Titel: | Ueber gebrannten Thon als Dünger. Von dem sel. hochw. Hrn. Edm. Cartwright, Dr. d. Th. |
Fundstelle: | Band 23, Jahrgang 1827, Nr. XXIII., S. 84 |
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XXIII.
Ueber gebrannten Thon als Duͤnger. Von dem
sel. hochw. Hrn. Edm.
Cartwright, Dr. d. Th.
Aus dem XXXVI. Bde. der Transactions of the Society for the
Encouragement of Arts in Gill's technical Repository. November 1826.
S. 283Hr. Cartwright erhielt dafuͤr die goldene Ceres-Medaille. A. d.
O..
(Im
Auszuge.)
Cartwright, uͤber gebrannten Thon als
Duͤnger.
Ich habe seit einigen Jahren Ruß und Holz-Asche zum
Bestreuen der Aeker gebraucht, nie aber im Großen, weil ich nicht genug davon
erhalten konnte. Im Fruͤhjahre 1819 erhielt ich genug RußWahrscheinlich von Steinkohlen. A. d. U., um 5 bis 6 Acres damit zu uͤberstreuen, theils Weideland, theils
Akerland. Ich rechnete 50 BushelsEin Quarter haͤlt 8 Bushel oder 4 5/8 Wiener Mezen. Ein Peck ist 2 1/2
Maßel. Ein Acre 1125 Wien. □ Klafter. A. d. U. auf den Acre. Ich
erhielt auch Holz-Asche genug fuͤr so viel Land, 100 Bushels auf den
Acre gerechnete Der Ankaufs-Preis des Rußes war 9 Pence (27 kr.) der Bushel,
der mir mit Fracht auf 1 Shill. (36 kr.) kam. Holzasche war im Ankaufe 4 1/2 Pence
der Bushel, und mit Fracht, da sie in der Nahe war, 6 Pence. Ruß und Holzasche kam
also beinahe gleich hoch: naͤmlich 2 Pf. 10 Shill. per Acre. Ich wollte dieß
Jahr vergleichende Versuche mit Bestreuen der Aeker mit gebranntem Thone, Ruße und
Holzasche anstellen. Mit gebranntem Thone bestreute ich 7 Acres, jeden mit 20 Karren
voll, den Karren zu 20 Bushels. Der Karren gebrannten Thones kam mir auf 9 Pence,
das Brennmaterial, wenn die Witterung nicht sehr schlecht war, mitgerechnet:
fuͤr den ganzen Acre kam er also auf ungefaͤhr 15 Shill.
Der Boden, den ich damit bestreute, war kalter, nasser, zaͤher Thon. Ich baute
auf diesen Aekern schwedische Ruͤben (swedish
turnips), gemeine Ruͤben (turnips),
Kohlrabi, Dorschen (Erdruͤben), Erdaͤpfel, Mangold (Mangel Wurzel),
Gerste und Bohnen.
Am 15. Sept. maß ich 50 Quadrat Yards (Yard = 3 Fuß) schwedische Turnips unter jeder
der drei verschiedenen Bestreuungen, und ebensoviel ohne Bestreuung ab. Die
Resultate waren:
50 □ Yards bestreut
Tonnen
Ztr.
Pf.
mit gebranntem Thone
gaben
580
Pf.
per
Acre
25
2
20
–
Ruß
–
546
–
–
–
23
12
2
–
Holzasche
–
398
–
–
–
6
12
52
ohne alle Bestreuung
–
235
–
–
–
10
3
12
Wenn man nun den Werth dieser Turnips nur zu 5 Shill. die Tonne (20 Ztr.) rechnet,
und sie sind gewiß mehr werth, so uͤbertrifft der gebrannte Thon den Ruß im
Werthe der Ernte um 7 Shill. 6 Pence, und man erspart im Gestehungs-Preise 1
Pf. 15 Shill. Gewinn im Ganzen 2 Pf. 2 Sh. 6 Pence. Der gebrannte Thon
uͤbertrifft die Holzasche beinahe um 8 1/2 Pence, und den
Gestehungs-Preis hinzu gerechnet gewinnt man dabei, gegen Holzasche, 3 Pf. 17
Sh. 6 Pence.
Die Brennkosten abgerechnet gewinnt man durch das Bestreuen mit Thon, verglichen mit
den unbestreuten Aekern, 4 Pf. 7 Sh. 6 Pence.
Der große Unterschied zwischen den bestreuten und nicht bestreuten Turnips darf nicht
bloß allein der befruchtenden Eigenschaft des angewendeten
Bestreuungs-Mittels, sondern muß auch dem Schuze zugeschrieben werden, den
die jungen Pflanzen dadurch gegen Insecten erhalten, wie aus den folgenden Versuchen
am Kohlrabi und an den gemeinen Ruͤben erhellt, die ich nachpflanzen
mußte.
