Titel: | Ueber Nachahmung einfarbiger und illuminirter Zeichnungen durch verbesserten Model- oder Blockdruk. Von Hrn. Wilh. Savage. |
Fundstelle: | Band 21, Jahrgang 1826, Nr. CVI., S. 422 |
Download: | XML |
CVI.
Ueber Nachahmung einfarbiger und illuminirter
Zeichnungen durch verbesserten Model- oder Blockdruk. Von Hrn. Wilh. Savage.
Aus dem XLIII. Bd. der Transactions of the Society for the
Encouragement of Arts etc. In Gill's technical Repository N. 53.
1826. S. 292.
(Im
Auszuge.)
Savage, über Nachahmung einfarbiger und illuminirter Zeichnungen
durch verbesserten Model- oder Blockdruk.
Herr Savage, welcher der
Gesellschaft Proben seiner Nachahmungen von Zeichnungen und Gemaͤhlden durch
das gewoͤhnliche Verfahren der Buchdruckerpresse vorlegte, und diese mit
folgenden Bemerkungen begleitete, erhielt von derselben die große silberne Medaille
und 15 Guineen.
Er beginnt seine Bemerkungen mit einem Ruͤkblike auf das, was fruͤher
geleistet wurde. Die ersten Versuche, um Zeichnungen mit Feder und Tinte durch
Holzschnitte und BlockdrukModel- oder Formdruk.nachzuahmen, wurden am Ende des 15ten Jahrhundertes gemacht. Man nimmt an,
daß man anfangs nur zwei Bloͤke brauchte, von welchen der eine die Umrisse
und die schattirten Theile, der andere den gefaͤrbten Grund gab, aus welchem
die Lichter ausgeschnitten waren, so daß man glauben sollte, sie waͤren weiß
gedrukt; was aber bloß vom Abdruke auf weißes Papier herruͤhrte. In wenigen
Jahren wurde dieses Verfahren zwar vervollkommnet; allein die ersten Abdruͤke
beschraͤnkten sich auf 3 bis 4 Bloͤke, die alle in derselben Farbe,
nur in verschiedenen Graden von Schattirung, abgedrukt wurden, und dadurch ein
sogenanntes chiaro oscuro lieferten. Ihre Farben waren im Allgemeinen ein
dunkles Ochergelb oder Braun. Zuweilen brauchte man eine graue Farbe, zuweilen eine
roͤthliche, dunkelblaue, purpurrothe.
Sehr oft hat man gar keine Umrisse gravirt, sondern bloß die Farbe, an dem Umrisse
aufhoͤren lassen: die verschiedenen Tiefen derselben bildeten die
Schattirungen und die Draperie.
Die Druke der fruͤhesten Druker, die ich zu sehen Gelegenheit hatte, scheinen
nicht mit Wasserfarben eingewaschen, sondern ganz unregelmaͤßig colorirt: bei
großen Gegenstaͤnden ist der Grund gewoͤhnlich gebrochen, und die
Oberflaͤche des Papieres nicht vollkommen gedekt. In einigen Faͤllen
sehen sie jedoch aus, als ob sie mit Wasserfarben auf nasses Papier gedrukt worden
waͤren, wodurch die Farben etwas in einander liefen.
So gut indessen Zeichnung und Stich auch seyn mochten, so war der Druk
verhaͤltnißmaͤßig doch sehr tief unter den Arbeiten der Faust und
Scheffer'schen Presse. Es war ja keine große Kunst die Lichter dort hinfallen zu
lassen, wo man sie brauchte, und bei einer so rohen Ausfuͤhrung war keine
besondere Genauigkeit in der Arbeit noͤthig.
Viele angesehene Kuͤnstler bedienten sich dieser Art Stiches und Drukes im
15ten, 16ten und 17ten Jahrhunderte; im 18ten hingegen wurde diese Kunst nicht sehr
betrieben, und nur wenige widmeten sich derselben als eigenen Gewerbszweige: ich
finde nur den Namen von Joh. Bapt. Jackson und John Skippe, Esq., welcher lezterer ein Liebhaber war.
