Titel: | Gewisse Verbesserungen in der Weise Perlmutter zuzubereiten, und zu verarbeiten, vorzüglich für lakirte Waaren und andere Artikel, auf welchen man dieselben anzuwenden pflegt, worauf Aaron Jennins und Joh. Betteridge, beide Lakirer Sr. Majestät zu Birmingham, sich am 29. März 1825 ein Patent ertheilen ließen. |
Fundstelle: | Band 19, Jahrgang 1826, Nr. X., S. 45 |
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X.
Gewisse Verbesserungen in der Weise Perlmutter
zuzubereiten, und zu verarbeiten, vorzuͤglich fuͤr lakirte Waaren und
andere Artikel, auf welchen man dieselben anzuwenden pflegt, worauf Aaron Jennins und Joh. Betteridge, beide
Lakirer Sr. Majestaͤt zu Birmingham, sich am 29. Maͤrz 1825 ein Patent ertheilen
ließen.
Aus Gills technical Repository. October 1825. S.
229.
Gewisse Verbesserungen, Perlmutter zuzubereiten.
Diese Verbesserungen bestehen in Folgendem. Die Muschel wird
vorlaͤufig durch Feilen, Schleifen, Reiben und auf andere schikliche Weise in
flache Platten von ungefaͤhr 1/4, in einigen Faͤllen von 1/100 Zoll
ausgearbeitet. Hierauf werden mittelst eines Pinsels die Formen, Gestalten oder
Buchstaben, welche man aus dem Stuͤke Perlmutter zu erhalten wuͤnscht,
entweder mit Asphalt Aufloͤsung in irgend einem wesentlichen Oehle oder in
Terpenthingeist, oder mit Harz in demselben Aufloͤsungs-Mittel, mit Wachs,
mit Firniß oder mit irgend einem anderen schicklichen Materiale, welches die
Einwirkung der Saͤuren auf die damit bedekten Theile hindert,Eine Aufloͤsung von schwarzem Siegellak in Weingeist dient hierzu
trefflich.A. d. Ueb. auf dieses Stuͤk Perlmutter gezeichnet. Nachdem diese aufgetragenen
Zeichnungen troken geworden sind, uͤberfaͤhrt man sie mit einem Pinsel
wiederholt mit starker salpeteriger oder mit einer anderen geeigneten Saͤure
solang, bis die auf diese Weise gezeichneten Formen durch die Aezung herausgebissen
werden, und frei da stehen. Dann waͤscht man den Asphalt, das Harz oder
uͤberhaupt die Dekfarbe, die man gewaͤhlt hat, mittelst
Terpenthingeistes oder eines anderen Aufloͤsungsmittels weg, und die
gezeichneten Figuren oder Zierrathen sind fertig.
Man kann auch noͤthigen Falles, die ganze Oberflaͤche der
Perlmutter-Muschel mit einem Aezgrunde bedeken, oder mit irgend einem Mittel,
welches der aͤzenden Einwirkung der Saͤuren zu widerstehen vermag, und
hierauf mit der Aeznadel die Umrisse der Figuren in denselben zeichnen, und dann wie
oben angegeben wurde, mit starken Saͤuren uͤberfahren. Eben so kann man auch mit dem
Asphalte oder mit irgend einem Dekmittel diejenigen Stellen bedeken, welche auf der
auf obige Art gebildeten Figur hervorragen sollen, und dann die uͤbrigen
Theile so lang mit Saͤure behandeln, bis die verlangte Wirkung zum Vorscheine
kommt.
Nachdem auf obige Weise die Perlmutter-Platten bis auf ein Achtzigstel- oder
Hundertelzoll verduͤnnt und die Figuren oder Zierrathe darauf gezeichnet, und
mit einem Federmesser oder mit irgend einem scharfen schneidenden Werkzeuge
ausgeschnitten wurden, werden sie auf verzinntes Eisenblech, Schiefer, Marmor etc.
aufgelegt.
Wenn mehrere Figuren, Zierrathe oder Buchstaben von derselben Form verfertigt werden
sollen, und von derselben Groͤße, nehmen wir 6 bis 12 solche 1/80 bis 1/100
Zoll dike, Platten, kleben sie mit Leim, Gummi oder irgend einem Kitte an einander,
troknen sie, und zeichnen auf das oberste Stuͤk die verlangten Figuren. Diese
Blaͤttchen werden dann in einen Schraubstok gebracht, und mittelst
Saͤgen, Bohrern, Feilen in die gezeichnete Figur ausgearbeitet. Nachdem dieß
geschehen ist, wird der Leim oder Kitt entweder mit Wasser oder mit Alkohol
aufgeloͤst, und die Plaͤttchen werden los und koͤnnen eingelegt
werden.
Hr. Gill bemerkt, daß auf diese Weise, da der Pinsel an
die Stelle der Feile tritt, Arbeiten aus Perlmutter jezt verfertigt werden, die
einen Grad von Schwung und Leichtigkeit besizen, wovon man bisher kein Beispiel an
diesem so gebrechlichen Stoffe gesehen hat.
Der Uebersezer verwahrt einige Perlmutterstuͤke, auf welche Zeichnungen nicht
bloß eingeaͤzt, sondern die eingeaͤzten Linien mit einem schwarzen
Firnisse eingelassen sind, so daß sie ganz wie Kupferstich auf Perlmutter aussehen.
Diese Erfindung ist also, insofern die Stuͤke von welchen er spricht, sehr
alt sind, nicht neu, und die HHrn. Patent-Traͤger moͤgen das Einlassen
der geaͤzten Linien mit schwarzem Firnisse noch als Nachtrag zu ihrem Patente
mitnehmen.