Titel: Ueber die Werkzeuge zum Drehen des geschlagenen Eisens in der Drehebank.
Fundstelle: Band 21, Jahrgang 1826, Nr. XX., S. 111
Download: XML
XX. Ueber die Werkzeuge zum Drehen des geschlagenen Eisens in der Drehebank. Von Hrn. Th. Gill aus dessen technical Repository, N. 51. S. 136. (Fortsezung des im XX. Bde. III. H. S. 233. des polyt. Journ. gelieferten Aufsazes uͤber denselben Gegenstand von demselben Hrn. Verfasser.) Mit Abbildungen auf Tab. IV. Ueber die Werkzeuge zum Drehen des geschlagenen Eisens in der Drehebank. Hr. Duncan Campbell, Alfred-place, ein alter Dilettant in der Mechanik, hatte die Gefaͤlligkeit, uns folgende Mittheilung uͤber Drehe-Meißel zu machen, deren er sich seit vielen Jahren zu aller Zufriedenheit bedient. Der schiefe Klammer-Meißel. Dieser Meißel ist von demjenigen, den wir S. 2. (polyt. Journ. a. a. O. S. 234.) beschrieben haben, nur darin verschieden, daß er an seinem Ende schief und nicht rechtwinkelig ist. Fig. 14. Tab. IV. zeigt denselben von oben, Fig. 15. von der Seite. Durch diese Vorrichtung wird der Arbeiter in den Stand gesezt, die Schneide desselben in einer vorteilhafteren Lage anzuwenden, als bei dem rechtwinkelig vierekig sich endenden Meißel nicht moͤglich ist. Der rundendige Klammer-Meißel. Dieser Meißel endet sich in Form eines Halbcylinders, wie Fig. 16. zeigt, und ist an jeder Seite ausgehoͤhlt, wie Fig. 17. weiset. Er bildet so eine andere Abart von Haken-Meißel (hook-tool), die der (S. 234. polyt. Journ.) beschriebenen Art etwas aͤhnlich, aber mit zwei schneidenden Kanten versehen ist, und ohne schneidende Fersen. Er ist sehr brauchbar und leicht zu verfertigen, und dient sowohl zum Ausrauhen, als zur Bildung von Hoͤhlungen in dem zu bearbeitenden Stuͤke. Ein anderer Haken-Meißel mit gerader Schneide. Dieser Meißel dient wie der S. 236. polyt. Journ. Tab. VI. Fig. 14. abgebildete Meißel zum Fertigen walzenfoͤrmiger Oberflaͤchen. Fig. 18. zeigt denselben von oben; Fig. 19. von der Seite; Fig. 20. vom Ende her. Die innere Seite ist, so weit Fig. 18. sie darstellt, genau zugeschliffen, und am Ende scharf geschliffen, wie a, a, a, in Figg. 19. und 18. zeigt. Beide untere Eken sind mit einem Meißel ausgezahnt, wie b, b, b, zeigt, damit sie in die Kupferplatte eindringen koͤnnen, mit welcher die Unterlage oder Ruhe auf der Drehebank oben belegt ist. Dieser Meißel ist an seinem Stiele ungefaͤhr sieben und einen halben Zoll lang, und mittelst desselben in einem hoͤlzernen 18 Zoll langen Hafte wohl befestigt. Dieser Meißel und der folgende werden nicht temperirt, sondern ganz hart gelassen. Ein anderer Haken-Meißel mit ekiger Schneide. Dieß ist ein anderer schaͤzbarer Meißel zum Rauhdrehen sowohl des geschlagenen Eisens als des Messinges, der aber gehoͤrig angewendet werden muß, wie wir hier zu zeigen versuchen wollen. Die Form dieses Meißels ist dem oben zunaͤchst beschriebenen sehr aͤhnlich; statt daß aber seine Schneide gerade ist, ist das Ende desselben in zwei sanft zugerundete Flaͤchen zugeschliffen, die an der Spize unter einem Winkel zusammenstoßen. Fig. 21. zeigt ihn von oben; Fig. 22. von der Seite; Fig. 23. vom Ende her. Beide untere Eken sind gezahnt, aus demselben