Titel: | Miszellen. |
Fundstelle: | Band 23, Jahrgang 1827, Nr. LXV., S. 283 |
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LXV.
Miszellen.
Miszellen.
Preise, welche zu Mailand am 4. Oktober 1826 fuͤr
Gegenstaͤnde der Industrie vertheilt wurden.
Die Biblioteca italiana, November 1826, S. 254,
fuͤhrt einige Stellen aus dem Discorso dell abate e
cavaliere Angelo Cesaris
, I. Astronomo etc., letto
in occasione della solenne distribuzione dei premj d'industria il giorno 4.
Octbr. 1826, und die am Ende derselben enthaltene Uebersicht der
vertheilten Preise an. Die goldene Medaille erhielten:
Calderara und Comp. fuͤr Benuͤzung des
Dampfes bei ihrer Zuker-Raffinerie. Man hat an dieser Zuker-Raffinerie
außen eine Dampfmaschine mit hohem Druke angebracht, aus welcher der Dampf in die
Kessel geleitet wird, in welchen man den Syrup dadurch verdichtet.Man sollte unsere Salzsieder zu diesen Zukersiedern, oder wenigstens zu den
Salzsiedern in England in die Schule schiken, auf daß das Salz zum Besten
der Landwirthe und zum großen Vortheile des
Aerars um die Haͤlfte des bisherigen Preises abgegeben
werden koͤnnte. A. d. U. – Hrn. Joh. Gilot, fuͤr
Verfertigung von Seidenzeugen nach franzoͤsischer Art im Großen. Diese Fabrik
beschaͤftigt 150 Arbeiter. – An Traviganti,
Galletti und Comp.; fuͤr Gold- und Silber-Bijouterie
im Großen. – An Strazza und Thomas fuͤr das Denkmahl des Mahlers Appiani in Bronze. – Hrn. Ant. Faria
fuͤr Matrizen zum Lettern-Gusse. – – Die silberne Medaille: Hrn. J. Alexis Caire, fuͤr weite Roͤhren aus Kautschuk; fuͤr ein
Wasser, das man statt Leimwasser zu Wasserfarben benuͤzen kann; fuͤr
ein durchscheinendes glattes und erhab en gepreßtes Papier. – Dalmistro und Comp. in Venedig, fuͤr Verfertigung
von kuͤnstlichem Avanturin im Großen. (Diese Kunst ging beinahe verloren.
Diese Fabrik auf der Insel Murano hat großen Absaz nach America und nach den Inseln
des stillen Meeres.) HHrn. Joh. Bertini und Ludw. Brenta, fuͤr farbige Glaͤser mit
durchscheinenden Figuren. (Die (ganz irrig) fuͤr verloren geachtete Kunst der
Bereitung farbiger Glaͤser und eingebrannter Glas-Gemaͤhlde ist
durch die Bemuͤhungen dieser Herren vollkommen hergestellt.) – Hrn. M.
Dr. Lomeni fuͤr seine Maschine zur
Mostbereitung in verschlossenen Gefaͤßen. – Hrn. Ign. Pizzagalli fuͤr Nachbildung der im
lombardisch-venezianischen Koͤnigreiche gezogenen
Trauben-Sorten in Glas. – Hrn. Dr. Ant.
Cattaneo, fuͤr eine
Dampf-Sparkuͤche. – Hrn. Bernh. Rinaldini, fuͤr denselben Gegenstand. – Hrn. Joh. Catlinetti auf eine Maschine zur Verfertigung von Mineral-Wassern.
(Sie ist im Spirale zu Mailand im Gange, und dient sehr gut.) Hrn. Angelo Osio, auf verbesserte Verfertigung von Strohpapier im
Grossen. – Hrn. Jos. Cartagna, auf Verfertigung
von Pappendekel nach franzoͤsischer Art. –. Hrn. Constantin und Leop. Calvi, auf
Pappendekel-Arbeit mit Gold- und Silber-Verzierung. (Sehr
artige Galanterie-Arbeiten: Buͤchsen, Vasen, Schirme.) – Hrn.
Paul Belloni, fuͤr gepreßtes Papier mit Desseins.
– Hrn. Ludw. de'Conti fuͤr auf beiden
Seiten vergoldetes und gebluͤmtes Papier. – Hrn. P. Moschini fuͤr ausgezeichnete Arbeit in eigens dazu
zubereitetem Ulmen-Holze. – Hrn. Pietr. Campani auf Bettdeken aus Seiden-Abfaͤllen. (Er
kardaͤtscht diese Abfaͤlle nicht, sondern laͤßt die Seidenfaden
ganz.) – HHrn. Ducros, Vater und Sohne,
fuͤr Handschuhe nach Crenobler-Art. – Hrn. J. Rigozzi, fuͤr Handschuhe verschiedener Art, die
sich waschen lassen. Der Frau Magdalena Melan,
fuͤr Strohhuͤte nach Florentiner-Art. – Hrn. Angelo Bidemari, auf Seiden-Felpe fuͤr Hutmacher.
– Hrn. P. Ant. Cervetti, fuͤr Huͤte
mit doppeltem Haare. – Hrn. C. Cerina, auf
Wiederherstellung alter abgetragener Kleider, ohne daß man sie zertrennt. –
Hrn. Console, fuͤr einen Hahn auf
Schlag-Flinten. – Hrn. Jos. Mariani,
fuͤr polirte Flintenlaufe. – Hrn. Ant. Torre, fuͤr Tisch-Uhren. – Hrn. Paul Amaldi, fuͤr einen Zirkel zum Messen
koͤrperlicher Winkel. – Hrn. Ant. Guglielmini, fuͤr Schwarzfaͤrberei nach
franzoͤsischer Art. – Der Frau Paula Pedretti, fuͤr Pinsel nach franzoͤsischer und
roͤmischer Art. – Hrn. Fel. Bosiz, fuͤr Blumen aus Federn. Hrn.
Dominic. Briani, auf Tischzeug-Fabrication im
Großen. – Hrn. C. B. Rasario, fuͤr
Lampen-Fabrikation. – Hrn. F. Luca,
fuͤr eine Faͤcher-Fabrik.
Einfuhr-Verbothe auslaͤndischer Fabrikate in
Italien.
Um Industrie in Italien bluͤhen zu machen, (und wer die Geschichte der
europaͤischen Cultur kennt, weiß, auf welchem hohen Grade die Industrie in
Italien stand, als Frankreich und England, und noch weit mehr Deutschland, man darf
wohl sagen, Wuͤsten im Vergleiche mit Italien waren), befolgten die
damahligen Beherrscher Italiens dasselbe System, welches England und Frankreich
gegen das aufbluͤhende Italien, spaͤter Oesterreich, und jezt auch
Rußland mit so vielem Vortheile zum Erbluͤhen seiner Industrie befolgte,
naͤmlich das Prohibitio-System; unbedingtes Verboth der Einfuhr
solcher Fabrikate, die im Lande selbst erzeugt werden koͤnnen. Die Biblioteca italiana gibt in ihrem November-Hefte
1826, S. 207, (ausgegeben am 3. Jaͤnner 1827) eine Uebersicht der in der
Lombardie im 15ten und 16ten Jahrhunderte erlassenen Einfuhrs-Verbothe.
Die Einfuhr der fremden Tuͤcher war in der
Lombardie verbothen, unter Confiscation:
von Francesco I. Sforza dd. 3. October
1454.
– Galeazzo
Maria Sforza 22. Decbr.
1470.
– Ludwig
XII. (Koͤnig v. Frankreich)
16. Nov. 1491.
– Max
Sforza
14. Nov. 1516.
– Francesco
II. Sforza
5. Oct. 1524.
Die Einfuhr der fremden Seiden-Stoffe:
– Franc. I.
