Titel: | Joh. Callahan's Apparat zur Verfertigung eines Lakes für Messing-Waaren ohne Anwendung von Hize. |
Fundstelle: | Band 20, Jahrgang 1826, Nr. LXV., S. 248 |
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LXV.
Joh. Callahan's Apparat zur Verfertigung eines
Lakes für Messing-Waaren ohne Anwendung von Hize.
Aus Hrn. Gill's technical Repository. N. 49. S.
43.
Mit Abbildungen auf Tab.
VI.
Callahan's, Apparat z. Verfert. eines Lakes f.
Messing-Waaren.
Hr. Callahan, Lampen-Fabrikant etc. zu Exeter-Street,
Strand, dem wir die Beschreibung des Messinggießers-Schmiederhedes und des Dampfkessels (Techn. Reposit. Bd. VIII. S. 149. Polytechn. Journ. Bd. XIX. S. 11.) verdanken, hatte die
Gefaͤlligkeit, uns einen sehr einfachen und nuͤzlichen Apparat zu
obigem Zweke sehen zu lassen, der aber, wie wir. glauben, auch zur Bereitung
geistiger Tincturen uͤberhaupt sehr gut dienen kann.
Er nimmt eine Flasche, A, die beilaͤufig zwei
Gallons haͤlt, (Siehe Tab. V. Fig. 25.) und in deren
Hals, den er vorläufig mit der Feile rauh feilt, er eine Messingroͤhre, B mit Gyps einkittet. In dieser Roͤhre befindet
sich eine weibliche Schraube, in welche man entweder einen dichten Messing-Pfropfen,
von der Form der gewoͤhnlichen Glasstoͤpsel, einschraubt, oder einen
Sperrhahn mit doppeltem Durchgange, C, dessen Pfropfen,
D, zwei rechtwinkelige Canale hat, wovon der eine
aufwaͤrts, der andere abwaͤrts sich oͤffnet. Diese
Canaͤle stehen, wenn der Pfropfen in die angezeigte Lage gebracht wird, mit
zwei geraden Canaͤlen in dem dichten Theile des Sperrhahnes in Verbindung,
die von dem Propfenloche bis an das innere Ende desselben laufen; wenn der Propfen
aber zur Haͤlfte umgedreht, oder in die entgegengesezte Lage gedreht wird,
verschließt er beide Oeffnungen. Der Stoͤpsel, so wie der Sperrhahn, werden
mittelst eines ledernen Halsbandes zwischen der Schulter und dem Ende der
messingenen Roͤhre, wenn sie zusammen geschraubt werden, wasserdicht gemacht,
und der Pfropfen mittelst eines Schraubennietes festgehalten.
Die Flasche, A, wird nun in einem vierekigen
hoͤlzernen Gestelle, E, auf die Seite gelegt, und
dieses Gestell ist mit der hoͤlzernen Unterlage, F, mittelst zweier Angeln verbunden. Das Gestell, E, ist schmaͤler, als der Durchmesser der Flasche, A, welche folglich auf den oberen Kanten desselben ruht;
es laͤßt sich ferner, sammt der Flasche in demselben, an einem Ende aufheben,
und in jeder beliebigen Hoͤhe mittelst des Zahnstokes, G, stuͤzen, welcher mit der Unterlage, F, mittelst eines Angels verbunden ist. Der Zahnstok selbst wird mittelst
eines schnellenden Drahtbandes, H, welches in das Ende
des Gestelles, E, eingelassen ist, gegen jede
Seitenbewegung gesichert; das Drahtband laͤßt jedoch Raum genug, den Zahnstok
außer Beruͤhrung mit dem Ende des Gestelles zu bringen, wenn man dasselbe
herablassen soll, indem es den Zahnstok oben ergreift.
Ungefaͤhr 1 1/2 Gallon des rectificirtesten Alkoholes oder Weingeistes werden,
sammt der gehoͤrigen Menge Lakes in hoͤrnern und dem noͤthigen
Farbmateriale, in die Flasche gethan; der messingene Stoͤpsel wird fest
eingeschraubt, nachdem man vorlaͤufig das lederne Halsband dazwischen gelegt,
und alles was in der Flasche enthalten ist, gehoͤrig durchgeschuͤttelt
hat, worauf man die Flasche in dem Gestelle auf die Seite legt. Am naͤchst
darauffolgenden und am dritten Tage wird die Flasche wieder Ein Mahl des Tages
gehoͤrig geschuͤttelt, und wieder auf die Seite gelegt.
