Titel: | Analyse eines natürlichen Braunsteines; von Hrn. Bonis, dem Aelteren, Apotheker und Professor der Chemie zu Perpignan. |
Fundstelle: | Band 21, Jahrgang 1826, Nr. LXXXII., S. 332 |
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LXXXII.
Analyse eines natürlichen Braunsteines; von Hrn.
Bonis, dem Aelteren,
Apotheker und Professor der Chemie zu Perpignan.
Aus dem Journal de Pharmacie. N. VI. p. 326. Junius.
1826. (Im Auszuge.)
Uebersezt von Dr. C.
G. Kaiser in Landshut.
Bonis's, Analyse eines natürlichen Braunsteines.
Der Verf. bediente sich, als er Chlorgas bei einer
oͤffentlichen Sizung bereitete, um die Eigenschaften desselben darzustellen,
eines Braunsteines,
den er vor Kurzem aus dem Handel bezog, und erhielt dadurch eine weit geringere
Menge Chlor, als gewoͤhnlich; dieß veranlaßte ihn uͤber denselben
einige Untersuchungen anzustellen, die ihn aber nach und nach von Versuch zu Versuch
fuͤhrten, um seine Analyse zu vervollstaͤndigen, obschon das Herkommen
dieses Minerals ihm gaͤnzlich unbekannt war. Er glaubte, den Chemikern
dadurch neue Verbindungen unter den Natur-Producten bekannt zu machen.
Dieser Braunstein erscheint in unregelmaͤßigen, harten und zusammenhangenden,
Massen; rizte das Glas schwach; wirkte auf eine leichte Magnetnadel schwach, jedoch
merklich; war nicht stark abfaͤrbend; aͤußerlich von matt
schwaͤrzlich brauner Farbe; auf dem frischen Bruche dunkel stahlgrau; von
ebenem Bruche, und dichtem, zelligen Gefuͤge. Die dichtesten Stuͤke
gaben am Stahle einige Funken; in einigen konnte man auch weiße prismatische
Quarz-Krystallchen wahrnehmenNach den angefuͤhrten Merkmahlen scheint der Verf. mit derjenigen
Varietaͤt des Graubraunsteinerzes zu thun gehabt zu haben, welche Werner als eine eigene Gattung unter dem Nahmen
Schwarzbraunsteinerz auffuͤhrte.
Dieses Schwarzbraunsteinerz unterscheidet sich von dem vorigen durch eine
groͤßere Harte und durch die braune Farbe,
die es beim Striche erhaͤlt. Dieses leztere, so wichtig es als
Unterscheidungsmerkmahl ist, scheint der Verf. nicht gekannt zu haben. Guter
Braunstem ist am Striche schwarz, und gibt beim Gluͤhen kein Wasser
von sich. Leider sind unsere Kaufleute, wie ich schon oft erfahren mußte,
von der ungluͤklichen Idee beseelt, daß der Braunstein ein braunes
Pulver geben muͤßte, weil er Braunstein
heißt. A. d. Ueb.. Vor dem Loͤthrohre mit Borax schmolz er schwer, und gab nach dem
Zusaze von etwas Salpeter eine violette FaͤrbungDie violette Faͤrbung erfolgt nur in der aͤußeren Flamme; in
der inneren erhaͤlt man ein ungefaͤrbtes Glas, was bei diesen
Versuchen zu beruͤksichtigen ist. A. d. Ueb..
Zu Pulver gerieben, und in einem Kolben, den man damit bis zur Haͤlfte
anfuͤllte, mit Schwefelsaͤure zu einem Breie angemacht, brauste er
nicht auf, gab aber gleich beim Erwaͤrmen haͤufig weiße, sehr saure.
Daͤmpfe von sich, die stark zum Husten reizten, und die, als man an dem Halse
des Kolbens eine gekruͤmmte Roͤhre anbrachte, deren anderes Ende in
Wasser tauchte, lezteres beim Durchgehen truͤbten. Die Gasblasen wurden
ploͤzlich weniger, und man mußte den Apparat auseinander nehmen, indem der Theil der
Roͤhre, der in das Wasser tauchte, mit einer weißen, opalisirenden Substanz
von gallertartigem Ansehen verstopft wurde, welche leicht zu erkennen gab, daß diese
weißen Daͤmpfe kieselflußsaures Gas sind, die beim
Durchziehen durch das Wasser in saure flußsaure Kieselerde und in basische zerlegt
wurden, und daher die Roͤhre verstopften; was auch der innere Theil des
Kolbens und der Roͤhre bewies.
