Titel: | Gewisse Verbesserungen an Kunst- oder sogenannten Maschinen-Stühlen zum Weben verschiedener Arten figurirter Stoffe sowohl aus Seide, aus Baumwolle, Flachs, Wolle oder anderen Stoffen, oder aus Mischungen obiger Materialien (ein Theil dieser Verbesserungen ist auch bei Handstühlen anwendbar), worauf Joh. Potter, Spinner und Fabrikant zu Smedley, bei Manchester, sich am 23. Mai 1825 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 19, Jahrgang 1826, Nr. CXX., S. 546 |
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CXX.
Gewisse Verbesserungen an Kunst- oder sogenannten
Maschinen-Stuͤhlen zum Weben verschiedener Arten figurirter Stoffe sowohl aus
Seide, aus Baumwolle, Flachs, Wolle oder anderen Stoffen, oder aus Mischungen obiger
Materialien (ein Theil dieser Verbesserungen ist auch bei Handstuͤhlen
anwendbar), worauf Joh.
Potter, Spinner und Fabrikant zu Smedley, bei
Manchester, sich am 23. Mai 1825 ein Patent
ertheilen ließ.
Aus dem London Journal of Arts. December 1825. S.
293.
Mit Abbildungen auf Tab.
XI.
Potter's, Verbesserungen an Kunst- oder sogenannten
Maschinen-Stuͤhlen zum Weben verschiedener Arten figurirter Stoffe.
„Die Erklaͤrung dieses Patentes ist sehr lang,“ sagt das
London Journal,
„und mit sehr gut ausgearbeiteten Zeichnungen versehen, die jeden Theil
und jede Operation eines Kunst-Stuhles (etwas anders als bei den bisher bekannt
gemachten Kunst-Stuͤhlen [Vergl. Bowman's
Patent Bd. II. S. 161. Polytechn. Journ. Bd.
XV. S. 43.]) einzeln darstellen; da aber der Patent-Traͤger
nicht Anspruch auf Erfindung dieser Theile macht, und seine Rechte bloß auf
einige Verbesserungen beschraͤnkt, so wollen wir den Bau und die Wirkung
dieses Stuhles nur im Allgemeinen bezeichnen, und dann die Natur und den Zwek
dieser Verbesserungen beschreiben.“
Sobald das Repertory of Patent-Inventions dieses
Patent und die Zeichnungen mittheilen wird, werden wir sie fuͤr
unsere Leser nachtragen. A. d. R.
„Fig.
1. zeigt den Stuhl mit seinen Verbesserungen vom Ende her
gesehen,“ (von der Seite, wie es scheint). „Die
Kettenfaden, a, welche der Laͤnge nach durch
den Stuhl laufen, laufen von den Kettenbaͤumen, bb, uͤber die Baͤume, cc, zu den Werkbaͤumen, d, auf welchen das Stuͤk, so wie es
verfertigt ist, aufgerollt wird; die ersteren lassen die Kettenfaden nach. e, ist die Lade mit dem Rietblatte, die sich in den
Armen, f, schwingt, und in welcher die
Schuͤze mit dem Eintrage durch die Stangen, g, hin und her geschnellt wird. Die Schwingungen der Lade werden durch die
Arme, h, erzeugt, welche mit einer Kurbel an der
Hauptachse, i, in Verbindung stehen. Die Achse wird
mittelst eines Laufriemens und einer Trommel gedreht, welche durch irgend eine
Triebkraft in Umlauf gesezt werden, und bringt alle uͤbrigen Theile des
Stuhles in Thaͤtigkeit. Mittelst dieses Stuhles sollen nun figurirte
Zeuge aus allen Arten von Stoffen verfertigt werden.
