Titel: | Verbesserungen im Baue der Taucher-Gloke, worauf Th. Steele, Esqu. am Magdalen College Cambridge, am 28. October 1825 sich ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 21, Jahrgang 1826, Nr. XLVI., S. 218 |
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XLVI.
Verbesserungen im Baue der Taucher-Gloke, worauf
Th. Steele, Esqu. am
Magdalen College Cambridge, am 28. October 1825 sich ein Patent ertheilen ließ.
Aus dem London Journal of Arts. May. 1826. S.
239.
Mit Abbildungen auf Tab.
V.
Steele's, Verbesserungen im Baue der Taucher-Gloke.
Diese Verbesserungen bestehen in Verbindung einer von dem
Verfasser sogenannten Beobachtung-Gloke (Bell of
Observation), mit der gewoͤhnlichen Taucher- oder Arbeit-Gloke, und
in Verbindung einer Luftkammer uͤber dem Wasser mit der ersteren, wodurch die
Leute uͤber dem Wasser mit den Tauchern unter dem Wasser sich
verstaͤndigen, und wechselweise die noͤthigen Befehle zum Niederlassen
der Fanghaken, Aufziehen der Guͤter, Wechseln der Lage der Gloke u. d. gl.
ertheilen koͤnnen.
Fig. 34. ist
ein Durchschnitt der verbesserten Gloke: der Theil, a,
ist die gewoͤhnliche Gloke, unten offen; in ihr arbeitet der Taucher, immer
in dem Druke verdichteter Luft, wie gewoͤhnlich, wenn die Gloke unter Wasser
ist. b, ist ein kleines Gemach in der Gloke, oder die
Beobachtungsgloke, mit Glasfenstern, und in Verbindung mit der
atmosphaͤrischen Luft mittelst zweier Roͤhren, c und d, Ehe die Gloke niedergelassen wird, kriecht der Director
der Arbeit durch das Hauptloch, g, in die
Beobachtungs-Gloke, b, und nachdem er dieses Loch
luftdicht geschlossen hat, laͤßt man die Gloke an der Windenkette
untertauchen: der Director sizt in der Beobachtung-Gloke, b, und der Arbeiter in der offenen Gloke, a.
Wenn die Gloke den Meeresgrund erreicht hat, wird der Arbeiter allen
Unbequemlichkeiten des Drukes einer verdichteten Luft in der Gloke, a, ausgesezt seyn, der Director wird aber in seinem
Kammerchen, b, sich so behaglich befinden, wie in freier
Luft, indem er durch die Roͤhren, c und d, atmosphaͤrische Luft von oben
erhaͤlt.
Der Director ficht durch die Fenster an den Seiten, oben und unten, an seinem
Cabinette hinaus, und beschaut die Lage der Dinge rings um die Gloke umher,Vorausgesezt, daß er wirklich sehen kann, was bei großer Tiefe bekanntlich
nicht der Fall ist. A. d. Ueb. schreibt auf Schiefer oder auf eine andere Tafel, und haͤlt das, was
er geschrieben hat, an das Fenster, das in die Gloke zu dem Arbeiter geht, damit
dieser sieht, was er zu thun hat, und wenn an die uͤber dem Wasser
befindlichen Leute eine Mittheilung zu machen ist, spricht er durch eine der
Roͤhren zu denselben hinauf. Sollte es noͤthig geworden seyn, dem
Arbeiter laͤngere Anweisungen zu geben, so schiebt er das Papier, worauf er
geschrieben hat, in die Roͤhre, f, die sich in
der Wand seiner Gloke, b, befindet, indem er den inneren
Hahn oͤffnet, und alsogleich wieder schließt: der Arbeiter oͤffnet den
aͤußeren Hahn, zieht das Papier heraus, und schließt den Hahn wieder. Wenn
der Director es noͤthig findet, sein Cabinett, b,
zu luͤften, kann er den Hahn, g, oͤffnen,
und Luft aus der Gloke des Arbeiters erhalten, dem die Luft mittelst einer Drukpumpe
von oben durch die Roͤhre, h, zugepumpt wird. An
dem unteren Theile der Wand des Cabinettes, b, ist eine
kleine Oeffnung, i, die mit einem luftdichten Aermel
versehen ist, durch welchen der Director noͤthigen Falles seine Hand
durchfielen kann.
