Titel: | Joh. Chr. Curwen, Esqu., Parliaments-Mitglied, über Möhren-Bau und Fütterung der Hausthiere mit Möhren. |
Fundstelle: | Band 23, Jahrgang 1827, Nr. XCIX., S. 474 |
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XCIX.
Joh. Chr. Curwen, Esqu.,
Parliaments-Mitglied, uͤber Moͤhren-Bau und
Fuͤtterung der Hausthiere mit Moͤhren.Wir haben schon im IV. Bande des polytechn. Journ. eine Abhandlung uͤber
diesen Gegenstand aufgenommen, und freuen uns hier eine Bestaͤtigung der
Ansichten des Verfassers derselben zu finden. A. d. R.
Aus dem XXIV. B. der Transactions of the Society for the
Encouragement of Arts etc. in Gill's technical Repository.
December. 1826. S. 338.
(Im gedraͤngten
Auszuge.)
Curwen, uͤber die Fuͤtterung der Hausthiere mit
Moͤhren.
Hrn. Arthur
Youngs Bericht uͤber den Akerbau in Suffolk und seine
Nachricht uͤber den Moͤhren-Bau und Benuͤzung der
Moͤhren als Viehfutter, machte Hrn. Curwen auf diesen Gegenstand aufmerksam. Er
findet in dem Vorurtheile, daß nur gewisse Gruͤnde zum
Moͤhren-Bau geeignet sind, die Ursache, warum der Bau derselben so
sehr beschrankt ist, und zeigt, daß auch in einem festen thonigen Lehmboden
Moͤhren mit Vortheil gebaut werden koͤnnen.
„Hrn. Young's
Beobachtungen beschraͤnken sich bloß auf Moͤhren-Saat in
breitem Wurfe aus freier Hand, die bloß fuͤr sandigen Boden taugt. Ich bediente mich,
sagt Hr. Curwen“ des Rigol-Pfluges, und
ließ den Aker umbrechen, sobald er abgeraͤumt war, und so den Winter
uͤber liegen, wodurch die Arbeit im Fruͤhjahre sehr erleichtert
wurde. Im April ließ ich ihn drei bis vier Mahl umpfluͤgen, eggen und
rechen, so daß er wie Gartenland aussah. Vor dem lezten Pfluͤgen ließ ich
10 bis 15 Karren Asche auf den Acre „(1125 W. Klaft.)“
auffuͤhren. In der zweiten Woche im Maien, wurden die Furchen gezogen,
und zum Saͤen hergerichtet. Zwischen jeder Furche wurden drei Fuß
belassen, und die Erde so hoch aufgeworfen als moͤglich. Man walzte die
aufgeworfene Erde dann mit einer leichten Walze nieder, so daß man mit einer
Handhaue eine Furche in die Ruͤken ziehen konnte.“
„Der Same wurde vor dem Aussaͤen zehn bis fuͤnfzehn Tage
lang mit nassem Sande gemengt, und in irgend eine warme Lage gebracht, so daß er
vor dem Saͤen in voller Vegetation war.Dieß ist bei allen Samen, die etwas langsam keimen, zu empfehlen. A. d.
Ueb. Dadurch wurden vierzehn Tage gewonnen, und die Moͤhren gegen das
Unkraut gesichert. Pflug und Hake wurden den ganzen Sommer uͤber in
Thaͤtigkeit gehalten. Die Pflanzen wurden zwei Mahl mit der Hand
gegaͤtet, und spaͤter verduͤnnt. Die Auslagen bei diesen
Arbeiten waren bedeutend, aber durch den Ertrag der Ernte reichlich
ersezt.“
„Ich hatte im J. 1804 fuͤnf Viertel Acre, auf welchem vorher Kohl
und Wiken standen. Der Grund war sehr schwer und stark. Die gruͤne Ernte
wuͤrde 20 Stuͤk Vieh einen Monat lang genaͤhrt haben; ich
ließ sie aber zu spaͤt schneiden, und verlor dadurch einen großen Theil
derselben. Da es durchaus nothwendig ist, daß die Moͤhren troken
eingebracht werden, wenn man sie soll aufbewahren koͤnnen, so ließ ich
sie in der ersten oder zweiten October-Woche durch Weibsleute mit der
Gabel ausstechen, was mich 10 Pfund kostete Ich erntete 829 Winchester Bushels,
oder 4143 Stone (den Stone zu 14 Pfund). Der Stone zu Sixpence (18 kr.)
gerechnet, (und so hoch stand damahls der Haber im Preise) war meine
Moͤhren-Ernte 103 Pfund Sterl. (1236 fl.) werth.“
„Bei mir bekommt jedes arbeitende Pferd taͤglich 8 Pfd. Haber. Ich gab ihnen nun 4
Pfund Haber und 4 Pfund Moͤhren,Das ist kaum der zehnte Theil von dem, was im IV. Bd. des polytechn.
Journ. empfohlen ward. A. d. Ueb. und die Pferde wurden dabei besser.“
„Im J. 1805 bestellte ich 3 3/4 Acres mit Moͤhren: im vorigen Jahre
trugen diese Felder Haber. Der Anfang des Sommers war naß und kalt, so daß die
gruͤne Ernte mißlang, und nur von den Schafen abgefressen werden konnte.
Ich ließ die Erde mit dem Pfluge wegnehmen, und haͤufelte sie
spaͤter mit demselben, wobei ich an Auslage den zehnten Theil ersparte,
und doch 108 Karren Moͤhren, den Karren zu 80 Stone, oder 2246 Stone per
Acre, das ist fuͤr mehr als 60 Pfund Sterl. Moͤhren erhielt. Ich
verfuͤtterte dieselben, wie im vorigen Jahre, mit dem besten Erfolge, und
ersparte woͤchentlich 60 Bushels Haber.“
„Bei dem ersten Versuche gab Ein Acre Moͤhren so viel Futter, als
23 Acre Haber, das Winchester Bushel zu 3 Stone, und 60 solche Bushels auf den
Acre gerechnet. Bei dem Aufbewahren der Moͤhren wurde etwas von der Krone
abgeschnitten, damit sie nicht auswuchsen, und diese Abschnizel wurden sogleich
verfuͤttert. Die Ruͤben wurden dann in zwei Fuß diken Reihen
fuͤnf Fuß hoch aufgeschichtet, und zwischen jeder Reihe Raum gelassen,
damit die Luft frei durchziehen konnte. Ich habe sie so schnell als
moͤglich verfuͤttert, da der alte Haber immer besser ist, als der
neue, abgesehen, daß Ersparung des Habers schon an und fuͤr sich
hoͤchst wichtig ist. Im naͤchsten Sommer werde ich 10 Acres mit
Moͤhren bestellen.“
„Hr. Young empfiehlt
Moͤhren als Surrogat fuͤr Heu. Wo ihr Bau wenig oder gar keine
Kosten fordert, mag dieß hingehen; wo aber ihr Anbau theuer zu stehen kommt,
gibt es wohlfeilere Surrogate. Wenn aber auch die Auslagen beim
Moͤhren-Baue groß sind, so ist doch dieß Ersaz genug, daß man sie
als Haber verfuͤttern kann. Die Auslagen auf Einen Acre fuͤr
Saͤen, Reinigen und Aufbewahren werden nicht viel unter 15 Pfund Sterl.
bleiben.“