Titel: | Ueber Nachahmung von Zeichnungen mit der Feder, mit Bleistift oder Kreide in Aqua-tinta. Von Hrn. J. Hassell. |
Fundstelle: | Band 25, Jahrgang 1827, Nr. XXII., S. 64 |
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XXII.
Ueber Nachahmung von Zeichnungen mit der Feder,
mit Bleistift oder Kreide in Aqua-tinta. Von Hrn. J. Hassell.Hr. Hassell erhielt die silberne Medaille und 30
Guineen. A. d. O.
Aus dem XXIII. B. der Transactions of the Society for the
Encouragement of Arts, etc. in Gill's technical Repository. April.
1827. S. 245.
(Im
Auszuge.)
Hassell, uͤber Nachahmung von Zeichnungen mit der Feder, mit
Bleistift oder Kreide.
Hr. Hassell versuchte die bisher
immer mißlungene Art, Zeichnungen in Bleistiftmanier im Kupferstiche darzustellen.
Nach vieljaͤhrigen Versuchen gelang es ihm, eine Methode zu erfinden, wodurch
jeder Kuͤnstler unmittelbar mit dem Bleistifte auf die Kupferplatte zeichnen
kann. Diese Methode ist so einfach und leicht, daß man sie in 5 Minuten anwenden
lernt. Man erspart hierbei die Muͤhe des Zeichnens auf Oehl-Papier, und das Abpausen auf die
Kupferplatte; man erspart ferner die Aez-Nadel gaͤnzlich, da auch der
zarteste Strich mit dem Bleistifte auf der Kupferplatte hier sichtbar wird. Wenn man
mit einem runderen Instrumente auf der Kupferplatte nach dieser Methode zeichnet, so
sieht die Zeichnung auf derselben wie eine Zeichnung mit der Kreide aus. Man
zeichnet, bei einiger Uebung, nach dieser Methode eben so schnell auf Kupfer, wie
auf Papier. Solche Zeichnungen lassen sich sehr gut illuminiren, was bei den
gewoͤhnlichen geaͤzten Kupferstichen nicht der Fall ist, wo die
Zeichnung immer hart und drahtig bleibt. Wie viele Skizzen großer Meister
wuͤrden der Nachwelt erhalten worden seyn, wenn sie auf KupferOder jezt auf Stein zeichneten. A. d. Ueb. statt auf Papier gezeichnet haͤtten! Dazu bedarf es keiner Nadel!
Jede Nachhuͤlfe und Ausbesserung laͤßt sich hier leicht anbringen (wie
Hr. Hassell hier in mehreren Mustern zeigte). Hr. Hassell bemerkt, daß seine Methode nicht das sogenannte
Aezen in weichem Grunde
ist (soft ground etching); er findet dieses Verfahren
immer sehr unsicher; es ist hier keine Nachhuͤlfe moͤglich, und man
kann hoͤchstens 200 gute Abdruͤke nach dieser Methode erhalten,
waͤhrend seine Methode uͤber 500 gute Abdruͤke liefert.
Verfahren bei dem Zeichnen auf Kupfer, um Bleistift- oder
Kreide-Zeichnungen nachzuahmen.
Die Platte muß vor Allem durch einen Oehl-Reibstein, und mit Oehl abgeriebenem
Crocus-Martis, sorgfaͤltiges Reinigen mit Kreide, und Reiben mit einem reinen
Lappen eine schoͤne Politur erhalten.
Hierauf wird folgende Aufloͤsung uͤber die Platte gegossen, um dieser
den Grund zu geben.
N. 1. Man nimmt 6 Loth burgundisches Pech und 2 Loth
Weihrauch, und, loͤst sie in Einem Quart hoͤchst rectificirtem
Weingeiste, der Schießpulver abbrennt, auf. Die Aufloͤsung wird durch
oͤfteres Schuͤtteln waͤhrend der ersten 24 Stunden
befoͤrdert, und, wenn Alles aufgeloͤst ist, durch Loͤschpapier
filtrirt.
Bei dem Aufgießen dieser Aufloͤsung auf die Platte neigt man dieselbe etwas,
damit die uͤberfluͤßige Fluͤßigkeit ablaufen kann, und legt daselbst
Loͤschpapier unter, welches die ablaufende Maͤßigkeit schnell
einsaugt. In einer Viertel-Stunde ist der Weingeist verduͤnstet, und
laͤßt einen hinlaͤnglich harten und trokenen Grund auf der Platte
zuruͤk.
Auf diesen Grund zeichnet man nun mit einem sehr weichen Bleistifte, und, wenn die
Zeichnung vollendet ist, nimmt man eine Feder, und zeichnet mit folgender
Composition nach. Wenn die Umrisse sehr fein und zart sind, nimmt man eine Feder mit
einer sehr feinen Spize; wenn die Zeichnung aber in Kreide-Manier ausfallen soll,
eine Feder mit weicher und breiter Spize oder ein duͤnnes Rohr.
N. 2. Composition oder Tinte, um auf Kupfer zu
zeichnen.
Man nimmt ungefaͤhr 2 Loth Syrup oder Candis-Zuker, und drei
Korkstoͤpsel, die man am Feuer zu dem feinsten Staube verbrennen
laͤßt, und sezt diesem etwas Lampenschwarz zu; reibt alles dieses mit
schwachem Gummi-Wasser (mit arabischem Gummi bereitet) auf einem Reibsteine ab, und
sezt soviel Gummiwasser zu, als noͤthig ist, diese Farbe wie Tinte aus der
Feder oder aus dem Rohre fließen zu lassen.
