Titel: | Beobachtungen über Seiden-Zucht. Von dem sel. Hrn. Archibald Stephenson, Esq. of Mongreenan, Ayrshire. |
Fundstelle: | Band 23, Jahrgang 1827, Nr. XXXIX., S. 136 |
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XXXIX.
Beobachtungen uͤber Seiden-Zucht.
Von dem sel. Hrn. Archibald
Stephenson, Esq. of Mongreenan, Ayrshire.
Aus Gill's technical Repository.Dieser Aufsaz findet sich auch im 43. B. der Transactions of the Society for
the Encouragement of Arts, und im Repertory of
Patent-Inventions, Jaͤner 1827. S. 18.
Wir glauben, daß diejenigen, die die Seiden-Zucht in einem Lande
studirten, in welchem sie seit Jahrhunderten betrieben wird, bessere Lehrer
sind, als diejenigen, die sie bloß aus Buͤchern kennen. A. d. U. N. 51. S. 174. N. 52. S. 241. N. 53. S. 253. N. 54. S. 325. N. 55. S.
44.
(Im Auszuge. Mit Anmerkungen.)
Stephenson's, Beobachtungen uͤber
Seiden-Zucht.
Da ich fuͤnf Jahre lang in Languedoc und Quercy im
suͤdlichen Frankreich lebte, wo man alle Aufmerksamkeit auf
Seiden-Zucht wendet, so benuͤzte ich die Gelegenheit, die Art, wie
dieser eintraͤgliche Zweig der Industrie und des Handels betrieben wird, mit
Sorgfalt zu beobachten. Ich wendete um so mehr Fleiß auf diesen Gegenstand, als ich
der Ueberzeugung war, daß diese hoͤchst eintraͤgliche
Beschaͤftigung unter der gehoͤrigen Vorsicht auch in England,
besonders in den suͤdlichen Gegenden desselben, wo große Streken Landes mit
Maulbeer-Baͤumen bepflanzt werden koͤnnten, die nicht zum
Akerbaue taugen, betrieben werden koͤnnte.
Ich kann aus einer fuͤr den franzoͤsischen Minister abgefaßten
Denkschrift, deren Verfasser mir die Einsicht derselben erlaubte, versichern, daß im
J. 1764 in Frankreich fuͤr nicht weniger als 30 Millionen Roh-Seide
erzeugt wurde: dieser Ertrag muß sich zeither bedeutend vermehrt haben, indem die
Seiden-Zucht sich immer mehr und mehr gegen Norden ausdehnt. Dieser
Gegenstand verdient also allerdings unsere Aufmerksamkeit, und entging auch nicht
der Sorgfalt der Society of Arts, die sich
bemuͤhte und noch unermuͤdet bemuͤht ist, Seiden-Zucht
in England einzufuͤhren.
Ich will mit einigen Notizen uͤber den Maulbeer-Baum beginnen, indem
man zuerst Futter fuͤr die Seiden-Raupen haben muß, ehe man irgend
einen Versuch mit der Anzucht derselben machen kann.So einleuchtend diese Wahrheit fuͤr jeden an und fuͤr sich seyn
muß, so
ward sie doch beinahe immer bei allen Versuchen, die man zur
Einfuͤhrung der Seidenzucht in Deutschland machte, verkannt. Man
wollte ernten, ehe man gesaͤet hat. Man vergaß, daß man ehe 25
Zentner Blaͤtter braucht, als man 10 Pfund Seide ziehen kann, und daß
man vor 10 Jahren, auch wenn man den Maulbeer-Baum bloß strauchartig
zieht, nicht auf einen anhaltenden Ertrag an Blattern rechnen kann. Es
finden sich nur wenige Menschen, die die Kraft ihrer Arme oder ihres Beutels
auf zehn Jahre vorhinein, ohne allen Ertrag in der Zwischenzeit, Herleihen
wollen, und von diesen Wenigen haben nur Wenige das Gluͤk, ihre
Beharrlichkeit auf ihre Erben und Nachfolger fortzupflanzen; so daß wir, wie
die Geschichte der Seidenzucht in Deutschland nur zu oft lehrte, mit
Schmerzen sehen muͤssen, daß die Soͤhne und Enkel die
Pflanzungen von Maulbeer-Baͤumen zerstoͤrten, die ihre
Vaͤter und Großvaͤter mit weiser Sorgfalt fuͤr sie
anlegten. Erst wenn man sich 10–12 Jahre lang fleißig mit
Maulbeer-Baumzucht beschaͤftigt haben wird, erst dann kann man
ein ernsthaftes Wort uͤber Seiden-Zucht sprechen. A. d. U.
Man zieht zweierlei Arten schwarzer Maulbeer-Baͤume in Frankreich; die
erstere liefert die bekannten, haͤufig zum Nachtische aufgetragenen
Fruͤchte, und wird auch in unseren Gaͤrten in der Naͤhe von
London gezogen. Die Blaͤtter dieser Art sind zu rauh und zu saftig, um ein
brauchbares Futter fuͤr die Seiden-Raupen zu liefern. Die Seide, die
die Raupen bei diesem Futter liefern, wird grob, und ist von schlechter
Qualitaͤt.
Die zweite Art hat viel kleinere Fruͤchte, die nicht als Nachtisch taugen; ihr
Blatt ist aber, als Futter fuͤr die Seiden-Raupen, viel besser als
jenes der ersteren, weniger rauh, und liefert eine feinere Seide, als die erstere.
Sie ist wahrscheinlich diejenige Art, die, wie man sagt, gegenwaͤrtig im
Koͤnigreiche Valencia fuͤr die Seiden-Raupen gepflanzt wird,
und viele alte Pflanzungen in Frankreich sind von dieser Art. Die neueren hingegen
sind alle aus dem weißen Maulbeer-Baume, der jezt
die einzige Art ist, die man in Frankreich in allen Baumschulen zieht.
Dieser weiße Maulbeer-Baum ist die dritte Sorte von
Maulbeer-Baum, dessen Laub zarter und weniger saftig, als das der beiden
vorigen Arten ist, und die schoͤnste und beste Seide gibt. Einige Leute
glauben, daß diese Art von Maulbeer-Baͤumen keine Samen bringt, und
nur durch Ableger fortgepflanzt werden kann, was hoͤchst unrichtig ist. Denn,
wenn auch der weiße
Maulbeer-Baum in einem so noͤrdlichen Klima, wie das unsrige, keine
Fruͤchte bringen sollte, was ich nicht behaupten moͤchte,In Bayern bringt er, in warmen Sommern, reife Samen. A. d. U. so ist es doch gewiß, daß er im suͤdlichen Frankreich sehr reichlich
Fruͤchte traͤgt, obschon diese kleiner sind, als an beiden vorigen
Arten. Die Farbe derselben ist schmuzig weiß, etwas in's Gelbliche ziehend, und
enthaͤlt eine Menge kleiner Samen, wie Senf, aus welchen alle Jahre im ganzen
suͤdlichen Frankreich eine Menge junger Baͤume gezogen werden.
Mehrere Jahre lang nach der ersten Einfuͤhrung der Seiden-Zucht in
Frankreich brauchte man daselbst die Blaͤtter aller drei obigen Arten ohne
Unterschied; als man spaͤter Pfropf-Reiser von dem weißen
Maulbeer-Baume aus Piemont und Spanien erhielt, der ein groͤßeres
Blatt trug, als derjenige den man bisher in Frankreich gezogen hatte, pfropfte man
die franzoͤsischen Wildlinge damit, und erhielt so groͤßere
Blaͤtter was man als großen Gewinn betrachtete, indem man dadurch mehr
Futter-Vorrath erhielt. Das Pfropfen der Maulbeer-Baͤume
verbreitete sich nun uͤber die ganze ehemalige Provence und uͤber
Languedoc.
Hr. Marteloy, Arzt zu Montpellier, der eine Reihe von
Jahren uͤber die Seiden-Raupe zu seinem besonderen Studium machte,
bewies aber durch eine Menge sorgfaͤltig angestellter und genau beobachteter
Versuche auf die uͤberzeugendste Weise, daß das Blatt des aus Samen gezogenen
wilden Maulbeerbaume das beste Futter ist, das man diesem nuͤzlichen Thiere
geben kann, indem die mit demselben gefuͤtterten Raupen gesuͤnde und
staͤrker und weniger Krankheiten unterworfen sind, als die jenigen, die mit
gepfropften Blaͤttern genaͤhrt werden, und daß auch ihre Seide um
Vieles besser ist. Seit dieser Zeit, seit das J. 1765, gibt man den Blaͤttern
der Wildlinge den Vorzug vor allen uͤbrigen.Hiervon hat man sich nun auch in Italien uͤberzeugt. (Vergleich Gera, Polyt. Journ. B. XXII. S. 73, wo man mehrere von
Hrn. Stephenson vor 50 Jahren gemachte
Bemerkungen bestaͤtigt finden wird.) A. d. U.
Da unsere englischen Gaͤrtner, meiner Meinung nach, geschikter sind, als die
franzoͤsischen, wenigstens als jene, die ich in Frankreich kennen lernte; so
wird man es vielleicht fuͤr uͤberfluͤßig halten, wenn ich der Wartung und
Pflege der Maulbeer-Baͤume erwaͤhne: wenn man aber bedenkt, daß
man auf die Anzucht dieses Baumes in Frankreich seit einer so langen Reihe von
Jahren alle erdenkliche Aufmerksamkeit gewendet hat, und daß ich den
franzoͤsischen Gaͤrtnern volle Gerechtigkeit widerfahren lasse, wenn
ich sage, daß sie hierin Meister sind, so wird man es vielleicht nicht ganz
ungeeignet finden, wenn ich hier die Art beifuͤge, deren man sich in
Frankreich bei Anzucht dieser Baͤume bedient.
Man waͤhlt zuerst einen geeigneten Flek Bodens, um den Samen der
Maulbeer-Baͤume anzubauen, und sucht hierzu einen sandigen oder
schuttigen Boden, der einige Zeit uͤber in Garten- oder Akerbau
gestanden ist, und von dem man weiß, daß er nicht schlecht ist. Nachdem dieser Grund
gehoͤrig zugerichtet wurde, zieht man, in der Entfernung von zwei Fuß von
einander, Furchen, und saͤet die Samen in dieselben, so wie man
gewoͤhnlich Salat baut. Die Samen werden mit der feinsten durchgesiebten Erde
leicht zugedekt, und, wenn die Witterung troken ist, ein oder zwei Mahl in der Woche
leicht begossen. Die Saatzeit ist von Ende April's bis Ende Mai's, und selbst noch
in der ersten Woche des Junius. Ich sah mehrere Gaͤrtner, um des Erfolges
desto sicherer zu seyn, waͤhrend dieser Periode zu drei verschiedenen Mahlen
anhauen: naͤmlich, zum ersten Mahle in der lezten April-Woche; zum
zweiten Mahle, in der Mitte Mai's; zum dritten Mahle, im Anfange Junius.
Nachdem die Pflaͤnzchen sich etwas uͤber die Erde gehoben haben, werden
sie sorgfaͤltig von allem Unkraute gereinigt, und die Erde zwischen den
beiden Furchen mittelst der Schaufel und der Harke aufgelokert.
Man hebt nun im dritten Jahre die Pflaͤnzchen aus. Diejenigen, die so dik als
ein Federkiel geworden sind, kommen in die Baumschule, wo sie in drei Fuß weit von
einander stehenden Reihen zwei Fuß weit von einander gepflanzt werden, damit Raum
genug zur Reinigung und Zurichtung des Bodens uͤbrig bleibt. Bei dem
Verpflanzen schneidet man die halbe Wurzel weg, und so auch die Krone, bis auf
ungefaͤhr 6 oder 7 Zoll von dem Boden.Diese aͤltere Verpflanzungs-Methode der Baͤume
koͤnnen wir uͤberhaupt (da wir fuͤr das Versezen mit
dem Ballen sind) nicht empfehlen, und noch weniger bei dem
Maulbeer-Baume. Die Anleitung, die Hr. Stephenson weiter unten uͤber das Beschneiden der
Maulbeer-Baͤume gibt, nachdem sie einmahl herangewachsen sind,
scheint uns zuviele Kuͤnsteleien der franzoͤsischen
Gaͤrtnerei zu enthalten, und es befremdet uns, daß er, als
Englaͤnder, nicht auf die Idee kam, die Maulbeer-Baͤume
strauchartig und in Heken zu ziehen, wo sie schneller wachsen, mehr Ertrag
geben, und das Einsammeln der Blaͤtter erleichtern, nebstdem, daß sie
alle Vortheile einer Heke oder eines Zaunes gewaͤhren. Er
erwaͤhnte auch nicht der Vermehrung dieses nuͤzlichen Baumes
durch Ableger, die in den ersten Jahren der Einfuͤhrung der
Maulbeerbaum-Zucht in irgend einem Lande nie uͤbersehen werden
darf, indem der Maulbeer-Baum sich auch auf diese Weise, wenn gleich
etwas schwieriger, als mancher andere Baum, vermehren laͤßt. Selbst
durch Wurzelbrut laͤßt er sich vermehren, und auch, obgleich
schwerer, durch Steklinge. A. d. U. Alle uͤbrigen Pflanzen, welche fuͤr die Baumschule zu klein sind, pflanzt man
dicht an einander, und laͤßt sie noch Ein Jahr uͤber stehen, oder auch
zwei Jahre, wenn es noͤthig seyn sollte, und versezt sie dann erst in die
Baumschule. Die best Zeit zum Verpflanzen der Maulbeer-Baͤume ist im
Herbste, gerade nach dem Abfallen der Blaͤtter derselben.
Wenn die Baͤumchen in der Baumschule treiben, streift man die Seitenknospen
ab, und laͤßt nur soviele derselben uͤbrig, als zur Bildung der Krone
nothwendig sind, und wenn sie in dem eisten Jahre nicht gehoͤrig
emporschießen, so schneidet man sie im Maͤrz des folgenden Jahres bis auf
sieben Zoll uͤber der Erde ab, wodurch sie im folgenden Jahre desto freudiger
wachsen.
Nachdem die Baͤumchen Einen Zoll im Durchmesser dik geworden sind, werden sie
auf das Feld hinaus verpflanzt, wo sie nun zu verbleiben haben. Die Gruben
fuͤr dieselben werden 6 Fuß im Gevierte und 20 Zoll bis zwei Fuß tief
gegraben.
Waͤhrend des ersten Jahres des Verpflanzens in's Freie lassen die Franzosen
alle Knospen, die der Baum an der Krone getrieben hat, bis zum folgenden
Fruͤhjahre, wo sie nur drei oder vier Aeste lassen, um dieselbe auszubilden;
so wie die Knospen sich zeigen, nehmen sie alle diejenigen weg, die am Stamme zum
Vorscheine kommen, von unten hinauf bis dort, wo die Krone des Baumes sich bilden
soll. Noch mehrere Jahre hernach schnei den sie die Krone der Baͤume zu
dieser Zeit aus, wenn das Holz zu dik wird, und vorzuͤglich schneiden sie
jeden Ast, der ableitet und mehr Saft nimmt, als er haben soll, damit alle Aeste
sogleichfoͤrmig wachsen, als moͤglich.
Nachdem die Baͤume versezt wurden, und ebenso, solang sie noch in der
Baumschule stehen, wird die Erde um dieselben regelmaͤßig drei bis vier Mahl
des Jahres gereinigt und zugerichtet; was den Baͤumen sehr gut bekommt.
Ich muß hier bemerken, daß man in Frankreich einige junge
Maulbeer-Baͤume von der Baumschule aus an geschuͤzte
Waͤnde in Gaͤrten, wo der Grund nicht zu fruchtbar ist, verpflanzt,
und daselbst spaliermaͤßig zieht; wo es moͤglich ist, waͤhlt
man dazu auch sandigen und steinigen Boden. Man thut dieß in der Absicht, um
fruͤhzeitig Blaͤtter fuͤr die jungen Raupen zu bekommen, indem
der zwergartig gezogene Maulbeerbaum in einer geschuͤzten Lage fruͤher
treibt, als Baͤume in freier und offener Lage. Fuͤr ihre jungen Raupen
nehmen sie auch die zarten Blaͤtter der jungen Baͤumchen in dem
Samen-Beete und in der Baumschule.
Man kann Maulbeeren-Samen in jeder Menge sowohl zu Montpellier, als zu
Marseille bekommen, wo er in den Kauflaͤden verkauft wird, und wenn man sich
auf diese Kaufleute nicht verlassen will, so darf man nur suchen an einem oder dem
anderen dieser beiden Plaͤze einen Freund zu finden, und man erhaͤlt
sicher den frischesten und besten Samen. Eben so erhaͤlt man ihn auch leicht
aus Spanien, wo der Maulbeer-Baum noch besser ist, als in Frankreich; denn er
hat ein groͤßeres, und eben so zartes und gutes Blatt, als die aus Samen
gezogenen Baͤume in diesem lezteren Lande.
Hr. Marteloy hat durch eine Reihe von Versuchen klar
erwiesen, daß die Blaͤtter der Baͤume, die auf sehr gutem Boden
wachsen, durchaus kein gutes Futter fuͤr die Seidenraupen sind: sie sind zu
geil, zu saftig fuͤr sie. Blaͤtter von Baͤumen, die auf
steinigem und sandigen Boden wachsen, wo nie ein Duͤnger hinkam, sind den
vorigen bei weiten vorzuziehen.
Aus diesen Erfahrungen laͤßt sich nun wohl eine der vielen Ursachen, und
vielleicht die wichtigste, erklaͤren, warum die Versuche, Seidenzucht in
England unter der Regierung Jakobs I. und Karls II. einzufuͤhren, mißlangen.
Man hatte damahls kein anderes Futter fuͤr die Seidenraupen, als die
Blaͤtter der schwarzen Maulbeer-Baͤume, deren große
Fruͤchte als Nachtisch gegessen werden, und die heute zu Tage in Frankreich
allgemein als schaͤdlich verworfen werden. Was diese Blaͤtter noch
nachtheiliger fuͤr die Raupen machte, war der Umstand, daß die Baͤume alle in dem
fruchtbarsten Boden Englands wuchsen, naͤhmlich in den alle Jahre reichlich
geduͤngten Gaͤrten um London.
Die Maulbeer-Baͤume duͤrfen in dem ersten Jahre nach dem
Verpflanzen nicht beschnitten werden, damit sie sich nicht verbluten;Das wird auf demjenigen Boden nicht leicht zu besorgen seyn, wo man, wie die
gelehrten Aerzte daselbst behaupten, allen lebendigen Wesen halb zu todt
Ader lassen muß, damit sie am Leben bleiben! A. d. U. im zweiten Fruͤhjahre aber haͤlt man es fuͤr
raͤthlich, ihre Kronen zuzuschneiden, und dieß die folgenden 10 bis 12 Jahre
uͤber jaͤhrlich zu wiederhohlen: man sorgt dafuͤr, daß die
Krone in der Mitte hohl wird, damit die Luft frei durchziehen kann, und die
Blaͤtter auch leichter gesammelt werden koͤnnen. Nach dem
zwoͤlften Jahre ist es genug, wenn man die Krone alle 3 Jahre ein Mahl
ausschneidet. Da aber, bei dem Einsammeln der Blaͤtter, alle Jahre einige
Aeste gebrochen werden, muß man alle gebrochenen Aeste wegschneiden, dann die
Baͤume nicht zu sehr dadurch leiden.
Bei dem Verpflanzen der Baͤume in's Freie muß man dafuͤr sorgen, daß
die Wurzeln derselben gehoͤrig bedekt werden und die Erde nicht hohl auf
denselben liegt. Sie muͤssen auch gehoͤrig an Pfaͤhle
angebunden werden, damit sie gegen den Wind geschuͤzt bleiben: an den Baum
selbst muß Stroh kommen, damit die Rinde sich nicht reibt. Es ist auch gut, die
Baͤume mit dornigem Gestraͤuche zu umgeben, damit sie gegen die Thiere
geschuͤzt werden.
Die zweite Ernte von Blaͤttern, welche zum Vorscheine kommt, nachdem die
ersten Blaͤtter bereits zum Futter fuͤr die Raupen abgestreift wurden,
wird zwar nicht fuͤr die Raupen verfuͤttert, wohl aber fuͤr die
Schafe. Man laͤßt daher diese Blaͤtter nicht abfallen im Herbste,
sondern streift sieHr. Stephenson erwaͤhnt nirgendwo der
Frage: ob es besser ist, die Blaͤtter am Baume abzustreifen, oder die
Aeste abzuschneiden, und bei Hause abzustreifen? Diese Frage ist zu wichtig,
als daß sie uͤbersehen werden darf, und es scheint beinahe, daß,
unter verschiedenen Umstaͤnden, das Abschneiden dem Abstreifen
vorzuziehen ist. A. d. U. etwas vor der Zeit ihres natuͤrlichen Abfallens: die Schafe fressen
sie mit großer Begierde, und die Paͤchter stehen sich gut bei diesem Futter. Ehe die
Seiden-Zucht in der Naͤhe der Cevennen in Languedoc eingefuͤhrt
wurde, waren die Bauern dieser Gegend so arm und elend, als ihr Boden, der beinahe
bloß Sand und Steingeroͤlle ist, und durchaus nicht zum Getreide-Bau
benuͤzt werden kann. Nachdem man aber fand, daß der Maulbeer-Baum
daselbst ziemlich gut gedeiht, verlegten diese guten Leute sich mit allem Fleiße auf
die Seidenzucht, in welcher sie es so weit gebracht haben, daß sie, die sie ehemahls
unter die aͤrmsten Franzosen gehoͤrten, gegenwaͤrtig reicher
sind, als die meisten Bauern in Frankreich.Darin besteht eben der große Vortheil der Seidenzucht fuͤr ein Land,
daß sie, da der Maulbeer-Baum auch auf dem schlechtesten Boden
gedeiht, in den aͤrmsten unwirthbarsten Gegenden desselben betrieben
werden kann, wo kein anderer bedeutender Erwerb fuͤr den Landmann
moͤglich ist. A. d. U.
