Titel: | Kurze Geschichte der Gas-Beleuchtung und ihrer Verbesserungen, nebst Vorschlägen zu neuen Verbesserungen. Von G. Atkins. |
Fundstelle: | Band 22, Jahrgang 1826, Nr. XCVI., S. 424 |
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XCVI.
Kurze Geschichte der Gas-Beleuchtung und ihrer
Verbesserungen, nebst Vorschlaͤgen zu neuen Verbesserungen. Von G. Atkins.
Aus dem Repertory of Patent-Inventions. September
1826.
(Fortsezung von S. 437. Bd. XXI. im polytechnischen
Journale).
Atkins's, kurze Geschichte der Gasbeleuchtung.
Obschon das Schauspiel, welches Hr. Winsor mit dem Gas-Lichte am Theater des Lyceums unter einer Menge
gefaͤlliger Formen gegeben hat, sehr viel dazu beitrug, der Anwendung des
Gases zur Beleuchtung im Großen alle moͤgliche Publicitaͤt zu geben,
und unerachtet er als der Gruͤnder der „Chartered Gas-light and Coke Company“ angesehen werden kann; so hat doch das praktische Talent und die
Beharrlichkeit des Herrn Murdoch, der fruͤher eine
große Fabrik mit Gas-Licht beleuchtete, weit mehr zur allgemeinen Einfuͤhrung
der Gasbeleuchtung beigetragen. In dem klar und zwekmaͤßig geschriebenen
Aufsaze, den er der Royal Society im J. 1808 vorlegte
(Siehe Repertory, vol. XIII, II. Series. p. 262)
beschrieb er die Weise, wie er die ausgedehnte Baumwollen-Fabrik der HHrn. Lee und Comp. zu Manchester beleuchtete. Aus diesem
Aufsaze erhellt, daß Hr. Murdoch nicht bloß das Gas
hinlaͤnglich zu jedem praktischen Zweke zu reinigen wußte, sondern auch genau
die beleuchtende Kraft des Gases aus Wigan- oder Cannel-Kohle im Vergleiche zum
Kerzenlichte (von 6 gegossenen Kerzen auf Ein Pfund) zu berechnen verstand. Er
beschreibt zwei Arten von Gasbrennern: „einen nach der Art der
Argand'schen Lampen, denen er sehr gleich sieht; den anderen als eine kleine
gekruͤmmte Roͤhre mit einem kegelfoͤrmigen Ende und drei
kreisfoͤrmigen Oeffnungen von ungefaͤhr 1/30 Zoll im Durchmesser,
wovon eine an der Spize des Kegels, und zwei zur Seite: durch diese
stroͤmt das Gas aus, und bildet so drei aus einander fahrende
Lichtstroͤme, ungefaͤhr in Form einer Wappen-Lilie. Die Form
dieser Roͤhren hat denselben den Namen Hahnen-Sporn-Brenner (Cockspur-burners)
gegeben. Die Zahl aller Brenner in der Fabrik der HHrn. Lee und Comp.
belaͤuft sich auf 271 Argands und 653 Cockspurs: jeder der ersteren gibt
ein Licht wie 4 Kerzen, deren 6 auf Ein Pfund gehen, und jeder der lezteren
brennt wie 2 1/4 dieser Kerzen: dieß gibt, im Ganzen, 2500 Kerzen. Alle diese, so vorgerichteten,
Brenner fordern stuͤndlich 1250 Kubik-Fuß Gas aus Cannel-Kohlen, welche,
ungeachtet ihres hoͤheren Preises, einen entschiedenen Vorrang vor jeder
anderen Kohle besizen.“
Hr. Murdoch berechnet dann die Kosten: die Menge und den
Preis der Kohlen sowohl zur Gas-Erzeugung, als zur Heizung der Retorten, und ihren
Ertrag an Gas, Kohls etc., und findet, daß diese Gasbeleuchtung sammt den Interessen
des darauf verwendeten Capitales und den Reparatur-Kosten der Einrichtung nicht
uͤber 600 Pf. Sterl. im Jahre betraͤgt, waͤhrend Kerzen, die
eben so viel Licht geben, jaͤhrlich wenigstens 2000 Pf. Sterl. kosten
wuͤrden.
Es ist merkwuͤrdig, daß, obschon man die Gasbeleuchtung bisher noch als im
Zustande der Kindheit befindlich betrachten kann, die Form der Brenner des Hrn. Murdoch seit 18 Jahren dieselbe blieb, und, mit Ausnahme
der Fledermaus-Fluͤgel, bisher noch immer als die beste Form befunden wurde,
das Gas mit der atmosphaͤrischen Luft in Beruͤhrung zu bringen, und
eine vollkommene Verbrennung zu erzeugen. Die Genauigkeit, mit welcher dieser Mann
den Durchmesser der Oeffnungen fuͤr die Brenner bestimmte, wurde durch die
Untersuchungen vieler anderer Physiker gerechtfertigt, die vergleichende Versuche
uͤber die beleuchtende Kraft des Kohlen-Gases und Oehl-Gases anstellten.
Unter diesen lezteren duͤrfen wir nur der neuen feinen Versuche der DDr. Christison und Turner zu Edinburgh
erwaͤhnen, aus welchen erhellt, daß ein Kohlen-Gas-Brenner nicht uͤber
1/28 Zoll, und nicht unter 1/32 Zoll im Durchmesser seyn darf, wenn man das Maximum
der Beleuchtung erreichen will. Hr. Murdoch entdekte
gleichfalls schon die Vortheile des Angraͤnzens der Schnaͤbel, durch
welche das Gas ausstroͤmt, so daß wirklich eine Vereinigung der Flamme
entsteht, wodurch mehr Licht erzeugt wird, als wenn diese Schnaͤbel oder
Flammen einzeln stehen. Hrn. Murdoch scheint also das
Recht der Erfindung der Kohlen-Gasbeleuchtung in praktischer Hinsicht
anzugehoͤren.
