Titel: | Robert's Apparat, um in dichtem Rauche und in schädlichen Dämpfen arbeiten zu können. |
Fundstelle: | Band 19, Jahrgang 1826, Nr. XXXIX., S. 168 |
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XXXIX.
Robert's Apparat, um in
dichtem Rauche und in schaͤdlichen Daͤmpfen arbeiten zu
koͤnnen.
Aus dem London Journal of Arts. N. 58. S. 149.
(Im Auszuge.)
Mit Abbildungen auf Tab.
III.
Robert's, Apparat, um in dichtem Rauche arbeiten zu
koͤnnen.
Wir haben von diesem nuͤzlichen Apparate schon im polytechn. Journale
B. XVII. S. 167. gesprochen. Das
London-Journal liefert jezt eine Beschreibung und Abbildung dieses Apparates, so wie
er von dem Erfinder selbst verfertigt wurde. Der Apparat ist sehr tragbar, und kann
ohne viele Unbequemlichkeit Stunden lang auf dem Leibe behalten werden.
Er besteht aus einer Kappe, oder aus einem Hute von Leder, oder von irgend einem
luftdichten Stoffe. Die Kappe wird uͤber den Kopf gezogen, und um den Hals
herum fest gebunden, damit keine Luft von außen eindringen kann. Vorne an der Kappe
ist eine biegsame Roͤhre befestigt, um Luft unter dieselbe zu bringen, und
Mund und Nase zum Athemholen damit zu versehen. An dem unteren Theile der
Roͤhre ist ein Schwamm angebracht, durch dessen Oeffnungen die Luft
eindringen muß, um in die Kappe zu gelangen. Dieser Schwamm wird vor dem Eintritte
in den mit Rauch oder schaͤdlichen Daͤmpfen erfuͤllten Raum mit
Wasser gesaͤttigt, wodurch diese Daͤmpfe waͤhrend ihres
Durchganges durch den nassen Schwamm zersezt und gereinigt werden.
Tab. III. zeigt diese Kappe sammt Zugehoͤr von drei verschiedenen Seiten; Fig. 3, zeigt
sie, sammt der biegsamen Roͤhre, von vorne; Fig. 4, von der Seite, und
Fig. 5,
von der Seite im Durchschnitte; dieselben Buchstaben bezeichnen in allen drei
Figuren dieselben Gegenstaͤnde. Gewichstes Kalb-Leder dient am besten zu
dieser Kappe, die dann inwendig mit Handschuh- oder Waschleder, oder mit irgend
einem weichen Stoffe ausgefuͤttert ist, der mit Baumwolle unterlegt wird,
damit die Kappe so fest und weich als moͤglich, an der Stirne und an den
Baken anliegt, und nichts von der schaͤdlichen und verdorbenen Luft bis zur
Nase oder zum Munde gelangen kann.
aa, sind Oeffnungen zur Aufnahme fuͤr
Glaͤser, damit der Arbeiter bei seiner Arbeit sehen kann; ein Glas in der
Mitte wuͤrde hingereicht haben; es ist aber nicht so bequem. Die
Fuͤtterung rings
um diese Glaͤser muß dicht auf dem Gesicht aufliegen, damit der Athem sich
nicht an den Glaͤsern verdichten kann, und diese anlaufen macht. b, ist eine Art Ruͤssel oder Nasen-Stuͤk
vorne an der Kappe, an welchem die biegsame lederne Roͤhre, c, mittelst einer Verbindungs-Schraube, d, angeschraubt wird. An dem unteren Ende der
Roͤhre ist ein kegelfoͤrmiges Stuͤk, oder ein umgekehrter
Trichter angebracht, in welchem ein Schwamm, f, gelegt
wird, der die Oeffnung schließt: ein Ranft innerhalb dieses Trichters schuͤzt
den Schwamm gegen das Herausfallen. Die biegsame Roͤhre besteht aus einem
spiralfoͤrmig gewundenen Drahte, der mit Leder uͤberzogen ist, und ist
mit zwei Riemen versehen, mittelst welcher sie an die Weste des Arbeiters
eingeknoͤpft werden, und nach ruͤkwaͤrts geschlagen werden
kann, damit sie bei der Arbeit nicht hindert. g, ist ein
Mundstuͤk an dem Ruͤssel, welches mit einem Korkstoͤpsel
luftdicht geschlossen werden kann. Der Arbeiter kann es alsogleich oͤffnen,
wenn er in freie reine Luft kommt, z.B. bei einer Thuͤre, oder bei einem
Fenster, um frei athmen, oder um Huͤlfe rufen zu koͤnnen. h, ist eine Oeffnung in der Gegend der Ohren, die
gleichfalls mit einem Korkstoͤpsel geschlossen werden kann. Auch diese kann
der Arbeiter in reiner Luft oͤffnen, damit er besser hoͤrt: diese
Oeffnung ist jedoch nicht unumgaͤnglich nothwendig, und kann auch wegbleiben.
i, ist ein Riemen, um die Kappe fest um den Hals
anzulegen, was aͤußerst nothwendig ist, damit keine Luft von unten herauf in
die Kappe eindringen kann. k, ist ein anderer Riemen,
der ruͤkwaͤrts anliegt, um den gefuͤtterten Theil der Kappe
fest auf dem Gesichte aufliegen zu lassen.
