Titel: | W. Church's, Esq. zu Birmingham, verbesserter Bohrer, worauf derselbe am 4. November 1824 sich ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 19, Jahrgang 1826, Nr. XCIII., S. 367 |
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XCIII.
W. Church's, Esq. zu
Birmingham, verbesserter Bohrer, worauf derselbe am 4. November 1824 sich ein Patent ertheilen
ließ.
Aus dem London Journal of Arts, N. 56. 57. S.
1.
Mit Abbildungen auf Tab.
VII.
Church's verbesserter Bohrer.
Das London Journal hat bereits
fruͤher von diesem außerordentlichen Bohrer (Polytechn. Journ. B. XVI. S. 398.) Nachricht gegeben, und der
Leichtigkeit erwaͤhnt, mit welcher man mittelst desselben Loͤcher in
Holz bohren kann. Dieser Bohrer ist der Gegenstand des gegenwaͤrtigen
Patentes.
Er ist von jener Art Bohrer, die unter dem Namen amerikanischer oder Schraubenbohrer
bekannt sind, unterscheidet sich aber in mehreren wesentlichen Stuͤken von
denselben, namentlich durch seinen Central-Leitungsstift, und durch den Umstand, daß
er, wenn er durch anhaltenden Gebrauch stumpf geworden ist, wieder geschaͤrft
werden kann. Fig.
7. stellt diesen Bohrer dar, der mit der Hand oder mit dem Bogen
gefuͤhrt werden kann. Er besteht aus einer schnekenfoͤrmig gewundenen
Stahlplatte von eigener Form, die in einer schiefen Richtung mehrere Male um eine
runde Doke laͤuft, und zwischen ihren Windungen Zwischenraͤume
laͤßt, wie ein Korkzieher. Das untere Ende dieses Bohrers laͤuft in
zwei scharfe
schneidende Kanten aus, wovon die eine, welche horizontal schneidet, eine runde
Meißel-Schneide, die andere aber, welche senkrecht schneidet, eine Messerschneide
hat. Die Form der Stahlplatte, welche diesen Bohrer bildet, laͤßt diese
Kanten nach ihrer Form wezen, und auf jedem gewoͤhnlichen Schleifsteine
schleifen. Die Doke oder der Centralstift (einzeln dargestellt in Fig. 8.) laͤuft
mitten durch die Central-Windungen, und ist in dem Schenkel mittelst einer Schraube
befestigt. Das untere Ende dieses Stiftes bildet eine gewoͤhnliche
kegelfoͤrmige Holzschraube, die etwas unter den schneidenden Kanten
hervorragt, und den Bohrer in das Holz waͤhrend des Umdrehens bei dem Bohrer
hineinzieht.
Fig. 9.
zeigt die Stahlplatte im Durchschnitte oder von den Ende her gesehen. Der
Patent-Traͤger nennt die Figur desselben ein gemischtliniges Trapezoid
(mixtilinear Trapezoid) bestehend aus zwei
gleichen concaven Seiten, und zwei ungleichen parallelen im Verhaͤltnisse
voll Vier zu Eins, so daß die krummen Linien gleiche und sehr spizige Winkel mit
der laͤngsten geraden bilden.“ Die Breite der Platte muß
ungefaͤhr zwei Drittel des Durchmessers des vollendeten Bohrers betragen, und
die Dike derselben zwischen den parallellen Seiten ungefaͤhr die
Haͤlfte der Breite der breitesten Seite. Eine Stahlplatte von diesen
Dimensionen, lang genug um die Huͤlse des Bohrers zu bilden, wird an dem
Schenkel angeschweißt, und auf folgende Weise um die Doke gewunden.
Fig. 10.
stellt die hierzu noͤthige Maschine von der Seite dar; Fig. 11. zeigt dieselbe
von ihrem Ende gesehen, d.i., die Hintere Platte ist weggenommen, um die Walzen zu
zeigen, und die Art, wie sie gegen die Doke wirken, a,
ist das Gestell, auf welchem die Endstuͤke, die die Walzen und die Spindeln
tragen, befestigt sind. b, ist die Doke, um welche die
Stahlplatte gewunden wird, mit einer passenden spiralfoͤrmigen Furche, in
welcher die Stahlplatte liegen kann. An dem Ende der Doke befindet sich eine lange
Schraube, die in eine Schraubenbuͤchse, c, am
Ende des Hohlcylinders, d, eingreift. Die Doke und die
Schraube sind abgenommen von der Maschine, innerhalb des Durchschnittes des
Hohlcylinders in Fig. 12. dargestellt.
Am Ende der Achse des Hohlcylinders befindet sich ein Zahnrad, e, welches mittelst einer Kurbel und eines Triebstokes, f, in Bewegung gesezt wird. ggg, sind drei Walzen, welche in Schiebern laufen, die an ihren Enden mit
Stellschrauben, hh, versehen sind. An diesen Walzen
befinden sich drei Spindeln, ii, mittelst
allgemeinen Gefuͤges (universal pints) befestigt.