Sforza
23. Aug. 1460.
– Galeazzo
Maria Sforza
3. Nov. 1481.
– Ludwig
XII. (Koͤnig v. Frankr.)
1. Oct. 1499.
– Ferrante
Gonzaga
13. April 1553.
Die Lombardie war damahls weder so groß, noch so bevoͤlkert, als sie heute zu
Tage ist. So wie Italien in Hinsicht auf Kuͤnste und Wissenschaften dem
uͤbrigen Europa voranging, hat es auch in der Staats-Wirthschaft die Bahn gebrochen. Man
sehe nur die baͤndereiche Sammlung der Economisti
Italiani durch. Diese geschichtliche Darstellung veranlaßt uns hier
einige Worte uͤber das neue bayersche
Zollsystem,
welches am 28. Dezember 1826 erschienen ist, zu sagen: Nach
diesem sind als Schuz der bayer'schen Industrie die Fabrikate, je nachdem es halbe
oder vollendete Fabrikate sind, minder oder hoͤher mit
Eingangs-Zoͤllen belegt.
Wenn jeder Bayer dem Beispiele des allerdurchlauchtigsten Koͤniglichen Hofes
folgte, demselben Beispiele, das unseres Koͤniges Kaiserliche Schwester, die
Kaiserin von Oesterreich, gleichfalls befolgt, die sich nur in die Produkte des
Kunstfleißes ihrer Unterthanen kleidet, dann wuͤrde allerdings das neue
Mauthgesez seinen Zwek vollkommen erreichen. Allein das video
melioira proboque, deteriora sequor, gilt leider von der groͤßeren
Masse eines jeden Volkes, und vorzuͤglich von den wohlhabenderen unter
demselben, die nur zu oft inneren Werth durch aͤußeren Flitterstaat ersezen
zu muͤssen glauben.
Das neue Mauth-System ist, in so fern es kein reines Prohibitiv-System
ist, eine halbe Maßregel. – Halbe Maßregeln moͤgen in diplomatischer
Hinsicht sehr gut seyn; in administrativer sind sie schaͤdlich. Sie machen
die weisesten und wohlthaͤtigsten Absichten unpopulaͤr, indem sie auf
der einen Seite bloß erschweren, ohne auf der andern wahre Erleichterung zu
gewaͤhren; daher die Reclamationen von beiden Seiten, die selbst feste Maͤnner stuzen machen. Entweder vollkommene
Handelsfreiheit, oder vollkommenes Einfuhrverboth derjenigen Artikel, die im Lande
selbst erzeugt werden koͤnnen: ein Mittel-Weg zwischen beiden ist, wie
die Geschichte aller Zeiten und Voͤlker lehrt, eben so gefaͤhrlich und
verderblich, als die Mittelmaͤßigkeit in den schoͤnen Kuͤnsten.
Preußen ist unter den groͤßern Staaten der einzige, der kein reines
Prohibitiv-System, hingegen aber weit hoͤhere Belegungen auf
auswaͤrtige Manufacte, als Bayerns neues Zoll-System hat. Keine
Regierung der Welt thut mehr fuͤr die Emporbringung ihrer Industrie, als
Preußen, und dennoch gibt es in diesem Staate bei seiner so hoch gesteigerten
Industrie einige Manufactur-Zweige, die sich bei dem Schuze der hohen Mauth,
und der streng gehandhabten Zollsicherheits-Maßregeln nicht zu der zu
erreichenden Hoͤhe aufschwingen koͤnnen, was bei einem
Prohibitiv-Systeme sehr leicht herbeigefuͤhrt werden koͤnnte.
Alles, was die Vertheidiger der unbedingten Handelsfreiheit gegen
Beschraͤnkung derselben vorbringen, und mit Recht, ist bloß gegen ein
Prohibitiv-System mit halben Maßregeln, das, wie alles Halbe, nichts Ganzes
gibt, und nichts Ganzes geben kann.
Die gegenwaͤrtigen, hochscheinenden Zoͤlle schuͤzen die
bayer'sche Industrie bei weitem nicht. Bei dem Zollsaze von fl. 50. auf gedrukte
Calikos macht dieß eine Preiserhoͤhung auf die Elle von 2 bis 3 kr., und auf
die Elle feines Tuch 36 kr. Da sich auf den Messen in Frankfurt, Leipzig,
Braunschweig u.s.w. jedesmahl große Lager von Manufacten vorfinden, die in Folge der
Calamitaͤt der Eigenthuͤmer zu jedem Preise verwerthet werden
muͤssen also weit unter dem Preise des die vaterlaͤndische Industrie
schuͤzenden Zolles losgeschlagen, und von den Juden in Masse aufgekauft
werden, welche um das Capital schnell zu realisiren diese Massen von Waaren durch
ihre Tausende von Handlangern mit einem maͤßigen Nuzen im ganzen Lande
vertroͤdeln lassen, so ist es bei solchen Thatsachen unmoͤglich, daß
ohne Verbot-System die bayer'sche Industrie in Aufschwung kommen kann. Der
Staat erhaͤlt zwar von dem, was nicht eingeschmuggelt wird, etwas an
Zollgefaͤllen, die wenige Industrie geht aber nach und nach vollends zu
Grunde, und mit ihr zugleich das Vermoͤgen seiner Unterthanen.
Bayern hat aufgehoͤrt ein akerbautreibender Staat zu seyn. Seine gesegnete
aͤltere Provinz hatte keine Industrie, und beduͤrfte auch keine, weil
ihr der bedeutende
Aktivhandel in Salz, Holz und Getraide alle Beduͤrfnisse dekte. Dieser
Aktivhandel ist nun fuͤr immer verloren, weil die Nachbarstaaten von ihrem
Boden diese ersten Lebensbeduͤrfnisse selbst im Ueberfluße gewinnen. Bayern's
neu acquirirte Staaten sind zwar Industriestaaten, die zur Zeit des freien Verkehrs
durch ihre große Betriebsamkeit reich geworden waren; seitdem aber Oesterreich,
Preussen, Holland, Frankreich, und spaͤter Nordamerika selbst Industrie
schufen, und unserer Industrie das Thor schlossen, sind die bedeutendsten Fabriken
unserer Kreise nach und nach eingegangen, und die jezt noch vorhandenen sind nur
geborgene Reste aus der Zeit der Continental-Sperre, fuͤr die es, wenn
kein Prohibitiv-System eingefuͤhrt wird, eine wahre Wohlthat ist, wenn
der Handel ganz frei gegeben wuͤrde. Es wuͤrden noch einige dieser
Fabrikanten von den Truͤmmern das zu Realisirende retten, und mit dem
Eruͤbrigten in dem oder da, wo die Industrie den noͤthigen Schuz hat,
ihr Fortkommen finden. So hofft jeder, daß er durch die Mauth dennoch
geschuͤzt ist, wagt den lezten Heller, und fruͤher oder spaͤter
ist er das Opfer seiner Leichtglaͤubigkeit! Das Trennen und Aufhoͤren
von einem schon lange bestehenden Gewerbe oder einer Fabrike von Seiten des Besizers
ist mit dem Greise zu vergleichen, der sich immer schwerer vom Leben trennt, wenn er
ehevor gluͤklich war, oder wenigstens gluͤklich zu werden erwarten
konnte, und daher kann den Fabrikenbesizer nur ein entschiedenes Gesez zu einem
festen Entschluße bestimmen.
Bei dem gegenwaͤrtigen neuen Zollgeseze wird bei zwekmaͤßigen und
streng gehandhabten Zollsicherheits-Maßregeln bei einigen
Industrie-Zweigen, z.B. bei geringen Tuͤchern, bei bunten Weberwaaren,
bei ordinaͤren Metallarbeiten u.s.w. etwas Regsamkeit herbeigefuͤhrt
werden, welche aber die strengste Handhabung der Zollgeseze gegen den
Schmuggelhandel bedingen, ohne welche diese wenigen Gewerbs-Zweige sicher das
Opfer getaͤuschter Hoffnung werden.