Man muß gestehen, daß Hr. Murdoch viele
Unterstuͤzung bei seinen Versuchen der Gas-Erzeugung aus Steinkohlen sowohl
von dem Unternehmungs-Geiste und der Liberalitaͤt der Eigenthuͤmer der
Fabrik zu Soho bei Birmingham, als der HHrn. Lee und Comp. zu Manchester erhielt, so
wie auch selbst von der
Wohlfeilheit und Guͤte der Kohlen in diesen Gegenden. Denn die Versuche der
DDr. Henry, Thomson, Fyfe und anderer haben
erwiesen, daß die Cannel- oder Wigan-Kohle nicht bloß ein reicheres oder dichteres
Gas, als die meisten uͤbrigen Kohlen-Sorten, liefert, sondern auch weniger
Reinigung bedarf, als das Gas aus den Newcastle- und Sunderland-Kohlen: diese
lezteren Sorten enthalten mehr Schwefel. Wahrscheinlich wuͤrde Hr. Murdoch aͤhnliche Schwierigkeiten erfahren haben,
wie Hr. Winsor, wenn er sich unter denselben
Verhaͤltnissen befunden haͤtte, wie dieser, und wie manche andere, die
die Gasbeleuchtung in der Hauptstadt einfuͤhrten. Lezterer hatte nicht bloß
mit den Vorurtheilen des Publicums gegen die Annahme einer Neuerung zu
kaͤmpfen, so nuͤzlich sie auch seyn mochte, und mit der ganzen
Opposition aller derjenigen, die an Oehl und Talg gewannen; sondern alle Kohlen auf
dem Markte zu London uͤberhaupt waren nicht so gut, als jene, die Herrn Murdoch zu Gebothe standen. Diese, selbst jezt noch nicht
hinlaͤnglich beachtete, Thatsache konnte erst durch eine Reihe von
Erfahrungen erwiesen werden. Das Verstopfen der Leitungs-Roͤhren war nicht
minder ein wichtiger Grund gegen die allgemeine Einfuͤhrung der
Gas-Beleuchtung, da viele dieselbe fuͤr ein unvermeidliches Uebel hielten,
und glaubten, man koͤnne demselben nicht anders abhelfen, als daß man die
kostbare Operation des Entzweischneidens, Auspuzens und Wieder-Ansezens an denselben
vornaͤhme. Diesen Nachtheilen wurde indessen nach und nach abgeholfen; denn
da das Gas in der Gas-Fabrik durch mehrere Roͤhren laͤnger
herumgefuͤhrt wurde, ehe dasselbe in den Gasbehaͤlter gelangte, aus
welchem die Hauptroͤhren auslaufen, so konnten die Theerdaͤmpfe, oder
die unzersezten bituminoͤsen Stoffe, die in dem ersten Zustande von
Verkohlung uͤbergehen, sich besser verdichten. Solche
„Verdichter“ konnten leicht errichtet werden, wo die Menge
des erzeugten Gases nicht zu groß war, wie z.B. bei einzelnen Fabriken: bei
oͤffentlichen Anstalten hingegen, wo sehr im Großen gearbeitet werden muß,
mußte man suchen Raum zu ersparen, und doch zugleich eine lange Reihe von
Durchgaͤngen zu gewinnen, durch welche das Gas von der Retorte zu dem
Reinigungs-Apparate und zu dem Gas-Behaͤlter laufen mußte, um alle
Theer-Daͤmpfe oder kohligen Stoffe auf diesem Wege an den Seiten oder auf dem
Boden eigener Gefaͤße abzusezen und zu verhindern, daß nichts von allem
diesen vorwaͤrts
dringen und die Oeffnungen der kleineren Roͤhren verlegen kann.
Man hat in den fruͤhesten Perioden der Gasbeleuchtung nicht vermuthen
koͤnnen, daß das rohe Gas eine so große Menge von Theer-Daͤmpfen
enthalten sollte, und daß diese Menge grossen Theiles von der unvollkommenen Art der
Heizung der Retorten abhaͤngt. Man hat selbst heute zu Tage noch nicht
gehoͤrig erwogen, ob nicht der groͤßte Theil dieser Daͤmpfe
durch eine zwekmaͤßigere Vorrichtung in ein bleibendes unsichtbares Gas
verwandelt werden koͤnnte, statt daß man dasselbe in unzersezter Form frei
aus der Retorte entweichen, und nachher sich in Gefaͤßen als einen Artikel
von geringem Werthe absezen laͤßt.
Die Form der Retorten ist bei der Gas-Bereitung ein nicht minder wichtiger
Gegenstand, als die Anwendung des gehoͤrigen Grades von Hize. In den
fruͤheren Perioden der Gas-Beleuchtung ward die walzenfoͤrmige Form
allgemein angenommen, und man findet dieselbe noch in vielen Gas-Fabriken, obschon
sie offenbar nicht so vorteilhaft ist, als die elliptische. Einige gaben den
Retorten die Form eines liegenden D: , andere zogen ein Parallelogramm vor.