Der Kolben hoͤrte, nachdem er vollkommen geoͤffnet und vom Feuer
entfernt war, bald auf, sichtbare weiße Daͤmpfe auszustoßen; und dessen
ungeachtet wurde nach einigen Stunden der obere Theil des Halses ganz mit einem
weißen, krautartigen, Sublimate und mit Troͤpfchen einer vollkommen
durchsichtigen und ungefaͤrbten Fluͤßigkeit uͤberzogen. Diese
weiße, sublimirte Materie verhielt sich wie Flußsaͤure-haltige Kieselerde,
und entstand bei mehrmaligem Wegnehmen selbst nach einem und zwei Tagen von neuem
wieder. Diesen Sublimat erhielt auch H. Berzelius im
Verlaufe seiner Arbeit uͤber die Flußsaͤure und ihre Verbindungen (Annales de Chimie, Nov. 1824. p. 293.), wenn er die
kieselhaltigen Doppel-FlauteFluate, welche Krystallisations-Wasser enthalten, so lange erwaͤrmte, bis
die Kieselflußsaͤure anfing sich zu verfluͤchtigen. Wir haben es
erhalten, wenn wir Schwefelsaͤure, mit Huͤlfe einer gelinden
Waͤrme auf diesen gepulverten Braunstein einwirken ließen. Dieß laͤßt
mich vermuthen, daß man jedes andere, Kieselerde- und zugleich
Flußsaͤure-Haltige, Product auf dieselbe Weise zur Darstellung reiner
Kieselerde verwenden koͤnnte, indem man, um sie zu erhalten, den
Praͤcipitat nur gut auswaschen, und hierauf in einem Platinn-Tiegel stark
roth gluͤhen darf. So viel von der Flußsaure, und nun von den Basen, womit
sie gesaͤttigt ist!
Unter denjenigen flußsauren Verbindungen, welche die Braunsteinerze begleiten, kommt
nur der violblaue, blaͤttrige, Flußspath bei dem Braunsteinerz von Romaneche
vor. (Brogniart, Mineralogie; Berthier, Annales de Chimie, Aug. 1822.)
Dieses Salz macht aber keinen Bestandtheil des Braunsteines aus, sondern ist bloß im
Gesteine. Unser Braunsteinerz hat hingegen vollkommen gleichartigen Bruch. 100
Theile dieses gepulverten Braunsteines wurden in einem Tiegel, der mit einem in der
Mitte durchloͤcherten Dekel leicht bedekt wurde, nach und nach, und sehr
langsam bis zur dunkeln Rothgluͤhhize erwaͤrmt. In die Muͤndung des Dekels wurde
eine sehr lange und trokene Barometerroͤhre gestellt, in welcher sich
Wasserdaͤmpfe verdichteten und herunterrießelten. Der Gewichtsverlust betrug
2,99. Nachdem die Temperatur hierauf erhoͤht, und einige Zeit uͤber in
weißer Rothgluͤhhize erhalten wurde, betrug der Verlust 4,96, und der
Ruͤkstand nahm eine dunkelbraune Farbe an. Hierbei entwikelte sich
Sauerstoff. Guter Braunstein gibt aber beim Erwaͤrmen 10 bis 11 Procent
Sauerstoffgas.
Nach verschiedenen Versuchen wurde folgende Verfahrungsweise befolgt: es wurden 100
Theile Braunstein mit 400 Theilen Salzsaͤure behandelt, die man nach und nach
hinzusezte, bis kein Chlor-Geruch mehr daraus entwich, wobei ein weißlicher,
voͤllig unaufloͤslicher, Ruͤkstand zuruͤkblieb. Dieser
Ruͤkstand wog 17,85 p. C., und war beinahe reine Kieselerde.
