Titel: | Ueber das Prägen der sogenannten Medaillons en Cliché. Von Hrn. Gill. |
Fundstelle: | Band 25, Jahrgang 1827, Nr. XXXIX., S. 111 |
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XXXIX.
Ueber das Praͤgen der sogenannten
Medaillons en Cliché. Von Hrn. Gill.
Aus dessen technical Repository. Mai 1827. S.
279.
(Im Auszuge.)
Gill, uͤber das Praͤgen der sogenannten Medaillons en
Cliché.
Die Medaillons, die vorzuͤglich zur Zeit des
unsterblichen Kaisers Napoleon so haͤufig in Tabatieren und anderen Bijoux
gefaßt wurden, sind eine franzoͤsische Erfindung, die, obschon jezt in
Deutschland ziemlich haͤufig benuͤzt, nach Hrn. Gill's Versicherung in England auch jezt noch wenig bekannt ist. Er
ertheilt seinen Landsleuten folgenden Unterricht zur Verfertigung derselben.
Man kann sich einen Praͤge-Staͤmpel zu einem solchen Medaillon aus
jeder in gewoͤhnliches Metall gepraͤgten Medaille, aus jedem weichen Praͤge-Staͤmpel derselben, ja
selbst aus jedem solchen Medaillon verfertigen, und mit demselben eine bedeutende
Anzahl solcher Medaillons auspraͤgen, so daß man, da jeder Medaillon zum
Praͤge-Staͤmpel werden kann, die Abdruͤke hiervon in's
Unendliche vermehren kann. Die Abdruͤke werden zwar allmaͤhlich
stumpfer, aber doch bei weitem weniger nach der hier alsogleich anzugebenden Weise,
als durch das gewoͤhnliche Modelliren und Abgießen.
Das Metall, dessen man sich zur Verfertigung der Staͤmpel zu diesen Medaillons
sowohl, als der Medaillons selbst bedient, ist die gewoͤhnliche sogenannte
Lettern-Composition oder das sogenannte Schriftgießer-Metall, eine Mischung aus Blei
und Spießglanzkoͤnig, der man solang mehr Blei zusezt, bis eine zur Probe
daraus verfertigte Platte sich ehe etwas biegen laͤßt, ehe sie bei dem
Versuche, sie zu biegen, bricht. Dieß ist die sicherste Probe einer zu solchen
Medaillons geeigneten Composition; denn die Schriftgießer haben so verschiedene
Verhaͤltnisse von Spießglanz und Blei bei ihren Lettern, daß sich im
Allgemeinen keine Regel geben laͤßt, wieviel man Blei den alten
abgenuͤzten und gebrochenen Lettern, die man zu diesem Zweke kauft, zusezen
soll.Diese Regel laͤßt sich, mit Erlaubniß des Hrn. Gill, sehr leicht geben. Man nehme eine solche Composition,
„die sich vor dem Brechen etwas biegen
laͤßt,“ und die man zu diesen Medaillons
vorzuͤglich geeignet findet, und analysire
sie. Hieraus wird sich ergeben, wieviel Blei und Spießglanz in dieser
Composition ist, und man wird sich dieselbe jedes Mahl, und immer von
gleicher Guͤte, bereiten koͤnnen, wenn man Blei und Spießglanz
in den durch die Analyse gefundenen Verhaͤltnissen zusammenschmilzt.
A. d. U.
Dieses Metall wird in einem Topfe aus Gußeisen, so wie er uͤber jedem
Kuͤchenfeuer bei uns haͤngt, geschmolzen. Man nimmt etwas von
demselben in einem Schoͤpfloͤffel heraus, schwaͤnkt es in
demselben hin und her, damit es abkuͤhlt, und wenn es endlich durch das
Erkalten eine teigartige Consistenz angenommen hat, praͤgt man, noch warm,
entweder den Medaillon, aus welchem man sich einen Praͤge-Staͤmpel
verfertigen will, oder den Praͤge-Staͤmpel, den man sich bereits
verfertigt hat, auf die unten zu beschreibende Weise ab. In diesem Zustande von
teigartiger Consistenz kann das Metall unter dem Druke nicht mehr aussprizen, und
ist doch noch weich genug, um das Gepraͤge in aller Schaͤrfe
aufzunehmen.