Im Falle, daß der Arbeiter es nothwendig finden sollte, die Gloke zu verlassen, und
in einige Entfernung von der Gloke unter Wasser fortzugehen, um zu irgend einem nahe
gelegenen Stuͤke des untergesunkenen Schiffes zu gelangen, oder bei einem
Schießloche dieses Schiffes einzusteigen, so muß er mit einer wasserdichten Kappe
versehen seyn, die seinen Kopf bedekt, und, damit er athmen kann, muß diese Kappe mit einer
Roͤhre versehen seyn, die in das Innere der Gloke laͤuft: eine solche
Vorrichtung ist indessen nicht neu.Es ist uͤberhaupt an diesem ganzen Taucher-Apparate nichts neu, als
die Idee, unter dem Wasser eben so faul und bequem zu sizen, als in irgend
einem Collegium jener Universitaͤt Englands, die sich seit dem
Anfange dieses Jahrhundertes durch exemplarische Indolenz gegen alle
physischen Wissenschaften, und durch fanatische Intoleranz selbst vor allen
spanischen Universitaͤten auszeichnet; die den ersten Botaniker
Englands, den unsterblichen Besizer des Herbariums Linne's und
Praͤsidenten der Linnean Society, Sir
James Eduard Smith bloß deßwegen, gegen die
Bitten aller verstaͤndigen Maͤnner Englands, nicht als
Professor der Botanik annahm (die seit 10 Jahren schon an dieser
Universitaͤt nicht mehr gelehrt wird), weil Sir James ein –
Dissenter ist. Diese Universitaͤt heißt, was man kaum glauben sollte,
Cambridge! A. d. Ueb. Der Patent-Traͤger schlaͤgt daher vor, noch eine zweite
Roͤhre an der Kappe anzubringen, die mit der Beobachtungs-Gloke, b, communicirt, damit der Arbeiter mit dem Director
sprechen kann, wodurch die Arbeit erleichtert wird: die Roͤhren sind mit den
geeigneten Sperrhaͤhnen versehen.
Fig. 35.
zeigt eine Verbesserung an einer gewoͤhnlichen arbeitenden Taucher-Gloke. a, ist die gewoͤhnliche Gloke; b, die Roͤhre, durch welche verdichtete Luft
gepumpt wird; c, die Kette, an welche die Gloke
angeschlungen ist, die oben von dem Schiffe herabgelassen wird. An dieser Gloke ist
die Roͤhre, d, angebracht, welche mit einem
luftdichten Behaͤlter, e, auf dem Verdeke oder
sonst wo uͤber dem Wasser in Verbindung steht. In diesem Behaͤlter
befindet sich eine Person, welche daher denselben Druk von verdichteter Luft
auszuhalten hat, wie jene in der Taucher-Gloke. Der Vortheil, der hierdurch
entsteht, ist der, daß diejenigen, die unter der Gloke sind, mit demjenigen, der in
diesem Behaͤlter stekt, durch die Roͤhre, d, sprechen koͤnnen, und dieser kann diejenigen, die in seiner
Naͤhe sind, unterrichten. An dem Behaͤlter, e, ist ein anderer luftdichter Behaͤlter, f, der damit in Verbindung steht, und in welchen die Person in, e, durch ein Schliefloch kriechen kann, das sie wieder
luftdicht zu schließen vermag, so daß sie endlich den Behaͤlter, f, oͤffnen, und herausgehen kann.
Der Patent-Traͤger schlaͤgt endlich noch vor, als Zugabe zu diesem
Apparate, eine biegsame Roͤhre aus einem wasserdichten Canevaße, oder aus irgend einem
wasserdichten Materials zu verfertigen, die weit genug ist, daß ein Mann
durchkriechen kann. Diese Roͤhre wird durch eine Reihe von Reifen
ausgespannt, und in eine Oeffnung in dem Behaͤlter, e, eingefuͤgt, und daselbst luftdicht verbunden, dann in das Wasser
hinabgelassen, und auf dieselbe Weise in einer Oeffnung in der Taucher-Gloke, in
welcher der Arbeiter sich befindet, befestigt. Die Taucher-Gloke mußte aber vorher
mittelst Anker am Meeresgrunde gehoͤrig befestigt worden seyn. Auf diese
Weise koͤnnte man zwischen dem Schiffe und der Gloke mittelst einer
Strikleiter eine bequeme Verbindung herstellen. Der Patent-Traͤger
„hofft, daß diese leztere Vorrichtung ein kraͤftiges Instrument
fuͤr Leitung kuͤnftiger Arbeiten unter dem Meere seyn wird, indem
sie eine Theorie darbiethet, von welcher er vorauszusagen wagt, daß sie einst in
Praxis uͤbergehen wird: man wird eben so von dem Verdeke in die Tiefe des
Meeres, als auf die Spize des Mastbaumes steigen.“
Um Licht in die Schießloͤcher eines Schiffes, oder andere unzugaͤngige
Stellen unter dem Verdeke eines untergesunkenen Schiffes zu bringen, schlaͤgt
der Patent-Traͤger ein optisches Instrument vor, welches mit der Gloke in
Verbindung steht, und durch Spiegel, welche das Licht einer Lampe
zuruͤkwerfen, die Gegenstaͤnde beleuchtet. Dieses Instrument nimmt er
nicht in Anspruch, und hat es daher auch hier nicht beschrieben.