Titel: | Ueber die Untersuchung mit Oehl abgeriebener Stoffe, (Oehl-Farben) von Hrn. Henry, Chef der Central-Pharmacie. |
Fundstelle: | Band 23, Jahrgang 1827, Nr. CIX., S. 504 |
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CIX.
Ueber die Untersuchung mit Oehl abgeriebener
Stoffe, (Oehl-Farben) von Hrn. Henry, Chef der
Central-Pharmacie.
Aus dem Journal de Pharmacie. Novbr. 1826. S.
596.
Henry, uͤber die Untersuchung mit Oehl abgeriebener
Stoffe.
Man weiß seit langer Zeit, daß die Farbenverkaͤufer und
diejenigen, welche die Gebaͤude bemahlen, die zum Bemahlen des Bauholzes und
der Zimmer bestimmte Oehl-Farbe aus einem Gemenge von basisch kohlensaurem
Blei (Bleiweiß) und Lein-Oehl zu bereiten pflegen. Man weiß auch, daß sie dieser
Substanz basisch kohlensauren Kalk (Champagner Kreide) einverleiben, und dieses
Gemenge auf einer Platte von hartem Steine vermittelst eines Laͤufers reiben.
Diese Substanz, vollstaͤndig zerrieben, und mit weißen Oehlen, Lein-
oder Terpenthinoͤhl angeruͤhrt, constituirt die Oehlfarbe.
Man hat oft bemerkt, daß die Mahler aus Gewinnsucht die Quantitaͤt der Kreide
in den Oehlfarben so sehr vermehrten, daß der Ueberzug von dieser Substanz, der
Wirkung der Luft und des Regens bestaͤndig ausgesezt, in wenigen Jahren
weggenommen war.
Die General-Administration der Spitaͤler, aufmerksam gemacht, durch die
kurze Dauer gewißer Mahlereien, und das bestaͤndige Verlangen sie zu
erneuern, hat der Ursache dieses Aufwandes nachgeforscht, und sich durch die
Versuche, welche bei der Central-Pharmacie angestellt wurden,
uͤberzeugt, daß ihre schlechte Qualitaͤt der wahre Grund der gegen die
Bemahler der Gebaͤude erhobenen Klagen war.
Alle mit Oehl abgeriebenen Substanzen, welche zum Bemahlen der Etablissemente der
General-Administration der Civil-Spitaͤler angewandt werden,
werden an die Central-Pharmacie geschikt, und nach einer genauen Analyse
werden sie entweder angenommen oder abgewiesen, und im ersteren Falle hat ein
Aufseher uͤber ihre Anwendung zu wachen.
Wir haben es daher fuͤr nicht uninteressant gehalten, hier die verschiedenen
Methoden, welche wir bei der Analyse befolgen, anzugeben, und diejenige, welche dem
Zweke am meisten entsprechend befunden wurde, mitzutheilen, im voraus
uͤberzeugt, daß es nuͤzlich ist, durch das Bulletin der Arbeiten der
Société de Pharmacie, Alles bekannt zu
machen, was auf die chemische Analyse Bezug hat, so wie auf die Gegenstaͤnde,
woruͤber die Pharmaceuten berathschlagt werden koͤnnen.
Ehe wir aber in die Sache eingehen, wollen wir die Aufmerksamkeit noch einmahl auf
die ersteren Substanzen lenken, welche die Farben bilden muͤssen. Man wendet,
um sie zu erhalten, basisch kohlensaures Blei (Bleiweiß) an. Dieses Salz wird zu
Clichy bereitet, oder man bezieht es auch aus Holland durch den Handel. Das Bleiweiß
von Clichy ist gewoͤhnlich rein, aber es enthaͤlt zuweilen, wie das
aus Holland, eine gewisse Quantitaͤt schwefelsauren Baryt; in der That jedoch weniger (wenn
anders dasjenige, welches uns eingeschikt wurde, aus der Fabrik von Clichy kommt).
Wir werden weiter unten die Analyse anfuͤhren, welche wir davon gemacht
haben.
