Titel: | Verfahren zum Gärben und Zurichten der sogenannten Kalbfelle mit dem Haare, und Methode sie so zu schweifen, daß sie zu Stiefeln und Schuhen aller Art taugen; von Hrn. Paillard-Vaillant. |
Fundstelle: | Band 19, Jahrgang 1826, Nr. CIX., S. 500 |
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CIX.
Verfahren zum Gaͤrben und Zurichten der
sogenannten Kalbfelle mit dem Haare, und Methode sie so zu schweifen, daß sie zu
Stiefeln und Schuhen aller Art taugen; von Hrn. Paillard-Vaillant.
Aus der Description des Brevets d'invention; im
Bulletin de la
Société d'Encouragement. N. 257. S.
370.
[Paillard-Vaillant's Verfahren zum Gaͤrben und Zurichten der
sogenannten Kalbfelle mit dem Haare.]
Die Haͤute werden, sobald sie aus der
Schlaͤchterei kommen, gut ausgewaschen und abgespuͤlt; sie werden dann
mit dem Streichmesser auf dein Schabebaume bearbeitet, und hieraus mit großer
Sorgfalt abgerieben, damit die Haare nicht ausfallen.
Nach diesen Operationen werden die Haute, statt wie gewoͤhnlich, im Pulver von
Eichenrinde gelegt zu werden, frei in einen, aus dieser Rinde gezogenen Saft
getaucht; man nimmt sie zwei Mahl des Tages heraus, troknet dieselben jedes Mahl
mittelst einer Presse, und legt sie, um sie abzureiben, was immer mit derselben
Vorsicht zu geschehen hat, in eine Wanne. Hierauf taucht man sie wieder in einen
Saft, dessen Staͤrke alle zwei Tage vermehrt wird, und wiederholt alle die
vorhergehenden Operationen, bis die Gaͤrbung vollendet ist, was in weniger
als 6 Wochen erfolgt.
Die vollkommen gegaͤrbten Haute werden, wenn sie aus der Presse kommen, wieder
auf den Schabebaum gebracht, wo man mit dem Messer das grobe Fleisch wegnimmt,
welches durch das Garben aufgetrieben wurde; hierauf werden sie mit der angegebenen
Vorsicht abgerieben, und dann auf einem Marmor ausgespannt, auf dem sie gut
abgespuͤlt und getroknet werden. Ist dieß geschehen, so werden die Haute mit
dem Niorter-Fette, mit Fischthran und Talg gespeist, und dann sehr
sorgfaͤltig auf Einander gelegt; in diesem Zustande laßt man dieselben einige
Tage, damit die Narbenseite gut gespeist wird; hierauf werden sie getroknet,
abgerieben, gekrispelt, gegen den Strich gebuͤrstet, und zulezt mit der
Schlichtklinge zugerichtet, und mit englischer Wichse gewichst.
Um eine Haut zu schweifen, nimmt man die, zu einem Stiefel noͤthigen
Stuͤke; diese Stuͤke werden auf einen Tisch gelegt, und mittelst eines
Fadens, der sich zieht, geschweift. Diese schwierige Operation verlangt viele
Sorgfalt, weil man durch die Haare gehindert ist; die Stuͤke werden dann auf ein Holz von der Form
des Fußes gebracht, und zulezt, wie alle aus Kalbleder geschweifte Schafte, welche
man taͤglich anwendet, behandelt.