Titel: | Kurzer Umriß der Lebens-Geschichte des Herrn Dr. Joseph von Fraunhofer, königlich-bayerischen Professors und Akademikers, Ritters des königlich-bayerischen Civil-Verdienst-, und des königlich-dänischen Dannebrog-Ordens, Mitgliedes mehrerer gelehrten Gesellschaften etc. von Joseph v. Utzschneider. |
Autor: | Joseph Utzschneider [GND] |
Fundstelle: | Band 21, Jahrgang 1826, Nr. XXXII., S. 161 |
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XXXII.
Kurzer Umriß der Lebens-Geschichte des Herrn Dr.
Joseph von Fraunhofer,
königlich-bayerischen Professors und Akademikers, Ritters des königlich-bayerischen
Civil-Verdienst-, und des königlich-dänischen Dannebrog-Ordens, Mitgliedes mehrerer
gelehrten Gesellschaften etc. von Joseph v.
Utzschneider.
Kurzer Umriß der Lebens-Geschichte des Herrn Dr. Joseph von
Fraunhofer etc.
Man hoͤrt die Menschen vielfaͤltig klagen: der
Schoͤpfer habe ihnen eine kurze Lebensdauer und schwache Anlagen angewiesen;
allein, sie klagen mit Unrecht. Untersuchen wir die Vorzuͤge, mit welchen wir
vom Schoͤpfer ausgeruͤstet sind, so werden wir finden, daß es uns mehr
an Fleiß, und an einem wohlgeordneten Streben nach zwekmaͤßiger Ausbildung,
als an Zeit und natuͤrlicher Kraft fehle. Der Geist in uns muß vor Allem
gewekt werden, auf daß er unsere Koͤrper beherrsche; dann erst werden wir
– an Koͤrper und Geist gesund und stark – anstrengender
Unternehmungen und groͤßerer Handlungen faͤhig seyn. Wir
muͤssen vorerst wissen, was wir wollen; alsdann wird es uns nicht
unmoͤglich seyn, die Hindernisse unserer Ausbildung zu besiegen. Nur
diejenigen Studienplaͤne und Erziehungs-Anstalten sind gut, welche diesen
Geist in dem Schuͤler und in dem Zoͤglinge zu weken vermoͤgen.
–
Wir Bayern haben in dem Laufe dieses Monats einen Mann verloren, dessen
Lebensgeschichte der Beweis liefert, daß Derjenige, in welchem dieser Geist
fruͤhzeitig lebendig wird, mit raschen Schritten seinem Ziele naͤher
schreitet, und durch großartiges Wirken unvertilgbaren Ruhm sich erwirbt. Herr
Joseph von Fraunhofer ist dieser Mann, der, ohne jemahls
eine oͤffentliche Schule ordentlich besucht zu haben, nur deßwegen, weil der
Geist in ihm vorherrschend war, in seiner Ausbildung alle Hindernisse
uͤberstieg. Fraunhofer faßte in fruͤher
Jugend den Entschluß, ein ausgezeichneter Optiker zu werden, und er ward es. Ich
wuͤnsche, daß diese Lebensgeschichte manchem Juͤnglinge zur
Aufmunterung diene, bei gleichem Geiste in seinem Fache ein ausgezeichneter Mann zu
werden. Ich schildere im nachfolgenden kurzen Umrisse Fraunhofer's allmaͤhlige Ausbildung, dessen Wirken in seinem
Geschaͤftskreise, und die große Ausbeute an nuͤzlichen Kenntnissen zum
Wohle der Menschheit.
Als im Jahre 1801 die franzoͤsische Consular-Regierung zu Paris eine
militaͤrisch-topographische Karte von Bayern verlangte, und der
franzoͤsische Oberst und Ingenieur-Geograph Bonne
die Messung wirklich begann, fehlte es allenthalben an guten Meß-Instrumenten. Der
bayerische Hr. Artillerie-Hauptmann Georg Reichenbach,
welcher fruͤher auf den Antrag des beruͤhmten Grafen von Rumford
– durch die Unterstuͤzung des Churfuͤrsten Carl Theodor – nach England zu seiner weiteren
Ausbildung geschikt wurde, und unter andern dort auch große Werkstaͤtten zur
Verfertigung mathematischer Instrumente sah, faßte bald nach seiner
Zuruͤkkunft von England den Entschluß, durch die Errichtung einer solchen
Werkstaͤtte in Bayern sein Gluͤk zu versuchen; er verband sich
fuͤr diesen Zwek mit Hrn. Jos. Liebherr, welcher
damahls schon als ein faͤhiger Uhrmacher und Mechaniker bekannt war, und
bereits eine Werkstaͤtte in Muͤnchen besaß. Die Herren Reichenbach und Liebherr
– auf diese Weise mit einander vereinigt – aͤußerten mir den
Wunsch: ich solle mich entschließen, ihrer kleinen Werkstaͤtte eine
groͤßere Ausdehnung zu geben, und ein ordentliches Institut zur Verfertigung
allerlei großer und kleiner Instrumente und Maschinen, so, wie sie in England
hervorgebracht werden, mit ihnen zu gruͤnden. – Ich weigerte mich
nicht, mit ihnen fuͤr diesen Zwek in eine Verbindung um so mehr zu treten,
als aus einem solchen Institute seiner Zeit junge tuͤchtige Mechaniker
hervorgehen koͤnnten, woran Bayern großen Mangel hatte. Der
Gesellschafts-Vertrag hieruͤber kam am 20ten August 1804 unter uns zu Stande.
– Das mathematisch-mechanische Institut: Reichenbach,
Utzschneider und Liebherr begann seine
Geschaͤfte mit großer Thaͤtigkeit, – mehrere große
Meß-Instrumente wurden bestellt, auf der Reichenbach – Liebherr'schen neu
erfundenen Theilmaschine getheilt, und bis auf die Glaͤser vollendet, so, daß
ein großer Vorrath von fertigen Instrumenten sich sammelte, welche aber nicht
verkaͤuflich waren, weil sie ohne Glaͤser nicht gebraucht werden
konnten; es fehlte an brauchbarem Flint- und Crown-Glase, und uͤberdieß noch
an einem faͤhigen Optiker. – Das ganze neu errichtete
mathematisch-mechanische Institut haͤtte unterliegen muͤssen, wenn
diesem Mangel nicht ohne Zeitverlust abgeholfen worden waͤre. Ich
saͤumte nicht, eine Reise zu unternehmen, um nicht allein die wirklich
arbeitenden Optiker auf allen Plaͤzen, sondern auch die Crown- und
Flintglasgattungen kennen zu lernen, deren sie sich bei Verfertigung ihrer optischen
Werkzeuge bedienten. Aus den waͤhrend dieser Reise gesammelten Erfahrungen
ging hervor, daß unser neu errichtetes Institut in Bezug auf die Optik keinen andern
Ausweg habe, als das Crown- und Flintglas sich selbst zu erzeugen, und den Optiker
sich selbst zu. bilden. – Auf dieser Reise lernte ich in der Grafschaft
Neufchatel einen Optiker Per. Ludw. Guinand kennen,
welcher ehemals mit der Erzeugung von Flintglas sich beschaͤftigte, diese
Fabrikation aber wieder aufgab, weil andere Arbeiten ihn besser naͤhrten; er
zeigte mir seinen verfallenen Flintglasofen, und machte mir allerlei Bemerkungen
uͤber die Bereitung dieser Glasart; ich fand an Hrn. Guinand einen Mann, welcher seine Versuche bei der Erzeugung des
Flintglases nicht konsequent durchfuͤhrte, hatte also nicht die Absicht,
denselben zur Glasfabrikation in Benediktbeurn anzuwerben; allein Herr Guinand machte sich nach meiner Abreise auf gut
Gluͤk reisefertig, und kam beinahe fruͤher in Benediktbeurn an, als
ich dahin zuruͤkkehrte. Indessen mißfiel mir sein Eifer nicht, und bewog
mich, mit dem Baue des Flintglas-Schmelzofens gleich anzufangen, um alsdann mit Hrn.
