Titel: | Ueber verbesserte Beutel-Mühlen zum Mehl-Mahlen, von der Erfindung der HHrn. P. Blackmore und J. Ayton. |
Fundstelle: | Band 19, Jahrgang 1826, Nr. CIV., S. 483 |
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CIV.
Ueber verbesserte Beutel-Muͤhlen zum
Mehl-Mahlen, von der Erfindung der HHrn. P. Blackmore und J. Ayton.
Aus Hrn. Gill's technical Repository. Decbr.
1825. Auch im Repertory of Patent-Inventions. Jan. 1826. S. 26.
Mit Abbildungen auf Tab.
X.
Blackmore, uͤber verbesserte Beutel-Muͤhlen zum
Mehl-Mahlen.
Der große Vortheil, welchen das Beutel-Tuch bei Bereitung des
Mehles gewaͤhrt, hat jede Verbesserung an den Beutel-Muͤhlen zu einem
Gegenstande von hoher Wichtigkeit gemacht.
So wie die Beutel-Muͤhlen gegenwaͤrtig beschaffen sind, weichen sie
sehr wenig von einander ab; ihr Bau ist sehr einfach, und kuͤrzlich
folgender. Die Haupttheile derselben sind eine Art Haspels, welcher aus einer Achse
besteht, die an jedem Ende sechs gleich weit von einander entfernte Speichen hat. Auf
den Enden dieser Speichen sind sechs hoͤlzerne Schienen parallel mit der
Achse befestigt, die einen Haspel oder ein Gestell bilden, uͤber welches das
Beutel-Tuch gezogen, und an einem Ende dieses Gestelles mittelst einer Laufschnur
befestigt wird. An dem anderen Ende des Beutel-Tuches sind innenwendig sechs Augen,
welche in Einschnitte eingelassen werden, die sich an dem Ende einer jeden dieser
hoͤlzernen Schienen befinden.
Außen auf diesem so gebildeten Haspel sind sechs Schienen von Buchen-Holz (die
Klopfer, beaters) an dem Gehaͤuse befestigt,
innerhalb dessen der Haspel sich dreht: diese Schienen sind ungefaͤhr zwei
Zoll von dem Haspel, und da in jedem Ende ein Schrauben-Bolzen eingezapft ist, der
durch einen Einschnitt in dem Gehaͤuse nach der Richtung der Halbmesser
laͤuft, so koͤnnen sie jedes Mahl nach Bedarf der Umstaͤnde
gestellt werden.
Nachdem das Beutel-Tuch gehoͤrig befestigt wurde, wird das Mehl bei dem oberem
Ende in den Beutel gelassen, und, da der Haspel sehr schnell gedreht wird, wird das
Luch durch die Centrifugal-Kraft nach auswaͤrts getrieben, und
schlaͤgt an die Klopfer, wodurch das Mehl durch die Zwischenraͤume des
Beutel-Tuches durchgeschlagen, und auf die gewoͤhnliche Weise in dem
Beutel-Kasten gesammelt wird. Anfangs laͤßt das Beutel-Tuch das Mehl sehr
leicht durch; nachdem dasselbe aber einige Zeit uͤber gebraucht wurde,
verliert es einen Theil seiner Elasticitaͤt, und die Arbeit geht folglich
viel langsamer. Hr. J. Ayton, ein Muͤller von
Profession in Norfolkshire, hat in dieser Hinsicht eine sehr sinnreiche Vorrichtung
erfunden, auf welche er sich ein Patent geben ließ.Dieses Patent dd. 19. Februar 1825, ist im Repertory of Patent Inventions
ausfuͤhrlich beschrieben. Indessen ist die gegenwaͤrtige
fruͤhere Beschreibung von Hrn. Gill eben
so klar und vollstaͤndig. Diese Vorrichtung besteht in einer Reihe von Federn, welche mit einem
allgemeinen Gefuͤge (universal joint) verbunden
sind, welches, wenn es an einem gewoͤhnlichen Haspel angebracht wird, und
wenn das eine Ende des Tuches an den Federn befestigt wird, indem man
naͤmlich die Augen in die Haken bringt, welche sich an dem Ende einer jeden
Feder befinden, die Arbeit um beinahe 50 p. C. erleichtert. Hr. J. Ayton, und Hr. P. Blackmore,
Beutel-Tuchmacher zu
Wandsworth in Surrey, haben noch andere wohlberechnete Verbesserungen an den
Beutel-Muͤhlen angebracht, die die Aufmerksamkeit der Muͤller
verdienen, indem dadurch viel Beutel-Tuch erspart wird.Hr. Ayton bemerkt am Ende seines Patentes, daß,
waͤhrend mit einem gewoͤhnlichen Beutel in zwei Stunden 5 Saks
5 Stones 6 Pfund durchgebeutelt wurden, in seinem Patent-Beutel
waͤhrend eben dieser Zeit 8 Saks 12 Stones, 5 Pfund durchliefen.
