Titel: Beschreibung des Crefelder Pfeifenrohrs.
Fundstelle: Band 22, Jahrgang 1826, Nr. XLVIII., S. 219
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XLVIII. Beschreibung des Crefelder Pfeifenrohrs. Aus den Verhandlungen des Vereins zur Befoͤrderung des Gewerbfleißes in Preußen. August 1826. S. 191. Mit Abbildungen auf Tab. IV. Beschreibung des Crefelder Pfeifenrohrs. Dieses nach der Idee des Hrn. H. Scheibler, in Crefeld, von der Stobwasser'schen Fabrik in Berlin ausgefuͤhrte Pfeifenrohr, und die Vorrichtung, die papiernen Huͤlsen anzufertigen, wurden durch Hrn. Stobwasser bereits im Maͤrz vorigen Jahres dem Vereine mitgetheilt, welcher dasselbe der Abtheilung fuͤr Manufakturen und Handel zur Pruͤfung und Berichterstattung uͤberwies. Seit der Abstattung des Berichtes ist sowohl die Vorrichtung zur Verfertigung der papiernen Huͤlsen, als auch die anderweitige Behandlung des Rohrs nach gemachten Erfahrungen dahin abgeaͤndert worden, wie sie die Beschreibung und Zeichnungen auf Tafel IV. angeben. Der Zwek, welchen der Erfinder bei der Einrichtung dieses Rohrs vor Augen hatte, ist: das Rohr vom Schmirgel zu befreien; dem Tabaksrauche so viel freien Spielraum als moͤglich, zu lassen; dem Tabak das Brennen auf der Zunge zu benehmen; den Rauch gelaͤutert in den Mund zu fuͤhren, und jedesmahl aus einem neuen Rohr rauchen zu koͤnnen. Daß Papier das Material sey, durch welches obige Bedingungen erfuͤllt werden koͤnnen, war schon laͤngst den Tabaksrauchern bekannt. Die Aufgabe war, eine Einrichtung zu treffen, daß die schwache Papierroͤhre den schweren Pfeiffenkopf trage, und diese ist mit allen Nebenbedingungen eines guten Rohrs von Herrn Scheibler er geloͤst worden. Die aͤußere Huͤlse des Crefelderrohrs bildet ein lakirtes, metallnes Futteral, in welches das Papierrohr hineingestekt wird, so daß es sich an die Waͤnde des erstern dicht anlegt. Nach dem Rauchen wird es herausgezogen und geluͤftet, um es noch einige Mahle gebrauchen zu koͤnnen. Vermittelst einer einfachen Vorrichtung kann sich ein Jeder die Roͤhren aus starkem Royalpapier selbst anfertigen, oder durch Buchbinder zu hunderten und taufenden anfertigen lassen. Um den Rauch zu leiten, stopft man jedesmahl etwas Baumwolle lose in die Papierroͤhre noch der Spize zu; man muß aber nicht vergessen, die einmal) gebrauchte Baumwolle nach beendigtem Rauchen herauszunehmen. Endlich ist es einleuchtend, daß bei einiger Sorgsamkeit ein Crefelder Rohr viele Jahre hindurch seine Dienste leisten kann, und beim Wechseln der Hornspizen, so wie beim jedesmahligen Erneueren des papiernen Einsazes, dem Raucher immerwaͤhrend die Reinlichkeit eines neuen Pfeifenrohrs gewaͤhren wird. Die von Seiten der oben genannten Abtheilung des Vereins mit dem Crefelder Pfeifenrohr angestellten Probeversuche bewogen dieselbe ihr Unheil dahin abzugeben: daß sie dasselbe nicht fuͤr den praktischen Gebrauch geeignet halte, indem es eine zu umstaͤndliche Behandlung erfordere, womit sich nicht Jeder gern befaßt; demungeachtet aber koͤnne es in einzelnen Faͤllen fuͤr