Titel: | Beschreibung eines Rettungs-Bothes, einer Schwimm-Jake und eines Schwimmers, von der Erfindung des Hrn. W. van Houten, Secretärs des National-Institutes zur Rettung der Schiffbruch-Leidenden zu Rotterdam. |
Fundstelle: | Band 23, Jahrgang 1827, Nr. XLIV., S. 208 |
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XLIV.
Beschreibung eines Rettungs-BothesDiese Bothe sind an den Kuͤsten von Holland zur Rettung der
Ungluͤklichen aufgestellt. A. d. O., einer Schwimm-Jake und eines Schwimmers, von der Erfindung des Hrn.
W. van Houten,
Secretaͤrs des National-Institutes zur Rettung der
Schiffbruch-Leidenden zu Rotterdam.
Aus dem Repertory of Patent-Inventions, Novbr.
1826. S. 268.
Mit Abbildungen auf Tab.
V.
van Houten's, Beschreibung eines
Rettungs-Bothes.
Fig. 6. zeigt
das Both von innen; Fig. 7. zeigt es von oben herab gesehen; Fig. 8. zeigt es von
unten. Dieselben Buchstaben bezeichnen dieselben Gegenstaͤnde. Dieses Both
ist in einer Mittelform zwischen einer Norwegischen und
Groͤnlaͤndschen Schaluppe gebaut, und am Vorder- und
Hintertheile beinahe gleich gestaltet. Es ist mit kupfernen Naͤgeln
beschlagen, und hat, wie man in Fig. 8. sieht, einen
flachen Boden, damit es weniger taucht, und sich leichter auf einen Wagen laden
laͤßt, wenn es an der Kuͤste von einem Orte zu dem anderen gefahren
werden soll, und leichter vom Ufer in die See gebracht werden kann. Es
schlaͤgt auch auf diese Weise weniger um, und ist weniger einer
Beschaͤdigung ausgesezt, als wenn es einen Kiel haͤtte. Zur
groͤßeren Befestigung desselben ist innenwendig der Boden, a, bis zu einer Hoͤhe von ungefaͤhr acht
Zoll so dicht als moͤglich mit Kork belegt, und mit einem wasserdichten
Heberboden, b, bedekt. Das Both hat ferner sechs
Querhoͤlzer oder Size, c, c, denen man
absichtlich die ungewoͤhnliche Breite von Einem Fuße gegeben hat, um von
Seite zu Seite so genau als moͤglich passende Luftbuͤchsen, d, d, unter denselben anzubringen. Von einem Querholze
zum anderen, in einer Entfernung von 22 Zoll, sind noch
Seiten-Querhoͤlzer, e, e, angebracht,
unter welchen sich gleichfalls kleinere Luftbuͤchsen befinden. Um diese
Buͤchsen gegen alle Beschaͤdigung zu sichern, sowohl durch die
Fuͤße beim Rudern, als auf andere Weise, werden dieselben mit starken
Brettern umgeben, die zu beiden Seiten an den Querhoͤlzern angebracht sind.
Durch die beiden Boden des Bothes laufen messingene Roͤhren, g, g, die zwei Zoll im Durchmesser halten, um das
Wasser, welches die See in das Both wirft, ablaufen zu lassen, wenn man die Pfropfen
aus denselben auszieht, die sie verschließen.
Mit sieben Mann und allem, was zur Rettung gehoͤrt, taucht das Both
ungefaͤhr sieben Zoll. Die Roͤhren werden mittelst Pfropfen
geschlossen, wann das Both in die See ausgesezt wird. Da die Luftbuͤchsen
wasserdicht eingesezt, und von den Brettern eingeschlossen sind, so kann das Wasser
zwischen dem ersten und zweiten Querholze nicht zwischen das zweite und dritte
laufen. Wenn demnach die See in das Both schlaͤgt, wird dasselbe nur zum
Theile mit Wasser gefuͤllt, indem das Wasser nicht unter die
Querhoͤlzer eindringen, und das ganze Both fuͤllen kann: das Wasser in
dem Bothe muß also gleich hoch mit der See stehen. Wenn man die Pfropfen auszieht,
entleert es sich immer durch die Roͤhren.
Man machte einen Versuch mit einem solchen Bothe, und ließ 50 Wann auf den
Querhoͤlzern stehen, waͤhrend alle Roͤhren geoͤffnet
waren, und das Wasser freien Eingang hatte. Das Both tauchte dann nur 28 Zoll tief.
Das Wasser stieg in demselben bis auf zwei Zoll unter den Querhoͤlzern.