Grunde, wie bei dem vorigen. Um eine Idee von der Weise zu geben, wie er bei der Arbeit gehalten werden muß, haben wir Fig. 24. beigefuͤgt, wo man denselben von oben sieht. Fig. 25. zeigt denselben, in c, von der Seite, die Ruhe in, d, und den Cylinder, der gedreht werden soll, in, e. In diesen beiden Figuren ist der Meißel in einer schiefen Lage dargestellt; in der ersten links gewandt, in der lezteren von der senkrechten sich abneigend. Diese zusammengesezten schiefen Lagen sind nothwendig, um der schneidenden Kante, f, in Hinsicht auf den zu drehenden Cylinder die gehoͤrige Lage zu geben. Man wird hier bemerken, daß es nicht die Winkel-Spize ist, die hier, wie bei dem gemeinen Haken-Meißel, angewendet wird, sondern eine oder die andere zugerundete Kante desselben, f, oder, g. In dem gegenwaͤrtigen Falle wird die Kante, f, auf die oben beschriebene Weise angewendet, und der Meißel ruht fest und sicher auf seiner gezahnten Eke auf der Kupferplatte, die die Ruhe bedekt. Die Schneide muß ehe etwas unter dem Mittelpuncte des Koͤrpers, der gedreht werden soll, als uͤber demselben angewendet werden, und ungefaͤhr so wirken, wie die Schneide des gewoͤhnlichen Drehe-Meißels (turning graver), dessen sich die Uhrmacher und andere feinere Mechaniker bedienen; d.h., die Schneide, f, wird schief gegen den Cylinder, e, angehalten, und schabt oder dreht auf diese Weise sehr schoͤn, wie ungefaͤhr der Drehe-Meißel, wenn dieser in seiner guͤnstigsten Lage gehalten wird; er ist aber weit besser als dieser, weil er ruhig und sicher auf der Ruhe aufliegt. Obschon wir hoffen, die Anwendung dieses Meißels klar genug beschrieben zu haben, so muß man ihn doch in der Arbeit sehen, um sich eine gehoͤrige Idee von der ganz ausgezeichneten Vortrefflichkeit desselben zu machen. Wenn man die Flaͤche, g, in Thaͤtigkeit bringen will, muß der Meißel ebenso rechts gehalten werden, wie oben links. Etwas Uebung wird den Arbeiter bald in den Stand sezen, diesen Meißel gehoͤrig zu gebrauchen, und wir koͤnnen ihm zum voraus versichern, daß seine Bemuͤhungen an diesem unschaͤzbaren Meißel nicht verloren seyn werden. Fuͤr Messing darf die Schneide etwas stumpfer seyn, als fuͤr geschlagenes Eisen. Fig. 26. zeigt eine von Hrn. Campbell an dem Stiefel der Unterlage oder Ruhe in der Drehebank angebrachte Verbesserung, naͤmlich noch eine Schraube unten, wodurch er den Fuß der Ruhe noch fester in dem Stiefel halten kann, als bisher, wo man bloß eine Schraube hatte. WirFortsezung in N. 51. des technical Repository S. 226. haben S. 2. (polyt. Journ. a. a. O. S. 234.) einen hoͤlzernen Stok oder Griff beschrieben, in welchem die Drehe-Meißel eingefuͤgt sind, und der mit einem Leit-Griffe versehen ist, um der Lage des Meißels Meister zu werden. Wir wollen nun andere Vorrichtungen zu demselben Zweke hier mittheilen. Hrn. G. Manwaring's Griff und Fuͤhrer. Hr. Manwaring bedient sich vorzugsweise bei seinen Drehe-Meißeln mir großen und langen Griffen wohl ausgereifter aufgebrochener Radspeichen aus Eschen-Holz, und gibt ihnen eine ovale Form, wie Fig. 27. Tab. IV. Er faßt das Ende des Griffes zunaͤchst am Meißel in einen eisernen Ring, der sich in einen Stiel endet, welcher