Guinand die Versuche zur Flint- und
Crown-Glaserzeugung nach einem zwekmaͤßigen Plane zu beginnen. In den Jahren
1806 und 1807 war der Flintglas-Schmelzofen immer in Thaͤtigkeit, und ich
unternahm auch, einen eigenen Ofen fuͤr die Erzeugung des Crownglases zu
bauen.
So kostbar diese Unternehmung in der ersten Anlage, und in den vielen Versuchen war,
so erhielten wir zur Ausruͤstung unserer bereits getheilten, aber blinden
Meß-Instrumente in Muͤnchen manches brauchbare Stuͤk Flint- und
Crown-Glas.
Dieses waren meine ersten Schritte zur Erzeugung des Flint- und Crown-Glases in
Benediktbeurn, waͤhrend die zwei Optiker Jos. Niggl und Jos. Fraunhofer im Institute Reichenbach, Utzschneider und Liebherr zu Muͤnchen anfingen, die ihnen zugekommenen
Glaͤser zu schleifen und zu poliren.
Hr. Jos. Niggl – zu Vogtareit ohnweit Wasserburg am
Inn gebohren – hatte Gelegenheit, im Kloster Rott auf der dortigen
sogenannten Sternwarte sich mit den Anfangsgruͤnden der Optik bekannt zu
machen; er wurde gleich nach der Gruͤndung unsers mathematisch-mechanischen
Institutes als talentvoller Optiker durch meinen Freund Hrn. Professor Ulrich Schiegg mir empfohlen, und in unsere Werkstaͤtte als
solcher eingefuͤhrt; allein mit seiner Stellung nicht zufrieden, verließ er
mit Ende des Jahres 1807 freiwillig unser Institut wieder, und hat sich
spaͤter als Optiker in Muͤnchen ansaͤßig gemacht.
Bei dem Austritte des Hrn. Jos. Niggl war mein Augenmerk
auf Hrn. Jos. Fraunhofer ganz allein gerichtet. Fraunhofer war der Sohn eines Glasers zu Straubing in
Bayern, und den 6ten Maͤrz 1787 gebohren. Sein Vater hielt ihn schon sehr
fruͤh zu dem Handwerke eines Glasers an, wodurch der Schulbesuch
vernachlaͤßigt wurde. In seinem 11ten Jahre war Fraunhofer aͤlternlos, und wurde zuerst von seinem
Vormuͤnder zu dem Metier eines Drehers bestimmt; nach einiger Zeit zeigte
sich aber, daß er einer so schweren Arbeit unterliegen wuͤrde; man brachte
ihn daher im August 1799 als Lehrjung nach Muͤnchen zu Hrn. Philipp Weichselberger, Hofspiegelmacher und Glasschleifer. Da
kein Lehrgeld fuͤr ihn bezahlt wurde, mußte er sich verbindlich machen, sechs
Jahre lang ohne Lohn zu arbeiten. Weil ihm nicht erlaubt war, die Feiertagsschule
ordentlich zu besuchen, so blieb er im Schreiben und Rechnen beinahe ganz unkundig.
Im zweiten Jahre seiner Lehrzeit ereignete sich im Jahre 1801 ein Ungluͤk,
welches die erste Veranlassung zu Fraunhofers nachheriger
Bestimmung gab.
Den 21. Juli des benannten Jahres stuͤrzten in Muͤnchen im
Thierekgaͤßgen zwei Haͤuser ploͤzlich zusammen, in deren Einem
der Lehrjung Fraunhofer wohnte, und im Schutte begraben
wurde. Gluͤkliche Umstaͤnde mancherlei Art wirkten so zusammen, daß
Fraunhofer am Leben blieb, und daß man im Innern des
uneingestuͤrzten Theiles des Hauses von unten durch eine Thuͤre eine
Art Schacht aufschließen, und mit Lochsaͤgen durch die eingestuͤrzten
Balken und Bretter eine Oeffnung machen konnte, durch welche man ihn nach
vierstuͤndiger Arbeit ohne eine gefaͤhrliche Beschaͤdigung an's
Tageslicht brachte. Waͤre nicht sein Kopf im Innern des Schuttes durch
Kisten, die sich stuͤzten, so weit frei geblieben, daß er rufen konnte, und
waͤre er nicht gluͤklicher Weise so gefallen, daß man von der
genannten Thuͤre aus zu ihm graben konnte, so haͤtte man ihn erst nach
mehreren Tagen gefunden, wie die im Momente des Einsturzes nur fuͤnf Schuh
tiefer von ihm liegende Frau seines Lehrherrns, welche todt blieb.
Unser Koͤnig Maximilian Joseph, – (damahls
noch Churfuͤrst)
– immer gewohnt, den Ungluͤklichen Huͤlfe zu leisten, –
kam oͤfters zu der Oeffnung, an welcher man nach dem Knaben grub, und
ermuthigte durch Zurufen sowohl diesen als auch die Arbeiter, welche sich selbst der
Gefahr aussezten, verschuͤttet zu werden. – Maximilian Joseph befahl, fuͤr die Heilung des Knabens
moͤglichste Sorge zu tragen, und ließ ihn nach seiner Wiederherstellung zu
sich rufen, um ihn uͤber seine Empfindungen und Gedanken waͤhrend des
Verschuͤttens, und uͤber seine Verhaͤltnisse zu befragen. Bei
dieser Gelegenheit beschenkte ihn Maximilian Joseph mit
achtzehn Stuͤk Dukaten, und versprach dem verwaisten Knaben Vater seyn zu
wollen, im Falle ihm etwas mangle.
Nach dem Einsturze des Hauses, wo ich Fraunhofer, als er
aus dem Schutte hervorgebracht wurde, zum erstenmahl sah, besuchte ich ihn einige
Mahl; er zeigte mir unter Andern auch das Geldgeschenk, das er von dem
allerhoͤchstseligen Koͤnige Maximilian
Joseph erhielt, und rechnete mir vor, wie er diese fuͤr ihn große
Summe nuͤzlich verwenden wolle? – er ließ sich eine
Glasschneid-Maschine machen, und schliff an Feiertagen optische Glaͤser,
stieß aber auf allerlei Hindernisse, weil ihm Theorie und Mathematik
uͤberhaupt mangelte. – Ich brachte ihm Clemm's und Tanzer's mathematisches Lehrbuch,
und nannte ihm einige uͤber die Optik erschienenen Buͤcher von Kaͤstner, Kluͤgel, Priestley etc. In diesen
Buͤchern fand er, daß zu ihrem Studium die Kenntniß der reinen Mathematik
durchaus noͤthig sey; daher er auch diese mit der Optik zu studiren anfieng,
und mit dem groͤßeren Theile ihrer Elemente durch die Optik bekannt wurde.