Schon jezt, schon in den ersten Wochen nach dem neu erschienenen Mauth-Tariffe
biethen auswaͤrtige Manufacturisten und Fabrikanten, den Kaufleuten in Bayern
sich an, ihre Fabrikate um den alten Zollsaz zu liefern, und den neuen
hoͤheren denselben zu verguͤten. Das Resultat ist, daß solche bayer'sche Kaufleute, die immer der
inlaͤndischen Industrie feindselig gegenuͤber standen, in diese
Antrage eingehen, um die vaterlaͤndische Industrie desto sicherer
gaͤnzlich zu erstiken, und ihr Monopol zu erhalten; daß bei dem allgemeinen
Vorurtheile fuͤr auslaͤndische Waare, ungeachtet der
wohlthaͤtigen Absicht des neuen Mauthtarifes, eben so viel Geld ins Ausland
gehen wird, wie vorher, und wenn auch die Staatskasse durch die von den
auslaͤndischen Fabrikanten eingehenden Zoͤlle gewinnt, so muß der
Buͤrger und Bauer, die eigentliche Stuͤze des Staates, die
taͤglich zahlt, waͤhrend der auslaͤndische Fabrikant nur ein
Mahl zahlt, doch seinen lezten Heller in das Ausland schiken und vollends verarmen.
Da der auslaͤndische Fabrikant bei seinen Maschinen bei den bedeutenden
Fracht- und Mauthersparnissen fuͤr rohes Material u.s.w. seine Maaren
selbst bei dem Mauthtariffe um den alten Preis liefern kann, so wird kein
inlaͤndischer Fabrikant neben ihm bestehen koͤnnen, und noch weniger
wird eine neue Fabrik im Bayerlande entstehen koͤnnen. Kein
auslaͤndischer Fabrikant wird sich nach Bayern uͤbersiedeln, und mit
seinen Arbeitern Bevoͤlkerung und Wohlstand des Landes mehren, um so mehr als
jeder derselben, vereint mit den Kaufleuten, nach fruͤheren Erfahrungen der
festen Ueberzeugung ist, daß der erhoͤhte Zollsaz nicht lange bestehen kann.
Dieß wird auch wirklich der Fall seyn. Die auslaͤndischen Fabrikanten werden,
nachdem sie die inlaͤndische Industrie durch das Herabgehen mit ihren Preisen
fuͤr Jahre zerschmettert, und die Kaufleute mit neuen goldenen Fesseln an
sich gekettet haben, bei Fabrikaten, wo keine inlaͤndische Konkurrenz mehr
Statt findet, nach und nach mit ihren Preisen in die Hoͤhe gehen; die Summen,
die in das Ausland gehen, werden dadurch noch mehr vergroͤßert werden, und
die Gefahr der gaͤnzlichen Verarmung wird dem Ministerium endlich so einleuchtend werden,
daß es den hoͤhern Zollsaz wieder herabsezen wird. Diese Schule sind die
Minister in Frankreich, in den Niederlanden, Oesterreich, Rußland, mehrere Mahle
durchlaufen, ehe sie auf die einzig wahre Basis des Verbothes gelangten.
Der auslaͤndische Fabrikant, so wie der Kaufmann troͤstet sich mit dem
Schuze, den seine Regierung ihm gegen Bayerns kraͤftige Maßregeln nicht bloß
durch das in seinem Lande bereits bestehende Einfuhrverboth, sondern auch durch
Handelsvertraͤge gewahren wird. Handelsvertraͤge mit anderen Staaten
sind zu veraͤnderliche Basen fuͤr die Interessen der Industrie und,
des Handels in Bayern, und muͤssen mit ganz besonderer Vorsicht behandelt
werden. Manufactur-Staaten verbinden sich nur zu gerne mit denen der
Agrikultur, weil sie von den leztern keine Konkurrenz zu befuͤrchten haben,
und beim Absaze der Manufacturen im Durchschnitte mit 75 p. C. fuͤr
Veredlungs-Kosten in den National-Wohlstand des Fabrik-Staates
uͤbergehen. Bleibt dieses System bis zu dem naͤchsten Landtage
suspendirt, dann wird bis dahin die Notwendigkeit der Einfuͤhrung eines
Prohibitiv-Systemes hinsichtlich aller der Fabrikate, die in Bayern eben so
gut erzeugt werden koͤnnen, wie im Auslande, durch das neue Mauthsystem
selbst, jedem Bayer in voller Klarheit vorleuchten. Der uͤberseeische Handel
in Bayern kann sich, da wir keine Haͤven, Schiffe und Meere haben, nur
mittelbar uͤber Frankreich, Hamburg, Trieft, Genua, und der
rheinischwestindischen Kompagnie in Elberfeld bewegen.
Die wenigen Fabrikate, die Bayern durch diese Staaten oder durch die Elberfelder
Gesellschaft nach America u.s.w. sendet, sind fuͤr die benachbarten Staaten,
durch welche sie nach ihren Bestimmungsorten ziehen, so wie die zu den
Frankfurther- und Leipziger Messen ziehenden Guͤter und Fabrikate,
bloß Transito-Gut, und in Hinsicht auf Transito-Zoll behandelt Bayern
die ganze Welt humaner, als es von keinem Staate in der Welt entgegen behandelt
wird. Jede Nation muß mit ihrem Ueberfluße allerdings einen Handel nach Aussen
suchen, wenn sie ihre Beduͤrfnisse im Inneren befriedigt hat; in einem Lande
aber, wo die Industrie wieder so weit zuruͤkgegangen ist, daß sie zu ihrer
Belebung den groͤßten Theil ihrer eigenen Capitalien braucht, kann der
auswaͤrtige entfernte Handel, der große Geldmittel erforderte, und sie den
Gewerben entzieht, nur auf Kosten derselben, und zum Nachtheile des allgemeinen
Wohlstandes belebt und vermehrt werden. Das Capital, das auf eine Versendung an
Waaren oder Producten nach America oder Ostindien verwendet wird, verwandelt sich,
wenn die Unternehmung auch regelmaͤßig realisirt wird, erst nach 18 Monaten,
und zwar wieder in Producten, wo sie an einen deutschen Seeabladungs-Plaz
zuruͤkkehren dort muͤssen erst diese Retouren verkauft werden, wobei
sehr haͤufig noch sechs Monate verfließen, bis das Geld dafuͤr
eingegangen ist, und der Unternehmer einer Waarenversendung uͤber die Meere,
wenn er nach zwei Jahren seine darinn angelegte Fonds wieder zuruͤk
erhaͤlt, muß sich gluͤklich schaͤzen in so kurzer Zeit in den
Besiz seines Kapitals wieder gekommen zu seyn.
Rechne man nun noch die Gefahr des Verlustes bei Verkauf zu schlechten Preisen hinzu,
und wenn der Markt, der bei großer Entfernung nicht so leicht ausgekundschaftet
werden kann, uͤberfuͤhrt ist, und daß der Versender 2 Jahre und wohl
noch laͤnger sein Kapital zu Hause hat entbehren muͤssen, welches er
in diesem Zwischenraume vielleicht 6 Mahl haͤtte umsezen koͤnnen, so
wird sich daraus das Resultat ergeben: daß gegenwaͤrtig noch die Verwendung
der Kapitalien auf die Wiederbelebung und Vervollkommnung der innern Industrie
Bayerns einen weit groͤßern Nuzen fuͤr den Nationalwohlstand
hervorbringen wird, als der uͤberseeische Handel. Haben wir es ein Mahl
wieder dahin gebracht, daß wir nach Dekung unserer eigenen Beduͤrfnisse einen
Ueberfluß an Manufactur-Erzeugnissen besizen, dann liegt es schon in dem
natuͤrlichen Bestreben des menschlichen Geistes einen Weg nach Außen und in
die entferntesten Gegenden zu suchen. In der neuen Welt ist bei weitem noch nicht
Alles geregelt, um mit Sicherheit dahin Handel treiben zu koͤnnen, wir wollen fuͤr
jezt die großen dahinfahrenden Nationen in jenen Laͤndern saͤen
lassen, und dann seiner Zeit an der allgemeinen Erndte mittel- oder
unmittelbar Theil nehmen, und uns in der Zwischenzeit dazu geschikt machen.
