Titel: | Bearbeitung des Holzes für Wagner-, Tischler-, Zimmermanns- und andere Holzarbeiten, nach der Methode des Isak Sargent. |
Fundstelle: | Band 21, Jahrgang 1826, Nr. VI., S. 30 |
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VI.
Bearbeitung des Holzes für Wagner-, Tischler-,
Zimmermanns- und andere Holzarbeiten, nach der Methode des Isak Sargent.
Aus den Annales de l'Industrie. N. 74. S.
147.Der Redacteur bemerkt, daß diese Methode des Hrn. J. Sargent, der gegenwaͤrtig zu Paris, Champs Élysées, allée d'Antin, N. 21, 23, seine
Fabrik hat, schon vor der Revolution in Frankreich bekannt war, und daß die
Englaͤnder oͤfters als neue Erfindung nach Frankreich
einfuͤhren, was man in Frankreich laͤngst kannte. – C'est tout comme chez nous. A. d. Ueb.
Mit Abbildungen auf Tab.
II. (Im Auszuge.)
Sargent's, Bearbeitung des Holzes für Wagner-Arbeiten
etc.
Bisher wurde alles Holz, welches eine krumme Form erhalten
sollte, bei Zimmerleuten wie bei Wagnern, bei Schreinern wie bei Kunst-Tischlern,
mittelst schneidender Werkzeuge aus einem ganzen Stuͤke in der verlangten
gekruͤmmten Form herausgearbeitet. Nothwendig mußte dadurch der sogenannte
Faden des Holzes leiden, so daß, je feiner man dasselbe ausarbeiten wollte, desto
mehr die Staͤrke des Holzes dabei litt, und so die Zierlichkeit der
Festigkeit und Dauer geopfert werden mußte; was stark ist, ist plump, sagten die
Meister, zum Troste der Kaͤufer.
Ein englischer Holzarbeiter gerieth auf die Idee, das Holz erst weich zu machen, und
dann in eigens dazu verfertigten Modeln nach der verlangten gekruͤmmten Form
zu pressen. Er arbeitet in dieser Hinsicht das Holz in der zur gewuͤnschten
Kruͤmmung noͤthigen Form und Laͤnge nach der Richtung der
Fasern, oder nach dem sogenannten Faden, aus, und laͤßt ihm nur soviel Dike,
als durchaus nothwendig ist. Hierauf weicht er es eine gehoͤrige Zeit uͤber in
heißem Wasser oder in Dampf von siedendem Wasser, bis es so weich geworden ist, daß
es ohne Gefahr zu brechen gebogen werden kann. Dann biegt er dasselbe in einem dazu
eigens verfertigten Model, und laͤßt es im Schatten in diesem Model troken
werden. Das Holz behaͤlt so vollkommen seine Form, und verliert sie nur dann
wieder, wenn man dasselbe, wie vorher, erweicht Solches Holz nennt er geradefadiges Holz (bois à
fildroit).
Die Wagenmacher in England bedienen sich ausschließlich nur solchen Holzes, das auf
diese Weise zubereitet wurde, und koͤnnen nur mit diesem den Wagen jene
eleganten Formen geben, die sie eben so sehr, als ihre Festigkeit und
Dauerhaftigkeit, auszeichnen. Solche Waͤgen rumpeln und laͤrmen nicht
so, wie jene aus ausgehaktem und zusammengefuͤgtem Holze, welches schon
dieser Zusammenfuͤgungen wegen viel massiver gelassen werden muß. Solche
Wagen fahren sich viel leichter und schneller, und schonen zugleich die Pferde.
Vorzuͤglich verdienten die Raͤder aus einer oder aus hoͤchstens
zwei Felgen aus Eschenholz die Aufmerksamkeit aller Kenner und aller Reisenden.
Die Erfahrung hat bereits allgemein fuͤr das geradefadige Holz gegen das
Behauene entschieden, welches, durch das Feuer gebogen, nur noch bruͤchiger
wird, und alle Kraft und Elasticitaͤt verliert. Nur mit geradefadigem Holze
kann der Wagner seine eleganten Gestelle und Raͤder, der Schreiner die
schoͤn gewoͤlbten Vorspruͤnge, der Zimmermann die eleganten
Schnekentreppen, der Kunst-Tischler die hoͤchst leichten und doch festen
Moͤbeln verfertigen.
Folgende Zeichnungen auf Tab. II. werden eine Idee geben, wie weit man es in dieser
Bereitungs-Art des Holzes in Frankreich und England bereits gebracht hat.
Fig. 19. und
20. sind
zwei Gabeldeichseln aus geradefadigem Eschenholze auf obige Weise gebogen, wodurch
alle Staͤrke und Elasticitaͤt des Holzes erhalten wird.Um Verwirrung in den Figuren zu beseitigen, hat man in allen nach dieser Art
gekruͤmmten Hoͤlzern den Faden derselben nicht gezeichnet,
indem er immer mit dem aͤußeren Umrisse der Zeichnung parallel
laͤuft; nur bei Figg. 36, 37,
38, hat man, der groͤßeren Deutlichkeit wegen, denselben
gezeichnet. A. d. O.