Als ich in dieser Gegend, zu Gange, war, wo so viele seidene Struͤmpfe gewebt
werden, fuͤhrte man mich zu einigen Maulbeer-Baͤumen, die Einem
Paͤchter in der Nachbarschaft gehoͤrten, der sie zuerst daselbst
einfuͤhrte. Die Baͤume waren sehr groß und schoͤn, und gaben
unseren Ulmen von mittlerer Groͤße wenig nach. Die Leute, die mir diese
Baͤume mit sichtbarer Freude zeigten, versicherten mich, daß jeder
groͤßere Baum der Familie des Paͤchters jaͤhrlich Einen
Louisdor traͤgt.
Um die kleineren Paͤchter und aͤrmeren Bauern zur Anpflanzung der
Maulbeer-Baͤume aufzumuntern, unterhaͤlt die Regierung in
verschiedenen Gegenden Frankreichs Baumschulen fuͤr
Maulbeer-Baͤume mit nicht unbedeutendem Aufwande, und die
aͤrmeren Bauern und kleinen Paͤchter erhalten dieselben unentgeldlich,
soviel sie wollen, zur Verpflanzung: der Gaͤrtner an der Baumschule gibt
ihnen, zugleich mit den Baͤumchen, den noͤthigen Unterricht, wie sie
dieselben zu warten und zu pflegen haben. Diese wohlthaͤtige Maßregel
gewaͤhrt dem Lande grossen Nuzen, und erspart dem Landmanne viele
Muͤhe und Auslagen.
Maulbeer-Blaͤtter sind im suͤdlichen Frankreich bei der starken
Seidenzucht gegenwaͤrtig ein Handels-Artikel geworden, und die Bauern,
die deren nicht genug fuͤr ihre Seidenraupen haben, zahlen sie gern mit barem
Gelde.
Dieß veranlaßte wohlhabende Guͤterbesizer große Pflanzungen von
Maulbeer-Baͤumen auf ihren Guͤtern anzulegen, da sie dadurch
ein sicheres jaͤhrliches Einkommen ohne viele Muͤhe und Auslage
erhalten, sobald die Baͤume einmahl so groß geworden sind, daß sie von den
Thieren nicht mehr beschaͤdigt werden koͤnnen. Da der schlechteste
Grund, der nicht zum Getreidebaue taugt, fuͤr die
Maulbeer-Baͤume gerade am Besten ist, so wird der Ertrag des Gutes
gerade dadurch noch mehr erhoͤht.
Man hat auf solchen Gruͤnden in Frankreich ehemals Wein gepflanzt; man
uͤberzeugte sich aber jezt, daß der Maulbeer-Baum auf denselben weit
mehr Ertrag gibt, als die Rebe.
Ein Mann, auf dessen Wahrheitsliebe ich mich verlassen kann, erzaͤhlte mir,
daß ein Wundarzt zu Nismes ein Grundstuͤk von seinem Vater erbte, das ihm,
bei dem schlechten Boden, jaͤhrlich ungefaͤhr 300 Franken (12 1/2
Guinee) trug. Als dieser Mann sah, daß die Seiden-Zucht sich in der Gegend
maͤchtig zu heben anfing, bepflanzte er dieses ganze Grundstuͤk mit
weißen Maulbeer-Baͤumen, um die Blaͤtter davon den
Seidenziehern zu Nismes und in den naͤchsten Umgebungen zu verkaufen. Nach 16
Jahren hatte er von diesem erbaͤrmlichen Grundstuͤke eine sichere
Jahres-Rente von 1200 Franken (ungefaͤhr 50 Guin.) Seine Nachbarn
befolgten dieses Beispiel, und mehrere derselben, die aͤhnliche schlechte
Grundstuͤke hatten, in welchen sie ehevor Wein bauten, gruben die Reben aus,
und pflanzten weiße Maulbeer-Baͤume dafuͤr. Man darf nicht
vergessen, daß der Maulbeer-Baum ein Baum ist, der ein sehr hohes Alter
erreicht: viele Maulbeer-Baͤume sind uͤber hundert Jahre alt
geworden, und sind selbst in diesem Alter noch ganz kraͤftig und frisch.
Waͤhrend die jungen Maulbeer-Baͤume noch im Samenbeete stehen,
und selbst nachdem sie spaͤter in die Baumschule verpflanzt wurden, so wie
auch einige Jahre noch, nachdem sie aus dieser in's Freie versezt wurden, muß man
jeden Abend im Fruͤhlinge und im Sommer fleißig um dieselben umher nach einer
kleinen nakten Schneke suchen, die die Rinde der jungen
Maulbeer-Baͤume sehr gierig frißt, und die Baͤume in dem
Samenbeete, wie in der Baumschule, und selbst die jungen Baͤume im Freien
abfrißt: sie toͤdtet zwar die Baͤume nicht, beschaͤdigt sie
jedoch sehr, und haͤlt sie in ihrem Wachsthume zuruͤk. Diese Schneken
muͤssen daher jeden Abend nach Sonnen-Untergang gesammelt werden (was
besser ist, als am fruͤhen Morgen, indem sie des Nachts uͤber fressen) und
dann verbrannt oder auf irgend eine andere Weise vernichtet werden; denn wenn man
sie nicht zerstoͤrt, so kommen sie wieder auf die Baͤume.
Als ich den Winter zu Montauban, im ehemaligen Quercy, zubrachte, war die
Kaͤlte so streng, daß nicht bloß der groͤßte Theil den Gemuͤse
und Kuͤchengewaͤchse in den Gaͤrten zu Grunde ging, sondern
selbst viele Feigen und Oehl-Baͤume und Neben und sogar die
Pomeranzen-Baͤume in den Orangerien erfroren; aber diese strenge
Kaͤlte schadete den Maulbeer-Baͤumen und den Eiern der
Seidennachtfalter nicht im Mindesten. Diese Kaͤlte hielt zwei Monathe lang
an, und war nur um 2 1/2 Grad milder, als die große Kaͤlte vom J. 1709. Ja
man versicherte sogar aus der verlaͤssigsten Quelle, daß selbst die große
Kaͤlte im J. 1709 den Maulbeer-Baͤumen nicht im Geringsten
nachtheilig war, obschon in derselben viele Weinstoͤke, und beinahe alle
Feigen- und Oehl-Baͤume in der Provence und in Languedoc
erfroren sind. Man darf also fuͤr die Maulbeer-Baͤume in
England nicht die mindeste Gefahr von Seite des Frostes besorgen.Und eben so wenig bei uns in Bayern; wir haben Maulbeer-Baͤume
im Freien, die unter dem Churfuͤrsten Maximilian gepflanzt wurden.
Wenn auch, in sehr starken Wintern, die Spizen der Zweige abfrieren, so
schadet dieß auf keine bedeutende Weise. A. d. U.
Die Samen der Maulbeer-Baͤume werden in Frankreich auf folgende Weise,
die aber Muͤhe und Aufmerksamkeit fordert, aus den Fruͤchten derselben
herausgeschafft.
Die Fruͤchte muͤssen vor Allem vollkommen reif seyn, ehe man sie
pfluͤkt, und werden dann in der, fuͤr die Menge der Samen, die man
erhalten will, nothwendigen Masse in eine große Kufe geschuͤttet, und darin
von einem Arbeiter mit nakten Fuͤßen getreten, so daß die kleinen Beerchen
oder Zellen, in welchen der Same stekt, zerquetscht werden, und lezterer frei heraus
kann.
Dieser Kufe wird eine andere Kufe, die ziemlich tief seyn muß, zur Seite gestellt,
und ein flaches Brett, 6, 8 bis 10 Zoll von dem Boden derselben, oder auch noch
hoͤher, quer in derselben befestigt. Auf diesem Querbrette ruht ein Sieb mit
sehr feinen und dicht aneinander stehenden Loͤchern, so daß nur der Same, und so wenig als
moͤglich von der breiartigen oder haͤutigen Masse der Frucht, durch
dasselbe durchfallen kann.
Diese Kufe wird nun so hoch mit Wasser gefuͤllt, daß dasselbe uͤber die
Haͤlfte der Wand des Siebes, wenn es auf dem Brette ruht, emporsteigt, und
ein paar Handvoll der zertretenen Frucht werden in das Sieb geworfen, und mit der
Hand auf dem Boden des Siebes fest gerieben, damit die Samen durch die
Loͤcher durchfallen: man hebt zuweilen das Sieb mit beiden Haͤnden
empor und schuͤttelt es, damit das Wasser durchlaufen und die Samen mit sich
fuͤhren kann. Man muß die Fruͤchte auch zwischen beiden Haͤnden
mit den Ballen, die man fest an einander druͤkt, zerreiben, indem es schwer
ist, die Samen aus ihren kleinen Zellen herauszuschaffen, und dieß nothwendig
geschehen muß, ehe man sie durch das Sieb durchlaͤßt. Diese Arbeit muß so
lang wiederholt und fortgesezt werden, bis man sieht, daß aller Same durch das Sieb
durchgegangen ist, worauf man die Baͤlge und den Brei wegwirft.
Man nimmt hierauf das Brett und das Sieb aus der Kufe, und gießt alles Wasser ab, wo
man dann den Samen auf dem Boden liegen findet, zugleich aber auch noch eine Menge
Baͤlge und Brei, die durch das Reiben auf dem Siebe durch dasselbe mit
durchgedruͤkt wurden.
Alle Samen, die auf der Oberflaͤche des Wassers schwimmen, muͤssen als
unbrauchbar weggeworfen werden.
Der Same mit den obenerwaͤhnten Huͤlsen und mit dem Breie auf dem Boden
der Kufe wird nun in ein anderes Gefaͤß gethan, welches wieder mit Wasser
gefuͤllt und mit dem Brette und Siebe, wie vorher, versehen wird, und wie
vorher gerieben und durchgesiebt. Die abgesonderten Baͤlge werden nun
sogleich weggeworfen, sobald man sieht, daß sie keinen Samen mehr enthalten. Man
gießt, wenn man mit dem Durchsieben fertig ist, das Wasser wieder, wie vorher, ab,
und wenn man die Samen noch sehr mit Baͤlgen und Brei verunreinigt findet, so
siebt man sie auf aͤhnliche Weise zum dritten Mahle durch, wo sie dann, wenn
anders das Sieb fein genug war, hinlaͤnglich gereinigt seyn werden.
Wenn das Sieb zu grob ist, d.h., wenn die Loͤcher zu weit sind, so geht diese
Arbeit weit laͤnger her, indem man die Samen oͤfters durchsieben muß,
bis sie ganz rein werden. Die reinen Samen werden nun auf einem Tuche ausgebreitet
und in die Sonne gelegt,
bis sie vollkommen troken geworden sind, wozu drei bis vier Tage bei vollem
ungetruͤbten Sonnenscheine gehoͤren.
Man darf nicht vergessen, daß in einem kuͤhleren und feuchteren Lande, wie um
Paris und London, der Maulbeer-Baum doppelt, ja beinahe drei Mahl soviel
Blaͤtter traͤgt, als in dem heißeren und trokeneren suͤdlichen
Frankreich, was der groͤßeren Feuchtigkeit und dem besseren Boden
zuzuschreiben ist. In einem kalten feuchten Klima kann man, auch bei der
groͤßten Sorgfalt, nicht uͤber die Haͤlfte Cocons aus einer
gegebenen Menge Eier erhalten, die man in trokenen und waͤrmeren
Laͤndern daraus erzielt: allein, da in kaͤlteren Gegenden der
Maulbeer-Baum beinahe drei Mahl soviel Blaͤtter traͤgt als in
waͤrmeren, so ist man im Ganzen doch in kaͤlteren Klimaten im Stande,
eben soviel Seide zu ziehen, als in waͤrmeren, da das Futter fuͤr die
Raupen die Hauptsache ist, indem man sich leicht soviel Eier verschaffen kann, als
man will.Hr. Stephenson haͤtte bemerken
koͤnnen, daß der Maulbeer-Baum, außer dem, daß seine
Blaͤtter das Futter der Seidenraupe sind, ein treffliches hartes
gelbliches Holz liefert, welches im Wasser lang aushaͤlt, und von den
Tischlern und Drechslern in Frankreich gesucht wird; daß die Rinde der
zarten Zweige in Wasser geroͤstet oder in Lauge gesotten ein gutes
Surrogat fuͤr Hanf und Flachs liefert, wie Olivier de Serres, Duhamel, Larouviere, Friese in seiner Abh. vom
weißen Maulbeerbaume und der Seidenpflanze, Stoixner in seiner Abh. vom
Seiden-Flachs- und Hanfbaue, Nuͤrnb. 1788, Burgsdorf, Guardia und Dou in Cavanilles
Diss. bot. II. p.
498 gezeigt haben; daß, nach des verlaͤssigen Poͤrner Versuchen, das Holz des untersten Theiles des
Stammes und vorzuͤglich der Wurzel eine brauchbare gelbe Farbe mit
Alaun und Weinstein auf Tuch liefert; daß Schaͤffer und Johannot endlich
aus der Rinde der Zweige der Maulbeer-Baͤume sehr
schoͤnes Papier verfertigten: die franzoͤsischen Assignate
sollen aus solchem Papier gewesen seyn. Vergl. Boͤhmer's techn. Gesch. d. Pflanzen. B. I. S. 169. 481.
541. B. 2. S. 234. 463. A. d. U.
II. Ich werde nun die Methode angeben, wie man in Frankreich die Eier
ausbruͤtet, vorher aber einige Bemerkungen uͤber Gegenstaͤnde
vorausschiken, die besondere Aufmerksamkeit in Hinsicht auf die Eier verdienen.
Man kann nicht sorgfaͤltig genug darauf sehen, gesunde und gute Eier (sogenannten
Seidenwurm-Samen) zu erhalten: denn wiederholte Erfahrungen haben erwiesen,
daß Eier aus solchen Haͤusern, wo die Raupen schlechte Luft hatten, und krank
wurden, diese Krankheit fortpflanzen, und Raupen ausfallen lassen, die an denselben
Krankheiten leiden, woran ihre Aeltern im vorigen Jahre gelitten haben.Leider ist diese Bemerkung nur zu richtig, und kann vorzuͤglich in
einem Lande, in welches die Seidenzucht erst eingefuͤhrt werden soll,
nicht genug beruͤksichtigt werden. A. d. U.
Wenn die Eier gehoͤrig aufbewahrt werden sollen, muͤssen sie an einem
trokenen Plaze, der freie aber nicht warme Luft hat, und niemahls in einem
Gewoͤlbe oder in einem Keller unter der Erde aufbewahrt werden, indem alle
Feuchtigkeit hoͤchst nachtheilig fuͤr sie ist.Sie werden am sichersten im Keller aufbewahrt, nur muͤssen sie durch
mehrere Ueberzuͤge uͤber das Gefaͤß, in welchem man sie
aufbewahrt, gegen alle Feuchtigkeit geschuͤzt werden. A. d. U.
Man hat gefunden, daß die Eier der Seidenraupen in fuͤnf Jahren ausarten; sie
muͤssen daher von Zeit zu Zeit gewechselt werden, und man muß dafuͤr
sorgen, daß man immer Eier aus einem waͤrmeren Klima in ein kaͤlteres
bringt. Dieß darf indessen nur nach und nach, und nicht ploͤzlich von einem
Extreme zum anderen geschehen. So darf man z.B. nicht Eier aus Cypern, aus der
Levante, oder aus anderen Laͤndern von derselben Breite in ein so kaltes
Klima bringen, wie das von Flandern oder wie das im noͤrdlichen Frankreich,
sondern sie muͤßten zuerst in die Provence, Languedoc, und nachdem sie
daselbst ein paar Jahre verweilten, konnten sie erst mit Sicherheit in ein
kaͤlteres Klima verpflanzt werden.Dieß ist sehr richtig, und haͤngt vorzuͤglich von den Fehlern
ab, die man bei der Wartung und Pflege der Seidenraupen begeht, und von der
bei den Seidenraupen noch nie beachteten Notwendigkeit der Kreuzung der
Rassen, indem man hier fast immer die Thiere Blutschande treiben
laͤßt. Es waͤre sehr zu wuͤnschen, daß die Seidenwirthe
immer ihre Maͤnnchen gegenseitig austauschten: selbst eine
schlechtere Nasse, wuͤrde dann bessere Nachkommenschaft erzeugen. Da
bei Einfuͤhrung der Seidenzucht in einem Lande der Landwirth
nimmermehr die zur gehoͤrigen Wartung und Pflege dieser Thiere
noͤthigen Kenntnisse und Erfahrung besizen kann, so muͤssen
die Seidenraupen unter diesen Verhaͤltnissen noch fruͤher
ausarten, und man darf sich dann nicht wundern, wenn Cocons zum
Vorscheine kommen, wovon 350, oft 500, auf Ein Pfund gehen. Es wird daher ein
Seminarium fuͤr die Seidenraupen in jedem Lande, in welchem
Seidenzucht eingefuͤhrt werden soll, eben so nothwendig, als ein
Gestuͤte, wo man die Pferde-Rasse in einem Lande veredeln muß.
Was Hr. Stephenson uͤber den Verlust bei
Gewoͤhnung auslaͤndischer Raupen an das Klima sagt, ist nicht
ganz richtig, wenn man die Raupen gehoͤrig zu halten versteht; denn
es laͤßt sich fuͤr die Raupen eben so gut, wie fuͤr die
Pflanzen des Aequators, ein kuͤnstliches Klima bereiten. A. d. U.
In dem ersten Jahre, in welchem die Eier aus einem waͤrmeren Klima in ein
kaͤlteres gebracht wurden, darf man nicht viel Vortheil von denselben
erwarten; man wird im Gegentheile finden, daß, auch bei der groͤßten Sorgfalt
und Aufmerksamkeit, der groͤßte Theil der Raupen wegstirbt. Es werden aber
noch immer genug am Leben bleiben, um eine hinlaͤngliche Menge von Eiern zu
erhalten, aus welchen man von Jahr zu Jahr bessere Raupen erzielen wird, so wie
naͤhmlich diese Thierchen sich nach und nach an das Klima gewoͤhnen,
was nur allmaͤhlig geschehen kann. In England wird man hierzu laͤngere
Zeit brauchen, als in Frankreich, indem das Klima auf dem festen Lande mehr
bestaͤndig ist, als bei uns in England.
Wenn man die Eier aus einem Lande in das andere schikt, vorzuͤglich wenn dieß
uͤber Meer geschehen muß, muß man dieselben in eine Flasche thun, die aber
nur zur Haͤlfte damit gefuͤllt seyn darf, damit die Eier nicht zu
dicht auf einander liegen, wodurch sie sich erhizen und ausgebruͤtet werden
koͤnnten. Wenn die Flasche aber nur halb voll ist, so bleibt Raum genug
fuͤr die Eier, um durch das Ruͤtteln uͤber einander fallen zu
koͤnnen, so daß die unteren in die Hoͤhe kommen, wodurch sie
kuͤhl und frisch erhalten werden. Die Flasche muß genau zugestoͤpselt,
und Leder uͤber den Kork gebunden werden, welches man, zu groͤßerer
Sicherheit, damit die Eier nicht ausgewechselt werden, siegeln kann. Die Flasche muß
in eine doppelte hoͤlzerne Schachtel kommen, nicht bloß um die Eier vor aller
Feuchtigkeit auf der See zu bewahren, sondern auch, um sie gegen zu große
Waͤrme zu schuͤzen, wodurch sie leicht ausgebruͤtet werden
koͤnnten.
Wenn die Eier von dem maͤnnlichen Nachtfalter gehoͤrig befruchtet
worden sind, sind sie aschgrau, und behalten diese Farbe bis zum Ausbruͤten.
Die nicht gehoͤrig befruchteten Eier werden immer, nachdem man sie einige Zeit uͤber
aufbewahrte, gelb, und bleiben so, taugen nichts, und muͤssen weggeworfen
werden. Es gibt kein Mittel, gute Eier von schlechten zu unterscheiden, außer obigem
Wechsel in der Farbe, nachdem man sie einige Zeit uͤber aufbewahrte.