– Neben diesen Hindernissen hatte er auch noch mit andern zu kaͤmpfen;
sein Lehrmeister, welcher bei Fraunhofer die
Buͤcher gewahr wurde, untersagte ihm das Studium derselben; andere Personen,
die er waͤhrend der Zeit, als ich ihn wegen meines Aufenthaltes auf dem Lande
nicht mehr sah, uͤber diesen Gegenstand befragte, gaben ihm keine Hoffnung,
diese Wissenschaft ohne muͤndlichen Unterricht, und fast ohne des Schreibens
kundig zu seyn, studiren zu koͤnnen. Um so groͤßer wurde aber Fraunhofers Anstrengung, dem gewuͤnschten Ziele
sich zu naͤheren. Ungeachtet er in seinem Schlafzimmer, welches ohne Fenster
war, des Nachts kein Licht brennen durfte, und er nur an den Feiertagen außer dem
Hause einige Stunden studiren konnte, so war er dennoch bald mit der mathematischen Optik bekannt, und
suchte von ihr Gebrauch zu machen. Damit er die Feiertage ganz fuͤr sich
erhielt, und um nicht mehr gehindert zu werden, in der Feiertagsschule Schreiben zu
lernen, verwendete er den Rest seines Geldes eines Theils dazu, um seinem
Lehrmeister das lezte halbe Jahr der Lehrzeit abzukaufen, andern Theils, um aus der
Verlassenschaft des Hrn. Generals Grafen von Salern eine
optische Schleifmaschine sich eigen zu machen. Ohne jemahls Graviren gesehen zu
haben, fing er an, in freien Stunden in Metall zu graviren, um Moͤbel zum
Pressen erhabener Visiten-Karten zu verfertigen in der Absicht, sich dadurch
nebenher etwas Geld zu seinen Versuchen verdienen zu koͤnnen.
Der eben ausgebrochene Krieg, die Ueberfuͤllung der Stadt mit fremden Truppen
etc. – verhinderten den Absaz der Visiten-Karten. – Dadurch, und durch
andere Widerwaͤrtigkeiten kam Fraunhofer
fuͤr seine Existenz in groͤßere Verlegenheit, als er fruͤher
jemahls war; er hatte den Muth nicht, sich dem Koͤnige zu naͤhern, um von seiner bei Gelegenheit des
Hauseinsturzes angebotenen Großmuth Gebrauch zu machen; in dieser traurigen Lage
widmete er sich nun wieder ganz dem Metier eines Spiegelmachers und Glasschleifers,
verwendete jedoch die Feiertage auf das Studium der Mathematik.
Waͤhrend dieser Kriegszeit war ich auf meinen Besizungen, vorzuͤglich
in Benediktbeurn, sehr in Anspruch genommen, so, daß mir keine Zeit uͤbrig
blieb, mich um Fraunhofer und um dessen Fortschritte in
der Mathematik und Optik zu erkundigen. Ich ersuchte daher meinen Freund Hrn. Prof.
Ulrich Schiegg, mit Fraunhofer
sich bekannt zu machen, und ihn zu pruͤfen.
Der edle Schiegg entsprach meinem Wunsche, und gab sich
mehrere Tage mit Fraunhofer ab, um ihn genau kennen zu
lernen; er fand ihn in einer duͤrftigen Lage, und munterte ihn auf, mich zu
besuchen; Fraunhofer kam mit einiger
Schuͤchternheit zu mir, weil er glaubte, ich waͤre mit ihm
unzufrieden, indem ich ihn so lange Zeit nicht mehr sah, und weil er hoͤrte,
daß ich dem Optiker Hrn. Niggl, welcher in unserem
Institute arbeitete, in einem hohen Grade zugethan war. – Indessen wurden Fraunhofer und ich nach einer kurzen Unterredung mit
einander uͤber unsere Verhaͤltnisse ganz einig; Fraunhofer trat als Optiker neben Hm. Niggl in
das
mathematisch-mechanische Institut Reichenbach,
Utzschneider und Liebherr, wo ich ihn der
Oberaufsicht des Hrn. Prof. Schiegg uͤbergab,
welcher das Institut zur selbigen Zeit beinahe taͤglich besuchte.
Hr. Fraunhofer berechnete, und schliff die aus dem
neuerbauten Glasofen zu Benediktbeurn hervorgegangenen Glaͤser zu den ersten
groͤßeren fuͤr die Sternwarte in Ofen bestimmten Instrumente. Von nun
an sollten nicht bloß die Glaͤser fuͤr die Winkel-Instrumente, sondern
auch alle andere optischen Instrumente erzeugt werden. Dieses bewog mich, den
optischen Theil des Institutes Reichenbach, Utzschneider
und Liebherr nach Benediktbeurn zu verlegen, und Hr. Fraunhofer, nach dem freiwilligen Austritte des Hrn. Niggl's, als Optiker dort zu verwenden, in der Absicht,
durch ihn dort mehrere Arbeiter unterrichten, und von dort aus die Glaͤser
fuͤr das Institut Reichenbach, Utzschneider und
Liebherr in Muͤnchen bearbeiten zu lassen. Um
der optischen Anstalt in Benediktbeurn mehr Festigkeit zu geben, und Hrn. Fraunhofer eine sichere Existenz zu verschaffen, schlug
ich vor, ein eigenes Institut fuͤr die Optik allda zu errichten.
Der Gesellschaftsvertrag kam auch am 7. Febr. 1809 zwischen mir, Reichenbach und Fraunhofer zu
Stande. Herr Mechanikus Sigismund Rudolph Blochmann wurde
aus dem mathematisch-mechanischen Institute durch einen eigenen unter 15ten Febr.
1809 mit ihm abgeschlossenen Vertrag gleichfalls dahin versezt, um den mechanischen
Theil der optischen Anstalt allda zu leiten.
Hrn. Fraunhofers Bestimmung war, den optischen Theil in
seiner ganzen Ausdehnung unter seine Aufsicht zu nehmen. Fruͤher hatte er
sich in seinen theoretischen Arbeiten auch mit der Katoptrik beschaͤftigt,
und im Jahre 1807 uͤber die Abweichung außer der Are bei Telescopspiegeln
eine – noch nicht gedrukte – Abhandlung geschrieben; er zeigt darin,
daß die hyperbolischen Spiegel den parabolischen vorzuziehen seyen, und theilt auch
die Erfindung einer Maschine mit, durch welche die Flaͤchen hyperbolischer
Segmente, so wie auch andere geschliffen werden koͤnnen. Bei dem großen
Beduͤrfnisse von Glaͤsern, welches das mathematisch-mechanische
Institut in Muͤnchen bei ihren vielen Instrumenten hatte, wurde in dem
Gesellschaft-Vertrage ausdruͤklich festgesezt, daß von dem neu gegruͤndeten
optischen Institute die Katoptrik vor der Hand ausgeschlossen werden muͤsse,
um Hrn. Fraunhofer in seinen optischen Arbeiten
fuͤr das mathematisch-mechanische Institut in Muͤnchen nicht zu
zerstreuen.
Eine der schwierigsten Aufgaben in der praktischen Optik ist bekanntlich das Poliren
der sphaͤrischen Flaͤchen großer Objektive in dem Grade genau, wie die
Theorie es voraussezt, weil durch das Poliren diese Flaͤchen die Gestalt zum
Theil verlieren, welche sie im Schleifen erhalten.
Hr. Fraunhofer erfand nun eine Polirmaschine, mit welcher
nicht nur die Form der Objektivflaͤchen nicht verdorben wird, sondern auch
noch die unvermeidlichen Fehler des Schleifens in jeder Beziehung verbessert werden
koͤnnen, und bei welcher die Genauigkeit weniger von der Geschiklichkeit des
Arbeiters abhaͤngt. Derselbe Fall ist es mit den von ihm fuͤr andere
optische Zweke erfundenen Schleif- und Polirmaschinen.
Hr. Fraunhofer war bemuͤht, das Glas, dessen er
sich bediente, in Bezug auf die Wellen und Streifen, die es enthaͤlt, durch
welche das Licht unregelmaͤßig gebrochen, und zerstreut wird, auf eine neue
Art zu untersuchen, und fand auf diese Weise, daß oft im Flintglase, welches wir
bisher zu Benediktbeurn erzeugten, nicht ein von Wellen und Streifen ganz freies
Stuͤk anzutreffen war; er fand, daß die verschiedenen Stuͤke von einer
und derselben Schmelze im Brechungs-Vermoͤgen sehr verschieden waren, welches
beides zwar bei dem englischen, und besonders bei dem franzoͤsischen
Flintglase in einem noch hoͤheren Grade der Fall ist. Da unter diesen
Umstaͤnden die Hoffnung, vollkommnere und groͤßere Objektive zu
erhalten, als die waren, deren man sich bis dahin bediente, nicht hatte
genaͤhrt werden koͤnnen, so ersuchte ich im September des Jahres 1811
Hr. Fraunhofer, auch die Glas-Schmelzarbeiten des Hrn.