Hr. Clegg (an den Chartered Gas
Works) kaufte ein Patent auf Retorten, die sich drehten (Siehe Repertory of Arts, II. Series, vol. XXX. p. 1.); sie wurden aber bald
aufgegeben, weil sie zuviel kosteten und zuviel Muͤhe machten. Da der Zwek
der Destillation kein anderer ist, als die moͤglich groͤßte Menge
Gases aus einer gegebenen Menge Kohlen, mit dem mindesten Aufwande an Brennmaterial,
zu erhalten; so ist es offenbar, daß dieß am leichtesten dadurch geschehen kann, daß
man die Kohlen zu diesem Processe in duͤnnen Lagen anbringt, wodurch sie sich
beinahe augenbliklich entzuͤnden, und bleibendes Gas statt der
Theerdaͤmpfe entwikeln. Der Verfasser dieses Aufsazes, der bald den Verlust
gewahr wurde, welchen man im Anfange des Processes durch unvollkommene Verkohlung an
kostbarem Gase erleidet, hat eine Methode ausgedacht, die Retorten so zu bauen, daß
sie immer in der gehoͤrigen Hize bleiben, oder derselben wenigstens nahe
kommen, wodurch der groͤßte Theil der oͤhligen Daͤmpfe, welche
gewoͤhnlich Theer bilden, in bleibendes Gas zersezt wurde, und der
Gesammtbetrag des Gases aus einem gegebenen Gewichte Kohlen bedeutend vermehrt
wird.
Da man gegenwaͤrtig die Bestandtheile der Steinkohle und die chemischen
Eigenschaften derselben vielleicht genauer kennt, als die der meisten
uͤbrigen Naturproducte; so koͤnnen wir uns die Quellen der
Irrthuͤmer und Schwierigkeiten erklaͤren, die bei den
Kohlengas-Fabriken vor 14 bis 16 Jahren Statt haben mußten. Man hielt es damahls
fuͤr hinreichend, eine schief absteigende Roͤhre anzubringen, die von
dem hydraulischen Haupttheile in eine Cisterne fuͤhrt, um die
Theerdaͤmpfe und das Ammonium-Gas zu verdichten und abzuleiten, und das
durchsichtige Gas oder das geschwefelte Wasserstoffgas in die Kalkgefaͤße
oder in die Reiniger uͤbergehen zu lassen, aus welchen es in den
Gasbehaͤlter gebracht wurde. Allein die Erfahrung zeigte, daß, obschon durch
die Verminderung der Temperatur beinahe alle Ammonium-Daͤmpfe aus der
gasfoͤrmigen Form in tropfbar fluͤßiger niedergeschlagen wurden, doch
eine bedeutende Menge Erdharzes diesem Processe widerstand, so daß das Gas selbst
durch die Kalkaufloͤsung in den Reinigungs-Gefaͤßen durchging, ohne
von allen erdharzigen Stoffen vollkommen befreit zu seyn.
Spaͤter nahm man zu Schlangenroͤhren bei der Verdichtung seine
Zuflucht; man fand aber, daß sie sich leicht mit Theer verstopfen. Man wusch in
einigen Anstalten das Gas mit einer Art von Regenbad, so wie es von dem Boden in
einer Kammer oder in einem Gefaͤße emporstieg. Aber eine der besten
Vorrichtungen, die man ausdachte, um eine sehr lange Roͤhre auf einer sehr
beschraͤnkten Flaͤche zu erhalten, ist der Verdichter, auf welchen Hr.
J. Perks, an den City of London
Gas Works, im J. 1817 ein Patent erhielt. Dieser Verdichter besteht in
einem vierekigen oder parallelopipedischen Gefaͤße aus Gußeisen oder aus
geschlagenen Eisenplatten, welches durch senkrechte Scheidewaͤnde in
Unterabtheilungen gebracht ist, uͤber welche eine Reihe senkrechter
Roͤhren mit abwechselnden Verbindungen an dem Boden und an der Deke befestigt
ist, so daß eine ununterbrochene Verbindung zwischen allen Reihen von der
Einleitungs-Roͤhre an bis zur Ausleitungs-Roͤhre fuͤr den
Durchgang des Gases Statt hat, und der Theer nebst den uͤbrigen
Unreinigkeiten sich unten in dem Gefaͤße absezen, und gelegentlich abgelassen
werden kann. Da diese ganze Reihe von Roͤhren mit Wasser umgeben ist, wird
das Gas zur Temperatur des Wassers abgekuͤhlt, und auf dem langen Wege durch
soviele senkrechte
Roͤhren kommt es mit denselben in solche Beruͤhrung, daß es beinahe
alle seine erdharzigen oder theerartigen Theile absezen kann, ehe es in die
Reinigungs-Gefaͤße gelangt.
Auch Hr. Malam, an der Chartered Gas-light Company,
errichtete einen Verdichtungs-Apparat, wovon im II. B. der gegenwaͤrtigen Series des Repertory Meldung
geschah, und der seinem Zweke vollkommen entspricht: er laͤßt das Gas
uͤber die ganze Oberflaͤche einer Reihe senkrechter eiserner parallel
aufgestellter Platten streichen, von welchen der Theer in ein unten stehendes
Gefaͤß abtraͤufelt. Der Grundsaz ist bei diesen beiden Verdichtern
derselbe, nur die Art der Ausfuͤhrung ist verschieden. Welcher von diesen
beiden Apparaten aber vor dem anderen den Vorzug verdient, dieß haͤngt
nothwendig von den Kosten, und zum Theile auch von dem Belieben des Mechanikers
ab.
Man mag indessen dem Verdichtungs-Gefaͤße was immer fuͤr eine Form
geben, so gestehen heute zu Tage alle Mechaniker, daß die Reinigung des Kohlen-Gases
und die Vermeidung aller Verstopfung in den kleineren Roͤhren und Oeffnungen
mehr von der gehoͤrigen Verdichtung des Gases, ehe dasselbe in die
Reinigungs-Gefaͤße tritt, als von dem Durchlassen desselben durch das
Kalkwasser abhaͤngt, was man ehevor ausschließlich das Reinigen nannte.