Fig. 21.
zeigt eine solche Deichsel, die auf die gewoͤhnliche Weise zugehauen ist, und
dann mittelst des Feuers gekruͤmmt wurde; man sieht an dem hier gezeichneten
Faden des Holzes, wie sehr die Staͤrke und die Elasticitaͤt desselben
durch dieses gewoͤhnliche Verfahren leiden muß.
Figg.
22–26. fuͤnf Gabeldeichseln von verschiedener Form und in
verschiedener Kruͤmmung aus solchem elastischen
Holze, die eben so leicht und zierlich, und doch, ohne alle eiserne Baͤnder,
staͤrker sind, als jedes andere Holz mit denselben.
Fig. 27.
Gestell eines sogenannten Tilbury oder Denet, welches hinten an dem gekruͤmmten Theile
nach dem geraden Faden geschiftet ist, nach der Seite dargestellt.
Fig. 28.
Dasselbe von vorne.
Fig. 29. Eine
gewoͤlbte Langwiede einer Kutsche aus Holz nach dem geraden Faden.
Fig. 30. Eine
solche Langwiede nach der gewoͤhnlichen Art zugehauen.
Fig. 31. Ein
gekruͤmmter Fluͤgel eines Tilbury etc., mit dem Faden nach der
gewoͤhnlichen Art behauen.
Fig. 32. Eine
aͤhnliche Stuͤze aus Holz nach geradem Faden gebogen.
Fig. 33. Ein
Lehrbogen eines Cabriolet-Thuͤrchens aus Holz nach dem geraden Faden
gebogen.
Fig. 34. Ein
Lenkscheit des Vordergestelles aus Holz nach dem geraden Faden gebogen.
Fig. 35.
Dasselbe nach der gewoͤhnlichen Weise behauen.
Fig. 36. Ein
Rad aus zwei Felgen, Fig. 37. aus Einer Felge;
das Holz nach geradem Faden gebogen.
Fig. 38. Ein
Rad auf gewoͤhnliche Weise zugeschnizt, wobei das Holz diker seyn und
folglich das Rad schwerer werden muß.
Fig. 39. 40. 41. Drei
Felgen von verschiedener Groͤße aus Einem Stuͤke nach dem geraden
Faden des Holzes gebogen.
Fig. 42. Ein
Hintergestell eines Tilbury auf die gewoͤhnliche Weise an den beiden Eken
verbunden.
Fig. 43. 44. und 45. Drei
verschiedene Lehrbogen des Hintergestelles eines Tillbury aus Holz in geradem Faden
gebogen.
Fig. 46. Der
Dekel eines Tilbury-Kastens mit Gelaͤnder aus Holz in geradem Faden
gebogen.
Fig. 47.
Gelaͤnder-Doken eines Tilbury von verschiedener Kruͤmmung, aus Holz in
geradem Faden gebogen.
Fig. 48.
Lehrbogen eines Kalesche-Kastens in Form eines Boquey.
Fig. 49. Vier
Reifen eines Kutschen-Daches (capote) aus einem
Stuͤke Holz nach geradem Faden.
Fig. 50.
Dieselben zu einem Dache zum Zuruͤklegen (Capote
ployée) mit Beschlaͤgen nach neuer Art.
Fig. 51. Zwei
solche Reifen nach der gewoͤhnlichen Art zum Beschlagen geschiftet.
Fig. 52. Zwei
eben solche, an den Kruͤmmungen beschlagen, wodurch sie schwerer und
haͤrter zum Zuruͤklegen werden.
Fig. 53. Bok
fuͤr den Kutscher, aus Holz nach geradem Faden gebogen.
Fig. 54.
Querholz, welches die Kutschbaͤume zusammenhaͤlt, aus Holz nach
geradem Faden gebogen.
Fig. 55.
Dasselbe aus Holz, nach der gewoͤhnlichen Weise behauen.
Fig. 56. Eine
Scheibe aus vier Stuͤken, auf die gewoͤhnliche Weise ausgehauen.
Fig. 57.
Scheibe am Vordergestelle, aus Holz nach geradem Faden gebogen.
Fig. 58.
Halbe Radfelge fuͤr Wagen mit Langwiede, aus Holz nach geradem Faden
gebogen.
Fig. 59.
Ovaler Kreis aus einem Stuͤke und im geraden Faden.
Fig. 60.
Stiege, deren Ruhe und Gelaͤnder aus Holz nach geradem Faden gebogen ist.
Fig. 61. Nach
dem geraden Faden gebogene Hoͤlzer fuͤr Balcone, Gaͤnge,
Kirchen etc.
Fig. 62. 63. Zwei
Vorsteke vor Kramlaͤden, jedes aus Einem Stuͤke, aus nach dem geraden
Faden gebogenen Holze.
Fig. 64. Ein
(albernes) gothisches Fenster auf die gewoͤhnliche Weise zugeschnitten.
Fig. 65. Detto aus Holz nach dem geraden Faden gebogen.
Fig. 66. Die
inneren Rahmen desselben nach der alten und nach der neuen Weise.
Die vortheilhafte Anwendung dieser Methode auf die Artillerie-Beduͤrfnisse ist zu einleuchtend, als
daß sie einer weiteren Ausfuͤhrung beduͤrfte.