Titel: Ueber halbrunde Bohrspizen.
Fundstelle: Band 19, Jahrgang 1826, Nr. LXIX., S. 266
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LXIX. Ueber halbrunde Bohrspizen. Aus Hrn. Gill's technical Repository Sept. 1825. S. 231. Mit Abbildungen auf Tab. V. Ueber halbrunde Bohrspizen. Hr. Gill beruft sich in der Einleitung auf einen fruͤheren Aufsaz im 2. V. seines Repository, S. 125. uͤber Bohr-Instrumente, wo er von Rinman's Kanonen-Bohrer, und S. 125. von einer halbrunden Bohrspize sprach. (Polyt. Journal Bd. IX. S. 64 und S. 66.) Er bemerkt hier, daß Hr. Peter Keir ihn belehrte, daß diese Spizen, wie die Drehe-Meißel, ihre Kanten- oder Schneide-Winkel nach dem verschiedenen Metalle, welches gebohrt werden soll, verschieden zugerichtet haben muͤssen; daß geschlagenes Eisen einen ganz anderen Winkel fordert, als Gußeisen; daß, wenn die Bohrspize wakelt, oder zittert, dieses ein Zeichen ist, daß der Winkel zu spizig ist. Wenn auf der anderen Seite die Schiefe oder der Querwinkel zu groß ist, wird die Spize eine zu große Neigung haben, einen Kegel oder eine Vertiefung in den Mittelpunct des Bodens des Loches zu graben, und so nach und nach das Loch weiter, aber nicht vollkommen cylindrisch bohren, wie dieß der Fall waͤre, wenn sie gehoͤrig gebildet wuͤrde. Dieser Fehler muß durch Abschleifen der Spize, so daß sie ihre Schiefheit verliert, vermindert, oder sie muß einem rechten Winkel mit den Seiten der Spize naͤher gebracht werden. Fig. 33. zeigt eine dieser Spizen in Thaͤtigkeit; Fig. 34. vom Ende aus gesehen, und Fig. 35. von oben, a, ist die Bohrspize; b, ein Durchschnitt des Koͤrpers, der gebohrt werden soll, und in einer Drehebank befestigt und darin umgedreht werden muß. Ehe man die Bohrspize einsenkt, muß ein kegelfoͤrmiges Loch etwas weiter als dieselbe in der Mitte des zu bohrenden Koͤrpers vorgebohrt werden; die Spize wird dann leicht ihren Weg finden. Der Bohrer hat in seiner Mitte an dem entgegengesezten Ende ein Loch, und wird dadurch auf dem kegelfoͤrmigen Ende einer Drehbank-Schraube gestuͤzt, die allmaͤhlig gedreht wird, um die Bohrspize vorwaͤrts zu schieben. Der Bohrer selbst wird zugleich bei, d, festgehalten, damit er sich nicht drehen kann, und zwar entweder in den Baken einer Handschraube, oder auf irgend eine andere zwekmaͤßige Weise. Auf diese Weise wird, unter den fruͤher angegebenen Vorsichts-Maßregeln, die Bohrspize vorwaͤrts schreiten, und ein vollkommen gerades walzenfoͤrmiges Loch bilden, selbst wenn das zu bohrende Metall durch Luftblasen, die sich waͤhrend des Gusses bildeten, etwas ungesund waͤre etc. Die Laͤnge der halbwalzenfoͤrmigen Bohrspize betraͤgt gewoͤhnlich zwei bis drei Mahl den Durchmesser derselben; Hr. Keir ist der Meinung, daß dieses Verhaͤltniß hinreicht, um die geradlinige Richtung des Bohrloches zu erhalten. Der Stamm oder die Stange uͤber diesem halbwalzenfoͤrmigen Theile ist so gebildet, daß er fest genug wird, um sich nicht zu biegen, und bleibt ganz außer Beruͤhrung mit dem gebohrten Loche; er beruͤhrt nicht, wie der schwedische Bohrer, dasselbe an dem oberen Theile an zwei Stellen. Unsere Figur ist nach einem Bohrer gezeichnet, den Hr. Keir die Freundschaft hatte, uns zu dieser Absicht zu leihen; man kann sich also auf die Genauigkeit derselben verlassen. Hr. Jak. Perkins bildet eine halbrunde Bohrspize aus einem dichten Stahl-Cylinder, von dessen Ende er die Haͤlfte der Dike desselben wegnimmt; das Ende selbst formt er so zu, daß die gehoͤrigen Winkel fuͤr die Schneide entstehen, wie Fig. 36. zeigt (in welcher die punctirten Linien die urspruͤngliche Figur des Cylinders andeuten), und Fig. 37. und 38. Er sagt, daß, wenn der runde Theil des Cylinders in das gebohrte Loch eintritt, nichts mehr die Bohrspize aus ihrem geradelinigen Laufe zu bringen vermag. Um die bereits vorhandenen, gebohrten oder gegossenen oder auf irgend eine Weise gebildeten, Loͤcher zu erweitern, hat Hr. Joh. Evans, ein geistreicher Mechaniker in Wardour-Street, Soho, die Bohrspize dadurch verbessert, daß er derselben einen kleinen Ueberschuß uͤber einen Halbkreis, vielleicht den zwei und dreißigsten Theil eines Kreises, laͤßt, wie Figur 39. zeigt. Er bildet diesen Theil beinahe zur Schneide aus, indem er ihn an dem Ruͤken aushoͤhlt, wie Fig. 40. weiset. Einige ausgezeichnete Mechaniker fuͤttern den Ruͤken