Es ist indessen von der hoͤchsten Wichtigkeit, daß das zusammengesezte Gas,
welches man aus der Steinkohle erhaͤlt, von dem geschwefelten Wasserstoffgase
und von dem Ammonium, so wie von dem kohlensauren Gase, welches dasselbe immer
verunreinigt, befreit wird: denn das erstere dieser Gase ist nicht bloß den
Geruchsnerven aͤußerst laͤstig, sondern wird noch durch das Verbrennen
in einen scharfen Dampf verwandelt, der in der Luft eines Zimmers hoͤchst
ungesund wird, und zugleich alle polirten Metall-Flaͤchen und elegante
Moͤbel verdirbt.
Kohlensaͤure und Kohlenstoff-Oxyd ist, obschon weniger nachtheilig als
schwefeligsaures Gas, der Gesundheit bei dem Athemhohlen noch immer
schaͤdlich, und vermindert die Beleuchtungs-Kraft des Gases; die blaue Flamme
an der unteren Kante der Gas-Lichter wird durch Kohlenstoff-Oxyd erzeugt, Man
bedient sich fast uͤberall in den Gas-Fabriken des Kalkes zur Reinigung des
rohen Gases, indem es das wohlfeilste Mittel hierzu ist: man braucht ihn bald in
Form einer diken Aufloͤsung, die man Kalkmilch („cream
of lime“) nennt, bald in Form eines Pulvers, das man mit
etwas Wasser befeuchtet. In einigen Fabriken zieht man Lezteres vor, weil
Kalkschwefelleber zuruͤk bleibt, die man im festen Zustande weit leichter
beseitigt, als im fluͤßigen. Diese veranlaßt bei weiten den groͤßten
Theil des uͤblen Geruches, der sich bei Gas-Fabriken findet, und dieser
Geruch entwikelt sich weit leichter und haͤufiger aus einer
Fluͤßigkeit, als aus den sogenannten „trokenen
Kalk-Reinigern“ (dry lime puryfiers). Die
fluͤßige Masse kommt aber wahrscheinlich dem Fabrikanten wohlfeiler, indem
das Gas dadurch mit jedem Theile in Beruͤhrung kommt, und jedes Theilchen
saͤttigt, was bei der Pulverform nicht der Fall ist. Wenn die Nachbarschaft
indessen stark bevoͤlkert, und der Kalk wohlfeil ist, verdienen die trokenen
Kalk-Reiniger den Vorzug; denn die Auslage fuͤr Kalk zur Reinigung des
Kohlengases aus Einem Chaldron guter Walls'end-Kohle betraͤgt kaum 2 p. C. der gesammten Fabrikations-Kosten.
In einigen Faͤllen hat man Pottasche und Soda in Verbindung mit Kalk
angewendet, um den geschwefelten Wasserstoff und die Kohlensaͤure zu
verschlingen; es scheint aber, daß man dadurch, bei der Wohlfeilheit des Kalkes,
nichts gewinnt.
Man haͤlt gewoͤhnlich Kohlengas fuͤr vollkommen rein, wenn es eine Aufloͤsung von essigsaurem
Blei, das bequemste Pruͤfungs-Mittel hierzu, nicht faͤrbt. Indessen
riecht Kohlengas bei dem Verbrennen, so sehr es gereinigt worden seyn mag, noch
immer nach Schwefel und Ammonium. Wahrscheinlich widersteht Lezteres, bei seiner
Fluͤchtigkeit, dem Reinigungs-Processe, und fuͤhrt einen geringen
Theil von Schwefel in chemischer Verbindung davon. Ob dieser fluͤchtige
Bestandtheil nicht vor dem Verbrennen des Gases sich verdichten laͤßt,
verdient in Gas-Fabriken wohl beherzigt zu werden.
Hr. G. H. Palmer, an den Imperial Gas-works dachte eine
andere Methode aus, das Gas zu reinigen, indem er dasselbe durch Retorten laufen
ließ, die mit Hammerschlag und Eisenspaͤnen gefuͤllt und roth
gluͤhend erhalten worden. (Siehe Repertory, II.
Series, vol. 34., p.
196.) Diese Reinigungs-Methode ist sehr elegant, und laͤßt sich dort
anwenden, wo man Eisenspaͤne genug um wohlfeiles Geld erhalten kann; in der
Hauptstadt aber und in Oertern, wo Eisen-Arbeiten nicht an der Tagesordnung sind,
taugt sie nicht. Hr. Sim. Broadmeadow
zu Abergavenny erhielt
neulich ein Patent auf Reinigung des Gases durch Beimischung von
atmosphaͤrischer Luft, (Repertory of
Patent-Inventions. I. p. 420). Es ist aber nicht klar, wie dieß
ausfuͤhrbar, oder auch nur moͤglich ist, ohne die beleuchtende Kraft
des Gases zu schwaͤchen oder zu vernichten. Denn, da der Verbrennungs-Proceß
nichts anderes ist, als Verbindung des brennbaren oder gekohlstofften
Wasserstoffgases mit dem Sauerstoffe der Atmosphaͤre, und da Stikgas oder
Salpeter erzeugendes Gas unfaͤhig ist, Verbrennung zu unterstuͤzen
oder zu unterhalten, waͤhrend es doch 4/5 der atmosphaͤrischen Luft
bildet, so folgt, daß, in dem Verhaͤltnisse als Stikstoffgas in der Luft sich
mit Kohlengas verbindet, in eben diesem Verhaͤltnisse die Guͤte des
lezteren zur Beleuchtung verdorben wird.
Verschiedene Mechaniker haben noch andere Patente zur Reinigung des Kohlengases
genommen: man koͤnnte aber schelsuͤchtig scheinen, wenn man irgend
einem dieser Apparate ausschließlich den Vorrang zuerkennen wollte; denn beinahe
jede Fabrik hat etwas Eigenes um die Reinigung zu erleichtern. Auch der Verfasser
dieses Aufsazes hat eine Art selbstthaͤtigen Reinigers ausgedacht, in der
Absicht den Druk auf die Retorten zu vermindern, und die Absezung einer
kohlenstoffartigen Rinde zu verhindern: er will sie aber hier aus obigem Grunde
nicht anfuͤhren.
