Titel: | Miszellen. |
Fundstelle: | Band 23, Jahrgang 1827, Nr. CI., S. 481 |
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CI.
Miszellen.
Miszellen.
Die oͤkonomische Verbesserung an Dampfmaschinen,
wovon im 4. B. S. 552 des Mechanics'
Magazine (und in diesem Hefte S. 402) die Rede war, erklaͤrt Hr. C.
S. fuͤr unbrauchbar, indem die Vorrichtung nicht angegeben ist, um den
nachfolgenden Dampf abzusperren, wenn der Staͤmpel niedersteigt. Der Dampf
bei, B, kann das Gewicht bei, A, nicht heben, welches in der Folge, mit der hinzukommenden Last einer
Wassersaͤule bei, H, bei seinem Niedersteigen den
Druk uͤberwaͤltigen soll, der es aufwaͤrts trieb. (Mech. Magazine, N. 178. 20. Jaͤner.)
Ruder-Raͤder.
Das Mechanics' Magazine, N. 180, 3. Febr. 1827, S. 69
liefert, aus Stuart's Anecdotes of
Steam-Engines, Part II., Notizen uͤber die fruͤhere
Anwendung der Raͤder als Ruder, unter welchen auch jene vorkommt, die wir im
Polyt. Journ. B. XVII. S. 231 aus einem
Commentator des Vegetius angefuͤhrt haben.
Ehrenvoll fuͤr uns Deutsche ist es, daß wir hier auch des deutschen Prinzen
Rupert, aus dem Pfaͤlzischen Hause,
erwaͤhnt finden, der auf der Themse Schiffe durch Ruder-Raͤder
rudern ließ, welche er mittelst Pferde in dem Schiffe treiben ließ. Er fuhr mit
diesem Schiffe schneller, als das Koͤnigliche mit 16 Ruderern bemannte
Schiff. Uebrigens sind mehrere Schriften hier angezeigt, in welchen von
Ruder-Raͤdern in England und in Italien vom J. 1578, 1587, 1678 und
1698 die Rede ist: wie in Pancirolli res memorabiles. Ambergae. 1599.
– Invention or Devises, by Will. Bourne. Lond. 1578, p. 12. – Compleat Shipwright by Edm. Bushel. 4 Edit. 1678. p.
56. – Savery's Navigation
improved. Lond. 1698. p. 13.
Parker's Haus- oder
Garten-Thore, die sich von sich selbst oͤffnen oder schließen, wenn
man mit einem Wagen vor denselben anfaͤhrt.
Das Repertory of Patent-Inventions gibt in seinem
Februar-Hefte S. 120 eine Nachricht von dem Patente, welches Hr. Joh. Parker, Eisen- und
Draht-Schirm-Fabrikant zu Knightsbridge, Middlesex, sich am 23. Mai
1826 auf Verbesserungen an Haus- oder Garten-Thoren geben ließ,
wodurch diese Thore sich, wie man mit einem Wagen angefahren kommt, von selbst
oͤffnen und schließen, ohne daß ein Portier hierzu noͤthig ist, oder
ohne daß Kutscher und Bedienten absteigen duͤrfen, um dieses zu thun. Die
Vorrichtung besteht in einer, vor dem Thore angebrachten, beweglichen schiefen
Flaͤche, uͤber welche der Wagen hinrollt, wodurch dann diese schiefe
Flaͤche niedergedruͤkt, und durch den Druk derselben ein
Raͤder- und Hebel-Werk in Thaͤtigkeit gesezt wird,
welches die Thorfluͤgel oͤffnet. Das Repertory findet den Mechanismus, den Hr. Parker waͤhlte, viel zu zusammengesezt,
und die Beschreibung desselben ist, ohne Abbildung, wirklich unverstaͤndlich.
Das Repertory zweifelt nicht, daß derselbe sich so
vereinfachen laͤßt, daß er die beabsichtigte Wirkung auf eine hoͤchst
bequeme Weise hervorzubringen im Stande ist.
Einfluß der Behandlung der hydraulischen Moͤrtel bei
ihrer Bereitung auf die Guͤte derselben.
