Titel: | Ueber die Strohhut-Fabrikation in England. |
Fundstelle: | Band 22, Jahrgang 1826, Nr. LXXIII., S. 333 |
Download: | XML |
LXXIII.
Ueber die Strohhut-Fabrikation in
England.
Ueber die Strohhut-Fabrikation in England.
Schon mehrere Aufsaͤze sind in technischen Blattern
uͤber diesen Gegenstand erschienenDas polytechnische Journal hat diesem interessanten Industrie-Zweige eine
besondere Aufmerksamkeit gewidmet, und das Interessante daruͤber in
der moͤglichsten Vollstaͤndigkeit mitgetheilt. Wir verweisen
deshalb auf die Abhandlungen in Bd. V. S.
252. Bd. VII. S. 320. 324. Bd. VIII. 385. Bd. X. 191. 200. 324. Bd. XI. S. 18. 409. Bd. XII. S. 15. Bd. XIV. S. 224. 228. Bd.XVII. S. 347. Bd. XX. S. 152. und Bd. XXI. S. 136., in welchen man
uͤber Bleichen des Strohes, Flechten und Plaͤtten desselben,
so wie uͤber Surrogate ausfuͤhrliche Nachrichten und
Anleitungen findet. A. d. R.; und damit die Aufmerksamkeit auf denselben rege bleibe, will ich einige praktische
Bemerkungen daruͤber mittheilen, die sich aber bloß auf das in England
uͤbliche Verfahren und die daselbst gemachten Versuche gruͤnden.
In England hat man sich laͤngst mit der Verfertigung von Strohhuͤten
nach Art der italienischen beschaͤftigt, und ein eigenes Gewerbe daraus
gebildet, das sehr zahlreich besezt ist, besonders aber in London und den
uͤbrigen Staͤdten dos Koͤnigreichs ungemein bluͤht. Weil
es aber an dem schoͤnen italienischen Stroh im Lande mangelt, so ließ man
entweder bloße Geflechte oder schon fettige Huͤte aus Italien kommen, trennte
die leztern auseinander, und machte frische Huͤte daraus, nach dem Geschmak
und Beduͤrfniß der dortigen Damen. Das Auseinandertrennen der italienischen
Huͤte geschah aber hauptsaͤchlich deswegen, weil die Krone
gewoͤhnlich etwas eng ist, und die englische Mode keine so breiten
Raͤnder duldet. Dadurch bleibt gewoͤhnlich ein ziemlich
betraͤchtlicher Abfall uͤbrig, den man mit anderem von gleicher
Feinheit zusammenflechtet, und neue Huͤte daraus macht. Dieses
Zusammenflechten heißt in der Kunstsprache der Strohhutfabrikanten joining und es erfordert viel Geduld und
Gewandtheit der Finger. Auch kann man es nicht beschreiben, sondern man muß es
sehen, und durch Uebung lernen.
Die Ursache, warum man in England nur wenig Stroh aus Italien kommen laͤßt,
liegt wohl darin, daß die Italiener einmahl nicht das schoͤnste schiken, und
daß das Flechten viel Zeit erfordert, die man auf dem theuern englischen Pflaster
besser mit dem Nahen, Zurichten und Appretiren der Huͤte ausfuͤllt,
besonders wenn Man nicht sehr geuͤbt darin ist.
Indessen wurde schon vor etwa siebzehn Jahren ein Stuͤk Land, auf dem Gute des
verstorbenen Grafen von Upper Ossery, zu Amphthilt, gemiethet, um Stroh zur
Verfertigung von italienischen Strohhuͤten darauf zu ziehen; und vor mehreren
Jahren erhielt die Herzogin von Bedford einen schoͤnen Strohhut von Leighton
Buzzard, welcher aus englischem Stroh gemacht war. Dieser Industriezweig kam jedoch
bald wieder in
Vergessenheit, weil das Produkt doch dem italienischen nicht gleich kam; bis endlich
vor einigen Jahren ein huͤbscher Strohhut aus Connecticut in den vereinigten
Staaten an die Gesellschaft zur Aufmunterung der Kuͤnste nach London kam, der
aus Wiesenrispengras (Poa pratensis) gemacht war, und
die Aufmerksamkeit der Mitglieder dieses Vereins auf sich zog. Einen andern Strohhut
verfertigte die Gemahlin des Herrn Morrice, eines Geistlichen von Hicat Brickhill in
Buckinghamshire aus dem gemeinen Kammgrase (Cynosurus
cristatus) der ebenfalls viele Lobspruͤche verdiente. Beide
Huͤte erhielten die Belohnung der Gesellschaft.