Die Arbeiter behaupten, daß sie Kreide zusezen muͤssen, damit die Mahlerei
mehr Geschmeidigkeit bekomme; nach Hrn. d'Allarmi koͤnnen sie
oͤfters bloß ein Zwoͤlftel zusezen fuͤr die Mahlereien, welche
zu großen Verzierungen bestimmt sind. Aber, unter diesem Vorwande gehen viele Mahler
uͤber diese Quantitaͤt. Wir glauben, was uns betrifft, daß sie sich
der Muͤhe entledigen koͤnnen, diesen Zusaz zu machen, um so mehr, da
die Kreide sich nicht gut mit dem Oehle vereinigt, und der Wirkung des Regens nicht
widerstehen kann.
Da wir bei unseren Untersuchungen die Absicht haben, die relativen
Quantitaͤten von Bleiweiß und Kreide zu bestimmen; so haben wir folgende
Verfahrungsarten befolgt.
Sechszig Grammen Oehl-Farbe, wurden in der Waͤrme mit einem
Ueberschusse von mit ihrem Gewichte Wasser verduͤnnter Salpetersaͤure
behandelt. Sie vertheilten sich darin sehr leicht mit Aufbrausen, indem sie einige
salpetrige Daͤmpfe verbreiteten. Nachdem sie eine Viertelstunde aufgekocht
worden waren, wurde die Aufloͤsung mit Wasser verduͤnnt. Sie bildete
eine durchsichtige Fluͤßigkeit, welche auf ihrer Oberflaͤche von einer
gelblichen fetten Substanz bedekt wurde, die sehr stark nach Salpetersaͤure
roch.
Die vollstaͤndige Aufloͤsung des Bleiweißes in der
Salpetersaͤure zeigte in lezterem die Abwesenheit von schwefelsaurem Baryt
und schwefelsaurem Blei an, welche oft im Handel mit Bleiweiß vermengt vorkommen.
Der schwefelsaure Baryt ist in der Salpetersaͤure gar nicht
aufloͤslich, und wenn das schwefelsaure Blei, in hydratischem Zustande, sich
darin auch aufloͤst, so geschieht es doch nicht, wie wir uns
uͤberzeugt haben, wenn es getroknet worden ist, besonders wenn die
Salpetersaͤure nicht concentrirt ist. Die salpetersaure Aufloͤsung
wurde filtrirt, um die fettige Substanz abzuscheiden, welche Consistenz erlangt
hatte; das Filter wurde ausgesuͤßt, und die Aussuͤßewasser mit den
ersteren Portionen der Fluͤßigkeit vereinigt; das Ganze wurde hierauf in zwei
Theile getheilt, und jeder besonders behandelt, um vergleichbare Resultate zu
erhalten.
1) Der erste Theil der salpetersauren Aufloͤsung wurde mit einem Ueberschuße von
kohlensaurem Kali versezt; die ersten Zusaͤze verursachten Entbindung von
Kohlensaͤure; in der Folge aber geschah die Zersezung ruhig und ohne
Aufbrausen, Resultate, welche sich aus dem Umstande erklaͤren lassen, daß man
einen hinreichend großen Ueberschuß von Salpetersaͤure angewandt hat; es
bildete sich ein reichlicher weißer Niederschlag, welcher auf einem Filter
gesammelt, ausgesuͤßt, getroknet und gewogen wurde.
Der Niederschlag, wog getroknet 27 Grammen. Durch Schwefelwasserstoff wurde er
schwarz, und mit den concentrirten Saͤuren brauste er auf. Er bestand
offenbar aus reinem kohlensaurem Blei, wenn die Farbe keine Kreide enthielt. Im
Gegentheile aber bestand er aus einem Gemenge von kohlensaurem Blei und kohlensaurem
Kalk. Die Bildung dieser beiden Salze geschieht durch den Austausch der Basen und
Saͤuren zwischen dem salpetersauren Blei und kohlensauren Kali einerseits,
und dem kohlensauren Kali und salpetersauren Kalk andererseits.