Zwei Loth Eier geben 40,000 Raupen, und so im Verhaͤltnisse auch
groͤßere oder kleinere Mengen derselben.Der Nachsaz ist, wie man sehen wird, nicht ganz richtig; das
Verhaͤltniß der Raupen nimmt bei groͤßerer Anzahl der Eier
immer ab. A. d. U.
Die Methode, deren man sich in Frankreich zum Ausbruͤten der Eier bedient, ist
folgende. Um der Gefahr des Verlustes zu entgehen, der nothwendig entstehen
muͤßte, wenn die Maulbeer-Blaͤtter durch Frost litten, nachdem
man die Eier zum Ausbruͤten hergerichtet hat, findet man es fuͤr
rathsam, dieselben abzutheilen, und sie auf zwei Mahl auszubruͤten, so daß
man 10 bis 12 Tage von der ersten Brut bis zur zweiten verstreichen
laͤßt.Diese Vorsicht ist in kaͤlteren Laͤndern noch weit
noͤthiger, obschon bei uns der Maulbeer-Baum den alten Namen,
arbor sapiens, weil er nie vor
anhaltend warmer Witterung ausschlaͤgt, noch mehr zu verdienen
scheint, als jezt in Frankreich oder Italien: denn bei uns
beschaͤdigen Spaͤtfroͤste den Maulbeer-Baum
aͤußerst selten. Die ganze lange von Hrn. Stephenson hier angegebene Methode, die Eier des
Seiden-Nachtfalters auszubruͤten, ist eben so
unbehuͤlflich, als laͤcherlich, und verdient kaum eine
Beleuchtung ihrer Abgeschmaktheit, die eben so groß ist, als das Umhertragen
dieser Eier bei eigens hierzu angestellten Processionen in dem
aberglaͤubischen Italien. Es bedarf nichts anderes zum
Ausbruͤten dieser Eier, als daß sie, nachdem der Maulbeerbaum
auszuschlagen anfaͤngt, auf einen von einer Lampe maͤßig,
anfangs bis auf 14, und nach einigen Tagen, hoͤchstens bis auf
20° erwaͤrmten, Sand gebracht werden. A. d. Ueb.
Die Zeit des Ausbruͤtens richtet sich nach dem Vorschreiten der Jahreszeit:
man schikt sich zu demselben an, sobald man findet, daß man eine
hinlaͤngliche Menge Futters fuͤr die Raupen hat. Um jedoch zu dieser
Arbeit gehoͤrig vorbereitet zu seyn, muß man bereits Einen Monat vor der
gewoͤhnlichen Bruͤte-Zeit die noͤthigen Vorkehrungen
treffen; naͤmlich: die Eier in kleine Abtheilungen von Einem Loche bis zu
zwei Loth bringen, und sie auf reinem weißen Papiere, das man auf einen Teller legt, ausbreiten; diese
Teller bringt man an einen etwas waͤrmeren Ort, als derjenige war, an welchem
man sie den Winter uͤber gehalten hat, z.B., auf eine Stelle in dem Alkofen
neben dem Bette. In dieser Lage laͤßt man sie die ersten fuͤnf bis
sechs Tage, worauf man kleine, vollkommen reine Schachtelchen aus Holzspaͤnen
(von 7 Zoll Laͤnge und 4 Zoll Breite und Hoͤhe), innenwendig mit
reinem weißen Papiere auskleidet, und die verschiedenen Abtheilungen der Eier
hineingibt: jede in ihr eigenes Schaͤchtelchen. Diese Schachtelchen kommen in
ein Koͤrbchen, das man auf einem Stuhle unten zu Fuͤßen des Bettes so
stellt, daß es auf der Matraze ruht: oben dekt man das Koͤrbchen mit einem
Wollentuche zu, welches mit Steknadeln angestekt wird, und daruͤber breitet
man die Bettdeke aus, so daß die Bettwaͤrme sich nach und nach den Eiern
mittheilt. In dieser Lage laͤßt man sie wieder sechs Tage lang, worauf man
die Waͤrme bis auf + 14° Reaum. (64. Fahrenh.)Im Originale werden unrichtigerweise 59° Fahr. = 140° R.
gesezt. A. d. Ueb. vermehrt, und mittelst eines kleinen Feuers in irgend einer Eke des Zimmers
in einiger Entfernung vom Bette Tag und Nacht gleich unterhaͤlt.
Am Morgen bei dem Aufstehen stekt man einen Bett-Waͤrmer, z.B. eine
zinnerne Flasche mit heißem Wasser oder einen Fußwaͤrmer zwischen die
Bettdeken, um dadurch dem Bette nur soviel Waͤrme zu geben, als ob man selbst
darin laͤge, und unterhaͤlt diese Waͤrme, bis man wieder zu
Bette geht.Techn. Repos. N. 52. S. 241.
Nachdem man die Eier acht bis neun Tage lang in dieser Lage erhalten hat, bringt man
die verschiedenen Abtheilungen derselben in kleine, vollkommen rein gewaschene,
Lappen alter Leinwand von ungefaͤhr Einem Fuß im Gevierte: der mindeste
Schmuz an diesen Lappen wuͤrde den Eiern nachtheilig seyn. Die Enden der
Lappen werden in die Hoͤhe gezogen, und mit einem Bindfaden so nahe als
moͤglich an der Spize derselben, zugebunden, so daß die Eier loker liegen,
und von Zeit zu Zeit geruͤttelt werden koͤnnen, ohne daß man den
Lappen aufknuͤpfen darf. Diese kleinen Buͤndelchen werden in den Korb
zuruͤk gethan, wie vorher, bedekt, und drei bis vier Mahl des Tages
geruͤttelt, damit die Eier gleichfoͤrmig Waͤrme erhalten.
Wenn die Eier in diese Lappen gebracht wurden, muß man die Waͤrme auf 14
1/2° R. vermehren, und dieselbe Tag und Nacht so gleichfoͤrmig als
moͤglich unterhalten, wozu man ein Paar Thermometer im Zimmer noͤthig
hat. Nachdem die Eier drei bis vier Tage lang in diesen Lappen geblieben sind,
erhoͤht man die Waͤrme bis auf 15°, und nach vier Tagen, wenn
die Witterung bestaͤndig ist, treibt man die Waͤrme allmaͤhlig
bis auf 16°, wobei man, wie vorher, von Zeit zu Zeit nachsieht, und die Eier
ruͤttelt.
Wenn die Eier endlich anfangen weiß zu werden, und die Maulbeer-Baͤume
so weit vorgeruͤkt sind, daß nichts mehr von kalten Winden oder leichten
Froͤsten fuͤr sie zu besorgen steht, vermehrt man die Waͤrme
bis auf 17 1/2, oder hoͤchstens bis auf 18°, um das Ausfallen der
Raupen aus den Eiern zu beschleunigen, und die Raupen soviel moͤglich gleichzeitig
Gleichzeitigkeit bei dem Auskriechen, wie bei dem
Haͤuten und Einspinnen, ist eine Hauptbedingung bei gut geregelter
Seidenzucht, wodurch unendlich viel Muͤhe und Arbeit und Verlust an
Raupen erspart wird. Alles, was diese Gleichzeitigkeit foͤrdert,
foͤrdert den Fortgang und den Ertrag der Seidenzucht, und verdient
die hoͤchste Beachtung. A. d. Ueb. zum Vorscheine kommen zu lassen. Nie darf aber die Hize uͤber
18° vermehrt werden, indem eine hoͤhere Waͤrme die Raupen zu
stark treibt, und sie allzeit roth herauskommen macht.
Die roth aus dem Eie ausschliefenden Raupen zeugen, daß die Eier entweder schlecht
waren, oder den Winter schlecht aufbewahrt, oder uͤberhizt wurden
waͤhrend des Ausbruͤtens. Raupen von solcher Farbe taugen nichts, und
muͤssen weggeworfen werden, damit man sie nicht umsonst fuͤttert,
indem sie nie Seide spinnen.
Wenn die Raupen bei ihrem Auskriechen aus dem Eie vollkommen schwarz sind, so ist
dieß ein Zeichen, daß sie gehoͤrig behandelt wurden, und es laͤßt sich
von ihnen eine gute Seiden-Ernte erwarten.
Wenn die Eier anfangen, eine weiße Farbe zu zeigen, gibt man sie in kleine
Schaͤchtelchen aus Holzspaͤnen, und bedekt jedes Schaͤchtelchen
mit einem Stuͤke reinen weißen Papieres, durch welches man mit einer Nadel
mehrere kleine Loͤcher sticht, damit die Raͤupchen durchkriechen
koͤnnen. Man sieht bei diesen Schaͤchtelchen von Zeit zu Zeit nach,
und schuͤttelt die Eier sanft, damit die Waͤrme gleichmaͤßig auf sie wirken kann.
Wenn die Raupen zum Auskriechen bereit sind, legt man einige
Maulbeer-Blaͤtter auf das durchstochene Papier, und die
Raͤupchen werden alsogleich auf die Blaͤtter kriechen, so wie sie
herauskommen. Mittelst dieser Blaͤtter, auf welche sie gekrochen sind, kann
man sie leicht wegnehmen, um sie in kleine Schaͤchtelchen zu thun, und in
denselben mit den zaͤrtesten, klein geschnittenen Blaͤttern drei Mahl
des Tages zu fuͤttern.Die so eben empfohlene Methode ist sehr gut; nur taugt das klein geschnittene
Futter nicht. Es ist unmoͤglich, die zarten Blaͤtter zu
zerschneiden, ohne sie zugleich zu zerquetschen, und Hr. Stephenson warnt weiter unten selbst, und sehr
richtig, gegen gequetschtes Futter. Es ist genug, wenn man dafuͤr
sorgt, daß die jungen zarten Raupen sehr kleine zarte Blaͤtter
bekommen, so wie diese sich eben aus den Knospen entwikelten, und diese
muͤssen ihnen ganz, ungeschnitten und ungequetscht, gereicht werden.
A. d. Ueb.
Da die jungen Blaͤtter selbst schon in Einer Stunde, wenn sie der freien Luft
ausgesezt sind, vertroknen, und nicht mehr als Nahrung fuͤr die jungen
Raͤupchen taugen, muß man sie in einen glassirten irdenen Topf thun, und in
demselben loker uͤber einander legen, damit sie nicht zu schwer auf einander
druͤken, und dieser Topf muß nt ein Gewoͤlbe oder in einen Keller
gethan, oder uͤberhaupt in den kuͤhlsten Ort des Hauses gestellt
werden, wo dann die Blaͤtter zwei bis drei Tage uͤber frisch, und zur
Verfuͤtterung brauchbar seyn werden. Man muß immer dafuͤr sorgen, daß
man wenigstens fuͤr drei Tage Futter-Vorrath fuͤr die
Raͤupchen bei Hause hat, damit sie, im Falle, daß waͤhrend dieser Zeit
schlechtes Wetter eintraͤte, hinlaͤngliche Menge guter Nahrung finden:
denn nichts ist schaͤdlicher fuͤr die Seiden-Raupen, als nasses
Futter. Man darf daher nie nasse Blaͤtter, sie moͤgen entweder vom
Regen oder vom Thaue naß geworden seyn, abpfluͤken, außer in der
hoͤchsten Noth, und in diesem Falle muͤssen sie ausgebreitet, und von
Zeit zu Zeit mit einer langen hoͤlzernen Gabel umgekehrt werden, damit sie
vollkommen troknen koͤnnen, ehe man sie den Raupen als Nahrung gibt.Das vorlaͤufige Schuͤtteln der nassen Blaͤtter zwischen
zwei großen Betttuͤchern, die man an den vier Eken
zusammenhaͤlt, scheint Hrn. Stephenson
unbekannt. A. d. Ueb.
Man ist in Frankreich allgemein der Meinung, daß die Blaͤtter ein
gesuͤnderes Futter fuͤr die Raupen geben, wenn man sie vier bis
fuͤnf Stunden lang nach dem Abpfluͤken liegen laͤßt, ehe man
sie verfuͤttert, vorzuͤglich wenn die Baͤume nicht einen
trokenen, sandigen oder steinigen, Boden haben, indem die Blaͤtter dadurch
ihre zu große Saftigkeit verlieren. Die Leute, die die Blaͤtter
pfluͤken, muͤssen sehr reine Haͤnde haben, die durchaus keinen
starken Geruch, wie z.B. nach Knoblauch, Zwiebel oder Tabak, verbreiten, und sie
muͤssen besonders dafuͤr sorgen, daß sie die Blaͤtter
waͤhrend des Abpfluͤkens nicht zerquetschen.
Wenn die Raupen ausgekrochen sind, muß man dafuͤr sorgen, daß diejenigen, die
an einem und demselben Tage auskrochen, bei einander gehalten werden, indem es
aͤußerst wichtig ist, die Raupen von gleichem Alter so viel nur immer
moͤglich ist, bei einander zu haben, damit sie auch zu gleicher Zeit sich
einspinnen koͤnnen. Wenn man, auf diese Weise, die in den ersten vier Tagen
ausgekrochenen Raͤupchen in vier Partieen zusammengelegt hat, koͤnnen
die nach vier Tagen noch unausgebruͤtet gebliebenen Eier fuͤglich
weggeworfen werden; denn die spaͤter ausfallenden Raupen sind meistens
Schwaͤchlinge, und spinnen ihre Cocons nicht gehoͤrig aus, so daß man
bei Auffuͤtterung derselben die Blaͤtter nur umsonst verliert, so wie
die Muͤhe, die man mit denselben hat.
Die eben aus dem Eie gekrochenen Raupen muͤssen in einer Waͤrme
gehalten werden, die 15 Grabe nicht uͤbersteigt;Die Temperatur darf allerdings 15° uͤbersteigen, und kann sogar
bis auf 20°, jedoch nicht hoͤher, getrieben werden, wenn nur
die Luft rein und frisch gehalten wird. Es ist Erfahrungs-Sache, daß
die Raupen, bei reiner Luft, desto mehr fressen, und desto besser gedeihen,
je mehr die Temperatur sich jener von 20° naͤhert. A. d.
Ueb. man darf sie dann nicht mehr mit den Dekeln der Schachteln deken, indem es
besser ist, wenn man ihnen frische Luft laͤßt. Wenn es aber zu kuͤhles
Wetter gaͤbe, ist es gut, wenn man bei Nacht die Dekel wieder auf die
Schachteln bringt, oder sie mit einem doppelten Tischtuche bedekt, welches jedoch
die Raͤupchen nicht beruͤhren darf, damit sie nicht dadurch verlezt
werden. Am Morgen wird der Dekel oder das Tischtuch wieder abgenommen, und die
Raupen muͤssen so fruͤhe, als moͤglich, gefuͤttert
werden, um 4 oder 5 Uhr; wenigstens nicht spaͤter als 5 Uhr. In dieser
fruͤhesten Periode des Lebens der Raupen fuͤttert man diese Thierchen
drei Mahl am Tage, von 6 Stunden zu 6 Stunden.
Wenn die Raupen auskriechen, darf man sie kaum einen Augenblik aus dem Auge lassen,
indem sie aus ihren Schachteln genommen werden muͤssen, sobald sie sich
zeigen; und da sie des Nachts eben so gut, als am Tage, auskriechen, so wird dieses
Geschaͤft dadurch ziemlich erschwert. Hr. Marteloy, der die Seiden-Raupen so genau beobachtete, begab sich
waͤhrend dieser kritischen Zeit um 9 Uhr Abends zur Ruhe, und stand um
Mitternacht wieder zu seinen kleinen Freunden auf: das hieß sie so wenig als
moͤglich verlassen. Diese große Sorgfalt ist indessen nur bei großen
Quantitaͤten von Eiern noͤthig, wenn man Ein Pfund Eier, oder
daruͤber, ausbruͤten laͤßt.
Ehe wir die fernere Behandlung der neu ausgekrochenen Raupen beschreiben,
muͤssen wir von den Stellen und Koͤrben, die hierzu noͤthig
sind, sprechen, indem diese einige Zeit vorher hergerichtet werden
muͤssen.
Die Stelle wird in einem großen Zimmer, welches zu beiden Seiten mit Fenstern
versehen ist, so daß man, wo es noͤthig ist, die Luft kann durchstreichen
lassen, aufgeschlagen. Waͤnde und Fußboͤden an demselben
muͤssen auf das Genaueste durchgesehen, und jede Rize, jedes Loch, durch
welches Ratten oder Maͤuse durchschluͤpfen konnten, muß auf das
Sorgfaͤltigste ausgefuͤllt werden, indem diese Thiere sehr
luͤstern auf Seiden-Raupen sind, und sie mit Begierde fressen.
In Languedoc und Quercy macht man diese Stellen sechs Fuß, haͤufiger jedoch
nur 4 1/2 Fuß, breit, so daß eine Person, die zuerst auf einer Seile den Raupen die
Blaͤtter gibt, und ihren Unrath wegpuzt, und dann auf der anderen Seite die
selbe Arbeit wiederholt, leicht uͤber die ganze Breite hinreichen kann. Von 9
Fuß zu 9 Fuß wird, der Laͤnge der Stelle nach, ein Pfosten auf dem Fußboden
befestigt, der hoch genug ist, um die Deke zu stuͤzen. Auf diese Pfosten wird
quer uͤber die Stelle hin ein Stuͤk Holz angenagelt, welches die
Koͤrbe traͤgt, von welchen unten die Rede seyn wird, die auf den
beiden Enden derselben ruhen. Jedes solche Stuͤk ist 4 Zoll breit, und gibt
jedem Korbe zwei Zoll Unterlage, da die Koͤrbe auf demselben dicht an
einander stehen. Zwei solche Koͤrbe fuͤllen die Breite der Stelle von
4 Fuß 2 Zoll aus. In dieser Stelle bringen sie so viele Faͤcher, als die Hoͤhe
derselben erlaubt, und halten ein Fach zwanzig Zoll von dem anderen entfernt. Das
unterste Fach, oder die unterste Tafel ist 6 Zoll breiter, als die unmittelbar
uͤber derselben befindliche, damit sie zu jeder Seite um drei Zoll vorsteht,
und so geht dieß Verhaͤltniß fort bis zur obersten Tafel: der Nuzen hiervon
wird unten erklaͤrt werden.
Um die so gefaͤhrlichen Ratten und Maͤuse abzuhalten, bedient man sich
folgender Vorrichtung. Man bedekt den Fuß eines jeden dieser hoͤlzernen
Pfosten, der die Stelle tragen hilft, mit einem starken glatten Papiere, welches man
darauf bis zur Hoͤhe Eines Fußes uͤber den Fußboden aufnagelt, wodurch
diese Thiere, wenn sie daran hinaufklettern wollen, wieder zuruͤk
hinabgleiten. Eine Einfassung von Glas von derselben Hoͤhe wuͤrde
vielleicht besser seyn, obschon man mir versicherte, daß glattes Papier dieß eben so
gut thut. Auch die Ameise ist ein eben so gefaͤhrlicher Feind fuͤr die
Seiden-Raupen: das gewoͤhnliche Mittel, gegen diese Insecten, wo man
von ihnen etwas zu besorgen hat, ist etwas ungeloͤschten Kalk um jeden
Pfosten herumzulegen, wodurch sie sicher abgehalten werden. Auch Kazen und Federvieh
sind den Seiden-Raupen gefaͤhrlich, und man muß leztere
sorgfaͤltig vor ersteren verwahren.
So lange die Raupen jung sind, haͤlt man sie; in
Weiden-Koͤrbchen von 3 Fuß Laͤnge und 18 Zoll Breite: die
Seiten oder die Waͤnde derselben sind 2 bis 3 Zoll hoch. Auf diese Art sind
sie leicht von einem Orte zu dem anderen zu bringen.
Wenn die Raupen auf die Stelle kommen, gibt man sie in Koͤrbe, die vier und
einen halben Fuß lang, und zwei Fuß drei Zoll breit sind: die Seiten oder
Waͤnde derselben sind zwei bis drei Zoll hoch, und ungefaͤhr drei
Viertel Zoll dik. Der Boden dieser Koͤrbe ist aus geflochtenem Rohre, das
gespalten ist, damit es flach liegt. Sie sind rings umher mit einem etwas mehr als
Einen Zoll breiten hoͤlzernen Span eingefaßt, der ungefaͤhr ein
Viertel Zoll dik ist, damit sie fest gehalten werden, und dieser Span ist
aufgenagelt. Zu groͤßerer Befestigung sind ruͤkwaͤrts drei
Querhoͤlzer auf jeden Korb aufgenagelt.
Alle diese Stellen, die ich sah, scheinen mir zu breit, um gehoͤrig auf
denselben arbeiten zu koͤnnen. Ich bin daher der Meinung, daß, statt Einer
Stelle von 6 Fuß, oder, wie die schmalsten Stellen in Frankreich sind, von 4 1/2
Fuß, es besser waͤre zwei Stellen zu haben, deren jede drei Fuß breit ist, und eben so
viel freien Raum an der Wand zum Herumgehen um die Stelle auf allen Seiten
derselben, wodurch die Arbeiter frei und ungehindert ihren Geschaͤften
nachgehen koͤnnten. Wenn die Stellen nur 3 Fuß breit sind, so wird dieß bei
dem Aufsteigen der Raupen (wovon unten) auch noch den Vortheil gewaͤhren, daß
es den Raupen dabei nicht so heiß wird, indem die Luft freier circuliren, und
uͤber dieselben hinstreichen kann; was vorzuͤglich bei dem Aufsteigen,
wo die Witterung gewoͤhnlich sehr heiß ist, von großem Nuzen ist.