Den ersten Versuch in Holz zu stechen, und den Holzstich mittelst einer Drukerpresse
abdruken zu lassen, so daß das Blatt einem Gemaͤhlde in Wasserfarbe gleicht,
scheint Hr. Jackson, der vom J. 1720 bis 1754 arbeitete,
angestellt zu haben. Einen zweiten Versuch hat Hr. Gubiß
zu Berlin (der vielleicht noch lebt? [Ja. R.]) gemacht: was ich davon gesehen habe,
beurkundet ihn als Stecher und Druker von Verdienst.
Ich unterscheide zwischen chiaro oscuro und Mahlerei in
Wasserfarben: unter lezterer verstehe ich Darstellung der Gegenstaͤnde in
ihren eigentlichen und natuͤrlichen Farben, und nur hierauf beziehen sich die
beiden oben erwaͤhnten Versuche.
Alle Farbendruke des sel. Jackson, die ich zu Gesichte
bekam, haben einen Fehler; denn das Oehl, dessen er sich bei seinen Farben bediente,
bestelle nicht bloß das Papier, auf welchem das Gemaͤhlde abgedrukt wurde,
sondern auch die anliegenden Blaͤtter, wenn man dasselbe in ein Buch
einbinden ließ. Ferner zeigen die noch vorhandenen Stuͤke, daß das Oehl bei
farbigen Druken nicht bloß die Farbe veraͤndert, sondern dadurch, daß es sich
von der Farbe scheidet und ausbreitet, auch das Papier entstellt.
Seit beinahe 400 Jahren, oder seit der Erfindung der Buchdrukerei, machte man also
nur zwei Versuche, Gemaͤhlde in Wasserfarben abzudruken, und diese
mißlangen.
Ich will nun das Verfahren beschreiben, nach welchem ich die vorgelegten
Stuͤke verfertigte.
Wenn man eine Zeichnung oder ein Gemaͤhlde druken will, muͤssen die
Tinten flach, mit so wenig Uebergang in einander, als moͤglich, aufgetragen
werden koͤnnen. Dadurch ist sowohl beim Stiche, als beim Druke unendlich
viele Muͤhe erspart, und die Copie kommt dem Originale um Vieles
naͤher, als wenn man sich an hoͤchst vollendete Originale wagt, an
welchen die Farben unmerklich in einander uͤbergehen. Zu lezterem sind eine
Menge von Bloͤken (Moͤdel) noͤthig, und das Gemaͤhlde
muß mit der groͤßten Aufmerksamkeit analysirt werden, um im Druke die
verlangte Wirkung hervorzubringen.
Das Erste, was man beim Stiche eines zum Druke bestimmten Gemaͤhldes zu thun
hat, ist, daß man dieses Gemaͤhlde genau analysirt, und ausmittelt, wieviel
Bloͤke zur Darstellung desselben im Druke nothwendig sind, und welche Theile
auf dieselben kommen. Hierauf wird es nothwendig zu bestimmen, was in den ersten
Blok gestochen werden soll, da hierdurch eine Menge Muͤhe erspart wird, und
die Arbeit hierauf viel genauer ausfaͤllt.
Wenn der Gegenstand einen Umriß hat, so muß dieser durchaus zuerst gestochen werden,
indem dieser einen leichten und sicheren Fuͤhrer fuͤr alle
uͤbrigen Theile gibt. Dieser Umriß kann auf die gewoͤhnliche Weise
gezeichnet, und auf den Blok uͤbergetragen (abgeklatscht) werden. Nachdem er
gestochen wurde, muß ein Abdruk mit schwarzer Farbe gemacht werden, und, wenn der
Gegenstand klein ist, kann er auf einen anderen Blok uͤbergetragen, und
hierauf die Farbe, die man haben will, leicht und genau eingewaschen werden. Auf
diese Weise ruͤkt die Arbeit fort, bis Alles vollendet ist.
