Titel: | Verfertigungs-Weise emaillirter Zifferblätter auf Taschen und Sak-Uhren nach französischer Methode. |
Fundstelle: | Band 23, Jahrgang 1827, Nr. LXXXV., S. 416 |
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LXXXV.
Verfertigungs-Weise emaillirter
Zifferblaͤtter auf Taschen und Sak-Uhren nach franzoͤsischer
Methode.
Aus dem Mechanics' Register, N. 7. S.
158.
Verfertigungs-Weise emaillirter Zifferblaͤtter auf
Taschen und Sak-Uhren.
Die Zifferblaͤtter fuͤr Taschen- und
Sak-Uhren werden auf verschiedene Weise verfertigt. Wenn sie nicht großer,
als Einen Fuß im Durchmesser sind, bestehen sie aus einer einzelnen Kupferplatte,
die mit Email uͤberzogen ist; die groͤßeren werden aber aus mehreren
einzelnen Stuͤken verfertigt, die nachmahls zusammengefuͤgt werden,
oder man verfertigt sie aus Glas, das man auf weißen Grund legt. Einige
Zifferblaͤtter werden aus Silber oder Gold, oder aus vergoldeten und
versilbertem Messing verfertigt.
Die emaillirten Zifferblaͤtter bestehen aus einer duͤnnen Kupferplatte,
die auf beiden Seiten emaillirt, und auf deren Email-Grund die Stunden und
Minuten gemahlen sind. Man nimmt zur Verfertigung derselben eine duͤnne
Kupferplatte von der
verlangten Groͤße, und haͤmmert sie auf einem etwas concaven Ambosse
von hartem Holze mit einem Hammer, der einen convexen Kopf fuͤhrt, wodurch
sie bald ihre gehoͤrige Woͤlbung erhalten. Hierauf macht man ein Loch
in der Mitte derselben, welches von der concaven Seite aus mittelst eines spizigen
Werkzeuges erweitert wird, damit sich ein Wulst um dasselbe bildet, welcher das
Email im geschmolzenen Zustande aufhaͤlt. Diese Kupferplatte wird dann auf
die Platte des Werkes aufgepaßt, indem man durch den Mittelpunct beider ein spiziges
Werkzeug fuͤhrt, und, nachdem man beide mittelst einer Schraube in ihrer Lage
erhaͤlt, werden die Loͤcher fuͤr die Schrauben verfertigt,
durch welche das Zifferblatt auf dem Werke festgehalten wird, und ebenso das Loch,
durch welches der Schluͤssel zum Aufziehen der Uhr eingefuͤhrt wird.
Dieses leztere Loch muß gleichfalls mit einem Wulste versehen seyn, und zwar aus
demselben Grunde, wie das Loch in der Mitte. Man fuͤhrt hierauf Kupferdrahte
in die Loͤcher, durch welche das Zifferblatt auf dem Werke befestigt wird,
schneidet sie in gehoͤriger Laͤnge zu, und lochet dann dieselben auf.
Die Platte selbst wird so groß zugeschnitten, daß man den Rand zu einem
aͤhnlichen Wulst um die ganze Vorderflaͤche derselben
aufhaͤmmern kann.
Die auf diese Weise vorgerichtete Kupferplatte wird gereinigt, indem man sie einige
Zeit uͤber in einem mit Scheide-Wasser geschaͤrften
Kupferwasser laͤßt, bis die Oberflaͤche vollkommen rein wird; hierauf
wird sie in gemeines Wasser getaucht, und mit einer Drahtbuͤrste aus
Messingdraht abgebuͤrstet.
Das Email, welches man anwenden will, muß sehr weiß seyn: es wird von den
Eisenhaͤndlern in flachen Kuchen eingefuͤhrt und verkauft. Die Kuchen
werden in einem gehaͤrteten Stahlmoͤrser in kleine Stuͤke
zerbrochen, und soviel moͤglich in Koͤrner von der Groͤße des
gewoͤhnlichen Sandes gleichfoͤrmig zerrieben. Diese Koͤrner
werden zuerst in reinem Wasser gewaschen, und die milchige Fluͤßigkeit wird
abgegossen; man laͤßt dieselbe sich sezen, und scheidet auf diese Weise das
feinere Wasser. Die Email-Koͤrner werden auf dieselbe Weise mehrere
Mahle in reinem Wasser gewaschen, der Bodensaz wird, nach Abguß des Wassers,
aufbewahrt, und die untere Oberflaͤche der Platte emaillirt.