Sowohl in Languedoc als in Quercy sah ich Koͤrbe von 9 Fuß Laͤnge, und
4 1/2 Breite, die genau eine Abtheilung eines Faches ausfuͤllten. Ich kann
Koͤrbe von dieser Große durchaus nicht billigen, da sie schwer und hart zu
handhaben sind; uͤberdieß biegen sie sich, bei einer solchen Laͤnge
und so schwachem Materiale, sehr leicht in der Mitte, und stehen in jeder Hinsicht
den obigen kleineren Koͤrbchen weit nach.
Man muß dafuͤr sorgen, daß die Stelle eine solche Lage erhaͤlt, daß die
Sonne nicht unmittelbar auf die Raupen scheinen kann, indem sie die Sonnenhize, wenn
sie etwas bedeutend ist, nicht ertragen koͤnnen. Wenn sie noch jung sind,
werden sie sogar dadurch getoͤdtet. Obschon die Sonnenstrahlen in einem
kaͤlteren Klima nicht so heiß sind, als im suͤdlichen Frankreich, so
werden sie doch die Thierchen quaͤlen, sie hoͤchst unruhig machen, und
sie hindern mit dem gewoͤhnlichen Appetite ihre Mahlzeiten zu halten.Es ist Thatsache, daß die Raupen mehr fressen, wenn das Zimmer, in welchem
sie sich befinden, dunkel gehalten wird: nur darf mit dem Lichte nicht auch
zugleich die Luft ausgeschlossen werden. A. d. Ueb. Wenn die Sonne auf bereits erwachsene Raufen scheint, so wird man sie
schnell aus dem Sonnenlichte eilen, und Schatten suchen sehen, selbst mit Gefahr
Mangel an Nahrung zu leiden; allein in ihrer ersten Jugend wissen sie nicht sich zu
helfen, und gehen dadurch oͤfters zu Grunde.
Statt der Weiden-Koͤrbe fand ich eine sehr gute Vorrichtung zu
Montauban. Malt nimmt daselbst einen Reif von einem Fasse, bindet ihn mit Bindfaden
fest, und bindet zugleich quer uͤber den Rand desselben in entgegengesezter
Richtung acht bis neun Reihen Rohr, wodurch man einen Boden erhaͤlt, der in eine
Menge Viereke getheilt wird: das Rohr wird noch uͤberdieß an jenen Stellen,
wo es auf einander zu liegen kommt, festgebunden. Auf diese Weise entsteht eine Art
von Korb, die außerordentlich leicht und bequem zu handhaben ist, die zugleich, da
das Rohr in seinen Reihen von einander absteht, den Thierchen Luft gewaͤhrt,
was fuͤr dieselben hoͤchst zutraͤglich ist. Man bedekt dann
diese Reife mit starkem grauen Papier, das je staͤrker desto besser ist, und
legt die Raupen auf dasselbe. Ich habe diese Reife zu Montauban selbst versucht, und
sie weit leichter und bequemer gefunden, als die Weidenkoͤrbe; indessen muß
man gestehen, daß sie sich nicht so gut paken lassen, d.h., daß sie mehr Raum
einnehmen, weil sie rund sind.
Um nun wieder zu den frisch ausgekrochenen Raupen zuruͤkzukehren, wollen wir
zuvoͤrderst bemerken, daß es nicht gut ist, ihnen zu viele Blaͤtter
auf ein Mahl zu geben, und daß man dieselben duͤnn uͤber sie
hinstreuen muß, indem, wenn man die Blaͤtter zu dik streut, eine große Menge
Raupen, weil sie noch zu klein sind, mit dem Miste, aus welchem sie sich nicht
herausarbeiten koͤnnen, verloren geht.Es ist noch ein anderer Grund, warum man den Raupen nie zu viel Futter auf
ein Mahl, und lieber oͤfters in kleineren Mengen geben muß; wovon
unten. A. d. Ueb. Wo die geringere Anzahl der Raupen es gestattet, muß man das Futter
fuͤr dieselben die ersten zehn bis zwoͤlf Tage uͤber klein
schneiden; bei einer großen Anzahl Raupen wuͤrde dieß aber zu viele
Muͤhe machen, und man fuͤttert in diesem Falle die Blaͤtter
ganz.Siehe Anm. 56. S. 153. A. d. Ueb.
Waͤhrend des ersten Lebensalters der Raupen, d.h., vor der ersten
Haͤutung, mistet man den Raupen nur Ein Mahl aus, weil ihr Mist beinahe so
schnell troknet, als er von ihnen abgeht, und nur in geringer Menge noch vorhanden
ist. Man darf bei dem ersten Ausmisten nur das Haͤufchen umkehren, und dann
soviel Mist wegnehmen, als nothwendig ist. Dieß ist die leichteste Methode, den
Raupen in dieser Periode auszumisten.
Bei dem Aufstreuen der Blaͤtter fuͤr die jungen Raupen muß man
dafuͤr sorgen, daß jene hohl zu liegen kommen, damit diese Luft bekommen.
Wenn die Blaͤtter zu flach und zu dicht liegen, hindern sie die freie Circulation der Luft,
die fuͤr das Gedeihen dieser Thiere immer hoͤchst nothwendig ist.
Waͤhrend dieser ganzen ersten Lebens-Periode sind die Blaͤtter
junger Baͤumchen aus dem Samenbeete und aus der Baumschule, als die
zaͤrteren, den Blaͤttern aͤlterer Baͤume weit
vorzuziehen; daher ist es gut, immer jungen Nachwuchs von
Maulbeer-Baͤumen zu haben.Wenn kein Samenbeet oder keine Baumschule in der Naͤhe ist, bedient
man sich der jungen zarten Blaͤtter an den neuen Trieben. Es ist
sogar nachtheilig, den jungen Baͤumchen in dem Samenbeete ihre
Blaͤtter zu entziehen. A. d. Ueb.
Wenn die Seiden-Raupen sich haͤuten, kraͤnkeln sie, und
ruͤhren kein Futter an. Sobald man daher sieht, daß in einer Abtheilung
mehrere Raupen anfangen nichts zu fressen, gibt man dieser Abtheilung statt drei
Mahl nur zwei Mahl des Tages Futter, und wenn noch mehrere nichts fressen, nur ein
Mahl, und wenn alle aufhoͤren zu fressen, gibt man kein Futter, bis der
groͤßte Theil die Haͤutung uͤberstanden, d.h., die Haut
abgeworfen hat. Auf diese Weise koͤnnen sie alle so viel moͤglich
gleich fortgezogen werden, wodurch man sich viele Muͤhe in der Pflege
derselben erspart.
Nach dieser ersten Haͤutung bekommt die Seiden-Raupe eine grauliche
Farbe, und die Spize ihres Kopfes wird pechschwarz, woran man leicht ihr Alter
erkennt.
Nach der zweiten Haͤutung wird dieser schwarze Flek braun.
Wenn die Raupen ihre dritte Haͤutung uͤberstanden haben, ist ihr Kopf
bedeutend groß, woran man sie in dieser Periode erkennt.
Nach der vierten Haͤutung werden sie braͤunlich gelb oder
lederfarben.
Waͤhrend der Haͤutung darf man den Raupen nicht ausmisten; nach ihrer
Haͤutung aber muß ihnen alsogleich sorgfaͤltig ausgepuzt werden.
Auch in dem zweiten Lebens-Alter (zwischen der ersten und zweiten
Haͤutung) ist es gut, wenn man die Raupen mit den jungen Blaͤttern aus
der Baumschule fuͤttern kann, indem diese Blaͤtter besser taugen, als
die von aͤlteren Baͤumen.
Nun muß man anfangen sehr aufmerksam auf die Reinigung der Raupen von ihrem Miste zu
seyn, damit derselbe sich nicht erhizt, was hoͤchst nachtheilig fuͤr diese Thiere seyn
wuͤrde, die die Reinlichkeit außerordentlich lieben. Sie werden auf das
Auspuzen wie neu belebt, und bekommen so guten Appetit, daß sie alsogleich
uͤber die frisch aufgestreuten Blaͤtter herfallen. Der Mist wird auf
folgende Weise weggeschafft. Man streut frische Blaͤtter in eine Eke des
Koͤrbchens, und sobald die Raupen auf dieselben gekrochen sind, was bald
geschieht, nimm man dieselben mittelst der Blaͤtter und der Stiele der
lezteren, an welchen sie haͤngen, weg, und legt sie auf die in der anderen
Eke. Dann kehrt man allen Mist in dieser Eke mit einem kleinen Besen aus Heidekraut
oder Reisern rein zusammen, und schafft ihn sorgfaͤltig heraus, ehe man die
Raupen wieder in diese Eke hinlegt. Auf dieselbe Weise verfaͤhrt man in den
uͤbrigen Eken, bis der ganze Korb ausgepuzt ist.Eine weit bessere und bequemere Methode, den Mist, von den Stellen
wegzuschaffen, haben wir im polytechn. Journ. Bd. XVIII. S. 419. angegeben. A. d.
Ueb.
Waͤhrend des dritten Lebensalters (zwischen der zweiten und dritten
Haͤutung), nimmt man die Blaͤtter von Baͤumen, die im Freien
stehen, spart jedoch die Blaͤtter von den aͤltesten Baͤumen
fuͤr die vierte Lebensperiode auf, die den ausgewachsenen Raupen am besten
bekommen.
Man muß nun alle moͤgliche Sorgfalt auf die Reinigung der Raupen wenden, indem
dieselbe waͤhrend des dritten Alters wenigstens vier bis fuͤnf Mahl
vorgenommen werden muß. Alle todten Raupen muͤssen in dem Augenblike, wo man
sie bemerkt, weggenommen werden; auch alle kranken Raupen muͤssen in der
Regel entfernt werden, damit sie die uͤbrigen nicht ansteken, was bald
geschehen wird, wenn man diese Regel nicht mit aller Aufmerksamkeit befolgt. Alle
Raupen, die gelb werden, und eine durchscheinende Haut bekommen, sind schwer krank,
und muͤssen alsogleich weggeworfen werden, damit sie nicht die gesunden
ansteken. Diese kranken Raupen lassen einen gelben Saft aus ihrem Hintertheile
fahren, der auch oͤfters an anderen Stellen ihres Koͤrpers
hervorquillt. Die augenblikliche Entfernung solcher Raupen wird noch weit mehr
nothwendig, ehe die Raupen in die dritte Haͤutung kommen, weil zu dieser Zeit
der oben erwaͤhnte gelbe Saft fuͤr dieselben Gift, und diese Krankheit
dann so anstekend ist, daß, wenn eine Raupe diesen Saft auch nur beruͤhrt,
sie sicher von derselben befallen wird. Diese Krankheit ist bisher unheilbar.
Tabak ist ein unmittelbar toͤdtliches Gift fuͤr die
Seiden-Raupen. Wenn einige Staͤubchen Schnupf-Tabak auf diese
Thiere fallen, so zeigen sie alsogleich große Unruhe und Aengstlichkeit, und in
ungefaͤhr Einer Minute bekommen sie Convulsionen und sterben. Kurz vor dem
Tode tritt ihnen eine kleine Kugel von einer waͤsserigen Fluͤßigkeit
aus dem Munde, und wenn eine andere Raupe diese Kugel beruͤhrt, so bekommt
auch diese Convulsionen und stirbt. Leute, die Seiden-Raupen ziehen und
fuͤttern, sollten daher waͤhrend dieser Zeit das
Tabak-Schnupfen aufgeben, oder wenigstens dafuͤr sorgen, daß kein
Staͤubchen davon auf die Seiden-Raupen faͤllt, indem diese
Thierchen sterben, wie sie von demselben beruͤhrt werden, und sich dieser Tod
durch die Wasserkugel auch unter den uͤbrigen Insecten verbreitet. Jedes Oehl
ist ein eben so toͤdtliches Gift fuͤr die Seiden-Raupen, wie
der Tabak.
Wir haben bemerkt, daß den Raupen waͤhrend der Haͤutung nicht
ausgemistet werden darf, weil einige derselben dadurch zu Grunde gehen
koͤnnten. Wenn sich aber der Mist zu dieser Zeit so angehaͤuft
haͤtte, daß offenbar Gefahr der Erhizung desselben droht noch ehe die Raupen
ihre alte Haut abgelegt haben, wozu sie gewoͤhnlich zwei Tage und einen
halben brauchen, so ist es besser einige derselben aufzuopfern und den Mist zu
dieser Zeit wegzuschaffen, als daß man sich der Gefahr aussezt, die ganze Abtheilung
zu verlieren, was unvermeidlich der Fall seyn wuͤrde, wenn der Mist sich
waͤhrend der Haͤutung erhizte. Man wird die Wichtigkeit und
Nothwendigkeit der Reinigung der Seiden-Raupen einsehen lernen, wenn man
bemerkt, daß der Verlust, den man in Frankreich jaͤhrlich durch den Tod der
Raupen waͤhrend ihrer vier Haͤutungen, durch das Erstiken derselben im
Miste unter den Blaͤttern und unter anderen Raupen, und durch das
Feuchtwerden und Erhizen des Mistes in diesen kritischen Perioden erleidet, im
Durchschnitte auf nicht weniger, als auf 2 bis 3 Millionen Franken geschaͤzt
wird, d.h., auf den zehnten Theil des jaͤhrlichen Ertrages der
Seiden-Zucht in ganz Frankreich.
Nun ist die Zeit, wo man die Raupen in verschiedene Classen sortiren, und versuchen
muß, in jede Classe Raupen von soviel moͤglich gleicher Groͤße zu
erhalten, damit jede Classe gleichzeitig aufsteigt, und anfaͤngt sich einzuspinnen. Jezt
muͤssen auch jene Raupen vorwaͤrts getrieben werden, die zuruͤk
geblieben sind, weil sie nicht so leicht wie die uͤbrigen zum Futter gelangen
konnten: denn auch diese sollen gleichzeitig mit den uͤbrigen sich
einspinnen. Lezteres geschieht dadurch, daß man diese Spaͤtlinge in einen
besonderen Korb thut, und ihnen taͤglich eine Mahlzeit mehr, als den
uͤbrigen gibt, bis man sieht, daß sie beinahe eben so groß geworden sind, als
die anderen.
Mit dem vierten Alter naͤhert sich nun die Zeit, wo die Raupen aufsteigen, um
ihre Cocons zu spinnen, und man muß nun zu dieser wichtigen Periode die
noͤthigen Vorkehrungen treffen. Das erste hierbei ist, daß man sich mit einer
hinlaͤnglichen Menge von Besen-Reis versieht, um die
Spinnhaͤuser fuͤr die Raupen zu bereiten, wozu Heidekraut und Ginster,
wenn man es haben kann, am besten taugt: wenn keine dieser beiden Pflanzen zu haben
ist, so dient jedes andere Reiswerk, vorzuͤglich solches, das oben buschig
und stark genug ist in seinen Zweigen, um die Schwere der Raupen zu tragen, eben so
gut. Je schlanker und biegsamer uͤbrigens die Reiser sind, desto besser,
damit man sie nach allen Seiten biegen kann: denn steife, unbiegsame Reiser taugen
nicht.
Nachdem die Reiser herbeigeschafft sind, versieht man sich mit einigen Koͤrben
fuͤr diejenigen Raupen, die zum Aufsteigen fertig sind. Zu Montauban nimmt
man ein rundes Weidenkoͤrbchen, und legt es mit den Reisern aus, so daß
ungefaͤhr zwei Drittel davon voll werden, und das andere Drittel fuͤr
die Raupen leer bleibt, damit man ihren Mist auspuzen kann. Man neigt dann die
Spizen der Reiser gegen einander, jedoch so, daß sie nicht zu dicht auf einander
liegen, bindet sie oben mit einem Bindfaden, damit sie ihre Lage behalten, und zieht
eine weite Kappe von Papier oben daruͤber, indem man gefunden hat, daß die
Raupen unter einer Bedekung dieser Art sich lieber einspinnen, da sie dadurch
Gelegenheit finden, einige Faden Seide an das Papier anzuheften, wodurch sie ihren
Cocon sicherer befestigen koͤnnen. Ich hatte einige solche Koͤrbe auf
obige Weise so vorgerichtet, daß die Reiser vier Fuß hoch uͤber den Korb
empor ragten. Diese Vorrichtung diente mir trefflich, da die Raupen bei derselben
kuͤhler und luͤftiger gehalten wurden, als in den gewoͤhnlichen
Spinnhaͤusern auf der Stelle. Allein, diese Vorrichtung ist dort, wo man viele Raupen hat,
unanwendbar, theils weil sie viele Auslage veranlaͤßt, theils weil sie mehr
Raum einnimmt, als die Spinnhaͤuser auf der Stelle.
Wenn man Spinnhaͤuser auf der Stelle selbst aufrichtet, werden die beiden
Reihen von Reisern am Ende der Stelle diker angelegt, als an den uͤbrigen
Seiten, vorzuͤglich sechs bis acht Zoll uͤber dem Fache, damit die
Raupen nicht daselbst zuweit hinauskriechen, und uͤber die Stelle
hinabfallen. Bei dem Aufsezen der uͤbrigen Reihen legt man ein kleines
Stuͤk Holz, oder ein Rohr bei jeder Reihe quer uͤber die Stelle, und
kehrt erst die einen Reiser rechts, die anderen links, und so abwechselnd fort,
wobei das Holz oder das Rohr in der Mitte bleibt, und so alles festhaͤlt.
Diese Vorrichtung sah ich zuerst in Montauban, und sie scheint eine Verbesserung
jener Art, nach welcher man in Languedoc die Spinnhaͤuser errichtet, indem
diese dadurch fester, und die Reiser mehr gerade gehalten werden.
Bei dem Aufsezen der Reiser auf der Stelle wird es gut seyn, wenn man auch die
Pfosten damit bekleidet, und selbst den obersten Theil der Stelle. Man muß ferner
wohl dafuͤr sorgen, daß bei Anlage der Spinnhaͤuser die Reiser so
gestellt werden, daß die Raupen freien Durchgang durch die verschiedenen Zweige
finden, die jedoch nicht zu weit von einander gestellt werden duͤrfen. Die
Reiser muͤssen sich aber mit ihren Spizen so viel moͤglich
beruͤhren, weil die Raupen dadurch leichter aufsteigen koͤnnen. Zu
Montauban steken Manche einen guten Theil Rosen oder anderer angenehm riechenden
Blumen auf die Pfeiler, die die Stelle tragen, und bringen solche auch an anderen
Stellen des Zimmers an, um dadurch die Luft zu verbessern. Allein, das beste Mittel,
die Luft zu verbessern, ist, fuͤr gehoͤrigen freien Zug derselben zu
sorgen, indem man alle Fenster offen haͤlt, und selbst, wenn es
noͤthig seyn sollte, die Thuͤren.
Wenn man die Bogen der Spinnhaͤuser aus den Reisern bildetTechn. Repository. N. 53. S. 263., so bleibt immer eine kleine Oeffnung oben an jedem Pfosten, die durch die
Kruͤmmung oder durch den oberen Theil des Kreises entsteht. Man muß
dafuͤr sorgen, daß diese Oeffnung gehoͤrig weit wird, indem man
wahrgenommen hat, daß die Raupen vorzuͤglich dieses Loch lieben, und sich an
demselben befestigen, um daselbst ihre Cocons zu spinnen. Um dieser Oeffnung die gehoͤrige
Weite zu geben, muͤssen die Reiser nicht ganz gerade empor stehen, sondern
vielmehr etwas gekruͤmmt oder gebogen seyn. Diese Oeffnungen sind nicht bloß
der Lieblings-Aufenthalt der Raupen, sondern es entsteht auch noch ein
anderer Vortheil dadurch, naͤmlich der, daß die Spinnhaͤuser auf diese
Weise eine groͤßere Menge von Raupen aufnehmen koͤnnen, als wenn diese
Oeffnungen zu klein sind; daß man folglich auf diese Weise weniger
Spinnhaͤuser braucht. Wenn die Reiser ganz gerade sind, muß man nothwendig
solche Oeffnungen anbringen. Diese Reiser muͤssen immer ohne alle
Blaͤtter, und vollkommen troken seyn.
Wenn man bei Errichtung dieser Spinnhaͤuser die Reiser gerade aufrecht
richtet, so sind die Raupen bei dem Aufsteigen in Gefahr wieder herabzufallen, wie
ich oͤfters sah, und meistens gehen die herabgefallenen Raupen zu Grunde. Um
diesen Nachtheil zu vermeiden, muß man die Reiser, welche die Seiten des Bogens
bilden, etwas schief stellen, wodurch die Raupen bei dem Aufsteigen sich fester
halten koͤnnen. Man muß ferner bei Anlage der Spinnhaͤuser
sorgfaͤltig alle sehr kleinen duͤnnen Reiser wegschneiden, die, wenn
sie sich selbst uͤberlassen, und nicht gehoͤrig in einander gebunden
werden, nicht stark genug sind Eine Raupe, viel weniger mehr zu tragen, und daher
immer, wenn man sie stehen laͤßt, einen großen Theil Raupen, die davon
herabfallen, zu Grunde richten.