In dem Zustande von Waͤrme, welchen das Metall bei dieser teigigen Consistenz
besizt, ist es nicht mehr so heiß, daß es das Papier auch nur braͤunen
koͤnnte, auf welches dasselbe zum Auspraͤgen gelegt wird: hierdurch
wird wieder ein Kennzeichen fuͤr die gehoͤrige Temperatur
erhalten.
Man sollte kaum glauben, daß dieselbe Composition zugleich
Praͤge-Staͤmpel und Metall zum Auspraͤgen geben koͤnnte;
aber gerade darin besteht die ganze Entdekung,Diese Entdekung ist sehr alt, und wird seit undenklichen Zeiten auf den
Post-Bureaux zur Verfertigung der Siegel zum Oeffnen und Schließen der
Briefe als sogenanntes Post-Geheimniß prakticirt. Man steht in unseren
Zeiten dieß als neue Erfindung, als neue Praxis an, und klagt und ereifert
sich hieruͤber, vermuthlich weil man nicht weiß, daß schon in den
aͤltesten Zeiten, unter den Griechen und Roͤmern, diese
Post-Praxis eingefuͤhrt war. Lucian hat sie in seinem Alexander seu Pseudomantis, Edit. Bipont. T. V.
p. 83 bis 85 deutlich beschrieben, und die heidnischen Pfaffen
verstanden sich sehr gut auf diese Kunst. Auch die Verfaͤlscher der
antiken Muͤnzen, die eben jezt wieder drei Fabriken, zu Pera bei
Constantinopel, zu Smyrna und zu Syra im Gange haben, woruͤber der
Nestor der Numismatiker, Sestini, am Ende des
vorigen
Jahres ein eigenes kleines Werk: „sopra i
moderni falsificatori di medaglie greche antiche nei tre metalli, e
descrizione di tutte quelle prodotte dai medesimi nello spazio di
pochi anni. Firenze
, unter dem Namen Sadikel-Balba,
schrieb (Vergl. Biblioteca italian. April 1827,
S. 153) bedienen sich aͤhnlicher Kunstgriffe, die ihnen reichlich mit
1000 Franken fuͤr das Stuͤk bezahlt werden. A. d. U. und das Hauptverdienst dieser neuen Praͤgekunst.
Lettern-Composition oder das Schriftgießer-Metall wird in England aus
ungefaͤhr fuͤnf Theilen Blei und einem Theile Spießglanzkoͤnig
gemacht. Das Blei wird in einem eisernen Gefaͤße geschmolzen, und der
Spießglanzkoͤnig in demselben bestaͤndig umgeruͤhrt, bis er
endlich darin sich aufloͤst oder schmilzt, was jedoch nur allmaͤhlich
geschieht, und gar sehr von dem gehoͤrigen Grade der Hize abhaͤngt,
die man dem Bleie mittheilte, und die immer uͤber dem Schmelzgrade, jedoch
nicht zu sehr uͤber demselben, erhalten werden muß, indem es sich sonst
oxydirte oder verkalkte. Das Blei muß auf seiner Oberflaͤche mit Harz, Pech
oder mit Fett bedekt seyn, um das Oxydiren desselben soviel moͤglich zu
verhindern. Die Guͤte der Lettern-Masse haͤngt sehr von der
Beschaffenheit des Spießglanzkoͤniges ab, den man zu derselben genommen hat;
er enthaͤlt naͤmlich bald mehr bald weniger Eisen oder Zinn (da man
den Spießglanzkoͤnig haͤufig bei uns mittelst verzinnter
Eisenblechspaͤne aus dem Spießglanz bereitet) oder Kupfer, das man
vorzuͤglich zur Verfertigung eines weißeren Piuter im Spießglanzkoͤnig
lieber hat, als Eisen; oder er ist beinahe ganz rein, wodurch nothwendig die
Lettern-Masse hoͤchst verschieden ausfallen muß.
Die Franzosen verfertigen solche Abdruͤke auch aus ihrer sogenannten Darcet'schen Composition (alliage
de d'Arcet), die man in England unter dem Namen des schmelzbaren Metalles des gnaͤd. Herrn Isaak Newton (Sir Isaac Newton's fusible
Im Originale heißt es fehlerhaft infusible.