Guinand unter seine Aufsicht zu nehmen, alle
Schmelzen mitzumachen, und die mir vorgeschlagenen Verbesserungen am Schmelzofen
vorzunehmen, auch die hierzu noͤthigen Werkzeuge und Maschinen
ungesaͤumt verfertigen zu lassen. Die zweite Schmelze, welche Fraunhofer machte, zeigte uns, daß man Flintglas erhalten
kann, wo selbst ein Stuͤk vom Boden des zwei Centner enthaltenden
Schmelztiegels genau dasselbe Brechungs-Vermoͤgen hat, als eines von der
Oberflaͤche desselben. Die folgenden Schmelzen jedoch, obschon genau auf dieselbe Weise
gemacht, waren sowohl in Hinsicht des gleichen Brechungs-Vermoͤgens, als auch
in Hinsicht der Wellen und Streifen unbrauchbar. Erst nach laͤngerer Zeit
erhielt er wieder einige gelungene Schmelzen; aber auch jezt war es noch
zufaͤllig, und erst nach sehr vielen im Großen (jedesmahl mit vier Centnern),
angestellten Versuchen, wurde er mit den vielen Ursachen bekannt, welche das
Mißlingen veranlassen, und dann erst war er seiner Sache gewiß. Haͤtte er
nicht fruͤher schon gelungene Schmelzen gemacht, und haͤtte er seine
Versuche nicht im Großen angestellt, so haͤtte er bei Verfolgung derselben
aus den Schwierigkeiten, die sich aufdekten, schließen muͤssen, daß es
unmoͤglich sey, eine große voͤllig homogene Masse Flintglas zu
erhalten.
Auch das englische Crownglas, so wie das deutsche Spiegel- und Tafelglas,
enthaͤlt, wie Hr. Fraunhofer fand, Streifen oder
Wellen, welche das Licht unregelmaͤßig brechen. Da in einem groͤßeren
und dikeren Glase mehr dieser Streifen enthalten seyn muͤssen, es aber der
umgekehrte Fall seyn muß, wenn bei groͤßeren Fernroͤhren ihre Wirkung
zunehmen soll, so wuͤrde dieses Glas fuͤr große Objective nicht
brauchbar seyn. Deßwegen rieth Fraunhofer von nun an auch
alles Crownglas selbst zu schmelzen. Bei diesen im Großen angestellten Versuchen
stieß er auf Schwierigkeiten anderer Art, welche erst nach einigen Jahren
voͤllig besiegt wurden. Hr. Fraunhofer fand, daß,
wie genau man auch der Theorie, welche man fuͤr die beste Construktion
achromatischer Objective gegeben hatte, in der Ausfuͤhrung Folge leisten
mochte, ihre Wirkung dennoch nie der Erwartung voͤllig entsprach. Eines
Theils fand er die Ursache darin, daß die nur genaͤherten Formeln fuͤr
Objective, in welchen man, um brauchbare algebraische Ausdruͤke zu erhalten,
z.B. die Dike der Glaͤser, die hoͤheren Potenzen der Oeffnung etc.
vernachlaͤßigen muͤßte, keine hinreichende Genauigkeit geben; andern
Theils lag die Ursache darin, daß die Groͤßen, welche bei der Berechnung
achromatischer Objective als genau bekannt vorausgesezt werden muͤssen, d.i.
die Exponenten der Brechungs- und Farbenzerstreuungs-Verhaͤltnisse der
Glasarten, welcher man sich bedient, durch die bisher bekannten Mittel nicht mit
hinreichender Genauigkeit bestimmt werden koͤnnen. Das erste Hinderniß
besiegte Fraunhofer, indem er bei der Berechnung einen
neuen Weg einschlug, auf welchem keine Groͤße vernachlaͤßigt wird, und jede
Genauigkeit erreicht werden kann. Uebrigens geschah die Berechnung achromatischer
Objective bisher nur fuͤr Strahlen, welche von einem in der Axe der
Glaͤser gelegenen Puncte kommen. Fraunhofer
beruͤksichtigte auch noch die Abweichung fuͤr jene Puncte, welche
außerhalb der Axe liegen, und bei seinen Objectiven ist diese ein Minimum.
Dieses ist zum Theil die Ursache, weßwegen die Construktion seiner Objective von
jenen der englischen ganz verschieden ist. Die Ursache, weßwegen das Brechungs- und
Farbenzerstreuungs-Vermoͤgen der Materien bisher nicht mit Genauigkeit
bestimmt werden konnte, liegt groͤßten Theils darin, daß das Farbenspektrum
keine scharfen Graͤnzen hat, und daß auch der Uebergang von einer Farbe in
die andere nur allmaͤhlig geschieht, daher bei groͤßeren Spektren die
Winkel der Brechung nur auf 10 oder 15 Minuten genau gemessen werden konnten. Diesem
Hindernisse zu entgehen, machte Hr. Fraunhofer eine Reihe
von Versuchen: ein homogenes Licht kuͤnstlich hervorzubringen, und da ihm
dieses direkt nicht gelang, so erfand er einen Apparat, durch welchen es mit
Lampenlicht und Prismen hervorgebracht wurde. Im Verlaufe dieser Versuche entdekte
er die fixe helle Linie, welche im Orange des Spektrums sich findet, wenn es durch
das Licht des Feuers hervorgebracht wird, welche Linie ihm nachher zur Bestimmung
des absoluten Brechungs-Vermoͤgens der Materien gedient hatte. Die Versuche,
welche Fraunhofer machte, um zu erfahren, ob das
Farbenspektrum vom Sonnenlichte dieselbe helle Linie im Orange enthaͤlt, wie
das vom Lichte des Feuers, fuͤhrten ihn auf die Entdekung der
unzaͤhligen dunkeln fixen Linien in dem aus vollkommen homogenen Farben
bestehenden Spektrum vom Sonnenlichte, welche Entdekung wichtige Folgen hatte, und
durch welche allein es moͤglich wurde, den Weg des Lichtes fuͤr alle
Farben-Nuͤancen mit Winkel-Instrumenten voͤllig genau und direkt zu
verfolgen. Fraunhofer hat diese und andere hierauf Bezug
habende Versuche in einer Abhandlung beschrieben, welche im fuͤnften Bande
der Denkschriften der k. bayerischen Akademie der Wissenschaften gedrukt erschienen
ist. Die Akademie erwaͤhlte ihn hierauf im Jahre 1817 zu ihrem Mitgliede. Die
genannten Resultate gaben Hrn. Fraunhofer die
Veranlassung, außer der Refraktion und Reflexion auch noch uͤber andere
Geseze des Lichtes sine Reihe von Versuchen anzustellen, was durch die
vorhergegangenen Entdekungen und die Huͤlfsmittel, welche ihm zu Geboth standen,
moͤglich wurde. Das, was ihm am Wichtigsten zu seyn schien, war die Beugung
des Lichtes, deren Geseze man bis dahin aus den Versuchen nicht mit Sicherheit
ableiten konnte. Die Resultate seiner von einem gluͤklichen Erfolge
begleiteten Versuche uͤber die Geseze der Beugung des Lichtes fuͤhrten
ihn auf die Entdekung der so außerordentlich mannigfaltigen Phaͤnomene,
welche durch gegenseitige Einwirkung gebeugter Strahlen entstehen, und durch welche
er z.B. vollkommen homogene Farben Spektra ganz ohne Prismen hervorzubringen im
Stande war. Da diese Spektra, welche bloß durch Gitter aus sehr feinen,
voͤllig gleichen, und parallelen Faͤden hervorgebracht werden, die
dunkeln fixen Linien enthalten, welche er fruͤher in dem durch ein Prisma
entstandenen Spektrum entdekt hatte, und folglich bei Verfolgung des Weges des
Lichtes die Winkel mit außerordentlicher Praͤcision zu bestimmen waren, so
konnten die eigenen Geseze dieser Modifikation des Lichtes mit
ungewoͤhnlicher Genauigkeit aus den Versuchen abgeleitet werden. Hr. Fraunhofer hat die genannten, und andere hieher
gehoͤrigen Versuche in einer Abhandlung beschrieben, welche im achten Bande
der k. bayer'schen Akademie gedrukt erschienen ist. Die fruͤher bekannten
Geseze des Lichtes sind von der Art, daß man ihnen viele Hypothesen uͤber die
Natur des Lichtes anpassen kann. Hr. Fraunhofer suchte
nun die Theorie, welche die neuen – scheinbar sehr komplizirten –
Geseze darstellt, und fand, daß sie nur aus den von Dr.
