
(Mastering-pit), in ein Bad aus Wasser und
thierischem Duͤnger, gewoͤhnlich Huͤhner- oder Tauben-Mist,
oder Hunde-Koth, oder,
wo man ihn haben kann, Seevoͤgel-Mist. Kuͤhe- oder
Pferdeduͤnger taugt nicht, weil er nicht leicht genug fault. Hier bleibt die
Haut einige Tage, mehr oder weniger lang, nach ihrem Gewebe, und so wie sie vom
Kalke in der Kalkgrube hart und dik wurde, wird sie hier weich und geschmeidig. Wenn
die Haut fein und zart ist, ist bei der Meistergrube viele Vorsicht noͤthig;
denn der faulende Duͤnger wirkt so kraͤftig, daß, wenn die Haut nur
ein Paar Stunden zu lang in derselben bleibt, ihr Gewebe unwiderbringlich
zerstoͤrt, und in eine gallertartige Masse verwandelt wird, die bei der
geringsten Gewalt zerreißt. Dann wird die Haut noch Ein Mahl auf dem Baume
gereinigt, und kann nun gegaͤrbt werden.
Die großen diken Ochsen- oder Buͤffel-Haͤute, die zu dem
zaͤhesten und schwersten Leder bestimmt sind, werden auf eine andere Weise
bereitet. Nachdem sie vorlaͤufig in Wasser gereinigt wurden, werden sie
zuweilen auf Haufen gelegt, und in einen warmen Ort gebracht, wo sie schnell
anfangen, zu faulen. Dadurch wird das Haar los, und kann dann zuweilen mit, zuweilen
ohne Kalkgrube, abgeschaben werden. Die Ursache, warum die Kalkgrube hier
gewoͤhnlich uͤbergangen wird, ist, weil der Kalk, wenn er in der Haut
zuruͤkbleibt, dieselbe zu hart und zu bruͤchig macht, indem er nicht
so leicht ausgewaschen werden kann, wie aus den duͤnnen Haͤuten. Da
aber die Haut sehr dik, und das Gewebe derselben zugleich sehr gedraͤngt ist,
so kann sie die Gaͤrbe-Fluͤßigkeit nicht aufnehmen, bis nicht ihre
Poren mehr geoͤffnet sind, und dieß geschieht gewoͤhnlich dadurch, daß
man sie auf mehrere Tage in eine Kufe bringt, welche eine saure Fluͤßigkeit
enthaͤlt, eine unreine Essigsaͤure aus stark gegohrnen Roken- oder
Gersten-Mehle, welche Saͤure zwar ein starkes Huͤlfsmittel zur
Oeffnung der Poren zu seyn scheint, ohne Zweifel aber auch durch die Gaͤhrung
selbst unterstuͤzt wird, an welcher die Haut Theil nimmt. Diese Arbeit nennt
man das Auftreiben, (raising); sie geht immer unmittelbar dem Gaͤrben vorher, und fordert
eben soviel Sorgfalt, um das Gewebe der Haut nicht zu sehr zu schwaͤchen:
denn, das Auftreiben, zu lang fortgesezt, greift die Haut an, und verdirbt sie.
Die Haut kommt aus diesem Bade bedeutend aufgeschwollen und erweicht heraus.
Statt dieser Arbeit, deren gehoͤrige Leitung theils wegen der Witterung,
theils wegen anderer aͤußerer Ursachen, welche auf die Gaͤhrung
einwirken, oft so schwierig ist, hat Dr. Macbride den
Gebrauch hoͤchst verduͤnnter Schwefelsaͤure vorgeschlagen, der
nun ziemlich allgemein eingefuͤhrt ist. Man nimmt eine Wein-Pinte
Schwefelsaͤure auf 50 Gallons Wasser.Eine Wein-Pinte ist 0,334 Wien. Maß; ein Gallon 3,264 Wien. Maß. A. d.
Ueb. Obschon das Schwefelsaͤure-Bad eben so gute Wirkung aͤußert,
als das Roken- oder Gersten-Sauerwasser, als Vorbereitungs-Mittel der Haͤute
naͤmlich zum Gaͤrben, so scheint die Wirkung dieser beiden Substanzen
doch so ziemlich verschieden. Bei lezterem ist die Essigsaͤure ohne Zweifel
die Hauptsache; allein, die Gaͤhrung geht fort, wie dieses die Schnelligkeit
beweiset, mit welcher die Haͤute faulen, wenn sie zu hoch getrieben, oder zu
lang fortgesezt wird; auch wird die Haut durch das Auftreiben verdikt und erweicht.
Bei der Schwefelsaͤure hingegen hat nicht nur keine Gaͤhrung Statt,
sondern der Gaͤhrungs-Proceß wird durch dieselbe maͤchtig aufgehalten:
daher kann auch die Haut dadurch nicht verdorben werden, wenn sie lang in derselben
eingetaucht bleibt, und kommt verdichtet und gehaͤrtet heraus. Es scheint,
daß eine Methode so gut ist, wie die andere.
Die naͤchst folgende Arbeit bei dem Rothgaͤrben, die im Wesentlichen
bei allen Haͤuten, sie moͤgen wie immer vorbereitet worden seyn,
dieselbe ist, beruht auf folgenden chemischen Thatsachen. Eine Menge vegetabilischer
Koͤrper, d.i., alle, die bei dem Kauen einen zusammenziehenden Geschmak
aͤußern, (wie Eichen-, Weide-, Erlen-Rinde und mehrere andere Baumrinden,
Gall-Aepfel, Thee-Blaͤtter etc.), wenn sie warm oder kalt in Wasser geweicht
werden, theilen dieser Fluͤßigkeit einer ausgezeichnet zusammenziehenden
Stoff mit, der im reinen Zustande graulich weiß ist, und Gaͤrbestoff genannt wird. Wenn irgend eine Haut mit einer
Aufloͤsung von Gaͤrbestoff uͤbergossen wird, saugt sie denselben nach und nach
ein, oder zieht ihn aus dem Wasser an sich, wodurch sie in ihrem Gewebe fester und
merklich schwerer, keiner Faͤulniß oder spontanen Veraͤnderung mehr
faͤhig, vom Wasser nicht mehr durchdringbar, in demselben nicht
laͤnger mehr aufloͤsbar wird, selbst nicht in der Siedehize, in
welcher jede ungegaͤrbte Haut, sie mag wie immer zubereitet worden seyn,
aufloͤsbar ist. Die Gaͤrberei besteht also im Wesentlichen bloß im
Eintauchen der Haut (eine bestimmte Zeit uͤber), in eine Aufloͤsung
des Gaͤrbestoffes aus Pflanzen-Rinde oder anderen Pflanzen-Theilen, bis sie
hinlaͤnglich damit gesaͤttigt ist. Selbst die sorgfaͤltigsten
und raffinirtesten Methoden der Gaͤrberei haben an den alten einfachen
Verfahren der Gaͤrberei nichts geaͤndert, als daß die Staͤrke
der Gaͤrbestoff-Aufloͤsung genauer bestimmt, und etwas mehr Geschik
bei dem Umkehren der Haͤute angewendet wurde, um jeden Theil den
Gaͤrbestoff gleichfoͤrmig und durch und durch einsaugen zu lassen.