Diese Huͤte erregten viele Aufmerksamkeit, und unter andern auch die des
Herzogs und der Herzogin von Bedford. Sie beschlossen daher durch Herrn Georg
Sinclair Versuche uͤber den Anbau der Graͤser und Cerealien zum Behufe
des Strohflechtens machen zu lassen, um daruͤber ins Klare zu kommen. Am 27.
Mai 1824 ließ Hr. Sinclair den von Cobbett empfohlenen Weizen, der von Italien
gekommen seyn, und dort zu Strohgeflechten benuͤzt werden sollte, auf armen
kieshaltigen Boden saͤen; und um dieselbe Zeit kamen auch fuͤnf
verschiedene Hafersorten und eine betraͤchtliche Anzahl ausdauernder
Graͤser fuͤr den naͤmlichen Zwek in Boden.
Der Weizen wurde auf zwei Grundstuͤkchen, und zwar mit 10 und 15 Buschel dem
Aker (acre) nach, gesaͤet; und jedes dieser
Grundstuͤkchen war wieder in zwei Haͤlften getheilt, um die Saat auf
dem einen einzudrillen, und auf dem andern mit der Hand auszusaͤen. Auf
gleiche Weise wurde auch der Hafer behandelt. Als der Weizen anfing zu
bluͤhen, zeigte es sich, daß es der gemeine Capweizen war, der in England
haͤufig vom Roste befallen wird, und folglich zu
Strohgeflechten nicht dienen kann. Eine andere Weizenprobe wurde von Hrn. Taunton in
Bristol eingesandt und angesaͤet. Dieß war Triticum
spelta, der in Italien zu Strohgeflechten benuzt werden, doch aber immer
erst zwei bis drei Mahl abgeschnitten werden soll, damit die Halme recht fein
werden. Diese Behandlungsweise mag nun freilich in Italien, bei dem dortigen langen
und warmen Sommer, angehen; in England aber kann man sie nicht befolgen. Auch war
das Stroh der angesaͤeten Getreidearten, der diken Saat ungeachtet, viel zu
grob, und die Auslagen des Anbaues bloß des Strohes wegen viel zu hoch, um sich je damit befassen zu
koͤnnen.
Dagegen aber sind die Halme der ausdauernden Graͤser feiner, und man kann sie
mit leichter Muͤhe und geringen Kosten erzielen. Mehrere darunter geben sehr
schoͤne Geflechte; weil sie aber einen verschiedenartigen Boden beim Anbau
erfordern, so wird es nicht uͤberfluͤßig seyn, einige davon in dieser
Beziehung anzufuͤhren, um bei Versuchen nicht irre zu gehen.
Heide- oder schwarzer kieshaltiger Torfboden.
Festuca ovina, Schaafsschwingel. Stroh sehr fein und
rein.
– duriuscula,
haͤrtlicher Schwingel. Stroh lang, gleich und rein; aber groͤber, als
der Schaafsschwingel.
– ovina hordeiformis,
gerstenfoͤrmiger Schaafsschwingel. Stroh lang, rein und gleich.
Nardus stricta, steifes Borstengras. Stroh lang, ohne
Knoten, sehr fein, gleich und zaͤh; vielleicht das beste Gras zum Ersaz der
italienischen Strohgeflechte.
Trokene Erdarten.
Cynosurus cristatus, gemeines Kammgras. Stroh fein,
stark und zaͤh, und zum Flechten sehr gut; allein die Halme entfaͤrben
sich haͤufig nach der Bluͤthezeit.
Poa angustifolia, schmalblaͤttriges Rispengras.
Halme sehr lang, fein und rein, und weit besser, als jene des Wiesen-Rispengrases,
aus welchem der aus Amerika gekommene Strohhut gemacht wurde.
Hordeum pratense, Wiesengerste. Halme sehr gut, fein,
zaͤh und rein.
Anthoxanthum odoratum, gemeines Ruchgras. Stroh rein und
gerade, aber haͤufig ziemlich grob.
Agrostis lobata, gelapptes Straußgras. Stroh kurz, doch
aber sehr fein, zaͤh und rein.
– spica venti. Ein
Sommergewaͤchs, mit langen, feinen und reinen Halmen.
