Titel: | Notiz des General Treussart über die Bereitung der künstlichen Puzzolanen oder Trasse. |
Fundstelle: | Band 21, Jahrgang 1826, Nr. X., S. 40 |
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X.
Notiz des General Treussart über die Bereitung der künstlichen Puzzolanen
oder Trasse.Man vergl. hiermit die verschiedenen Abhandlungen uͤber denselben
Gegenstand von Vicat, Verthier, Voit u.a. in diesem polytechn. Journale Bd. IV. S. 280. Bd. IV. S. 293. Bd. VII. S. 502. Bd. XI. S. 350. Bd. XI. S. 357. Bd. XI. S. 363. Bd. XII. S. 375. Bd. XII. S. 429. Bd. XV. S. 186. Bd. XV. S. 341. Bd. XVII. S. 481. und Bd. XVIII. S. 126. A. d. R.
Aus den Annales de Chemie et de Physique. 1826.
Maͤrz. p. 243.
Treussart, über die Bereitung der künstlichen Puzzolanen oder
Trasse.
Hr. Raucourt, Ingénieur des Ponts et Chaussées, gab im
J. 1822 zu St. Petersburg ein Werk uͤber die Moͤrtel heraus. Der Hr.
Verf. sagt im XXIII. Kapitel, daß der Zutritt der Luft nothwendig sey, um den Thon
durch Calcination in gute kuͤnstliche Puzzolane zu verwandeln, ebenso glaubt
er, daß der Zutritt der
Luft zur Bereitung der kuͤnstlichen hydraulischen Kalke, welche man durch
Erhizen von fettem Kalke mit etwas Thon erhaͤlt, noͤthig sey; endlich
meint er, daß die Bittererde und alle Metalloxide, wenn sie vorher im Feuer
gehoͤrig zubereitet wurden, mit dem Kalke Verbindungen geben koͤnnen,
welche im Wasser erhaͤrten.
Meine Versuche uͤber die hydraulischen Moͤrtel, welche sich in N. 7. des Mémorial de
l'Officier du Génie befinden, zeigten, daß Eisen- und
Braunstein-Oxid, so wie Bittererde, dem Kalke keine hydraulische Eigenschaft geben,
und daß man bis jezt noch kein Metall-Oxid fand, welches im Stande waͤre,
diese Eigenschaft mitzutheilen.
Hr. Raucourt fuͤhrt mehrere Versuche an, welche zu
beweisen scheinen, daß, wenn man bei Bereitung der kuͤnstlichen hydraulischen
Kalke den gewoͤhnlichen Kalk mit einer geringen Menge Thones in
Beruͤhrung mit der Luft erhizt, das Erhaͤrten dieser hydraulischen
Kalke schneller erfolgt, als wenn man dieselben ohne Zutritt der Luft erhizt; allein
er untersuchte nicht, ob der Widerstand der Moͤrtel groͤßer ist.
Hr. Raucourt fuͤhrte keinen Versuch an, um den
Einfluß der Luft bei Bereitung der kuͤnstlichen Puzzolanen zu beweisen; alle
Versuche aber, welche ich seit 1820 hieruͤber anstellte, gaben mir
Abweichungen, welche ich nur durch den Einfluß der atmosphaͤrischen Luft
erklaͤren kann. Ich halte die Bekanntmachung derselben daher fuͤr
nuͤzlich, indem sie beweisen, daß die Luft wirklich großen Einfluß bei der
Bereitung der kuͤnstlichen Puzzolanen hat.
Ich nahm Thon, den man aus den Gegenden von Frankfurt zur Alaun-Bereitung nach
Straßburg kommen laͤßt; diese Erde enthaͤlt, nach der Analyse des Hrn.