Th. Young fruͤher aufgestellten Prinzipien der
Interferenz, d.i. nach der Hypothese der Undulation, mit gewissen Modificationen
voͤllig genuͤgend erklaͤrt werden koͤnnen. Er entwikelte
alsdann fuͤr die neuen Geseze des Lichtes, nach den genannten Prinzipien,
einen allgemeinen analytischen Ausdruk, aus welchem hervorging, daß, wenn er im
Stande waͤre, voͤllig vollkommene, aus parallelen Linien bestehende
Gitter zu machen, die so fein waͤren, daß ungefaͤhr 8000 Linien auf
einen Pariser Zoll gingen, alsdann die durch sie hervorgebrachten Phaͤnomene
auf eine sonderbare, und scheinbar außerordentlich komplizirte Art modifizirt
wuͤrden. Er fieng deßwegen eine neue Reihe von Versuchen an, und erfand eine
Theilmaschine, durch welche er die genannten Gitter mit der von der Theorie
vorgeschriebenen Genauigkeit verfertigen konnte. Durch diese Versuche wurde die
Theorie im hoͤchsten Grade genau bestaͤtigt.
Einen kurzen Bericht uͤber die Resultate dieser Forschungen hat Hr. Fraunhofer in einer Sizung der k. b. Akademie der
Wissenschaften vorgelesen, welcher im 74sten Bande von Gilbert's Annalen der Physik abgedrukt ist.
Durch die fruͤher bekannten Geseze des Lichtes konnten mehrere
atmosphaͤrische Lichtphaͤnomene z. V. die Entstehung der Hoͤfe
und Nebensonnen u.s.w. entweder gar nicht, oder nicht genuͤgend
erklaͤrt werden.
Hrn. Fraunhofer ist es gelungen, die so sehr
mannigfaltigen Phaͤnomene auf die gegenwaͤrtig bekannten Geseze des
Lichtes zuruͤkzufuͤhren. Er hat uͤber diesen Gegenstand eine
Abhandlung geschrieben, welche bereits gedrukt ist.
Die zu saͤmmtlichen physisch optischen Versuchen von Hrn. Fraunhofer erfundenen Instrumente und Maschinen, so wie
die wichtigeren Kupferplatten zu seinen Abhandlungen hat er selbst
ausgefuͤhrt.
Was Hr. Fraunhofer durch die von ihm und unter seiner
Direktion verfertigten optischen Instrumente geleistet hat, kann daraus wahrgenommen
werden, daß die Instrumente aus dem optischen Institute: Utzschneider und Fraunhofer gegenwaͤrtig
in ganz Europa verbreitet sind.
Einige der wichtigsten, durch ihn erfundenen oder verbesserten optischen Instrumente
sind:
Das Heliometer, – das repetirende
Lampenfilarmikrometer, – das zum Messen im
absoluten Maße bestimmte achromatische Mikroskop,
– das Ringmikrometer, – das Lampenkreis- und Nezmikrometer, – der große fuͤr die Dorpater Sternwarte
verfertigte parallaktische Refraktor, von welchem Hr. F.
G. W. Struve, Direktor der russisch kaiserl. Sternwarte
zu Dorpat, uns bereits eine detaillirte Beschreibung in einer sehr schoͤnen
Ausgabe mitgetheilt hat.
Bis zum Jahre 1814 war Hr. Gg. von Reichenbach auch
Associé dieses optischen Institutes, nachdem aber derselbe das Verlangen
geaͤußert hat: das mathematisch-mechanische Institut in Muͤnchen
allein zu besizen, um seinen und seiner Familie Privat-Vortheil und Nuzen mehr zu
begruͤnden, so wurde der Gesellschafts-Vertrag am 7ten Febr. 1814 zwischen
demselben, Hrn. Fraunhofer und mir aufgeloͤst.
Nach dieser Trennung habe ich fuͤr gut gefunden, das optische Institut mit Hrn. Fraunhofer nun allein fortzusezen; der Gesellschafts-Vertrag zwischen Hrn.
Fraunhofer und mir wurde auch am 20. Febr. 1814
abgeschlossen; in demselben schenkte ich Hrn. Fraunhofer
ein – diesem optischen Institute nicht zu entziehendes – Kapital von
zehntausend Gulden als Einlagsfond von seiner Seite, so, daß er bei einem fixen
Gehalte neben andern Beguͤnstigungen, und bei seinem Antheile an der reinen
Rente aus dem Ertrage des optischen Institutes fuͤr die Zukunft ein von
Nahrungssorgen ganz freies Leben gewann.
Von diesem Zeitpuncte an entwikelte sich erst Hrn. Fraunhofers ganze Thaͤtigkeit. Der Optiker, Hr. Petr. Ludw. Guinand, welcher sich vorzuͤglich mit Flint- und
Crownglasschmelzen beschaͤftigte, hat am 20. Dezbr. 1813 Benediktbeuern
verlassen; der ausgezeichnete Mechaniker Hr. Rudolph Sigismund Blochmann blieb aber bis zum Jahre 1818 als Techniker fuͤr die
Leitung des mechanischen Theiles im optischen Institute zu Benediktbeurn, wo
derselbe zu unserm Bedauern uns verließ, um seine neue – ihm angetragene
Stelle zu Dresden als koͤniglicher Inspektor des mathematischen Sallon
anzutreten.
Hr. Fraunhofer nahm auf diese Weise allmaͤhlig alle
Theile des optischen Institutes, welches im Jahre 1819 nach Muͤnchen verlegt
wurde, unter seine unmittelbare Leitung; die Arbeiten dieser Anstalt vermehrten sich
dergestalt, daß gegenwaͤrtig fuͤnfzig Menschen beschaͤftigt
werden. Neben den vielen Bestellungen vom Auslande werden auch jezt noch in diesem
Institute Utzschneider und Fraunhofer die optischen Theile fuͤr jene astronomischen und
geodaͤtischen Winkel-Instrumente verfertigt, welche in dem Reichenbach'schen Attellier, dessen Eigenthuͤmer
seit dem Jahre 1820 Hr. Mechanikus Traugott Ertel
geworden ist, erzeugt werden.
Im Jahre 1823 wurde Hr. Fraunhofer zum Conservator des
physikalischen Kabinets der k. bayer. Akademie der Wissenschaften ernannt, und
erhielt aus dem Fonde dieser Akademie auf sein Ansuchen einen jaͤhrlichen
Gehalt von achthundert Gulden.