Hr. Vicat empfiehlt, in seinem
Werke uͤber die Moͤrtel, und vorzuͤglich in einer auf Befehl
der Administration des Ponts et Chaussées
gedrukten Notiz, den hydraulischen Kalk mit wenig Wasser zu loͤschen, so daß
er einen sehr strengen Teig, gibt er will die Kruͤke bei Mischung des Kalkes
und Sandes verbannt wissen, und empfiehlt dafuͤr den Stoͤßel, welchen
wir in der Anmerkung 15. S. 70 in diesem polyt. Journale empfohlen haben; er will,
mit einem Worte, daß der Moͤrtel eine feste Consistenz habe, ohne an der
gehoͤrigen Dehnbarkeit zu verlieren, d.h., daß man so wenig Wasser anwende,
als moͤglich. Einige Baumeister sind nicht dieser Meinung, oder nehmen
wenigstens auf diesen Rath keine Ruͤksicht, denn die alte Methode, den Kalk
in der Kalkgrube zu ersaͤufen, und denselben hierauf in Form einer Kalkmilch
in die Kalkgrube laufen zu lassen, scheint noch immer die gewoͤhnliche. Die
Lyoner Maurer, die den Moͤrtel oͤfters als Grundstein brauchen,
loͤschen den Kalk durch bloßes Ansprizen, deken ihn mit Sand zu, kneten und
mengen beide schnell mit viel Wasser, und wenden den Moͤrtel noch warm an.
Sie fahren hierbei, wie man sagt, gut. Hr. Laguerrenne, der die Bruͤke
Charles uͤber die Rhone bei Lyon erbaut, glaubte Vicat's Methode buchstaͤblich befolgen zu
muͤssen: er hatte nur einen mittelmaͤßig guten hydraulischen Kalk, und
hatte nichts wie Sand und Kiesel zur Moͤrtel-Bereitung. Sein
Moͤrtel wurde kalt unter einem reißenden Strome in eine Einfassung am Grunde
desselben eingesenkt, und schon nach 14 Tagen konnte man Grundsteine von 2–3
Meter darauf hinablassen. Diese ungeheueren Steine rollten auf diesem,
waͤhrend dieser Zeit erhaͤrteten, Moͤrtel, wie auf einem Felsen
hin. Auf Moͤrtel, nach der gewoͤhnlichen Lyoner Art bereitet,
haͤtte man die Grundsteine erst nach einem Jahre oder nach 15 Monaten
niederlassen koͤnnen; der reißende Strom haͤtte denselben
waͤhrend dieser. Zeit untergraben koͤnnen, und vielleicht waͤre
sogar die Einsenkung desselben unmoͤglich gewesen, indem der Kalk davon
geschwemmt worden waͤre, und den Sand und die Kiesel ohne alle Verbindung
zuruͤk gelassen haben wuͤrde. Diese von ganz Lyon bemerkte Thatsache
beweiset die Guͤte des Rathes des Hrn. Vicat. Hr. Vicat wird eine neue Auflage seines Werkes
uͤber den Moͤrtel, oder vielmehr ein neues Werk uͤber diesen
Gegenstand herausgeben, welches eine Menge neuer Bemerkungen enthalten wird, das
seine seit dem Jahre 1818 ununterbrochen fortgesezte Beobachtungen uͤber den
Moͤrtel bekannt machen wird.
Schoͤne schwarze Mahler-Farbe. Von Hrn.
T. v. Peticolas, zu
Neshville in Tennassee.
Hr. Peticolas theilt in dem Franklin Journal (auch im New
London Mechanics' Register, N. 8. S. 172) folgende Bereitung einer
schoͤnen schwarzen Farbe mit. Man nimmt etwas Kampfer, und zuͤndet
denselben an. Aus der Flamme desselben wird ein sehr diker schwarzer Rauch
aufsteigen, den man auf dieselbe Weise, wie bei Verfertigung der
Lampen-Schwaͤrze, auffaͤngt. Ich fing ihn in einer unteren
Kaffe-Tasse auf. Dieses Schwarz, mit etwas arabischem Gummi gemengt, gibt
eine weit bessere schwarze Tusche, als man aus China erhaͤlt. Es laͤßt
sich auch mit Oehl abreiben.
Miniatur-Mahler bedienen sich oͤfters zu Bereitung einer
schoͤnen schwarzen Farbe der sogenannten Puzen, die sich an dem Dochte einer
Kerze bilden, wenn man dieselbe ungepuzt brennen laͤßt. Sie lassen sie in
einen kleinen Fingerhut, oder in irgend ein kleines Gefaͤß fallen, das sie
alsogleich mit dem Daumen schließen koͤnnen, damit die Luft davon abgehalten
wird. Diese Puzen sind frei von allem Fette, und liefern eine treffliche schwarze
Mahler-Farbe.
Azurblau fuͤr Papier-Fabrikanten und Appreteurs
der Baumwollen- und Leinen-Gewebe, so wie fuͤr feine
Hauswaͤsche.
In der chemischen Fabrik des Dr. Joh. Gottfried Dingler in Augsburg wird seit Jahren ein
fluͤssiges Blau, verfertigt, das zum Blaͤuen des Papierzeuges, der
Leinen- und Baumwollen-Gewebe und der feinen Hauswaͤsche ganz
vorzuͤglich geeignet ist. Wir glauben durch diese Anzeige denjenigen, welche
mit diesem vortrefflichen Blau noch nicht bekannt sind, einen Dienst zu erweisen,
zumal die Anwendung desselben fuͤr die genannten Zweke sehr leicht, und der
Erfolg einer gleichfoͤrmigen Blaͤuung mit aller Sicherheit und ohne
Nachtheil fuͤr die Stoffe begleitet ist.
