Titel: | Verbesserungen in Zubereitung und Bearbeitung der Seide zum Weben und zu anderen Zweken, worauf Joh. Heathcoat, Spizen-Fabrikant zu Tiverton, Devonshire, sich am 15. Junius 1824 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 20, Jahrgang 1826, Nr. XCVIII., S. 348 |
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XCVIII.
Verbesserungen in Zubereitung und Bearbeitung der
Seide zum Weben und zu anderen Zweken, worauf Joh. Heathcoat, Spizen-Fabrikant zu Tiverton,
Devonshire, sich am 15. Junius 1824 ein Patent
ertheilen ließ.
Aus dem London Journal of Arts. N.
62.
Mit einer Abbildung auf Tab. VII.
Heathcoat's, Verbess. und Bearbeitung d. Seide zum
Weben.
Diese Verbesserungen bestehen in der Verbindung zweier Arbeiten, des Abhaspelns der
Seide von den Cocons, und des Spinnens zu einem Faden, zu Einer mittelst einer
einzigen Maschine, ohne daß die Seide erst in Straͤhne gebildet, und dann
abgewunden wird.
Um dieß zu leisten, dient der Fig. 13. von der Seite
dargestellte Apparat, a, ist ein Gefaͤß, welches
Wasser enthält, und von einem darunter angebrachten Feuer gehizt wird. In dieses
Gefaͤß kommen mehrere Cocons, und von jedem derselben wird der Faden durch
das Auge des Drahtes, b, gezogen. Diese Faden laufen
vereint durch den Leiter, c, um die Walze, d, welche mit Pluͤsche bekleidet ist, um einige
Reibung zu erzeugen, und dann uͤber die Glasstange, e, herab zur Spindel und in die Fliege.
Die Triebkraft, welche diese Maschine treibt, ist an der Achse der Trommel, f, auf die gewoͤhnliche Weise mittelst eines
Laufbandes angebracht, und treibt mittelst einer Schnur die Spindel und die Fliege,
wie an den gewoͤhnlichen Spinn-Maschinen. An dem ferneren Ende der Achse, f, ist ein Triebstok angebracht, der in die Zahne des
Rades, g, eingreift, und ein Triebstok auf der Achse
dieses Rades treibt das Rad, h, welches wieder durch
einen Triebstok auf seiner Achse das Rad, i, dreht,
welches das herzfoͤrmige Rad, k, fuͤhrt an
dem vorderen Ende seiner Achse.
Die Rolle und Spindel, I, wird durch die von der Trommel,
f, herlaufende Schnur sehr schnell gedreht, und eben
so die an der Spindel befestigte Fliege, m, welche die
Seidenfaden von den Walzen, d uͤber die Stange,
e, zieht und sie zu einem Faden spinnt, und dann auf
der Spule, n, aufwindet. Die Spule schiebt sich loker auf der
Spindel, und dreht sich mit derselben; allein, die Schnelligkeit ihrer Umdrehung
wird zum Theile dadurch vermindert, daß sie sich mit ihrem unteren Ende an der
Aufhalt-Latte, o, reibt, und so nimmt sie die Seide
langsam und erst dann auf, wann sie hinlaͤnglich gesponnen ist. Um die
gesponnenen Seidenfaden gleichfoͤrmig auf die Spulen zu bringen, so daß einer
neben dem anderen zu liegen kommt, laͤßt man die Aufhalt-Latte, o, mittelst der Stange, p,
abwechselnd auf- und niedersteigen, welche an dem mit einem Gewichte gespannten
Hebel, g, befestigt ist. So wie das Herzrad, k, sich dreht, wirkt sein Umfang gegen den Hebel, g, und so wie der groͤßere oder kleinere
Durchmesser desselben herum kommt, wird der Hebel, die Stange und die Aufhalt-Latte
mit der Spule steigen oder fallen, und folglich die verschiedenen Theile der Spule
auf gleiche Hoͤhe mit der Fliege bringen, so daß der Faden
gleichfoͤrmig aufgetragen wird.
Die Figur zeigt bloß Eine Spindel, Eine Fliege und Spule; es steht aber an dem
Vordertheile der Maschine eine ganze Reihe solcher Spindeln, welche alle auf
dieselbe angegebene Weise in Thaͤtigkeit gesezt werden.
Auf diese Weise werden die verschiedenen von den Cocons abgewundenen Seidenfaden zu
Einem Faden zusammen gesponnen, den der Patent-Traͤger Singles nennt, und aus
mehreren dieser einzelnen Faden oder Singles wird die sogenannte Organsin- oder Kettenseide in
der Folge weiter gesponnen.
Er schlaͤgt ferner vor, die sogenannte Trame oder
Eintragseide durch unmittelbares Abwinden und Spinnen
der Faden von zwei Partieen Cocons zu verfertigen, was auf einer aͤhnlichen
Maschine, wie die vorige, geschieht, die aber langer seyn muß. Das Gefaͤß,
a, muß dann ein langer Trog seyn, der warmes Wasser
enthält,Man scheint das kalte Abwinden in England also noch nicht zu kennen. A. d.
Ueb. in welchem die Cocons schwimmen.
Der Patent-Traͤger nimmt nicht bloß diese Vorrichtung, sondern alle anderen
Vorrichtungen in Anspruch, wodurch die Seide in Einer Arbeit von den Cocons
abgewunden, und zu Einem Faden versponnen werden kann.