Berthier, Ingénieur en
chef des Mines: Kieselerde 0,500; Thonerde 0,327; Bittererde 0,015;
Eisenoxid eine Spur; Wasser 0,160. Die Farbe dieser Erde ist schwarz; allein beim
Erhizen durchlaͤuft sie mehrere Schattirungen von Blau, bis sie endlich durch
starkes Calciniren weiß wird. Ich nahm davon Stuͤke von der Form und der
Groͤße eines mittelmaͤßig großen Ziegels, und ließ sie in dem
Alaun-Ofen, wo diese Erden unter Zutritt der Luft calcinirt werden, erhizen; ich
ließ ferner andere Stuͤke derselben Erde in einem Kalk-Ofen erhizen, wo die
Calcination ohne so bedeutenden Zutritt der Luft geschieht, indem man, um die Hize zu concentriren, den
oberen Theil des Ofens mit Schutt verschließt, so daß nur soviel Luft eindringen
kann, als zur Erhaltung des Feuers erfordert wird. Ich wiederholte diesen Versuch
mehrere Mahle, und nahm aus beiden Oefen jene Stuͤke, welche, nach der Farbe
zu schließen, einen gleichen Grad von Calcination erreicht zu haben schienen; ich
bereitete nun aus Einem Theile gewoͤhnlichen Kalkes und 2 Theilen dieser
calcinirten und gepuͤlverten Thonarten Moͤrtel, und fand, nach meinen
seit 1820 angestellten Versuchen, daß jene Moͤrtel, welche mit
Frankfurter-Thon bereitet wurden, welcher in einem Alaunofen calcinirt worden, und
daher einem Luftstrome ausgesezt war, nach 2–3 Tagen erhaͤrteten, und,
nachdem sie Ein Jahr lang in Wasser getaucht gewesen, ein Gewicht von 192–263
Kilogrammen trugen, ehe sie brachen; waͤhrend jene Moͤrtel, welche mit
demselben, aber in einem Kalkofen calcinirten, Thone bereitet wurden, erst nach 30
Tagen erhaͤrteten, und unter dem geringen Gewichte von 20–25
Kilogrammen brachen. Einer dieser Moͤrtel war selbst, nachdem er ein Jahr
lang in Wasser gewesen, noch sehr weich.
Ich machte nun denselben Versuch mit einem anderen Thone, und nahm Thon von Holzheim
bei Straßburg, der keinen Kalk und eine bedeutende Menge Eisen enthaͤlt; der
Grad seiner Calcination laͤßt sich leicht nach seiner Farbe beurtheilen, denn
diese ist nach dem hoͤheren oder geringeren Grade der Hize verschieden. Aus
dieser Erde machte ich zwei Ziegel, und zwar einen ohne Zusaz irgend einer anderen
Substanz, und den anderen mit einem Zusaze von 2/100 Kalk; diese beiden Ziegel ließ
ich nun im Kalkofen, mit den gewoͤhnlichen Ziegeln und an einem Plaze, wo sie
mir dem Luftzuge am wenigsten ausgesezt zu seyn schienen, brennen. Hierauf nahm ich
einen großen hessischen Tiegel, an dessen Boden ich ein Loch gemacht hatte, und
brachte Holzheimer-Thon ohne Zusaz, und mit einem Zusaze von 2/100 Kalk in
denselben; die Stuͤke dieses Thones waren von der Groͤße einer Nuß,
und nicht zusammengebruͤkt; der kalkhaltige Thon war von jenem, der keinen
Kalk enthielt, durch eine durchloͤcherte Schieferplatte getrennt. Diesen
Tiegel brachte ich in einen Reverberir-Ofen, sezte das Loch desselben zwischen zwei
Stangen des Herdes, und umgab ihn mit Kohlen; hierauf leitete ich das Feuer so, daß
die Thonstuͤke kirschrothgluͤhend erhalten wurden. Man sieht wohl, daß
auf diese Weise im
Tiegel nothwendig ein starker Luftzug entstand, und daß alle Stuͤke des
Thones mitten in demselben gut gebrannt wurden. Nach 6 Stunden fand ich, daß dieser
Thon dieselbe Farbe hatte, wie der im Kalkofen gebrannte; ich hoͤrte daher
auf zu feuern, und puͤlverte nach dem Erkalten die gebrannten
Thon-Stuͤke und die zwei im Kalkofen gebrannten Ziegel; hierauf machte ich 4
Kisten Moͤrtel an, und nahm dazu Einen Theil gewoͤhnlichen Kalkes in
Teigform, und zwei Theile von dem Caͤmente, von welchem die Rede ist; diese
Moͤrtel brachte ich in Wasser; sie sind noch nicht zerbrochen, allein in
Bezug auf das Erhaͤrten erhielt ich folgende Resultate.
Der Moͤrtel, welcher mit jenem Thon-Caͤmente angemacht wurde, welches
ich ohne Zusaz im Kalkofen erhizt hatte, erhaͤrtete erst nach 30 Tagen;
jener, der mit demselben Thone angemacht wurde, welcher aber mit Zusaz von 2/100
Kalk im Kalkofen gebrannt worden war, erhaͤrtete nach 17 Tagen.