Wirkung des Kalkwassers bei Faͤllung der
Bitter-Erde.
Hr. Henry, d. Sohn, beweiset in
einer sehr lehrreichen kleinen Abhandlung uͤber die Wirkung des Kalkwassers
bei Faͤllung der Bittererde, im Journal de
Pharmacie, Jaͤner 1827. S. 1.: daß 1/5700 Bittererde, und, als
gallertartiges Hydrat, sogar 1/4000 Bittererde im Wasser aufloͤsbar ist, und
daß Kali und Kalkwasser dieselbe aus ihren Verbindungen mit Saͤuren nie
vollkommen faͤllen, sondern oͤfters 1/8, 1/6, und zuweilen noch mehr,
von derselben zuruͤklassen. Englische Bittererde ist, wie Hr. Robiquet bemerkt, weniger
aufloͤsbar, Ebendas. S. 26.
Sauerkleesaures Blei gibt mit Kalium eine
Knall-Composition.
Hr. Serrullas hat gefunden, daß
wenn man sauerkleesaures Blei, gehoͤrig getroknet, mit sehr wenig Kalium
mengt, so daß dieses von Ersterem uͤberall gegen den Zutritt der Luft
geschuzt wird, in einer Waͤrme, die noch nicht vermag, das sauerkleesaure
Blei fuͤr sich zu zersezen, heftig verknallt, und die Gefaͤße
zersprengt. (Journal de Pharmacie. Novbr. 1826. S.
576.)
Ueber die Gewinnung des Nikels im Großen.
Hr. O. L. Erdmann, akad. Doct.
zu Leipzig, theilt in Schweigger's Jahrbuch der Chemie und Physik 1826, Hf. 10. einige
Darstellungsweisen von reinem Nikeloxyd mit, deren Anwendbarkeit im Großen er zu
pruͤfen Gelegenheit hatte. Das gewoͤhnlichste und billigste Erz des
Nikels ist bekanntlich die sogenannte Kobaltspeise, eine
metallische Masse, die sich bei Bereitung des Kobaltglases in den Haͤfen
niedersezt und gewoͤhnlich, außer Nikel, Arsenik und Wißmuth, auch noch Eisen
und etwas Kobalt, lezteren jedoch nur in sehr geringer Menge, oft gar nicht,
enthaͤlt. Auf diese Kobaltspeise beziehen sich auch die anzugebenden
Scheidungsprocesse.
1) Verfahren mit Schwefelsaͤure. Die Kobaltspeise
wird zuerst fuͤr sich, darauf nochmals mit Kohlenstaub, bis zum Verschwinden
aller Arsenik-Daͤmpfe geroͤstet, und dann entweder sogleich,
oder nachdem man das erhaltene Oxyd durch laͤngeres Liegenlassen in einem
feuchten Keller und oͤfteres Begießen mit angesaͤuertem Wasser in
Hydrat verwandelt hat, mit conc. Schwefelsaͤure uͤbergossen und damit
zum diken Brei angeruͤhrt. Dieser wird zur Vertreibung der
uͤberschuͤßigen Saͤure bei gelindem Feuer erwaͤrmt, und
endlich fast bis zum Gluͤhen erhizt. Durch dieses Verfahren werden die
gebildeten schwefelsauren Metallsalze, mit Ausnahme des Nikelsalzes, welches, seine
ganze Saͤure bis zur Rothgluͤhhize an sich haͤlt, in basische
unaufloͤsliche Verbindungen umgewandelt, waͤhrend auch arseniksaures
Eisen durch den Verlust der uͤberschuͤßigen Saͤure
unaufloͤslich wird. Das aufloͤsliche schwefelsaure Nikelsalz kann man
nun leicht durch Uebergießen der erhizten Masse mit Wasser scheiden. Die durch
Auslaugen erhaltene Fluͤßigkeit enthaͤlt jedoch noch arseniksaures
Eisen besonders viel,
wenn die angeruͤhrte Masse nicht genug erhizt war. Man bringt sie deßhalb in
einem Kessel zum Sieden und sezt ihr so viel saures schwefelsaures Kali (wie es bei
Bereitung der Salpetersaͤure gewonnen wird) zu, als noͤthig ist, um
alles in ihr enthaltene Nikelsalz in schwefelsaures Nikeloxydkali zu verwandeln,
worauf man sie nach einigem Abrauchen zum Krystallisiren hinstellt. Die dadurch
erhaltenen gruͤnen Krystalle des Doppelsalzes sind jedoch noch nicht ganz von
fremden Metallen rein und enthalten noch etwas arseniksaures Eisen, weßhalb man wohl
thut, sie bei gelinder Waͤrme zu calciniren, dadurch das arseniksaure Eisen
unaufloͤslich zu machen, und dann erst durch Uebergießen der Masse mit Wasser
das reine Nikelsalz abzuscheiden. Aus der filtrirten Lauge wird endlich mit
Pottaschen-Aufloͤsung das reine kohlensaure Nikeloxyd mit
schoͤngruͤner Farbe gefaͤllt.