Bei uns (in England) wird fast durchaus Eichenrinde zum Gaͤrben genommen. Das
Eichenholz wird im Fruͤhjahre, wo der Saft aufsteigt, gefaͤllt, die
Rinde wird abgestreift, in Haufen aufgeschichtet, und vor Naͤsse unter einem
Dache verwahrt, unter welchem die Luft frei durchziehen kann. Vor dem Gebrauche wird
die Rinde zu einem groben Pulver gemahlen, und mit Wasser in die Grube
geschuͤttet, in welcher sich eine Aufloͤsung des Gaͤrbestoffes,
die Lohbruͤhe (oozo),
bildet. Die auf obige Weise zubereiteten Haͤute kommen zuerst in kleine
Gruben, wo sich nur eine schwache Bruͤhe befindet, und unter fleißigem
Umkehren (handling), laͤßt man sie daselbst
einige Wochen lang weichen. Die Staͤrke der Bruͤhen wird nach und nach
vermehrt, worauf die halb gegaͤrbten Haͤute (wenn sie Sohlenleder
werden sollen, und vollkommene Gaͤrbung verlangen), in groͤßere Gruben
mit abwechselnden Lagen von gemahlener Lohe gebracht werden, bis die Grube
gefuͤllt ist, uͤber welche eine Schichte Lohe aufgeschuͤttet
wird: die Zwischenraͤume werden mit schwacher Bruͤhe bis zum Rande
aufgefuͤllt. Auf diese Weise werden die Haͤute der vollen Wirkung
einer beinahe mit Gaͤrbestoffe gesaͤttigten Bruͤhe ausgesezt,
welche noch mehr von
diesem Stoffe aus der Lohe selbst in dem Maße erhaͤlt, als die Haut denselben
aus der Aufloͤsung einsaugt. Bei schwerem Leder dauert dieses Gaͤrben
nicht weniger als 15 Monate. Man erkennt das Garwerden der Haut daran, daß sie beim
Durchschneiden derselben keinen weißen Streifen mehr zeigt, der so lang vorhanden
ist, als der Gaͤrbestoff die Haut nicht gaͤnzlich durchdrungen
hat.
Wenn endlich die Haut vollkommen ausgegaͤrbt ist, nimmt man sie aus der Grube,
laͤßt sie ablaufen, und strekt sie uͤber einen convexen
hoͤlzernen Balken, den man Bot (a horse) nennt,
auf welchem sie mittelst einer schweren staͤhlernen Walze geklopft und
vollkommen geebnet wird. Zuweilen laͤßt man sie auch, um sie noch fester und
zugleich geschmeidig zu machen, durch eiserne Walzen laufen. Hierauf kommt sie auf
den Troken-Boden oder in das Trokenhaus (drying house), ein bedektes
Gebaͤude mit Oeffnungen zum freien Durchzuge der Luft, und bleibt daselbst,
bis sie vollkommen troken geworden ist.
Die gewoͤhnlichen Kalbhaͤute brauchen, bis sie auf diese Weise in Leder
umgewandelt werden, zwischen zwei und vier Wochen; die Haͤute zu dikem
Sohlen-Leder zwischen 15 bis 18, oder 20 Monate; eine Stier-Deke (boar-shild) kann kaum vor 2 Jahren gar gemacht werden.
Das Leder nimmt desto mehr an Gewicht zu, und gewinnt desto mehr an Guͤte, je
laͤnger man dasselbe (bis auf eine gewisse Zeit) in der Loh-Bruͤhe
laͤßt; und da das Leder nach dem Gewichte verkauft wird, wird dieß zuweilen
fuͤr den Gaͤrber ein bedeutender Vortheil, obschon auch dieser wieder
durch die Laͤnge der Zeit, waͤhrend welcher sein Capital liegen
bleiben muß, einiger Maßen beschraͤnkt wird.
Die Kunst verdankt Hr. Seguin, einen Gaͤrber, der
seine Geschaͤfte in Frankreich sehr im Großen treibt, die erste genaue
wissenschaftliche Erklaͤrung des Verfahrens bei dem
Gaͤrbeprocesse.In den in der Anmerkung 111, S. 344, angefuͤhrten Schriften ist das
Seguin'sche Verfahren ausfuͤhrlich beschrieben. D. Nach den alten Ideen, die man von diesem Verfahren hatte, bestand die
Wirkung des Aufgusses zusammenziehender Pflanzen kaum in etwas anderem, als in einem
mechanischen Zusammenziehen oder Verdichten der Fasern der tobten Haut, indem dieser Aufguß, wenn man ihn
kostet, die Mundhaut zusammenzieht und runzelt; dadurch sollte die Haut fuͤr
alles Wasser beinahe undurchdringlich und keiner weiteren Faͤulniß mehr
faͤhig geworden seyn. Diese Erklaͤrung stimmte indessen nicht mit der
wirklichen Zunahme des Gewichtes der Haut, die durch das Gaͤrben schwerer
wird, und die beinahe im Durchschnitte 1/4 bis 1/3 des Gewichtes der trokenen Haut
betraͤgt. Hr. Seguin bemerkte den Umstand, daß die
Haut vor dem Gaͤrben durch das Wasser beinahe in eine fluͤßige
Gallerte verwandelt wird, und nach dem Gaͤrben unaufloͤsbar ist, und
wurde dadurch auf den einfachen Versuch geleitet, einer Aufloͤsung der Haut,
oder einer Leim-Aufloͤsung, Eichenrinde-Aufguß zuzusezen. Augenbliklich
bildete sich ein diker, zaͤher, dehnbarer, braͤunlich-weißgrauer
Niederschlag, der stark nach Lohe roch, und im Wasser bei jedem Grade von Hize
unaufloͤsbar blieb, und nach dem Troknen dunkelbraun und gebrechlich
wird.
Dieser Niederschlag ist eine innige Verbindung von Gallerte und jenem Theile des
Pflanzen-Aufgusses, welcher die gaͤrbende Eigenschaft besizt, und ein ganz
eigener Stoff in der Natur ist, den man Gaͤrbestoff (tannin, tan) nennt. Obiger
Niederschlag ist von dem gegaͤrbten Leder kaum in etwas Anderem
unterschieden, als daß ihm die faserige organische Textur fehlt, und allenfalls noch
dasjenige, was die Haut noch nebenher aus dem Eichenrinde-Aufgusse waͤhrend
der mehrere Monate dauernden Einweichung in derselben an anderen Stoffen, die nicht
alsogleich niedergeschlagen werden, eingesogen haben mag. Das Gaͤrben besteht
also vorzuͤglich in einer langsamen und hoͤchst innigen Verbindung des
vegetabilischen Gaͤrbestoffes mit dem Faserstoffe der Haut, welche solang
fortwaͤhrt, bis leztere in ihrer ganzen Dike von demselben gesaͤttigt
wird.