Wir haben oben bei Beschreibung der Stelle bemerkt, daß immer die untere Tafel oder
das untere Fach um 6 Zoll breiter seyn muß, als das zunaͤchst daruͤber
stehende, damit die Raupen nicht zu hoch herabfallen. Diese Hervorragungen von 3
Zoll zu jeder Seite muͤssen nun mit Reisern bedekt werden, wenn die
Spinnhaͤuser einmahl mit Raupen reichlich versehen sind, indem dadurch, wenn
eine Raupe herabfaͤllt, die Hoͤhe des Falles derselben vermindert
wird. Aus eben diesem Grunde ist es auch gut, wenn die Spinnhaͤuser einmahl
gefuͤllt sind, unten und bei dem Eingange derselben etwas Reiser hinzulegen,
die den herabfallenden Raupen sehr zu Statten kommen, und fuͤr diejenigen,
die von dem Falle so betaͤubt sind, daß sie nicht leicht wieder auf die
Reiser hinaufsteigen koͤnnen, ist es gut, etwas Papier hinzulegen, damit sie
sich in demselben einspinnen koͤnnen.So lang auch diese Beschreibung der Spinnhaͤuser ist, ist sie doch
nicht
deutlich. Man hat beinahe in jeder Gegend eine eigene Methode dieselben
zuzubereiten. Wo man Papier genug haben kann, sind Papier-Bogen in
breite Falten zusammengelegt und aufgestellt, wo man vollkommen reine Lappen
von Leinwand, Cattun, Duͤnntuch etc. haben kann, diese in Falten
gelegt und herabhaͤngend, Stuͤke Matten oder aufgeflochtene
Rohr- oder Strohdeken, selbst Strohbuͤndel
garbenfoͤrmig gebundene etc. hinreichend. A. d. Ueb.
Sobald man, um zu der Behandlung der Raupen in ihrem vierten Lebens-Alter
zuruͤkzukehren, bemerkt, daß einige Raupen ihre vierte Haͤutung
uͤberstanden haben, sucht man sie aus, und legt sie zusammen, d.h., alle
diejenigen, die schon zwei Tage uͤber die vierte Haͤutung hinaus sind,
legt man zu einander, die von den naͤchsten zwei Tagen bringt man wieder
zusammen, u.s.f., damit jeder Haufe, soviel moͤglich, von gleichem Alter
ist.
Waͤhrend dieser Periode gibt man in Frankreich keine zarten Blaͤtter
mehr, sondern fuͤttert die Raupen mit den Blattern der aͤltesten
Baͤume, die man hat. Man glaubt, daß die Seide dadurch mehr Starke und
Haltbarkeit bekommt. Von der vierten Haͤutung an bis vier, fuͤnf Tage
vor ihrem Aufsteigen gibt man den Raupen taͤglich vier Mahl Futter.
Man muß nun auf das Sorgfaͤltigste fuͤr Reinlichkeit sorgen, und den
Mist regelmaͤßig alle Tage wegschaffen: wo es seyn koͤnnte,
waͤre es gut, wenn dieß zwei Mahl alle 24 Stunden geschaͤhe,
vorzuͤglich in den vier, fuͤnf Tagen vor dem Aufsteigen. Wo dieß, wie
z.B. bei sehr vielen Raupen, unmoͤglich ist, muß man wenigstens dafuͤr
sorgen, daß der Mist so weggeschafft wird, daß er nie durch seine Menge die
geringste Gefahr von Gaͤhrung oder Erhizung veranlassen kann, wodurch die
Raupen jedes Mahl zu Grunde gehen werden.
Man gibt waͤhrend der grande fraize (wie man
in Frankreich die 4 bis 5 Tage vor dem Aufsteigen nennt), den Raupen hier und da in
24 Stunden nicht bloß 4 bis 5 Mahl Futter, sondern man gibt ihnen auch sehr viele
Blaͤtter auf ein Mahl: es waͤre besser wenig auf ein Mahl und
oͤfters Futter zu reichen: acht bis 9 Mahl in 24 Stunden, je nachdem
naͤmlich die Thierchen Hunger haben. Sie fressen auf diese Weise ihr Futter
schneller und besser auf, und machen nicht so viel Mist. Die immer frischen
Blaͤtter erregen immer neue Eßlust in ihnen, so daß sie wirklich in 24
Stunden weit mehr Blaͤtter auf diese Weise aufzehren, als wenn man sie nur 4 bis 5 Mahl des
Tages fuͤttert, indem kein frisches Blatt durch das Herumkriechen der Raupen
auf demselben verunreinigt wird. Auf diese Weise werden die Raupen schnell zur
vollen Reift gebracht, und es wird zugleich viel an Blaͤttern erspart: es
geht nur wenig davon unter dem Miste verloren. Ueberdieß erreicht die Arbeit
schneller ihr Ende, und die Raupen bleiben bei voller Gesundheit.
Man muß es sich ferner zur Regel machen, die Raupen immer des Nachts zu
fuͤttern, unmittelbar ehe man zu Bette geht, und so fruͤhe als man
kann, am Morgen.Die Seidenraupen sind Nachtthiere, des Nachts mehr rege, als am Tage, und
fressen auch des Nachts, und uͤberhaupt im Dunklen, has sie lieben,
mehr. A. d. Ueb.
Man muß nicht vergessen, den Mist, sobald er aus den Koͤrben herausgeschafft
ist, aus dem Zimmer zu bringen, und zugleich mit diesem, alle todten Raupen, die man
findet, damit sich so wenig uͤbler Geruch als moͤglich in dem Zimmer
entwikelt, der den Raupen sehr nachtheilig ist. Nichts foͤrdert ihr Gedeihen
mehr, als Reinlichkeit und frische Luft: dieser Grundsaz mag bei dem
muͤhevollen, ermuͤdenden, immerwaͤhrenden Auspuzen, das in den
lezten 4 bis 5 Tagen vor dem Aufsteigen unerlaͤßlich nothwendig wird, als
Ermunterung dienen.
Wenn man die Raupen bei dem Fuͤttern genau beobachtet, sieht man bald, ob sie
reif sind. Die reifen Raupen vermeiden die frischen Blaͤtter, statt daß sie
dieselben fressen, und laufen so schnell als moͤglich daruͤber weg:
man kann sie sehen an den Seiten und am Rande des Korbes herumkriechen. Man erkennt
sie auch daran, daß sie, gegen das Licht gehalten, durchscheinend sind, wie ein
frisch gelegtes Ey, und ganz von der Farbe der Seide. Wenn sie nahe daran sind zu
reifen, so werden sie zuerst am Bauche durchscheinend; sie sind aber nie ganz reif,
bis sie nicht auch am Kopfe durchscheinend werden.
Man muß sich mit dem Aufsteken der Reiser auf die Koͤrbe auf der Stelle nicht
zu sehr beeilen; es darf nicht ehe geschehen, bis nicht eine große Menge Raupen zu
steigen anfaͤngt, indem die Reiser die Raupen zu sehr beschraͤnken und
zu wann halten, und sie der Gefahr aussezen, die Krankheit zu bekommen, welche die
Franzosen Touffe nennen, die sehr toͤdtlich
fuͤr sie ist, und sie gerade in der Periode befaͤllt, wo sie
aufsteigen.
Wenn sie vollkommen ausgewachsen, und zum Aufsteigen reif sind, werden sie durch zu
große Hize schwach, und die Seide erstikt sie: in dieser Periode ist ihnen daher
frische Luft vorzuͤglich nothwendig. Aus diesem Grunde glaubt man sogar, daß
es nicht gut ist, die Reiser ehe aufzusteken, bis man einen schoͤnen Cocon
auf der Stelle ausgesponnen findet. Man kann fuͤr jeden Fall einige der
groͤßeren Koͤrbe, von welchen man immer einen hinlaͤnglichen
Vorrath haben muß, mit Reisern aufgestekt in Bereitschaft halten, und von Zeit zu
Zeit diejenigen Raupen in dieselben hinein thun, die man vollkommen reif zum
Aufsteigen findet. Wenn eine ganze Abtheilung hierzu reif ist, nimmt man bloß den
Korb, der sie enthaͤlt, heraus, und stellt einen anderen mit den aufgestekten
Reisern hin, wo man dann die Raupen unmittelbar in die fuͤr sie angebrachten
Spinnhaͤuser bringen kann, wodurch die Arbeit sehr erleichtert, und alle
Uebereilung vermieden wird. Der leer gewordene Korb wird dann auf der Stelle wieder
mit Reisern versehen, um fuͤr die zunaͤchst aufsteigende Abtheilung in
Bereitschaft zu seyn. Wenn die Raupen vollkommen reif geworden sind, darf man keine
Minute verlieren: es ist also nothwendig, immer mehrere Koͤrbe in
Bereitschaft zu halten.
Wir haben bemerkt, daß man immer solche Reiser waͤhlen muß, die oben buschig
sind, und daß man sie oben etwas in einander biegen muß, wodurch sie daselbst diker
werden. Indessen muß man zwischen den Zweigen noch kleine Oeffnungen lassen, damit
den Raupen der Durchweg nicht versperrt wird, und man den Vortheil gewinnt, daß die
Raupen eine Menge kleiner Plaͤzchen daselbst finden, in welchen sie ihre
Cocons spinnen koͤnnen. Wenn die Reiser oben zu duͤnn sind, suchen die
Raupen vergebens nach einem Plaͤzchen, um sich einzuspinnen, und verlieren
dadurch, daß sie von Zweig zu Zweig kriechen muͤssen, einen guten Theil ihrer
Kraft umsonst. Die Reiser muͤssen so gestellt seyn, daß sie mit ihrer Basis
so nahe als moͤglich an einander kommen, damit die Raupen bei ihrem
Herumkriechen uͤberall etwas zum Aufsteigen finden. Wenn man aber Reiser
nimmt, die oben sehr buschig sind, werden dieselben mit ihrer Basis weit auseinander
kommen: die Zwischenraͤume zwischen denselben muͤssen daher mit
anderen Reisern ausgefuͤllt werden, damit, wie gesagt, die Raupen
uͤberall aufsteigen koͤnnen.
Wenn man die Reiser zwischen zwei uͤbereinander stehenden Koͤrben
aufstekt, wie dieß auf den Stellen immer der Fall ist, muͤssen dieselben alle
gleich lang abgeschnitten werden, jedoch acht bis neun Zoll laͤnger bleiben,
als der Abstand zwischen den beiden Koͤrben: wenn man sie dann in den unteren
Korb einsezt, werden sie mit ihrem oberen Theile in einen Bogen nach abwaͤrts
gekruͤmmt, und zwar entweder ganz nach einer Seite, oder auf beiden Seiten
gekruͤmmt, wie es die Zeraͤstlung der Reiser eben gestattet. Man
stellt die Reihen der Reifer quer uͤber die Breite des Korbes achtzehn bis
zwanzig Zoll weit aus einander, so daß man leicht von einer Seite zur andern die
Hand einbringen, und von Zeit zu Zeit in den Zwischenraͤumen den Mist
auspuzen kann, was wenigstens ein Mahl binnen 24 Stunden geschehen muß, nachdem die
Reiser aufgestellt sind, und, wenn man Zeit genug hierzu findet, sollte es zwei Mahl
waͤhrend dieser Zeit geschehen. Die Koͤpfe der Reiser bilden kleine
Bogen zwischen jeder Reihe derselben, und stehen auf diese Weise fest, indem sie
eben so gut auf den oberen Korb druͤken, als auf den unteren.
Nachdem die Raupen ein Mahl auf die Reiser aufgestiegen sind, muß man
sorgfaͤltig darauf achten, daß Niemand dieselben stoͤrt, weder durch
Anruͤhren noch durch Verruͤken der Reiser-Buͤndel,
indem, wenn sie anfangen zu spinnen, ihre erste Arbeit darin besteht, eine Menge
Seiden-Faden an die verschiedenen Zweige anzulegen, wodurch die Cocons
gestuͤzt und gehalten werden. Wenn einer dieser Faden durch das
Ruͤhren der Reiser reißt, so findet die Raupe dann bei dem weiteren
Ausspinnen, daß durch das Reissen dieses Fadens der Cocon
sein Gleichgewicht verloren hat, daß er nicht mehr ruhig haͤngen bleibt, und
sie kann ihren Cocon nicht mehr gehoͤrig ausspinnen. Sie durchbohrt denselben
also, verlaͤßt ihn, und laͤßt ihre Seide uͤberall fahren, wo
sie hinkriecht, wodurch sowohl diese leztere, als sie selbst, zu Grunde geht, indem
sie keinen Ort findet, um sich gehoͤrig zu bergen, und in einen Nachtfalter
zu verwandeln.
Zuweilen werden auch einige dieser Seiden-Faden, die die Raupe zuerst an die
Reiser anlegt, von einer in der Naͤhe sich einspinnenden Raupe abgerissen:
die traurige Folge hiervon ist dieselbe, wie oben; nur hat dieser Zufall seltener
Statt.
Diejenigen Raupen, die man, obschon sie zum Aufsteigen reif sind, unten herum kriechen
sieht, muß man von Zeit zu Zeit auf die Reiser heben, die an den beiden Enden und an
den Seiten der Buͤhne angebracht sind. Es gibt immer solche Raupen, die
entweder faul sind, oder nicht Kraft genug zum Aufsteigen haben, obschon sie stark
genug sind gute Cocons zu spinnen, wenn man sie an einen Ort bringt, wo sie spinnen
koͤnnen, ohne daß sie sich selbst bemuͤhen duͤrfen, auf die
Reiser zu kriechen. Diejenigen, die so ungluͤklich sind, daß sie von den
Reisern herabfallen, muͤssen gleichfalls mit den uͤbrigen schwachen
und faulen auf die Reiser gehoben werden, indem das Fallen selbst ihnen meistens
eine Schwaͤche zugezogen hat. Diese auf die Reiser hinaufgehobenen Raupen
muͤssen dann mit Papier bedekt werden, an welches sie ihre Faden anlegen, und
so den Cocon befestigen koͤnnen. Man kann auch einige dieser schwaches
Wuͤrmer in Papier thun, das man tutenfoͤrmig zusammengerollt hat: in
diesen Papierchen spinnen sie ihre Cocons ganz vortrefflich aus.Allerdings waͤren kleine Papiertuten die allerbesten
Spinnhaͤuser; allein, theils ist bei einer großen Menge derselben
selbst das schlechteste Papier zu theuer, theils wuͤrde die
Verfertigung der Tuten zuviel Zeit kosten. Gelegentlich muͤssen wir
bemerken, daß Hr. Stephenson vergessen zu haben
scheint, vor haͤufiger Beruͤhrung der Raupen mit der Hand zu
warnen. Man muß die Raupen so wenig als moͤglich mit bloßen Fingern
beruͤhren, sondern sie immer mit den Blaͤttern, auf welchen
sie sich befinden, von einem Orte auf den anderen heben. Wenn man sie ja mit
den Fingern fassen muß, so muß dieß so sanft als moͤglich geschehen.
A. d. Ueb.
Man muß sorgfaͤltig von Zeit zu Zeit bei allen Spinnhaͤusern nachsehen,
und was man immer Krankes oder Todtes an Raupen findet, alsogleich entfernen, indem
leztere sehr bald anfangen zu stinken, und das ganze Zimmer mit uͤblem
Geruche erfuͤllen, wodurch die anderen in demselben Spinnhause befindlichen
Raupen sehr leiden; die kranken Raupen werden die Gesunden bald anfielen.
Gewoͤhnlich bringt man, wenn man sieht, daß viele Raupen in einem Korbe zum
Aufsteigen reif sind, und daß sie herumkriechen und Reiser zum Einspinnen suchen,
alle diese Raupen auf ein Mahl in die Spinnhaͤuser. Dieses Verfahren ist aber
nicht bloß unbequem, sondern auch gefaͤhrlich, indem es unmoͤglich
ist, die Raupen so zu ziehen, daß sie alle, wie sie in einem Korbe liegen, sich
zugleich einspinnen. Die Folge hiervon ist, daß die ganz reifen sich alsogleich
einspinnen, die anderen aber, die noch nicht reif sind, selbst in den
Spinnhaͤusern noch so lange gefuͤttert werden muͤssen, bis sie
reif werden, und daß man folglich den Mist derselben oͤfters auspuzen muß,
damit er sich nicht erhizt, wodurch die Spinnenden gestoͤrt werden. Das
Schlimmste hierbei ist aber noch dieses, daß die Raupen, die aufgestiegen sind, ehe
sie sich gaͤnzlich in dem Cocon einsperren, eine Menge Fluͤßigkeit
fahren lassen, die auf die unten im Spinnhause befindlichen, noch nicht
eingesponnenen. Raupen herabtroͤpfelt, und dieselben benezt und schmuzig
macht; daß diese Feuchtigkeit, die klebrig ist, auf ihrer Hautvertroknet und
erhaͤrtet, ihre Ausduͤnstung unterdruͤkt, und ihnen jene
Gelenkigkeit und Thaͤtigkeit benimmt, die sowohl zum Aufkriechen, als zur
Verfertigung ihrer Cocons so nothwendig ist. Die Folge hiervon ist, daß die mit
dieser klebrigen Fluͤßigkeit benezten Raupen krank werden und sterben in dem
Augenblike, wo sie aufsteigen sollten, und daß, da diese Krankheit, indem die Raupen
bersten, nur zu oft sehr anstekend wird, sich dieselbe uͤber alle
uͤbrigen Raupen ausbreitet, die davon gleichfalls angestekt werden, so daß
man oͤfters alle in den Spinnhaͤusern befindlichen Raupen
verliert.
Einige, die aufmerksamer auf diese Thierchen sind, und die Gefahr ahnen, die bei
einem solchen Verfahren droht, haben Geduld genug alle Raupen einzeln, so wie sie
bemerken, daß sie reif geworden sind, auszulesen, und auf die Spinnhaͤuser zu
stellen,Vergl. Anmerk. 67. S. 169. wo sie dann, nachdem sie gehoͤrig gewaͤhlt wurden, alsogleich
aufsteigen, und sich einspinnen. Man erkennt ihre volle Reife, wie gesagt, an der
Durchscheinenheit ihres Koͤrpers, vorzuͤglich aber an jener ihres
Kopfes. Die noch nicht reif gewordenen lassen sie in ihrem Korbe zuruͤk, und
fuͤttern sie so lang, bis sie gleichfalls reif geworden sind, wo sie wieder
nach und nach gesammelt, und auf die Spinnhaͤuser gebracht werden. Auf diese
Weise kann man sie bequemer, auspuzen, und sie werden dadurch zugleich gegen jene
klebrige Feuchtigkeit gesichert, die so verderbliche und toͤdtliche Folgen
fuͤr sie hat. Man kann zwar sagen, daß dieses leztere Verfahren noch mehr
Muͤhe veranlaͤßt; allein, man wird dagegen wieder bemerken, daß eine
Menge Raupen dadurch erhalten werden, die durch das Uebertragen eines ganzen Korbes voll Raupen in
die Spinnhaͤuser auf ein Mahl gaͤnzlich verloren gehen; daß folglich
weit mehr Seide auf diese Weise erhalten, und man fuͤr diese besondere
Muͤhe und Sorgfalt zehnfach belohnt wird.
Wenn man die reifen Raupen in die Spinnhaͤuser bringt, muß man dafuͤr
sorgen, daß sie zuerst in die Mitte derselben kommen, und daß diese reichlich mit
Raupen versehen wird, ehe man irgend eine Raupe an den Seiten derselben anbringt.
Nenn man an den Seiten, oder an den aͤußeren Enden der Spinnhaͤuser
anfinge, wuͤrde es aͤußerst schwer werden, die Raupen spaͤter
in die Mitte zu bringen, ohne diejenigen zu stoͤren, die an den Seiten oder
an den Enden bereits aufgestiegen sind, und daselbst anfangen sich einzuspinnen.