Avena flavescens, gelblicher Hafer. Stroh meistens fein,
bleicht sich gut, und ist zaͤh und gleich.
Agrotis vulgaris mutica, grannenloses gemeines
Straußgras. Stroh fein, bleicht sich gut, ist aber meistens kurz.
Avena pubescens, feinhaariger Hafer, Stroh meistens
fein, lang und von huͤbscher Farbe.
Festuca heterophylla. Stroh gleich jenem vom
haͤrtlichen Schwingel.
Feuchte oder nasse Erdarten.
Agrostis canina fascicularis,
buͤschelfoͤrmiges Hundsstraußgras. Stroh sehr fein und weiß.
Agrostis canina mutica, grannenloses Hundsstraußgras.
Stroh laͤnger als das vorhergehende; in allem Nebligen aber gleich.
Agrostis stolonifera angustifolia,
schmalblaͤttriges, wurzelsprossendes Straußgras. Stroh lang, zaͤh, und
wird beim Bleichen ebenfalls schoͤn weiß.
Agrostis alba, weißer Windhalm. Stroh fein, zaͤh,
und bleicht sich gut.
– stricta, steifer Windhalm.
Stroh sehr fein, gerade und zaͤh.
– repens, kriechender
Windhalm. Stroh lang und gleich, bleicht sich gut, ist aber im Allgemeinen nicht so
fein, als bei einigen andern Grasarten.
Poa nemoralis angustifolia, schmalblaͤttriges
Hainrispengras. Stroh sehr gleich, fein und zaͤh, aber nicht so lang zwischen
den Knoten, als einige andere.
Agrostis stolonifera aristata, begranntes
wurzelsprossendes Straußgras. Stroh lang, gleich und wird sehr weiß; beim
Verarbeiten aber wird es ziemlich weich und flach.
Außer diesen gibt es noch manche unter den ausdauernden Graͤsern, welche
feines Stroh geben; allein die bisher angefuͤhrten sind von Herrn Sinclair
genau untersucht, und zu dem vorhabenden Zweke tauglich gefunden worden. Wenn man
daher Graͤser in dieser Absicht saͤen will, muß man ein Gemisch von
solchen Samen machen, welche um dieselbe Zeit bluͤhen, damit sie alle zu
gleicher Zeit geschnitten werden koͤnnen. Das Samengemenge muß man aber
deshalb machen, weil es vergebliche Muͤhe ist, Graͤser mit faseriger
Wurzel einzeln anbauen zu wollen, indem sich bald andere Grasarten dazu gesellen,
und das Ausjaͤten derselben viel Zeit und Kosten verursacht.
Der beste Augenblik zum Schneiden solcher Graͤser, welche zu Strohgeflechten
bestimmt sind, ist die Bluͤthezeit, oder wenn die Bluͤthe
anfaͤngt zu verwelken, und man muß sich ja in Acht nehmen, es nicht bis zur
Samenzeit anstehen zu lassen, sonst wird das Stroh glaͤnzend und scheinend,
wie es bei den aus
englischem Stroh gemachten Huͤten der Fall ist. Zur Bluͤthezeit sind
die Halme nicht so hohl, haben mehr Substanz, mehr Zaͤhigkeit und
Biegsamkeit, und im Allgemeinen jenes sanfte, matte Ansehen, das man bei den zur
Samenzeit geschnittenen Halmen nicht mehr findet, wenn sich die darin enthaltene
Kieselerde ausgebildet hat. Dieses Ansehen haben auch die italienischen
Strohhuͤte; und es scheint also, daß sie ebenfalls in derselben Periode des
Wachsthums geschnitten werden.
Das Bleichen der Grashalme verrichtete Sinclair auf folgende Weise: er nahm kochendes
Wasser, begoß das Stroh damit, und ließ es eine bis zwei Stunden lang darin liegen.
Dann nahm er es heraus, breitete es auf dem Grase aus, befeuchtete es, wenn es
troken wurde, und kehrte es jeden Tag einmal, aber nur zwei Tage lang, um, worauf es
weggenommen und abgewaschen wurde. Noch feucht brachte er es in ein verschlossenes
Gefaͤß, und sezte es Schwefeldaͤmpfen aus. Auf diese Weise soll das
Stroh vollkommen gebleicht worden seyn; man muß sich aber dabei in Acht nehmen, daß
das Stroh gleich feucht ist, und an einzelnen Stellen keine Wassertropfen daran
haͤngen, sonst wird es flekig.