Der Moͤrtel, welcher mit demselben Thone zubereitet wurde, der ohne Zusaz 6
Stunden lang im Tiegel, in der Mitte eines Luftstromes, erhizt wurde,
erhaͤrtete in 5 Tagen, waͤhrend der zuerst angefuͤhrte 30 Tage
hierzu brauchte; jener Moͤrtel endlich, der mit demselben, auf gleiche Weise,
aber mit einem Zusaze von 2/100 Kalk erhizten Thone angemacht wurde,
erhaͤrtete in 3 Tagen, waͤhrend jener, bei welchem das Gemenge im
Kalkofen ohne Luftzug erhizt worden war, 17 Tage dazu brauchte.
Es ist mir wahrscheinlich, daß das Erhaͤrten noch schneller erfolgt
waͤre, wenn ich ein schwaͤcheres aber laͤnger anhaltendes Feuer
gegeben haͤtte, um den Thon im Tiegel auf denselben Grad von Calcination zu
bringen, auf dem sich jener im Kalk-Ofen befand; indem dann der Thon laͤngere
Zeit mit der Luft in Beruͤhrung gewesen waͤre. Ich nahm mir daher vor,
diese Versuche zu wiederholen, und verschiedene Thonarten laͤngere oder
kuͤrzere Zeit durch in einem Luftstrome zu brennen, und zwar zuerst ohne
Zusaz, und dann mit Zusaz von verschiedenen Mengen Kalk; allein die
Veraͤnderung meines Aufenthaltes noͤthigte mich, diese Versuche
aufzuschieben. Der Vortheil, den man von Thon erhalten koͤnnte, welcher lange
Zeit in Beruͤhrung mit der atmosphaͤrischen Luft gebrannt wurde,
laͤßt sich nicht wohl voraussehen.
Da der Thon von Frankfurt, von welchem oben die Rede war, viele vegetabilische
Ueberreste enthaͤlt, so dachte ich anfangs, daß dieselben beim Brennen
Alkalien erzeugen konnten, und ich machte daher die beiden, in N°. 42. und 43. des Mémorial angefuͤhrten Versuche mit Thon, den ich mit etwas
Aschenlauge calcinirte. Man hat gesehen, daß dadurch der Widerstand der
Moͤrtel nur wenig vermehrt wurde, und daß das Erhaͤrten langsam
erfolgte. Seit jener Zeit ließ ich Holzheimer Thon mit verschiedenen Mengen Soda und
Pottasche calciniren; die Moͤrtel, welche mit diesen Caͤmenten
bereitet wurden, sind zwar noch nicht gebrochen, allein sie erhaͤrteten erst
nach 15 Tagen. Ich stellte auch mehrere Versuche an, bei welchen ich denselben Thon
mit verschiedenen Mengen Bittererde vermengte, indem der Frankfurter-Thon auch
Bittererde enthaͤlt; allein das Erhaͤrten erfolgte dann noch
langsamer. Kieselerde endlich, auf dieselbe Weise gebrannt, gibt mit
gewoͤhnlichem Kalke keinen Moͤrtel, der im Wasser
erhaͤrtet.
Aus den angefuͤhrten Erfahrungen mußte ich schließen, daß die Luft auf den
Thon waͤhrend dem Brennen eine bedeutende Rolle auf denselben spielt. Hr. Raucourt scheint dieselbe Idee gehabt zu haben; allein er
fuͤhrt keinen Versuch an, und wenn er S. 130. seines Werkes sagt:
„daß der Zutritt der Luft noͤthig ist, um die, in den Erden
enthaltenen, Oxide auf die vortheilhafteste Weise so zu veraͤndern, daß
sie mit dem Kalke gute hydraulische Verbindungen geben
koͤnnen,“ so sagt er hingegen S. 161: „daß der
Sauerstoff keine Wirkung auf die erdigen Oxide habe; woraus sich schließen
laͤßt, daß dieses Gas keinen Einfluß auf die hydraulischen Eigenschaften
des Kalkes hat.“
Der Frankfurter-Thon, mit dem ich die angefuͤhrten Versuche anstellte,
enthaͤlt weder Eisen, noch Kalk, und doch erhielt ich beim Brennen in einem
Luftstrome ein 10 Mahl schnelleres Erhaͤrten, und einen 10 Mahl
groͤßeren Widerstand, als bei dessen Brennen ohne starken Luftzug; ich
zeigte, daß Kieselerde und Bittererde, den Erden zugesezt, welche man calciniren
wollte, eine schwache Wirkung ausuͤbten; ich mußte daher schließen, daß diese
ganze Wirkung die Thonerde betrifft; ich dachte, daß diese Substanz bei einer
erhoͤhten Temperatur Sauerstoff aufnehmen koͤnne, und daß sie, in
diesem Zustande, mehr geeignet sey, sich auf nassem Wege mit dem Kalke zu
hydraulischen Moͤrteln zu verbinden.