Die salzsaure Aufloͤsung wurde, nachdem sie filtrirt und zur
Verfluͤchtigung der uͤberschuͤssigen Saͤure einige
Minuten gekocht wurde, mit dem vierfachen Gewichte destillirtem Wassers
verduͤnnt, und mit hydrothionsaurem Ammonium bis zur voͤlligen
Saͤttigung versezt. Dieses brachte darin eine starke braune Truͤbung
hervor. So ließ man es zwoͤlf Stunden lang in einem bedekten Gefaͤße
mit einander in Beruͤhrung, um die Praͤcipitation vollstaͤndig
zu bewirken. Es ist dienlich, anfaͤnglich beim Hinzusezen des
hydrothionsauren Ammoniums bestaͤndig umzuruͤhren, um das
Anhaͤngen der Schwefelverbindung an den inneren Waͤnden des
Gefaͤßes zu vermeiden, wovon man sie schwer trennt. Aus diesem Grunde wurde
die Fluͤßigkeit vom Niederschlage nicht durch Filtriren, sondern durch
Absezen und Abgießen getrennt. Der Niederschlag wurde mehrere Mahle mit
hydrothionsaͤuerlichem Wasser ausgewaschen, getroknet, und dann mittelst
einer starken Waͤrme in Oxid umgewandelt. Das Verfahren ist dasselbe, dessen
sich Berzelius bei der Analyse des phosphorsauren Mangans
von Limoges bediente.
Die obige abgegossene Fluͤßigkeit wurde mit dem Abwaschwasser vereinigt, und
von neuem mit Salzsaͤure gesaͤttigt, um den
uͤberschuͤssigen Schwefelwasserstoff zu verjagen. Diese
Aufloͤsung war ein besonderer Gegenstand der Untersuchung, indem darin die
Vasen und vorzuͤglich der Kalk aufzusuchen waren. Die Versuche waren aber in
dieser Beziehung fruchtlos, und es konnten nur geringe Spuren von Kalk entdekt
werden.
Vor der Anwendung des Schwefelammoniums bediente sich der Verf. zur Scheidung des
Mangan- und Eisen-Oxides des Ammoniums, und uͤberzeugte sich dabei, daß das
Ammonium das Manganoxid nicht vollkommen praͤcipitire, sondern daß es im
Stande sey dasselbe aufzuloͤsen, indem die mit Ammonium
uͤbersaͤttigte salzsaure Aufloͤsung beim Einfluͤsse der
Luft einen anfangs weißen, aber bald gelb und nach und nach braun werdenden
Niederschlag bildete, was auch mit Kalkwasser Statt fandDiese von Hatchett in Vorschlag gebrachte
Scheidungsmethode wurde eben deßwegen schon langst fuͤr unzureichend
erkannt, weil das Ammonium auch Manganoxidul aufloͤst, welches sich
waͤhrend des Filtrirens hoͤher oxydirt und abscheidet. (Siehe
Pfaff's analytische Chemie, Bd. II.) A. d.
Ueb..
Diesen Erfahrungen zu Folge wendete der Verf. statt des Ammoniums, hydrothionsaures
Ammonium an, um den Praͤcipitat nicht durch stußsaure Verbindungen zu
veraͤndern, was mit anderen alkalischen Basen ohne Zweifel geschehen
waͤre.
Um nun das Eisen vom Mangan zu scheiden, befolgte der Verf., nachdem die
obenerwaͤhnten in Oxide verwandelten Schwefelverbindungen mittelst
Salzsaͤure wieder aufgeloͤst und mit Wasser verduͤnnt worden
waren, dasselbe Verfahren, welches Vauquelin bei seiner
Analyse des phosphorsauren Eisens aus dem Departament de la
Haute-Vienne anzeigteDie Scheidung des Eisens vom Mangan nach Vauquelin
ist ebenfalls nicht genuͤgend, besonders wenn nur wenig Eisen
vorhanden ist, weil die dadurch frei werdende Kohlensaͤure nicht
zureicht, um das Manganoxidul aufgeloͤst zu halten. Die beste
Scheidungsmethode, worin mir jeder praktische Chemiker beistimmen wird, ist,
im Großen, die von dem unsterblichen Richter
angegebene Methode, und im Kleinen die von Klaproth mit bernsteinsauren Salzen oder die von
Berzelius mit benzoesauren Salzen. A. d.
Ueb.. (Annales de Chimie) October 1825.)