Ich muß hier gelegentlich bemerken, daß ich, waͤhrend der ersten beiden
Lebensalter der Raupen, immer Hrn. Marteloy's Rath
befolgte, und die Fenster geschlossen hielt. Wenn aber die zweite Haͤutung
einmahl voruͤber war, gewoͤhnte ich sie nach und nach an die frische
Luft, und oͤffnete gegen Mittag die Fenster ein Paar Stunden lang, die ich
dann von Tag zu Tage eine laͤngere Zeit uͤber offen ließ, bis sie
endlich den ganzen Tag und selbst waͤhrend der Nacht uͤber offen
blieben, vorzuͤglich, nachdem die vierte Haͤutung voruͤber war,
wo sie, außer wenn die Witterung sehr feucht und naß war, bis die Cocons
ausgesponnen waren, nie mehr geschlossen wurden. Obschon dieses Verfahren im
suͤdlichen Frankreich sehr gut bekommt, so wollte ich es doch durchaus nicht
uͤber mich nehmen zu behaupten, daß dieselbe Methode auch in England befolgt
werden kann, da das Klima daselbst so sehr verschieden ist. Im Gegentheile scheint
es mir, daß man in England die Fenster des Nachts uͤber immer geschlossen
halten muß; daß aber, nachdem die zweite Haͤutung voruͤber ist, es
sehr gut seyn wird, wenn man die Raupen am Tage nach und nach an freie Luft
gewoͤhnt, und noch mehr, wenn sie einmahl die vierte Haͤutung
uͤberstanden haben, wo reine Luft unentbehrlich fuͤr sie ist. Aber
auch dann muͤßten, selbst am Tage, bei kalter Witterung die Fenster
geschlossen werden. Man muß hier, mit einem Worte, mit Klugheit und Verstand, und
nach den einmahl gemachten Erfahrungen handeln.Fuͤr den Fall, daß wegen der rauhen Witterung Fenster und
Thuͤren geschlossen werden muͤssen, muß immer
ein Ventilator, wenigstens in einer Fenster-Scheibe angebracht seyn,
damit die Luft sich immer erneuen kann. A. d. Ueb.
Eine Bemerkung, die ich oben bei dem Ausbruͤten der Eier hatte einschalten
sollen, muß ich hier nachtragen. Ich sagte daselbst, daß man in Frankreich allgemein
empfiehlt, die in den vier ersten Tagen ausgekrochenen Raupen aufzuziehen. Ich
lernte indessen zu Montauban einen Franzosen kennen, der der Seidenzucht viele
Aufmerksamkeit schenkte, und, wie man mir versicherte, in derselben sehr
gluͤklich war. Er sagte mir, daß er immer bemerkte, daß die Raupen, die
zuerst auskrochen, die gesuͤndesten geblieben, und die staͤrksten
geworden sind; daß er daher folgendes Verfahren versuchte, und, da es ihm gelang,
dasselbe seit mehreren Jahren immer befolgte. Er schreibt demselben das
hoͤhere Gelingen seiner Seidenzucht zu.
Wenn er, sagte er, soviel Raupen aufziehen will, als man aus vier Loth Eiern
erhaͤlt, nimmt er immer fuͤnf Loth zum Ausbruͤten, und zieht
keine anderen Raupen auf, als diejenigen, die in den ersten drei Tagen aus den Eiern
ausgekrochen sind: alle uͤbrigen wirft er weg. Er machte es sich ferner zur
Regel, bei den verschiedenen Haͤutungen nur diejenigen Raupen weiter fort
aufzuziehen, die zeitig genug in die Haͤutung traten, und dieselbe auch
schnell genug uͤberstanden: alle Spaͤtlinge aber und alle jene, die
lange mit der Haͤutung zu kaͤmpfen hatten, wegzuwerfen. Er gab
hieruͤber folgenden Grund an: daß er naͤmlich sich durch eine Reihe
von Jahren uͤberzeugte, daß alle Raupen, die erst nach dem dritten Tage
ausfallen, ihr ganzes Leben uͤber Schwaͤchlinge bleiben, und bei allen
ihren weiteren Entwikelungen und Arbeiten zuruͤkbleiben. Aus demselben Grunde
warf er auch alle jene Raupen weg, die lange zu ihrer Haͤutung brauchten, was
er ihrer Schwaͤche, oder dem Keime einer Krankheit zuschreibt, die sich
gewoͤhnlich erst spaͤter entwikelt, und sie toͤdtet, ehe sie
ihn Cocons zu spinnen anfangen, oder, wenn sie ja bis zum Einspinnen leben, sie nur
so schlechte und leichte Cocons spinnen laͤßt, daß diese kaum die
Blaͤtter werth sind, die sie in den lezten 4 bis 5 Tagen (waͤhrend der
grande fraize) verzehrten. Er zog nur solche Raupen
weiter fort auf, die ihre Haͤutung in den ersten zwei Tagen
uͤberstanden hatten, und warf alle diejenigen weg, die nicht am Ende des zweiten Tages
damit fertig waren. Nach den Beobachtungen, die ich selbst zu machen Gelegenheit
hatte, hat dieser Ehrenmann allerdings sehr viel fuͤr sich bei seinem
Verfahren: allein, da in Allem, was auf Seiden-Zucht Bezug hat, ich einzig
und allein nur eigener Erfahrung traue, so wollte ich selbst Versuche
hieruͤber anstellen. Ungluͤklicher Weise mußten sie unterbleiben, da
ich nach England zuruͤkkehren mußte, ehe ich dieselben anstellen konnte, und
da diese Versuche sehr wichtig sind, so empfehle ich sie anderen dringend.Der Uebersezer hat diese Versuche vor 30 Jahren schon angestellt, ohne von
Hrn. Stephenson, oder dem Ehrenmanne. zu
Montauban etwas zu wissen, und es freut ihn, diesem lezteren alle Ehre
richtiger und treuer Beobachtung uͤberlassen zu koͤnnen. Das
Verfahren dieses Ehrenmannes ist so fest auf die allgemeinen Geseze der
Entwikelung der gesammten thierischen Natur gegruͤndet; daß es
unbegreiflich ist, wie man nicht allgemein diese Winke der Natur errathen
und befolgen konnte. Es war sicher nur der leidige Geiz, der den Menschen
hier blendete. Man wollte nicht mehrere Cocons durch das Auskriechen der
Nachtfalter verderben lassen, und sparte Pfennige an Seide, waͤhrend
man Thaler und Louisd'ors an Blaͤttern und Raupen hinaus warf. Wie
viel Geld, und was noch mehr ist, wieviel Zeit verliert man nicht mit
Wartung und Pflege solcher elenden Kruͤppel von Raupen, die ihre
gesunden starken Bruͤder vergiften, oft eine ganze
Seiden-Ernte vernichten, und Reihen von Generationen von
Schwaͤchlingen in die Welt sezen. Wenigstens sollte man den Grundsaz:
nur die zuerst aus dem Eie ausgekrochenen, zuerst
gehaͤuteten, zuerst sich einspinnenden Raupen aufzuziehen,
bei der Nachzucht und Fortpflanzung der Raupen benuͤzen,
wenn man so filzig seyn will, nichts Schlechtes wegzuwerfen, und keine
anderen Raupen, als diese Erstlinge, nie aber die kranken Spaͤtlinge
zur Nachzucht waͤhlen, oder auch nur dazu kommen lassen. A. d.
Ueb.
Die Cocons bleiben nun 6 bis 7 Tage nach dem Aufsteigen der lezten Abtheilung der
Raupen auf den Reisern oder Epinnhaͤusern.
Bei dem Abnehmen derselben sortirt man sie nach ihrer Farbe, und legt zugleich alle
schwachen und alle Doppel-Cocons bei Seite. Auch diejenigen, deren
Oberflaͤche sehr glaͤnzend ist, und die man deßwegen
Atlaß-Cocons nennt, sollten bei Seite gelegt werden, weil sie die zweite
Sorte von Seide liefern. Die Doppel-Cocons geben die groͤbste
Sorte.
Alle sogenannte Floret- oder lose Seide außen um die Cocons muß sorgfaͤltig
davon abgezogen werden, indem, je mehr sie von derselben gereinigt wurden, desto
besser sie in dem Beken spielen, und folglich desto leichter sich abwinden
lassen.
Wenn man nach dem Abnehmen der Cocons von den Spinn-Haͤusern die
Floret-Seide von denselben abzieht, sucht man gewoͤhnlich diejenigen
aus, die man fuͤr die Nachzucht zu Erhaltung der Eier am besten haͤlt,
und legt sie bei Seite. In der Folge sucht man aus diesen noch ein Mahl die besten
aus, und bringt sie paarweise zusammen, insofern man naͤmlich aus den Cocons
auf das Geschlecht des darin enthaltenen Nachtfalters schließen kann. Man muß
hierbei dafuͤr sorgen, daß man die Cocons derjenigen Raupen, die an einem und
demselben Tage anfingen sich einzuspinnen, bei einander haͤlt, damit die
Nachtfalter gleichzeitig aus denselben ausbrechen. Wenn die Cocons alle von der
ganzen Stelle zusammengeworfen werden, und man erst aus diesem großen Haufen
diejenigen paarweise aussuchen will, die man zur Nachzucht bestimmt, so wird man
Cocons von Raupen erhalten, die sich au verschiedenen Tagen eingesponnen haben, die
folglich nun auch an verschiedenen Tagen als Nachtfalter ausfallen werden, so daß
man nie zu gleicher Zeit eine gleiche Anzahl von Maͤnnchen und Weibchen
erhaͤlt, wodurch also viele Nachfalter umsonst verloren gehen, und viele Eier
unbefruchtet bleiben werden. Daher die Nothwendigkeit, die Cocons, die an denselben
Tagen gesponnen wurden, immer bei einander zu halten.
Wenn man mehr Weibchen als Maͤnnchen hat, so muß man die Maͤnnchen, die
am vorigen Tage ausfielen, noch ein Mahl benuͤzen, damit man keine Weibchen
unbefruchtet laͤßt und verliert. Dieß ist aber nur in dringenden
Faͤllen erlaubt,Dieß kann in keinem Falle erlaubt werden, und man muß sogar dafuͤr
sorgen, daß es nicht zufaͤllig geschieht. A. d. Ueb. da es immer besser ist, die Maͤnnchen nur ein Mahl zur Paarung zu
lassen, wenn man gleichviel Maͤnnchen und Weibchen zur Paarung bekommen
kann.
Die Doppel-Cocons erkennt man daran, daß sie diker, breiter, und nicht
vollkommen rund sind.
Das Abnehmen der Cocons von den Reisern muß mit Sorgfalt geschehen,
vorzuͤglich wenn tobte Raupen sich unter denselben befinden, die leicht
in Faͤulniß uͤbergehen, indem die Cocons, welche diese tobten Raupen
beruͤhren, dadurch verunreinigt werden, und eine gewisse Klebrigkeit
bekommen, die das gehoͤrige Abwinden der Seide hindert. Das beste Mittel,
gute und schlechte Cocons von einander zu unterscheiden, ist, sie an ihren beiden
Enden mit den Fingern zu druͤken. Wenn sie dem Druke gehoͤrig
widerstehen, und fest und hart zwischen den Fingern scheinen, sind sie gewiß
gut.
Wenn sie gleich an den Seiten, wo man sie zwischen den Fingern druͤkt, fest
scheinen, so sind sie darum noch nicht vollkommen gut: nur der Druk an beiden Enden
entscheidet fuͤr ihre Guͤte.
Die Cocons, welche zur Nachzucht bestimmt sind, muͤssen mit der
hoͤchsten Sorgfalt von aller Floret-Seihe gereinigt werden, indem
diese das Durchbrechen der Nachtfalter aus denselben hindern wuͤrde. Man
durchsticht hierauf die Cocons mit Nadel und Faden in ihrer Mitte, und faßt sie so
auf dem Faden auf, wie die Kuͤgelchen an einem katholischen oder
tuͤrkischen Rosenkranz. Bei diesem Anfassen muß man Acht geben, daß das
Insect in der Mitte des Cocons nicht mit der Nadel verlezt wird. Man darf nur soviel
von dem Gewebe des Cocons durchstechen, als noͤthig ist, um denselben auf dem
Faden halten zu machen: die Enden muͤssen unberuͤhrt bleiben, da man
nicht wissen kann, an welchem Ende das Insect den Cocon durchbrechen wird. Diese
Schnur mit Cocons wird nun an der Wand des Zimmers auf einem Nagel
aufgehaͤngt, bis die Nachtfalter aus denselben auskriechen.
Man muß bei dem Auffassen der Cocons auf die Schnur Acht geben, daß immer ein
maͤnnlicher Cocon neben einem weiblichen zu liegen kommt, damit sie bei ihrem
Auskriechen zur Paarung einander so nahe kommen, als moͤglich. Wenn die
Nachtfalter ausgekrochen sind, bringt man sie auf ein Stuͤk reinen
Wollentuches, das vollkommen glatt ist, keine Haare hat, und haͤngt es auf
die Lehne eines Stuhles.Es ist bei weiten besser, dicht an die Wand, an welcher die Cocons
haͤngen, einen langen Tisch oder ein Brett hinzustellen, und die
Cocons so nahe als moͤglich uͤber das Brett zu haͤngen,
damit die Nachtfalter, die man eigentlich gar nicht beruͤhren sollte,
nicht so
weit uͤbertragen werden muͤssen. Es ist auch besser, die Eier
auf schlechten alten Taffet, (am besten auf schwarzen), als auf Tuch legen
zu lassen, indem man sie vom Taffet in der Folge leichter wegbringt. Hr. Stephenson bemerkt nicht, ob man in Frank: reich
ein anderes Kennzeichen fuͤr das Geschlecht des im Cocon enthaltenen
Nachtfalters hat, als bei uns, wo die rundlicheren Cocons meistens Weibchen,
die spizigeren meistens Maͤnnchen geben. Eben so gibt er auch unten
nicht das gute Kennzeichen fuͤr die maͤnnlichen Nachtfalter,
die weit bartigeren Fuͤhlhoͤrner, an. A. d. Ueb.
Man erkennt das Maͤnnchen an seinem duͤnneren Leibe, durch das
oͤftere Schlagen seiner Fluͤgel, und durch die groͤßere
Staͤrke, die es vor dem Weibchen voraus hat. Nachdem die Nachtfalter zehn
Stunden lang sich gepaart haben, nimmt man das Maͤnnchen sanft weg, indem man
glaubt, daß das Weibchen dann hinlaͤnglich befruchtet ist.Dieß sollte unter keiner Bedingung geschehen. Die Thierchen wissen selbst am
besten, wann ihre Bestimmung erfuͤllt ist. A. d. Ueb. Das Weibchen legt dann seine Eier auf das Tuch, auf welchem dieselben fest
haͤngen bleiben, und auf diesem Tuche laͤßt man sie bis
ungefaͤhr Einen Monat vor der Bruͤtezeit, wo man sie mittelst einer
sehr duͤnnen Kupfermuͤnze, (Pfennig-Stuͤken, Sol Marque) davon abnimmt. Das Tuch wird einstweilen
leicht zusammengelegt, in einer Schublade in einem Kasten an einem trokenen Orte
aufbewahrt, der aber nicht warm seyn darf. Ein Weibchen legt gewoͤhnlich
zwischen 3 bis 400 Eier. Man laͤßt die Eier deßwegen so lang auf dem Tuche
liegen, damit die Schale hinlaͤnglich erhaͤrten kann, und sie ohne
allen Schaden abgenommen werden koͤnnen. Wenn es aber gegen den
Fruͤhling geht, wird ihre Schale wieder weich, und deßwegen muß man sie Einen
Monat fruͤher von dem Tuche nehmen.Techn. Repository. N. 54. S. 325.
Waͤre es moͤglich, die Seide von den anderen Cocons abzuwinden, ehe das
Insect dieselben durchgerissen hat, so waͤre dieß die beste Zeit, indem die
Seide sich jezt weit besser und leichter abwinden ließe, als spaͤter. Da dieß
aber unmoͤglich ist, so hat man zwei Methoden gewaͤhlt, um das Insect
in dem Cocon zu zerstoͤren, damit man die Seide nach Muße und mit aller
Bequemlichkeit abwinden kann. Die erstere dieser Methoden, die man in Frankreich
befolgt, besteht darin, daß man die Cocons in Koͤrbchen in einen Bakofen
bringt, und so die Insecten toͤdtet; wenn aber der Ofen nur etwas zu heiß ist, so wird die
Seide dadurch gesengt, und nicht selten sehr verdorben. Man versuchte daher, die
Thierchen durch Daͤmpfe des siedenden Wassers zu toͤdten, wodurch die
Seide nicht leiden konnte, und der Versuch gelang, so daß man heut zu Tage den
Bakofen gaͤnzlich aufgab.
Das Toͤdten der Puppen der Seidenraupe mittelst des Dampfes des siedenden
Wassers geschieht auf folgende Weise. Man baut einen kleinen Ofen aus Ziegeln von
ovaler Form; der untere Theil desselben dient zur Aufnahme des Holzes oder der
Holzkohlen, deren man sich zu diesem Zweke bedient; damit das Feuer gehoͤrig
brennt, ist ein Rost in dem Ofen angebracht, auf welchem das Holz oder die
Holzkohlen gelegt werden. Ueber dem Roste befindet sich in geringer Entfernung ein
kleiner kupferner Kessel, den man mit Wasser fuͤllt, und durch das unten
angeschuͤrte Feuer in Sud bringt. Ueber dem Kessel ist ein anderer eiserner
Rost, auf welchen man die Cocons in einem kleinen offenen, aus Weiden geflochtenen,
Koͤrbchen legt; die Zwischenraͤume zwischen dem Geflechte sind
ziemlich weit offen, damit der Dampf und die Hize leicht durch dieselben bis zu den
Cocons dringen kann. Zu dem Kessel und zu dem Roste uͤber demselben, auf
welchem das Koͤrbchen mit den Cocons steht, gelangt man mittelst eines
kleinen Thuͤrchens, welches sich uͤber dem Schuͤrloche
befindet. Ueber dem Ofen ist ein Ziegelgewoͤlbe, so daß, wenn das eben
erwaͤhnte Thuͤrchen geschlossen ist, der Dampf in demselben
eingeschlossen bleibt, welcher, wie man durch Erfahrung gefunden hat, binnen 8
Minuten die Insecten getoͤdtet hat. Man nimmt hierauf das Koͤrbchen
heraus, und stellt es bei Seite, damit die Cocons abtroknen koͤnnen, indem
sie, so wie sie aus dem Ofen kommen, vom Dampfe ganz naß sind, stellt dann wieder,
ein anderes Koͤrbchen mit Cocons auf den Rost, und unterhalt das Feuer, so
daß das Wasser im Kessel immer siedet. Holzkohlen sind zu dieser Arbeit besser als
Holz, weil sie keinen Rauch verursachen, welcher die Farbe der Seide verdirbt, und
ihr ihren Glanz nimmt. Der Rauch von Steinkohlen wuͤrde noch weit mehr
schaden.Der Ofen laͤßt sich aber leicht so bauen, daß dort, wo man die Cocons
durch Dampf toͤdtet, gar kein Rauch hinkommen kann. Man braucht sogar
keinen eigenen Ofen hierzu, sondern kann das Feuer auf jedem Herde
benuͤzen, wenn man einen Dampf-Kessel auf demselben hat, und
den Dampf durch eine Roͤhre in ein in der Wand angebrachtes kleines
Kaͤmmerchen leitet, in welches man die Cocons bringt. A. d. Ueb.
Nachdem die Puppen in den Cocons durch Dampf getoͤdtet wurden, muͤssen
sie taͤglich wenigstens Ein Mahl regelmaͤßig umgeruͤhrt und
umgewendet werden, indem sie sonst faulen und sich Wuͤrmer in den Cocons
erzeugen, die die Seide verderben. Man muß auch die Cocons, nachdem sie aus dem Ofen
genommen, und, wie gesagt, etwas abgetroknet wurden, in ein gutes, dikes, wollenes
Tuch einschlagen, um den heißen Dampf laͤnger in denselben zu erhalten, und
den Zutritt der aͤußeren Luft zu verwehren. Auf diese Weise werden auch alle
Puppen, die noch lebendig seyn sollten, erstikt, indem sie sonst, der freien Luft
ausgesezt, sich wieder erholen und erstarken konnten. Man laͤßt sie, in das
Tuch eingeschlagen, fuͤnf bis sechs Stunden lang liegen, worauf man sie aus
dem Koͤrbchen nimmt, und auf einer Tafel ausbreitet, und dann
regelmaͤßig alle Tage, wie oben angegeben wurde, umkehrt. Hierauf sortirt man
die Cocons nach ihrer verschiedenen Farbe, von welcher man in Frankreich drei
verschiedene Sorten besizt: die weiße, die gelbe und die gruͤnliche.