Hinsichtlich der Eigenschaften des Gases, das an den Haupt-Gaswerken der Hauptstadt
erzeugt wird, muß aber auch noch auf etwas anderes, als auf bloße Beseitigung der
verderblichen Gasarten Ruͤksicht genommen werden.
Es ist bekannt, daß die specifische Schwere des gekohlstofften Wasserstoffgases,
welches man aus Kohlen erhaͤlt, zwischen 280° oder 300° bis
700° wechselt, wenn die der atmosphaͤrischen Luft = 1000° ist,
und daß die leuchtende Kraft, d.h., der Werth desselben fuͤr denjenigen, der
dieses Gas braucht, beinahe in demselben Verhaͤltnisse verschieden ist.
Nach Dr. Henry's Versuchen, die er an den Gaswerken der
HHrn. Lee und Phillips zu
Manchester anstellte, (Annals of Philosophy, September,
1821,) erhellt, daß man aus Cannel- oder Wigan-Kohle Kohlengas von 650°
Schwere erhaͤlt, waͤhrend die reine Parrot-Kohle, deren man sich
vorzuͤglich in den Gaswerken zu Edinburgh und Glasgow bedient, Gas von 700° liefern
kann, nach den Versuchen von Prof. Leslie, Dr. Fyfe u.a. (Repertory II.
Series. 45. B. S. 155.) Man darf hieraus aber nicht
schließen, daß das Gas der Glasgower und Edinburgher Gaswerke im Durchschnitte die
Dichtigkeit von 700° habe. Denn es ist bekannt, daß das Gas, welches in der
ersten Stunde der Destillation uͤbergeht, in manchen Faͤllen eine
doppelt so große specifische Schwere besizt, als dasjenige, welches vier Stunden
spaͤter uͤbergeht. Es ist aber auch genuͤgend erwiesen, daß die
Wigan- und Schotische Kohle mehr und reicheres Gas geben, als irgend eine Art Kohle
aus dem Kohlenlager zu Newcastle, und es ist eine Frage, ob es fuͤr die
Gaswerk-Gesellschaften der Hauptstadt nicht vortheilhafter waͤre, die
ersteren Kohlen in ihren Retorten zu haben, obschon sie etwas theurer zu stehen
kaͤmen, und weniger Kohks zuruͤk lassen.
Ein Hauptgrund gegen den allgemeinen Gebrauch der schotischen und Lancashire-Kohle zu
London und in der Nachbarschaft ist der schwere Zoll auf Steinkohlen, die zu Lande
oder auf Canaͤlen herbeigefahren werden, wodurch man das Interesse der
Seeleute, die Kohlen von Newcastle herbeifahren, foͤrdern will. Wenn es aber
erwiesen ist, daß jene Kohlen mehr und besseres Gas geben, so muß das Publicum wie
die Gas-Gesellschaften wuͤnschen, daß man sie statt der Newcastler-Kohlen
benuͤzen koͤnnte. Die Cannel-Kohle und die suͤdschotische Kohle
hat uͤberdieß auch weniger Schwefel als die Tyne- und Wear-Kohlen; folglich
kommen leztere nicht bloß theurer zu stehen, sondern ihr Gas ist auch schwerer zu
reinigen.
Man mag aber jezt uͤber diesen Gegenstand was immer fuͤr eine Meinung
haben, so waͤre es in den fruͤheren Perioden der Gas-Beleuchtung
unstreitig besser gewesen, Kohlen zu gebrauchen, die wenig oder gar keinen Schwefel
enthielten. Die Innigkeit, mit welcher die Kohle kleine Portionen Schwefel
zuruͤkhaͤlt, kann man erst dann einsehen, wann sie auf das Innere der
Roͤhren, und vorzuͤglich kupferner Roͤhren, gewirkt hat. Das
Gas ward so scharf, daß es eine chemische Verbindung oder Schwefelkupfer bildete,
und damit in einigen Faͤllen die Roͤhren und die Brenner verstopfte,
und in einigen Faͤllen sogar zerfraß. Wo diese Wirkung der schwefeligen Saͤure und des
Ammoniums sich zugleich mit dem fruͤher erwaͤhnten Theer-Absaze
verband, war es nicht zu verwundern, wenn in der Kindheit der Gasbeleuchtung so
viele Roͤhren zu Grunde gingen.
Obschon jezt durch die bessere in allen Gaswerken des Koͤnigreiches
eingefuͤhrte Verdichtungs-Methode die Theerdaͤmpfe sich ziemlich gut
in den Gefaͤßen absezen, und selbst die kleineren Nebenroͤhren sich
jezt selten mehr mit Asphalt verlegen; so ist man mit den schwefeligen
Bestandtheilen des Gases doch noch nicht so weit gediehen, indem die Enden der
Roͤhren, so weit sie von der Flamme des Gases zuruͤk erhizt werden,
mit einer dem Schwefel, oder vielmehr dem Schwefel und Ammonium nahe kommenden
Substanz uͤberzogen werden. Da diese Substanzen so nachtheilig auf das Kupfer
einwirken, so mußte man die kupfernen Roͤhren, ungeachtet ihrer Biegsamkeit,
bei einigen Dienstrohren gaͤnzlich aufgeben: man nahm Eisen fuͤr die
groͤßeren, und Blei oder Zinn fuͤr die inneren Roͤhren.