Es war nun noch die wahre Natur des Niederschlages zu bestimmen. Zu diesem Ende wurde
er in Salzsaͤure aufgeloͤst, und durch einen Ueberschuß von
Schwefelwasserstoff niedergeschlagen, welcher alles Bleioxyd abschied. Die filtrirte
Fluͤßigkeit truͤbte sich nicht durch kleesaures Ammoniak. Sie enthielt
also keinen Kalk; da jedoch der kleesaure Kalk in den Saͤuren aufloslich ist,
und da seine Aufloͤsung besonders leicht erfolgen muß, wenn er erst gebildet,
noch in gelatinoͤsem Zustande ist, so haͤtte er durch die
uͤberschuͤssige Salzsaͤure wieder aufgeloͤst werden
koͤnnen. Um in dieser Hinsicht keinen Zweifel uͤbrig zu lassen, so
aͤnderte man den Versuch ab. Nachdem man das Blei abgeschieden hatte,
saͤttigte man den Ueberschuß der Saͤure vor der Anwendung des
kleesauren Ammoniaks. Die Fluͤßigkeit blieb klar. Die in Untersuchung
genommene Substanz bestuͤnde nach den so erhaltenen Resultaten aus 27 Theilen
reinem Bleiweiße, und 3 Theilen einer fetten Substanz.
2) Der zweite Theil der salpetersauren Aufloͤsung wurde mit Ammoniak
gefaͤllt. Es entstand ein weißer Niederschlag von Bleioxydhydrat, welcher
abfiltrirt und ausgesuͤßt wurde.
Die Fluͤßigkeit wurde durch kleesaures Ammoniak nicht gefaͤllt, und
enthielt folglich keinen Kalk. Der Schwefelwasserstoff gab ihr eine schwache braune
Farbe, aber ohne sie zu truͤben.
Wir haͤtten nur auf zweierlei Art diese Erscheinung erklaͤren
koͤnnen; naͤmlich durch die Annahme, daß die Faͤrbung der
Fluͤßigkeit von Schwefel-Blei herruͤhrte, oder von der Bildung
einer geringen Quantitaͤt geschwefelten schwefelwasserstoffsauren Ammoniaks;
aber wir waren bald von der Unrichtigkeit dieser Hypothese uͤberzeugt; denn
die mit Schwefelsaͤure uͤbersaͤttigte Fluͤßigkeit sezte,
ehe sie mit Schwefelwasserstoff behandelt wurde, einen pulverigen weißen
Niederschlag ab, welcher nur schwefelsaures Blei seyn konnte.
Nimmt man nach der ersteren Ansicht die Bildung von ein wenig Schwefel-Blei
an, so muß, da die Fluͤßigkeit klar blieb, das Schwefel-Blei wegen
seiner großen Feinheit und der sehr geringen Quantitaͤt, welche davon
vorhanden war, in der Fluͤssigkeit innig suspendirt geblieben, oder auch
durch das schwefelwasserstoffsaure Ammoniak in Auflosung erhalten worden seyn.
Uebrigens ist die Quantitaͤt Blei, welche die Fluͤßigkeit
zuruͤkhaͤlt, so gering, daß man sie vernachlaͤßigen kann.
Das Bleioxydhydrat wurde in der Waͤrme in Salpetersaͤure
aufgeloͤst und seine Aufloͤsung durch einen Strom Schwefelwasserstoff
zersezt. Das Schwefel-Blei, auf einem Filter gesammelt und ausgesuͤßt,
wog 24,3.
Da das Schwefel-Blei aus 100 Blei und 15,45 Schwefel besteht; so hat man, wenn
man durch x die in 24,3 des Schwefelmetalles enthaltene
Quantitaͤt Blei ausdruͤkt, folgende Proportion:
x : 24,3
= 100
: 115,45
also x
= 24,3
× 100
–––––––
115,45 = 21,0438.
Diese Zahl 21,0438 stellt die Quantitaͤt Blei dar, welche in 24,3 des
Schwefelmetalles enthalten und darin mit 3,2562 Schwefel vereinigt ist.