Tabaksraucher wohl angenehm seyn, und es verdient daher diese Erfindung belobt zu werden. Nach der neuern Vervollkommnung, welche Hr. Scheibler dem Rohre gegeben, glaubt derselbe den im Berichte der Abtheilung geruͤgten Maͤngeln abgeholfen zu haben, indem nach der jezigen Einrichtung die Baumwolle ganz wegfaͤllt, und die Spize dennoch rein bleibt; statt eines blechernen Rohrs wird ein hoͤlzernes, als Futteral fuͤr die Papierhuͤlsen, angewendet, welches nicht so uͤbel riecht. Beschreibung der Vorrichtung, um Papierroͤhren zu verfertigen. Hierzu gehoͤren 2 Stuͤke: 1) der Kasten Fig. 11. in der Seiten, und Fig. 12. in der Oberansicht, und zwar mit geoͤffnetem Dekel gezeichnet, und 2) ein runder Stok, Fig. 13. (der in unserer Abbildung ein Viertel kuͤrzer ist), und von a bis b gespalten, so daß das kuͤrzere Stuͤk, c, an dem laͤngern, d, nur durch die beiden verschiebbaren blechernen Huͤlsen, e und f, befestigt ist. Das Verfahren ist nun folgendes: das hiezu bestimmte Papier wird mit einem feuchten Schwaͤmme auf beiden Seiten etwas angefeuchtet, mit der einen Kante zwischen beide Theile, c und d, des Stoks geklemmt, und die Huͤlse, e, uͤber die schraͤge Fuge, g, geschoben, wie aus Fig. 14. ersichtlich ist, wodurch das Ganze zusammengehalten wird. Alsdann wird dieser Stok mit dem Papiere in den aus zwei, durch drei Scharniere verbundenen, Leisten bestehenden Kasten gelegt, in deren jeder eine halbkreisfoͤrmige auf einander passende Nuth sich befindet, die beim Zusammenklappen den Stok umschließen (Fig. 11 und 12.) der Dekel zugemacht, und mm der Stok mit der Hand bei, h, umgedreht, wodurch sich das Papier durch die nicht ganz zusammenschließende Fuge des Kastens zieht, und sich so auf den Stok fest aufwikelt, wo das Ende des Papiers an der Rolle festgeklebt werden kann; diese Roͤhren werden sodann mit Leimwasser, nicht Staͤrkekleister, bestrichen, damit sie die gehoͤrige Steifigkeit erlangen. Um sie vom Stok loszubekommen, nimmt man die Huͤlse, f, ab, schiebt die Huͤlse, e, zuruͤk, und zieht die eine Haͤlfte des Stokes heraus, wodurch die Rolle bequem abgezogen werden kann. Man troknet sie nun auf duͤnnen Stoͤkchen, und zieht sie dann wieder uͤber den gespaltenen Stok, und polirt sie mit dem Instrument Figur 17. Zu dem Behufe dient auch statt des hoͤlzernen Stokes die in Fig. 15. gezeichnete ebenfalls in zwei Haͤlften getheilte Eisenstange, deren beide Theile durch Zapfen, i, i, die in die Vertiefungen des andern Theiles eingeschoben werden, verbunden sind; (in Fig. 16. ist das eine Ende der Stange in halber natuͤrlicher Groͤße gezeichnet.) Zu dieser Stange, welche den Vortheil hat, daß sie bei weitem duͤnnere Papierroͤhren liefert, gehoͤrt nun ein eben solcher Kasten, wie Fig. 11 und 12. darstellen, dessen Nuth sich aber natuͤrlicherweise nach der Staͤrke der Eisenstange richtet. Fig. 17. ist ein rundes Stuͤk Holz mit zwei halbkreisfoͤrmig eingedrehten Vertiefungen zum Polieren der geleimten und getrokneten Papierhuͤlsen.

Tafeln

Tafel Tab.
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Tab. IV