Das Beispiel aller Voͤlker und Zeiten lehrt laut und unwiderlegbar, daß in
einem Lande, in welchem der Boden seine Bewohner reichlich naͤhrt, wie in dem
gluͤklichen Bayern, in dem gesegneten Oesterreich, in dem fruchtbaren
Rußland, und in dem auch jezt behaglich gewordenen Preussen, wo nicht, wie in
England und Sachsen, in der Schweiz, und in vielen Gegenden Frankreichs die
Notwendigkeit den Menschen zur Arbeit zwingt, Industrie nur durch
Einfuhr-Verbothe gehoben werden kann, und daß Handel nur dann erst
beruͤksichtigt werden darf (wenn er nicht zum Blutegel des Landes werden
soll), wenn Akerbau und Gewerbfleiß die gehoͤrige Fuͤlle, ihrer
Bluͤthe erreicht haben.
Wie soll aber Bayern von der Gewerbsfreiheit, von der fuͤrwahr
koͤniglichen Gnade den beabsichtigten Vortheil ziehen, wenn der
Auslaͤnder durch den Zoll, den er bezahlt, privilegirt wird, es mit seinem
Monopole zu Grunde zu richten.
Taͤgliche Zeitgleichung, oder wie man Uhren nach der
Sonne zu stellen hat.
Gewisse Ungleichheiten in der scheinbaren Bewegung der Sonne, d.h. eigentlich in der
Bewegung der Erde, sind die Ursache, warum die Zeit, die eine Sonnen-Uhr
zeigt, von der Zeit, die eine gute Taschen-Uhr, oder Stok-Uhr weiset,
die das ganze Jahr uͤber gleichfoͤrmig fortgeht, abweicht. Folgende
Tabelle zeigt, um wieviel Minuten eine solche Uhr fruͤher oder spaͤter
geht, als die Sonne. Viele Leute wissen nicht, daß dieser Wechsel laͤngst
durch die sogenannte Zeitgleichung ausgeglichen ist, und machen den fruchtlosen
Versuch, ihre Uhr mit der Sonne in gleichen Gang zu bringen, entweder dadurch, daß
sie das Pendel oder den Regulator richten, und glauben, daß ihre Uhr zu
fruͤh, (zu schnell), oder zu spaͤt laͤuft (zu langsam geht);
sie verderben dadurch ihre Uhr, da dieser Unterschied in der Zeit der
Taschen-Uhr und der Sonnen-Uhr lediglich von der Sonne, d.h., von der
Umdrehung der Erde, um ihre Achse abhaͤngt.
Z. F. bedeutet in der Tabelle, daß die Taschen-Uhr zu fruͤh, oder der
Sonne voraus geht; Z. S., daß sie zu spaͤt geht, oder hinter der Sonne
bleibt. G, daß die Taschen-Uhr mit der Sonnen-Uhr gleich zeigt.Unsere Leser werden neulich in der Allgemeinen
Zeitung gelesen haben, was die ploͤzliche Stellung der Uhren
der Stadt nach der Sonne in Paris im November fuͤr eine allgemeine
Sensation erregte. Man hat die Zeit-Gleichung, so oft sie auch bisher in guten Kalendern
gegeben wurde, vergessen, und wir halten es der Muͤhe werth, dieselbe
hier aus dem Mech. Mag. wiederzugeben, da nicht
jeder Besizer einer Taschen-Uhr dieselbe an der Kette seiner Uhr
eingeschnitten hat, was uͤbrigens keine leere Verzierung einer
Uhrkette ist.
Z. F.
–
18 – 20.
–
11 –
Januar
1 – 2. um
4 Minuten.
–
21 – 24.
–
12 –
–
3 – 4.
–
5 –
–
25 – 29.
–
13 –
–
5 – 6.
–
6 –
–
30 – 6.
Feb.
14 –
–
7 – 9.
–
7 –
Februar
7 – 15.
–
15 –
–
10 – 11. –
8 –
–
16 – 24.
–
14 –
–
12 – 14. –
9 –
–
25 – 2.
Mrz.
13 –
–
15 – 17. –
10 –
Maͤrz
3 – 6.
–
12 –
7 – 10. –
11 –
Z. S.
–
11 – 14. –
10 –
Sept.
3 – 5.
–
1 –
–
15 – 17. –
9 –
–
6 – 8.
–
2 –
–
18 – 20. –
8 –
–
9 – 11
–
3 –
–
21 – 24. –
7 –
–
12 – 14.
–
4 –
–
25 – 27. –
6 –
–
15 – 16.
–
5 –
–
28 – 30. –
5 –
–
17 – 19.
–
6 –
–
31 – 2. April
4 –
–
20 – 22.
–
7 –
April
3 – 6. –
3 –
–
23 – 25.
–
8 –
–
7 – 9. –
2 –
–
26 – 28.
–
9 –
–
10 – 13. –
1 –
–
29 – 1.
Oct. –
10 –
G.
Oct.
2 – 4.
–
11 –
–
14 – 17. –
–
5 – 8.
–
12 –
Z. S.F.
–
9 – 12.
–
13 –
–
18 – 21. –
1 –
–
13 – 16.
–
14 –
–
22 – 27. –
2 –
–
23 – 13.
Nov. –
16 –
–
28 – 5. Mai
3 –
Nov
14 – 18
–
15 –
Mai
6 – 25. –
4 –
–
19 – 22.
–
14 –
–
26 – 2. Jun
3 –
23 – 25.
–
–
13 –
Jun
3 – 7. –
2 –
26 – 28.
–
–
12 –
–
8 – 13. –
1 –
–
29 – 1.
Dec. –
11 –
G.
Dec.
2 – 4
–
10 –
–
14 – 17.
–
5 – 6.
–
9 –
Z. F.
–
7 – 8.
–
8 –
Jun.
18 – 22. –
1 –
–
9 – 10.
–
7 –
–
23 – 27. –
2 –
–
11 – 13.
–
6 –
–
28 – 2. Jul.
3 –
–
14 – 15.
–
5 –
Jul.
3 – 7 –
4 –
–
16 – 17.
–
4 –
–
8 – 15. –
5 –
–
18 – 19.
–
3 –
Jul.
16 – 6. Aug.
um 6 Minut.
–
20 – 21.
–
2 –
Aug.
7 – 13. –
– 5 –
–
22 – 23.
–
1 –
–
14 – 18. –
– 4 –
G.
–
19 – 22. –
– 3 –
–
24 – 25.
–
23 – 26. –
– 2 –
Z. S.
–
27 – 30 –
– 1 –
–
26 – 27.
–
1 –
G.
–
28 – 29.
–
2 –
–
31 – 2. Sept.
–
30 – 31.
–
3 –
Dreiekige Gloken aus einem Stahl-Dreieke.
Wir haben hiervon im Polytechn. Journ. B. XX. S.
590 gesprochen. Die New-London (Connecticut) Gazette und das
Mechanics' Magazine, N. 174, 23. Decbr. 1826
erwaͤhnt eines Certificates von 4 Maͤnnern, die eine solche Gloke
„aus Stahl, die um die Haͤlfte wohlfeiler als eine
gewoͤhnliche Gloke, die von jedem Kinde gelautet werden kann, und so
leicht ist, daß sie den Thurm nicht im Mindesten beschweret, oder
erschuͤttert,“ 9 englische Meilen (2 1/8 deutsche Meilen) weit
hoͤrten. Diese Gloke ist an der Baptist-Kirche in
New-London.
