Titel: | Verbessertes Verfahren bei Bereitung des Essiges, worauf Joh. Ham, Essigmacher zu West-Coker, Somersetshire, sich am 7. October 1824 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 19, Jahrgang 1826, Nr. CXXX., S. 579 |
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CXXX.
Verbessertes Verfahren bei Bereitung des Essiges,
worauf Joh. Ham,
Essigmacher zu West-Coker, Somersetshire, sich am 7. October 1824 ein Patent ertheilen
ließ.
Aus dem Repertory of Patent-Inventions. Februar 1826.
S. 128.
Ham's, verbessertes Verfahren bei Bereitung des
Essiges.
Man bedient sich hier eines Apparates zum Saͤttigen der
Fluͤßigkeit mit Luft, und Unterhaltung der gehoͤrigen Temperatur.
Dieser Apparat besteht aus einem großen tiefen Fasse oder Gefaͤße von
aͤhnlicher Form, welches in der Mitte durch eine durchloͤcherte
Scheidewand, oder durch ein Gitter, das auf Querbalken horizontal ruht, abgetheilt
ist. Durch diese Scheidewand, und durch den Dekel steigt von dem Boden herauf eine
Roͤhre, die daselbst auf einem Zapfen, oder auf einer Spize so ruht, daß sie
leicht umher gedreht werden kann. Aus dem oberen Theile derselben, gerade unter dem
Dekel, treten zwei oder mehrere Roͤhren unter rechten Winkeln hervor, die
beinahe bis an die Seiten des Gefaͤßes reichen, und an ihrem unteren Theile
mit einer Menge kleiner Loͤcher versehen sind.
Die obere Abtheilung dieses Gefaͤßes uͤber der Scheidewand ist mit
einer Menge kleiner Reiser, wie Besenreiser, bis zur Hoͤhe der
Seitenroͤhren hinauf, die untere bis auf fuͤnf sechs Zoll von der
Scheidewand mit der Essig-Fluͤßigkeit ausgefuͤllt. Durch den oberen
Theil dieser Fluͤssigkeit laͤuft eine Roͤhre „aus
Zinn-Composition“ („pewter“), durch welche man Dampf ziehen laͤßt, um die
Temperatur der Fluͤßigkeit bis auf den gehoͤrigen Grad, zwischen 80
und 100° Fahrenh., (leztere findet der Patent-Traͤger besser), zu
erhoͤhen. In den Theil des Gefaͤßes zwischen der Fluͤßigkeit
und der Scheidewand tritt eine Roͤhre von außen ein, um der Luft Durchzug zu
verschaffen, welcher Durchzug dadurch veranlaßt werden kann, daß man entweder die
Luft auszieht, oder mittelst eines Blasebalges, den man an der Roͤhre oder
oben zwischen dem Dekel und den Reisern anbringt, einblaͤst. In dem lezten
Falle muß der Dekel vollkommen luftdicht schließen, und in dem ersteren
hinlaͤnglich offen seyn, um soviel Luft durchzulassen, als in beiden
Faͤllen, so wenig als moͤglich diejenige Menge Luft
uͤberschreiten darf, welche die Essig-Fluͤßigkeit noͤthig hat,
um jenen Sauerstoff zu erhalten, sieht, daß die in dem Gefaͤße enthaltene
Luft ihren Sauerstoff verloren hat, wenn eine in dieselbe gebrachte Kerze oder Lampe
nicht mehr brennt.
Die Pumpe wird in dem auf obige Weise zugerichteten Apparate entweder mit der Hand,
oder durch Maschinen getrieben, und zu gleicher Zeit gedreht, damit die
Fluͤßigkeit, welche aus den Roͤhren ausfließt, eben auf alle Reiser
auffaͤllt: die Luft wird aus denselben auf die oben beschriebene Weise
langsam ausgezogen.
Auf diese Weise wird der Essig in 15 bis 20 Tagen, wie der Patent-Traͤger
versichert, fertig.
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Das Repertory bemerkt, daß der Grundsaz dieses Apparates
zwar gut ist, die sich drehende Pumpe aber bei der Arbeit, zumahl, wenn sie mit der Hand
getrieben wird, viele Ungelegenheit machen wird. Die Roͤhre aus
Zinn-Composition (pewter),Pewter ist bald Zinn und Blei, bald 1
Theil Spießglanz, und 9 Theile Zinn. A. d. Ueb. zur Dampfleitung findet es gefaͤhrlich, indem der Essig zu stark auf
diese Composition wirkt: in den großen Essigsiedereien in der Naͤhe von
London sind diese Roͤhren aus Zinn mit etwas Kupfer. Die Reiser werden auf
den Geschmak des Essiges nachtheilig wirken.
Da endlich 15 bis 20 Tage zur Essigbereitung nach diesem Verfahren nothwendig sind,
so laͤßt sich nicht einsehen, in wiefern diese Methode besser seyn sollte,
als die hoͤchst einfache und wohlfeile Verfahrungs-Weise, welche Boerhaave uns vor 100 Jahren lehrte, und bei welcher,
nach Vauquelin, nur 12 bis 15 Tage noͤthig sind.Der Hr. Verf. gibt das Verfahren nicht an, wie er seinen Essig bereitet,
sondern nur seine Vorrichtung dazu. Eine Mengung von 5 Theilen warmen
Wasser, einen Theil Branntwein, mit Zusaz von etwas in dem Wasser vorher
geloͤsten rohem Weinstein, und der Haͤlfte der Menge schon
gebildeten Essiges, geht bei einer kuͤnstlich unterhaltenen
Temperatur von 28–30° Reaumur (97–100 Fahrenheit) in 6
bis 8 Tagen vollkommen in Essig uͤber. D.