Die Eichenrinde enthaͤlt noch andere aufloͤsliche Stoffe, die
sicherlich zugleich mit dem Gaͤrbestoffe in das Gewebe der Haut eindringen,
und sich mit derselben innigst verbinden; denn die Haut scheint, wenn sie die
vorlaͤufige Zubereitung bereits erhalten hat, im Stande, eine Menge
verschiedener vegetabilischer und thierischer Stoffe einzusaugen, und, nachdem sie
dieselben eingesogen hat, zu behalten. Der Eichenrinde-Aufguß enthaͤlt, außer
dem Gaͤrbestoffe, Gallaͤpfel-Saͤure und einen Extractiv-Stoff,
welche beide zu dem Gaͤrbe-Processe beitragen, und einen Theil des
gegaͤrbten Leders bilden. Daß Gall-Aepfel-Saͤure eingesogen wird, wird
durch das beinahe augenblikliche Schwarzwerden des Leders erwiesen, wenn man
dasselbe mit irgend einer Eisensalz-Aufloͤsung reibt. Der Extractiv-Stoff
scheint dasjenige zu seyn, was dem Leder seine Farbe und zum Theile seine
Biegsamkeit ertheilt, und nach den vortrefflichen Beobachtungen des Sir H. Davy uͤber den Gaͤrbungs-ProceßJourn. Royal Inst.
und Phil. Trans. for. 1803. A. d. Ueb. wird es wahrscheinlich, daß die Menge des eingesogenen Gaͤrbestoffes
großen Theiles nach der Menge des vorhandenen Extractiv-Stoffes sich richtet, indem
im Allgemeinen (bei gleicher Staͤrke des Eichenrinde-Aufgusses und gleicher
Dauer der Eintauchung), dieselbe im umgekehrten
Verhaͤltnisse zu der Menge des Extractiv-Stoffes oder des Schleimes in dem
Aufgusse steht. Man fand dieß durch Vergleichung des Gewichtes, welches das Leder
bei dem Schnellgaͤrben in verschiedenen Aufguͤssen gewonnen hatte,
deren Bestandtheile man vorher durch chemische Analyse bestimmte. Die Schwierigkeit,
durch solche Versuche genaue Resultate zu erhalten, ist indessen nicht gering, und
weit groͤßer, als bei der Analyse der Metalle und Mineralien, weil
Pflanzenstoffe, wenn ihre chemische Verbindung durch fremde Stoffe nur etwas
veraͤndert wurde, keine scharf unterscheidenden Merkmahle darbiethen, und
ihre Merkmahle durch die gewoͤhnliche Einwirkung der Reagentien
gaͤnzlich verlieren.
Die Staͤrke des Eichenrinde-Aufgusses wirkt ferner hoͤchst materiell
auf das Leder, und auf das Gewicht, welches die Haut waͤhrend des
Gaͤhrungs-Processes gewinnt. Da der Gaͤrbe-Stoff aufloͤslicher
ist, als der Extractiv-Stoff, so wird eine schnell und mit viel
Gaͤrbe-Material bereitete Aufloͤsung mit Gaͤrbestoff beinahe
gesaͤttigt werden, und nur wenig Extractiv-Stoff enthalten; auf der anderen
Seite wird der Ruͤkstand des obigen Aufgusses, wenn er laͤngere Zeit
uͤber im Wasser weicht, eine Aufloͤsung geben, die nur wenig
Gaͤrbestoff, aber viel Extractiv-Stoff enthaͤlt. Nun sollte es
scheinen, daß eine Haut die Faͤhigkeit besizt, mehr Gaͤrbestoff als
irgend etwas anderes, einzusaugen, vorzuͤglich mehr, als Extractiv-Stoff; so
daß, wenn sie bereits beinahe mit Extractiv-Stoff gesaͤttigt ist, sie
nothwendig vielweniger Gaͤrbestoff einsaugen wird, als vorher, und daß daher
die Zunahme an Gewicht auf diese Weise fuͤr die Haut weit geringer seyn muß,
als wenn sie mit Gaͤrbestoff allein behandelt wird. Auch wird daher die
Guͤte des Leders wahrscheinlich verschieden seyn, wenn dasselbe bloß aus Haut
und Gaͤrbestoff, und nur wenigen anderen Nebenbestandtheilen, und wenn es,
auf der anderen Seite aus Haut und Gaͤrbestoff, und aus einer
groͤßeren Menge von Extractiv-Stoff besteht; das erstere Leder scheint mehr
bruͤchig und weniger dauerhaft, als das Leztere, so weit die bisherigen
Erfahrungen reichen. Eben dieß gilt auch von der Dauer des Verfahrens bei
schwaͤcherer oder staͤrkerer Lohbruͤhe: wenn sehr schnell
gefaͤrbt wird, kann der aͤußere Theil der Haut sehr stark
gegaͤrbt seyn, ehe der innere von der Lohbruͤhe durchdrungen ist, und
da durch das Gaͤrben das Gewebe der Haut enger und fester, und fuͤr
Fluͤßigkeiten weniger durchdringbar wird, so kann durch diesen Umstand allein
die Gleichfoͤrmigkeit der Saͤttigung der Haut mit Gaͤrbestoff,
die hier der Zwek ist, gaͤnzlich verhindert werden.
Der Niederschlag, welcher durch das Eintroͤpfeln einer
Gallert-Aufloͤsung in einen Aufguß irgend eines vegetabilischen
Gaͤrbestoffes erzeugt wird, scheint, nach Hrn. Davy's Versuchen, in seiner Mischung so ziemlich gleichfoͤrmig, die
uͤbrigen Bestandtheile des Pflanzen-Aufgusses moͤgen was immer
fuͤr welche seyn. So enthielt der Niederschlag, wenn man Gall-Aepfel
brauchte, ungefaͤhr 46 p. C. Gaͤrbestoff, und 54 Gallerte; bei Katechu
41 p. C. Gaͤrbestoff; bei Eichenrinde 41 p. C.; bei der Leicester-Weide 43.
Allein, die Haut nimmt nie so sehr an Gewichte zu, wie die
Gallerte-Aufloͤsung; entweder, weil auch andere Substanzen mit in die Lederbildung
kommen, oder, weil das Gewebe der Haut nicht erlaubt, daß sich dieselbe chemisch mit
so viel Gaͤrbestoff verbindet, so lang sie noch Haut ist, als wenn sie in
Gallerte aufgeloͤst wurde; denn thierische Gallerte ist nur die
Aufloͤsung der Abfaͤlle der Theile der Haut. Man fand, daß ein
Stuͤk vollkommen gegaͤrbte Haut durch drei Wochen lang dauernde
Eintauchung in einen starken Gallaͤpfel-Aufguß nur zwischen 1/39 und 1/61 des
Gewichtes derselben schwerer wurde; und dieß war die groͤßte
Gewichts-Zunahme, die man bemerkte (sie uͤbertraf bei weiten die des gemeinen
Leders); sie machte aber auch das Leder weit haͤrter, und weit
bruͤchiger.