Um meine Vermuthungen in dieser Hinsicht zu bekraͤftigen, ließ ich Thonerde in einem
Luftstrome, und im Kalkofen brennen, puͤlvern, und mengte sie dann mit Kalk
von einem weißen Marmor. Der Moͤrtel, der mit der, in einem Luftstrome
gebrannten Thonerde, bereitet wurde, erhaͤrtete viel schneller, als jener, zu
welchem ich die, im Kalkofen gebrannte, Thonerde nahm; ich bemerkte ferner auch, daß
sich, im ersten Falle, die Thon-Erde viel leichter in Schwefelsaͤure
aufloͤste, als wenn das Brennen ohne Zutritt der Luft geschah. Ich bin daher
veranlaßt zu glauben, daß die, im Thone enthaltene, Thonerde bei einer
hoͤheren Temperatur Sauerstoff absorbirt, und daß dieß die Ursache sey, warum
die Caͤmente, die damit bereitet werden, mehr geeignet sind, sich auf nassem
Wege mit dem gewoͤhnlichen Kalke zu verbinden.Alle unsere, gegen Norden gelegene, Festungen, die mit Ziegeln gebaut sind,
erleiden in kurzer Zeit bedeutende Abschaͤlungen; es ruͤhrt
dieß vielleicht davon her, daß das Brennen der Ziegel gewoͤhnlich
ohne staͤrkeren Luftzug geschieht. Aus den angefuͤhrten
Thatsachen erhellt offenbar, daß ein großer Unterschied zwischen jenem
Thone, der unter Zutritt der Luft, und jenem, der ohne Zutritt der Luft
calcinirt wurde, Statt hat; ich glaube, daß, wenn man beim Brennen der
Ziegel den oberen Theil der Oefen nicht so sehr verschließen wuͤrde,
als es gewoͤhnlich geschieht, (wie dieß fruͤher, als das
Brennmaterial nicht so selten war, der Fall gewesen zu seyn scheint), die
Ziegel der Einwirkung der Luft mehr widerstehen wuͤrden; denn sie
erleiden jezt eine Art Zersezung, welche dann vielleicht nicht mehr Statt
haben wuͤrde; wenigstens waͤre dieser Versuch zu machen. A. d.
O.
Die, mit dem Holzheimer-Thone angestellten, Versuche beweisen, daß der Kalk das
Erhaͤrten befoͤrdert, er mag mit oder ohne Zutritt der Luft gebrannt
worden seyn; dieß laͤßt mich vermuthen, daß waͤhrend dem Brennen ohne
Zutritt der Luft, der Kalk einen Theil seines Sauerstoffes an die Thonerde
abgibt.
Die Guͤte der Asche von Tournay scheint mir davon herzuruͤhren, daß die
Steinkohle, die man zum Brennen des Kalkes anwendet, eine bedeutende Menge Thonerde
enthaͤlt, welche waͤhrend der Verbrennung bei einem starken Luftzuge
calcinirt wird. Man hat also zu Tournay schon seit langer Zeit, und ohne daran zu
denken, das beste Verfahren zur Bereitung der kuͤnstlichen Puzzolane
angewendet.
