Titel: | Ueber die verschiedene Güte des Brenn-Materiales. |
Fundstelle: | Band 22, Jahrgang 1826, Nr. XCVIII., S. 447 |
Download: | XML |
XCVIII.
Ueber die verschiedene Guͤte des
Brenn-Materiales.
Aus dem Operative Chemist im Mechanics' Magazine, N. 158.
2. Sept. 1826. S. 283. N. 159.
Ueber die verschiedene Guͤte des
Brenn-Materiales.
Jedes Brenn-Material muß, wenn es die gehoͤrige Wirkung
hervorbringen soll, so viel moͤglich troken seyn, denn sonst geht ein großer
Theil des Waͤrmestoffes, welchen dasselbe enthaͤlt, dadurch verloren, daß das in
demselben enthaltene Wasser in Dampf verwandelt wird, und als solcher durch den
Schornstein ohne allen Nuzen davon geht. Dessen ungeachtet sieht man uͤberall
das Brenn-Material der Witterung ausgesezt, selbst auf nassen Plaͤzen
aufgestellt.
Stein-Kohlen.Da in englischen Aufsaͤzen uͤber Feuer-Arbeiten so oft die hier
angefuͤhrten Kohlen-Sorten vorkommen, ohne daß der deutsche Leser sie
genau kennt, hielten wir diese Notiz fuͤr sehr lehrreich. A. d.
Ueb.
Es ist ein maͤchtiger Unterschied zwischen Steinkohle und Steinkohle, und
selbst diejenigen, die die groͤßte Menge derselben verbrauchen, scheinen
nicht gehoͤrig hierauf zu achten. Man kann sagen, daß man die Steinkohlen
bisher nur in Hinsicht auf die Gas-Erzeugung studirte, und die Resultate dieser
Beobachtungen haben sehr wenig Bezug auf die Anwendung derselben als
Brenn-Material.
Kuchen-Kohle (Caking coal),
die man auch Bind-Kohle (Binding
coal), und Kreuz-Kohle (Crossling coal) nennt, kommt in großer Menge aus den weit ausgedehnten
Kohlen-Gruben in Northumberland und Durham, und wird zu London auf dem Markte
fuͤr Newcastle-Kohle verkauft. Sie bricht, wenn sie erhizt wird, in kleine
Stuͤke, und wenn die Hize bis auf einen gewissen Grad verstaͤrkt wird,
so baken die Stuͤke wieder zusammen, und bilden eine feste Masse, weßwegen
man sie auch Kuchen-Kohle nennt. Sie brennt leicht an,
und gibt eine lebhafte gelbe Flamme. Sie muß haͤufig geschuͤrt und
umgeruͤhrt werden, vorzuͤglich wenn sie sich hart zusammen bakte:
indessen weichen verschiedene Sorten derselben in dieser Hinsicht
mannigfaͤltig von einander ab. Unter den Newcastle-Kohlen geben die besten
Wall's-End-Kohlen ein glaͤnzendes und
schoͤnes Feuer, brennen schnell weg, und baken nicht hart zusammen,
waͤhrend die Tanfield-Moor-Kohlen langsam brennen,
hart zusammen baken, und eine starke und anhaltende Hize geben, daher auch
vorzuͤglich in Schmelzoͤfen und Schmieden gebraucht werden. Die Kuchen-Kohlen geben eine große Hize, und brennen, bei
einiger Aufmerksamkeit auf dieselben, lange Zeit uͤber; wo sie um wohlfeilen
Preis zu haben sind, werden sie daher auch gewoͤhnlich anderen Kohlen
vorgezogen.
Nach Hrn. Watt's Versuchen verwandelt ein Bushel (ungefaͤhr 84 Pfd.) Newcastle-Kohlen 8 bis 12 Kubikfuß Wasser von der mittleren Temperatur der
Atmosphaͤre in Dampf. Swansea-Kohle heizt eben so
stark.
Dr. Black sagt, daß man, um Einen Kubikfuß Wasser in
Dampf von dem mittleren Druke der Atmosphaͤre zu verwandeln, 7,91 Pfund der
besten Newcastle-Kohle noͤthig hat.
Nach einigen Versuchen der HHrn. Parkes scheint es, daß,
bei ihrer verbesserten Einrichtung der Kessel Ein Kubikfuß Wasser von mittlerer
Temperatur mit 7,45 Pfund Kohle in Dampf verwandelt werden kann; dieß ist jedoch nur
in dem gelungensten Versuche der Fall gewesen; im Durchschnitte brauchten sie hierzu
8,15 Pfund Kohle; also nur 1/4 Pfund weniger, als Hr. Watt. Nach einem Mittel-Durchschnitte aus mehreren Versuchen fordert Hr.