Nachdem die Email-Koͤrner auf diese Weise gehoͤrig gewaschen
wurden, kommen sie neuerdings in ein glaͤsernes Gefaͤß; es wird Scheidewasser
aufgegossen, so daß sie beinahe ein Viertel Zoll hoch schwimmen koͤnnen. Die
Mischung wird mit einem glaͤsernen Staͤbchen aufgeruͤhrt, und
die Saͤure ungefaͤhr zwoͤlf Stunden lang auf dem Email
gelassen, um alle metallischen Theile, die von dem Moͤrser abgerieben worden
seyn konnten, aufzuloͤsen, damit die Weiße des Emailes nicht leidet, wenn es
auf die Oberflaͤche der Platte aufgetragen wird. Die
Salpeter-Saͤure wird dann abgegossen, und das Email wieder mit Wasser
gewaschen, bis alle Saͤure beseitigt ist, worauf es wieder mit reinem Wasser
bedekt, und unter demselben gehalten wird, um seine Reinheit und Weiße zu
erhalten.
Nicht bloß die convexe Seite der Zifferplatte, oder diejenige, auf welcher die
Stunden und Minuten gezeichnet sind, wird emaillirt; sondern auch die concave.
Dieses Gegen-Emailliren, wie man es nennt, ist nochwendig; denn, wenn das
Email der oberen Oberflaͤche schmilzt, wuͤrde dasselbe durch seine
Hize die Kruͤmmung der Platte andern, weßwegen beide Flaͤchen zugleich
emaillirt werden muͤssen.
Das Email wird zuerst auf der concaven oder unteren Seite aufgetragen, wozu man den
feinen Bodensaz des ausgewaschenen gekoͤrnten Emails nimmt. In dieser
Hinsicht wird in das mittlere Loch ein Instrument eingestekt, und, nachdem das
Wasser von dem Bodensaze abgegossen wurde, wird dieser mittelst eines
staͤhlernen Spatels herausgehoben, und so gleichfoͤrmig und
duͤnn, als moͤglich, uͤber der concaven Oberflaͤche
ausgebreitet. Das Instrument wird hierauf herausgezogen, und an der Stelle desselben
ein Stuͤkchen feine Leinwand eingeschoben, wodurch das Wasser angezogen und
eingesogen wird. Ohne diese Vorsicht wuͤrde das Gegen-Email abfallen,
wenn das Zifferblatt umgekehrt wird.
Um die convexe Oberflaͤche zu emailliren, wird die Kupferplatte umgekehrt, ein
Instrument in die Mitte des Loches gestekt, und uͤber der ganzen
Oberflaͤche eine Lage des zerriebenen Emailes, so gleichfoͤrmig als
moͤglich, ausgebreitet, wo man zugleich dafuͤr sorgt, die Kante des
Zifferblattes und den Wulst an den verschiedenen Loͤchern zu bedeken, damit
die Hize dieselben nicht verbrennt. Um das an dem Email klebende Wasser abzuziehen,
wird ein Stuͤk feine Leinwand rings um die Kante der Platte gewikelt, wodurch
beinahe alle Feuchtigkeit eingesogen wird. Damit die Theilchen des Emailes sich
gehoͤrig anreihen koͤnnen, und so nahe als moͤglich an einander kommen, gibt man dem
in dem Mittelpuncte stekenden Instrumente einige leichte Schlage.
Es ist wesentlich, daß diese Arbeit sehr genau geschieht; denn davon haͤngt
die Schoͤnheit, die Politur und die glasartige Oberflaͤche des
Zifferblattes ab; indem, wenn das Email gehoͤrig an einander kommt, wo es
schmilzt, sich keine Hoͤhlungen an der Oberflaͤche zeigen, und diese
dann ganz glatt bleibt. Um desto sicherer zu seyn, daß kein Wasser in dem Email
zuruͤkbleibt, werden die Zifferblaͤtter auf einem vierekigen
Stuͤke Eisen, das an drei Kanten aufgebogen ist, getroknet, und auf eine
Waͤrmpfanne gestellt.