Es gibt aber noch schnellere Bleichmethoden. Nimmt man gruͤne Halme, taucht
sie zehn Minuten lang in eine starke Aufloͤsung von Holzsaͤure, und
sezt sie nachher der Einwirkung von Schwefeldaͤmpfen aus, so sind sie in
einer halben Stunde gebleicht.
Bleiben sie 15 Minuten lang in zwanzig Mahl ihrem Maße nach mit Wasser
verduͤnnten Salzsaͤure liegen, und bringt man sie nachher vier Tage
lang auf einen Grasboden, so werden sie eben so weiß, als wenn man sie
abbruͤht, und acht Tage lang auf dem Grase liegen laͤßt. Diese
Bleichmittel schaden der Textur des Strohes nicht; allein man muß sie anwenden, so
lange sie noch ganz und die Halme nicht zerschnitten sind.
Das Sortiren des Strohes seiner Feinheit, Guͤte und Farbe nach ist von großer
Wichtigkeit; und man kann keine huͤbschen Huͤte verfertigen, wenn man
nicht genau auf diese Punkte achtet.
Dieß erfordert einen richtigen Blik und Uebung; wie es bei allem Sortiren der Fall
ist. Zwischen den Knoten wird das Stroh entzwei geschnitten, und zusammen gelesen.
Das Flechten nach der italienischen Methode erfordert dreizehn Halme, in der Sprache
der englischen Strohhutfabrikanten „pipes“ genannt; und wenn das Geflechte fertig ist, laͤßt man es
zwischen zwei kleinen hoͤlzernen Handwalzen hindurchlaufen, um es
huͤbsch glatt zu machen.
Die Verarbeitung der Geflechte in Huͤte, oder das Zusammennaͤhen
derselben, ist wiederum ein Proceß, den man nicht beschreiben, sondern bloß lehren
kann. Die Arbeit faͤngt oben, in der Mitte der Krone, an, und ist sehr
langweilig. Besonders muß man sich in Acht nehmen, kein Auge an dem Geflechte beim
Zusammennaͤhen zu uͤbersehen, sonst legen sich die Raͤnder
derselben nicht schoͤn gleich aneinander.
Sind die Huͤte fertig, so werden sie appretirt.
Dieses Appretiren versteht man am besten in England; und man wird finden, daß die
italienischen Strohhuͤte weder in Frankreich noch in Deutschland ein so
schoͤnes Ansehen haben. Das Verfahren dabei ist folgendes: man nimmt entweder
Pergamentschnizel oder Spaͤne von Elfenbein, wirft sie in einen Topf mit
kaltem Wasser, und sezt sie ans Feuer, wo man sie 1 bis 2 Stunden lang kochen
laͤßt, bis sie einer Sulz aͤhnlich geworden sind. Ist dieß geschehen,
so gießt man die Steife in einen doppelten, dutenfoͤrmigen, aus Flanell
gemachten Beutel, und seiht sie in ein Beken von Steingut durch; worauf man das
Beken mit der Steife in einen mit kaltem Wasser angefuͤllten Kuͤbel
sezt, und so lange darauf schwimmen oder darin stehen laͤßt, bis die Steife
kalt geworden ist.
In der Zwischenzeit werden die zum Appretiren bestimmten Huͤte umgewendet,
d.h. die innere Seite wird nach Außen gedreht, und am Rande mit Faͤden
versehen, woran man sie aufhaͤngen kann. Man nimmt sodann eine zu diesem
Zweke ganz allein bestimmte Buͤrste, und reibt die Steife dergestalt in den
Hut ein, daß die damit verbundene Feuchtigkeit uͤberall gleichfoͤrmig
auf der linken Hand durchschlaͤgt, womit man den Hut zu halten pflegt. Sobald
er eingerieben ist, haͤngt man ihn in Schatten in die freie Luft an Stangen
auf, indem man Sorge traͤgt, daß der Hut nirgends das Holz beruͤhrt,
sonst gibt es Fleken. Sollen die Huͤte ganz schoͤn werden, so wirft
man so viel gepulvertes Sauerkleesalz in die Steife, als ein
Sechskreuzerstuͤk fassen kann. Pergamentschnizel sind am besten zur Steife;
weil man die Huͤte damit besser pressen kam, und das Stroh gleicher wird;
Elfenbeinspaͤne nimmt man aber haͤufiger dazu, weil sie wohlfeiler und
leichter zu bekommen sind.