Man hat mehrere zierliche Vorrichtungen zur Sammlung und Verdichtung dieser
Daͤmpfe ausgedacht, und hohle Kugeln oder andere elegante Aufsaͤze mit
einem glaͤsernen glokenfoͤrmigen Schornsteine unmittelbar uͤber
die Gasbrenner gesezt, um die durch das Verbrennen entwikelten gasfoͤrmigen
Stoffe zu sammeln: alle diese Vorrichtungen entsprachen zwar zum Theile, aber nicht
ganz. Die Kohle mag noch so gut gereinigt, und es moͤgen noch so viele
Vorrichtungen zur Sammlung der Producte der Verbrennung angebracht worden seyn, so
wird man immer einen stechenden Geruch in einem Zimmer wahrnehmen, in welchem
Kohlen-Gas gebrannt wird, vorzuͤglich, wenn die Luft darin nicht frei
circuliren kann, und den entwikelten Dampf alsogleich wegfuͤhrt.
Diese innige Verbindung zwischen Kohlengas und Ammonium und Schwefel ist wirklich der
staͤrkste Grund gegen die allgemeine Anwendung desselben in Wohnungen und
Kaufladen. Hierauf legte man auch vor zwei Jahren vor dem Ausschusse des Hauses der
Gemeinen bei der Oehl-Gas Bill fuͤr die Hauptstadt (Metropolitan Oil Gas bill) einen sehr großen Werth. Man behauptete von
Seite der Advocaten fuͤr diese Bill, daß Oehlgas frei von allem Schwefel und
daher fuͤr Zimmer etc. besser als Kohlengas ist. Allein, es handelte sich vor
dem Ausschusse mehr um die Leichtigkeit der Anwendung des Oehlgases als Polizei-Vorkehrung, als um
Wohlfeilheit oder individuelle Bequemlichkeit; es handelte sich darum: ob Oehlgas
wirklich um soviel besser als Kohlengas ist, daß man alle Straßen der Hauptstadt
wieder aufbrechen duͤrfe, um Roͤhren fuͤr Oehlgas zu legen, da
ohnedieß schon manche Straße zwei Reihen Roͤhren fuͤr zwei
verschiedene Gas-Gesellschaften hat. Der Ausschuß verwarf die Oehlgas-Bill nach
sorgfaͤltigster, durch beinahe zwei Parliaments-Sizungen
durchgefuͤhrter, Untersuchung.
Bei Eroͤrterung dieser Bill zeigte es sich jedoch deutlich, daß auch in dem
Oehlgase ein geringer Antheil von schwefeligem Gase enthalten ist, was
wahrscheinlich von Anwendung der Kohks in den Oehlgaswerken herruͤhren mag,
die den groͤßeren Theil des Schwefels der urspruͤnglichen Kohle
zuruͤkhalten, obschon ein Theil desselben in gasfoͤrmiger Gestalt mit
dem gekohlstofften Wasserstoffgase in den Retorten und auch als Rauch und Flamme
davon ging.
Wenn Oehlgas aus gutem Fisch-Oehle bereitet ist, und die in den Retorten zur
Erleichterung der Arbeit angebrachten erdigen oder mineralischen Substanzen
vollkommen frei von allem Schwefel sind, so wird das Oehlgas kaum eine merkliche
Spur von Schwefeldampf enthalten. Es taugt folglich fuͤr eingeschlossene
Raͤume und gewisse Kaufladen besser als Kohlengas, wenn man es nur um
denselben Preis haben koͤnnte.
Es zeigte sich aber vor dem obenerwaͤhnten Ausschusse, daß, waͤhrend
die Kohlengas-Gesellschaften das Tausend Kubikfuß Kohlengas um 12 bis 15 Shillings
gaben, eben soviel Oehlgas 45 bis 50 Shillings (30 fl.) kostete, was die Advocaten
fuͤr die Oehlgas-Bill durch die wenigstens beinahe drei Mahl groͤßere
Dauer des Oehlgases bei gleich starkem Lichte rechtfertigten.
Hr. Herapath und andere zeigten vor diesem Ausschusse, daß
diese Schaͤzungen, die man auch in Schriften uͤber die Vortheile des
Oehlgases gegeben hat, uͤbertrieben waren, und Hr. Herapath bewies durch eine Reihe sorgfaͤltig angestellter Versuche
uͤber die relativen Vorzuͤge dieser beiden Gasarten in Hinsicht auf
ihre specifischen Schweren und chemischen Eigenschaften und ihre Reinigung, auf die
Staͤrke ihres Lichtes und ihre Verzehrung bei dem Verbrennen, daß der Werth
des Oehlgases zu jenem des Kohlengases sich ungefaͤhr wie 9:4, oder, im Durchschnitte, wie
10: 4 verhaͤlt; ein Verhaͤltniß, das auch von anderen in neueren
Zeiten bestaͤtiget wurde.