Dieselbe Quantitaͤt Blei wuͤrde nun um sich in Protoxyd
umzuaͤndern, um die Haͤlfte weniger Sauerstoff aufnehmen, als sie
Schwefel aufnimmt, um das Schwefelmetall zu bilden. Die Quantitaͤt des
Bleioxydes wuͤrde also ausgedruͤkt durch
21,0438 ×
3,2562
––––––
2 = 22,67.
Da das kohlensaure Blei aus 100 Kohlensaͤure und 504,339 Oxyd besteht, so
ergibt sich die Quantitaͤt kohlensauren Bleies, welche durch 22,67 Oxyd gebildet
wird, aus folgender Proportion:
x : 22,67
= 604,339
: 504,339
also x
= 22,67
× 604,339
––––––––––
504,339 = 27,16
Die Zahl 27,16, welche die in der Farbe enthaltene Quantitaͤt kohlensauren
Bleies angibt, stimmt bis auf einige Hundertel mit dem durch das erstere analytische
Verfahren erhaltenen Resultate uͤberein.
Die
analysirte Farbe besteht demnach aus
reinem Bleiweiße
27
fetter Substanz
3
–––
30
Oder auch aus reinem Bleiweiße
100
fetter Substanz
11,1
–––––
111,1
Wir glaubten nun die Analyse noch nach einer anderen verschiedenen Methode vornehmen
zu muͤssen. Wir fingen damit an, die faͤrbenden Substanzen genau von
den fetten Theilen abzuscheiden; vermittelst des fluͤchtigen
Terpentinoͤhles und der Waͤrme gelang es uns alles mit den anderen
Substanzen vereinigte Oehl wegzunehmen, und wir schieden dann durch kochenden
Alkohol alle noch zuruͤckgebliebenen Theile des Oehles ab. Es ist
empfehlenswerth die Unterstuͤzung der Waͤrme anzuwenden, weil die
Wirkung dann schneller und vollstaͤndiger ist.
Hundert und fuͤnfzig Grammen sehr gleichartiger Farbe wurden zu drei
verschiedenen Mahlen mit dem fluͤchtigen Terpentinoͤhl behandelt, und
da von dem wesentlichen Oehle etwas zuruͤkblieb, so haben wir es mit
siedendem Alkokohle weggeschafft. Der Ruͤkstand wog getroknet 75 Grammen.
Diese Quantitaͤt wurde mit reiner Salpetersaͤure von 22 Graden
behandelt, und die Aufloͤsung zur Trokniß verraucht. Der Ruͤkstand
wurde im siedendheißen destillirten Wasser wieder aufgenommen, filtrirt und so lange
ausgesuͤßt, bis sich kein Niederschlag durch Schwefelwasserstoff mehr
bildete. Auf dem Filter blieb ein gelbliches Pulver zuruͤk, welches 1 Gramm
und 34 Centigrammen wog, und mit Salpetersalzsaͤure behandelt, sich zum
Theile aufloͤste. Diese Aufloͤsung war gelb, ein Ueberschuß von
Ammoniak brachte darin einen rostgelben Niederschlag hervor, aber wenn sie nur
neutralisirt wurde, entstand durch eisenblausaures Kali ein reichlicher schoͤnblauer
Niederschlag. Sie enthielt also Eisen, welches durch die Salpetersaͤure auf
die hoͤchste Oxydationsstufe gebracht worden, und in einem nur sehr schwach
saͤuerlichen Wasser unaufloͤslich geworden war; denn die filtrirte
Fluͤßigkeit, an deren Untersuchung wir nun gehen wollen, enthielt keines.
Diese filtrirte Fluͤßigkeit war sauer, gelblich, gab mit salpetersaurem Baryt
keinen merklichen Niederschlag, was beweißt, daß sie keinen schwefelsauren Kalk
enthielt. Sie gab bei der Pruͤfung einen reichlichen Niederschlag mit
uͤberschuͤßig zugeseztem schwefelsauren Natrum, und hierauf mit
kleesaurem Ammoniak.