Wenn das Gemaͤhlde groß ist, wie in den der Society vorgelegten Probestuͤken, so ist es schwer Abdruͤke
von dem ersten Bloke auf die folgenden uͤberzutragen; das Papier dehnt sich
waͤhrend der
Arbeit so sehr aus, daß die auf einander folgenden Abdruͤke nicht mehr genau
auf einander passen, wann sie abgedrukt werden. Diesem Nachtheile abzuhelfen,
befolgte ich folgenden Plan, den ich fuͤr neu halte, und welchen die
Holzschneider allgemein fuͤr die beste Methode erklaͤren, einen Abdruk
von einem Bloke auf den anderen mit der groͤßten Genauigkeit
uͤberzutragen Diese Methode besteht darin, den zuerst gravirten Blok auf die
gewoͤhnliche Weise so fertig zu machen, daß er einen in jedem Theile
vollkommen guten Abdruk liefert, und dann ein Stuͤk feuchtes Papier an seinen
Eken auf dem Trommel-Bogen (dem Preßdekel-Bogen), aufzukleben, und darauf in einer
Farbe abzudruken; hierauf den Blok, der diesen Abdruk gab, herauszunehmen, und einen
aͤhnlichen Blok, der zum Stechen fertig ist, an die Stelle desselben zu
bringen, indem man die Trommel abwaͤrts kehrt, und einige Bogen Papier darauf
legt, so daß man einen recht kraͤftigen Zug an der Presse machen kann; dann
die Preß-Stange anzuziehen, wo man hierauf bei dem Umkehren der Trommel einen neuen
Abdruk auf dem Bloke finden wird, der treuer ist, als jede Uebertragung oder
Nachzeichnung, und deutlich genug, um darnach stechen zu koͤnnen. Bei kleinen
Gemaͤhlden ist dieser Wiederdruk sehr deutlich.
Wenn das Gemaͤhlde keinen Umriß hat, so wuͤrde ich rathen, dem ersten
Bloke alle wesentlichen und leitenden Partieen anzuvertrauen; denn es wuͤrde
Zeitersparung seyn, wenn man zuweilen diesem Bloke etwas mehr anvertraut, als man
davon abdruken will, indem der Wiederdruk als Leitung fuͤr die folgenden
Druke dient, und wenn das ganze Gemaͤhlde genau nachgestochen ist, kann man
jene Partieen am Bloke wegschneiden, die man in der Farbe oder in der Schattirung
dieses besonderen Blokes nicht noͤthig hat. Eben dieß kann uͤbrigens
auch geschehen, wenn das Gemaͤhlde einen Umriß hat.
Ich will nun die Farben, deren ich mich bediente, nebst einigen Bemerkungen
uͤber die Eigenschaften derselben angeben, wenn sie zu Druker-Farben
verwendet werden.
Venezianisches Roth gibt sehr leicht eine glatte Farbe.
Indisches Roth zieht mehr in das Purpurfarbige, als das Venezianische: es
laͤßt sich nur mit Muͤhe fein reiben, thut aber gute Dienste.
Lack laͤßt sich sehr leicht zur Druker-Farbe verwenden.
Karmin ist ein reicheres Roth, und hat mehr Tiefe als der Lack.
Vermillon ist eine allgemein als rothe Druker-Farbe benuͤzte Farbe, obschon er
in seinen Eigenschaften, so wie in seinem Aussehen sehr verschieden ist. Um seine
Wirkung zu verstaͤrken, mischen einige Druker ihn mit Massicot (orange lead, pomeranzenfaͤrbigen Blei), andere
mit etwas Lack, und einige, in gewissen Faͤllen, mit etwas wenigem Karmin;
ich habe aber stets und immer gefunden, daß Lack dem Vermillon beigesezt, die
Wirkung beider Farben verdirbt, und eine Art von Ziegelroth bildet. Vielleicht ist
das grellste Druker-Roth, das man schaffen kann, der hoͤchste chinesische
Vermillon mit etwas chromsaurem Bleie, (Chromgelb); Ein Umstand, der die
Schoͤnheit des Druker-Rothes gar sehr erhoͤht, und den man nur zu oft
vernachlaͤßigt oder uͤbersieht, ist der Contrast oder der sogenannte
Abstich. Ich kann mit Sicherheit behaupten, daß, wenn man irgendwo ein Roth in der
Naͤhe von Schwarz anbringt, dieses Roth von demselben Rothe, auf demselben
ganz weißen Papiere abgedrukt, so sehr verschieden scheinen wird, daß man glauben
wird, es sey eine ganz andere Composition.