Die Frage, ob Oehl- oder Kohlen-Gas am meisten die Aufmerksamkeit des Publicums in
Anspruch nehmen soll, beschraͤnkt sich nicht auf Privat-Interesse oder
Bequemlichkeit allein, sondern auch auf Polizei-Anstalt. Die Vortheile, die die
Gasbeleuchtung auf den Straßen vor der alten Beleuchtung mit Oehllampen
gewaͤhrt, (die eigentlich nur, wie der Dichter sagte, „die
Finsterniß sichtbar machten“)Dieß ist aber auch jezt noch in mancher Straße Londons, und selbst im
eleganten Picadilly zuweilen der Fall. A. d. U., sind allgemein bekannt. Die erste Frage ist nur: ist Oehlgas oder Kohlengas
zur Strassen-Beleuchtung besser? Diese Frage kann ganz entschieden fuͤr das leztere beantwortet werden; denn die
Guͤte einer Straßenlampe haͤngt mehr von der Groͤße der Flamme,
als von der Staͤrke des Lichtes in der unmittelbaren Nachbarschaft der Lampe
ab; sie wird in groͤßerer Entfernung sichtbar seyn, d.h. eine Sphaͤre
von einem in dem Verhaͤltnisse groͤßeren Durchmesser erleuchten, als
die Flaͤche der Flamme groß ist. Ein anderer Vortheil bei Kohlengas-Lampen
ist der, daß man, bei gleicher Ausgabe, mehr solche Lampen errichten kann. Es ist
ferner hinreichend erwiesen, daß Kohlengas-Lampen bei windigem Wetter nicht so
leicht vom Winde ausgeloͤscht werden, als Oehlgas- oder Oehl-Lampen, weil
Kohlengas mehr brennbar ist, indem der Wasserstoff desselben weniger mit Kohlenstoff
gesaͤttigt ist, als bei dem Oehlgase. Es ist daher nicht wahrscheinlich, daß
Oehlgas bei uns in England jemahls bei dem niedrigen Preise des Kohlengases
aufkommen kann. Der unsichere Ertrag unserer Fischereien kann das Oehlgas nie um den
doppelten Preis des Kohlengases liefern.
Da wir nun zur oͤffentlichen Beleuchtung dem Kohlengase den Vorzug vor dem
Oehlgase, die groͤßere Wohlfeilheit des Kohlengases, und, wenn es
gehoͤrig gereinigt ist, auch dieselbe Bequemlichkeit bei Beleuchtung der
Zimmer mit Kohlengase, wie bei dem Oehlgase, zugestanden haben; so wird es nicht
ungeeignet seyn, einen Blik auf das wahrscheinliche Resultat zu werfen, welches
hervorgehen muß, wenn man irgend einer Gesellschaft oder Verbindung das Alleinrecht
uͤber oder das Monopol mit einem Gegenstande von solcher Unentbehrlichkeit, wie
das Licht, gestattet.
Die großen Kohlengas-Gesellschaften der Hauptstadt haben bisher ihre Kundschaften
reichlich, und in manchen Faͤllen zu reichlich fuͤr ihr eigenes
Interesse, mit Kohlengas in Bezug auf Menge versehen. Mehrere Kundschaften brennen
heimlich, oder zu bloßem Verderben des Gases. Denn, obschon die Gas-Gesellschaften
mit so ziemlicher Genauigkeit die Menge Gases bestimmen, die waͤhrend einer
bestimmten Zeit durch eine Hauptroͤhre durchstroͤmt; so haben sie doch
keine Controle uͤber die Menge, welche von einzelnen Individuen verbraucht
wird; sie muͤßten bei jeder Kundschaft einen eigenen Gas-Messer errichten,
was fuͤr die Gesellschaften zu kostbar, und fuͤr die Kundschaften, die
an unbeschraͤnkten Gebrauch gewohnt sind, zu laͤstig seyn
wuͤrde.
Allein, in Hinsicht auf die Guͤte des Gases, sowohl
in Bezug auf die Dichtigkeit als auf die Reinheit desselben, sind die Kundschaften
lediglich der Willkuͤhr oder Redlichkeit des Gas-Fabrikanten
uͤberlassen; nicht Ein Individuum unter Tausenden ist im Stande, die
specifische Schwere oder Reinheit des Gases, das es verbraucht, zu bestimmen. In
Hinsicht auf die Reinheit des Gases kann derjenige, der es braucht, erst dann
urtheilen, wann er die Folgen der Verbrennung desselben sieht; wann er sieht: ob,
und wie schnell und wie stark, seine Moͤbel leiden? Ob in seinem Zimmer der
dem Schwefel- und Ammonium-Gas eigene Geruch sich zeigt, und die Luft in demselben
nicht mehr verdorben ist, als wenn er Kerzen oder Oehllampen brennt? Diese Frage
laͤßt sich nur mit der Zeit bestimmen, nachdem derjenige, der dieses Gas
brennen will, die Kosten der Anlegung eines Gas-Apparates zur Beleuchtung seines
Hauses getragen hat, und wann, in Folge des Monopoles der Gas-Gesellschaften, er
kein Mittel gegen Nachlaͤßigkeit und Betrug derselben mehr zu Gebothe
hat.
In Hinsicht auf Dichtigkeit hat derjenige, der Gas brennt, gewisser Massen ein Mittel
in der Hand, um diesen Nachtheil zu ersezen. Denn, wenn Kohlengas z.B. statt
450° oder 500° spec. Schwere nur 300° spec. Schwere
haͤtte, wird es in einer gegebenen Zeit weit schneller ausbrennen. Die
Gas-Gesellschaft muß demnach die schlechtere Qualitaͤt des Gases durch eine
groͤßere Menge ersezen; indessen ist dieser Ersaz fuͤr denjenigen, der Kohlengas zum
Hausgebrauche bedarf, doch nichts weniger, als vortheilhaft.
Obschon die Kundschaften den Durchmesser und die Hoͤhe der Flamme nach ihrem
Belieben vergroͤßern koͤnnen, so wird doch, uͤber eine gewisse
Hoͤhe der Flamme hinaus, das Licht vielmehr vermindert, als vermehrt, wie die
HHrn. DDr. Christison und Turner durch mehrere genaue Versuche (Edinb. Phil.
Journ. Julius, 1825, Polyt. Journ. B.