Smeaton zu obigem Zweke 11,4 Pfund Kohle; er sagt
aber nicht, welche Art Kohle er anwendete.
Hr. Tredgold fand, daß, nachdem das Ziegelgemaͤuer
etc. um den Ofen einmahl erwaͤrmt war, etwas weniger dann Ein Pfund Wall's-End-Kohle Einen Kubikfuß Wasser von 52° F,
sieden macht. Um mit schlechteren Kohlen dieselbe Wirkung hervorzubringen, ist ein
staͤrkerer Zug, mehr Zeit und groͤßere Aufmerksamkeit nothwendig.
Schiefer-Kohle (Splint-Coal
oder hard Coal), Kirwan's
schieferige Cannel-Kohle (slaty cannel coal)
ist, zu vielen Arbeiten, eben so gut, als die Newcastler-Kuchen-Kohle. Sie bricht
bei Glasgow, in Ayrshire in Schottland, und in mehreren Englischen und Waliser
Kohlengruben.
Um sie anzuzuͤnden, braucht man mehr Feuer, als bei der Kuchen-Kohle; sie
taugt daher nicht so gut bei kleinem Feuer: in großer Menge gibt sie aber eine
starke und anhaltende Hize. Sie gibt nicht so viele Flamme, aber auch nicht so viel
Rauch, als die Kuchen-Kohle, und bakt nicht zusammen. Smeaton hielt die schottische Schieferkohle fuͤr Dampfmaschinen
eben so brauchbar, als die Newcastler Kohle.
Kirsch-Kohle (Cherry-Coal),
oder weiche Kohle (soft coal) bildet, nach Dr. Thomson, den groͤßten Theil des oberen
Sahlbandes in den Glasgower Kohlengruben, und ist auch in Fifeshire haͤufig.
Er haͤlt die Staffordshire Kohle fuͤr dieselbe Art, und die
Edinburger-Kohle fuͤr ein Mittelding zwischen dieser Kohle und der
Schiefer-Kohle. Sie faͤngt leicht Feuer, brennt mit einer hellen gelben
Farbe, und gibt starke Hize: die Flamme haͤlt so lange an, bis die Kohle
beinahe gaͤnzlich verbrannt ist. Sie brennt schneller weg, als die Kuchen-
und Schiefer-Kohle, und gibt eine weiße Asche. Sie ist in mehrerer Hinsicht weniger
oͤkonomisch. Man unterscheidet sie von der Kuchen-Kohle leicht dadurch, daß
sie, wenn sie erhizt wird, nicht schmilzt oder weich wird. Sie gibt ein angenehmes
Feuer, und braucht kein Schuͤren. Auf einem offenen Roste fordert sie
Sorgfalt und Geschiklichkeit, um in den kleinen Stuͤken, die beim Zerkleinen
der groͤßeren fuͤr den Rost uͤbrig bleiben, gehoͤrig
verbrannt zu werden, weßwegen man diese kleinen Stuͤke mit Thon mengt, und
Ballen daraus bildet, die, wenn sie troken sind, im offenen Feuer recht gut brennen,
und eine anhaltende Hize geben. Hr. Watt versichert, daß
Ein Zentner guter Wednesbury-Kohle eben so viel Hize
gibt, als Ein Bushel (ungefaͤhr 84 Pfund) Newcastle-Kohle.
Holz.
Die Heizungs-Kraft des Holzes haͤngt sehr von der Trokenheit desselben ab.
Mehrere Versuche des Grafen Rumford erweisen, daß
trokenes Holz weit mehr Waͤrme gibt, als gruͤnes, welches leztere
ungefaͤhr 1/3 seines Gewichtes Wasser haͤlt. Vieles haͤngt auch
von der Art des Holzes ab. Nach Graf Rumford's Versuchen
gibt Linden-Holz die groͤßte Hize beim Verbrennen.
Graf Rumford machte in seinem verbesserten Kessel mit
Einem Pfunde trokenen Foͤhren-Holzes 20,10 Pfund eiskalten Wassers siedend;
gruͤnes Foͤhren-Holz gab um 1/7 weniger Waͤrme. Birken-Holz
heizte schlechter: Ein Pfund trokenen Birken-Holzes machte nur 14,33 Pfund eiskalten
Wassers siedend. Ein Kubikfuß trokenen Birken-Holzes wiegt ungefaͤhr 44
Pfund.
Nach Fossombroni entwikelt Holz bei seinem Verbrennen so
viel Hize, als noͤthig ist, um zwei Mahl so viel Wasser (dem Gewichte nach)
zu verdampfen, oder zwei Drittel seines Gewichtes Salz zu erzeugen. Nach Grafen Rumfords Versuchen haͤtte das Holz noch um ein
Drittel mehr Heizungs-Kraft.