Blei-Roth (Menning), steht unter Vermillion als Scharlach, dient aber in gewisser
Hinsicht sehr gut, wo eine mattere und blaßere Farbe nothwendig ist.
Pomeranzenfarbiges Blei (Massicot), ist blaßer und waͤrmer, als Blei-Roth
(Mennig).
Blausaures Kupfer ist ein gutes Braun in der Oehl-Mahlerei; als Drukerfarbe fand ich
es aber bei weiten nicht so gut.
Roͤmischer Ocher ist weniger hell, als gelber Ocher, hat aber mehr Tiefe.
Gelber Ocher ist eine gute Farbe bei Darstellung von Steinen, und laͤßt sich
leicht abreiben.
Patentgelb ist eine Farbe, die wenig Koͤrper hat; man wird sie nur selten
brauchen koͤnnen.
Koͤnigs-Gelb ward ehevor allgemein zur gelben Farbe gebraucht, bis ich
chromsaures Blei einfuͤhrte, dem es weit nachsteht. Es riecht auch
uͤbel.
Chromsaures Blei ist das hellste Gelb, das ich als Druker-Farbe kennen lernte, und
ist ganz besonders geeignet, sich recht fein abreiben zu lassen.
Gummigutt oder Gamboge kann gelegentlich mit Vortheil angewendet werden, hat aber, als
Druker-Farbe keine bedeutende Tiefe.
Gallstein- und Indisch-Gelb sind durchsichtige Farben, und dienen dort, wo man
markige Tinten braucht.
Gebrannte Siena-Erde ist dort sehr brauchbar, wo man ein warmes Gelb oder Orange-Roth
braucht; auch zum Schattiren der gelben Farben uͤberhaupt, und um denselben
Tiefe zu geben.
Bister laͤßt sich sehr schwer fein abreiben.
Gebrannter Umber dient in vielen Faͤllen als Braun, und zum Schattiren anderer
Farben, die den Grund bilden, oder wo man dunkle Farben noͤthig hat. Die
beiden lezt erwaͤhnten Farben wurden haͤufig von Jackson gebraucht.
Sepia wird gegenwaͤrtig von den Kuͤnstlern haͤufig statt der
chinesischen Tusche gebraucht, indem sie reicher und tiefer ist, und auch dort, wo
man ein feines, nicht sehr gesaͤttigtes Schwarz noͤthig hat.
Indigo ist ein kraͤftiges tiefes Blau, aber keine helle Farbe.
Berliner-Blau ist tiefer und Heller als Indigo: beide fordern aber langes Abreiben,
bis sie eine feine Druker-Farbe geben.
Lichtes Berliner-Blau kommt beinahe dem Antwerper-Blau gleich, hat aber nicht jenen
Stich in's Gruͤne.
Antwerper-Blau ist ein helles Lichtblau mit einem Stiche in's Gruͤne, und
laͤßt sich leicht zu einer feinen Druker-Farbe abreiben.
Gruͤnspann gibt eine hellgruͤne Drukerfarbe.
Tusche kann allerdings zu einem Abdruke, der ein mit Tusche verfertigtes
Gemaͤhlde darstellen soll, verwendet werden, hat aber nicht Schwaͤrze
genug fuͤr die tiefsten Stellen: hierzu kann gute Druker-Schwaͤrze
genommen werden.
Lampenschwarz und Elfenbeinschwarz sind zuweilen auch nochwendig: im Allgemeinen ist
aber die beste Drukerschwaͤrze auch hinreichend.
Ich bin uͤbrigens aus Erfahrung uͤberzeugt, daß, außer den hier
angegebenen Farben, alle Farben, deren die Mahler sich bedienen, auch zum Druken
verwendet werden koͤnnen, wo die Umstaͤnde dieselben erfordern, man
wird aber finden, daß im Druke nicht jede Farbe denselben Ton gibt, den sie als
Mahler-Wasser-Farbe gibt.Hr. Wilhelm Sattler, Farbenfabrikant in Schweinfurt am Mayn,
wird den deutschen Kuͤnstlern mit den geeignetsten Farben fuͤr
diese Drukerei an Handen gehen koͤnnen. A. d. R.