Dem Angefuͤhrten zu Folge, rathe ich zur Bereitung kuͤnstlicher Puzzolanen fett
anzufuͤhlenden Thon zu nehmen, welcher etwas Kalkerde enthaͤlt, Ziegel
von mittlerer Groͤße daraus zu machen, und diese in einem Reverberirofen
calciniren zu lassen, welcher so gebaut ist, daß die Ziegel waͤhrend der
ganzen Dauer der Calcinirung einem Luftstrome ausgesezt sind. In Laͤndern, wo
Ziegel gebrannt werden, braucht man keinen solchen Ofen zu bauen; denn man kann dann
den Thon in den gewoͤhnlichen Oefen calciniren, mit der Vorsicht, daß man den
oberen Theil des Ofens nicht verschließt, damit waͤhrend der ganzen Dauer des
Brennens ein hinlaͤnglicher Luftstrom zwischen alle Ziegel gelangt. Ehe man
die Operation im Großen unternimmt, wird es gut seyn, in verschiedenen
Zeitraͤumen in einem kleinen Reverberir-Ofen eine bestimmte Menge von dem
Thone zu brennen, den man anwenden will, um den tauglichsten Grad der Calcination
auszumitteln. Den, auf verschiedene Grade calcinirten, Thon laͤßt man sehr
fein pulvern, und dann kann man Moͤrtel daraus bereiten, indem man Einen
Theil gewoͤhnlichen Kalkes, (in Teigform gemessen), auf 2–2 1/2 Theile
dieser Caͤmente anwendet. Diesen Moͤrtel bringt man in Glaͤser,
die man unter Wasser taucht, nachdem dieselben in 10–12 Stunden an der Luft
halbfest geworden sind. Ist nach 2–3 Tagen die Erhaͤrtung so
bedeutend, daß der Moͤrtel bei einem starken Druke mit dem Daumen keinen
Eindruk mehr annimmt, (wie dieß bei den natuͤrlichen Puzzolane, und dem
Trasse der Fall ist), so kann man uͤberzeugt seyn, daß man eine wahre
kuͤnstliche Puzzolane hat.
Bei der Fabrikation im Großen muß man dem Caͤmente jenen Grad von Calcination
zu geben suchen, bei welchem der gewoͤhnliche Kalk so schnell als
moͤglich erhaͤrtet. Dieser Grad laͤßt sich leicht aus der Farbe
erkennen, welche das Caͤment bekommt, wenn der Thon Eisen enthaͤlt,
wie dieß beinahe immer der Fall ist.
Eine große Menge von Versuchen uͤberzeugten mich, daß die, mit
gewoͤhnlichem Kalke und kuͤnstlicher Puzzolane angemachten
Moͤrtel, welche schnell erhaͤrten, jedes Mahl auch einen großen
Widerstand leisten. Es ist zu bemerken, daß man zu Moͤrtel, welchen man bloß
zu Bauten in der Luft braucht, oft Caͤmente anwendet, welche dieselben nicht
verbessern, und doch sehr theuer sind. Die Erfahrung hat mich in dieser Hinsicht
gelehrt, daß alle Caͤmente, welche nicht die Eigenschaft besizen, den gewoͤhnlichen Kalk im
Wasser erhaͤrten zu machen, bei dem Moͤrtel, welchen man zu
Gebaͤuden in der Luft verwendet, nicht mehr wirken, als Sand allein,
waͤhrend jene, welche den gewoͤhnlichen Kalk im Wasser schnell
erhaͤrten machen, auch in der Luft treffliche Moͤrtel gaben. Ehe man
also irgend ein Caͤment zu Moͤrtel, der der Luft ausgesezt werden
soll, anwendet, muß man sich auf die gegebene Weise uͤberzeugen, ob es den
gewoͤhnlichen Kalk im Wasser schnell erhaͤrten macht: diese Arten von
Caͤmenten sind wahre kuͤnstliche Puzzolanen. Man kann dieselben hydraulische Caͤmente nennen.
In Laͤndern, in welchen es natuͤrlichen hydraulischen Kalk gibt, soll
man, wie ich bereits im Mémorial gesagt habe,
denselben sowohl zu Bauten im Wasser, als in der Luft vorzugsweise vor
gewoͤhnlichem Kalke anwenden. Bei wichtigen Gebaͤuden ist es immer gut
etwas hydraulisches Caͤment unter den Moͤrtel zu mengen. In
Laͤndern, in welchen es keinen natuͤrlichen hydraulischen Kalk gibt,
ist es, wie ich aus meinen Erfahrungen uͤberzeugt bin, sowohl in Bezug auf
Wohlfeilheit, als in Bezug auf Widerstand der Moͤrtel, besser, keinen
kuͤnstlichen hydraulischen Kalk, sondern direct, (aus gewoͤhnlichem
Kalke, Sand und hydraulischem Caͤmente), hydraulischen Moͤrtel zu
machen; in Straßburg gaben mir 1 Theil gewoͤhnlicher Kalk, als Teig gemessen,
1 1/2 Theile Sand, und 1 1/2 Theile hydraulisches Caͤment, sowohl zu Bauten
im Wasser, als in der Luft, einen vortrefflichen Moͤrtel.