Um die Quantitaͤt des Bleies zu erfahren, schlugen wir die Fluͤßigkeit,
welche schwach saͤuerlich war, mit einer Aufloͤsung von neutralem
schwefelsauren Natrum nieder. Den abgesezten Niederschlag suͤßten wir mit
durch Schwefelsaͤure schwach angesaͤuertem Wasser so lange aus, bis es
keinen Kalk mehr auszog.
Das abgesezte schwefelsaure Blei wurde hierauf getroknet, und als es durch das
Austroknen keinen Gewichtsverlust mehr erlitt, wurde die ihm entsprechende
Quantitaͤt des basisch kohlensauren Salzes bestimmt.
Wir hatten 39 Grammen und fuͤnfzig Centigrammen schwefelsaures Blei, welche
29,05 Bleioxyd enthalten (100 : 39,50 = 73,56 : x =
29,05), die 34,78 basischkohlensauren Bleies entsprechen (83,52 : 29,05 = 100 : x = 34,78).
Die Fluͤßigkeit, woraus das Blei gefaͤllt worden war, und welche allen
Kalk noch enthielt, wurde mit einem Ueberschuße von kleesaurem Ammoniak versezt. (Da
sie saͤuerlich ist, so muß man ein etwas alkalisches kleesaures Salz
anwenden.)
Wir haben einen Niederschlag von kleesaurem Kalke erhalten, welcher in einem
Platintiegel der Rothgluͤhhize ausgesezt, 21,92 Kalk gab, welche 38,88
kohlensaurem Kalke entsprechen.
Nach dieser Analyse war die Farbe in 150 Theilen zusammengesezt aus:
Reinem basisch kohlensaurem Blei
34,78
Kalk
38,88
Eisen,
Kieselerde u.s.w.
1,34
Oehl, womit sie abgerieben war
75,00
––––––
150,00
Oder in 200 Theilen aus:
Basisch kohlensaurem Blei
46,373
Kalk
51,840
Eisen, Kieselerde u.s.w.
1,787
Oehl, womit sie abgerieben war
100,000
–––––––
200,000
Diese leztere Methode, welche complicirter zu seyn scheint, ist bei weitem genauer,
als die vorhergehende, und hat nicht das Mangelhafte der anderen; denn wenn man zum
Teige bleiglaͤttehaltiges Leinoͤhl anwendet, so erhaͤlt man
mehr Blei, und man schaͤzt dann den Werth des Bleiweißes nicht richtig; dazu
kommt noch, daß es oft schwer ist, dem Oehle alles Blei zu entziehen. Durch
uͤberschuͤßiges Ammoniak wird zuweilen nicht alles Blei
gefaͤllt, und die Ausscheidung des Bleies geschieht niemals
vollstaͤndig; die filtrirte Fluͤßigkeit enthaͤlt noch Blei,
obgleich Ammoniak in Ueberschuß zugesezt wurde (was ohne Zweifel von der
Concentration der Fluͤßigkeit herruͤhrt), daher man zum
Schwefelwasserstoff seine Zuflucht nehmen muß.
Wenn man nach der Faͤllung mit Ammoniak filtrirt, so truͤbt sich die
durchgegangene Fluͤßigkeit, weil das freie Ammoniak in Beruͤhrung mit
der Luft in das basisch kohlensaure Salz uͤbergeht und den Kalk
niederschlaͤgt.
Endlich, wenn man das niedergeschlagene Bleioxyd getroknet, und durch Rechnung die
ihm entsprechende Quantitaͤt des basisch kohlensauren Salzes gesucht hat, so
erhaͤlt man fuͤr dasselbe ein zu großes Gewicht, weil das Bleioxyd
Kohlensaͤure angezogen hat, wie wir uns dessen versichert haben. Wir bemerken
noch, daß, wenn man dieses Verfahren befolgen wollte, man die Fluͤßigkeit vor
der Praͤcipitation mit Ammoniak mit vielem Wasser verduͤnnen, und dann
auf die von uns so eben angegebene Art fortfahren muͤßte, oder, was noch
besser waͤre, man muͤßte nun in das andere Verfahren hineingehen, die
salpetersaure Aufloͤsung mit schwefelsaurem Natrum niederschlagen u.s.w.