A. d. U.
metal) kennt, und welches aus drei Theilen Zinn,
fuͤnf Theilen BleiIm Original heißt es durch einen Sinn entstellenden Drukfehler:
„fire of lid“
Dekelfeuer, statt „five of
lead.“ A. d. U. und acht Theilen Wißmuth besteht, und schon bei der Temperatur des siedenden
Wassers schmilzt. Dieses Metall, obgleich etwas theuerer, ist haͤrter als
obige Lettern-Masse, und gibt ausserordentlich scharfe Abdruͤke. Ein noch
besseres Metall waͤre G. Smith's Schlagloth
zum Zinn loͤthen (G. Smith's
solder for tin), das bei dem Erkalten nicht so leicht
krystallisirt, als das schmelzbare Metall (fusible metal). Es besteht aus Einem Theile Blei und
Zinn und zwei Theilen Wißmuth.
Was die Maschinen zum Schlagen dieser Medaillons betrifft, so gibt es derselben sehr
viele; eine gewoͤhnliche Schlagmaschine, wie die Knopfmacher sie brauchen,
reicht hin.
(Hr. Gill beschreibt hier Eine
Maschine, die er sah, so hoͤchst unverstaͤndlich, daß wir ihm (was wir
vielleicht schon fruͤher haͤtten thun sollen) fuͤr die Zukunft
rathen wollen, das, was er beschreibt, deutlich, und in „plain English“ zu beschreiben, und
nichts ohne Abbildung in die Welt zu schiken, was ohne diese, vielleicht bei der
deutlichsten Beschreibung, ohne Nuzen bleiben muß, weil es ohne Abbildung nicht
verstanden werden kann. Er wird doch nicht zu jenen Englaͤndern
gehoͤren, die sich gegen das Ausland verschworen haben, so undeutlich zu
schreiben, daß kein Mensch sie verstehen soll? Denn in diesem Falle werden ihn auch
seine Landsleute nicht lesen, und wie Scaliger den Persius, so auch ihn, mit der Bemerkung vom Tische legen:
„qui non vult intelligi, non vult
legi.“ Er muß nicht vergessen, daß „brevis esse laboro, obscurus fio,“ und ja
die Franzosen nicht tadeln, daß sie undeutlich schreiben. Sie schreiben zehn Mahl
deutlicher als er, und es ist vielleicht leichter, einen Bogen aus dem Bulletin de la Société, wo doch die
verworrensten Dinge vorkommen, als eine Seite aus ihm zu uͤbersezen. Er
tadelt die Franzosen, daß sie Zinn, l'Etain, fuͤr
Zinn und Piuter brauchen. Nun weiß aber Niemand auf dem
festen Lande, was die Englaͤnder, die ein wahrhaftes Kauderwaͤlsch in
ihrer technischen Sprache fuͤhren, unter ihrem Piuter (Pewter) verstehen. Ihr bestes Woͤrterbuch, Johnson, erklaͤrt „Pewter“ als „Metall-Composition,
kuͤnstliches Metall;“ und sagt, nach Pemberton, den er als Quelle anfuͤhrt, „Piuter besteht
aus neun oder mehreren
Theilen Zinn, und Einem Theile Spießglanzkonig.“ Er fuͤhrt
aber auch zugleich aus Bacon die Stelle an, daß
„grober Piuter aus feinem Zinne und Bleie“ besteht.
Fuͤr dieses „Piuter“ hat also
die franzoͤsische Sprache kein Wort, und auch die deutsche nicht; denn das
niederdeutsche „Peauter“ welches Johnson als Synonyme fuͤr Piuter anfuͤhrt, und welches das hochdeutsche „Spiauter“ ist, ist Zink, den man
in England so wenig kannte, daß, obschon die alten Britten bereits Messing machten,
die Herren Englaͤnder noch nach ihrer Elisabeth ihre Straßen mir Galmey
pflasterten, und so sehr sie Feinde aller Einfuhr sind, doch Galmey aus dem Auslande
einfuͤhrten. (Vergl. Beckmann Technol. V. Auflage S. 547.) Hr. Gill
muß das Ausland nicht uͤber Gegenstaͤnde tadeln, woruͤber
England sich fuͤr ewige Zeiten laͤcherlich gemacht hat. So was riecht
gar zu sehr nach High-Tories, und nach den zwei Hauptpfaffen-Winkeln, Oxford und
Cambridge, die, seit sie keine Classiker mehr herausgeben koͤnnen, das
Stichblatt echten Wizes fuͤr ganz England sind, und fuͤr Schottland
und Irland. Ein einziges Institut, die Royal
Institution, leistet jezt mehr in einer Woche fuͤr England, als diese
Baretten-Universitaͤten in 10 Jahren nicht auf die Welt zu foͤrdern
vermoͤgen, bei allen ihren unendlichen Huͤlfsmitteln.