Im Großen ist diese Methode wohl nicht vortheilhaft auszufuͤhren, da theils
das Krystallisiren zuviel Zeit raubt, theils auch das Nikeloxyd nur in geringer
Menge von der Schwefelsaͤure aus der Speise aufgeloͤst wird, weßhalb
man leztere immer in großem Ueberschusse anwenden muß, wodurch jedesmal eine Menge
Salzruͤkstand erhalten wird, der nur mit Nachtheil nochmals bearbeitet werden
kann.
2) Verfahren mit Salpetersaͤure. Das
geroͤstete Erz wird, wie vorher, in den Hydratzustand versezt, wodurch die
Anwendung von Waͤrme bei dem Aufloͤsungsprocesse unnoͤthig
wird. Das, Oxyd wird in hoͤlzernen Faͤßern mit Salpetersaͤure
Uͤbergossen, wobei man einen großen Ueberschuß des ersteren anwenden muß, um
die Saͤure vollkommen saͤttigen zu koͤnnen. Ist die
Saͤttigung erfolgt, so verduͤnnt man das Gemenge, welches
Breiconsistenz zu haben pflegt, mit hinlaͤnglichem Wasser, um alles Wißmuth
zu faͤllen, nachdem sich nun die Fluͤßigkeit durch Ruhe
geklaͤrt hat, wird die uͤberstehende klare Lauge durch Haͤhne
vom Bodensaze abgelassen, und in einem kupfernen Kessel zum Sieden gebracht. Sie
enthaͤlt jezt salpetersaures Nikel, arseniksaures Eisen, vielleicht etwas
arseniksaures Kobalt und Wismuth; leztere drei Salze werden nun gefaͤllt,
indem man der siedenden Lauge Kalkmilch in kleinen Portionen so lange zusezt, bis
eine herausgenommene filtrirte Probe ihre gelblichgruͤne Farbe verloren,
dafuͤr eine blaͤulichgruͤne angenommen hat, und der aus der
Probe durch ein Alkali erhaltene Niederschlag vor dem Loͤthrohr mit Kohle und
Borax reducirt, einen unschmelzbaren Nikelschwamm gibt. Um der Reinheit des
Nikeloxyds sicher zu werden, muß man den (reinen) Kalk bei dieser Faͤllung
etwas reichlich zusezen, so daß etwas Nikeloxyd mit gefaͤllt wird. Ist die
Lauge endlich so gereinigt, so werden die gefaͤllten arseniksauren Salze
abfiltrirt und das Nikeloxyd aus der noch warmen Loͤsung durch Kalkmilch
niedergeschlagen.
Im Großen ist diese Methode nicht wohl anwendbar, sowohl wegen der vielen
salpetrigsauren Daͤmpfe, welche sich bei der Aufloͤsung der Speise
entwikeln, als auch wegen des hohen Preises der Salpetersaͤure und der
Nothwendigkeit die Speise immer in großem Ueberschusse zur Saͤure zu bringen,
da diese immer nur wenig aufloͤst. Im Kleinen, wo man die Aufloͤsung
leicht mit Siedhize unterstuͤzen kann, glaubt der Verfasser diesen
Scheidungsproceß sehr empfehlen zu koͤnnen.