In Hinsicht auf die Wirkung der Zeit, waͤhrend welcher die Haut in der
Lohgrube liegt, fand man in verschiedenen Versuchen, daß, in jedem derselben gut
gegaͤrbtes, Leder weit mehr Gaͤrbestoff verschlang, wenn es schnell,
als wenn es langsam gegaͤrbt wurde. 100 Theile in zwei Wochen gar
gegaͤrbtes Leder enthielten 73 Theile Haut undund und 27 Theile Gaͤrbestoff und andere Stoffe, die aus dem
Eichenrinde-Aufguß eingesogen wurden. Dieselbe Menge Leders in zwoͤlf Wochen
gar gegaͤrbt (bei verhaͤltnißmaͤßig schwaͤcherem
Aufgusse), enthielt 85 Theile Haut, und 15 Theile Gaͤrbestoff und andere
vegetabilische Stoffe. Ein aͤhnlicher Unterschied zeigte sich auch bei
Anwendung eines Weidenrinde-Aufgusses.
Séguins vorgeschlagene, und von ihm
gegenwaͤrtig angewendete, Verbesserung in dem Gaͤrbe-Processe verdient
hier kuͤrzlich erwaͤhnt zu werden. Dieser sinnreiche Kuͤnstler
wuͤnschte die ungeheure lange Zeit, die man bei dem gewoͤhnlichen
Gaͤrbe-Processe braucht, und folglich auch die dadurch entstehende Auslage,
zu vermindern. Er betrachtete den Gaͤrbestoff als dasjenige, was bei dem
Gaͤrben allein das Thaͤtige ist, und wendete daher, statt der Lohe und
ihrer Bruͤhe, so wie man sie gewoͤhnlich braucht, die
Aufloͤsungen des Gaͤrbestoffes in einem verschiedenen und bekannten
Grade von Staͤrke an, so daß man die Haut in einer regelmaͤßigeren
Abstufung, als gewoͤhnlich, schnell von dem schwaͤchsten Grade zu den
staͤrksten konnte durchlaufen lassen. In dieser Absicht unterhielt er eine
Reihe von Faͤssern mit Eichenlohe, und goß Wasser in dieselbe, das er eine kurze Zeit
darauf durch ein am Boden derselben angebrachtes Loch klar ablaufen ließ. Diese
erste Lohbruͤhe wurde dann auf die Lohe in einem zweiten Fasse gegossen, und
wieder, wie vorher, abgezogen, wodurch sie merklich staͤrker und
reichhaltiger an Gaͤrbestoff wurde. Eben so wurde diese Bruͤhe in
einem dritten und vierten Fasse behandelt, bis sie ganz mit Gaͤrbestoff
gesaͤttigt wurde. In der Zwischenzeit wurde frisches Wasser in die
verschiedenen Faͤsser auf die Lohe in derselben Ordnung gegossen, wodurch man
eine zweite Bruͤhe erhielt, die zwar noch stark genug, aber doch
schwaͤcher, als die erste, war, und auf aͤhnliche Weise erhielt man
noch 3 bis 4 andere Bruͤhen von verschiedener Staͤrke. Dieß war nun
die zum Gaͤrben bestimmte Fluͤßigkeit. Die auf die beschriebene Weise
zum Gaͤrben vorbereiteten Haͤute wurden nach und nach in diese
verschiedenen Bruͤhen gebracht, so zwar, daß man mit der schwaͤchsten
anfing, und mit der staͤrksten aufhoͤrte, bis sie endlich
hinlaͤnglich gegaͤrbt waren, was man an der weißen Linie im
Durchschnitte der Haut erkannte.
Es unterliegt keinem Zweifel, daß der Gaͤrbungs-Proceß auf diese Weise
bedeutend abgekuͤrzt und sehr gutes Leder nach dieser Seguin'schen Methode
erhalten werden kann; allein, obschon diese Methode seit mehreren Jahren bekannt
ist, ist sie doch bei uns in England, wo so viel Leder sowohl fuͤr den Bedarf
als fuͤr den Handel mit vielen Laͤndern Europens, in welchen
englisches Leder im hoͤchsten Rufe sieht, verfertigt wird, nichts weniger als
verbreitet. Nach der Art, in welcher Hr. Seguin die
Lohbruͤhen bereitet, muͤssen sie, im Verhaͤltniße zu dem
Extracte und zu anderen vegetabilischen Stoffen, mehr Gaͤrbestoff enthalten,
als wenn man die Lohe selbst in Substanz zugleich mit der Haut mehrere Monate lang
in der Bruͤhe verweilen laͤßt, indem der Gaͤrbestoff der im
Wasser aufloͤslichste Stoff der Lohe ist. Die Lohe kann also leicht ihres
Gaͤrbestoffes beraubt werden, und kann denselben lang vor ihrem
Extractiv-Stoffe, vor dem Harze, der Gallaͤpfel-Saͤure und anderen
Stoffen, welche sie enthaͤlt, verlieren. Man sagt, daß das auf diese neue
Weise bereitete Leder weniger dauerhaft und bruͤchiger ist, als das auf die
gewoͤhnliche Weise bereitete.
Die einzige wirkliche Verbesserung, die in diesem Theile des
Gaͤrbungs-Processes neuerlich eingefuͤhrt wurde, ist diese: daß man
einige Bruͤhen warm gibt, wodurch die Haut schneller von derselben
durchdrungen, und folglich Zeit erspart wird.
Dr. Mackbride empfiehlt Kalkwasser statt des
gewoͤhnlichen Wassers zum Ausziehen des Gaͤrbestoffes aus der Lohe;
allein, dieß scheint nachtheilig, indem die einzige auffallende Wirkung des Kalkes
diese ist, daß er eine innige Verbindung mit einem Theile der
Gallaͤpfel-Saͤure und des Gaͤrbestoffes eingeht, deren Resultat
eine kalkartige unaufloͤsliche Masse gibt, welche zum Garben durchaus nicht
tauglich ist.
Ueber Gaͤrbung, Zubereitung, Faͤrbung und andere
Bearbeitung duͤnnerer Haͤute.
Laͤmmer-, Schaf- und Ziegenfelle und andere duͤnne Haͤute
werden, obschon in vielen Hinsichten die Behandlung derselben mit jener der
Kuͤh- und Ochsenhaͤute sehr nahe verwandt ist, doch gewoͤhnlich
der Gegenstand eines ganz eigenen Zweiges der Gaͤrberei, welcher viele
praktische Geschiklichkeit und große Genauigkeit bei der Arbeit fordert, wenn er
vollkommen gelingen soll. Die Verfahrungs-Arten bei der Umwandlung derselben in
Leder sind sehr verschieden, je nachdem naͤmlich die verlangte Art von Leder
sie anders fordert. Diesem Zweige von Gaͤrberei verdankt man die ungeheure
Menge weißen und gefaͤrbten Leders zu Handschuhen; den sogenannten Maroquin
(Morocco-leather) von
verschiedener Farbe und Staͤrke zum Ausschlagen der Kutschen, zum Binden der
Buͤcher, vorzuͤglich der Taschenbuͤcher; das feine Leder
uͤberhaupt fuͤr eine Menge kleinerer Arbeiten. Unter allen diesen
Leder-Sorten ist die weiße die einzige, die nicht rothgegaͤrbt (tanned),
sondern weißgegaͤrbt (tawed) wird. Das gefaͤrbte Leder wird
immer, und zwar gewoͤhnlich mit Sumach, rothgegaͤrbt, abgesehen von allen uͤbrigen
Faͤrbematerialien. Die vorlaͤufige Zubereitung, wodurch die Haut
vollkommen gereinigt, und in den Zustand einer einfachen Membrane versezt wird, die
man jezt Bloͤsse (pelt) nennt, ist dieselbe, die Haut mag weißgegaͤrbt oder gefaͤrbt werden.