Sr. Majestaͤt der Koͤnig Maximilian Joseph,
allerhoͤchstseligen Andenkens, erhoben ihn im Jahre 1824 nach der
oͤffentlichen Ausstellung des fuͤr die russisch kaiserl. Sternwarte in
Dorpat bestimmten Refraktors zum Ritter des Civil-Verdienstordens der bayer'schen Krone. Mehrere
auswaͤrtige gelehrte Gesellschaften ernannten Hrn. Fraunhofer zu ihrem Mitgliede, und die Universitaͤt Erlangen zum
Doktor der Philosophie.
Dieses war die Bahn und der Gang meines edlen Freundes Jos. von Fraunhofer zu dem Tempel des ewigen Ruhmes, bis ihn im Oktober vorigen
Jahres eine Krankheit beschlich, die denselben acht Monate lang am Krankenlager
festhielt.
Der Einsturz des Hauses, unter dessen Schutte er herausgegraben werden mußte, scheint
einen Eindruk koͤrperlicher Schwaͤche in ihm zuruͤkgelassen zu
haben; uͤberdieß litt er schon seit mehreren Jahren an
Druͤsen-Geschwuͤren; mehrere Katharre wurden vernachlaͤßigt;
die geistigen Anstrengungen, wobei der Koͤrper fast immer
vernachlaͤßigt ward, wurden selten unterbrochen; die Hize und Duͤnste
des Glasofens, gegen welche er von mir oͤfters gewarnt worden, konnten die
Schwaͤche seines Koͤrpers nur vermehren; er unterlag am Ende, wenn
auch sein Geist bis zum lezten Athemzuge sich aufrecht erhielt, und seiner sich
bewußt war. Obschon unverheirathet, hatte er waͤhrend seiner langwierigen
Krankheit doch alle moͤgliche Pflege. Die Hoffnung zur Wiederherstellung
seiner Gesundheit, und zur Befestigung derselben eine Reise in ein milderes Klima
nach Frankreich oder Italien machen zu koͤnnen, verließ ihn nicht bis zu
seinem Hinscheiden, das am 7. Juni Morgens 10 3/4 Uhr erfolgte.
Einige Tage vor seinem Lebens-Ende erhielt er noch das Diplom als Ritter des
koͤnigl. daͤnischen Dannebrogordens.
Seine Krankheit und sein Tod erregten allgemeine Theilnahme. Bei seiner Beerdigung
herrschte unter den zahlreichen Begleitern aus allen Staͤnden eine Stille,
die Jedermann ergriff. Der Magistrat der koͤniglichen Haupt- und
Residenz-Stadt Muͤnchen ehrte das Andenken an Fraunhofer unter andern auch dadurch, daß derselbe mir vermittelst
Schreiben vom 10, Juni die Befugniß einraͤumte, den Begraͤbnißplaz
fuͤr den Verblichenen, wo es mir gefaͤllig seyn wird, auf dem
Kirchhofe auszuwaͤhlen. Die von mir gewaͤhlte Staͤtte mit dem
darauf zu errichtenden Monumente soll nach Magistratischen Beschlusse fuͤr
immer dem Andenken Fraunhofers unentgeldlich gewidmet
bleiben. Ich nahm das ehrenvolle Anerbieten des Magistrates fuͤr Fraunhofer dankbar an, und waͤhlte zu seiner
Beerdigung den Plaz unmittelbar an der Seite des erst vor wenigen Tagen verstorbenen großen
Mechanikers Hrn. Georg von Reichenbach.
Es ruhen demnach die zwei großen Kuͤnstler des bayer'schen Vaterlandes
nebeneinander, so, daß sie – im Leben gleich groß in Ausbreitung von Kunst
und Wissenschaft – auch in dieser Ruhestelle sich noch einander die Hand
reichen koͤnnen. Ihr Geist fuͤr Kunst und Wissenschaft weiche niemahls
von Uns!!Die Redaction erlaubt sich dieser Lebensgeschichte einige Worte, welche ein
Vaterlandsfreund „den Manen des Ritters von Fraunhofer“ fuͤr dieses Journal
niederschrieb, hier beizufuͤgen. „Billig sollte das erste
Heft dieser Zeitschrift, welches, seit Fraunhofer unter der Erde ruht,
unter die Presse geht, schwarz umraͤndelt, in die Welt geschikt
werden: denn nicht bloß unser Vaterland, sondern jedes Land, in welchem
physische Wissenschaften mitten unter dem mystischen Jahrmarkte, der
heute zu Tage uͤber den ganzen Erdball aufgeschlagen ist, noch
einigen Werth haben, hat an Fraunhofer einen
unersezlichen Verlust erlitten. Es ist sogar schwer zu sagen, ob die
Erde an ihm mehr verloren hat, oder der gestirnte Himmel, den wir durch
ihn in wenigen Jahren vielleicht naͤher kennen gelernt haben
wuͤrden, als er uns in Jahrhunderten nicht wieder so nahe
gebracht werden wird.“
„Maͤnner, die wie Mahomed im
mystischen, und wie Ritter von Fraunhofer im
reineren physischen Sinne, den Mond vom blauen Himmel herabziehen, und
in ihren Aermel steken koͤnnen, werden nicht an jedem neuen
Sonntage geboren, und es wird wohl oft der Mond noch uͤber uns
auf und untergehen, bis aus einem Glaser-Lehrling, uͤber welchen
ein Haus einstuͤrzte, das ihn mehrere Stunden lang lebendig
begraben hielt, ein zweiter Fraunhofer
hervorgeht, und bis dieser jene gluͤkliche Hand wieder findet,
die den Goldgehalt des Genies an einem leichten Glaser-Jungen erkannte,
und denselben so zu stellen wußte, daß er, sich selbst
uͤberlassen, den Weg zu den Sternen sicheren Schrittes finden
konnte.“„Ritter von Fraunhofer war, in seiner
Sphaͤre, als Mathematiker und Techniker, ein Genie ersten Ranges,
das nicht bloß den Mangel fruͤherer Bildung schnell zu ersezen,
sondern auch die wunderseltene Gewandtheit besaß, den hoͤchsten,
den feinsten mathematischen Calcul mit der leichtesten und bequemsten
praktischen Ausfuͤhrbarkeit zu verbinden. Es hat groͤßere
Mathematiker nach Hunderten gegeben, und geschiktere Glasmacher und
Glasschleifer als Fraunhofer: es gab aber
keinen Mathematiker von Frauenhofers Range,
der so geschikt, wie er Glas gebildet und geschliffen, und keinen
Glasmacher und Glasschleifer, der ein so feiner Mathematiker, wie er
gewesen waͤre. In dieser eben so seltenen als gluͤklichen
Verbindung zweier, sonst nur getrennt vorkommenden, Faͤhigkeiten
liegt die Groͤße des Genies Fraunhofer's, als Optiker, und die Unsterblichkeit seiner
Meisterwerke: nur dadurch konnte er „refixa coelo devocare sidera.“
„Es kommt uns, da wir jener Akademie nicht angehoͤren, die
an Fraunhofer und Reichenbach ihre Koryphaͤen verlor, nicht zu, das
Publikum nach akademischer Sitte mit einer Lobrede auf den Verstorbenen
zu troͤsten. Wer ein Bayer ist, wird sich durch keine
schoͤn gesezte akademische Lobrede auf den so eben Verblichenen
troͤsten lassen: er wird aber den unersezlichen Verlust eines
Mannes sehr tief fuͤhlen, von dem die Sternwarten des Auslandes, die der Skythen sogar sich mit
seinen unerreichbaren Instrumenten zu versehen eilten.“.