ihrer halbrunden Bohrspizen mit zugerundeten Stuͤken Holzes, die entweder in eine schwalbenschweiffoͤrmige Furche eingelassen, und darin mittelst Schrauben befestigt sind, wie in Fig. 41., oder bloß mit dem zugeflaͤchten Ruͤken des Bohrers in Beruͤhrung sind, und darauf mittelst Schrauben festgehalten werden, wie in Fig. 42. In diesem lezteren Falle erspart man bei großen Bohrern eine bedeutende Menge Eisens oder Stahles, und der schneidende Theil kann durch Haͤmmern, ehe er gehaͤrtet und temperirt wird, mehr verdichtet werden, als bei einer dikeren Masse nicht leicht moͤglich ist. Indessen ist dabei haͤufiges Erneuern des Holzes nothig, das sich leicht abnuͤzt, und da dasselbe walzenfoͤrmig, nach den Bohrern, zugedreht werden muß, so muß an dem Ende des Bohrers ein Central-Loch angebracht seyn, in welches der Kegel an dem Ende der Drehebank eindringen und sich daselbst stuͤzen kann, waͤhrend das Holz zugedreht wird. Wir haben gleich Anfangs die Nothwendigkeit gezeigt, die Winkel der schneidenden Kanten nach der Natur des zu bohrenden Koͤrpers zuzurichten, was nur durch wiederhohltes Zuschleifen des Endes der Bohrspize geschehen kann. Wir haben gefunden, daß mehrere Arbeiter das urspruͤngliche Loch in dem Mittelpuncte stehen lassen, nach welchem der Bohrer zuerst gebildet wurde, so daß etwas Stahl rings um dasselbe belassen wurde, wie in Fig. 43. und 44., wobei er festgehalten wird; bei anderen fanden wir aber dieses Loch beinahe oder gaͤnzlich durch das wiederholte Wegschleifett des Endes des Bohrers ausgemerzt. Um diesen lezteren Nachteil zu beseitigen, hat Hr. Ward, ein geistreicher Mechaniker in the Borough, eine Erhoͤhung von Stahl aufgesezt, die bedeutend in den. Koͤrper des Bohrers von seinem Ende an hinreicht, und zur Aufnahme des Central-Loches bestimmt ist, wie Fig. 45, 46 und 47. zeigt. Dieß geschieht mittelst einer runden eisernen Spize mit einem stachen Ende, die gegen den Mittelpunct des zu verfertigenden Bohrers noch rothgluͤhend angehalten wird, waͤhrend der Kopf von einem Gehuͤlfen so lang geschlagen wird, bis sich in der Mitte der stachen Seite des Bohrers eine kurze laͤngliche halbwalzenfoͤrmige Furche gebildet hat. Der auf diese Weise beseitigte Stahl hat dann einen Wulst oder einen Ring gebildet, der hoch genug ist, um das spaͤter zu bildende Central-Loch aufzunehmen; auf diese Weise kann das Ende des Bohrers wiederholt zugeschliffen werden, ohne daß das Central-Loch dadurch leidet. Man kann auch ein Central-Loch in einem Stahlbloke bilden, der in die flache Vorderseite des Bohrers eingeschraubt wird, wie Fig. 48. zeigt, und in diesem Falle kann man eine kegelfoͤrmige Furche in die Flache des Bohrers zur Aufnahme der Spize der Drehebank feilen, wie die Figur zeigt. Diese Instrumente koͤnnen auch zum Bohren anderer Loͤcher, als bloß walzenfoͤrmiger, benuͤzt werden. Fig. 49. zeigt einen halbrunden Bohrer von ' vorne, und Fig. 50. von der Seite, um Loͤcher, die etwas spizig zulaufend vorgebohrt werden, zur Aufnahme einer Schraube zuzurichten, wie Fig. 51. Man sieht, daß das untere Ende in Fig. 49. an der Bohrspize einen kleineren Durchmesser hat, um den Grund des gebohrten Loches zu einer weiblichen Schraube fuͤr Aufnahme der maͤnnlichen einzuschneiden. Fig. 52. zeigt einen halbrunden Bohrer des Hrn. Perkins zu kegelfoͤrmigen Loͤchern von der Seite, Fig. 53. von oben, und Fig. 54. von dem Ende her. Er ist, wie der oben beschriebene cylindrische Bohrer aus einem dichten Stahlcylinder und hat im Mittelpuncte ein Loch eingebohrt, das sich in einen hohlen Kegel endet. Nachdem er außen kegelfoͤrmig zugedreht wurde, wird seine halbe Dike weggefeilt, sein Ende in die gehoͤrigen Schneidewinkel zugefeilt, und dann gehaͤrtet und temperirt. Dieser Bohrer laͤßt sich wiederholt erneuern, indem man ihn wieder weich werden laͤßt, und dann in die erforderliche Form zudreht. Fig. 55. ist ein halbrunder kegelfoͤrmiger Bohrer, der dadurch gebildet wird, daß man einen Einschnitt in den Kegel macht, und die cylindrischen Theile ganz laͤßt. Dieses Bohrers bediente sich Hr. Keir zum Bohren der Klappen-Size bei den Injections-Pumpen an Bramah's hydraulischer Presse mit dem besten Erfolge. Bei, ee, wird ein flacher cylindrischer Ring gelassen, welcher den Bohrer hindert, zu tief einzudringen.

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