So geschieht es wenigstens in den besten Gaͤrbereien zu Bermondsey bei
London, einem Orte, der in allen Zweigen der Leder-Fabrikation weit beruͤhmt
ist.
Bei weiten der groͤßte Theil der Felle wird eingefuͤhrt. Die Laͤmmer-Felle werden auf folgende Weise
zubereitet. Sie werden zuvoͤrderst einige Zeit uͤber in Wasser
geweicht, um sie von allem leichtanklebenden Schmuze, Blute etc. zu reinigen; dann
auf dem Baum gelegt, den man hierzu gewoͤhnlich braucht, und der nichts als
ein Halb-Cylinder aus Holz mit starkem Leder uͤberzogen ist. Sie werden an
der Fleischseite mit dem Schabeisen, einem halbkreisfoͤrmigen, stumpfen
Messer mit zwei Griffen, welches man zu dieser Arbeit noͤthig hat,
abgeschaben. Hierauf haͤngt man sie in großer Anzahl in einer kleinen engen
Stube auf, die mittelst Zuͤgen geheizt wird, und in welcher man sie eine
bestimmte Zeit uͤber faulen laͤßt: man bemerkt diese Faͤulniß
sehr leicht an dem starken Ammonium-Geruche, der aus dieser Stube
herausfaͤhrt, wenn man die Thuͤre derselben oͤffnet.
Waͤhrend dieses Faͤulnißprocesses wirft sich ein diker filziger
Schleim auf der Oberflaͤche des Felles auf, wornach man die
Regelmaͤßigkeit des Faͤulungs-Processes beurtheilt, durch welchen die
Wolle los wird, so daß man sie leicht ausziehen kann. Jedes Fell kommt dann wieder
einzeln auf den Baum zuruͤk, wo die Wolle abgenommen, aufbewahrt, der Schleim
mit dem Messer abgeschaben, und die unebenen Enden weggepuzt werden. Das Fell wird
hierauf in eine Grube mit Kalkwasser gebracht, und darin 14 Tage bis 6 Wochen lang,
laͤnger oder kuͤrzer, gelassen, nach Art des Felles; die Wirkung
dieser Operation ist Aufhaltung der Faͤulniß, und bedeutende Haͤrtung
und Verdikung des Felles: wahrscheinlich sondert sich auch noch ein neuer Theil
Schleimes ab. Das Fell wird neuerdings gehoͤrig auf dem Baume bearbeitet, ein
guter Theil desselben wird weggepuzt, und alle Unebenheiten werden mit dem Messer
ausgeglichen. Diese Operationen fordern viele Muͤhe und Ueberlegung, um, auf
der einen Seite, die Guͤte des Felles nicht durch Faͤulniß zu
verderben (durch welche, wenn sie zu lang anhielte, das Fell in einen
unzusammenhaͤngenden Brei verwandelt werden wuͤrde), auf der anderen
Seite aber jedes Theilchen Schleimes wegzubringen, wovon auch die kleinsten, wenn
sie uͤbrig blieben, das Fell zu allen weiteren Arbeiten, so wie auch zur
gleichfoͤrmigen und gehoͤrigen Aufnahme der Farbe, untauglich machen
wuͤrden. Hierauf kommt das Fell in ein Faß, welches mit Kleien und Wasser
gefuͤllt ist, und wird in demselben einige Wochen lang in einem Zustande von
gelinder Gaͤhrung gehalten, und gelegentlich zuruͤk auf den Baum
gebracht, um es weich zu machen, und von allem Kalke zu befreien. Die Verdikung,
welche durch den Kalk erzeugt wurde, wird auf diese Weise beseitigt, und das Fell
ist nun so rein geworden, als moͤglich; es ist eine duͤnne, dehnbare,
weiße Membrane, die man in diesem Zustande Bloͤsse
(pelt) nennt, und die zu allen folgenden Operationen
der Weißgaͤrberei, Faͤrberei, oder Saͤmisch-Gaͤrberei
(oil-dressing,
shammoying), tauglich geworden ist.
Die Art und Weise, um aus den Kiz- und Ziegen-Fellen
Bloͤssen zu arbeiten, ist beinahe dieselbe, wie bei Laͤmmerfellen,
außer daß man sich des Kalkes bedient, noch ehe das Haar abgenommen wird, da dieses
keinen besonderen Werth hat, und nur den Stokatur-Arbeitern verkauft werden kann,
waͤhrend die Laͤmmer-Wolle, die durch den Kalk leiden wuͤrde,
doch einigen Werth besizt. Kiz-Felle fordern eine laͤngere Zeit zum
Gaͤrben, als Laͤmmer-Felle.
Wenn die Bloͤssen weiß gegaͤrbt werden sollen, kommen sie in eine
Aufloͤsung von Alaun und Salz in warmen Wasser, in dem Verhaͤltnisse
von ungefaͤhr 3 Pfd. Alaun, und 4 Pfd. Salz auf 120 mittel-große Felle; sie
werden darin gelassen, bis sie eine hinlaͤngliche Menge davon verschlungen
haben. Hierdurch erhaͤlt das Fell wieder einen ziemlichen Grad von Dike und
Zaͤhigkeit.
Die Felle werden dann herausgenommen, im Wasser gewaschen, und kommen wieder in ein
Faß mit Kleien und Wasser, worin man sie einige Zeit uͤber gaͤhren
laͤßt, bis ein guter Theil Alaun und Salz herausgezogen wurde, und die
dadurch gewoͤhnlich erzeugte Verdikung wieder großen Theiles verschwunden ist. Hierauf kommen sie
in einen luftigen Behaͤlter, in welchem in der Mitte ein Ofen steht, und
werden daselbst auf Haken aufgehaͤngt, bis sie vollkommen troken geworden
sind. Nun sind die Felle in ein zaͤhes, biegsames, und beinahe weißes Leder
verwandelt; um dasselbe aber glaͤnzend zu machen, und die Rauhe beim
Anfuͤhlen, die noch immer uͤbrig bleibt, wegzuschaffen, werden sie
wieder in. Wasser eingeweicht, um noch mehr Salz auszuziehen, und kommen dann in
eine weite Kufe, in welcher Eydotter mit Wasser angeruͤhrt sind. Hier werden
die Felle lange Zeit uͤber getreten, wodurch sie nach und nach die Substanz
der Eyer gaͤnzlich in sich aufnehmen, so daß die daruͤber stehende
Fluͤßigkeit vollkommen klar wird, worauf man sie in der Zugluft troknet, und
mit warmem Eisen glaͤttet. Es sind noch andere kleinere Arbeiten hier
noͤthig, die aber keine weitere Erwaͤhnung verdienen.