Ich von meiner Seite kann meinem unvergeßlichen Fraunhofer
kein lebendigeres Denkmahl sezen, als daß ich alle meine Kraͤfte aufbiethe,
um das optische Institut, so wie es unter seiner Leitung gegruͤndet worden,
auch fuͤr die Zukunft zu erhalten. Die Arbeiten in demselben werden nach der
Richtung, die Fraunhofer bezeichnete, fortgesezt. Ein Refraktor, gleich dem, welcher im Jahre 1824 an die
Sternwarte zu Dorpat von unserm optischen Institute abgeliefert worden, wird in
kurzer Zeit vollendet werden; ein groͤßerer parallaktischer Refraktor von 12 Pariserzoll Oeffnung des Objectives, und
von 18 Fuß Brennweite,
von der bayer'schen Regierung bestellt, ist auch bereits in Arbeit genommen, und
wird in der von der koͤnigl. bayer. Regierung bestimmten Zeit zur Aufstellung
fertig seyn; an dem Mechanismus dieses Instrumentes werden nach Fraunhofers Angabe Verbesserungen angebracht werden.
Die optischen Instrumente, welche bisher aus dem optischen Institute Utzschneider und Fraunhofer
hervorgingen, werden auch fernerhin nach dem hier beigefuͤgten Verzeichnisse
verfertigt.
Wir wollen nach dem Beispiele Fraunhofers die Lehre des
Roͤmers im Auge behalten:
Quod si hominibus bonarum rerum tanta cura esset: quanto
studio aliena ac nihil profutura, multumque etiam periculosa petunt; neque
regerentur magis, quam regerent casus, et eo magnitudinis procederent, ubi pro
mortalibus gloria aeterni fierent.
Geschrieben Muͤnchen im Juni 1826.
J. v. Utzschneider.
Verzeichniß derjenigen Instrumente, welche in dem optischen
Institute Utzschneider und Fraunhofer, ehemals in Benediktbeurn, jezt in Muͤnchen, fuͤr
nachstehende Preise verfertigt werden.
Alle in diesem Preis-Courant angesezte Dimensionen sind im
zwoͤlftheiligen Pariser Maße zu verstehen. Die Preise sind im 24
Gulden-Fuße.
1.Heliometer mit messingener Saͤule und drei
Fuͤßen, parallactisch montirt, mit zwei Libellen, Stunden- und
Declinations-Kreis von 4,6 Zollen im Durchmesser, beide mit silbernem Limbus,
durch die Verniers von Minute zu Minute getheilt. Das Fernrohr hat ein
achromatisches Objectiv von 42 Zoll Brennweite und 34 Linien Oeffnung, vier
astronomische Oculare von 41, 52, 81 und 131 mahliger Vergroͤßerung, und
zwei Sonnenglaͤser. Dieser Heliometer ist in allen Stuͤken sehr
wesentlich von allen bisherigen verschieden, er repetirt die damit gemessenen
Durchmesser der Sonne und Planeten, Distanzen, Ascensions- und
Declinations-Unterschiede, ist in jeder Lage vollkommen balancirt, und gibt
vermittelst der Micrometer-Schraube eine halbe Secunde ohne Repetition an fl. 1850.
2.Cometensucher, mit hoͤlzernem Rohre,
messingener Saͤule und drei Fuͤßen, parallactisch montirt, mit
Stunden- und Declinations-Kreis von 3,6 Zollen im Durchmesser, beide von
fuͤnf zu fuͤnf Minuten unmittelbar getheilt. Das Fernrohr hat ein
achromatisches Objectiv von 24 Zoll Brennweite. 34 Linien Oeffnung, und zwei
astronomische Oculare von 10 und 15 mahliger Vergroͤßerung. Das Feld hat
6 Grade. fl. 490.
3.Cometensucher mit hoͤlzernem Rohre, ohne
Stativ. Das Fernrohr hat ein achromatisches Objectiv von 24 Zoll Brennweite, 34
Linien Oeffnung, und ein astronomisches Ocular von 10 mahliger
Vergroͤßerung. Das Feld hat 6 Grade fl. 88.
4.Großer achromatischer Refractor von 9 Fuß 2 Zoll
Brennweite, und 6 Zoll 6 Linien Oeffnung, parallactisch montirt, mit
eingetheiltem Stunden-Kreise und Declinations-Quadranten. Das Rohr hat einen
astronomischen Sucher, alle noͤthigen feinen und groben Bewegungen, ist
in jeder Lage balancirt, folgt durch eine Uhr mit einem Centrifugal-Pendel der
Bewegung der Sterne, und hat 6 astronomische Oculare von 62, 93, 140, 210, 320
und 470 mahliger Vergroͤßerung, nebst einem repetirenden
Lampen-Micrometer mit drei besonderen Ocularen etc. Außer diesen
neun-fuͤßigen Refractoren sind noch einige von 14 Fuß Brennweite und 8,5
Pariser-Zoll Oeffnung in Arbeit. Bei Bestellung solcher groͤßerer
Instrumente wird man sich uͤber den Preis vereinigen.
5.Tubus mit Pyramidal-Stativ, unmittelbar am Boden
stehend, Fuͤße und Rohr von Mahagony-Holz, zwei gezaͤhnten
schiefen Stangen zur sanften Bewegung des Rohrs. Das achromatische Objectiv hat
72 Zoll Brennweite, und 52 Linien Oeffnung, zwei irdische Oculare von 82 und
120, fuͤnf astronomische von 64, 96, 144, 216 und 324 mahliger
Vergroͤßerung, einen Kreismicrometer, zwei Sonnenglaͤser und
achromatischen Sucher. fl. 1280.
6.Tubus mit Pyramidal-Stativ, unmittelbar am Boden
stehend, Fuͤße und Rohr von Mahagony-Holz, zwei gezaͤhnten
schiefen Stangen zur sanften Bewegung des Rohrs. Das achromatische Objectiv hat
60 Zoll Brennweite, und 48 Linien Oeffnung, ein irdisches Ocular von 66,
fuͤnf astronomische Oculare von 54, 80, 120, 180, und 270 mahliger
Vergroͤßerung, einen Kreis-Micrometer, achromatischen Sucher und zwei
Sonnenglaͤser fl. 1040.
7.Tubus mit Pyramidal-Stativ, unmittelbar am Boden
stehend, Fuͤße und Rohr von Mahagony-Holz, zwei gezaͤhnten
schiefen Stangen zur sanften Bewegung des Rohrs. Das achromatische Objectiv hat
60 Zoll Brennweite und 43 Linien Oeffnung, ein irdisches Ocular von 66,
fuͤnf astronomische Oculare von 54, 80, 120, 180 und 270 mahliger
Vergroͤßerung, einen Kreis-Micrometer, achromatischen Sucher und zwei
Sonnenglaͤser fl. 870.
8.Tubus von 4 Fuß 10 Zoll Laͤnge mit messingener
Roͤhre und Stativ, und feiner Vertical-Bewegung. Das Fernrohr hat ein
achromatisches Objectiv von 48 Zoll Brennweite und 37 Linien Oeffnung; zwei
irdische Oculare von 57 und 80, und vier astronomische von 64, 96, 144 und 216
mahliger Vergroͤßerung mit einem Sonnenglase. Der ganze Tubus in einem
polirten Kasten fl. 422.
9.Tubus von 4 Fuß 4 Zoll Laͤnge mit messingener
Roͤhre und Stativ. Das achromatische Objectiv des Fernrohrs hat 42 Zoll
Brennweite und 34 Linien Oeffnung; zwei irdische Oculare von 50 und 70, und drei
astronomische von 54, 84 und 126 mahliger Vergroͤßerung, nebst einem
Sonnenglase und polirtem Kasten fl. 330.
10.Tubus von 3 Fuß 4 Zoll Laͤnge mit messingener
Roͤhre und Stativ. Das Fernrohr hat ein achromatisches Objectiv von 30
Zoll Brennweite und 29 Linien Oeffnung, ein irdisches Ocular von 42, und zwei
astronomische von 60 und 90 mahliger Vergroͤßerung, nebst einem
Sonnenglase und polirtem Kasten fl. 190.