3) Verfahren mit Salzsaͤure. Die Salzsaͤure
loͤst das geroͤstete Kobaltspeisehydrat bis auf einige Procente
Schwefel und etwa metallisch gebliebene Koͤrner gaͤnzlich auf, und
verdient so den Vorzug vor allen uͤbrigen Saͤuren. Die
Aufloͤsung wird, wie bei dem Verfahren mit Salpetersaͤure, zur
Abscheidung des Wißmuths mit Wasser verduͤnnt und dann im Kessel zum Sieden
gebracht. Da aber die Salzsaͤure saͤmmtlichen in der Speise
enthaltenen Arsenik aufloͤst, (welchen Schwefel- und
Salpeter-Saͤure groͤßtentheils zuruͤklassen) die
Aufloͤsung daher nicht bloß das Eisen, und die uͤbrigen fremden
Metalle, sondern auch das Nikel groͤßtentheils als arseniksaures Salz
enthaͤlt, so wird der Zusaz eines Eisensalzes noͤthig, dessen Menge
sich nach der durch einen vorlaͤufigen Versuch zu bestimmenden
Quantitaͤt des in der Aufloͤsung enthaltenen arseniksauren Nikels
richten, und gerade hinreichen muß, diesen zu zersezen. Hat man die noͤthige Menge Eisensalz
zugesezt, so behandelt man die Lauge mit Kalkmilch bis zur voͤlligen
Reinheit, wobei sich die arseniksauren Salze mit gelblichgruͤner Farbe, die
sich waͤhrend des Siedens in die braunrothe veraͤndert, abscheiden,
beim Liegen an der Luft aber ihre vorige Farbe wieder annehmen. Wendet man statt des
salz- oder salpetersauren Eisens, schwefelsaures an: so scheidet sich auch
ohne Kalkzusaz ein Antheil arseniksaures Eisen mit graulich weißer Farbe ab und der
Kalkzusaz wird dann fast nur noͤthig, um die Lauge von der dadurch frei
gewordenen Schwefelsaͤure zu befreien. Die filtrirte Fluͤssigkeit wird
endlich mit Kalkmilch gefaͤllt.
Um auf diesem Wege, der wohl der billigste seyn duͤrfte, ein ganz
arsenikfreies Nikeloxyd zu gewinnen, muß man natuͤrlich eher zu wenig als zu
viel vom Eisensalze zusezen, und den dadurch entstehenden geringen Abfall von
arseniksaurem Nikel nicht scheuen. Vorzuͤglich wichtig ist es aber auch,
sowohl bei diesem, als dem vorhergehenden, Versuche einen ganz eisenfreien Kalk anzuwenden.
Um das auf einem dieser Wege gewonnene Oxyd zu reduciren, wurde es gegluͤht
und dann mit Kohlenstaub und einem Glasflusse dem Feuer ausgesezt. Es bedarf hierzu,
auch bei voͤlliger Reinheit des Oxydes, einer nicht zu hohen Temperatur; die
gewoͤhnliche Hize des Glasofens reicht vollkommen hin; denn unter die vielen
Analogien zwischen Nikel und Eisen gehoͤrt auch die, daß Nikel, ebenso wie
Eisen, sich gerne mit Kohle verbindet und damit ein sproͤdes
leichtfluͤßiges Metall, von der Schmelzbarkeit des Gußeisens, gibt, welches
nur in der Gluͤhhize etwas dehnbar ist, und im Aeußern dem Gußeisen
aͤhnelt. Alle Versuche des Verfassers, das Oxyd, mit sehr wenig Kohle
gemengt, zum kohlenfreien Koͤnig zu reduciren, mißlangen stets. Wandte er
auch bei sehr wenig Kohle einen Glasfluß an, so erhielt er doch stets kohlehaltiges
Nikel, waͤhrend ein Theil des Oxydes sich mit dem Flusse verband und eine
Schlake gab, die der Luft und Feuchtigkeit ausgesezt, (bei vollkommener Festigkeit
und glasartiger Beschaffenheit) nach einiger Zeit gruͤn wurde, und dadurch
ihren Nikelgehalt zu erkennen gab.
Wir haben diese Versuche den Lesern unseres polytechnischen Journals mitgetheilt,
weil sie vielleicht theilweise bei der Darstellung des Nikels im Großen vortheilhaft
benuzt werden koͤnnen.
Berthier's Versuche, auf
trokenem Wege ein reines Nikel zu produciren, haben wir im Bd. XXII. B. 311. dieses
Journales mitgetheilt. Auch Berthier hat noch keinen haͤmmerbaren Nikel
erhalten, und empfiehlt daher die Frischbarkeit, wie bei dem Eisen, indem man, wie
er sagt, ganz kohlenfreien reinen Nikel bloß durch Reduction des Nikeloxyds mit
Wasserstoff, erhalten kann. Richter erhielt bekanntlich solchen, indem er den Nikel
ohne Beruͤhrung mit Kohle in anhaltender Hize des Porcellanofens reducirte.
Hr. Prof. Schweigger
fuͤhrt in einem Anhange zu obiger Abhandlung Erdmanns's, S. 147 an, daß Hr.
Dr. Geitner auch nach Doͤbereiner's Methode (reinen Nikel durch
Gluͤhen des in einer Roͤhre fest gestopften, kleesauren Nikels
darzustellen) ebenfalls keinen haͤmmerbaren Nikel erhielt. Ebendaselbst S.
148 macht Hr. Prof. Schweigger
den Vorschlag zu versuchen, im Großen durch Reduction mit Kohlenwasserstoff reinen,
sogleich haͤmmerbaren, Nikel darzustellen. Wenn Macintosh, sagt er, sich mit Vortheil des Kohlenwasserstoffes zur
Erzeugung eines vortrefflichen Stahles bedient: so zeigt dieses Verfahren sogar
einen Weg, als Nebenproduct ganz reines Wasserstoffgas ohne alle Kosten sich zu
verschaffen, welches zur Reduction des Nikeloxyds verwandt werden
koͤnnte.