Dessen ungeachtet konnte man das Both mit aller Bequemlichkeit lenken, und als die
50 Mann am Ufer ausstiegen, floß das Wasser aus demselben durch die Roͤhren,
und das Both stieg zu seiner vorigen Tauchung von 7 Zoll empor. Dieser Versuch
bewies, nebst noch mehreren anderen aͤhnlichen, daß ein solches Both 50 bis
60 Ztr. ohne alle Gefahr des Sinkens fuͤhren kann, wenn es auch ganz mit
Wasser gefuͤllt ist.
Alle Versuche, die man auch bei der stuͤrmischsten See an der Kuͤste
mit diesem Bothe angestellt hat, beweisen, und alle Seeleute bezeugen, daß dieses
Both seinen Zwek erfuͤllt, zu dem es gebaut ist: es ist leicht, stark, und
mit einem Worte, ein gutes See-Both. Verschiedene Versuche, die man bei
kaltem und sehr stuͤrmischen Wetter damit anstellte, uͤberzeugten
mich, daß Verdichtung der Luft in den Luftbuͤchsen dieselben
zerstoͤren und vollkommen unbrauchbar machen wuͤrde. Das erste
fuͤr die Gesellschaft erbaute Both war im Junius fertig, und die
Luftbuͤchsen wurden luftdicht geloͤthet. Im November mußte das Both
wegen eines Unfalles ausgebessert werden, und ich fand, daß alle Luftbuͤchsen
zusammengedruͤkt, und am Boden zerbrochen waren. Man konnte keinen anderen Grund
dafuͤr finden, als daß im Junius warme Luft in diese Buͤchse kam, und
daß das Both in der Winter-Kaͤlte des Novembers gebraucht wurde, wo
dann die Luft verdichtet ward. Um diesem Nachtheile abzuhelfen, ließ ich alsogleich
in jede Buͤchse eine kleine messingene Roͤhre, h, von Einem Zoll im Durchmesser machen, die immer offen bleibt, wodurch
die Luft sowohl bei warmem als bei kaltem Wetter immer freien Zutritt in die
Buͤchse hat. Diese Roͤhren werden nur dann mittelst kleiner
aufgeschraubter Bleie geschlossen, wann das Both in die See gelassen wird. Diese
Abaͤnderung hatte die erwuͤnschte Wirkung, und zeither haben die
Buͤchsen sich in vollkommen gutem Zustande erhalten. Gewoͤhnliche
Pipen wuͤrden dasselbe leisten; diese kleinen Roͤhren stehen aber
nicht so sehr im Wege, und gerathen nicht so leicht in Unordnung.
Die Schwimm-Jake (Fig. 9.), besteht aus vier
Buͤchsen von Zink, die mit Binsen ausgefuͤllt und vollkommen
luft- und wasserdicht sind: sie sind zu zwei und zwei in starke Leinwand
genaͤht, und werden durch vier Riemen zusammengehalten. Jeder Schiffer im
Bothe ist mit einer solchen Jake angethan; a, kommt
vorne auf die Brust, b, auf den Ruͤken: beide
werden zu jeder Seite unter den Armen angeschnallt. Sie hindern den Schiffer nicht
bei der Arbeit, und, wenn er uͤber Bord faͤllt, so schwimmt er oben
auf dem Wasser, und kann alsogleich gerettet werden. Das Institut hat diese einfache
Vorrichtung so nuͤzlich zur Rettung der Seeleute gefunden, daß man allen
Schiffs-Eigenthuͤmern den Antrag machen wird, ihre
Schiffs-Mannschaft damit auszuruͤsten, indem oͤfters
Umstaͤnde eintreten, wo das Rettungs-Both nicht so nahe zu dem
gestrandeten Schiffe hin kann, um die Leute an Bord zu nehmen, und diese sich in's
Wasser stuͤrzen muͤssen. In diesem Falle, oder wenn das Schiff des
Nachts strandet, koͤnnen dann die Schiffbruͤchigen mittelst einer
solchen Jake sich retten.
Fig. 10.
zeigt einen Schwimmer zur Rettung, a, a, sind zwei mit
Luft gefuͤllte Roͤhren. b, b, sind Riemen,
mittelst welcher der hoͤlzerne Rahmen, c, c,
daran geschnallt wird. d, ist eine Walze. Wenn eine
Person uͤber Bord faͤllt, wirft man ihr diesen Schwimmer zu, und wenn
sie den Rahmen erreicht, ist sie gerettet, indem dieser Schwimmer 110 Pfund
uͤber Wasser traͤgt. Wenn ein Schiff sich einer Kuͤste
naͤhert, und man will mit dem Lande in Verbindung treten, und sich an das Ufer ziehen lassen, so
befestigt man eine Leine auf der Walze, d, die man an
ihrer Stelle in den Rahmen einsezt, und wirft dann den Schwimmer uͤber Bord,
und behaͤlt das eine Ende der Leine zuruͤk. Der Schwimmer wird an das
Ufer treiben, und die Leine sich von der Walze abrollen.