Er faͤllte naͤmlich durch Kali-Carbonat 3,10 Eisenperoxid, und hierauf
durch Kali-Subcarbonat kohlensaures Mangan, das 76,73 Manganperoxid entsprach. (Die
Berechnung des Sauerstoffes wurde nach Arfwedson
gemacht.) Die Menge der Flußsaͤure wurde auf folgende Weise bestimmt:
100 Theile gepulverten Braunsteines wurden mit Schwefelsaͤure zu einem
duͤnnen Breie angemacht, und in einem Kolben, der mittelst einer
gekruͤmmten Roͤhre mit dem Queksilber-Apparate in Verbindung stand,
erwaͤrmt. Das dadurch haͤufig entwikelte kieselflußsaure Gas wurde in
einer mit Queksilber und einer Schichte destillirten Wassers gefuͤllten
Roͤhre aufgefangen. Die dadurch entstandenen und uͤber dem Queksilber
schwimmenden Floken der Kieselerde wurden, nach beendigter Entwikelung, auf ein
Filtrum gebracht, gut ausgesuͤßt, und die erhaltene Fluͤßigkeit in
einem silbernen Gefaͤße gesammelt. Um aus dieser Fluͤssigkeit
Kieselflußsaͤure die Menge der Flußsaͤure zu bestimmen, gab der Verf.
vor allen anderen Basen dem Baryt den Vorzug; indem er die Aufloͤsung mit
salzsaurem Baryt versezte, wodurch er nach einigen Augenbliken einen
Praͤcipitat von sehr weißen, kleinen koͤrnigen Krystallen erhielt, der
ein Kiesel-Baryt-Fluat war. Die langsame Absonderung dieses unaufloͤslichen
Doppelsazes haben am ersten Gay-Lussac und Thenard beobachtet. (Recherches
phys et chim. t. 2. p. 25.)
Dieses Kiesel-Baryt-Fluat betrug 3,24. Um darin die Flußsaͤure zu bestimmen,
stuͤzte sich der Verf. auf die Angaben von Berzelius (Annales de Chimie, Nov. 1824. p. 295.), nach welchen dieses Doppelsalz aus 62,25
Baryt-Fluat, und 37,75 Kieselflußsaͤure besteht.
Nach demselben (p. 291.) besteht aber die
Kieselflußsaͤure aus 100 Flußsaͤure und 144,5 Kieselerde, und ihre
Saͤttigungscapacitaͤt ist = 74,72. Die Baryterde besteht aus 100
Baryum und 11,669 Sauerstoff (Thenard, 2. Vol. p. 318.); mithin vereinigen sich 100
Flußsaͤure mit. 715,05 Baryterde zu einem neutralen Fluat.
Da der Verf. 3,24 Kiesel-Baryt-Fluat erhalten hat, welches demnach aus 2,017
Baryt-Fluat und 1,223 Kieselflußsaͤure besteht; das erstere also 0,249
Flußsaͤure und 1,769 Baryterde, und die leztere 0,5 Flußsaͤure und
0,723 Kieselerde enthaͤlt; so wird die Menge Flußsaͤure, die in 100
Theilen des analysirten Minerals enthalten ist, 0,249 + 0,5 = 0,749 oder besser =
0,75 betragen.
Wenn man die Mengen der auf verschiedene Weise gefundenen Bestandtheile
zusammengestellt, so besteht dieses Mineral in 100 Theilen aus
Manganperoxid
76,73
Eisenperoxid
3,10
Flußsaͤure
0,75
Wasser
2,99
Kalk, eine geringe Spur Kieselerde
17,85
––––––
101,42
Dieses zu hohe Resultat der Analyse ruͤhrt von der hoͤheren Oxidation
des Mangans und Eisens her, was durch die Analyse bewirkt wurde.
Das schwarze Manganoxidhydrat (Mn + Aq.), welches zuweilen ein Begleiter dieser Erze ist,
enthaͤlt 10 p. C. Wasser; folglich werden die
oben aus 100 Theilen erhaltenen 2,99 Theile Wasser, mit 27,0 schwarzem
Braunsteinoxid verbunden, 30,0 Hydrat geben.
Und wirklich, wenn man von den 76,73 Manganperoxid diese 27,0 Mangan-Deuteroxid, die
zur Peroxid-Bildung noch 1,91 Sauerstoff noͤthig haben, abzieht; so bleiben
nur 47,82 Peroxid uͤbrig. Diese Zusammensezung gewinnt noch mehr
Wahrscheinlichkeit, wenn man den Gewichtsverlust von 4,96 an 100 Theilen in der
Gluͤhhize betrachtet, da das Peroxid bei derselben Temperatur 10 his 11 p. C. Sauerstoff gibt.