Eine nicht kostspielige und im Großen anwendbare Methode, auf trokenem Wege den Nikel
vom Arsenik zu reinigen, hat Hr. Dr. Woͤhler in
den Annalen der Physik 1826 J. 227 bekannt gemacht. Woͤhler vermischt das ungeroͤstete und fein
gepuͤlverte Erz mit 3 Mahl so viel Pottasche und eben so viel Schwefel und
erhizt das Gemenge in einem bedekten hessischen Tiegel, anfangs nur gelinde, damit
die Masse nicht uͤbersteige, und zulezt bis zum Rothgluͤhen, so daß
sie schmilzt. Die erkaltete Masse wird dann zerschlagen und in Wasser gebracht, welches die Hepar mit
allem Arsenik auszieht, und ein metallglaͤnzendes krystallinisches Pulver
zuruͤklaͤßt, welches vollkommen arsenikfreies Schwefelnikel ist.
Nachdem die Fluͤßigkeit davon abgegossen ist, wird es noch mehrere Male mit
frischem, am beßten mit heissem Wasser gewaschen, bis endlich das zulezt abgegossene
Wasser nicht mehr hepatisch reagirt. Es ist dabei gar nicht noͤthig, das
Metallpulver auf ein Filtrum zu bringen, weil es sich wegen seiner Schwere sehr
schnell absezt, und so in dem Gefaͤße selbst leicht ausgewaschen werden kann.
Es ist zu bemerken, daß die Masse nicht zu stark erhizt werden darf, weil sonst das
Schwefelnikel zu blaͤtterigen Klumpen zusammensintert, welche etwas von der
arsenikhaltigen Hepar mechanisch eingeschlossen enthalten koͤnnen, und dann
schwieriger auszuwaschen sind. Das erhaltene Schwefelnikel loͤst man in
Salpetersaͤure, oder, was wohlfeiler ist, in Schwefelsaͤure auf,
welcher man nach und nach kleine Portionen Scheidewasser zusezt.
Ueber die Zubereitung des Kelps, und die Wichtigkeit dieses
Artikels fuͤr die noͤrdlichen Bewohner der brittischen Inseln.
Kelp ist ein Laugensalz, das an den Kuͤsten von
Wales, Schottland und Irland gemacht wird. Man gewinnt es hauptsaͤchlich
durch das Einaͤschern der sogenannten Meergraͤser und einiger anderer Unkraͤuter, welche an den
Seekuͤsten, unterhalb des hohen Wasserstandes, wachsen. Zur Zeit der Ebbe
werden diese Kraͤuter mir Sicheln abgeschnitten, aus dem Bereiche der Fluth
getragen, getroknet, und in einem kreisfoͤrmigen mit Steinen ausgelegten
Loche verbrannt. Nach dem Verbrennen bildet der Ruͤkstand eine
fluͤßige, dem Theere aͤhnliche, Masse, die nach dem Abkuͤhlen
verhaͤrtet, und Kelp genannt wird. Man gebraucht
ihn statt Soda zur Verfertigung der Seife, des Alauns und des Glases; allein er ist
bei weitem nicht so gut, als Soda, weil er mehr Neutral-Salze, viel Pottasche
und mehr Kohle enthaͤlt.
Die Verfertigung des Kelps fing ungefaͤhr um das Jahr 1730 auf den Orkneyschen
Inseln an, und hatte lange Zeit mit maͤchtigen Vorurtheilen zu
kaͤmpfen. Die Paͤchter stellten den Grundeigenthuͤmern vor, daß
dieser neue Erwerbszweig die Fische von den Kuͤsten vertreiben, Korn und Gras
zerstoͤren, und vielleicht gar ihre Weiber verhindern wuͤrde, Kinder
zu bekommen. Dessen ungeachtet aber wurde darauf beharrt, und fuͤnfzig Jahre
nachher war der Ertrag jener Inseln um 370,000 Pfd. Sterling hoͤher, als er
vor der Verfertigung des Kelps gewesen war. Anfaͤnglich wurde dieser Artikel
fuͤr 45 Shilling die Tonne verkauft, und jezt kostet er gewoͤhnlich
zwischen 11 und 12 Pfd. Sterling.
Man rechnet, daß auf den Orkneyschen Inseln allein 20000 Menschen von diesem
Erwerbszweige leben; daß kleine Pachtguͤter, welche fruͤher kaum 40
Pfd. Sterling getragen haben, jezt 300 Pfd. einbringen, und daß Lord Mac Donald von
seinen Kelpufern 10,000 Pfd. bezieht, wovon seine Vorfahren nicht einen Pfenning
bekommen haben.