Die Schnell-Wage des Hrn. Quintenz zu Straßburg
(Polyt. Journ. Bd XIV. S.
2.) wurde von seinem Schwieger-Sohne verbessert, und ist jezt, da
sie auch von der Académie des Sciences approbirt
wurde, ziemlich haͤufig in Handelshaͤusern in Frankreich und in der
Schweiz eingefuͤhrt.
Der Mechanismus dieser Wage besteht vorzuͤglich in der Verbindung zweier
Hebel, wovon der eine, an welchem das Gegengewicht aufgehaͤngt wird, ein
Hebel der ersten Art ist, und auf den unteren Hebel
wirkt, welcher ein Hebel
der zweiten Art ist. Die Kraft oder das Gegengewicht
am ersten Hebel verhaͤlt sich zur nothwendigen Kraft um den zweiten Hebel zu
heben, wie 6 : 10; und an dem zweiten Hebel verhaͤlt sich die durch den
ersten hervorgebrachte Wirkung zu der zu wagenden Last, wie 1 : 6, woraus folgt, daß
das Product dieser Verhaͤltnisse zwischen Kraft und Last ein
Verhaͤltniß von 1 : 10 ist, d.h., daß die Last durch ein Zehntel im
Gleichgewichte erhalten oder gewogen wird. Die Schneide an der Wage hat also nur
eilf Theile des Gewichtes zu tragen, waͤhrend sie an einer Wage mit gleichen
Armen 20 Theile desselben, d.h., die doppelte Schwere der Last tragen muß. Da ferner
der Druk auf mehrere Aufhaͤnge-Puncte vertheilt ist, so duͤrfen
die Hebel nicht so stark seyn, und da sich die Empfindlichkeit der Wage umgekehrt,
wie die Gewichte der Hebel und der Last verhalt, so folgt, daß die Wage hierdurch
weit genauer wiegt. Die Bruͤke oder die Wagschale, auf welche man die zu
wagenden Gegenstaͤnde legt, steht nur 7 Zoll uͤber dem Boden, so daß
dieselben leicht darauf hinaufgehoben werden koͤnnen. Man kann auch diese
Bruͤke in einer Vertiefung des Bodens anbringen, wo dann die zu wagenden
Guͤter noch leichter darauf gebracht werden koͤnnen. Die Wage schwankt
waͤhrend des Wagens nicht. Hr. Pignal zu St.
Isoire in Faucigny hat noch einige Verbesserungen an dieser Wage angebracht,
mittelst welcher man die 'Arme befestigen kann, wann man sie nicht braucht, oder von
einem Orte auf den anderen schafft, wozu ein Arbeiter hinreicht. Die Wage ist so
empfindlich, daß man mittelst derselben das kleinste Gewicht bis zu 25 Ztr. hinauf
wiegen kann. Man sucht daher Hrn. Pignal's Wage noch
mehr, als jene des Hrn. Quintenz. Die Akademie zu Turin
empfahl diese Wage bei allen k. Mauthen. (Journ. de
Savoie 22. Septbr. 1826. S. 948 im Bulletin d.
Sciences technol. Decbr. 1826. S. 347.)
Genauigkeit der englischen Muͤnze.
Es zeigte sich neulich bei Untersuchung von 1000 Stuͤken neu gepraͤgter
„Sovereigns,“ daß 500 Stuͤke derselben auf das
Genaueste das gesezliche Gewicht hatten; bei 200 Stuͤken war nur ein halber
Gran Abweichung; bei 100 betrug die Differenz 3/4 Gran; und bei einem andern
Hunderte Einen Gran. (Mechanics' Mag. N. 169, S.
460.)
Verbesserung an den Sicherheits-Klappen der
Dampfkessel.
Hr. Clément-Desormes las in der Société de Pharmacie am 15. Decbr. eine
Abhandlung, in welcher er bewies, daß die Sicherheits-Klappen gegen das
Bersten der Kessel keine Sicherheit gewaͤhren koͤnnen, indem sie,
unter bestimmten, zufaͤllig eintretenden, Umstaͤnden, sich luftdicht
an den Kessel anlegen, als ob innerhalb des Kessels ein leerer Raum vorhanden
waͤre. Er bemerkt, daß ein Dampf-Strom von 200° bei einem Druke
von 20 Atmosphaͤren kalt scheint, waͤhrend ein solcher Strom bei
100° und bei dem Druke Einer Atmosphaͤre bruͤhe heiß ist. Er
wird seine Beobachtungen naͤchstens mittheilen.
Ueber den Einfluß des Drukes der Atmosphaͤre auf den
Gang der Chronometer.
Hat Hr. Benj. F. Baker im Franklin
Journal (Gill's techn. Repos. Novemb. 1826. S.
300.) einige Bemerkungen mitgetheilt, die wir den Uhrmachern, die gute Physiker
sind, so wie dem Hrn. Verfasser selbst zur genaueren Bestimmung empfehlen.
Wasser zusammengedruͤckt.
Hr. Perkins druͤckte Wasser durch einen Druck von
2000 Atmosphaͤren um 1/12 seines Umfanges zusammen. Unter hohem Drucke
krystallisirte Essigsaͤure, und atmosphaͤrische Luft und gekohlstoffter
Wasserstoffgas wurden tropfbar fluͤssig in demselben Apparate. London. Journal of Arts. November. S. 215.
Verbesserung am Geblaͤse in Schmieden.
Hr. Gill bemerkt im technic.
Repository, November 1826. S. 317, daß das haͤufige Verbrennen des
Eisens in den Schmieden vorzuͤglich von zu engen Roͤhren am
Geblaͤse herruͤhrt, und daß es, bey groͤßeren Stuͤken,
gut ist, der Roͤhre einen Durchmesser von 1 bis 1 1/2 Zoll zu geben, wodurch
zugleich der Blasebalg leichter gezogen werden kann.
Ueber Verbrennung
hat der hochw. Hr. J. B. Emmett
eine physikalisch-chemisch-mathematische Abhandlung in den Annals of Philosophy, Decbr. 1826, mitgetheilt, die in
der wichtigen Theorie der Verbrennung manchen Zweifel loͤst, und neue
dafuͤr aufstellt. Wenn dieser kizliche Punct einst im Reinen seyn wird, wird
auch die Technik nicht anders als dadurch gewinnen koͤnnen: bisher ist
indessen diese Abhandlung mehr fuͤr Physico-Mathematiker, als
fuͤr Techniker.
Ueber Heizung mit Kohlenblende (Anthracit, Stone-coal).
hat Hr. Prof. Gilliman einen
interessanten Aufsaz im American Journal of Arts ,
Junius, mitgetheilt, welchen Hr. Gill in seinem technical Repository, Decbr. 1826. S. 323, wieder
abdruken ließ. Es erhellt hieraus, daß der Anthracit in Nord-America
allgemein als Brenn-Material verwendet wird in eisernen Oefen. Er muß aber
vor dem Brennen angefeuchtet werden, und gibt dann eine gewaltige, lang anhaltende,
Hize. Wenn der Zug des Ofens gut ist, was er bei diesem Brennmateriale seyn muß, so
legt sich beinahe gar kein Rauch im Schornsteine an, und der Ruß, der sich erzeugt,
ist beinahe so troken, wie Sand. Diese Asche ist ein gutes Mittel, um Pfirsichbaume
gegen den Raupenfraß (vor der Egeria exitiosa) zu
schuͤzen. Der Ofen muß taͤglich gereinigt werden, indem sonst Asche
und Schlake sich mit den Steinen des Herdes verglasen, und eine kaum mehr zu
entfernende Masse in dem Ofen bilden wuͤrde. Naͤhere Versuche
uͤber dieses Brennmaterial, welche wir Hrn. van Uxem verdanken, sind in
diesem polyt. Journale Bd. XX. S. 285,
enthalten.