Je fruͤher nach, dem Toͤdten der Puppen man die Seide von den Cocons
abwindet, desto besser: denn diese Arbeit geht dann weit leichter von Statten, als
wenn man sie laͤngere Zeit uͤber aufbewahrt. Man windet daher die
Seide so schnell als moͤglich nach dem Toͤdten ab, und zwar auf
folgende Weise. Man mauert einen kleinen kupfernen Kessel in einen kleinen aus
Ziegeln erbauten Ofen, unten mit einem Schuͤrherde, wie in dem oben
beschriebenen Ofen, und genau so, wie unsere Wasch- und Bleichoͤfen an
den Ufern der Fluͤsse in England: am Ende desselben ist ein großer Haspel
angebracht, der mit der Hand und mittelst eines Fußbrettes gedreht wird, und 2 oder
3 in gehoͤriger Entfernung gestellte eiserne Staͤngelchen mit Augen,
durch welche die Seidenfaden auf den Haspel laufen. Dieser Kessel wird mit Wasser
gefuͤllt, und mit Holz oder Holzkohlen bestaͤndig siedend erhalten:
leztere sind jedoch, wegen des geringeren Rauches, vorzuziehen. Nun werden 20 bis 30
Cocons auf ein Mahl in das siedende Wasser gethan, und mit einer kleinen Ruthe (z.B. aus
Zweigen von Heidekraut)Jede feinere Ruthe, z.B., aus der Rispe des Schilfrohres, thut es eben so
gut. A. d. Ueb. umgeruͤhrt. Die Hize des heißen Wassers loͤst den Gummi, der
um die Seide ist, auf, so wie die Cocons in dem siedenden Wasser umher getrieben
werden, und die Enden der Seidenfaden haͤngen sich an der Ruthe an. Sobald
die Weibsperson, die sich mit diesem Abwinden beschaͤftigt, bemerkt, daß die
Seidenfaden an der Ruthe haͤngen bleiben, nimmt sie diese Faden mit der Hand,
legt die Ruthe weg, und zieht die Seidenfaden an sich, die leicht von den Cocons
ablaufen, und mit dieser Arbeit faͤhrt sie fort, bis sie alle Flokenseide,
oder das aͤußere Gewebe der Cocons abgewunden hat. Wenn sie dann bemerkt, daß
sie auf die feine Seide kommt, bricht sie ab, und sondert die grobe Seide, welche
sie bei Seite legt, von der feinen. Dann wendet sie ihr Ruͤthchen neuerdings
an, bis sie die Enden der feinen Seide gefaßt hat, die sie alle jeden Faden einzeln,
bei Seite legt, und auf einem Stuͤkchen Holz befestigt, das, zu dieser
Absicht, sich in der Naͤhe des Ofens befindet, bis sie dann mit allen, oder
wenigstens mit dem groͤßten Theile derselben fertig ist, um sie einzulassen,
und den Seidenfaden zu bilden, der aufgewunden werden soll.
Nachdem dieses geschehen ist, nimmt sie so viel Faden zusammen, als sie
noͤthig findet, um die Seide nach ihrem Beduͤnken grob oder fein zu
machen. Diese Faden verbindet sie unter einander, und nachdem sie dieselben durch
ein Auge an einem der beiden eisernen Staͤngelchen, welches zu ihrer Leitung
nach dem Haspel bestimmt ist, durchgezogen hat, befestigt sie dieselben auf dem
Haspel, worauf dann eine andere Weibsperson, die den Haspel zu besorgen hat,
denselben mit der Hand zu drehen anfaͤngt, und durch das Treten des
Fußbrettes oder Tretschaͤmels in Bewegung erhaͤlt: auf diese Weise
wird die Seide von den Cocons mit großer Schnelligkeit abgewunden.
Sobald ein oder der andere Cocon erschoͤpft ist, ersezt die Weibsperson, am
Kessel denselben durch einen anderen, und sorgt dafuͤr, daß, waͤhrend
auf diese Weise die einen Cocons aufgewunden werden, die anderen zubereitet werden,
so daß immer Vorrath vorhanden ist, und die Seide von allen Cocons, die sie in
Umlauf sezte, gehoͤrig abgewunden wird.
Da sie beinahe jeden Augenblik ihre Finger in siedend heißem Wasser haben muß, um die
Cocons gehoͤrig zu behandeln, so hat sie ein Beken mit kaltem Wasser zur
Hand, in welches sie immerdar ihre Finger eintauchen kann, um das Verbrennen an
denselben zu verhindern. Sie mag aber auch noch so sehr fuͤr ihre Finger
sorgen, so wird sie doch bei dieser Arbeit dieselben durch das heiße Wasser bald so
angegriffen finden, daß sie fuͤr einige Zeit alles Gefuͤhl an ihnen
verliert: mit der Zeit verliert sich dieß jedoch.Unsere Leser werden aus dem polytechn. Journ. Bd. XX. S. 413. wissen, daß man in
Spanien und Italien gelungene Versuche, die Seide im kaltem Wasser
abzuwinden, angestellt hat. A. d. Ueb.
Was obige Ruthe betrifft, so muß man wohl bemerken, daß die aͤußersten Spizen
derselben sehr fein seyn muͤssen, weil, wenn diese dik und grob sind, die
Seide sich nicht fein von den Cocons abheben laͤßt, sondern grob und
kluͤmperig wird, und folglich nicht gehoͤrig auf dem Haspel
aufgewunden werden kann.
Das Abhaspeln oder Abwinden der Seide von den Cocons geschieht immer in freier Luft,
gewoͤhnlich in irgend einem Garten wegen der Feuersgefahr sowohl, als wegen
des uͤblen Geruches der todten Puppen, der unertraͤglich ist. Man
laͤßt das her diese Arbeit nie innerhalb großer Staͤdte, sondern
allzeit vor den Ringmauern derselben verrichten. Wenn das Tagwerk voruͤber
ist, macht man ein Feuer von Reisern, und wirft die todten Puppen, die aus der
innersten Huͤlle der Cocons herausgenommen werden, welche man in dieser
Hinsicht mit einer Schere aufschneidet, in dasselbe, und verbrennt sie, um allen
boͤsen Folgen des faulen Gestankes derselben vorzubeugen. Dieß geschieht
regelmaͤßig jeden Abend, ehe die Leute von der Arbeit heimkehren.Der Uebersezer sah die Puppen, wo man deren viele hat, auf eine
vorteilhaftere Weise als Duͤnger benuͤzen, und, wo man
derselben nur wenige und viel Gefluͤgel hat, lezteres damit
fuͤttern, das darauf viele und große schoͤne Eier legt. A. d.
Ueb. Da die Seidenfabrikanten und Seidenhaͤndler große Mengen Cocons
aufkaufen, so haben manche derselben 10 bis 20 solche Oefen, die in ihren
Gaͤrten alle zugleich im Umtriebe stehen, und zuweilen noch mehr.
Da nicht alle Seide abgewunden werden kann, so wird das, was auf der todten Puppe von
der Seide zuruͤk bleibt, zugleich mit der groben Seide, die man anfangs abnahm, ehe
man auf die feine Seide gelangte, bei Seite gelegt.
Die Groͤße des Ofens und Bekens, die ich oben beschrieb, und zu Montauban im
Gange fand, ist folgende:
Hoͤhe des Ofens vom Boden: 22 1/4 Zoll.
Laͤnge desselben: 29 1/2 Zoll.
Breite desselben: 24 Zoll.
Hoͤhe des Rostes, auf welchen die Kohlen gelegt werden, vom Boden: 12 1/4
Zoll.
Breite der Aschenthuͤre am Boden des Ofens, durch welchen auch das Feuer die
noͤthige Luft erhaͤlt: 9 1/4 Zoll.
Breite des Thuͤrchens, durch welches die Kohlen eingeschuͤrt werden: 7
1/2 Zoll.
Laͤnge des eifoͤrmigen kupfernen Bekens, welches oben in dem Ofen
eingemauert ist, und das heiße Wasser zum Abwinden der Cocons enthaͤlt: 20
3/4 Zoll.
Breite desselben: 16 1/2 Zoll.
Tiefe desselben: 3 3/4 Zoll.
Breite des Ranftes dieses Bekens: 1 1/4 Zoll.
Ich wuͤrde hier die Dimensionen des italiaͤnischen Haspels angegeben
haben, der auch in Frankreich allgemein gebraucht wird, wenn die Society nicht
bereits, Modelle hiervon besaͤße,Die besten Haspel sind die piemontesischen. A. d. Ueb. und werde daher nur noch einiger Umstaͤnde beim Abwinden der Seide
erwaͤhnen.
Quell-Wasser oder Regen-Wasser ist das einzige Wasser, dessen man sich
zum Abwinden bedienen darf. Brunnen-Wasser taugt durchaus nicht, indem es zu
hart ist, und den Gummi nicht aufloͤst, der die Seide im natuͤrlichen
Zustande umhuͤllt.
Das Wasser in dem Beten muß zwei Mahl des Tages erneuert werden: des Morgens, ehe die
Arbeit beginnt, und zum zweiten Mahle, ehe die Arbeiter Mittag halten, da einige
Zeit vergeht, ehe es zu sieden anfaͤngt.
Wenn man die Cocons in das heiße Wasser gibt, und die Seide steigt dik auf der Ruthe
auf, so ist dieß ein Beweis, daß das Wasser zu heiß war. Wenn man aber die
Seidenfaden nicht mit der Ruthe fangen kann, so ist dieß ein Zeichen, daß das Wasser
zu kalt war.
Wenn, waͤhrend die Arbeit im Gange ist, die Cocons oͤfters zu den kleinen
eisernen Leitern emporsteigen, so ist das Wasser zu heiß, und wenn die Cocons nicht
mit Faden folgen, so ist es zu kalt. Nach diesen Anzeigen wird man leicht den
gehoͤrigen Waͤrmegrad des Wassers finden, und unterhalten
koͤnnen.
Wenn Sand zwischen den Cocons im Beken ist, so treibt ihn die Hize des Wassers empor,
und er legt sich an den Cocons an. Dieß erkennt man sehr leicht daran, daß der Faden
dadurch abbricht, als waͤre er mit einem Messer abgeschnitten. Man muß daher
bei Reinigung des Bekens sich wohl vor allem Sande huͤten, und es geschieht
vorzuͤglich aus Furcht vor Sand, daß man das Wasser zwei Mahl des Tages, und
zuweilen noch oͤfters wechselt. Wenn man sieht, daß Sand im Wasser ist, und
man hat nicht Zeit das Wasser zu wechseln, indem es lang hergeht, bis das Wasser
wieder zum Sieden gebracht wird, so bedekt man die Ruche mit der zuerst abgenommenen
rauhen Seide, taucht sie bis auf den Boden des Bekens, und zieht sie sacht auf
demselben hin, wo dann der Sand an dieser rauhen Seide haͤngen bleibt, wenn
diese mit demselben in Beruͤhrung gelangt. Man fuͤhrt dann die Ruthe
an einer Seite des Bekens herauf, und bringt so den Sand aus demselben. Diese kleine
Arbeit muß oͤfters wiederholt werden.
Das Feuer unter dem Kessel muß so unterhalten werden, daß das Wasser immer denselben
Grad von Hize behaͤlt: das kalte Wasser, das man von Zeit zu Zeit nachgießen
muß, darf daher nur in den geringsten Mengen, und nach und nach nachgegossen werden,
um keinen Wechsel in der Temperatur zu erzeugen. Wenn man zuviel kaltes Wasser auf
ein Mahl nachgießt, und dadurch die noͤthige Temperatur zu sehr
abkuͤhlt, so verliert die Seide auf den Cocons im Beken ihre Farbe, und wird
ganz blaß: solche blaße Seide laͤßt sich in der Folge, wie man sagt, in
keiner Farbe mehr gehoͤrig faͤrben, und verliert folglich viel im
Werthe.
Wenn man die Cocons im Beken mit dem Ruͤthchen klopft, so muß die Hand dabei
so leicht gefuͤhrt werden, als moͤglich so daß die Cocons nur sanft
davon beruͤhrt werden. Wenn man zu stark klopft, so kluͤmpern sich die
Faden, statt daß sie sich einzeln abwaͤnden, so zusammen, daß sie in der
Folge nicht mehr abgewunden werden koͤnnen, und es geht dadurch viele Seide
verloren.
Wenn man die feinen Faden mit jenen verbindet, die so eben abgewunden wurden, so
duͤrfen sie nicht uͤber einen Zoll uͤber die Finger
hervorstehen; denn wenn sie laͤnger sind, so verbinden sie sich nicht
gehoͤrig, sondern haͤngen herab, kluͤmpern sich, und machen,
daß der Faden reißt, indem er zu dik wird, als daß er leicht durch den eisernen
Leiter durchlaufen konnte.
Waͤhrend des Abwindens muß der Faden immer naß seyn, damit er desto leichter
auf den Haspel hinschluͤpft. Wenn das Rad einige Zeit uͤber still
stand, muß der ganze Faden zwischen dem Beken und den beiden eisernen Leitern genezt
werden, damit er desto leichter laͤuft.
Man muß auch die Schnur und das kleine hoͤlzerne Rad, welches den
hoͤlzernen Regulator in Bewegung sezt, von Zeit zu Zeit mit Wasser naß
machen, damit sie sich leichter gehoͤrig bewegen. Wenn die Schnur troken
wird, so dreht sie den Regulator, nicht gehoͤrig, und die Seide wird ungleich
auf den Haspel aufgetragen, so daß die Faden auf demselben an einander ankleben,
indem sie auf einander zu liegen kommen, ehe noch die fruͤher aufgewundenen
Faden Zeit hatten, troken zu werden. Denn der hoͤlzerne Regulator ist so
berechnet, daß er die Faden auf den Haspel nur so auflegt, daß sie einander schief
und in so wenigen Puncten, als moͤglich, beruͤhren, damit die Faden
Zeit haben abzutroknen, ehe sie mit den folgenden in Beruͤhrung kommen. Wenn
die Faden aneinander kleben, weil sie zu fruͤhe mit einander in
Beruͤhrung gebracht wurden, so ist die ganze Seide verdorben.
Die sogenannten Atlaß-Cocons, (weil sie wie Atlaß glaͤnzen), verlangen
nur ein mittelmaͤßig warmes Wasser im Beken. Der Grad von Waͤrme, der
fuͤr feine Cocons nothwendig ist, wurde sie gaͤnzlich verderben, indem
die Seide zu dik abliefe, und werkig wuͤrde. Man findet den noͤthigen
Grad von Waͤrme fuͤr dieselben, indem man sorgfaͤltig die Art
und Weise untersucht, wie die Seide von den Cocons, die man zuerst in das Beken
thut, herabkommt; findet man, daß sie zu dik abgeht, so sezt man nach und nach
kaltes Wasser zu, bis man die gehoͤrige Temperatur gefunden hat. Man darf
diese Cocons nicht lang im heißen Wasser liegen lassen, und nur einige derselben auf
ein Mahl in's Wasser thun. Wenn man auf diese Umstaͤnde nicht achtet,
laͤuft die Seide zu dik ab, wodurch dann der Faden bei dem Abwinden alle
Augenblike bricht, und nicht bloß die Seide selbst verloren geht, sondern auch
diejenige, die man erhaͤlt, grob und ungleich wird.
Wenn einmahl soviel Seide auf den Haspel aufgewunden ist, als man fuͤr
hinlaͤnglich erachtet, z.B. die Seide von 3 Pfund Cocons, so nimmt man den
Haspel ab, und stekt einen neuen auf, damit die Arbeit nicht unterbrochen wird. Die
Seide bleibt 6 bis 8 Stunden lang auf dem Haspel, und, wenn es moͤglich ist,
noch laͤnger, indem sie vollkommen troken seyn muß, ehe man sie von dem
Haspel abnimmt.
Wenn die Cocons, die man in das Beken that, beinahe fertig sind, muß man das Rad
still stehen lassen, die Cocons zu jeder Seite mit einem Seihloͤffel
herausnehmen, und sie auf einen Teller in der Naͤhe des Ofens legen. Dieß
geschieht aus einem doppelten Grunde: 1) damit sie sich nicht mit den neuen Cocons
vermengen, die man zum Abwinden nachschuͤttet; 2) weil, wenn man die alten
Cocons so lang im Wasser ließe, bis die frischen gehoͤrig zubereitet sind,
die Seide nicht schnell und gehoͤrig abgewunden werden koͤnnte.
Sobald die Seide gaͤnzlich von den Cocons abgewunden ist, nimmt man die noch
uͤbrige Huͤlle, welche das Insect enthaͤlt, aus dem Beken, und
wirft sie weg, damit das Wasser nicht dadurch verunreinigt, und folglich die Seide
verdorben wird.
Man muß dafuͤr sorgen, daß an jedem Ende des Bekens eine gleiche Anzahl von
Cocons zu liegen kommt, damit die Seidenfaden gleich dik werden. Wenn an einer Seite
weniger Cocons liegen, so wird nicht bloß der Faden auf dieser Seite duͤnner,
sondern er reißt auch ehe. Man muß daher die Cocons einzeln, und nie mehr als zwei
auf ein Mahl eintragen. Wenn man z.B. vier oder fuͤnf auf ein Mahl
eintruͤge, so wird es auf dieser Seite zu schwer, und der Faden bricht, weil
das Gleichgewicht verloren ist.
Wenn man die Seidenfaden um die beiden kleinen Drahtstuͤke, die sie auf den
Haspel leiten, anlegt, so muß man an dem rechten Drahtstuͤke den Faden
rechts, an dem linken aber links umwinden: rechts und links ist hier nach der Hand
der Arbeiterinn genommen.
Je schneller das Rad laͤuft, desto besser windet die Seide sich ab, und desto
besser verbinden sich die Enden der Faden aneinander. Man sollte glauben, daß durch
die groͤßere Schnelligkeit der Bewegung der Faden uͤberspannt und leichter
abgerissen wuͤrde; Erfahrung hat aber gezeigt, daß der Faden nie wegen der
Schnelligkeit reißt, sondern daß, im Gegentheile, je schneller desto besser gewunden
wird.
Nachdem die gehoͤrige Menge Seide auf dem Haspel aufgewunden wurde, reinigt
man die Seide von allen losen Faden mittelst der Finger, und nimmt hierauf eine
kleine Handvoll rauher Seide, waͤscht sie, um sie gehoͤrig zu
reinigen, druͤkt sie aus, und taucht sie in kaltes Wasser, worauf man mit
derselben mit der flachen Hand mehrere Mahle die Seide auf dem Haspel ringsumher
abreibt, und mit dem Ballen der Hand aufklopft. Hierauf gießt man etwas kaltes
Wasser auf die Seide, und treibt dann den Haspel mit aller nur immer
moͤglichen Schnelligkeit acht bis zehn Minuten lang herum, um alles Wasser
wegzuschnellen, worauf man den Haspel bei Seite auf einen luftigen Plaz stellt,
damit die Seide vollkommen troknet: man darf die Seide aber nicht der Sonne bloß
stellen, wodurch sie ihre Farbe verlieren und verdorben wuͤrde. Auf diese
Weise wird die Seide rein und glaͤnzend.
Bei dem Zurichten der Doppel-Cocons zum Abwinden nimmt man mehr von denselben
auf ein Mahl in das Beken, als von der feinsten Sorte. Ehe man sie aber in das Beken
bringt, muß man sie von aller außen anhaͤngenden rauhen Seide reinigen, damit
sie in dem Beken gehoͤrig spielen. Das Wasser muß ferner siedend heiß seyn,
und, da man hier eine groͤbere Seide erhaͤlt, und außen viel rauhe
Seide (Werg) anfliegt, benuͤzt das Maͤdchen, welches das Rad dreht,
die Zeit, waͤhrend die andere Weibsperson die Cocons im Beken zum Abwinden
zubereitet, und puzt die rauhe lose Seide von der bereits auf dem Haspel
befindlichen Seide weg.
Bei dem Abwinden der feinen Seide befinden sich immer zwei Straͤhne zugleich
auf dem Haspel: bei dem Abwinden der Doppel-Cocons hingegen
beschraͤnkt man sich bloß auf eine Straͤhne.Obschon Hr. Stephenson hier einige interessante
Bemerkungen uͤber das Abwinden der Seide mittheilte, so, ist hier
doch das wichtige Sortiren der Seide nach der Feinheit der Faden
gaͤnzlich uͤbergangen. Die Kunst des Abwindens der Seide hat
soviele Feinheiten, als die Seide selbst, und eine Virtuosinn in dieser
Kunst erhoͤht den Werth der Seide oͤfters um 20 p. C. Wenn man
in einem Lande ernstlich daran denkt, Seidenzucht einzufuͤhren, so
muß man waͤhrend der 10–12 Jahre, die die
Maulbeer-Baͤume brauchen, um als Straͤucher
heranzuwachsen, jaͤhrlich ein halb Duzend geschikte Arbeiterinnen
nach Piemont schiken, (wo diese Kunst den Gipfel der Vollkommenheit erreicht
hat) um sie daselbst Seide abwinden lernen zu lassen. Aus Buͤchern,
und von Abwinderinnen, die man aus Italien kommen laͤßt, lernt man
diese Kunst nicht: denn eine Meisterinn in dieser Kunst steht sich zu gut in
Italien, als daß sie fuͤr denjenigen Lohn nach Deutschland gehen
wuͤrde, den man ihr bei Einfuͤhrung der Seidenzucht geben
kann. A. d. U.
Die Art, wie die Franzosen ihre rauhe Seide und die Abfaͤlle beim Abwinden,
(die sogenannte Floretseide oder Filoselle) behandeln,
ist folgende. Alle Cocons, durch welche sich die Nachtfalter durchgebissen haben,
alle leichten Cocons, die man zum Abwinden ungeeignet findet, alle Huͤllen,
die man aus dem Beken weggeworfen hat, nachdem die Seide davon abgewunden wurde,
werden zusammengethan.