Sobald die gesteiften Huͤte troken sind, werden sie entweder gepreßt oder geblokt
Gebuͤgelt. (blocked). Das Pressen geschieht auf zweierlei
Art, naͤmlich 1) in einer besondern, mit einer Form versehenen Maschine
fuͤr die Krone; und 2) mit einer starken Presse, worin sich heiße
Metallplatten befinden, fuͤr den Rand. Das Pressen macht uͤbrigens die
Huͤte nicht so schoͤn, als das Bloken; und man wendet es auch nur da
an, wo uͤberhaͤufte Arbeit ist, um schneller fertig zu werden.
Uebrigens erspart es viele Muͤhe.
Das Bloken wird mit Huͤlfe eines Buͤgeleisens uͤber den dazu
erforderlichen Formen verrichtet. Dieses Buͤgeleisen wiegt mit dem darin
befindlichen Stahle an 10–15 Pfund, ist auf der untern Flaͤche an den
Kanten abgerundet, und hat zwei Handhaben. Es bildet ein Rechtet, und ist oben mit
einer kleinen Fallthuͤre versehen, die man verschließt, sobald der Stahl
darin ist. Wenn nun die gesteiften Huͤte geblokt werden sollen, so werden sie
zuerst mit ganz reinem Wasser und einem reinen Lumpen von Leinwand, den man ins
Wasser taucht, befeuchtet, damit sie wieder geschmeidig werden; und sobald dieß der
Fall ist, zieht man die Krone uͤber eine genau dazu passende Form her, und
stekt die leztern mit dem Hute auf einen hoͤlzernen, stark befestigten
Dreifuß, auf welchem der obere Theil der Krone zuerst geblokt wird. Der Stahl, den
man dazu nimmt, muß gluͤhend seyn; und um zu sehen, ob das Buͤgeleisen
heiß genug ist, macht man den Mittelfinger mit der Zunge etwas naß, und
druͤkt ihn schnell an den untern Theil des Buͤgeleisens an. Zischt es
bei der Beruͤhrung, so ist es heiß genug, und man kann damit bloken, indem
man ein Stuͤk Seidenpapier zwischen das Buͤgeleisen und die Krone
legt. Man muß indessen immer sehr genau Acht geben, daß das Buͤgeleisen nicht
zu heiß wird, sonst wird die Oberflaͤche des Hutes versengt; und wenn man
dieß bemerkt, muß der Stahl augenbliklich herausgenommen werden.
Sobald der obere Theil der Krone geblokt ist, nimmt man die Form sammt dem Hute
hinweg, und stekt sie horizontal in eine starke hoͤlzerne Bank, um auch die
Seiten der Krone zu bloken. Den Rand blokt man zulezt; und wenn irgendwo nachlaͤßiger Weise ein
Brandfleken zu sehen waͤre, so muß man ihn mit einem feuchten Lumpen, den man
darauf legt, und dem heißen Buͤgeleisen herauszubringen suchen, womit man
daruͤber hinfaͤhrt. Dieß ist aber immer ein großer Fehler, den man
stets zu vermeiden suchen muß, und der bei einem geschikten Bloker nur selten
vorkommt. Wenn das Wasser und Buͤgeleisen nichts helfen wollen, so versucht
man es mit etwas aufgeloͤstem Sauerkleesalz und einem Schwamme, womit man
leicht uͤber die Brandmarke hinfaͤhrt. Zum Bloken uͤberhaupt
muß man immer Seidenpapier auf den Hut legen.
Da das Vollenden der Huͤte nach dem Bloken Sache der Puzmacherin ist, so will
ich mich nicht damit befassen, sondern zu zeigen suchen, wie alte, schmuzige
Huͤte in England behandelt werden.