Die folgende Anleitung, welche ich zum Druken mit diesen Farben gebe, ist lediglich
aus meinen Erfahrungen gezogen: ich wurde durch die Schwierigkeiten, die ich bei
meinen Versuchen fand, hierauf geleitet. Jackson hat
nichts uͤber seine Kunst geschrieben: er bemerkt bloß, daß er eine Methode
erfand, die Farben zu brechen, und daß er die gewoͤhnliche Druker-Presse, als
untauglich zu dieser Art von Druk, aufgab, und eine andere erfand.
Papillon's Werk uͤber den Holzschnitt enthaͤlt wenig oder nichts, was
man heute zu Tage brauchen koͤnnte. Er empfiehlt eine Walzenpresse statt der
gewoͤhnlichen Drukerpresse, und will, daß jeder Abdruk vollkommen vollendet
werde, ehe ein neuer angefangen wird: er raͤth, hoͤchstens nicht mehr,
als zwanzig zugleich in der Arbeit zu haben, damit das Papier nicht durch Eintroknen
zusammenschrumpft.
Untersuchung und Pruͤfung alter Holzschnitte, die mit Farben abgedrukt wurden,
waren Alles, was ich als Fuͤhrer vor mir hatte: denn ich hatte Papillon's
Werk erst dann zu Gesichte bekommen, als ich mit meinen Arbeiten fertig war. Gegen
Jackson's und Papillon's
Ansichten behielt ich die gemeine Drukerpresse bei, da sie mir in jeder Hinsicht
entsprach. Meine Presse verfertigte Hr. Ruthwen zu
Edinburgh, und sie ist sehr gut.
Ich habe immer jeden einzelnen Blok ganz abgedrukt, ehe ich den Druk mit dem
zunaͤchst folgenden begann, ohne eine besondere Veraͤnderung an dem
Papiere wahrnehmen; nur sorgte ich dafuͤr, daß es nicht troken wurde: ich
hielt die Kanten immer entfernt vom Feuer, und den Umschlag immer feucht.
Wenn mit nassem Papiere gearbeitet werden mußte, fand ich es am Besten, feuchtes
Papier dazwischen, einzuschießen, wie bei feiner Arbeit die Zwischenlagen oder
Schmuzbogen eingelegt werden: denn, wo man 13 bis 14 Bloͤke braucht, wird das
Papier trokener, und aͤndert seine Dimensionen. Wenn man aber nur drei oder
vier Bloͤke noͤthig hat, arbeite ich 500 bis 1000 Abdruͤke nach
einander aus, ohne etwas anderes vorzunehmen, als daß ich die Einschlagbogen des
Nachts oder waͤhrend der Mittags-Feyerstunde feucht halte: die Bogen kommen
auf diese Weise nie aus dem Register.
Wenn ein Abdruk mehrere Bloͤke fordert, oder sehr groß ist, sind vier Puncte
oder Stifte nothwendig. Sie halten das Papier fester auf der Trommel oder auf dem Preßdekel, als
zwei, und zeigen die kleinste Veraͤnderung an, die durch das
Zusammenschrumpfen oder Nachlassen des Papieres entsteht.
Zuweilen kommen in einem Gemaͤhlde kleine Parthieen von ganz verschiedener
Farbe vor. In diesem Falle erspart man sich einen Blok, und alle Muͤhe des
Uebertragens dieser Parthieen auf einen eigenen Blok, wenn man diese Parthieen mit
einem kleinen Ballen in ihrer eigenen Farbe auftraͤgt.
Es laͤßt sich durchaus keine allgemeine Regel angeben, mit welchem Bloke man
zuerst druken soll, und in welcher Ordnung uͤberhaupt die Bloͤke auf
einander folgen sollen? Zuweilen muß die lichteste Farbe zuerst gedrukt werden, und
man geht nach und nach zur dunkelsten uͤber; zuweilen kommt die lichteste
Farbe zulezt, und macht die anderen glaͤnzend, und die Schattirungen
derselben sanft in einander uͤbergehen.