Wir wollen versuchen Hrn. Gill, nach dieser Einleitung, so
woͤrtlich treu zu uͤbersezen, als moͤglich, und unsere Leser
moͤgen dann selbst uͤber ihn und uͤber uns urtheilen.)
„Die einzige Maschine, die wir sahen, hatte bloß eine einzelne vierekige
eiserne Stange, die oben in zwei vierekigen, in der Mitte getheilten,
Loͤchern geleitet wurde, und einen ringfoͤrmigen Griff
fuͤhrte, durch welchen sie gehoben werden konnte. Dieser Apparat war oben
auf einem dreiseitigen geschlossenen Kasten angebracht, der wie ein Credenztisch
in der Eke eines Zimmers, vorne mit einer Thuͤre, aussah. Die Stange lief
durch ein Loch in dem oberen Theile des Kastens, und an ihr war ein Rahmen oder
Gestell aus Messing oder Stuͤkgut, unten mit vier Schrauben, die
durchliefen, als eben so viele Ohren an dem Rahmen, genau wie an dem
gewoͤhnlichen Praͤge-Staͤmpel Teller zur Aufnahme der
Praͤge-Staͤmpel etc. in der Drehelade zum Abdrehen derselben.
Diese Schrauben kreuzten sich unter rechten Winkeln, da ihre Spizen alle gegen
den Mittelpunct des Rahmens sahen, der an seiner unteren Seite ganz flach war.
Ein cylindrischer Ring aus weicher Glokenspeise oder aus Stuͤkgut wurde
zwischen den vier Schrauben aufgehaͤngt erhalten, und er enthielt auch
einen inneren metallnen Ring aus Glokenspeise von derselben Tiefe, wie der
vorige: seine innere Seite war aber in Gestalt zweier umgekehrten Kegel
gebildet, deren Nuzen wir unten werden kennen lernen. Der innere Ring ward durch
eine einzelne Schraube in dem aͤußeren, denselben bindenden, Ring
festgehalten. Der Rahmen hatte auch eine Furche rings um den oberen oder
cylindrischen Theil desselben, in welche ein Sperrkegel paßte, der auf einer
Achse im Mittelpuncte aufgezogen war, und das andere oder aͤußere Ende
desselben bildete eine schiefe Flaͤche, die uͤber die
Thuͤre des Kastens uͤberhing, und so vorgerichtet war, daß, in dem
Augenblike, wo die Thuͤre geschlossen wurde, der Sperrkegel gehoben
wurde, und der Rahmen fiel. Am Boden des Kastens lag eine flache Eisenplatte auf
demselben, in deren Mitte eine Lage Papier lag, worauf der heiße Metallklumpen
gelegt wurde, der ausgepraͤgt werden sollte, und die Thuͤre, wie
die Seitenwaͤnde des Kastens, waren an ihren unteren Theilen ringsum mit
Bleiblaͤttern ausgelegt, um das erhizte Metall aufzufangen, das bei dem
Schlage nach den Seiten hin aussprizt.
Andere Maschinen dieser Art sind zur Beschleunigung des Falles des Rahmens (fame statt frame!) mit Federn in Gestalt eines Bogens versehen, der darauf
wirkt.
Wenn die Thuͤre des Kastens geoͤffnet wurde, griff der Sperrkegel
in der Furche oben an dem Nahmen ein, der auch durch das Loch oben in dem Kasten
durchging, und diesen hielt, waͤhrend die heiße Metall-Masse auf das
Papier gelegt wurde, aber alsogleich ausließ und ihn fallen ließ, wann die
Thuͤre des Kastens geschlossen wurde.