Diese Kappe kann auch, außer um in Feuersgefahr mitten in den Rauch zu treten, zu
anderen Zweken benuͤzt werden, z.B. in Bergwerken oder unter anderen
Umstaͤnden, wo die Luft so schlecht ist, daß man in derselben nicht zu leben
vermag; in Fabriken, wo unter gefaͤhrlichen Effluvien gearbeitet werden muß,
wo die Luft giftige Theilchen enthaͤlt, wie bei dem Roͤsten und
Schmelzen gewisser Erze, bei dem Mahlen derselben, und gewisser Arzneykoͤrper
und chemischer Mischungen; bei der sogenannten Wasservergoldung; bei dem
Trokenschleifen der Nadeln etc.
Man muß jedoch bemerken, daß, obschon der mit Wasser befeuchtete Schwamm in den
meisten Faͤllen die gefaͤhrlichen Stoffe, die in der Luft enthalten
sind, kraͤftig genug zuruͤkzuhalten vermag, wie z.B. Schwefel und
Rauch, oder kleine trokene mineralische Theilchen, die sonst in die Lungen geriethen, in Bergwerken,
wo die Luft mit kohlensaurem Gase erfuͤllt ist, dieser Schwamm mit einer
alkalischen Feuchtigkeit benezt werden muß, um die Saͤure zu neutralisiren.
Seife und Wasser reicht in den meisten Faͤllen hin, und so muß auch
uͤberall, wo die Luft mit verderblichen chemischen Stoffen in Dampfgestalt
erfuͤllt ist, der Schwamm mit einer Fluͤßigkeit befeuchtet seyn, die
die verderblichen Einfluͤße derselben neutralisirt.
Roberts scheint zu seiner Erfindung durch die Bemerkung
geleitet worden zu seyn, daß, wenn man nasses Wollentuch vor den Mund haͤlt,
man den Wirkungen des kohlensauren Gases in den Bergwerken (choke damp) entgehen kann. Er sagt, daß, wenn andere Bergleute in der
Grube um ihn her, in Folge der Wirkung des kohlensauren Gases,
zusammengestuͤrzt sind, er sein flanellnes Hemd uͤber den Kopf, und
jenen Theil desselben, der von seinem Schweiße naß war, vor den Mund nahm, und
dadurch wohlerhalten aus der Grube kam. Eben diese Wirkung hatte er auch dann
wahrgenommen, wann er eine nasse wollne Kappe uͤber das Gesicht zog. Im
aͤußersten Falle wuͤrde ein nasses Tuch oder ein nasser Schwamm vor
das Gesicht gehalten, eine kurze Zeit uͤber, wenn man Menschen aus dem Rauche
zu retten hat, eben so gut nuͤzen.
Man muß ja nicht glauben, daß diese Vorrichtung dort Sauerstoff erzeugt, wo keiner
ist. Der nasse Schwamm wirkt bloß als Filtrum, welches die schaͤdlichen
Theile aufnimmt, und die dadurch gereinigte Luft zu den Lungen dringen laͤßt;
oder, wenn man eine chemische Aufloͤsung anwendet, zersezt er die
verderblichen Theile der Luft, und macht sie zum Athemholen tauglich. In tiefen
feuchten Lagen in den Bergwerken sind die schweren Gasarten zuweilen stillstehend,
wie ein Sumpf, und ohne alles Sauerstoffgas: in diesen, obgleich seltenen
Faͤllen, kann dieser Apparat wenig oder gar nicht nuͤzen; wo aber
immer etwas Sauerstoff vorhanden ist, koͤnnen die schaͤdlichen
Gasarten zersezt, und der Sauerstoff kann zum Athemholen gewonnen werden.
Dieser Apparat kostet, vollstaͤndig, ungefaͤhr 3 Pfd. Sterl. (bei uns
wird er kaum auf 8 fl. kommen). Viele Feuersbruͤnste wuͤrden
unterdruͤkt werden koͤnnen, wenn man sich in den Rauch wagen
duͤrfte, um dort Wasser hinzuschuͤtten, wo es gleich anfangs
noͤthig ist zu loͤschen. Man konnte also diesen Apparat mit zu den
Loͤschungs-Apparaten rechnen.