Dieser Versuch ward oͤffentlich angestellt. Zeither beutelt er 4 Saks
in Einer Stunde durch. Sein Beutel-Tuch ist noch brauchbar, nachdem 783 Saks
durch dasselbe durchgebeutelt wurden. (Vergl. Repository a. a. O. S. 26)
Fig. 23.
zeigt in, AA, das Gestell eines verbesserten
Beutel-Kastens, an welchem die Thuͤrchen oder einschließenden Bretter
weggenommen sind, damit man den inneren Theil desto deutlicher sieht. BBBB, sind die Klopfer, die so eingerichtet sind,
daß sie augenbliklich, und selbst waͤhrend die Muͤhle im Gange ist,
gehoͤrig gestellt werden koͤnnen.
Fig. 24.
zeigt Fig.
23. vom Ende her gesehen. C, ist eine flache
Platte, oder ein eiserner Ring, der sich in einer Vertiefung in dem Hinterbrette
(tailboard) befindet, und daselbst durch die vier
Haͤlter (stays), aaaa, zuruͤkgehalten wird. In dieser Platte sind sechs excentrische
Furchen, bbbbbb, in welchen man sechs Bolzen mit
vierekigen Koͤpfen sieht, cccccc. Diese
Bolzen sind an dem anderen Ende gezapft, und werden in die Enden der Klopfer
eingeschraubt, nachdem sie vorlaͤufig durch die excentrischen Furchen, bbbbbb, und auch durch die sechs Einschnitte nach
der Richtung der Halbmesser in den Vorder- und Hinter-Brettern der Maschine, die
durch die punctirten Linien, dddddd, angedeutet
sind, durchgelassen wurden.
Auf dem Rande der eisernen Platte, oder des Ringes befinden sich Zaͤhne, die
in den Triebstok, e, eingreifen, welcher an dem Ende der
Spindel, f, befestigt ist. Die Lage und Stellung der
Spindel, f, sieht man am deutlichsten in Fig. 23. Da an dem
Vorderbrette (heardboard), eine aͤhnliche Platte
befestigt ist, so befindet sich auch ein aͤhnlicher Triebstok in der Nahe des
anderen Endes der Spindel, f, bei g, wo diese, zur Aufnahme einer Kurbel, vierekig ist, und dadurch gedreht
wird. So oft also die Spindel, f, in einer
gehoͤrigen Lage gedreht wird, werden die daran befestigten
Triebstoͤke, welche in die Zaͤhne der eisernen Platten oder Ringe, C, eingreifen, diese zum Theile in Umlauf sezen, und die
exentrischen Furchen werden auf die Bolzen wirken, die in die Enden der Klopfer
eingeschraubt sind, und dieselben folglich nach Umstaͤnden ausbreiten oder
zusammenziehen.
D, ist die eiserne Achse eines Faͤchers oder
einer Schwinge von 1 1/8 Zoll im Gevierte, die ihrer Form nach, der Achse eines
gemeinen Haspels aͤhnlich ist, und an welche die Kraft auf dieselbe Weise,
wie bei dem Haspel, angebracht wird. Auf dieser Achse sind die beiden Fahnen, h und i, angebracht, deren
jede vier unter einem rechten Winkel befestige Arme, kk, hat.