Ersparung bei Beleuchtung.
Man sieht aus der Weise, wie mehrere Fabrik-Gebaͤude,
Waaren-Lager und Wohnungen beleuchtet sind, daß nicht alle Leute die
gehoͤrige Kenntniß uͤber die Art, wie man beleuchten muß, besizen,
oder von dieser Kenntniß keinen praktischen und oͤkonomischen Gebrauch zu
machen wissen. An vielen Orten findet man die Lampen oder Lichter dicht an der Wand,
und an anderen sieht man ein halbes Duzend kleiner Lichter hier und da zerstreut in
dem zu erleuchtenden Raume, statt daß man an der Stelle derselben mitten in diesem
Raume ein groͤßeres Licht anbringen sollte. Das ist nun uͤble
Wirthschaft, und verraͤth gaͤnzliche Vernachlaͤßigung der
Grundsaͤze der Beleuchtung. Alle Lichtstrahlen, die auf eine weiße Wand
fallen, werden zerstoͤrt, und eine Lampe in der Nahe einer solchen Wand gibt
nicht halb so viel Licht, als wenn sie mitten in dem zu beleuchtenden Raume
stuͤnde. Das Licht verbreitet seine Strahlen in geraden Linien nach allen
Richtungen aus dem Mittelpuncte des leuchtenden Koͤrpers, und aus diesem
Grunde wird dieselbe Menge Lichtes, die aus einem Mittelpuncte ausstrahlt, mehr
Beleuchtung geben, oder irgend einen Raum mehr erhellen, als wenn es aus zwei oder
aus mehreren Mittelpuncten ausstrahlt: 1) weil, nenn mehrere Lichter in demselben
Raume sind, einige oder alle nicht in dem Mittelpuncte desselben seyn koͤnnen,
und folglich ihre Strahlen fruͤher auf die Waͤnde fallen und dadurch
eher zerstoͤrt werden muͤssen, als wenn sie in dem Mittelpuncte oder
naͤher an dem Mittelpuncte dieses Raumes sich befanden. 2) weil die Strahlen
der verschiedenen Lampen sich wechselseitig durchkreuzen, oder einander
zerstoͤren, was nicht der Fall seyn wuͤrde, wenn sie alle aus
demselben Mittelpuncte oder leuchtenden Koͤrper ausstrahlten.
Daher folgt, daß hundert Kubikfuß Gas, die aus Einer Roͤhre brennen, ein
Zimmer weit mehr beleuchten werden, als ebensoviel Gas, das aus zwei oder aus
mehreren Roͤhren ausstroͤmt, besonders, wenn diese Eine Roͤhre
in dem Mittelpuncte des Zimmers, oder nahe an dem Mittelpuncte desselben sich
befindet. Wenn daher die Preise der Gaslampen nach der Menge des Gases, das sie
brennen, berechnet sind, so ist die groͤßere Lampe immer die wohlfeilere. Man
wird durch Versuche finden, daß ein vierekiges oder kreisfoͤrmiges Zimmer mit
zwei 20 Shilling Lampen nicht so hell erleuchtet wird, als mit Einer 36 Shilling
Lampe. Wenn aber das Zimmer die Form eines Parallelogrammes hat, dann ist eine 20
Shilling Lampe an jedem Ende desselben Heller als Eine 36 Shilling Lampe in der
Mitte, indem die Beleuchtung im Verhaͤltnisse zur Nahe der Strahlen gegen
einander steht, und in einer großen Entfernung von dem leuchtenden Koͤrper
die Strahlen so weit von einander entfernt sind, daß sie wenig oder gar kein Licht
geben. (Mechanics' Mag. N. 176. 6. Jaͤner. S.
7.)
Ueber Stallbeleuchtung.
Der Bulletin d. l. Société d'Encouragement,
N. 268, S. 308, liefert einen kurzen Bericht uͤber Stallbeleuchtung
fuͤr die Stalle der franzoͤsischen Cavallerie, die, zusammengenommen,
den Flaͤchenraum einer sehr großen Stadt einnehmen, folglich ein bedeutendes
Capital zur Beleuchtung in Anspruch nehmen. Die Sicherheit scheint bei der Stallbeleuchtung wenig gefaͤhrdet, da
man seit 30 Jahren kein Beispiel eines in einem Cavallerie-Stalle
ausgebrochenen Feuers in Frankreich kennt; es ist immer Stallwache, und die Laterne
unter Schluͤssel. Die Sparung an
Brenn-Material ist auf das Aeußerste gebracht; denn man rechnet auf
eine Lampe fuͤr die Stunde nur 2 1/2 Quentchen Oehl. Allein, eben dadurch
wird die Beleuchtung so schlecht, daß man, bei dem dadurch erhaltenen Lichte,
schwerlich die Pferde bei einem ploͤzlich nothwendigen naͤchtlichen
Aufsizen satteln koͤnnte. Der Berichterstatter, Hr. Pouillet, empfiehlt daher, um bei dieser geringen Menge Oehles mehr Licht
zu erhalten, Abschaffung der schlecht brennenden platten Dochte, die viel Rauch,
Gestank, und wenig Helles Licht geben. Er schlaͤgt glaͤserne
Aufsaͤze uͤber den Docht und Reflectors vor. Sobald uͤbrigens
durch diese glaͤsernen Schornsteine uͤber den Dochten eine
vollkommnere Verbrennung erzwekt wird, ist auch aller Nachtheil fuͤr die
Gesundheit beseitigt, welchem uͤbrigens auch noch durch Ventilators begegnet
werden muß, wozu er, fuͤr große Stalle, Schornsteine vorschlagt, die man mit
einer Fallthuͤre schließen, oder, nach Bedarf, verengen kann. Fuͤr neu
erbaute Staͤlle koͤnnte man, meint er, auch Beleuchtung von außen
anwenden.
Dochte ohne Rauch brennen zu machen.
Es ist eine allgemeine Sage, daß, wenn man Dochte in Essig taucht, sie ohne Rauch
brennen. In einem alten Buche „de Atramentis,
auctore P. M. Canepario, Venetiis medicinam
profitenti, 1660“ findet sich hieruͤber folgende
woͤrtlich uͤbersezte Stelle unter dem Titel: „de Lucernis“
„Eine andere Zubereitung eines Dochtes aus Baumwolle fuͤr eine
Lampe oder Kerze, damit er im Brennen weder raucht, noch Pilze bildet,
„(fungum prodit.)“ Man
loͤse raffinirten Salpeter (halinitrum
refinatum) in zwei Theilen weißen Essig „(acetum album)“ auf, und lasse den
Docht einen Tag lang darin liegen, „(diem
naturalem.)“ Nach Verlauf dieser Zeit nehme man den
Docht aus dem Essige und trokne ihn in der Sonne. Er wird dann zu dem verlangten
Zweke gehoͤrig zubereitet seyn.“ (Mechanics' Mag. N. 176. 6. Jaͤner. S. 7.)
Floͤße um Schiffe flott zu machen.
Der Bulletin des Sciences technologiques, Novbr. 1826.
p. 505 gibt aus dem London
and Paris Observer, 6. Aug. 1826, eine Notiz uͤber ein Floß des Hrn.
Matth. Robertson, welcher an Schiffen so angebracht ist,
daß man noͤthigen Falles, wie bei seichtem Wasser, das Schiff auf dieses Floß
bringen und dadurch die Tauchung desselben, z.B. von 16 Fuß auf 10 Fuß vermindern
kann.
Eisenbahnen in Frankreich.