XVIII. S. 119.) erwiesen haben. Diese Herren fanden durch wiederhohlte
Versuche, daß die Laͤnge der Flamme einen sehr entscheidenden Einfluß auf die
Licht-Erzeugung hat, und das Licht, bis auf 5 Zoll Hoͤhe der Flamme, in einem
weit staͤrkeren Verhaͤltnisse, als man nach der Menge des darauf
verwendeten Gases vermuthen sollte, verstaͤrkt: obige 5 Zoll Hoͤhe der
Flamme sind aber das Maximum. Bei gleichem Verbrauche des Gases gibt, wenn die
Intensitaͤt des Lichtes einer Flamme von 2 Zoll – 100° ist,
eine Flamme von 3 Zoll eine Intensitaͤt des Lichtes von 109°, eine
Flamme von 4 Zoll eine Intensitaͤt des Lichtes von 131°, und eine
fuͤnfzoͤllige Flamme eine Intensitaͤt von 150° der
Beleuchtung. Ueber diese Hoͤhe hinaus ist nichts mehr an Vergroͤßerung
derselben zu gewinnen; im Gegentheile, die Spize der Flamme wird von einem Theile
des Gases verdunkelt, das in der Form eines undurchsichtigen Rauches entweicht, und
weder verbrannt noch zersezt wird. Aus diesen Versuchen erhellt also, daß man bei
einem Kohlengas-Strome von 5 Zoll Hoͤhe, bei derselben Menge an verbrauchtem
Gase, um 50 p. C. mehr Licht erhaͤlt, als bei
einer zwei Zoll hohen Flamme.Ist nicht ganz richtig. A. d. Ueb. Dasselbe Verhaͤltniß hatte auch bei einem Brenner nach Art der
Argand'schen Lampen mit mehreren Brennern Statt.
Die Untersuchungen der HHrn. Christison und Turner haben, man darf sagen, ein neues
Licht auf die Beleuchtung geworfen. Sie haben gezeigt, daß bei dem Verbrennen eine
zu große Nachstroͤmung des Gases, und zugleich
auch zu wenig atmosphaͤrische Luft zur vollkommnen
Beleuchtung Statt haben kann. So steht z.B. bei einem Flammenstrome von 2 Zoll
Hoͤhe die Masse der atmosphaͤrischen Luft, welcher das Sauerstoffgas
entzogen wird, in einem so großen Verhaͤltnisse zu dem Volumen der Flamme,
daß die Temperatur eines Theiles des Gases unter dem Entzuͤndungs-Grade
herabgebracht, und dadurch, die Entwikelung des Lichtes verhindert, und
unnuͤzer Verlust an Gas erzeugt wird. Wenn, auf der anderen Seite, der
Flammenstrom hoͤher als 5 Zoll ist, stroͤmt mehr Gas aus der
Roͤhre, als mit dem noͤthigen Bedarfe an Sauerstoffgas versehen werden
kann, und ein Theil desselben entweicht unzersezt in die Atmosphaͤre. Diese
Thatsache verdient die groͤßte Aufmerksamkeit eines jeden, der Gaslicht
brennt. Die meisten Leute, welche Gaslicht brennen, oͤffnen den Sperrhahn zu
weit, und glauben dadurch ein besseres Licht zu erhalten. Wenn aber die Flamme oben
an der Spize entfaͤrbt wird, hat nicht bloß eine bedeutende Verminderung des
Lichtes Statt, sondern ein Theil des Gases entweicht unzersezt in das Zimmer, macht
die Luft ungesund, und verdirbt die Moͤbel.
Aus den Versuchen dieser Herren geht ferner hervor, daß dasselbe Gesez auch bei dem
Verbrennen des Oehlgases Statt hat: nur hatte die staͤrkste Beleuchtung bei
einem Oehlgas-Brenner dann Statt, wann die Hoͤhe der Flamme nicht
uͤber 4 Zoll betrug, waͤhrend die hoͤchste Beleuchtung bei
einer Kohlengas-Flamme eine Flammen-Hoͤhe von 5 Zoll fordert.
Um die groͤßte Beleuchtungs-Kraft aus gekohlstofftem Wasserstoff-Gase zu
erhalten, dasselbe mag nun aus Steinkohlen, Thran oder aus Torf erhalten werden, muß
dasselbe gehoͤrig bereitet worden seyn: denn ein zu großer Grad von Hize
zerstoͤrt die Beleuchtungs-Kraft des Gases dadurch, daß der Kohlenstoff an
den Seiten der Retorten sich absezt, und eine zu geringe Hize laͤßt in dem
Gase eine zu große Menge Theeres oder oͤhliger Daͤmpfe zuruͤk,
die sich in den Gefaͤßen absezen, und aufhoͤren im elastischen
Zustande zu bleiben. Es ist, bei der Oehlgas-Bereitung, ein großer Reiz fuͤr
den Fabrikanten vorhanden, die specifische Schwere dieses Gases, und folglich auch
den wahren Werth desselben, dadurch zu vermindern, daß er zu starke Hize anwendet,
indem er dadurch den Umfang des Gases vermehrt: diese Verfuͤhrung hat bei dem
Steinkohlen-Gase nicht Statt, indem es nicht, wie das Oehlgas, nach dem Meter
verkauft wird. Hinsichtlich der Dichtigkeit, die das Oehlgas im Durchschnitte haben
muß, wenn es gut seyn soll, sind die Meinungen sehr getheilt. Die HHrn. DDr. Ure und Christison und
Turner erhielten es in einer Schwere von
1000°, oder so schwer, als die atmosphaͤrische Luft; es ist aber
wahrscheinlich daß das
zum Verkaufe bereitete Oehlgas die Schwere von 850° meistens nicht
uͤbersteigt. Man darf jedoch nicht glauben, daß das dichteste oder schwerste
Oehlgas fuͤr jeden Fall auch das beste zur Beleuchtung ist, oder das
wohlfeilste. Oehlgas von 900° ist, wenn es gut bereitet ist, anhaltender als
Oehlgas von 950°, wenn das Oehl nicht zu bleibendem Gase vollkommen
verwandelt ist.
(Der Beschluß folgt.)