Titel: Beitrag zur Geschichte der Gasbeleuchtung.
Fundstelle: Band 23, Jahrgang 1827, Nr. XXXII., S. 121
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XXXII. Beitrag zur Geschichte der Gasbeleuchtung. Mit einer Abbildung auf Tab. II. Beitrag zur Geschichte der Gasbeleuchtung. Das Repertory of Patent-Inventions liefert im December-Hefte 1826 S. 339 einen Nachtrag zur Geschichte der Gasbeleuchtung des Hrn. Atkins. Ein Correspondent desselben bemerkt, daß, lang vor Hrn. Winsor's Gas-Beleuchtung am Lyceum zu London, ein Hr. Henfrey aus Sheffield Gas-Beleuchtung zu Baltimore in N. America einfuͤhrte, wo er am 3. April 1802 ein Patent hieruͤber sich ertheilen ließ. Hr. Henfrey hatte im J. 1801 eine Stein-Kohlengrube auf den Guͤtern des Generals Ridgeley zu besorgen, die bituminoͤses Holz, ungefaͤhr wie die Bovey-Kohle in Devonshire, lieferte. Diese Kohle gab beim Brennen einen uͤblen Geruch, und hatte noch andere uͤble Eigenschaften, so daß sie zu Baltimore bald sehr verrufen ward. Man sagte ihr sogar nach, daß sie kein Erdharz enthielt. Um diesen lezteren Vorwurf zu widerlegen, richtete Hr. Henfrey einen kleinen Destillir-Apparat vor, und destillirte die Kohlen. Zufaͤllig bekam die Roͤhre, durch welche das Gas abzog, einen Sprung, und da, als man denselben verstopfen wollte, der Junge, der dabei leuchtete, mit dem Lichte zu nahe kam, fing das aus dem Sprunge ausstroͤmende Gas Feuer, und beleuchtete den ganzen Keller, durch welchen die Roͤhre lief. „Ein neues Licht! Ein neues Licht!“ war der Ausruf der Verwunderung derjenigen, die an der Roͤhre arbeiteten. Hr. Henfrey benuͤzte diesen Zufall, und zeigte die Brauchbarkeit „des neuen Lichtes“ in oͤffentlichen Versuchen zu Baltimore, indem er einen großen Saal mit Kohlengas beleuchtete. Um die Anwendbarkeit dieser Art von Beleuchtung noch deutlicher zu zeigen, ließ er ein Both 50 Yards (150 Fuß) von der Kuͤste ankern, und beleuchtete dieses mittelst einer Roͤhre, die er durch das Wasser laufen ließ. Im Fruͤhjahre 1802 machte die Baltimore Zeitung Le Bons Thermolampe zu Paris bekannt, und so ward das, was Henfrey und alle, die ihn zunaͤchst umgaben, fuͤr seine Erfindung hielt, ihm vor den Augen des Publicums streitig gemacht. Er sezte jedoch seine Arbeiten fort, stellte die Resultate dem Hrn. Praͤsidenten Jefferson vor, und beleuchtete im October 1802 zu Richmond in Virginien einen oͤffentlichen Belustigungs-Ort. Hr. Henfrey wußte nichts von Murdoch's fruͤheren Versuchen in England, 1798. Der Correspondent theilt nun Henfrey's Patent vom 3. April 1802 zu Baltimore in Extenso mit; wir bemerken hieraus nur, daß Hr. Henfrey brennbares Gas sowohl aus Steinkohlen, als aus Holz bereitete, und damit Leuchtthuͤrme, Straßen, Kirchen, Theater und Wohnungen beleuchten, und zugleich die Zimmer waͤrmen wollte. Er empfiehlt seine Beleuchtungs-Methode vorzuͤglich fuͤr Pulver-Muͤhlen, Laboratorien, Zimmermanns- und Schreiner-Werkstaͤtten, wo Feuers-Gefahr ist, indem hier keine Funken zu besorgen sind. Er beschreibt seine Bereitungs-Weise auf folgende Art. Das Holz oder die Steinkohle wird in verschlossene eiserne oder irdene Gefaͤße gethan, und zur Abhaltung des Zutrittes der aͤußeren atmosphaͤrischen Luft werden diese Gefaͤße mit einem Dekel bedekt. Sobald das Feuer von außen auf diese Gefaͤße wirkt, entwikelt sich das brennbare Gas fruͤher oder spaͤter, je nachdem das Holz oder die Kohle mehr oder minder troken ist. An dem Dekel befindet sich eine Roͤhre, die das brennbare Gas dorthin leitet, wo man es haben will, und wo man es an der Oeffnung, aus welcher es ausstroͤmt, mit einer Kerze oder mit brennendem Papiere anzuͤndet; es wird dann, wie eine Weingeist-Flamme brennen. Das Holz oder die Kohle kann auch, wo man großes Licht braucht, in einen wohl geschlossenen Ofen aus Ziegeln oder Thon gebracht werden, der dann mittelst eines besonderen Herdes geheizt und mit einer Roͤhre versehen werden muß, die das Gas dorthin leitet, wo man es braucht. Er bemerkt, daß diese Oefen zugleich als Heizungs-Anstalten dienen koͤnnen, waͤhrend sie den kostbaren Lichtstoff entwikeln. Um die brennbaren Daͤmpfe zu verfeinern, so daß sie ohne Rauch brennen, muß in einer geringen Entfernung von dem Feim eine Cisterne oder ein Behaͤlter angebracht werden, in welchen diese Daͤmpfe vorerst geleitet werden muͤssen, und an diesem muͤssen Roͤhren mit Sperrhaͤhnen vorgerichtet seyn, um diese Daͤmpfe dorthin leiten zu koͤnnen, wo sie als Licht brennen sollen. Zwischen dem Feuer und dem Behaͤlter, und zwischen dem ersteren und dem Schornsteine muß gleichfalls ein Hahn angebracht seyn, um die Daͤmpfe in den Schornstein zu lassen, bis sie anfangen brennbar zu werden, oder wann man sie nicht braucht. In diesem Behaͤlter verfeinern sich die Daͤmpfe so, daß sie ohne Rauch brennen; man kann aus demselben gerade so viel davon nehmen, als man braucht; man kann den Theer noch benuͤzen, der sich daselbst aus den angewendeten Kohlen oder Holzarten nach und nach absezt. Henfrey behielt sich auch das Recht vor, sein neues Licht unter der Erde oder unter Wasser nach Bedarf zu leiten, und als Telegraphen bei der Nacht zu benuͤzen. Hr. Henfrey fuͤgte noch folgendes Figuͤrchen 21. bei, welches die Gas-Beleuchtung in ihrer Kindheit zeigt. 1, 1, 1, 1, ist ein gewoͤhnlicher Feuerherd. 2, das Feuer. 3, 3, ein eiserner Cylinder, welcher die Kohle oder das Holz enthaͤlt, das das brennbare Gas liefert. 4, eine Verbindungs-Roͤhre zwischen dem Cylinder und dem Behaͤlter. 5, eine Roͤhre, um die Daͤmpfe gelegentlich durch den Schornstein entweichen zu lassen. 6, ein Behaͤlter zur Aufnahme der oͤhligen und waͤsserigen Theile, die sich aus den Daͤmpfen verdichteten. 7, Eine Roͤhre, mit einem Sperrhahne. 8, die Roͤhre, aus welcher das brennbare Gas ausstroͤmt. 9, eine Roͤhre mit einem Sperrhahne zur Leitung des brennbaren Dampfes. 10, der Luster. 11, ein Hahn zum Abziehen des Thranes aus dem Behaͤlter.

Tafeln

Tafel Tab. II
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