Die im J. 1825 begonnene Eisenbahn von den Eisenwerken zu St. Etienne nach
Andrésieux an der Loire, aus Zußeisen, ist beinahe fertig, und wird in den
ersten Monaten des laufenden Jahres 1827 dem Eisen- und
Steinkohlen-Handel eroͤffnet werden. (Bulletin
des Sciences techn. Decbr. 1826. S. 351.)
Hrn. de Manneville's Maschinen zum Faßbinden.
Hr. de Manneville ließ sich im J. 1817 ein Patent auf
Maschinen zum Faßbinden ertheilen, welches er an die HHrn. Crochart zu Stenay abtrat. Zwanzig Arbeiter verfertigten mit dieser
Maschine 155 Faßer in 12 Stunden, deren jedes auf 2 Franken 85 Cent, zu stehen kam,
und um 5 Franken 50 Cent., ja sogar um 7 bis 8 Franken, verkauft wurde. Hr. Crochart verlor im vorigen Jahre sein Vermoͤgen,
(wahrscheinlich in der ungluͤkseligen Spekulation in Staats-Papieren?
D.) und ist gegenwaͤrtig außer Stand, diese in Frankreich bisher einzige
Unternehmung fortzusezen. Ein Freund der Industrie, Hr. Armonville, fordert im Bulletin d. Scienc.
techn. Novbr. S. 307 seine Landsleute auf, diese nuͤzliche Erfindung
fuͤr Frankreich zu retten.
Obersten Macironi's Winke fuͤr Pflasterer,
(Vergl. polyt. Journ. B.
XXI. S. 89) sind jezt, da diese Broschuͤre selten geworden ist, mit
Erlaubniß des Hrn. Obersten in dem Mechanics' Mag., N. 167. S. 430 (4.
Novbr. l. J.) u. f. abgedrukt. Es ist uns . unmoͤglich, bei dem großen
Vorrathe an Materialien, diese interessante Schrift in einer Uebersezung
mitzutheilen, wir halten es aber fuͤr unsere Pflicht, unsere Leser auf
dieselbe aufmerksam zu machen.
Ueber die Demant-Lager im suͤdlichen
Indien.
Hr. Voysey, Esq. hat in dem Bengal
Asiatic Researches (eine in dem Philosophical
Magazine and Journal, November 1826, S. 370 wieder abgedrukte) Abhandlung
uͤber die Demant-Lager im suͤdlichen Indien mitgetheilt. Er
fand die Demante in den Nalla Malla Bergen in einem Felsen aus dichter
Sandstein-Breccia, die aus Bruchstuͤken von rothem und gelben Jaspis,
Quarz, Chalcedon und Hornstein von verschiedenen Farben besteht, welche durch eine
Quarz-Masse zusammen gekittet sind. Diese Breccia geht in einen Puddingstein
aus Geroͤllen von Quarz, Hornstein etc. uͤber, die durch eine
thonig-kalkartige Erde von lokerer zerreiblicher Textur zusammengehalten
werden, und in diesem kommen die Demante am haͤufigsten vor. Man
waͤscht in Indien haͤufig die Halden der alten Demant-Gruben,
und glaubt, daß die in aͤlteren Zeiten weggeworfenen kleinen Demante zeither
groͤßer gewachsen waͤren. Hr. Voysey stellt
als Resultat seiner Untersuchungen die Bemerkung auf: daß das Muttergestein der
Demante im suͤdlichen Indien Sandstein-Breccia aus der
„Thonschiefer-Formation“ ist, und daß diejenigen
Demante, die man in aufgeschwemmten Gegenden findet, aus den Truͤmmern der
obigen Felsen durch die großen Ueberschwemmungen dahin gebracht wurden, so wie die
in den Flußbeeten jaͤhrlich durch die Regenzeit dahin gewaschen werden.
Ein neues Kobalterz.
Hr. K. M. Kersten in Freiberg, ein Schuͤler des
Hrn. Hofr. Stromeyer, hat ein neues Mineral entdekt,
welches er auf Anrathen der HHrn. Hofr. Stromeyer und Hausmann, Wismuth-Kobalterz nannte, und wovon er
die Beschreibung und Analyse in Schweigger's Journal N.
R. Bd. 17. Hf. 3. S. 265–294 mitgetheilt hat. Dasselbe besteht nach ihm in
hundert Theilen aus:
Arsenik
77,96
Kobalt
9,88
Eisen
4,76
Wismuth
3,88
Kupfer
1,30
Nikel
1,10
Schwefel
1,01
Mangan
eine Spur.
Es kann daher durch die Formel 30 Co As⁵ + 15 FeAs² + 5BiAs + 4CuAs +
4NiAs + 3FeS⁴ ausgedruͤkt werden.
Dieses Mineral besizt eine vollkommen strahlige Textur, rizt Flußspath und Glas; die
Farbe ist zwischen bleigrau und stahlgrau; der Glanz wenig metallisch; das spec.
Gewicht desselben ist 4,5 – 4,7. Wenn es aber von dem fein eingesprengten
Quarze, dem es auch seine große Haͤrte verdankt, befreit ist, findet sich
sein spec. Gewicht = 6,0 – 6,7.
Obige Abhandlung muß wegen der analytischen Methode fuͤr alle diejenigen,
welche sich mit den Nikel- und Kobalterzen beschaͤftigen, von hohem
Interesse seyn.
Neues Vorkommen des Selen's.
Das Selen ist von Hrn. K. M. Kersten in Freiberg auch in
der sogenannten Kupferbluͤthe von Rheinbreitenbach
am Rhein entdekt worden. Es ist also wieder eine Gegend bekannt, wo diese
merkwuͤrdige Substanz, welche ziemlich verbreitet zu seyn scheint, vorkommt.
Man vergl. Schweigger's Journal N. R. Bd. 17. Hf. 3.
Ueber die rothen Glaͤser in den alten Kirchen.
Aus einem Berichte des Hrn. D'Arcet uͤber die
rothen Glaser aus der Fabrik des Hrn. Bontemps zu
Choisy-le-Roy (Bulletin de la Soc.
d'Encouragement, Aug. l. J. S. 259) ersehen wir, daß die
franzoͤsische Regierung bei der Wiederherstellung der alten rothen
Glaͤser in den Kirchen, die mehr Geistes-Versammlung, (recueillement) herbeifuͤhren sollen, als die
weißen, die Einfuhr solcher Glaͤser aus Deutschland und England erlauben
wollte, weil Niemand in Frankreich dergleichen Glaser verfertigen konnte. Der
Ausschuß der Kuͤnste und Gewerbe erbath sich aber Aufschub dieser Aufhebung
des fuͤr die Manufacturen Frankreichs so nuͤzlichen
Einfuhr-Verbothes von fremdem Glase, wenigstens nur auf 6 Monate, und
waͤhrend dieser Zeit verfertigte Hr. Bontemps nach
den Recepten der guten alten Neri, Meret und unseres
Landmannes Kunckel rothes Glas genug fuͤr alle
zerschlagenen Fensterscheiben an den alten Kirchen. Man glaubte die
Glasfaͤrberei verloren; sie ist aber in Neri,
Kunckel etc. fuͤr ewige Zeiten aufbewahrt, und das rothe Glas ward
nie, wie man glaubte, mit Gold, sondern mit Kupfer als Protoxyd gefaͤrbt,Man vergleiche hiermit die Schrift: die Glasmahlerei der Alten dargestellt
von J. J. Schmithals. Mit einer Vorrede von Dr. Rudolph Brandes.
Lemgo, Meyer'sche Hofbuchhandlung 1826. S. 15. u. f. Diese kleine Schrift
wollen wir bei diesem Anlasse den Freunden der Glasmahlerei empfehlen. A. d.