Damit diese Tinte leicht aus der Feder fließt, muß diese an der Spize auf der
Ruͤkseite des Kieles fein zugeschaben werden. Wenn die Tinte zu dik
waͤre, verduͤnnt man sie mit heißem Wasser.
„Die mit dieser Tinte auf der Kupferplatte gemachte Zeichnung troknet man
an dem Feuer, bis sie hart wird, und uͤberfirnißt die Platte mit dem
Terpenthin-Firnisse N. 3. von der Dike des hier
beiliegenden Musters.“
Der auf die Platte aufgetragene Firniß muß nun troknen, wozu wenigstens, nach
Verschiedenheit der Witterung, 4 bis 5 Stunden gehoͤren. Wenn es sehr heiß
ist, braucht er eine ganze Nacht, um gehoͤrig hart zu werden.
Wenn nun der Firniß gehoͤrig erhaͤrtet ist, reibt man mit dem mit
Speichel benezten Finger einige mit obiger Tinte gezeichnete Stellen auf, und wenn
sie nicht abgehen, faßt man die Platte, wie gewoͤhnlich, mit Wachs ein, und
gießt auf die gezeichneten Stellen etwas warmes, aber nicht zu heißes Wasser. Wenn
nun die Tinte rein abgewaschen worden ist, wascht man die Platte mit kaltem weichen
Wasser, und troknet sie entweder in einiger Entfernung von dem Feuer, oder an der
Sonne, und gießt, nachdem sie troken geworden ist, das Scheidewasser auf, welches bei kaltem Wetter
auf folgende Weise zubereitet werden muß.
Auf eine Pinte Salpeter-Saͤure, oder starkes Scheidewasser nimmt man zwei Mahl
so viel weiches Wasser.
Bei heißer Witterung muß man auf Einen Theil salpetriger Saͤure drei Theile
Wasser nehmen.
Man darf kein hartes oder Brunnen-Wasser nehmen.
Man muß genau bei dem Aezen Acht geben, und alle Blaͤschen, die bei der
Einwirkung der Saͤure auf das Kupfer entstehen, wegschaffen.
Im Sommer erhaͤlt man in 20 Minuten Farbe genug in der Platte; im Winter ist
eine halbe Stunde vielleicht, oder noch etwas mehr noͤthig: alles dieß
haͤngt von der Temperatur der aͤußern Luft und der Stube ab. Wenn
einige Stellen ausgehalten werden sollen, so geschieht dieß mit Terpenthin-Firniß
und Lampenschwarz, und man traͤgt diese Mischung auf jenen Stellen auf, die
man tief genug findet; wie dieß bei dem Hintergrunde der Fall ist. Man laͤßt
den Firniß troken werden, und bringt neues Aezwasser auf, bis der Vordergrund
gehoͤrig ausgebissen ist.
So oft man das Aezwasser nimmt, muß die Platte zwei Wahl mit weichem Wasser
gewaschen, und dann auf obige Weise getroknet werden. Um die Tiefe der Arbeit
gehoͤrig zu ermessen, soll man einen kleinen Theil derselben mit einem in
Terpenthin getauchten Luͤmpchen abreiben, und den Finger darauf anlegen, oder
ein auf dem Oehlsteine geriebenes Luͤmpchen, wodurch man eine Idee von der
Tiefe erhalten wird.
Das Wachs an der Einfassung wird mittelst eines Stuͤkes angezuͤndeten
Papieres, das man an die Ruͤkseite der Platte haͤlt, und am Rande
herumfuͤhrt, abgenommen, worauf man die Platte kalt werden laͤßt. Der
Grund geht durch Abwaschen mit Terpenthin-Oehl herab, mit welchem man die Platte
abreibt, die dann weiter mit Luͤmpchen gereinigt wird. Es darf nichts vom
Terpenthine auf der Platte zuruͤk bleiben, die jedes Mahl besonders abgedrukt
werden muß.Wir haben treu uͤbersezt, glauben aber, daß diese Erklaͤrung
nicht fuͤr alle Leser verstaͤndlich genug ist. A. d. Ueb.
Bemerkungen uͤber den Grund.
N. 1. Bei warmer Witterung muß man fuͤr
groͤberen Grund
ein Drittel Weingeist mehr zusezen, wenn Kreide-Zeichnung dargestellt werden soll;
und die Haͤlfte fuͤr feineren Grund und Bleistift. Im Sommer muß man
die Platten an einem kuͤhlen, im Winter an einem maͤßig waͤrmen
Orte aufbewahren.
Wenn irgend eine Stelle nicht gehoͤrig geaͤzt ist, muß die Arbeit
wiederholt werden.
Zum Gummi-Wasser wird Ein Loth arabischer Gummi auf eine Viertel Pinte Wasser
genommen.
Der Terpenthin-Firniß besteht aus 2 Loth schwarzem Peche auf 1/8 Pinte
Terpenthingeist. Wenn die Witterung sehr heiß ist, muß man 1/6 Pinte Terpenthingeist
nehmen.
Die Luͤmpchen muͤssen aus nicht zu stark getragener
irlaͤndischer Leinwand genommen werden, die man mit einem anderen in Oehl
getauchten Luͤmpchen reibt, so daß etwas Roͤthel oder Vermillon daran
kleben bleibt. Dieses Luͤmpchen bringt man mit der gefaͤrbten Stelle
auf den Grund der Platte, und die auf demselben angelegte Zeichnung, die mit einer
stumpfen Spize oder Nadel gezeichnet entworfen werden muß.