Titel: | Ueber Schleifen, Wezen und Poliren der Schneide schneidender Werkzeuge, und besonders des Schab-Messers des Gärbers, und der Federmesser. |
Fundstelle: | Band 19, Jahrgang 1826, Nr. CXXVII., S. 568 |
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CXXVII.
Ueber Schleifen, Wezen und Poliren der Schneide
schneidender Werkzeuge, und besonders des Schab-Messers des Gaͤrbers, und der
Federmesser.
Von Hrn. Gill, in dessen technical Repository. December. S.
363.
Mit Abbildungen auf Tab.
XI.
Ueber Schleifen, Wezen und Poliren der Schneide etc.
Das Schabmesser des Gaͤrbers ist ein zweischneidiges
Instrument, 3 1/2 bis 4 Zoll breit, 14 Zoll lang in der Klinge, und in der Mitte Einen halben Zoll
dik, von welcher aus es nach der Kante hin sich immer verduͤnnt. Fig. 27. zeigt
es im Durchschnitte, und Fig. 28. von vorne.
Ein Griff ist nach der Richtung der Klinge, der andere steht unter einem rechten
Winkel auf dieselbe. Die Klinge muß von dem ausgezeichnesten Stahle, und wohl
temperirt seyn; es gibt wahrlich nur wenige Messerschmiede bei uns, die sich in
Verfertigung derselben einigen Ruf erwarben.
Wenn die Schneide geschliffen oder gewezt werden muß, so geschieht das Schleifen auf
einem flachen Wezsteine mit Wasser, so wie die Zimmerleute ihr Hobel-Eisen
schleifen. Dieser Stein ist ungefaͤhr 6 Zoll breit, und 18 Zoll lang. Die
Arbeiter sind so aufmerksam auf die vollkommen ebene Flaͤche dieses
Wezsteines, daß es Handwerks-Gebrauch ist, daß jeder Handwerker, der sich dieses
Steines bediente, seinen Namen mit einer Kohle auf den Stein schreibt, nachdem er
denselben gebraucht hat. Wenn sein Nachfolger findet, daß der Stein so uneben
geworden ist, daß man ein Halbpenny-Stuͤk zwischen der Schneide eines geraden
Stuͤkes Eisens und diesem Steine, wenn jenes auf diesen gelegt wird,
durchschieben kann, so muß der Vorgaͤnger eine Strafe fuͤr seine
Nachlaͤßigkeit bezahlen. Nachdem das Schabmesser auf diesem Steine
geschliffen wurde, wird es auf einem flach kreisfoͤrmigen Stuͤke
Walliser oder Schottischen Blausteines (blue stone) von
ungefaͤhr 8 Zoll im Durchmesser mit Wasser so gewezt, daß die Kanten
vollkommen gerade bleiben: dieß fordert viele Geschiklichkeit und Uebung, und
laͤßt sich unmoͤglich beschreiben. Die Schneiden sind nun zur
Anwendung des Streichers oder Polir-Eisens fertig.
Der Streicher oder Polirer (Burnisher) besteht aus einem
gehaͤrteten und polirten Stahldrahte, dessen Ende halbkugelfoͤrmig
ist; er hat einen Griff aus hartem Holze. Form und Groͤße desselben zeigt
Fig. 29.
Dieses kleine Instrument wird gewoͤhnlich an dem duͤnneren Theile
seines Griffes zwischen dem dritten Finger und dem kleinen Finger der rechten Hand
des Arbeiters gehalten, so daß er sich desselben bei jedem Schnitte oder Schaber auf
der nassen Haut bedienen kann, um die Schneide des Schabmessers zu verfeinern;
erstlich, indem er dasselbe hebt, und das halbkugelfoͤrmige Ende des
Streichers nach der Laͤnge desselben hinlaufen laͤßt; dann das
Schabeisen dreht, und demselben die noͤthige Richtung gibt, und mit dem
cylindrischen Theile
gleichfalls der Laͤnge nach leicht daruͤber hinfaͤhrt. Diese
zarte Operation muß man sehen, um sie gehoͤrig zu verstehen; unser
Durchschnitt in Fig. 27. gibt eine Idee davon.
Die Art, wie das Messer gefuͤhrt werden muß, zeigt Figur 30., wo zugleich
der Streichbaum abgebildet ist, sammt seinem Gestelle, ABCD, ist der Fuß oder Schaͤmel desselben; E und F, sind senkrecht stehende Pfosten, mit
dem Querbalken, G, auf welchem der Streichbaum, H, in seiner Mitte ruht, waͤhrend der unterste
Theil zwischen irgend einem der Querstuͤke, III, eingesezt ist, je nachdem
man denselben in irgend einem Winkel heben will. K, ist
die nasse, auf dem Streichbaume liegende, Haut. Der Arbeiter steht vor demselben an
dessen Ende, und haͤlt das Messer in der angezeigten Lage.
Der Streichbaum darf nur an der Stelle, wo darauf gearbeitet wird, ungefaͤhr
zwei Fuß lang, von hartem Holze seyn. Dieses harte Holz kann darauf aufgesezt seyn,
und muß gehoͤrig mit dem Schabeisen zugerichtet werden.
Hr. Gill streicht oder polirt mit dem Streicher der
Gaͤrber, Fig. 29., nun auch seine Federmesser, nachdem er sie auf einem Wezsteine
mit Wasser abgezogen hat, und findet dadurch die Schneide derselben, und folglich
auch die Federn, sehr verbessert.