Der wesentliche Unterschied zwischen Roth- und Weißgaͤrberei besteht also
darin, daß bei ersterer die Bloͤssen mit Gaͤrbestoffe und anderen
vegetabilischen Stoffen, bei lezterer mit etwas, das sie aus dem Alaun und Salze
einsaugen, vielleicht Alaunerde, in Verbindung treten, was in der Folge weder durch
Behandlung mit Wasser noch mit Kleienwasser mehr herausgeschafft werden kann.
Der sogenannte Maroquin, der vorzuͤglich aus Schaf-Fellen bereitet, und so
haͤufig zur Ausfuͤtterung der Kutschen zu Buchbinderarbeit etc.
angewendet wird, wird auf folgende Weise verfertigt. Das auf obige Weise gereinigte
und zubereitete Fell wird aus dem Kalkwasser genommen, und die dadurch entstandene
Verdikung wird nicht durch Kleienwasser, sondern durch ein Bad aus Hundekoth oder
Schafmist, der mit Wasser angeruͤhrt wird, weiß gegaͤrbt: in diesem
Bade laͤßt man das Fell, bis es geschmeidig geworden, und aller Kalk
herausgegangen ist, wo es dann eine vollkommen reine und weiße Bloͤsse
geworden ist. Wenn es roth gefaͤrbt werden soll, wird es in Form eines Sakes
fest zusammengenaͤht, so daß die Narbenseite auswaͤrts kommt, indem
diese allein gefaͤrbt zu werden braucht, und in ein Cochenill-Bad gebracht,
welches gerade so warm, ist, daß man die Hand in demselben erleiden kann, und in demselben so lang
bearbeitet, bis es gleichfoͤrmig gefaͤrbt ist, wozu viele
Geschiklichkeit und Erfahrung gehoͤrt. Hierauf kommt der Sak in ein großes
Faß mit Sumach, der mit warmem Wasser aufgegossen wird, und hierin wird das Fell
gehalten, bis es hinlaͤnglich gegaͤrbt ist.
Die Felle, welche schwarz werden sollen, werden, ohne alle vorlaͤufige
Faͤrbung, bloß gesumacht. Nachdem, auf einige andere kleine Nebenarbeiten,
die Farbe der schoͤn rothen Felle in einem schwachen Saffranbade aufgefrischt
wurde, werden die Felle, nachdem sie troken geworden, auf folgende Weise
gekoͤrnt und geglaͤttet. Sie werden uͤber ein glattes
schiefgeneigtes Brett festgespannt, und mit etwas Oehl gerieben, damit sie weich
werden. Diejenigen, welche schwarz werden sollen, werden vorher mittelst einer
steifen Buͤrste mit einer Eisenaufloͤsung gerieben, welche, mit der
Gallaͤpfel-Saͤure des Sumach sich verbindend, augenbliklich tief und
gleichfoͤrmig schwarz wird. Dann werden die Felle mit einer Glaskugel, die in
eine Polygonal-Oberflaͤche geschnitten ist, mit vieler Anstrengung aus freier
Hand gerieben, wodurch sie glatt, fest und dicht werden. Die Koͤrnung, oder die gestreifte Oberflaͤche, die diese Art von
Leder auszeichnet, erhalten sie, indem man sie mit einer Kugel aus Buchsbaum
kraͤftig reibt, in welche um den Mittelpunct derselben, viele kleine gleich
weit von einander entfernte Furchen geschnitten sind, die eben so viele kleine
Rippen bilden, wodurch das Leder die gestreifte Oberflaͤche
erhaͤlt.
Ueber Lederbereitung.
Die gewoͤhnliche Art, das Leder zu Schuhen, Stiefeln etc. zu bereiten, oder
zuzurichten, besteht zuerst darin, daß man das Leder, so wie es aus der Lohgrube
kommt, dadurch weich macht, daß man es zum Theile in Wasser weicht, zum Theile
gewissen mechanischen Einwirkungen unterzieht, und dann mit einer Art von Oel
befeuchtet, wodurch es fuͤr Naͤsse weniger durchdringbar und mehr
geeignet wird, die Fuͤße gegen die Einfluͤsse der Witterung zu
schuͤzen. Das ganze Verfahren ist, mit wenigen Worten, folgendes: die Haut
wird zuerst in Wasser vollkommen durchweicht, dann auf einen geglaͤtteten
hoͤlzernen Baum gelegt, so daß die Fleischseite außen kommt, und puzt diese
mit einem breiten
scharfen Messer, damit alle Unebenheiten entfernt werden, und die Haut
gehoͤrig verduͤnnt wird. Hierauf wird die Haut wieder gewaschen, und
mit einem polirten Steine gerieben, und waͤhrend sie noch naß ist, mit dem
Lederbereiter-Oele, gewoͤhnlich Fisch-Thrane oder einer Mischung aus
Fischthran und Talg, gefettet. Man haͤngt sodann die Haut zum Troknen auf, wo
die waͤsserige Feuchtigkeit verduͤnstet, und das Oel, welches nicht
verduͤnsten kann, sich an die Stelle desselben in die Haut zieht, und tief in
die Poren derselben eindringt. Hierauf wird die Haut an der Sonne oder in einer
Trokenstube getroknet.
Leder-Schwaͤrzen. Auch dieß ist ein Theil der
Arbeit des Lederbereiters, die auf der Narbenseite vorgenommen wird, und bloß darin
besteht, daß man das Leder auf der Narbenseite mit einer Eisen-Aufloͤsung
behandelt, auf der Fleischseite aber mit einer Mischung aus Lampenschwarz und
Oel.
Saͤmisch-Leder (Shammoyed-Leather).
Dieß ist gewoͤhnlich Schaf- oder Reh-Fell, auf die gewoͤhnliche Weise
mit Kalk etc. zubereitet. Dieß giebt das gewoͤhnliche Waschleder, Hosenleder
etc., und die einzige Art, die, gefaͤrbt, sich waschen laͤßt, ohne daß
die Farbe wesentlich dabei litteDiesen hoͤchst mageren Artikel werden deutsche Leser aus ihrem alten
Beckmann oder aus Hermbstaͤdt's
Schrift ergaͤnzen koͤnnen. A. d. Ueb..