Torf.
Als Brenn-Material betrachtet, zerfaͤllt er in zwei Arten. Die erste ist dicht, schwer,
schwaͤrzlich braun, beinahe ohne alle vegetabilische Reste. Diese Art ist die
beste; wenn sie einmahl angezuͤndet ist, brennt sie lang fort. Die zweite Art
ist leicht und schwammig, braun, und scheint bloß eine Masse todter Pflanzen und
Wurzeln, die wenig Veraͤnderung erlitten; sie entzuͤndet sich leicht,
verzehrt sich aber auch schnell.
Torf gibt waͤhrend seines Verbrennens einen Geruch, der allen, die nicht daran
gewoͤhnt sind, sehr unangenehm ist. Er gibt eine milde sanfte Hize, taugt
aber nicht fuͤr DampfkesselAllerdings taugt der Torf fuͤr die Heizung der Dampfkessel, wovon man
sich in Berlin, wo alle Dampfkessel mit Torf geheizt werden,
uͤberzeugen kann. A. d. R. weit besser ist er fuͤr Zuͤge. Seine Eigenschaften sind
uͤbrigens sehr verschieden; einige Arten brennen schnell mit
glaͤnzender Flamme; andere langsam, und geben, nach Clément und Desormes, nur den
fuͤnften Theil der Waͤrme, die eben so viel Holzkohlen (dem Gewichte
nach) erzeugen. Dieß stimmt auch mit dem von Blavier und
Miché angegebenen Verhaͤltnisse.
Die Schwere Eines Kubikfußes Torf spielt zwischen 44 bis 70 Pfund, und die dichteren
Arten geben ungefaͤhr 40 p. C. Kohle; die uͤbrigen
Verhaͤltnisse zu ihrer Dichtigkeit.
Holzkohle.Mechanics' Magazine. N. 162. 30. Sept. 1826.
S. 351.
Hr. Dalton fand durch Erhizung des Wassers, daß Ein Pfund
Kohle 40 Pfund Eis schmilzt, waͤhrend Dr.
Crawford's Versuche neun und sechzig Pfund geschmolzenen Eises auf Ein
Pfund Kohle geben, und Lavoisier's fuͤnf und
neunzig und ein halbes, Clement's und Desormes fuͤnf und neunzig,. Hassenfratz's nach einem Mittel-Durchschnitte mit verschiedenen Kohlen,
zwei und neunzig: sein hoͤchstes Resultat war sechs und neunzig. Pfund, sein
niedrigstes vier und siebenzig. Hr. Tredgold betrachtet
sieben und vierzig Pfund Eis mit Einem Pfunde Kohlen geschmolzen, die mittlere wahre
Kraft dieses Brennmateriales. Ein Kubikfuß Holzkohle wiegt ungefaͤhr 15
Pfund.
Kohks.
Lavoisier bestimmt das Verhaͤltniß der Menge Kohks
zu den Steinkohlen fuͤr gleiche Wirkung, wie 605 zu 552. Abgesehen von dieser
groͤßeren Heizkraft geben Kohks auch keinen Rauch beim Brennen, weßwegen sie
in Staͤdten in den Oefen vorzugsweise gebraucht werden sollten, da sie die
Nachbarschaft nicht belaͤstigen.
Die gegenwaͤrtige Gasbeleuchtung bringt sehr viele Gas-Kohks zu Markte, die allerdings zum Heizen der Zimmer sehr gut taugen,
den geloͤschten Kohks (stifled coke), aber in
Bezug auf heizende Kraft weit nachstehen, so daß Schmide und Gießer immer leztere
vorziehen: wo immer große Hize noͤthig ist, sollte man dem Beispiele dieser
Arbeiter folgen.
Man versuchte Kohks gegen Holz zur Heizung des Opern-Hauses in Paris. Acht und
fuͤnfzig Pfund Kohks, die daselbst ungefaͤhr 45 kr. kosteten, brachten
dieselbe Wirkung hervor, wie 160 Pfund Kohle, die ungefaͤhr 1 fl. 30 kr.
kosteten.
Verkohlter Torf.
Nach den HHrn. Blavier und Miché braucht man 1666 Pfund verkohlten Torf um dieselbe Wirkung
hervorzubringen, die man mit 740 Pfund gemeiner Holzkohle erhaͤlt.
Verkohlter Torf, der durch Loͤschen (stifling)
verkohlt wird, gibt mehr Hize als jener, welcher durch Destillation verkohlt wird.