Auf diesen Armen sind vier Stuͤke russischer Doks (Rusia duck) angebracht, von welcher man zwei in, ll, sieht. Diese wirken als Faͤcher, wenn
das Beutel-Tuch daruͤber gezogen ist, und die Maschine in Gang gebracht
wird.
E, ist ein Rand, wie er an den Haspeln
gewoͤhnlich ist, auf welchem das Beutel-Tuch mittelst einer Laufschnur, oder
sogenannten Zuges indem oberen Leder befestigt ist. Drei halbkreisfoͤrmige
Arme (deren man vier, mmmm, hier sieht), verbinden
diesen Rand, E,Er ist im Originale nicht bezeichnet. A. d. Ueb. mit der Fahne, i, und bilden, ein Gestell,
uͤber welches man ein Nez befestigen kann, das zur gleichfoͤrmigen
Verbreitung des Mehles uͤber die innere Flache des Beutel-Tuches dient, und
dadurch die Wirkung aller Theile des Beutel-Tuches gleichfoͤrmig macht,
waͤhrend die Faͤcher oder Schwingen die Luft in lebhafter Bewegung
erhalten, was sehr viel dazu beitraͤgt, das Mehl durch die Maschen des
Beutel-Tuches zu treiben.
Fig. 25. ist
ein Grundriß von Ayton's Patent-Feder, oder Vorrichtung
dem Beutel-Tuche Elasticitaͤt, zitternde Bewegung und bleibende Spannung zu
geben. FGH, sind drei concentrische
walzenfoͤrmige Ringe, welche ein allgemeines Gefuͤge bilden, und zwar
mittelst der vier Schrauben, nn und oo. Der Mittelring oder Stiefel, H, hat eine vierekige Oeffnung in sich, um die eiserne
Achse des Haspels, oder der Fahne in dieselbe einpassen zu koͤnnen, die 1 1/8
Zoll im Gevierte hat: wenn diese daselbst eingepaßt ist, kann sie an irgend einer
schiklichen Stelle mittelst der zwei Stellschrauben, pp, befestigt werden. Wenn man eine kleinere Achse braucht, als diese
Oeffnung, muß man sehr
dafuͤr sorgen, ein duͤnnes Stuͤk Eisen von der halben Dike der
ersparten Weite den Spizen der Schraube gegenuͤber so zu befestigen, daß die
Achse vollkommen in der Mitte erhalten wird, was unumgaͤnglich nothwendig
ist.
qqqqqq, sind sechs elastische Federn oder Arme,
die in den aͤußeren Ring, F, eingenietet sind;
das Ende einer jeden dieser Federn bildet einen breiten Haken, ist glatt, und dient
zur Aufnahme der Augen, die an dem Hinteren Leder (tail-leather) des Beutel-Tuches angebracht sind.
Fig. 26.
zeigt Fig.
25. von der Seite: dieselben Buchstaben bezeichnen dieselben Theile, insofern
man diese sehen kann.
Fig. 27. ist
ein Durchschnitt von Fig. 25. nach der Linie,
rs.
Nachdem diese Feder auf der Achse angebracht wurde, und die Augen in die Haken
eingehenkt wurden, wird eine statt und gleichfoͤrmige Spannung erhalten,
wodurch eine ununterbrochen zitternde Bewegung erzeugt wird, was die Wirkung des
Beutel-Tuches sehr vermehrt. Wenn das Tuch mit der Zeit eingeht, laͤßt sich
die Feder auf der Achse nach Maßgabe dieser Verkuͤrzung schieben.
Obschon hier ein Nez (duck) zur Fahne empfohlen wird,
kann dasselbe auch wegbleiben, ohne daß dadurch die uͤbrigen Vorrichtungen
weniger kraͤftig wirkten.