R. Hr. d'Arcet bemerkt bei dieser Gelegenheit, daß
die Glaͤser der Alten, die noch mehr Holz zu verbrennen hatten, weit weniger
Alkali enthalten, als unser heutiges Glas; daß es daher gut waͤre, bei
Verfertigung gefaͤrbter Glaser mehr Kieselerde und weniger Alkali zu nehmen,
indem sonst die auf der Oberflaͤche des Glases anzubringenden Farben, die
noch schmelzbarer seyn muͤssen, als das Glas, der Einwirkung der
Atmosphaͤre bei gemahlten Glasern nicht lang widerstehen wuͤrden. Herr
d'Arcet bemerkt ferner, und zwar sehr richtig, daß
man die weißen Glaͤser in den Kirchen beibehalten sollte, indem sie die
wohlthaͤtigen und zur Gesundheit notwendigen Sonnen-Strahlen frei in
die Kirchen einfallen lassen, waͤhrend die gefaͤrbten Glaser die Luft
in den Kirchen durch Abhaltung des Lichtes sehr ungesund machen. Wenn man ja
gefaͤrbte Glaͤser in Kirchenfenstern durchaus haben will, so
muͤßte man fuͤr gehoͤrige Ventilation sorgen. Endlich
wuͤnschte er noch, daß, da man die Boͤrse zu Paris mit Dampf heizt,
man auch die Gotteshaͤuser auf dieselbe wohlfeile Weise heizen
moͤchte.
Wachs von Kupferplatten wegzupuzen.
Um Kupferplatten von dem Wachse, mit welchem sie bei dem Aezen uͤberzogen
werden muͤssen, leichter, als auf die bisherige Art, zu reinigen, empfiehlt
ein Hr. H. F. G. im Mechanics' Magazine, N. 177, 13.
Jaͤner 1827, S. 21, die Kupferplatte so zu erwaͤrmen, daß das Wachs
schmilzt, dasselbe dann mit Terpenthingeist zu verduͤnnen, und dann
Seifen-Lauge (soap lees) zu nehmen, worauf man
sie mittelst einer steifen Buͤrste mit Nasser wird abwaschen
koͤnnen.
Fortschritte der Lithographie in Italien.
Hr. Joh. Dall'Armi theilt in einem Schreiben aus Rom im
Novbr. 1826 (Biblioteca italiana, Novbr. 1826, S. 295)
einige Notizen uͤber die Erfindung der Lithographie (die er Hrn. Senefelder
streitig machen zu wollen scheint, indem, wie er sagt, der Pfarrer zu Miesbach,
Simon Schmid, die Lithographie schon in einem in der
Mitte des 17. Jahrhundertes zu Nuͤrnberg gedrukten Kunstbuche beschrieben
fand, und zu Pflanzen-Abdruͤken benuͤtzte, waͤhrend ein
gewisser Gleisner Hrn. Senefelder zu Schmid fuͤhrte, und ihn
bei diesem den Steindruk, den er gern auf Noten benuͤzt haͤtte, zuerst
kennen lehrte) und uͤber den Zustand derselben in Italien mit, wo sie bereits
rasche Fortschritte macht. Er versichert die lithographische Tinte so fluͤßig
gemacht zu haben, daß man mittelst der Feder die feinsten Zeichnungen auf dem Steine
verfertigen kann, und erwaͤhnt auch einiger Verbesserungen an der Presse, die
er in eine Pendel-Presse verwandelte. Eine solche Presse hat er fuͤr
die Steindrukerei des Hrn. Luigi Baladier zu Rom
verfertigen lassen, wo sie mit dem besten Erfolge im Gange ist.
Englisches Mittel, einer literarischen Taxe zu
entgehen.
Bekanntlich besteht in England ein Gesez, nach welchem von jedem gedrukten Werke eilf Exemplare an gewisse
oͤffentliche und Privat-Bibliotheken abgegeben werden muͤssen.
Um diesem Geseze zu entgehen, hat der Architekt des Koͤniges sein Prachtwerk
„Illustrations of the Pavilion
at Brighten“ ohne eine Zeile Text
herausgegeben, um sich an Einem Bande 220 Guineen zu ersparen: denn der Band kostet
20 Guineen. Hr. Robson ist in seinen „Picturesque Views of all the English
Cities“ noch weiter gegangen. Er gab nicht bloß die Abbildungen
ohne Text hieraus, sondern sagt in feinem Prospectus: „Der Leser wird
hieraus ersehen, daß man nicht im Sinne hat, eine Zeile Text zugleich mit diesen
Kupferstichen herauszugeben. Der Text wird ein besonderes Werk bilden, um die
hoͤchst ungerechte, druͤkende und laͤstige Taxe zu umgehen:
eilf Abdruͤke einer großen und weit umfassenden Sammlung
oͤffentlichen und wohlhabenden Instituten zu schenken, die vielmehr
Kuͤnste und Wissenschaften aufmuntern und unterstuͤzen, als die
Producte derselben verdienstvollen, und oͤfters nicht sehr bemittelten,
Kuͤnstlern und Auctoren abdruͤken sollten. (Ackermann
Repository of Arts. Decbr. 1826. S. 365.)
Herrn de Thiville's Reclamation gegen Herrn Romershausen.
„Hr. de Thiville macht Hrn. Romershausen die Prioritaͤt der Erfindung des
Rades in Dingler's Polytechnischem Journale B. XX. S. 131 streitig. Er sagt, daß er
dasselbe schon im J. 1794 in der Schweiz erfand, und dem Eigenthuͤmer
einer Muͤhle bei Murten (Morat) die Anwendung
desselben empfahl. Bald darauf nahm er in England ein Patent auf seine
hydraulische Wiege, und dehnte sein Patent-Recht auch auf dieses Rad aus.
Dieses Patent findet sich im Repository of Arts and
Manufactures, 1800, N. 83. Sein
Eimer-Rad wurde gleichfalls in Frankreich im J. 1804 im 22. B. der Annales des Arts et Manufactures bekannt
gemacht.“ (Bulletin des Sciences
technologiques), December 1826. S. 344.
Dem Andenken der HHrn. von Reichenbach und von Fraunhofer.
Die Société d'Encouragement bedauert in
ihrem Berichte uͤbe die von ihr fuͤr das Jahr 1826 ausgeschriebenen
Preise (Bulletin, N. 269.) daß sie bei ihrem Preise fuͤr eine Maschine zum Glasschleifen ohne
Resultate blieb. Hr. Stewart, den sie im vorigen Jahre zu
Verbesserung seiner Maschine mit einer goldenen Medaille aufmunterte ließ nichts
mehr von sich hoͤren. Auch aus Bayern kamen keine Preis werber,
„waͤhrend man doch weiß, daß der sel. Hr. v. Reichenbach, eine Maschine dieser Art erfand, die nichts zu wuͤnschen uͤbrig
laͤßt, und deren sich der sel. Hr. v. Fraunhofer mit dem besten Erfolge bediente. Die Société“ sagt Hr. Costaz
„kann sich durch ihr thaͤtigen Correspondenten in Deutschland eine
Zeichnung von dieser Maschine verschaffen, dieselbe bekannt machen, und dadurch
wird der von ihr aus geschriebene Preis uͤberfluͤßig
werden.“ Wir fuͤgen diesem Auskunftsmittel die Bemerkung bei:
daß es nicht die so hoch gesteigerte Maschinerie in dem v. Utzschneider und Fraunhofer'schen optischen
Institut allein ist, was den aus demselben hervorgehenden Instrumenten ihre
Unerreichbarkeit gibt, sondern daß das Glas, dessen sich dieses Institut bedient und
selbst verfertigt, die Wesentlichkeit des Ganzen ist. Die Redaction dieses polyt.
Journales hofft demnaͤchst in Stand gesezt zu werden, sich hieruͤber
mehr verbreiten zu koͤnnen.