Am 15. October maß ich wieder die Erdaͤpfel ab.
50 □ Yards bestreut
mit gebranntem Thone gaben
5
Bushels
0
Pecks;
per Acre
480
Bushels
– Ruß
4
–
3
–
–
456
–
– Holzsache
4
–
2
–
–
432
–
ohne alle Bestreuung
4
–
0
–
–
340
–
Am 4. November waren die Resultate am Kohlrabi auf
50 □ Yards bestreut
mit gebranntem Thone,
160
Pf.;
per Acre
6
Tonnen
17
Ztr.
26
Pf.
– Ruß,
138
–
–
3
–
18
–
32
–
– Holzasche,
114
–
–
4
–
17
–
30
–
ohne alle Bestreuung,
93
–
–
4
–
7
–
48
–
Die Versuche mit den Dorschen mißlangen wegen schlechten Samens; die mit der
Mangold-Wurzel wegen schlechter Witterung.
Nur ein Acre ward mit Gerste bestellt, und dieser in vier gleiche Theile getheilt.
Der
mit gebr. Thone
bestr.
Th. g.
126
Schabe;
4
Bush.
2
Pecks;
p. Ac.
4
Q.
4
Bush.
– Ruß
–
–
121
–
4
–
1
–
–
4
–
2
–
– Holzasche
–
–
117
–
4
–
1
–
–
4
–
2
–
ohne alle Bestreuung
84
–
3
–
0
–
–
3
–
0
–
Die Gerste war reihenweise zwischen die Bohnen gebaut, so daß man nur 1/4 Acre als
damit bestellt annehmen darf. Die Bohnen wurden ungluͤklicher Weise vermengt,
und das Resultat ging verloren.
Bei den gemeinen Turnips kamen
bei gebranntem Thone
296
Pf.
per Acre
6
Tonnen
7
Ztr.
54
Pf.
– Ruß
292
–
–
6
–
5
–
36
– Holzasche
293
–
–
6
–
5
–
36
ohne alle Bestreuung
276
–
–
5
–
16
–
76
–
Warum dieses Resultat von den uͤbrigen so sehr abwich, kann ich nicht
erklaͤren; denn es geschah alles unter meinen Augen, was zu geschehen
hatte.In einem spaͤteren Briefe macht Hr. Cartwright es wahrscheinlich, daß ein Theil seiner Ruͤben
von den Hopfen-Pfluͤkern gestohlen wurde, indem diese
guten Leute ihm das Jahr darauf dieselbe Ehre erwiesen haben.
Ueber die Wirkung dieser Duͤngungs-Mittel auf Wiesen konnte ich bloß
nach dem Auge urtheilen. Auch hier zeigte gebrannter Thon sich als das
vorzuͤglichste unter denselben, und Ruß war besser als Holzasche. Es ist
sonderbar, daß man in meiner Nachbarschaft den Ruß so wenig achtet, die Holzasche
aber so hochschaͤzt: dieses Vorurtheil wird durch obige Versuche widerlegt.
Wo immer gebrannter Thon auf kaltem nassen zaͤhen Boden angewendet wurde,
machte er denselben troken und zerreiblich, so daß er beinahe zu jeder Jahreszeit
bearbeitet werden konnte. Ich habe ein solches Grundstuͤk vor sieben bis acht
Jahren mit gebranntem Thone zugerichtet, und man sieht noch heute zu Tage die gute
Wirkung davon, und wird sie noch nach Jahren sehen.
Man bedient sich in Irland des gebrannten Thones seit mehr dann einem Jahrhunderte
schon mit dem besten Erfolge; seit den lezten zehn Jahren wurde diese
Duͤnger-Art auch in Schottland mit Vortheil eingefuͤhrt, und
sie faͤngt nun auch in England an sich zu verbreiten. Es ist nicht zu
zweifeln, daß durch verstaͤndige Anwendung des Thones der Werth nasser
schwerer Gruͤnde um das Doppelte erhoͤht werden kann.
Hr. Cartwright fuͤhrt nun die Zeugnisse derjenigen
an, die ihm seine nassen Gruͤnde auf obige Weise bestellen sahen, und
beschreibt hierauf die Weise, wie er den Thon brennt.
