Titel: | Horizontale Windmühle mit Trommel-Flügeln. |
Fundstelle: | Band 23, Jahrgang 1827, Nr. LXXIX., S. 398 |
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LXXIX.
Horizontale Windmuͤhle mit
Trommel-Fluͤgeln.
Aus dem Mechanics' Magazine. N. 172. 9. Dec. 1826. S.
498.
Mit Abbildungen auf Tab.
VII.
Horizontale Windmuͤhle mit
Trommel-Fluͤgeln.
An dieser Windmuͤhle, die ich eine horizontale
Windmuͤhle mit Trommel-Fluͤgeln nennen will, sind A, B, und C, D, (Fig. 4.) vier
Wind-Trommeln von vorne. Auf der Mitte ihrer Achsen, bei L, L, vereinigen zwei Zahnraͤder ihre
Kraͤfte. Das Rad auf der unteren Achse (ein abgestuztes Kegelrad) greift, in
das Kronen-Rad auf der senkrechten Achse G,
welche durch das feststehende Dach bei F, laͤuft,
und das Muͤhlenwerk in Thaͤtigkeit sezt. Bei H, ist ein Treppensteig, um außen auf das Dach zu steigen. Die Flieger,
bei I, sind von zwei metallnen Bruͤken
gestuͤzt, Fig. 6., die auf die zwei Kopfstuͤke, K,
K, der oberen Trommel-Achse aufgebolzt sind. Das Gestell E, E, welches die Wind-Trommeln stuͤzt,
ist auf dem beweglichen Theile festgeschraubt, der so wie bei den gewoͤhnlichen
Thurm-Windmuͤhlen gebaut ist. Fig. 5. zeigt die
Trommel-Fluͤgel vom Ende. Der Durchmesser eines jeden ist zehn Fuß, so
daß jeder Fluͤgel in jeder Trommel vier Fuß breit wird: die Laͤnge
desselben ist nach Belieben, und richtet sich nach dem Gebaͤude etc. Die
Fluͤgel sind gekruͤmmt, so daß sie durch ihre Centrifugalkraft
ruͤkwaͤrts leichter vom Winde befreit werden: bei M, M, sind die Fluͤgel gegen den Wind beschirmt.
Der Raum von N, bis N, vorne
an den Trommeln ist mit einer Oeffnung versehen, deren Scheidewaͤnde so
gestellt sind, daß sie den Wind unter rechten Winkeln auf den Fluͤgel
schlagen lassen. Diese Scheidewaͤnde nenne ich die Fuͤhrer (directors). Vorne und dicht gegen diese Fuͤhrer
sind die Blenden (Jalousien) o,
o, (Fig.
7.), die durch die Bewegung des Zahnstokes, p,
p, geoͤffnet oder geschlossen werden, dessen Zaͤhne in kleine
Stifte auf der Achse der Blende eingreifen: der Zahnstok wird durch die Bewegung des
Treibers (Govenors) in Thaͤtigkeit gebracht. Der
Zahnstok und die Blenden sind hier der Laͤnge nach gezeichnet, da sie sich
nicht in der Verbindung darstellen ließen.
Die eine Haͤlfte der Blenden schließt nach aufwaͤrts, die andere nach
abwaͤrts, weßwegen auch die Zaͤhne zur Haͤlfte nach
aufwaͤrts und zur Haͤlfte nach abwaͤrts gerichtet seyn
muͤßen, wodurch dann die Blenden parallel mit den Fuͤhrern
geoͤffnet werden, und dem Winde der Zutritt erleichtert wird. Der Zwek der
Fuͤhrer ist den Wind, die Blenden moͤgen durch die regelnde Bewegung
des Treibers mehr oder weniger geoͤffnet seyn, immer in derselben Richtung
auf die Fluͤgel fallen zu lassen.
Bei Q, Q, in Fig. 5. ist der Fang (intercepting part) nach dem Umfange der beiden Trommeln
gekruͤmmt, wodurch der Wind den voruͤbergehenden Fluͤgeln, R, R, nicht ehe entgehen kann, bis die nachfolgenden in
Beruͤhrung kommen, und die Wind-Trommel auf diese Weise die ganze
Staͤrke empfinden muß. Ohne diese Vorsorge wuͤrde der Wind in einem
Strome zwischen den Fluͤgeln, so wie sie sich waͤhrend ihrer
Umdrehungen einander naͤhern und von einander entfernen, entweichen.
Fig. 7. zeigt
die Blenden geschlossen; wenn sie geoͤffnet werden, faͤngt die
Muͤhle an zu gehen. Die Kette, d, die sich um die
Rolle, b, wikelt, wird herabgezogen, und das Gewicht,
G, (vergl. Fig. 8.) daran
gehaͤngt. Um zu hindern, daß es nicht zuruͤklaͤuft, wikelt die
Kette sich zugleich um die Achse der Rolle b, und das
Gewicht f, wird in die Hoͤhe gezogen, wodurch die
Kette, e, die mit dem Zahnstoke p, in Verbindung steht, nachgelassen wird. Die Kugeln des Treibers, die
durch das Gewicht f, (vergl. Fig. 7.) in der
Hoͤhe gehalten werden, werden nun sinken, und den Zahnstok p, heben (siehe Fig. 8.), dadurch die
Blenden oͤffnen und dem Winde freien Zutritt gestatten. So bleibt nun der
Zahnstok unter der Leitung des Treibers, um Wind zuzulassen oder abzusperren, wie
die Umstaͤnde es fordern. Bei o, o, sind die
Flieger und der Drehe-Apparat, um die Trommel-Fluͤgel in den
Wind zu bringen.
Horizontale Windmuͤhlen mit einer einzigen Trommel haben den großen Nachtheil,
daß 1. ein breiter Fluͤgel durchaus unnuͤz ist; denn da die Trommel
rings umher mit Blenden umgeben ist, so sind sie alle unter demselben Winkel gegen
den Wind geoͤffnet, und dieser kann nicht so gefuͤhrt werden, daß er
die ganze Flaͤche eines breiten Fluͤgels deken kann, indem jeder
nachfolgende Fluͤgel denselben zum Theile abhaͤlt. 2. geht ein großer
Theil der Kraft des Windes dadurch verloren, daß er auf die Blenden wirkt, die mit
den Fluͤgeln herumlaufen. 3. kann der Wind ruͤkwaͤrts nicht
leicht weg, wodurch die Bewegung langsamer wird, und folglich die Kraft der Trommel
verloren geht.
Wenn aber der Wind zwischen zwei Trommeln durchlaͤuft, wirkt er mit ganzer
Kraft auf die Fluͤgel, die von jeder beliebigen Breite und zugleich so
vorgerichtet seyn koͤnnen, daß der Wind ruͤkwaͤrts leicht
abfallen kann.
Eine solche Windmuͤhle kann es mit jeder senkrechten Windmuͤhle
aufnehmen, wenn die Trommel-Fluͤgel groß genug sind.