Dieses Verfahren waͤre dann sogar eben so genau, als dasjenige, welches wir
empfehlen, wenn es nicht den Mangel haͤtte, immer das mit dem Oehle
verbundene Blei mit dem anderen auszuscheiden.
Wir haben nach der Methode, von der wir so eben gehandelt haben, auch andere Farben
untersucht, und in mehreren haben wir schwefelsauren Baryt gefunden, in anderen
schwefelsaures Blei,
selten schwefelsauren Kalk. Einige enthielten Kienruß, um dem Weißen mehr Glanz zu
geben.
Wenn die Substanz schwefelsaures Blei oder schwefelsauren Baryt enthalten sollte, so
bleiben diese unaufloͤslichen Salze im Filter zuruͤk, wenn man die
salpetersaure Aufloͤsung, welche schwach saͤuerlich ist, filtrirt, und
es ist leicht ihre Gegenwart darzuthun.
Was den schwefelsauren Kalk betrifft, so wuͤrde man ihn, wenn man ihn der
Farbe zugesezt haͤtte, ohne Zweifel nicht als solchen finden, er
wuͤrde auf das aufgeloͤste Blei wirken, schwefelsaures Blei und ein
Kalksalz erzeugen: daraus folgt, daß, wenn man bei der Analyse einer Farbe
schwefelsaures Blei finden wird, es schwieriger zu entscheiden seyn wird, ob dieses
Salz zugesezt worden, oder ob es durch doppelte Zersezung entstanden ist;
ebensowenig wird man in diesem Falle sagen koͤnnen, ob der Kalk, den man
erhaͤlt, von kohlensaurem oder schwefelsaurem Kalk, oder von einem Gemenge
dieser beiden Salze herruͤhrt.
Um aber keinen Zweifel uͤbrig zu lassen, haben wir auch noch mehrere Bleiweiße
untersucht, von denen die einen basisch kohlensaures Blei und ein wenig
schwefelsauren Baryt, die anderen wenig kohlensaures Blei und viel schwefelsaures
Blei enthielten.
Man findet in dem Dictionnaire technologique, St. IV.
Artikel Céruse, eine Abhandlung von meinem
werthen Freunde und Collegen, Hrn. Robiquet, worin dieser Gelehrte mit seiner bekannten Deutlichkeit
die verschiedenen Verfahrungsarten beschreibt, welche man in Deutschland, England,
Holland und Frankreich befolgt, um das basisch kohlensaure Blei zu erhalten,Uebersezt im polytechnischen Journale, Bd.
XIV. S. 320. A. d. R. ferner die Gemenge, welche man in verschiedenen Laͤndern macht, und
unter dem Namen Bleiweiß in den Handel bringt.
Wir laden unsere Kollegen ein, diesen Artikel zu Rathe zu ziehen, welcher viel von
seinem Werthe verlieren wuͤrde, wenn wir ihnen davon einen Auszug geben
wuͤrden.Daß die mit Kreide so wie die mit Schwerspath und Kalkspath versezten
Oehlfarben der Luft und dem Regen ausgesezt, schnell vergehen, ist eine bekannte
Sache, allein die vorstehende Untersuchungsart ist viel zu complicirt, und
nur wenige Leute, die ihre Holzarbeiten mit Oehlfarbe mahlen lassen, sind in
der Lage die Anstrichfarbe vorher chemisch untersuchen zu lassen. Wer im
Falle ist, viele Holzarbeiten und namentlich solche, welche der Luft und dem
Regen ausgesezt werden, anstreichen zu lassen, der wird am beßten thun, die
Oehlfarbe von gutem Bleiweiße und Leinoͤhlfirniße unter seinen Augen
anreiben und anstreichen zu lassen. A. d. R.