in einen Griff oder in ein Heft eingetrieben wird, so daß es zugleich dem doppelten Zweke eines Fuͤhrungs-Griffes und eines schuͤzenden Beschlaͤges Genuͤge leistet. Fig. 28. zeigt diese Theile von der Seite. Ein Manchester-Fuͤhrungsgriff. Einen noch kraͤftigeren Fuͤhrungs-Griff sah ich in der Hand jenes Arbeiters aus Manchester, dessen im polyt. Journ. a. a. O. S. 233. erwaͤhnt wurde. Dieser Griff war unmittelbar auf dem Meißel selbst angebracht, und nicht auf dem Griffe oder Stoke, wie in den beiden bisher beschriebenen Faͤllen. Er befand sich an einem dreiekigen Meißel, dessen man sich zum Oeffnen der Loͤcher auf der Drehebank bedient, wie Fig. 29. zeigt, wo, a, den Koͤrper bezeichnet, der gedreht werden soll; b, den Drehe-Meißel; c, den Fuͤhrungs-Griff; d, den langen Heft oder Stok des Meißels, hier durch einen punctirten Kreis ausgedruͤkt, und, e, einen Theil der Unterlage oder Ruhe. Fig. 39. zeigt die Form dieses nuͤzlichen Meißels. Gill's Fuͤhrungsgriffe. Obiger, lezterwaͤhnter Fuͤhrungsgriff brachte mich auf die Idee, den Dienst dieses Meißels nicht bloß fuͤr den obigen Zwek allein dienen zu lassen, sondern auch auf andere Meißel auszudehnen. Man kann ja das Auge fuͤr einen vierekigen Meißel vierekig machen, und die Flaͤchen desselben so stellen, wie in Fig. 31. Fuͤr den Haken-Meißel und fuͤr andere Meißel kann es wie in Fig. 32. verfertigt werden, naͤmlich mit offenem Munde, so daß es sich auf den Stielen der Meißel schiebt. Ueber Drehe-Meißel mit Waͤchtern auf denselben. Der sel. Hr. Andr. Flint, dessen wir S. 233. (polyt. Journ. a. a. O.) erwaͤhnten, hatte bei seinem Geschaͤfte als Muͤhlen-Zimmermeister oͤfters Gelegenheit, die Enden und Seiten der hoͤlzernen Daͤumlinge an Zahnraͤdern zu drehen, und da er fand, daß die gewoͤhnlichen Drehe-Meißel, deren er sich zu diesem Zweke bediente, oͤfters zu tief fingen, und die Daͤumlinge oder Zapfen beschaͤdigten, so kam er auf die Idee, Kappen oder Waͤchter aus dieselben aufzusezen, um die Gewalt des Schnittes zu beschraͤnken, wie an dem Hobel mit doppeltem Eisen, an dem Speichen-Schaber u. dgl. In dieser Absicht versah er die Haken-Meißel, deren er sich bediente, an ihren Enden mit Stiefeln, die mit Binde-Schrauben versehen waren, und mit Aufsaͤzen nach der Form der Meißel. So zeigt Fig. 33. einen Haken-Meißel, f, von oben, der mit einem Waͤchter, g, und mit einer Binde-Schraube, h, versehen ist. Fig. 34. zeigt denselben von der Seite. Fig. 35. ist dieser Meißel, f, ohne seinen Waͤchter, und Fig. 36. zeigt den Waͤchter vom Ende her gesehen. In Fig. 34. sieht man den Waͤchter, wie er die Dike der Schneide beschraͤnkt. Fig. 37. ist ein Seiten-Meißel, f, mit einem Waͤchter, g, auf einem Ende desselben, und Fig. 38. ist das andere Ende deß Meißels ohne Waͤchter. Fig. 39. ist ein Durchschnitt desselben. Fig. 40. zeigt einen winkelspizigen Meißel von oben. Fig. 41. denselben von der Seite; er bekommt einen gehoͤrig geformten Waͤchter auf eine aͤhnliche Weise, wie die uͤbrigen; er hat aber an seiner Spize ein Loch schief eingebohrt, und zwei Hoͤhlungen oben laͤngs seinen Schneiden, um diese dadurch desto feiner und schaͤrfer zu machen.

Tafeln

Tafel Tab.
									IV
Tab. IV