Gewoͤhnliches Stiefel-Leder wird, wie es meistens bereitet ist, immer von
Wasser durchdrungen, wo es der Naͤsse eine laͤngere Zeit uͤber
ausgesezt ist. Fischer, Jaͤger, und alle deren Beschaͤftigung oder
Langeweile sie auf nassen Boden treibt, lassen ihre Stiefel immer mit einem
Ueberschusse von irgend einem oͤligen oder harzigen Stoffe zubereitenEine zu wenig beruͤksichtigte Methode, Stiefel und Schuhe zu
verfertigen, durch welche das Wasser nicht so leicht durchdringt, ist diese,
daß man die Narbenseite des Leders an der Sohle, wie an dem Ueberleder nach
innen kehrt. Sie wird hier ohne Vergleich, mehr geschont, als wenn sie nach
außen gekehrt ist, wo sie so leicht abgerieben wird. So lang die Narbenseite
ganz bleibt, dringt so leicht nicht Wasser durch.A. d. Ueb..
Mischungen, um das Leder wasserdicht zu machen.
Die Enten-Jaͤger in Cambridgeshire und den benachbarten morastigen Gegenden
Englands bedienen sich folgender, (schon in Daniel's
Rural Sports angegebener Methode: Man schmilzt in einem
irdenen Napfe 1/2 Pfd. Talg, 8 Loth Schweinfett, 4 Loth Terpenthin und eben so viel
Wachs. Man troknet die Stiefel, macht sie durch und durch warm, und reibt sie mit
dieser Mischung mit einem alten aufgewundenen Taue so warm ein, als es die Hand
erleiden mag, oder haͤlt die Stiefel so lang uͤber ein maͤßiges
Feuer, bis das Leder die Mischung gaͤnzlich eingezogen hat. Eine andere
Mischung zu demselben Zweke, deren sich die Fischer bedienen, besteht aus Wachs,
Burgunder-Pech und Terpenthin, von jedem 4 Lothe; Talg 8 Lothe; oder, aus 1/2 Pfd.
Bienen-Wachs, 1/4 Pfd. Harz, und 1/4 Pfd. Rindsnieren-Fett. In jedem Falle
muͤssen aber die Stiefel vollkommen troken seyn, und die Mischung muß warm
aufgetragen werden:
Wir muͤssen nun nur noch in Kuͤrze der vornehmsten
auslaͤndischen Lederarten erwaͤhnen, obschon die
Gaͤrbungs-Methode selbst in allen Laͤndern beinahe dieselbe ist.
Die Bereitung des echten Maroquin (Morocco Leather), wie es zu Fez und Tetuan aus Ziegenfellen bereitet wird,
hat Hr. Broussonet
Im Originale heißt es irrig Brouffonet.A. d.
Ueb. (der beruͤhmte Botaniker im Bulletin des Sciences auf folgende Weise beschrieben. Die Felle werden
zuerst gereinigt, enthaart, dann in Kalk- und Treibbruͤhe beinahe auf
dieselbe Weise, wie wir es bei dem englischen Maroquin angegeben haben, behandelt.
Nachdem sie aus der Treibbruͤhe kommen, werden sie in ein zweites Bad
geworfen, welches aus weißen Feigen und Wasser bereitet wird, wodurch lezteres
schleimig und gaͤhrungsfaͤhig wird. In diesem Bade bleiben die Felle
vier bis fuͤnf Tage, und werden dann mit Stein-Salz allein (nicht mit Salz
und Alaun) tuͤchtig durchgesalzen, wo sie dann zum Faͤrben fertig
sind. Die rothe Farbe gibt man ihnen mit Alaun und Cochenille, die gelbe mit
Granataͤpfel-Rinde und Alaun. Die Felle werden dann gegaͤrbt,
zugerichtet, mit etwas Oel weich gemacht und getroknet.
Juften (Russia Leather).
In Rußland wird in verschiedenen Gegenden ganz vortreffliches Leder aller Art
bereitet. Die Bereitungs-Art des schoͤnen, wegen seiner Guͤte und
seines eigenthuͤmlichen Geruches allgemein bekannten, Juftens ist im III. B.
S. 514. des View of the Russian Empire von Hrn. Tooke ausfuͤhrlich beschrieben; wir muͤssen
unsre Leser hinsichtlich des Details, auf dieses Werk verweisen.Dieses Werk ist unsern deutschen Technikern, so viel wir wissen, nur wenig
bekannt. Wir wissen nicht einmal, ob eine deutsche Uebersezung hiervon
vorhanden ist.A. d. R. Die Haͤute werden (um ihre Zubereitung hier im Allgemeinen anzugeben)
zuerst in eine schwache alkalische Lauge gethan, damit das Haar abgeht, und dann auf
dem Baume geschahen: die Kalbleder werden dann mit Hundekoth und einem sauren
Hafermehl-Bade gebeizt, und hierauf mit großer Sorgfalt und unter fleißigem Umkehren
gegaͤrbt. Man bedient sich hier selten der Eichenrinde, sondern der schwarzen
Weide (black willoe
Diese Art ist nicht bestimmt angegeben.A. d. Ueb.), oder, wo diese nicht zu haben ist, der Birken-Rinde. Man faͤrbt sie
hierauf roth oder schwarz. Wenn sie roth gefaͤrbt werden sollen, wird die
Haut zuerst in Alaun-Wasser geweicht, und dann mit Brasilien-Holz gefaͤrbt.
Schwarz werden sie, wie gewoͤhnlich, mit Eisen-Aufloͤsungen
gefaͤrbt. Hierauf wird das Leder mit Birken-Theer bestrichen, wodurch es
seinen, so gepriesenen Geruch erhaͤlt (welcher Buͤcher, die in
dasselbe gebunden sind, vor den Verheerungen der Wuͤrmer schuͤzt), und
auf verschiedene Weise weiter bereitet. Die gestreifte oder gestriechelte
Oberflaͤche erhaͤlt es mittelst eines sehr schweren Stahl-Cylinders,
der mit Draht umwunden und daruͤber hingerollt wird.Das russische Leder verdankt seine Guͤte nicht bloß der russischen
Gaͤrbungs-Methode, sondern auch der urspruͤnglichen Gute der
Haut auf dem lebenden Thiere selbst. In Rußland kennt man keine
Stallfuͤtterung; die Thiere sind auf den Steppen der Natur
uͤberlassen, die in dem kalten hyperboraͤischen Klima dem
Rinde, wie dem Menschen, die Haut schon auf dem Leibe gaͤrbt. Wie die
russischen Fichten haͤrter sind, als die unsrigen, so ist auch die
russische Rinderhaut fester, als die unserer verweichlichten Rinder, die wir
mehr der Milch und des Fleisches, als der Haut wegen, ziehen.A. d. Ueb.
Saffian oder Maroquin.