Eine Reihe von Augen (Hedeln, Heddles or helds), kk, sind auf Schnuͤren aufgezogen, welche
an den oberen und unteren Hebeln, l und m, befestigt sind; so wie die Hebel steigen und fallen,
steigen die Augen mit denjenigen Faden, welche durch dieselben durchlaufen, auf und
nieder zwischen jedem Wurfe der Schuͤze. Die Lage der Faden der Kette
uͤber oder unter dem Eintrage bildet die Figur, und diese Lage wird durch die
Augen bewirkt.
Die Vorrichtung, durch welche die Hebel bewegt werden, ist derjenigen sehr
aͤhnlich, die man an Orgelbauern findet, und hat auch Aehnlichkeit mit der
Theorie des Lyoner Stuhles, n, ist ein Cylinder oder
eine Trommel, deren Umfang von einer Menge kreisfoͤrmiger Linien umschrieben
ist, die mit der Zahl und der Lage der krummen Hebel, m,
correspondiren; sie ist auch der Laͤnge nach in eben so viele gerade gleich
weit entfernt stehende, mit der Achse parallel laufende, Linien getheilt, als die
Zahl der zur Vollendung der Zeichnung noͤthigen Wuͤrfe der
Schuͤze betraͤgt (48). An jedem Durchschnitte dieser Linien ist ein
Loch, um einen Stift in dasselbe steken zu koͤnnen, und die Stellung dieser
Stifte im Cylinder, n, dient zum Ablesen der Muster in
dem Stuhle auf eine aͤhnliche Weise, wie bei einem Orgelbauer.
Auf derselben Achse muͤssen sich zwei solche Cylinder befinden; die Achse wird
von den Armen, o, getragen, welche das Schwung-Gestell
heißen, und mit den Stiften auf dem einen Cylinder muͤssen die Nieten (blanks) auf dem anderen correspondiren, und umgekehrt.
An der Hauptachse, i, befindet sich ein excentrisch
gefurchtes Rad, p, welches sich mit derselben dreht, und
in diesen excentrischen Furchen laͤuft eine kleine Reibungs-Rolle, die mit
dem stellbaren Arme des Schwung-Rahmens, o, in
Verbindung steht. Wie das excentrische Rad, p, um den
Schwing-Rahmen herumlaͤuft, steigen und fallen die Muster-Walzen, n, und waͤhrend des Fallens schlagen die Stifte
der Muster-Walzen gegen die Stifte der gekruͤmmten Hebel, m, und machen, daß die Augen gewisse Faden niederziehen,
waͤhrend diejenigen Hebel, die den Nieten des Cylinders, n, gegenuͤber stehen, oben bleiben, oder, mit
anderen Worten, die correspondirenden Stifte des anderen oder des Central-Cylinders
heben sie. Und so werden die einen Hebel gehoben, und die anderen gesenkt, um das
Muster zu bilden.
Bei jeder Umdrehung der Hauptachse, i, stoͤßt ein
Treiber, r, der von einer Kurbel und einer Stange in
Bewegung gesezt wird, das Rad, s, (das Muster-Rad), um
einen Zahn vorwaͤrts, und da dieses Rad auf der Achse, n, befestigt ist, so treibt es auch die Walzen, und sezt die
naͤchste Reihe von Stiften in Thaͤtigkeit, so daß sie auf die Hebel
gehoͤrig wirken, und den Augen eine neue Stellung geben koͤnnen, um
aus der Kette die Fortsezung des Musters zu bilden. Um die Wirkung der Hebel, m, nach aufwaͤrts zu beschraͤnken, bedient
man sich eines Gewichtes oder einer Stange, t, die an
jedem Ende mit Armen verbunden ist, und auf den Hebeln liegt, deren Aufsteigen sie
folglich hindert.
Der Patent-Traͤger nimmt als seine Erfindung in Anspruch: 1) das Rad mit den
excentrischen Furchen, p; 2) den Schwing-Rahmen, c, sammt Zugehoͤr; 3) das Muster-Rad, s, und 4) das Gewicht oder die Balancir-Stange, t.
Diese Verbesserungen sind, mit Ausnahme des excentrischen Rades, auch bei
Handstuͤhlen anwendbar.