Titel: | Apparat zur Verfertigung der gashaltigen Mineral-Wasser, von Ludw. Ravizza, Chemiker und Pharmaceuten zu Mayland. |
Fundstelle: | Band 20, Jahrgang 1826, Nr. CXXXIII., S. 533 |
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CXXXIII.
Apparat zur Verfertigung der gashaltigen
Mineral-WasserAndere sehr zwekmaͤßige Apparate zur Erzeugung kuͤnstlicher
Mineral-Wasser findet man im polyt. Journal beschrieben und abgebildet. Bd. VII. S. 499. Bd. X. S. 1. Bd. XIV. S. 192. Bd. XVII. S. 350, und Bd. XVIII. S. 173. A. d. R., von Ludw.
Ravizza, Chemiker und Pharmaceuten zu Mayland.
Aus dem Giornale di Farmacia Chimica e Scienze
accessorie, da Ant. Cattaneo. 8. Milano. N. 3. 1826. S.
166.
Mit Abbildungen auf Tab.
X.
Ravizza's, Apparat zur Verfertigung der gashaltigen
Mineral-Wasser.
Es gibt viele Apparate, um Wasser mit Gas zu schwaͤngern, und mancherlei
Processe, um Mineral-Wasser zu bereiten. Ich habe mich der einen bedient, und die
anderen befolgt, und gesehen, daß, wie es mir scheint, die ersteren sich verbessern
lassen, und daß man an den lezteren Zeit gewinnen kann. Der Apparat, welchen ich
hier der Beurtheilung der Sachverstaͤndigen unterlege, scheint mir allen
Forderungen zu genuͤgen, und jeder wird sich von der Wahrheit meiner
Aeußerungen uͤberzeugen koͤnnen.
Die Mineral-Wasser machen jezt Laͤrmen in der Welt, und vielleicht ist den
Praktikern unter den Aerzten, wie unter den Pharmaceuten, meine Bemuͤhung
nicht unangenehm.
Die Operation der Verfertigung der Mineral-Wasser zerfaͤllt in zwei
Abtheilungen. Zuerst wird in das Gefaͤß, a, (Fig. 14–16.) eine
Quantitaͤt von 4 Pfund basisch kohlensauren, grobgepulverten, Kalk (Kreide),
gethan, und bei der Oeffnung, c, wird Ein Pfund 66
gradiger Schwefelsaͤure, mit 5 Pfund Brunnen-Wasser verduͤnnt,
nachgegossen. Man dreht den Ruͤhr-Cylinder, b,
mittelst der Kurbel nach und nach; das kohlensaure Gas entwikelt sich, und steigt
durch die Roͤhre, d, in das Gefaͤß, e, und nachdem es durch eine Baryt-Aufloͤsung
lief, oder durch eine Aufloͤsung von basisch kohlensaurer Pottasche lief,
tritt er durch die Oeffnungen der Roͤhre, f,
heraus, und gelangt durch die Roͤhren, g und j, in das kupferne Gasometer: alles dieses geschieht in
6 Minuten. Nachdem die Entwikelung des Gases aufgehoͤrt hat, schließt man den
Hahn, h, und oͤffnet den
gegenuͤberstehenden Hahn, p; das Gas gelangt nun
aus dem Gasometer in das Verdichtungs-Gefaͤß aus, innenwendig
uͤberzinntem, Kupfer, welches außen mit eisernen Reifen beschlagen ist.
Mittelst der Drukpumpe, t, wird das Gas in besagtes
Verdichtungs-Gefaͤß hinuͤber getrieben, und in weniger als 15 Minuten
ist das Gasometer geleert. Man beseitigt die Querbolzen, z, und die Drukpumpe, und die in dem Fasse, r,
enthaltenen großen Eisklumpen: die Oeffnung, auf welcher die Drukpumpe aufgesezt
wurde, schraubt man zu, und dreht nun das Verdichtungs-Gefaͤß mittelst der an
dem Zapfen, u, angebrachten Kurbel, wo das Wasser nach
viertelstuͤndigem Umdrehen mit zwei und einem halben Volumen Gas
gesaͤttigt, folglich auch schaͤumend und saͤuerlich seyn wird;
man unterhaͤlt noch einige Bewegung, und befestigt das
Verdichtungs-Gefaͤß mittelst Querbalken, stellt die Drukpumpe auf ihre vorige
Stelle, und bringt das Eis wieder in das Faß.
Hierauf wird, 2) in das Gefaͤß, a, wieder eben so
viel basisch kohlensaurer Kalk gethan, wieder so viel verduͤnnte
Schwefelsaͤure aufgegossen, und der Ruͤhr-Cylinder neuerdings in
Bewegung gesezt. In gleicher Zeit entwikelt sich wieder eben so viel Gas, welches in
20 Minuten in das Verdichtungs-Gefaͤß gelangt; man braucht jezt 20 Minuten
mehr, weil der Staͤmpel wegen der bereits geschehenen Verdichtung mehr
Widerstand zu erleiden hat. Nachdem diese Operation auf die angegebene Weise
wiederholt wurde, laͤßt man alles in Ruhe.Man kann auch auf Ein Mahl ein aͤhnliches Resultat erhalten, wenn man
Zeit ersparen will, und beide Dosen der Saͤure und des basisch
kohlensauren Kalkes auf Ein Mahl einsezt. A. d. O. Nach acht Stunden hat das Wasser alles Gas verschlungen, und folglich die erforderlichen
5 Volumen aufgenommen. Man fuͤllt dann die Flaschen an dem Zapfen, zz, und verpfropft sie genau mit einem
Korkstoͤpsel.