Auf den Hebriden ist Kelp sogar noch wichtiger, als auf den vorhin genannten Inseln;
und mit Ausnahme von etwas Vieh und Fischen, ist es beinahe der einzige Artikel,
welchen diese Gegenden auszufuͤhren haben.
In einer Denkschrift, welche die Eigenthuͤmer von Kelp in den westlichen
Inseln an die Herren der Schazkammer zu Edinburg, unter dem 30. Decbr. 1822, gesandt
haben, ist angefuͤhrt, daß die Gewinnung dieses Laugensalzes die
hauptsaͤchlichste Erwerbsquelle dieser Inseln ist; daß nicht weniger als
80000 Menschen damit beschaͤftigt sind, und wenigstens noch eben so viel
davon leben; daß hiezu noch die Seeleute von ungefaͤhr 200 Schiffen gerechnet
werden muͤssen, welche den Kelp nach den verschiedenen Theilen des
Koͤnigreiches fuͤhren, und daß das Volk dadurch zur Betriebsamkeit und
zum Fleiße aufgemuntert wird.
In guͤnstigen Jahren schaͤzt man den jaͤhrlichen
Kelp-Ertrag des ganzen Koͤnigreichs auf ungefaͤhr 20000 Tonnen,
und den Werth dieses Erzeugnisses auf 200,000 Pfd. Sterling; eine Summe, welche
durch die Industrie der Bewohner dem Lande erhalten wird, statt sie fuͤr Soda
nach Spanien und Sicilien zu senden, und welche die Bewohner jener Distrikte in
wenigen Wochen verdienen koͤnnen. Die Einfuͤhrung dieses Zweiges in
Schottland verdankt man dem Hrn. Mac
Leod.
Baͤume als Hagelableiter.
Ein Guͤterbesizer an der Rhone benuͤzte als Hagelableiter die
hochstaͤmmigen Baͤume auf seinen Guͤtern, vorzuͤglich
die Pappeln, die er mit Metallspizen und mit Draht versah. Bullet. d. Scienc. techn. Novbr. 1826. S. 309.
Literatur.
a) deutsche.
Handbuch der Buchdrukerkunst. Mit Abbildungen und
Tabellen. Frankfurt a. M. in der Andreaͤischen Buchhdlg. 1827. Preis 6
fl.
Durch dieses Werk erhaͤlt nun auch das deutsche Publicum eine
Zusammenstellung der neuen Fortschritte der Buchdrukerkunst, so wie sie sich
durch die Vervollkommnung des Mechanismus sowohl, als durch die daraus
erwachsenen trefflichen Leistungen darthun. In England und Frankreich haben J.
Johnson, Brun, Fournier u.a. uͤber diesen Gegenstand
bereits die Literatur bereichert, waͤhrend in Deutschland durch die
jezigen Fortschritte der Kunst eine gaͤnzliche Umarbeitung der Taͤubel'schen Werke (wovon sein
theoretisch-praktisches Woͤrterbuch der Buchdrukerkunst etc. zu
Wien 1805 erschien) nothwendig geworden ist. Es wird zwekmaͤßig seyn,
hier eine kurze Anzeige von dem Inhalte dieses nicht weniger fuͤr die
Fassungskraft der Lehrlinge berechneten, und mit Abbildungen, ausgestatteten,
als den Buchdrukerherren, Schriftgießern, Buchhaͤndlern und selbst den
Schriftstellern empfehlenswerthen Handbuches zu geben.
I. Buch. Von den Schriften im Allgemeinen. a) Von den Schriften; b)
von den Schriftkegeln oder Schriftgattungen; c) von
dem Gießzettel; d) das griechische und
hebraͤische Alphabet; e) von dem relativen
Verhaͤltnisse der Buchstaben untereinander und von der Berechnung des
Manuscriptes.
II. Buch. Von den Verrichtungen des Sezers. a) Ueber die eigentliche Gestalt und Beschaffenheit
der Schriftkasten in Deutschland, England und Frankreich; b) von der Ausmessung der Sezerwerkzeuge; c) vom Einlegen neuer Schriften in die Schriftkasten; d) vom Ablegen; e) vom
Schriftsezen uͤberhaupt; f) vom Umbrechen;
g) vom Corrigiren der Sezerfehler in der
Form.
III. Buch. Von den Verrichtungen des Drukers. a) Von der Construktion einer Buchdrukerpresse; b) praktische Regeln fuͤr Druker; c) von der Verfertigung und Behandlung der Walzen,
nebst einer Beschreibung von den in England gebraͤuchlichen
Walzenapparaten; d) verschiedene neue Pressen; e) von den Drukmaschinen oder Schnellpressen.