Ungluͤklicher Weise ist jener eine Art von Pyrophorus, der sich, nicht bloß,
wenn er zufaͤllig naß wird, sondern selbst bei feuchtem Wetter,
entzuͤndet. Viele Ungluͤksfaͤlle entstanden dadurch, daß es in
die Magazine einregnete, wo er aufbewahrt wurde, weßwegen es auch hier und da
gesezlich verbothen ist, denselben in Staͤdten aufzubewahren.
Die Hollaͤnder, die Torf nicht bloß in ihren Haͤusern, sondern selbst
im Winter in ihren Kirchen bei den Fuͤßen brennen, verkohlen ihn daher nach
Bedarf bei Haufe. Sie brennen ihn zuerst in der Kuͤche, und wenn sie sehen,
daß er durch und durch rothgluͤht, nehmen sie ihn aus dem Feuer, geben ihn in
einen irdenen oder kupfernen Topf, und deken ihn mit einem wollenen oder leinenen
nassen Tuche, wo er durch Ausschließung der Luft bald verloͤscht, und, wenn
er kalt geworden ist, der Holzkohle aͤhnlich sieht, nur daß er mit weißer
Asche bedekt ist. Gehoͤrig verkohlt brennt er beinahe ohne Rauch und ohne
jene erstikenden Daͤmpfe, die der Steinkohle eigen sind. Dadurch wird dieser
Torf so brauchbar fuͤr Glashaͤuser, indem Kohlen fuͤr die
Pflanzen schaͤdlich, so wie fuͤr Menschen oͤfters
toͤdtlich werden.
In Holland brennt man diesen Torf, vorzuͤglich die aͤrmere Classe, in Kesseln aus Gußeisen.
Man kocht, wenn man etwas uͤber diese Kessel bringt, mit der Haͤlfte
des Brennmateriales, das man auf einem Herde oder Roste brauchen wuͤrde, wo
die Hize bloß an die Seite des Topfes schlaͤgt.
Eine vollstaͤndige Uebersicht obiger Daten hat Tredgold in seinem trefflichen Werke: „Principles of Warming and Ventilating Public Buildings“
Eine Uebersezung dieses trefflichen Werkes besorgte die Cotta'sche
Buchhandlung. A. d. Ueb. in folgender Tabelle gegeben:
Bruchtheile eines Pfun-des, die Einen
KubikfußWasser um Einen Gradan Fahrenheit's-Ther-mometer
erwaͤrmen:
Pfunde dieses Brenn-materiales um
EinenKubikfuß Wasser inDampf zu verwandeln:
Newcastle oder Kuchenkohle
0,0075
8,40
Splint-Kohle
0,0075
8,40
Staffordshire Kirschenkohle
0,0100
11,20
Kolz (trokenes Fichten)
0,0172
19,25
– ( – Buchen)
0,0242
27,00
– ( – Eichen
)
0,0265
30,00
Guter Torf
0,0475
53,60
Holzkohle
0,0095
10,60
Kohks
0,0069
7,70
Verkohlter Torf
0,0205
23,00
Die hoͤchste Wirkung, die man von Anwendung dieser Brennmaterialien erwarten
kann, muß nothwendig, wie Tredgold bemerkte, weniger als
das Doppelte des hier angegebenen Maßes seyn; und selbst um diese Wirkung zu
erhalten, die bei der Anwendung im Großen nie Statt haben wird, ist die Genauigkeit
eines Physikers noͤthig, die sich von Heizern nie erwarten laͤßt,
obschon es Leute gibt, die eine vier, sechs, ja zehn Mahl groͤßere Wirkung
von ihrer Heiz-Methode versprechen.
Verbesserung des Feuer-Materiales durch Mischung.
Es ist wahrlich sonderbar, daß man das schmuzige Heizungs-Verfahren, das schon Graf
Rumford so sehr tadelte, noch so wenig veredelte.
Feuerkugeln, von der Groͤße der
Gaͤnse-Eyer, aus Stein- und Holzkohlen Pulver mit einer gehoͤrigen
Menge nassen Thones gemengt, und dann getroknet, geben ein reineres, und in jeder
Hinsicht angenehmeres, Feuer, als bloße Kohlen, und kommen nicht theurer. In
Flandern, im Juͤlich'schen und Bergen'schen, wo man mit Steinkohlen heizt, werden diese
seit undenklichen Zeiten immer vorerst zubereitet, d.h. zu Pulver gestoßen, dann mit
gleichem Gewichte Thones mit Wasser angeknetet und zu Kuchen geformt und getroknet.
Die Arbeitskosten werden reichlich durch Verstaͤrkung der Hize ersezt; denn
so zubereitete Kohlen brennen laͤnger und mit staͤrkerer Hize.