11.Tubus von 2 Fuß 6 Zoll Laͤnge mit messingener
Roͤhre und Stativ. Das Fernrohr hat ein achromatisches Objectiv von 20
Zoll Brennweite und 21 Linien Oeffnung, ein irdisches Ocular von 28, und zwei
astronomische von 40 und 60 mahliger Vergroͤßerung, nebst einem
Sonnenglase und polirtem Kasten fl. 117.
12.Fernrohr von 4 Fuß 1 Zoll Laͤnge mit
hoͤlzernem Rohre ohne Stativ. Das Fernrohr hat ein achromatisches
Objectiv von 42 Zoll Brennweite und 32,5 Linien Oeffnung; eine
Auszugsroͤhre mit einem irdischen Oculare von 55, und zwei astronomischen
von 84 und 126 mahliger Vergroͤßerung, ein Sonnenglas und einen Kasten
fl. 160.
13.Fernrohr von 3 Fuß 1 Zoll Laͤnge mit
hoͤlzernem Rohre ohne Stativ. Das Fernrohr hat ein achromatisches
Objectiv von 30 Zoll Brennweite und 27 Linien Oeffnung; eine
Auszugsroͤhre mit einem irdischen Oculare von 40, und zwei astronomischen
von 60 und 90 mahliger Vergroͤßerung, ein Sonnenglas und einen Kasten fl. 94.
14.Seefernrohr von 4 Fuß 1 Zoll Laͤnge mit
hoͤlzernem Rohre. Das Fernrohr hat ein achromatisches Objectiv von 42
Zoll Brennweite, und 29,5 Linien Oeffnung, mit einer irdischen
Ocularroͤhre von 55 mahliger Vergroͤßerung, nebst Kasten fl. 97.
15.Seefernrohr von 3 Fuß 1 Zoll Laͤnge mit
hoͤlzernem Rohre, achromatischem Objective von 30 Zoll Brennweite, und
25,5 Linien Oeffnung; einer irdischen Ocularroͤhre von 40 mahliger
Vergroͤßerung, nebst einem Kasten fl. 68.
16.Seefernrohr von 2 Fuß 3 Zoll Laͤnge mit
hoͤlzernem Rohre; achromatischem Objektive von 20 Zoll Brennweite, 19
Linien Oeffnung; einer irdischen Ocularroͤhre, und einen Kasten fl. 38.
17.Seefernrohr von 1 Fuß 10 Zoll Laͤnge mit
hoͤlzernem Rohre, achromatischem Objective von 16 Zoll Brennweite, 15,5
Linien Oeffnung, und einer irdischen Ocularroͤhre fl. 31.
18.Zugfernrohr von 2 Fuß 2 Zoll Laͤnge mit einem
hoͤlzernen Rohre und drei Auszugsroͤhren von Messing, einem
achromatischen Objective von 20 Zoll Brennweite, 19 Linien Oeffnung, und
Futterale von Marroquin fl. 45.
19.Zugfernrohr von 1 Fuß 10 Zoll Laͤnge mit einem
hoͤlzernen Rohre und drei Auszugsroͤhren von Messing, einem
achromatischen Objective von 16 Zoll Brennweite, 15,5 Linien Oeffnung, und
Futterale von Marroquin fl. 34.
20.Zugfernrohr von 1 Fuß 6 Zoll Laͤnge mit einem
hoͤlzernem Rohre und drei Auszugsroͤhren von Messing, einem
achromatischen Objective von 12 Zoll Brennweite, 12 Linien Oeffnung und
Futterale von Marroquin fl. 26.
21.Großes zusammengeseztes Microscop mit
vollstaͤndigem Apparate, um die Durchmesser der Gegenstaͤnde in
irgend einem bestimmten Maße auf 0,00001 Zolle genau angeben zu koͤnnen,
mit Apparate zur Beleuchtung, sechs achromatischen Objectiven, einem doppelten
und einem einfachen Oculare zu verschiedenen Gesichtsfeld und
Vergroͤßerung. Die Vergroͤßerungen der Flaͤchen sind bei
dem einfachen Oculare 256, 441, 1024, 2809, 5476, 10000, und beim doppelten
Oculare 576, 992, 2304, 6320, 12321, 22500. Das ganze Microscop ist in einem
polirten Kasten fl. 560.
22.Zusammengeseztes Microscop, mit vollstaͤndigem
Apparate, vier achromatischen Objectiven und zwei Ocularen, nebst
Kaͤstchen. Die Flaͤchen der Gegenstaͤnde werden 400, 900,
2500, 5620 und 12100 Mahl vergroͤßert fl.
130.
23.Zusammengeseztes Microscop, mit vollstaͤndigem
Apparate, drei achromatischen Objectiven und einem Oculare, nebst
Kaͤstchen. Die Flaͤchen der Gegenstaͤnde werden 400, 900 und 2500 Mahl
vergroͤßert fl. 61. –
24.Reise-Microskop, mit zwei achromatischen Objectiven,
Spiegel, Stiel-Loupe, Schieber, Zaͤngelchen etc. Alles in einer
messingenen Huͤlse fl. 52. –
25.Loupe, in messingenen Ring gefaßt fl. 2. 30 kr.
26.Loupe, in messingenes Roͤhrchen gefaßt fl. 1. 30 kr.
27.Loupe, wie die vorhergehende, nur etwas kleiner fl. 1. 24 kr.
28.Cameralucida, mit Fassung zum Anschrauben am Tische,
nebst zwei Augenglaͤsern fuͤr Kurz- und Weitsichtige fl. 33. –
29.Cameralucida, mit Fassung zum Anschrauben am Tische,
nebst vier Augenglaͤsern fuͤr Kurz- und Weitsichtige fl. 40. –
30.Prismen von Crown- und Flintglas zusammengesezt, von verschiedener Groͤße, zu fl. 4, 6, 10, 20.
31.Plan- und Parallel-Spiegel
in runder Form.
32.Oculare in Roͤhren, auch bloße Ocular-Linsen.
33.Libellen. Diese drei unter N. 31, 32 und 33 bemerkten Gegenstaͤnde
werden nur auf Bestellungen verfertigt, und nach Maßgabe ihrer Dimensionen der
Preis bestimmt.
34.Achromatische Objective. Zur Bequemlichkeit
fuͤr Kuͤnstler, welche sich mit Verfertigung astronomischer
Instrumente beschaͤftigen, hat sich das optische Institut entschlossen,
einzelne Objective, bloß in einem Ringe gefaßt, zu verkaufen. Die
Oeffnungen sind in Linien des zwoͤlftheiligen Pariser Maßes angegeben,
und die Breite des Fassungsringes nicht mitgerechnet, der ganze Durchmesser der
Objective wird also um einige Linien groͤßer, als der hier bezeichnete
seyn.
Oeffnung
12
Linien
fl.
13. –
–
14
–
fl.
15. –
–
16
–
fl.
18. –
–
18
–
fl.
21. –
–
21
–
fl.
28. –
–
24
–
fl.
44. –
–
27
–
fl.
63. –
–
30
–
fl.
87. –
–
33
–
fl.
116. –
–
36
–
fl.
150. –
–
39
–
fl.
191. –
–
42
–
fl.
238. –
–
45
–
fl.
293. –
–
48
–
fl.
356. –
–
51
–
fl.
427. –
–
54
–
fl.
506. –
–
57
–
fl.
595. –
–
60
–
fl.
694. –
63
–
fl.
804. –
–
66
–
fl.
924. –
–
72
–
fl.
1200. –
Auf Verlangen werden perspektivische Zeichnungen in Groß-Quart-Format von Nro. 1, 2, 4, 5, 21 und 28, gegen 40 kr. per
Stuͤk abgegeben.