Man gaͤrbt in Astracan und andern Gegenden des asiatischen Rußlands sehr guten
Saffian oder Maroquin. Man verwendet hierzu nur Boks- oder Ziegenfelle. Die
beliebtesten Farben an demselben sind roth oder gelb. Die Methode der Bereitung der
Bloͤssen ist im Allgemeinen dieselbe, wie bei uns bei dem gefaͤrbten
Maroquin (Marocco-LederDie Englaͤnder nennen Saffian Maroquin und Maroquin Marocco-Leder.A. d. Ueb.), naͤmlich, mit Kalk, Hundekoth, und Kleien-Absud. Auch Honig braucht
man zum Treiben. Der Honig wird im warmem Wasser aufgeloͤset, und etwas von
dieser Fluͤssigkeit auf jedes Fell gegossen, welches so lang uͤber
hoͤlzerne Mulden ausgebreitet bleibt, bis aller Honig eingesogen ist. Hierauf
laͤßt man es ungefaͤhr drei Tage lang gaͤhren, und salzt es mit
starker Salz-Aufloͤsung, und haͤngt es zum Troknen auf. Nun kann das
Fell gefaͤrbt werden; wenn es roth werden soll mit Cochenille und Salsola ericcides, einer Kali-Pflanze, die auf den
Steppen der Tartarei haͤufig waͤchst: diese Farbe wird dann mit Alaun
ausgefaͤrbt, und nach dem Faͤrben wird das Fell mit Sumach
gegaͤrbt. Zu dem feinsten Roth nimmt man in dem Cochenill-Bade zugleich etwas
Sauerklee, und vollendet hierauf die Gaͤrbung mit Gallaͤpfeln, statt
mit Sumach, wodurch die Farbe so dauerhaft wird, als das Leder selbst. Die Streifen,
die man an der Oberflaͤche dieser Felle immer wahrnimmt, werden denselben
mittelst einer Art von schwerem eisernen Rechen mit stumpfen Zaͤhnen gegeben.
Die gelben Saffiane werden mit den Beeren einer Art Rhamnus gefaͤrbt (wozu man die Grains
d'Avignon eben so gut brauchen kann, wie es auch in andern Laͤndern
geschiehtEben so gut schwerlich, als die orientalischen (persischen) Kreuzbeeren,
deren botanischen Ursprung wir noch nicht genau kennen, wenn wir auch
wissen, daß sie von einer der vielen Rhamnus-Arten kommen.A. d. Ueb.), oder mit den Blumen der wilden KamilleWilde Kamille? Wir haben keine zahme. Wahrscheinlich ist es die Anthemis tinctoria.A. d. Ueb..
Das sonderbare und schaͤzbare Leder, das unter dem Nahmen Schagrehn vorkommt, wird beinahe ausschließlich zu
Astracan von Tataren und Armeniern verfertigt. Zu dieser Art von Leder kann man nur
Pferde- und Esels-Haͤute benuͤzen, und von diesen nur ein kleines
Stuͤk von dem Kreuze gegen den Ruͤken. Dieses Stuͤk wird
unmittelbar uͤber dem Schweife in einer halbkreisfoͤrmigen Form
ungefaͤhr 34 Zoll auf dem Kreuze und 28 laͤngs dem Ruͤken
ausgeschnitten, dann zuerst in Wasser geweicht, bis das Haar los wird, hierauf
geschahen; dann wieder eingeweicht, und wieder geschahen, und zwar so duͤnn,
daß es an Dike eine im Wasser eingeweichte Schweinsblase nicht uͤbertrifft,
wo dann aller fremdartige Stoffwegkommt, und nur eine reine haͤutige
Bloͤsse uͤbrig bleibt. Hierauf wird das Stuͤk uͤber
einen Rahmen fest gespannt, und gelegentlich befeuchtet, damit kein Theil desselben
ungleich einschrumpft. Hieraufwerden die Gestelle so auf ein Floͤz gelegt,
daß die Fleischseite nach unten kommt, und die Narbenseite wird mit den glatten
schwarzen harten Samen des Chenopodium album
uͤberstreut (Alabuta genannt), worauf ein Filz
kommt, so daß die Samen in die weiche feuchte Haut tief eingetreten werden
koͤnnen. Hierdurch erhaͤlt der Schagrehn jene eigenthuͤmliche,
rauhe, getuͤpfelte Oberflaͤche, die ihn so sehr auszeichnet. Die
Haͤute werden nun auf den Rahmen sammt den Samen, die noch in ihnen steken,
langsam im Schatten getroknet, bis die Samen sich ohne alle Gewalt abbeuteln lassen,
und die Haut eine hornartige harte Masse bildet, an welcher die Narbenseite
punktweise tief eingedruͤkt ist. Nun kommt sie auf einen, mit Wolle bedekten,
festen Blok, und wird mit zwei oder drei eisernen Instrumenten (deren Form hier
keiner Beschreibung bedarf) stark abgeraspelt, bis die ganze Narbenseite weggepuzt
ist, so daß die Eindruͤke der Samen nur seicht und vollkommen
gleichfoͤrmig sind. Hierauf wird sie erweicht, zuerst in Wasser, dann in
alkalischer Lauge, und warm und naß in Haufen uͤber einander gelegt, wodurch
die von den Samen niedergedruͤkten Theile wieder ihre Elasticitaͤt
gewinnen, und, da sie durch das Wegpuzen nichts an Substanz verloren haben, wieder
so hoch aufsteigen, als die abgepuzten Theile ehevor standen. SoEs ist sonderbar, daß dieses, hier auf das Leder angewendete, Verfahren,
durchaus demselben aͤhnlich ist, welches Hr. Straker zur erhabenen Arbeit auf Holz angewendet hat. A. d. O.
(Vgl. Polyt. Journ. B. XVI. S. 528.)
entsteht das
koͤrnige Ansehen, der dem, wie mit emporragenden Koͤrnern
uͤbersaͤeten, Schagrehn eigen ist. Nun wird
die Haut gesalzen und gefaͤrbt.
Die schoͤne gruͤne Farbe gibt man dadurch, daß man die Fleischseite mit
gesaͤttigter Salmiak-Aufloͤsung traͤnkt, und mit Kupfer-Feile
uͤberstreut, dann so aufrollt, daß die Fleischseite nach innen kommt, und
jede Haut einzeln mit schweren Gewichten belegt. Wenn die Haut 24 Stunden lang so
gelegen ist, hat der Salmiak Kupfer genug aufgeloͤst, um die Haut mit der
angenehmen meergruͤnen Farbe zu durchdringen. Man wiederholt diese Operation
noch ein Mal, um der Farbe mehr Koͤrper zu geben.
Blauer Schagrehn wird mit Indigo gefaͤrbt, der,
mittelst Kalk, Honig, und unreiner Sodalauge aufgeloͤst wird. Schwarzer Schagrehn wird mit Gallaͤpfeln und Vitriol
gefaͤrbt. Zulezt werden die Haͤute mit Thran und Talg zugerichtetUeber Gaͤrbematerialien, Lederbereitung, Juften- und
Maroquin-Fabrikation u.s.w. findet man im polyt. Journal B. II. S. 163. 251. B. IV. S. 78. B. VII. S. 119. 179. 180. 183. 186. 187. 193. B. X. S. 379. B. XI. S. 385. 503. B. XII. S. 382. B. XIII. S. 210. 342. 424. B. XIV. S. 257. B. XV. S. 253. 257. 422. 429. B. XVI. S. 47. 134. 211. 356. B. XVII. S. 238. noch naͤhere
Belehrungen.D..