Daß das Eisen nicht als Oxid darin enthalten ist, laͤßt sich aus der Wirkung
dieses Braunsteinerzes auf die Magnetnadel schließen. Wenn man also von 3,10
Eisenperoxid die fuͤr das Deuteroxid uͤberschuͤssige Menge
abzieht, so bleiben noch 3 uͤbrig; denn nach Gay-Lussac verbinden sich 100 Theile Eisen mit 37,8 Sauerstoff zu
Deuteroxid und mit 42,31 zu Peroxid.
Diesen genaueren Beobachtungen zu Folge ist die Zusammensezung nun folgende:
WasserManganoxid
2,9927,01––––30,00
oderManganoxid-Hydrat
30
Manganperoxid
47,82
Eisendeuteroxid
3,
Flußsaͤure
0,75
Kalk, unwaͤgbare Menge
–
Kieselerde
17,85
Verlust
0,58
––––––
100,00
Aus dieser Analyse lassen sich nun folgende Schluͤsse ziehen:
1) daß das Resultat derselben eine neue natuͤrliche Verbindung
Flußsaͤure mit Mangan, oder Eisen und KieselerdeDie HHrn. Laugier und Pelletier haben uͤber die interessante Arbeit des Hrn. Bonis in der Société de Pharmacie einen guͤnstigen Bericht
vorgelesen, und bemerkt, daß diese vermeintliche Verbindung strenger
bewiesen werden muͤßte, wegen der Mengen der Oxide, die darin nicht
in relativen, und im Verhaͤltnisse zu jener der Saͤure zu
bedeutenden Mengen vorhanden zu seyn scheinen, deren durch die Analyse
entstandener Verlust nur sehr gering seyn mußte.Wir, von unserer Seite, wollen nur bemerken, daß, wenn man die 0,75
Flußsaͤure als verbunden mit Eisen-Protoxid annimmt, man ein Resultat
erhaͤlt, das sich der Wahrheit sehr zu naͤhern scheint; die
Kieselerde, die man mit der Flußsaͤure erhalten hat, ruͤhrte
ohne Zweifel davon her, daß diese Saͤure beim Freiwerden mit dem
kieselhaltigen Gesteine in Beruͤhrung kam, und
Kieselflußsaͤure erzeugte. Die anfaͤnglich angegebenen 3,1
Eisen-Peroxid, entsprechen 2,78 Protoxid, welche 0,60 Sauerstoff enthalten.
Wenn aber in den neutralen flußsauren Salzen die Menge der Saͤure
sich zu der des Sauerstoffes der Oxide verhaͤlt, = 100 : 74,72; so
ist die Zusammensezung des Eisen-Fluats 23,9 Saͤure und 76,1 Basis,
oder 0,75 Flußsaͤure und 2,43 Eisen-Protoxid, das 0,53 Sauerstoff
enthaͤlt; eine Zahl, die wenig von der oben angegebenen abweicht.
Ferner duͤrfte die leichte magnetische Wirkung dieses Braunsteinerzes
eine geringe Menge freien Eisenprotoxides anzeigen.Diese Betrachtungsweise der Zusammensezung dieses Erzes laͤßt, von der
anderen Seite, schließen, daß die beiden Manganoxide auf solche Art mit
einander verbunden sind, daß das eine die electronegative Rolle des anderen
spielt, wie die Berichterstatter es zu vermuthen scheinen. Endlich konnte
man in der Operation einen Saͤure-Verlust wahrnehmen, was noch mehr
fuͤr die Hypothese spricht, nach welcher die 2,78 Eisenprotoxid in
fast voͤllig neutralem Zustande mit der Flußsaͤure vorhanden
waͤren. A. d. O.darstellt, indem bis jezt die bekannten Analysen diese Saͤure nur mit
Kieselerde, Kalk, Yttererde, Thonerde oder Natrum verbunden angezeigt haben;
2) daß sich zuweilen unter den Erzen dieses Metalls Oxide von verschiedenen Graden
der Oxidation finden, wodurch ihre Guͤte im Handel sehr verschieden wird, was
Hauy nach den mineralogischen Charakteren desselben
vermuthete, und Arfwedson durch seine Analyse des
Braunsteines von Undenes in der Folge bewies.
Dieses leztere soll den Chlor- und Chloruͤr-Fabrikanten dienen, um sich bei
einer so vielfachen Anwendung desselben von der Menge Chlor zu versichern, die man
aus einer gegebenen Menge irgend eines Graubraunsteinerzes erhalten kann.