Wenn der Abdruk eine Landschaft darstellen soll, rathe ich mit der Luft anzufangen,
indem dadurch die Gegenstaͤnde im Hintergrunde mehr hervorspringen, als wenn
sie mit der lichten Farbe der Luft uͤbertuͤncht werden. Bei den
mittleren Tinten wird es zuweilen gut seyn, einen Blok auszulassen,
vorzuͤglich wenn er eine große Flaͤche bedekt, den
naͤchstfolgenden zu nehmen, und vielleicht mit demjenigen, den man
ausgelassen hat, zu enden.
Bei naturhistorischen Gegenstaͤnden wird es oͤfters sehr gut seyn, wenn
man, um die Uebergaͤnge der Farben in einander zu brechen und sanfter zu
machen, Glanzfarben auftraͤgt. Eben dieß gilt auch bei manchem Vordergrunde
in Landschaften, wo eben keine Schaͤrfe in der Darstellung nothwendig
ist.
Wenn man verwaschene Tinten drukt, muß die Farbe mit Firniß so lang verduͤnnt
werden, bis sie den gehoͤrigen Ton erhaͤlt, und nur wenig darf davon
genommen werden. Der Blok muß auf das Sorgfaͤltigste geklopft werden, damit
ja nicht zuviel Farbe auf demselben bleibt; wenn zuviel Farbe darauf liegt, wird der
Abdruk nicht gleichfoͤrmig, und die Farbe wird an die Kanten des Stiches
hinausgepreßt, und bildet daselbst Striche. Der Zug an der Presse muß mit Kraft
geschehen, so daß der Druk auf die Oberflaͤche des Blokes kraͤftig
genug wird; denn sonst wird die Farbe ungleich.
Die Druker-Farbe muß mit Farbe bis auf den gehoͤrigen Ton verdikt, und nach
und nach bis zur groͤßten Tiefe gebracht werden.
Unter meinen Mustern fuͤr die Gesellschaft befindet sich ein Druk, der eine
Feder-Zeichnung mit Tinte darstellt. Ein zweiter Blok hat den gefaͤrbten
Grund mit ausgeschnittenen Lichtern gegeben, so daß der Abdruk einer Skizze auf
farbigem Papiere mit ausgesehen Lichtern gleicht.
Eine uͤbersendete Nachahmung einer leichten Zeichnung in Sepia habe ich mit
drei Bloͤken, in einem anderen Muster mit acht Bloͤken gedrukt, um zu
zeigen, wie man auf diese Art die vollendetesten Zeichnungen druken kann.
Ich habe auch eine Buͤste, eine Statue, und eine etruskische Vase copiert
uͤbersendet; dann eine Blume, ein Insect und ein vierfuͤßiges Thier.
Die Blume auf hart geleimtem Papiere ward absichtlich unvollendet gelassen, um zu
zeigen, wie eine leichte Nachhuͤlfe mit der Hand eine Handzeichnung aus einem
Holzschnitte darstellen, und Wasserfarbe so gut, wie jede Druker-Farbe, abgedrukt
werden kann.
Ich habe mit 14 Bloͤken eben so viele verschiedene Farben nach und nach in
meinem Abdruke aufgetragen; mehr als alle meine Vorgaͤnger. Man hat so oft
gesagt, man koͤnne nichts, was verwaschen seyn muß, keine Entfernungen auf
diese Weise darstellen; meine Luft, mein Wasser, meine Perspective wird diese
Behauptung widerlegen.
Ich glaube demnach die Drukerei auf einen hoͤheren Grad, als bisher, gebracht
zu haben.
–––––––––
Hr. Gill bezeugt die Schoͤnheit der
Abdruͤke, und empfiehlt Copaiva Balsam als ein schaͤzbares Ingredienz
bei der Blok- und Lettern-Drukerei, mit der Bemerkung, daß man jezt anfaͤngt
haͤufig davon Gebrauch zu machen.