Die so zubereiteten Zifferblaͤtter werden nach und nach unter eine Muffel
gebracht, und in einem Ofen allmaͤhlich erhizt. In einer kuͤnftigen
Nummer werden wir vielleicht eine Zeichnung dieses Ofens geben, so wie man denselben
zu London braucht, indem derselbe einige Eigenheiten besizt: uͤbrigens kann
jeder gut gebaute Muffel-Ofen zu diesem Zweke dienen. Man laͤßt die
Platte in dem Ofen, bis das Email anfaͤngt zu schmelzen, wo dann das
Eisenblech, auf welches man die Platte gelegt hat, langsam herumgedreht wird, damit
die Hize auf alle Theils des Zifferblattes wirkt. Wenn die Glattheit der
Oberflaͤche zeigt, daß das Email geschmolzen ist, wird das Zifferblatt
langsam aus dem Ofen gezogen, und einige Zeit uͤber an der Muͤndung
der Muffel gelassen, damit es recht langsam erkalten kann, indem es sonst Risse
bekaͤme, und von der Kupferplatte abspraͤnge.
Nach dem ersten Brennen wird die Platte wieder, wie vorher, in Wasser, das mit
Scheidewasser geschaͤrft wurde, gereinigt, und man untersucht die untere
Oberflaͤche, um dieselbe noͤthigen Falles mit dem obigen Bodensaze
auszubessern. Man traͤgt dann noch eine duͤnne Lage Email auf der
convexen Oberflaͤche auf, und sezt die Platte neuerdings dem Feuer aus, mit
der oben angegebenen Vorsicht. Endlich wird noch eine dritte Lage von dem feinsten
und weißesten Email uͤber der convexen Oberflaͤche ausgebreitet, und
auf dieselbe Weise eingebrannt, wodurch dann das Zifferblatt alle Schoͤnheit
erhaͤlt, deren es faͤhig ist.
Nun werden die Stunden und Minuten auf der convexen Oberflaͤche mit einem
schwarzen weichen Email, das eigens hierzu verfertigt ist, aufemaillirt. Dieses
Email wird in einem achatnen Moͤrser, mit einem achatnen Stoͤßel mit Spik-Oehl
und Terpenthin-Geist sehr sein zerrieben. Das Email muß zu einem
hoͤchst feinen Staube zerrieben werden, und man braucht gewoͤhnlich
einen halben Tag, um ein Quentchen Troy-Gewichtes zu puͤlvern. Man
sezt hierauf noch mehr Spik-Oehl zu, um es so zu verduͤnnen, daß es
durch den Pinsel abfließen kann.
Die Stelle, wo die Stunde zwoͤlf hingezeichnet werden muß, wurde
vorlaͤufig mit der Feile bezeichnet; das Zifferblatt wird jezt auf eine
flache Oberflaͤche gelegt, und mittelst eines Zirkels, dessen einer Schenkel
stumpf ist, und genau in dem Mittelpuncte eingesezt wird, und dessen anderer
Schenkel einen schwarzen Bleistift fuͤhrt, werden die Linien ganz leicht
gezogen, zwischen welchen die Stunden und Minuten geschrieben werden muͤssen.
Um diese Kreise einzutheilen, bedient man sich eines Protractors mit einem
beweglichen Schenkel, und die Stellen, auf welche Stunden und Minuten geschrieben
werden muͤssen, werden mit Bleistift angedeutet. Diese Stunden und Minuten
werden dann aufgemahlen, und nachdem sie ganz troken geworden sind, kommt das
Zifferblatt neuerdings in den Ofen, und wird, wie vorher, gebrannt.
Zifferblaͤtter von Stok-Uhren, die uͤber 12 bis 15 Zoll im
Durchmesser halten, werden auf dieselbe Weise emaillirt; groͤssere
Zifferblaͤtter aber werden aus einzelnen Stuͤken verfertigt,
gewoͤhnlich aus so vielen, als Stunden aufgezeichnet werden, und dann
zusammengefuͤgt.