Gay-Lussac hat (Annales de
chimie, Juni 1824) Ein Pruͤfungsmittel fuͤr Manganoxide
angegeben. Man hat aber nicht immer die Indigo-Aufloͤsung und die besonderen
Apparate zu chlorometrischen Proben, und kann annaͤherungsweise die
Guͤte eines Braunsteinerzes schaͤzen, indem man zuerst
Dunkel-Roth-Gluͤhhize zur Verfluͤchtigung alles Wassers, (dessen
Abgang man seinem Gewichte nach bemerkt), dann Weiß-Rothgluͤhhize zur
Entwikelung des Sauerstoffes anwendet, und darnach die Menge des vorhandenen
Peroxides bestimmt. Diese Bestimmung geschieht sehr leicht dadurch, daß man 2
Schmelztiegel, mit gleichen Mengen Braunstein gefuͤllt, in einem Ofen bis zur
Dunkel-Rothgluͤhhize erhizt, und dann den einen herausnimmt, um den Verlust
an Wasser zu bestimmen; den anderen Tiegel laͤßt man aber im Feuer und
verstaͤrkt die Hize bis zur Weiß-Rothgluͤhhize, laͤßt ihn
erkalten, und bestimmt durch die neue Verminderung des Gewichtes die Menge des
Peroxides.
Bei diesem Versuche muß man wohl beruͤksichtigen: 1) daß man bei dem ersten
Versuche das Oxid nicht zu stark erhizt; denn, nach Berthier, „gibt das Peroxid schon in der
Dunkel-Rothgluͤhhize seinen Sauerstoff ab, und wenn man es
hinlaͤnglich lang demselben Hizgrade ausgesezt laͤßt, so wird es
zulezt ganz in Deuteroxid umgewandelt“ (Annales de Chimie, Juni 1822. p. 189.); 2) daß
man auf die vorhandenen kohlensauren Salze Ruͤksicht nimmt, deren
Saͤure ebenfalls durch die Einwirkung der Waͤrme entwikelt wird, und
die Resultate veraͤndert. Diese sind jedoch durch das Aufbrausen mit
Saͤuren leicht zu erkennen; und man kann die Braunsteinerze mehrere Mahle mit
Salz- oder Salpetersaͤure auswaschen, um sie zu reinigen, und dann auf
dieselbe Weise, wie oben erwaͤhnt wurde, behandeln.
Das reine Peroxid des Mangans gibt bei einer hohen Temperatur 0,12 Sauerstoff (Berthier, Annales de Chimie,
August 1822. p. 345.), und nach Gay-Lussac (Annales, Juni 1824. p. 168.) koͤnnen 5,5578 Gramme reines Peroxid
4,4265 Gramme oder 1,3963 Litre Chlor geben, was fuͤr 100 Gramme Peroxid
79,643 Chlor oder 25,1226 Litre gibt. Wenn man also die Menge des durch Erwaͤrmen
entwikelten Sauerstoffes kennt, so wird man auch leicht die Menge Chlor dem Gewichte
oder Volumen nach berechnen koͤnnen, die man aus einem Oxide erhalten kann.
Gesezt, 100 Gramme eines Braunsteinerzes haben 6 Sauerstoff verloren, so werden
diese 100 Gramme 50 reines Peroxid enthalten, und man kann folgende Proportion
ansezen:
100 : 79,643 = 50 : X
= 39,8215 Gr. = 12,5613 Litre Chlor.
Dieses Oxid enthaͤlt nur 50 reines Peroxid, und wird fuͤr den
Fabrikanten um die Haͤlfte weniger gut seyn, als ein vollkommen reines
natuͤrliches Oxid, das nur aus Peroxid zusammengesezt ist.Eine approximative Schaͤzung der Braunsteinerze erlaubt auch die oben
erwaͤhnte Unterscheidung nach dem Striche, denn, je braͤuner
ein Braunstein im Striche ist, desto mehr haͤlt er Wasser, und desto
unbrauchbarer ist er; und je schwaͤrzer irgend einer ist, desto mehr
haͤlt er Peroxid, und desto brauchbarer ist er. Fuͤr den
Fabrikanten wird diese Schaͤzungsweise viel einfacher und anwendbarer
seyn, indem sich zwischen den beiden Fundamentalpuncten leicht Grade durch
Erfahrung bestimmen lassen. A. d. Ueb.