Wenn Strohhuͤte nicht gar zu schmuzig sind, werden sie gewaschen (cleaned). Dieß geschieht mit Seife, kochendem Wasser,
und einer blos zu diesem Zweke bestimmten Buͤrste. Die Seife legt man in ein
feines Haarsieb, und gießt das heiße Wasser langsam daruͤber hin, von wo es
in eine große, glasirte irdene Schuͤssel laͤuft, worin sich das
Haarsieb befindet. In dieser Schuͤssel wird das Seifenwasser so lange
gepeitscht, bis es stark schaͤumt; worauf man etwas kaltes Wasser nachgießt,
um die Temperatur des Seifenwassers zu vermindern. Ist dieß geschehen, so nimmt man
die Buͤrste, faͤngt mit der Krone an, und reibt sie so lange im
Seifenwasser bis sie rein genug ist. Von Zeit zu Zeit wird auch die Buͤrste
mit etwas frischer Seife abgerieben, die man uͤberhaupt nicht sparen muß; und
sobald der aͤußere Theil des Hutes rein ist, wascht man auch den innern. Ist
er gewaschen, so nimmt man den Hut aus dem Seifenwasser heraus, und spuͤlt
ihn ganz genau in reinem, kaltem Wasser ab, das in einem in der Naͤhe
befindlichen Zuber steht. Denn wenn auch nur etwas Seife daran sizen bleibt, so
bekommt der Hut Fleken, wozu wahrscheinlich das darin befindliche Alkali
beitraͤgt. Perlasche zum. Waschen zu nehmen, ist nicht nur unnoͤthig,
sondern auch schaͤdlich; und nachdem die Huͤte rein abgespuͤlt
sind, werden sie an einer schattigen Stelle in freier Luft an Stangen
aufgehaͤngt. Die Huͤte duͤrfen aber das Holz durchaus nicht
beruͤhren.
Sind Strohhuͤte sehr schmuzig und von der Sonne verbrannt; so muͤssen sie zuerst mit
einer im Wasser gemachten Aufloͤsung von Sauerkleesalz uͤberstrichen
werden, die man mit einem Schwamme auftraͤgt. Nachher haͤngt man sie
einige Zeit in die Luft, und legt sie dann ungefaͤhr eine Stunde lang in
kaltes, reines Wasser. Zulezt werden sie auf die vorher angegebene Weise gewaschen
und behandelt.
Sobald die Huͤte troken sind, werden sie geschwefelt. Ehe dieß jedoch geschieht, benezt man sie durchaus mit einer
Buͤrste und reinem Wasser, doch aber nur so, daß keine Tropfen daran
haͤngen, sonst bekommen sie Fleken. Dann bringt man sie in den
Schwefelkasten, und haͤngt sie an hoͤlzernen Stangen auf, ohne daß sie
das Holz beruͤhren. Man nimmt sodann einen kleinen aus Graphit gemachten Topf, macht ihn im Feuer rothgluͤhend, und stellt
ihn in eine irdene Schuͤssel, die sich im Kasten befindet. Zulezt wirft man
den Schwefel in den gluͤhenden Topf, verschließt den Kasten, und laͤßt
die Huͤte vier bis fuͤnf Stunden lang darin; worauf sie wie die neuen
Huͤte gesteift, geblokt und zubereitet werden.
Manchmal kommt es vor, daß man alte Huͤte am Rande etwas vergroͤßern
und folglich neue Geflechte, oder auch alte, ansezen muß, die aber dennoch Heller
sind. In diesem Falle gibt man dem hellern Theile des Geflechtes dadurch eine dunkleredunkelere Farbe, daß man etwas Safran ins Wasser wirft, und die dadurch entstehende
Farbe mit einem Laͤppchen von Leinwand auf die hellere Stelle
auftraͤgt. Dieß hat jedoch nicht immer den gewuͤnschten Erfolg,
obgleich es etwas nachhilft.
Schwarze Huͤte kann man eben so steifen, wie die andern; und zum
Faͤrben derselben nimmt man folgende Ingredienzen:
2
Pfund
geraspeltes Blauholz,
1
–
geraspeltes Fustik,
1/4
–
Gruͤnspan, und
1
–
Eisenvitriol.
Zu diesen Ingredienzen nimmt man drei Wasser-Eimer (pails) voll Wasser, und laͤßt es zwei Stunden lang kochen, ehe sie
hineingeworfen werden; und wenn dieß geschehen ist, und die Ingredienzen wohl
umgeruͤhrt sind, wirft man die Huͤte hinein, und laͤßt sie
ebenfalls zwei Stunden lang darin kochen. Nach Verlauf dieser Zeit nimmt man sie
heraus, und legt sie auf reine steinerne Platten in Schatten, bis sie troken sind.
Das Bloken der schwarzen Huͤte nach dem Steifen wird auf die zuvor angegebene
Weise verrichtet.