Diejenige Floretseide, die ihre gelbe Farbe behalten soll, kommt in einen großen
kupfernen Kessel, und wird daselbst von einem Manne mit nakten Fuͤssen
eingetreten, wie es in Schottland einige Weiber bei dem Waschen ihrer Waͤsche
zu thun pflegen. Die Cocons werden von Zeit zu Zeit mit den Haͤnden
umgekehrt, und das Treten hierauf fortgesezt. Diese Arbeit dauert ungefaͤhr
zwei Stunden, wobei immer umgewendet und von Zeit zu Zeit frisches Wasser zugegossen
wird, bis man sieht, daß die Seide von den Cocons leicht losgeht, wenn man sie mit
den Fingern zupft. Da die am Rande liegenden Cocons beim Treten der Kraft der
Fuͤße oͤfters entzogen werden, so wirft man die am Rande befindlichen
fleißig in die Mitte, damit sie gleichfalls gehoͤrig durchgetreten
werdenTechnic. Repository. N. 55. S. 44..
Wenn sie gehoͤrig abgeschieden ist, bringt man sie an den Bach, und bindet die
Cocons in ein reines Tuch, damit die Seide sich nicht vermengt. Am Bache gießt man
von Zeit zu Zeit frisches Wasser auf, bis man sieht, daß alles Wasser rein abfließt,
ohne auf irgend eine Weise getruͤbt oder gefaͤrbt zu seyn. Wenn dieß
der Fall ist, breitet man die Seide in der Sonne aus, um in derselben zu troknen,
und wenn sie troken geworden ist, ist sie fertig.
Wenn diese Seide weiß werden soll, so bringt man die Cocons zuerst in einen Kessel
mit kaltem Wasser, in welchem man sie 24 Stunden lang liegen laͤßt. Dann gibt
man soviel Wasser in einen kupfernen Kessel, als noͤthig ist, die Cocons
gehoͤrig darin zu kochen, so daß also diese davon bedekt werden. In diesem
Wasser loͤset man auf jedes Pfund Cocons ein Viertel Pfund gute Seife auf,
und wenn die Seife vollkommen aufgeloͤst ist, bindet man die Cocons in ein
reines Tuch, um zu verhindern, daß die Seide nicht zusammenlauft, und bringt sie in
den Kessel, wo man sie so lang kochen laͤßt, bis man sieht, daß die Cocons
weiß geworden sind. Waͤhrend des Kochens haͤlt man die Cocons mit
einem Stoke immer unter Wasser, damit sie alle gleichfoͤrmig ausgesotten
werden. Nachdem sie gehoͤrig weiß geworden sind, nimmt man sie heraus,
fuͤhrt sie zum Bache, und wascht sie daselbst so, wie die vorigen, bis das
Wasser vollkommen klar ablauft, worauf man sie an der Sonne ausbreitet, und eben so
troknet.
Obschon diese lezte Sorte von Seide, sie mag weiß oder gelb seyn, gleichen Preis hat,
so zieht der Kaufmann doch die erstere oder gelbe vor, indem diese, wie er sagt,
weniger von ihrem natuͤrlichen Gummi verloren hat, als diejenige, die
gesotten wurde, und daher auch alle Farben besser annimmt, als leztere.
Ich will hier eines Umstandes noch erwaͤhnen, der zwar nicht an seinem Plaze
ist, aber doch vielleicht beachtet zu werden verdient. Als ich in den lezten Jahren
meines Aufenthaltes zu Montauban nicht so viele Blaͤtter fuͤr meine
Raupen in der Nachbarschaft hatte, als ich brauchte, und dieselben eine halbe Stunde
weit herkommen lassen mußte, pfluͤkte man sie zwar, wie gewoͤhnlich,
in Koͤrbe, fuͤhrte mir aber dieselben in Saͤken zu. Da sie auf
diese Weise einige Zeit in den Saͤken liegen mußten, erhizten sie sich, und
schwizten, so daß sie bei dem Ausbeuteln ganz naß aus dem Sake kamen. Da ich ein
sehr trokenes Gewoͤlbe hatte, ließ ich die Blaͤtter auf dem Boden
desselben, den ich vorher rein kehren ließ, ausbreiten, und von einem Arbeiter mit
einer hoͤlzernen Gabel fleißig umkehren, bis sie vollkommen troken wurden:
der Arbeiter mußte so sanft als moͤglich dabei verfahren, damit er die
Blaͤtter nicht zerquetschte, und ich ging waͤhrend dieser Arbeit nicht
von seiner Seite. Ich bemerkte nie, daß diese, auf die angegebene Weise behandelten
Blaͤtter,
obschon sie geschwizt hatten, die mindeste uͤble Wirkung hervorbrachten: die
Raupen Fraßen sie mit großem Appetite, blieben gesund und stark, bis sie aufstiegen,
und gaben eine gehoͤrige Menge trefflicher Seide. Als ich uͤber diesen
Zufall nachdachte, schien es mir, daß es in einem weniger trokenen Lande, als das
suͤdliche Frankreich, wie z.B. in England, sogar vorteilhaft werden
koͤnnte, wenn man die Blaͤtter schwizen ließe, indem auf diese Weise
eine große Menge der zu groben Saͤfte, welche diese Platter in feuchteren
Laͤndern enthalten, weggeschafft werden konnte, was bei
Maulbeer-Baͤumen, die, wie gegenwaͤrtig in England, in stark
geduͤngtem Gartenboden gezogen werden, wo die Blaͤtter viel zu saftig
werden, als daß sie den Raupen gut anschlagen koͤnnten, (in Frankreich
haͤlt man, wie gesagt, solche Blaͤtter sogar fuͤr
hoͤchst gefaͤhrlich) um so mehr nothwendig zu seyn scheint. (Herr Stephenson wuͤnscht, daß die Gesellschaft Versuche
hieruͤber anstellen ließe, um der Sache auf die Spur zu kommen, indem es
hoͤchst nothwendig ist, den Raupen das gesuͤndeste Futter zu
verschaffen.)
Um den wahrscheinlicheren mittleren Ertrag bei der Seiden-Zucht zu erfahren,
fragte ich einen der erfahrensten Maͤnner in diesem Zweige der
Landwirthschaft. Er versicherte mir, daß er eine Seidenernte allerdings fuͤr
gut erklaͤrt, wenn er aus zwei Loth Eiern fuͤnf Pfund Seide
erhaͤlt, obschon er auch Jahre hatte, in welchen er sechs, sieben, acht, und
sogar neun Pfund aus zwei Loth Eiern gewann: ja er kannte einige Landwirthe, die 10
Pf. Seide aus derselben Menge Eier erhielten. Er wiederhohlte aber, daß er sich gern
mit fuͤnf Pfund Seide begnuͤgt, vorzuͤglich, wenn er viele
Raupen zieht, indem der Ertrag an Seide in dem Maße abnimmt, als man viele Raupen
auf ein Mahl zieht, da es durchaus unmoͤglich ist, auf eine sehr große Menge
derselben jene Aufmerksamkeit zu wenden, die man einer kleineren allerdings schenken
kann.Es ist unglaublich, wie schnell das Verhaͤltnis; der Raupen zu den
Cocons abnimmt, wenn die Zahl der Raupen zunimmt. Wenn man z.B. aus 4 Loth
Eiern 120 bis 130 Pf. Cocons rechnet, so erhaͤlt man aus 16 Loth
Eiern nur mehr 3 bis 3 1/2 Ztr. Cocons, und aus 32 Loth Eiern gar nur 6 Ztr.
Darin besteht aber gerade der Vortheil bei der Seidenzucht fuͤr den
kleineren Landwirth, daß er verhaͤltnißmaͤßig mehr bei der
Seidenzucht gewinnt, als der große Guͤter-Besizer.
Jeder Bauer kann 2 Loth Eier ausbruͤten lassen, und daraus 5 Pf.
Seide gewinnen, die ihm an 60 fl. tragen, wenn seine Maͤdchen die
Seide abwinden koͤnnen. A. d. U.
Ich will hier noch bemerken, daß, man, in Frankreich, zweihundert und Zwanzig Cocons
auf Ein Pfund rechnet, wenn sie mittelmaͤßig gut sind;
daß man, um soviel Raupen zu fuͤttern, als man zu Einem Zentner Cocons
braucht, zwei und zwanzig bis drei und zwanzig Zentner
Maulbeer-Blaͤtter als Futter fuͤr dieselben noͤthig
hat;
daß Ein Zentner Cocons nur zwischen neun bis zehn Pf. gesponnene Seide liefert;
daß, ein Jahr in das andere, das Pfund Cocons nur 25 Sols gilt;
daß die gesponnene Seide, bis sie gereinigt und zum Verarbeiten auf dem Stuhle fertig
ist, beinahe ein Viertel am Gewichte verliert;
daß endlich das Pfund gesponnene Seide, ein Jahr in das andere, in Frankreich 25
Livres gilt.
Hr. Stephenson empfiehlt der Society fuͤr Maulbeerplantagen auf sandigem steinigen Boden zu
sorgen, der zwar jaͤhrlich umgegraben und gereinigt werden muß, aber durchaus
nicht geduͤngt werden darf, und die Maulbeer-Baͤume bloß aus
Samen ziehen zu lassen, indem dieß die schnellste und leichteste
Vermehrungs-Art derselben ist, und man dadurch zugleich immer zarte junge
Blaͤtter fuͤr die jungen Raupen erhaͤltVergl. Anm. 40. S. 138 und 56. S. 153. A. d.
U..
Er schließt mit einem Auszuge aus Hrn. Marteloy's
Denkschrift, die derselbe nach 18jaͤhrigen Versuchen uͤber die
Ursachen des Verfalles der Seiden-Zucht dem Minister unterlegte, und Hrn. Stephenson im Manuscripte mittheilte. Hr. Marteloy findet die Ursachen des geringeren Ertrages der
Seidenzucht in Frankreich: 1) in Mangel an Reinlichkeit, die fuͤr die
Gesundheit und das Gedeihen der Raupen unerlaͤßlich ist; 2) in dem
Aufeinanderhaͤufen zu vieler Raupen in zu engen Raͤumen; 3) in dem
Einsperren der Raupen oder in dem Ausschließen der freien atmosphaͤrischen
Luft, wodurch die Luft in dem Zimmer allmaͤhlich toͤdtlich fuͤr
die Raupen wird.
Hr. Marteloy fing seine Abhandlung damit an, daß er dem Minister bewies, daß
ein Seidenwirth (fabriqueur); der nur ein Zimmer von 18
Fuß Laͤnge, eben solcher Breite, und 15 Fuß Hohe hat, ohne die mindeste
Bedenklichkeit 40 Loch Eier ausbruͤten laͤßt, die ihm, wenn sie
ziemlich gut sind, acht mahl hundert tausend Raupen geben. Wenn diese Raupen reif
werden, werden sie Finger dik, und koͤnnten unmoͤglich in diesem
Raͤume Plaz finden, wenn sie nicht, wie alle anderen Thiere, in jedem Alter
sterben konnten. Wenn wir annehmen, sagt Hr. Marteloy,
daß beider vierten Haͤutung die Haͤlfte derselben gestorben ist, so
bleiben noch 400,000 uͤbrig, die unmoͤglich in einem solchen Zimmer
Plaz haben koͤnnen, wenn man bedenkt, daß hundert Raupen wenigstens Einen
Quadratfuß brauchen, wo sie gehoͤrig untergebracht seyn sollen. Ein solcher
Seidenwirth muß also sein Ammer so mit Stellen anfuͤllen, daß man nichts wie
eine Masse von Insecten und Mist in demselben findet, wodurch die Luft nothwendig
verdorben werden muß. Nun kommt noch die Grausamkeit hinzu, in einem solchen Zimmer
Fenster und Thuͤren fest zuzuschließen, alle aͤussere Luft abzuhalten,
und diese Zimmerluft, die kaum mehr athembar ist, durch dichte
Raͤucherungs-Wolken noch mehr zu verderben.
Von den ersten zwei Haͤutungen fuͤllen die jungen Raupen nur zwei
Stellen, weil sie noch klein sind, und folglich wenig Raum einnehmen: sie gedeihen
nach Wunsch, und ihr Wirth ist voll suͤßer Hoffnung eines gluͤklichen
Erfolges.
Wenn die dritte Haͤutung kommt, sind die Raupen um ein Achtel groͤßer
geworden, und nehmen dann sechzehn Mahl mehr Raum ein. Von diesem Augenblike an
zerstoͤrt eben dieser Wirth alle seine schoͤnen Hoffnungen selbst. Er
schließt Fenster und Thuͤre, verstopft jede Rize, wodurch nur die mindeste
frische Luft eindringen koͤnnte; er heizt mit großer Auslage dieses Zimmer,
und erstikt, buchstaͤblich, die Raupen durch seine Raͤucherungen.
Waͤhrend der ersten beiden Lebensperioden der Raupen ist es nicht absolut
noͤthig, frische Luft in das Zimmer zu schaffen, indem die Raupen kaum den
zwanzigsten Theil des Zimmers einnehmen: der Mist vertroknet von selbst; denn er
wird kaum Einen Zoll oder hoͤchstens anderthalb Zoll dik. Allein, in dem
dritten Lebens-Alter sieht es anders aus. Die Raupen fuͤllen bereits
16 Stellen, und werden nun jeden Tag bis zu ihrer Reife groͤßer, so, daß
sie bald das ganze Zimmer ausfuͤllen. Der Mist nimmt in Verhaͤltniß
der großen Menge Blaͤtter zu, die sie freßen, und des Unrathes, den sie
absezen, und wird in diesem Alter schon 5 bis 6 Zoll hoch. Die Luft im Zimmer, voll
giftiger Feuchtigkeit, die aus den Raupen und ihrem Unrathe und aus den
Blaͤttern emporsteigt, laͤßt den Unrath nicht troken werden: er erhizt
sich, und nezt und aͤzt die Raupen an, die nun ihre Lebhaftigkeit verlieren,
und selbst das beste Futter nicht mehr anruͤhren.
Zuweilen vollendet die Raupe, selbst unter, allen diesen Drangsalen, wenn sie stark
genug ist, ihr drittes Alter, und selbst ihr viertes: allein, in dem Augenblike der
Reife, wo sie aufsteigen soll, unterliegt sie endlich, angestekt und
erschoͤpft, unter ihren vielen Leiden. Vergebens erwartet der Wirth den Lohn
fuͤr seine Kost und Muͤhe: die verpesteten Wuͤrmer
vermoͤgen nicht aufzusteigen und zu spinnen; vergebens will er ihnen mit
seinen Haͤnden auf das Spinngeruͤst helfen; er toͤdtet ihm
dadurch nur noch mehrere, denn sie fallen herab, oder legen nur hier und da einige
Faden an. Nun sieht der Wirth mit Entsezen den Untergang seiner Hoffnungen,
herannahen, und, um denselben zu beschleunigen, raͤuchert er mit
Gesundheits-Rauch alle noch lebenden Raupen zu Tode.
Die aͤrmsten Doͤrfer, wo die Wohnhaͤuser nur wahre
Huͤtten sind, sind dafuͤr die Plaͤze, wo man meistens die
reichste und die sicherste Seiden-Ernte findet. Diese, ungeachtet aller
Sorgfalt sie zu schließen, großen Theils doch noch immer luͤftigen
Huͤtten haben Loͤcher genug, durch welche frische Luft in und durch
sie dringen kann: dieß ist die Ursache, warum die Raupen hier gedeihen. Die
reicheren Nachbarn, deren Haͤuser besser gegen Wind und Wetter
geschuͤzt sind, erstaunen uͤber den Segen Gottes bei den Armen, und
stellen diese bei ihren Seidenraupen als Waͤrter an. Allein hier gelingt
ihnen ihr Segen nicht mehr, und sie sind einfaͤltig genug, nicht einzusehen,
daß es bloß die bessere Luft ihrer halb offenen Haͤuser ist, welcher sie das
bessere Gedeihen ihrer Raupen zu danken haben; sie schreiben das Mißlingen, in ihrer
neuen scheinbar besseren Lage, bald der Hize, bald der Kaͤlte, bald einem
boͤsen herrschenden Winde, bald der Natur des Bodens, bald der Menge der
Blaͤtter, bald dem Monatflusse der Weiber zu, die die Raupen warten.
So war der Zustand der Seiden-Zucht in Frankreich, ehe Hr. Marteloy fand, daß bloß Mangel an Reinlichkeit, Mangel an
frischer Luft die Ursache alles jenen Unheiles ist, welches den Seidenwirth um
seinen Ertrag bringt. Durch fleißiges Auspuzen und Verhindern, daß der Mist nicht in
Gaͤhrung geraͤth, durch immer freieren Zutritt der Luft, beseitigte er
nach 18jaͤhrigen Versuchen alle Gefahren, und uͤberzeugte sich, daß
die Seidenraupe nach der zweiten Haͤutung auch die freie Luft ertragen
kann.
Das heillose Verfahren, welches man ehevor im suͤdlichen Frankreich bei der
Seiden-Zucht befolgte, beschraͤnkte sich nicht bloß auf die Leichen
der Raupen, sondern wuͤrgte auch Menschen, vorzuͤglich Kinder. Man
bemerkte haͤufig, daß Kinder an der Brust von Muͤttern, die mit
Wartung und Pflege der Seidenraupen beschaͤftigt waren, dahin starben, und
die Sterblichkeit unter den Saͤuglingen in jenen Gegenden, wo die Seidenzucht
stark betrieben wird, wie zu Tiers, Narbonne, Castrie etc., war zur Zeit der
Seidenwirthschaft außerordentlich groß. Man schrieb dieß einer giftigen Eigenschaft
der Milch der saͤugenden Muͤtter zu, die durch das Warten und Pflegen
der Raupen entstehen soll: allein es ist lediglich die Wirkung der verpesteten, Luft
der Zimmer, in welchen man die Seidenraupen auf die oben angegebene verkehrte Weise
zog, die die Muͤtter krank machte und die schwaͤcheren Kinder
toͤdtete. Haͤufig bekamen die Weiber, die die Seidenraupen in solchen
Zimmern warteten, die Gelbsucht, und wurden so gelb, wie die Raupen, und wenn sie
hier und da die leichtesten Verlezungen an der Haut hatten, so entstanden daraus
brandige Geschwuͤre (wie in Feldspitaͤlern, wo der Typhus herrscht).
Seit die bessere Methode bei der Seiden-Zucht eingefuͤhrt ist, wird
kein Arbeiter bei den Seidenraupen mehr krank.
In Folge der Versuche des Hrn. Marteloy trugen die Staaten
von Languedoc, nach dem Wunsche des Hrn. Ministers, auf einen Versuch im Großen an,
die Seidenraupen ganz in freier Luft zu ziehen. Hr. Marteloy, der den Versuch leiten sollte, erhielt 1200 Livres zur
Ausfuͤhrung desselben. Er wurde im J. 1764 (in Gegenwart des Hrn. Stephenson) zu Montpellier mit dem gluͤklichsten
Erfolge vollendet. Acht und ein Viertel Pfund Cocons gaben Ein Pfund Seide,
waͤhrend man
sonst zwoͤlf Pfund Cocons zu soviel Seide rechnetAuch der Uebersezer zog vor 30 Jahren Seidenraupen in freier Luft, und sie
gediehen trefflich: allein die Voͤgel holten sie vor dem Einspinnen.
A. d. U..
Dieses guͤnstige Resultat veranlaßte im folgenden Jahre einen zweiten
aͤhnlichen Versuch, zu welchem Hrn. Marteloy 1800
Livres vorgeschossen wurden; allein die Witterung war in diesem Jahre so kalt und
naß, und es regnete gerade zur Zeit des Aufsteigens der Seidenraupen so gewaltig,
daß es unmoͤglich ward, den Raupen trokenes Futter zu verschaffen. Der
Versuch mißlang; es mißrieth aber auch zugleich die Seiden-Ernte im ganzen
suͤdlichen Frankreich.
Man stellte nun zwar keinen neuen Versuch mehr an, die Seidenraupen im Freien zu
ziehen; allein die beiden fruͤheren Versuche des Hrn. Marteloy oͤffneten allen Seidenwirthen die Augen; sie lernten die
Nachtheile kennen, die dadurch entstehen, wenn man viele Raupen in einem engen
Raͤume zusammenhaust; sie lernten, die Nothwendigkeit der Reinlichkeit, des
fleißigen Ausmistens einsehen, die Unerlaͤßlichkeit reiner frischer Luft
fuͤr die Raupen begreifen, und die Seiden-Zucht bekam eine neue
Gestaltung und neuen Umschwung.
Die Eigenthuͤmer des Languedoker-Canals geriethen auf die
wolthaͤtige Idee, beide Ufer dieses Canales, der das mittellaͤndische
Meer mit dem Ocean verbindet, auf einer Streke von 120 engl. Meilen von Agde bis
Toulouse mit weißen Maulbeer-Baͤumen zu bepflanzen, und Hr. Marteloy bekam die Leitung dieser Pflanzung, von welcher
ihm das Zehntel des Ertrages zugesichert wurde. Sie uͤbertrugen ihm ferner
eine große Streke ihnen zugehoͤrigen wuͤsten Landes mit Helen von
Maulbeer-Baͤumen zu bepflanzen, und er entsprach ihren
Wuͤnschen, wofuͤr er auch reichlichen Lohn erhielt.