IV. Buch. Vermischte Aufsaͤze fuͤr die
Gesammt-Buchdrukerei. a) Von der
Buchdrukerfarbe; b) die Accidenzarbeiten; c) von dem Corrector; d)
von dem Factor; e) von dem Geschaͤfte in der
Niederlage. Den Schluß macht ein Anhang, welcher 1) uͤber Stereotypendruk
und Typolithographie; 2) von der Preisbestimmung fuͤr Sezer und Druker
handelt, und 3) mit einem typographischen Woͤrterbuch in deutscher,
franzoͤsischer, englischer und italiaͤnischer Sprache endet. Auch
ist das Werk mit einem Register versehen.
Ueber den oͤffentlichen Unterricht
uͤberhaupt, und uͤber polytechnische Schulen
insbesondere, von Fr. Ed. Desberger, Professor.
Augsburg und Leipzig in der v. Jenisch und Stageschen Buchhandlung, 1827. Preis
1 fl.
Diese Schrift verdient recht sehr die Beruͤksichtigung nicht nur
derjenigen, welche sich fuͤr die Errichtung und den Zwek der sogenannten
polytechnischen Schulen insbesondere interessiren muͤssen, sondern auch
uͤberhaupt aller derjenigen, welchen das Schul- und Studienwesen
am Herzen liegt, da sie die im Laufe der Zeit nothwendig gewordene
Vervollstaͤndigung und Verbesserung desselben zum Gegenstande hat.
c) Franzoͤsische.
Nouveau Manuel du Raffineur de Sucre: par Poutel aîné: pharmacien
chimiste. 12. Marseille. 1826 chez Ricard.
Nouvelle Mécanique manufacturière,
contenant plus de 200 inventions applicables à tous les arts et
mètiers, suivie d'un 2. Supplement à la Mécanique
militaire: par Mr. Legris
. 8. Paris. 1826. 18 Bogen mit 3 schlechten
lithographischen Blaͤttern.
d) Italiaͤnische.
Saggi economici del Sign. Franc. Fuocco. T. I. 8. Pisa. 1826. p. Sebast.
Nistri. 328 Seiten. S. XX. Vorrede.
Memorie di pubblica economia di Saverio Scrofani, siciliano. 8. Pisa. 1826. 211
Seiten. (Eine neue Auflage.)
Nuovo metodo di misurare le velocità iniziali
dei projetti immaginato dal Sgr. Abate Dottor dal
Negro, Prof. di Fisica. Padova 1824 d. tipograf della Minerva.
Atti della Societá italiana delle Scienze
residente in Modena. T. XIX. 4. Modena 1826. (Die XIX Baͤnde
kosten 400 Franken; man erhaͤlt sie aber bei dem Secretaͤre
der Akademie um 1/3 wohlfeiler.) – Der XIX. B. enthaͤlt unter
anderen: – Geometrische Analyse des hydraulischen Widders; von Prof.
Joh. Venturolli.
– Ueber ein iconandiptisches Fernrohr; von P. I. B. Amici. – Ueber ein achromatisches Fernrohr
ohne Linsen, mit einem einzigen Brechungs-Mittel; von Ebendemselben.
– Ueber das Gleichgewicht der Gewoͤlbe; von Prof. Ant. Bordoni. – Neue
Methode, die Geschwindigkeit des in einem Strome dahin fließenden Wassers zu
messen; vom Ingenieur Geminiana Poletti. –
Ueber die staͤtige Bewegung des Wassers in horizontalen
Canaͤlen; vom Prof. Gg.
Bidone. – Ueber die Bewegung des Wassers in
Canaͤlen; von Oct. Fahr. Mossotti.
– Ueber einige mit Wetter-Ableitern geschuͤzte und vom
Blize getroffene Gebaͤude; von Prof. Jos. Racagni. – Physikalische
Beobachtungen uͤber verschiedene aͤltere und neuere Gloken;
von Cav. Joh. Aldini. – Neues Atmidometer;
von Prof. A. M.
Vassalli-Eandi. –
Ueber den einfachsten hydrostatischen Apparat; von Abbé Jos. Zamboni. – Geometrisch-praktische
Betrachtungen uͤber aerostatische mit Wasserstoff-Gas
gefuͤllte Maschinen; von Prof. J. B. Magistrini. – Versuch
uͤber die Maschinen mit Lichtwechsel zu Leuchttuͤrmen, sowohl
mit Oehl, als mit Gas; von Cav. Jos. Aldini.
Trattato elementare di Chimica generale e
particolare, teorica e pratica. di Girol. Melandri Contessi, Prof. d. Chim. nell. i. r. Univ. d. Padova. 8.
Padova. 1826. I. vol.
Il buon Giardiniere, traduzione dal francese con note
di Carlo Maupoil: tratta dalla 26. edizione di Parigi, nell' anno 1825.
16. Venezia 1826.