„Als ich“ sagt er „vor drei Jahren anfing Thon zu
brennen, folgte ich den gedrukten Anweisungen, wie ich sie in verschiedenen
Schriften uͤber diesen Gegenstand fand; ich konnte aber dadurch denselben
nie wohlfeiler erhalten, als Stall-Duͤnger mir zu stehen gekommen
seyn wuͤrde. Ich versuchte daher, ob ich den Thon nicht auf eine
wohlfeilere Weise brennen koͤnnte, und nach vielen Versuchen zeigte sich
folgendes Verfahren als das beste. Ich ließ einen Graben von ungefaͤhr 20
Fuß Laͤnge, 3 Fuß Tiefe und ebensoviel Breite mit solchem Abfalle ziehen,
daß das Wasser frei ablaufen konnte. An dem oberen Ende dieses Grabens
errichtete ich auf den Seiten desselben einen Bogen aus Ziegeln 9 bis 10 Fuß
lang mit Oeffnungen, um das Feuer durch den Thon durchziehen zu lassen. Diese
Oeffnungen wurden dadurch gebildet, daß man in gehoͤrigen
Zwischenraͤumen einen halben Ziegel ausließ. An der Vorderseite dieses Bogens wurde eine
starke zwei Ziegel dike Mauer aufgefuͤhrt, die auf dem Boden des Grabens
selbst ruhte. Diese Mauer, die zwei Fuß breiter war, als der Bogen, stieg
ungefaͤhr Einen Fuß hoch uͤber denselben empor, und durch dieselbe
lief ein 2 Fuß weites Loch. Zu diesem ganzen Baue waren 5 bis 600 Ziegel
nothwendig: Kalk wurde nur zu der Vorder-Mauer gebraucht: der Bogen
selbst wurde nur mit Lehm aufgemauert.“
„Wenn der Thon in diesen Ofen gebracht wird, muß man dafuͤr sorgen,
daß vorzuͤglich anfangs die Thon-Klumpen hohl gelegt werden, damit
das Feuer frei durchziehen kann. Nachdem nun der Thon ungefaͤhr 2 Fuß
hoch auf dem Bogen aufgeschichtet wurde, wird das Feuer angezuͤndet, und
eine Wand von Thonklumpen um diesen Thon-Meiler aufgefuͤhrt, die
zwei Fuß weiter als der Bogen ist, und vorn von der Ziegelmauer gestuͤzt
wird. Diese Thonwand braucht nicht uͤber drei bis vier Fuß hoch zu seyn.
So wie der Brand fortschreitet, muß frischer Thon nachgelegt werden, immer aber
so hohl als moͤglich. Nachdem der Haufen zwischen 4 und 5 Fuß hoch
geworden und durchgebrannt ist, laͤßt man das Feuer ausgehen, legt aber
noch immer, wenigstens einen Tag lang, Feuer nach, und nimmt hierzu
vorzuͤglich den weicheren und muͤrberen Thon. Zwei Arbeiter, denen
man 2 Shill. 6 Pence des Tages zu bezahlen hat, und ein Junge, dem man 6 Pence
gibt, um das Feuer zu unterhalten, koͤnnen in 2 1/2 Tagen 35 gute Karren
voll Thon brennen: man brauchte dazu ungefaͤhr 175 Buͤndel Ginster
(furze), wovon das Hundert 5 Shill. kostet. Die
Ausgaben beliefen sich demnach auf
14 Shillings
9 Pence
fuͤr
Arbeit,
8
–
9 –
–
Brennmaterial,
3
–
0 –
–
Karren und Schubkarren auf 2 Tage.
–––––––––
––––––––
1 Pf.
6 Shillings
6 Pence.“
„Da mein Pachtgut klein ist, so reichen kleine Meiler bei mir hin. Ich
werde zwei errichten, damit der eine auskuͤhlt, waͤhrend der
andere brennt. Der Verbrauch des Brennmateriales haͤngt uͤbrigens
auch von der Witterung ab. Wer nicht die Kosten eines gemauerten Bogens tragen
will, kann denselben auch aus Thonklumpen erbauen lassen, die aber dann
vollkommen troken seyn muͤssen, indem sie sonst nicht die Last ertragen
koͤnnen, die darauf zu liegen kommt. Ein solcher Bogen wird so gespannt. Man legt
vier bis fuͤnf starke Staͤbe quer uͤber den Graben, und auf
diese Buͤndel Reisig in kreisfoͤrmiger Form, um den Bogen darauf
zu erbauen. Wenn dieser fertig ist, so werden die Buͤndel
angezuͤndet. Obschon diese Anlage nur sehr wenig kostet, so ist doch ein
gemauerter Bogen weit wohlfeiler, indem der Bogen aus Thon bei jedem Brennen
frisch angelegt werden muß, und ein aus Ziegelsteinen aufgemauerter Bogen
mehrere Jahre lang dauert.“