Die entgegengesezten Enden dieser Spindeln laufen in Schiebern an dem
Endstuͤke, k, und jede Spindel hat ein Zahnrad,
l, an ihrem Ende befestigt, das in den Zahnstok auf
der Achse der Trommel eingreift. Eine Stahlplatte, die entweder durch Druk- oder
Strekwerke, oder auf andere Weise die obige Form erhielt, wird nun an dem einen Ende
verduͤnnt und mit einem Einschnitte versehen, und dieses verduͤnnte
Ende derselben wird in eine Furche der Doke unter der Klammer, m, eingelassen, und daselbst befestigt, indem man die
obere Walze, g, niederlaͤßt, was durch das
Umdrehen des Griffes und des oberen Zahnrades, n,
geschieht.
Der Hohlcylinder, d, wird nun durch das Umdrehen der
Kurbel und des Triebstokes, f, in Umtrieb gesezt, und da
die Doke mit demselben durch einen Zahn innenwendig verbunden ist, so dreht sie sich
zugleich mit demselben. Da aber die Schraubenbuͤchse c, die die Doke umfaßt, fest steht, so macht der Schraubengang in der
Schraube die Doke in dem Hohlcylinder sich mitschieben, wodurch die Stahlplatte nach
und nach in die spiralfoͤrmige Furche gelangt, die um die Doke laͤuft,
so wie sie naͤmlich durch die Walzen, ggg,
vorgeschoben wird. Auf diese Art wird die walzenfoͤrmige, oder eigentlicher
spiralfoͤrmige. Huͤlse des Bohrers gebildet. So wie die Doke fortfahrt
sich zu drehen, kommt das vordere Ende der gewundenen Stahlplatte gegen den
Faͤnger, o, der sie in ihrem weiteren
Fortschreiten aufhaͤlt, und die Doke windet sich selbst, wie sie weiter fort
schreitet, aus dem Bohrer heraus.
Nachdem die spiralfoͤrmige Huͤlse des Bohrers auf diese Weise auf der
Doke gebildet wurde, bleibt ein gerader walzenfoͤrmiger Durchgang durch die
Mitte derselben zur Einfuͤhrung des Central-Leitungsstiftes, Fig. 8. Ehe man aber
denselben einfuͤhrt, muß das Ende der Huͤlse auf einem Schleifsteine
abgeschliffen werden, damit dasselbe die zwei oben erwaͤhnten Schneiden
erhaͤlt. Aus dem Querdurchschnitte der Platte, Fig. 9., erhellt, daß die
Platte eine breite und eine schmale flache Seite hat, die parallel gegen einander
stehen, und zwei concave Seiten, die gleich breit sind, und sehr spizige Winkel mit
der breiten flachen Seite bilden; daß folglich, wenn die Platte
schnekenfoͤrmig gewunden ist, und vertical gehalten wird, diese
Concavitaͤten unmittelbar uͤber einander seyn muͤssen, so daß
die Sehnen ihrer Bogen nach einem Puncte in dem Mittelpuncte des Bohrers Hinsehen. Die
obere concave Flaͤche der Stahlplatte ist daher als die hohle Seite eines
Meißels zu betrachten, an welchem man dadurch eine Schneide hervorbringen kann, daß
man den Stahl an der entgegengesezten Seite der Platte an dem Ende der Huͤlse
wegschleift in convexer Form, so daß diese mit der Hoͤhlung an der oberen
Seite correspondirt. Diese schneidende Kante steht daher beinahe in der Richtung
eines Halbmessers, mit ihrem aͤußeren Ende etwas nach aufwaͤrts
gebogen, und man muß bei dem Schleifen wohl Acht geben, daß der Stahl an dieser
Meißel-Schneide hinter der Kante derselben hinlaͤnglich weggenommen wird, um
den Meißel unter einem schneidenden Winkel in das Holz eingreifen zu lassen. Das
Messer, oder die umschreibende Kante der spiralfoͤrmigen Huͤlse wird
an dem aͤußeren unteren Winkel der Stahlplatte gebildet, indem man auf der
Kante eines Schleifsteines so viel von dem Stahle zwischen der Kante des unteren
Winkels und dem Mittelpuncte wegschleift, daß nur eine duͤnne scharf
schneidende Lippe an dem Umfange uͤbrig bleibt, jedoch mit der Vorsicht, daß
die umschreibende Kante etwas nach unten uͤber dem aͤußeren Winkel des
Meißels hervorsteht.
Es ist nun nur noch noͤthig beizufuͤgen, daß bei dem spaͤteren
Schleifen oder Scharfen dieselbe Methode befolgt werden muß, wie bei dem ersten, und
so kann der Bohrer bis auf die lezte Windung zugewezt werden, ohne daß er seine
Figur und Guͤte im Mindesten aͤndern wird. Nach dem Schleifen wird der
Central-Leitungsstift, wie Fig. 7. zeigt, eingesezt:
die Laͤnge der hervorstehenden Spize desselben wird durch das Einschrauben
des gegenuͤberstehenden Endes in den Schenkel bestimmt.
Dieser Bohrer fordert bei dem Bohren nicht die mindeste Gewalt, indem die
kegelfoͤrmige Holzschraube am Ende des Central-Leitungsstiftes ihn, so wie er
sich dreht, in das Holz einzieht, und die beiden schneidenden Kanten, die immer
scharf erhalten werden koͤnnen, mit solcher Leichtigkeit und in so
vortheilhafter Lage durch das Holz durchdringen, daß eine sehr geringe Kraft bei dem
Umdrehen desselben ein vollkommen rundes Loch bildet, und die Spaͤne oben bei
dem Loche heraustreibt, wie er weiter eindringt.