Waͤhrend dieser Zeit wird, nach der Waͤrme der Witterung, der
Weingeist mehr oder minder auf das Lak und auf die uͤbrigen Materialien
eingewirkt haben, und wenn er noch nicht hinlaͤnglich eingewirkt
haͤtte, muß dieses Schuͤtteln noch einige Zeit uͤber auf
dieselbe Weise wiederholt werden, bis der Weingeist gehoͤrig
gesaͤttigt wird. Dann wird die Flasche aus dem Gestelle genommen, und gerade
aufrecht gestellt, wo dann der messingene Stoͤpsel abgeschraubt, und der
Sperrhahn an seine Stelle kommt. Einer der geraden Canaͤle an dem dichten
Theile des Sperrhahnes, C, muß eine gekruͤmmte
Roͤhre, I, bekommen, die in denselben paßt, und
mit weichem Schlaglothe befestigt wird. Dieser Canal und diese Roͤhre dient,
der atmosphaͤrischen Luft Eingang in die Flasche zu verschaffen, und daher
muß die Flasche so in das Gestell gelegt werden, daß das innere Ende der
Roͤhre, I, uͤber die Oberflaͤche
der in der Flasche enthaltenen Fluͤßigkeit zu stehen kommt. In dieser Lage
muß die Flasche und das, was in derselben enthalten ist, einen Tag oder zwei Tage
lang liegen bleiben, bis man, wo man seitwaͤrts durch die Flasche sieht,
wahrnimmt, daß eine hinlaͤngliche Menge hellen Firnisses sich uͤber
den Materialien gebildet hat, die es der Muͤhe werth ist abzuziehen. Wenn man
nun den Hahn oͤffnet, so tritt die Luft durch den obersten der beiden
Canaͤle in dem Sperrhahne genau in demselben Verhaͤltnisse in die
Flasche, als das Lak oder der Firniß nach und nach in den unteren Canal langsam
abgezogen wird. Wenn indessen die leichteste Wolke in der fließenden
Fluͤßigkeit entsteht, muß der Hahn auf der Stelle geschlossen, und das Ganze
wieder in Ruhe gelassen werden, bis man wahrnimmt, daß sich eine neue Menge hellen
Firnisses gebildet hat, die man wieder, wie vorher, abziehen kann. Wenn nun in der
horizontalen Lage der Flasche sich nichts mehr abscheidet, wird das den Angeln
gegenuͤberstehende Ende der Flasche gehoben, und auf einen Zahn des
Zahnstokes gestellt, wie die punctirten Linien der Figur anzeigen. Man laͤßt
die Fluͤßigkeit sich nun wieder sezen, und wenn man sieht, das eine
hinlaͤngliche Menge derselben wieder klar geworden ist, kann man sie wieder
abziehen, und die Flasche mit dem Gestelle wieder neuerdings heben, und so fort, bis
alles auf diese Weise abgezogen wurde. Nun kann man wieder neuen Alkohol aufgießen,
und mit den noch uͤbrigen Ingredienzien aufschuͤtteln, wobei jedoch
wieder der Stoͤpsel an die Stelle des Sperrhahnes kommen muß. Dieses
Verfahren wird so lang auf die oben beschriebene Weise fortgesezt, bis Alles
ausgezogen und abgezogen wurde. Zulezt kann der Bodensaz noch in einem
glaͤsernen mit Filtrir-Papier belegten Trichter auf die gewoͤhnliche
Weise filtrirt werden.
Auf diese Weise verfertigt Hr. Callahan ohne alle
Gefaͤhrlichkeiten eines angewendeten Feuers einen trefflichen Lakfirniß.Der sich aber, wie es scheint, auch ohne so viele Umstaͤndlichkeiten
auf kaltem Wege verfertigen laͤßt. A. d. Ueb.