Titel: | Einige Bemerkungen über ein Chlorometer; von Hrn. Houttou-Labillardiere, Professor der Chemie zu Rouen. |
Fundstelle: | Band 21, Jahrgang 1826, Nr. LVIII., S. 263 |
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LVIII.
Einige Bemerkungen über ein Chlorometer; von Hrn.
Houttou-Labillardiere,
Professor der Chemie zu Rouen.
Aus dem Journal de Pharmacie. May. 1826. (Im
Auszuge.)
Huttou Labillardiere's, Bemerkung über ein Chlorometer.
Das Chlor und die verschiedenen Verbindungen desselben, deren
man sich sowohl in der Bleicherei, als auch in der Kattun-Drukerei bedient, sind
immer in ihrer Zusammensezung sehr verschieden, und muͤssen in bestimmten
Verhaͤltnissen angewendet werden, wenn man den Zwek erreichen will, den man
sich vorsezt.
Das Berthollimeter des Hrn. Descroizilles war das einzige
bekannte chlorometrische Instrument bis zum Jahre 1824, wo Hr. Gay-Lussac ein fuͤr den Gebrauch, wozu er es bestimmte, hinlaͤnglich genaues
Chlorometer bekannt gemacht hat, indem das erstere nicht hinreichend war, um damit
die Starke und den Gehalt einer Lauge zu schaͤzen.
Das Chlorometer, von welchem hier gehandelt werden soll, gruͤndet sich auf die
Eigenschaft, die die ungefaͤrbte Aufloͤsung des Jod's und des
Staͤrkmehles in basisch kohlensaurem Natrum besizt, naͤmlich einer
Chlorkalk-Aufloͤsung eine intensivblaue Farbe zu geben, wenn man durch
allmaͤhliges Hinzusezen dieser Probefluͤßigkeit den Chlorkalk
vollkommen zersezt hat. Diese Faͤrbung erfolgt gewiß; nur zeigt sie nicht
immer die verhaͤltnißmaͤßigen Mengen des Chloruͤres an. Diese
Abweichung ruͤhrt daher, daß die blaue Substanz (Jod-Starkmehl), im Wasser
etwas aufloͤslich ist, ohne es zu faͤrben, und dieser habe ich dadurch
abgeholfen, daß ich die Fluͤßigkeit mit gewoͤhnlichem Meersalze
saͤttigte. Die so gesaͤttigte Fluͤßigkeit kann von der blauen
Substanz nichts mehr aufloͤsen, und das Meersalz gewaͤhrt noch
uͤberdieß den Vortheil, durch die erdigen Salze, die es enthaͤlt, den
Ueberschuß des basisch kohlensauren Natrums, welches mit dieser Fluͤßigkeit
in Mischung treten muß, zu zersezen. Diese chlorometrische Fluͤßigkeit wird
bereitet, indem man
1,5
Grammen
reines Jod,
3
–
Kartoffel-Staͤrkmehl, und
5
–
reines krystallisirtes basisch kohlensaures
Natrum
in zwei Déciliter Wasser in der Waͤrme
aufloͤst, bis zum Kochen bringt, und dann eine hinreichende Menge Wassers
zusezt, bis es ein Litre, betraͤgt, in welches man 450 Grammen
gewoͤhnliches ausgetroknetes Meersalz bringt. Die so gesaͤttigte
Fluͤßigkeit laͤßt man sich sezen, und der klare Antheil derselben ist
die chlorometrische Fluͤßigkeit. Bei der Gradbestimmung dieses Mittels habe
ich einen Weg befolgt, der verschieden ist von demjenigen, welchen uns Hr. Gay-Lussac kennen gelehrt hat. Ich habe den reinen
Chlor-Kalk zu Grunde gelegt; denn ich bin nicht der Meinung der HHrn. Welter, Grouvelle und Thomson, die den troknen Chlorkalk als ein Sub-Chloruͤr betrachten,
welches durch Wasser in ein neutrales aufloͤsliches Chloruͤr und in
Kalk zerfallt. Ich habe vielmehr erfahren, daß das mit Chlor gesaͤttigte
Kalkhydrat ein trokenes in Wasser vollkommen aufloͤsliches Chloruͤr
gibt, welches besteht aus:
Chlor
53
Kalkhydrat
47
Um darnach die Gradbestimmung meines Mittels festzusezen, habe ich 5 Gramme troknen
und reinen Chlorkalk in einem Déciliter Wasser aufgeloͤst, und in
einem Maße dieser Aufloͤsung die Probefluͤßigkeit bis zur erfolgenden
Faͤrbung hinzugesezt. Diese Menge stellt nun 100 Hundertheile reines
Chloruͤr in 5 Grammen Chlorkalk dar; folglich werden die Hunderttheile dieser
Menge eben so viele Hunderttheile reines Chloruͤr in was immer fuͤr
einem Chlorkalke darstellen. Vermoͤge dieser Art der Gradbestimmung wird man
auf eine leichte Weise die Menge ChlorkalkEnthaͤlt der Chlorkalk uͤberschuͤßiges Chlor, so ist es
gut, ihn mit geloͤschtem Kalke zu saͤttigen bestimmen koͤnnen, die in einer Aufloͤsung enthalten ist, weil
die zur Hervorbringung der Faͤrbung noͤthige Fluͤßigkeit im
Verhaͤltnisse zur Menge des Chlorkalkes steht, und weil 100 Theile dieser
Fluͤßigkeit 5 Grammen Chlor in 100 Grammen Wasser anzeigen. Proben der Art
sind in Fabriken sehr oft nothwendig.
Die Menge des in Wasser aufgeloͤsten reinen Chlor kann nur dadurch bestimmt
werden, daß man vorlaͤufig das Chlor mit Kalk saͤttigt, und dann, wie
mit dem aufgeloͤsten Chlorkalke verfaͤhrt. Die Menge des durch die
Fluͤßigkeit angezeigten Chloruͤres wird auch die des Chlors zu
erkennen geben, da die Zusammensezung desselben bekannt ist.
Bei den alkalischen Chloruͤren verwikelt sich die Probe im
Verhaͤltnisse des uͤberschuͤßigen Alkali, oder Subcarbonates,
welches sich darin finden kann. Man muß dann das Chlor durch reine Salzsaͤure
in Freiheit sezen, nachdem man vorher das Chloruͤr mit einer angemessenen
Menge Wassers verduͤnnt hat, um das Chlor in der Aufloͤsung
zuruͤkzuhalten, und die gasfoͤrmige Entweichung desselben zu
verhindern. Dann verfaͤhrt man, wie mit einer Chloraufloͤsung, nur mit
jedesmahliger Beruͤksichtigung der hinzugesezten Menge Wassers.
Es wird moͤglich seyn, wenn man sich die Muͤhe geben will, diese
Probe-Fluͤßigkeit so zu verbessern, daß dadurch, wie durch die
chlorometrische Fluͤßigkeit des Hrn. Gay-Lussac,
das Volumen des Chlorgases, welches in einem Chlorkalke oder einer anderen
aͤhnlichen Zusammensezung enthalten ist, angezeigt werden kann; und sie wird
dann auch dieser vorgezogen werden, indem man die Indig-Proben, die unvermeidlich
vorausgehen muͤssen, vermeiden kann.