Die Vortheile dieses Apparates sind offenbar folgende: 1) das Gas bleibt immer sehr
rein, und das Wasser hat nicht den mindesten Nebengeruch, indem das Gas durch das
Reinigungs-Faß in einer Baryt- oder Pottasche-Aufloͤsung durchlaͤuft,
und daselbst die waͤhrend der Entwikelung mitgerissene schwefelige
Saͤure in diesen Aufloͤsungen zuruͤklaͤßt, die sie
sogleich verschlingen. 2) kann die Menge Gases an dem Maßstabe gemessen werden, der
sich am Gasometer befindet, und man kann sich uͤber die Menge des
verschlungenen Gases sicher stellen. 3) wird die Faͤhigkeit des Wassers das
Gas aufzunehmen durch die Umdrehung des Gefaͤßes noch immer mehr vermehrt.
Indessen muß man bemerken, daß bei dem zweiten Mahle dieses Umdrehen
schaͤdlich seyn wuͤrde, und daß hier die Ruhe besser bekommt. 4) leert
die Drukpumpe das Gasometer in 15 Minuten. 5) zeigt endlich eben diese Kuͤrze
der Zeit, in welcher man dieses Wasser bereiten kann, die Vorzuͤge dieser
Methode, die, in 8 Stunden, mit diesem Apparate 40 Flaschen liefern kann.
Dieser Apparat kann auch zur Bereitung des gekohlstofften Wasserstoffgases zur
Beleuchtung dienen. Ein Ofen mit einer Retorte aus Gußeisen zur Zersezung des.
Oehles, und einem Reinigungs-Gefaͤße reicht hin, um in kurzer Zeit ein
Gasometer zu fuͤllen, aus welchem das Gas uͤberall hin, wo man dessen
bedarf, geleitet werden kann. Die Drukpumpe kann zur Verdichtung dieses Gases in
tragbaren Gefaͤßen dienenMan koͤnnte sich dieses Apparates auch zur Bereitung
kuͤnstlichen Champagners bedienen. A. d. Ueb.
Der hier gezeichnete Apparat ist dauerhaft, nimmt wenig Raum ein, und ließe sich noch
compendioͤser machen, wenn man statt metallner Roͤhren, Roͤhren
aus elastischem Harze, Kautschuk, brauchen wollte, wie ich es wirklich thue.
Ueberdieß ist dieser Apparat nicht theuer.
Wer immer Lust hat, kann bei mir uͤber Schwaͤngerung der
Fluͤßigkeiten mit kohlensaurem Gase Versuche anstellen. Ich verdanke meinen
Apparat der Sorgfalt und Geschiklichkeit des ruͤhmlich bekannten Mechanikers, Hrn. Leonardi, vicolo di St. Maria, Segreta, N. 5459. in
Milano.
Beschreibung des Apparates.
Fig. 14.
zeigt diesen Apparat im Durchschnitte nach den in N. 16.
angegebenen Richtungen.
Fig. 15.
zeigt denselben im Perspective.
Fig. 16. im
Grundrisse.
a, hoͤlzernes, mit Blei ausgefuͤttertes,
Gefaͤß, in welches basisch-kohlensaurer Kalk und die verduͤnnte
Schwefelsaͤure kommt.
b, Ruͤhr-Cylinder, an welchem sich mehrere
Holzstuͤke befinden, um die Mischung gehoͤrig umzuruͤhren,
damit das kohlensaure Gas sich leichter entwikelt. Der Cylinder wird mittelst einer
Kurbel bewegt.
c, Oeffnung, mittelst welcher man die
Schwefelsaͤure hineingießt, und die man mit einer Schraube schließt.
d, Ableitungs-Roͤhre fuͤr das Gas.
e, Gefaͤß zum Waschen und Reinigen des Gases.
f, Roͤhre mit vielen Loͤchern, die sich in
diesem Gefaͤße herumwindet.
g, Verbindungsroͤhre mit dem Gasometer.
h, Hahn zum Absperren oder Auslassen des Gases.
i, Faß, welches das Gasometer enthaͤlt.
j, Roͤhre, welche das Gas aus dem Fasse nach dem
Gasometer leitet.
l, Gasometer.
m, Maßstab am Gasometer.
n, Wage, um das Gasometer im Gleichgewichte zu
erhalten.
o, Hahn zur Entweichung der Luft.
p, Hahn, welcher den Durchgang des Gases aus dem
Gasometer nach dem Verdichtungs-Apparate sperrt oder oͤffnet.
q, Gasleitungs-Roͤhre.
r, Faß, in dessen Mitte sich das
Verdichtungs-Gefaͤß aufgehaͤngt befindet.
s, kegelfoͤrmiges Gefaͤß zur Verdichtung
des Gasts.
t, Drukpumpe zur Verdichtung des Gasts.
u, Zapfen, durch welchen das Verdichtungs-Gefaͤß
auf den Waͤnden des Fasses, und innenwendig auf eisernen Stuͤzen sich
stuͤzt.
v, Ein dem vorigen aͤhnlicher Zapfen, durch
dessen Mittelpunct eine
Roͤhre laͤuft, die mit dem Verdichtungs-Gefaͤße in Verbindung
steht, und mit einem Hahne versehen ist.
w, Roͤhre in der Mitte des
Verdichtungs-Gefaͤßes, welche das Gas nach abwaͤrts leitet.
y, siebartiges Beken zur Vertheilung des Gases.
x, Roͤhre, die mit dem Zapfen, v, in Verbindung steht, und zur Ableitung des Wassers
aus dem Verdichtungs-Gefaͤße dient.
z, eiserne Querbalken, welche das Gefaͤß
waͤhrend der Verdichtung stuͤzen und befestigen.
zz, Zapfen, durch welchen man das Wasser aus dem
Verdichtungs-Gefaͤße ablaͤßt.