Wir haben die Ruͤkseite einer Medaille von Napoleon vor uns so wie sie
unter dem Praͤge-Staͤmpel hervor ging. Sie haͤlt vorne 1
1/2 Zoll im Durchmesser, wird aber nach ruͤkwaͤrts weiter, weil
sie an ihrer Kante kegelfoͤrmig ist. Sie ist ein Achtel Zoll dik, indem
man sie spaͤter an der Ruͤkseite in einer eigenen Drehebank
abgedreht haben wuͤrde. Wir haben gesagt, daß die innere Seite der beiden
Ringe aus Glokenspeise in der Gestalt zweier umgekehrter Kegel gebildet ist. Der
unterste dieser Kegel gab dem Rande der Medaille die kegelfoͤrmige Form,
und war folglich ein Achtel Zoll tief. Der oberste oder umgekehrte Kegel war
unter demselben Winkel angelegt, aber 7/8 Zoll tief, da die Dike des Ringes
Einen Zoll betrug. Der Praͤge-Staͤmpel, mit welchem dieser
Medaillon geschlagen wurde, ward dadurch gebildet, daß man den
kegelfoͤrmigen Rand einer aͤhnlichen Medaille sorgfaͤltig
so lang fuͤllte, bis er genau in den unteren Theil des umgekehrten Kegels
paßte, als die Vorderflaͤche der Medaille in den Kegel in gleicher
Hoͤhe mit der Vereinigungs-Linie der beiden Kegel eingelassen wurde. Etwas von der
Medaille-CompositionWir sollten woͤrtlich uͤbersezen
„Composition-Medaille,“ denn es heißt:
„metallic alloy
medallion“ statt „metallic medaillon alloy.“ A. d. U. ward dann in den noch uͤbrigen Raum in dem Kegel uͤber dem
Medaillon gegossen, bis derselbe genau gleich hoch mit der flachen
Oberflaͤche des Ringes ausgefuͤllt war. Durch diese sinnreiche
Vorrichtung ward der Medaillon vor dem Aufsteigen bei dem Auspraͤgen
durch die flache Oberflaͤche der Composition gehindert, die, eingegossen,
in Beruͤhrung mit der flachen untersten Flaͤche des
fuͤhrenden Rahmens kam: gegen das Fallen war er durch den Kegel
gesichert, in welchem sie gehalten wurde. In dieser Lage wurde nun, nachdem der
Ring und der Medaillon in demselben in dem aͤußeren Ringe durch die
Schraube festgehalten, und eine Masse dieser geschmolzenen Composition auf eine
dike Lage Papier auf der oben beschriebenen flachen unteren Gußeisen-Platte
aufgetragen wurde; nachdem der Rahmen, die Ringe und der Medaillon zuerst
gehoben und durch den Sperrkegel in der Hoͤhe gehalten wurden; der Schlag
auf das geschmolzene Metall gethan, und das uͤberfluͤßige Metall
nach allen Seiten zerstreut, dessen Zerstreuung vier seichte Ausschnitte
beguͤnstigten, die quer durch den flachen Boden des Ringes durchgefeilt
waren, damit die Luft und das uͤberfluͤßige Metall desto leichter
entweichen konnte. Nachdem der Abdruk von dem Praͤge-Staͤmpel
mittelst einer der Metall-Portionen, die eine dieser vier Furchen
ausfuͤllten, zugleich mit der kegelfoͤrmigen oder sich
erweiternden Muͤndung des Ringes abgenommen wurde, erhielt man einen
weiblichen „(hohlen)“ Abdruk des Medaillon, welcher,
nachdem er an seinem Rande wieder genau zugefeilt wurde, so daß er in den
obersten Kegel des Ringes genau paßte, und nachdem, wie oben, der Medaillon
genau darin befestigt, und der Raum daruͤber mit geschmolzenem Metalle
ausgefuͤllt wurde, nun zum Praͤge-Staͤmpel ward, der
unseren Medaillon schlug und noch viele derselben haͤtte schlagen
koͤnnen. Wir muͤssen hier bemerken, daß, obschon der
aͤußere Ring andere Ringe von gleichfoͤrmigem aͤußeren
Durchmesser in sich haͤtte aufnehmen koͤnnen, damit die inneren
Kegel zu mehreren Medaillon's von verschiedener Groͤße passen, doch
verschiedene Groͤßen von aͤußeren Ringen vorgerichtet waren, damit der Apparat
auch zum Schlagen groͤßerer Medaillons dienen kann.
Man hatte zwei verschieden eingerichtete Drehebaͤnke in dieser Fabrik. Die
eine diente zum Abdrehen der kegelfoͤrmigen Raͤnder der Medaillons
in cylindrische Form, und zur Vorbereitung derselben zur spaͤteren
Abdrehung am Ruͤken, um sie gehoͤrig zu verduͤnnen,
abzuflaͤchen. Der Medaillon wurde in der ersten Lade durch seinen
kreisfoͤrmigen Rand, der in die scharfe kreisfoͤrmige Kante einer
concaven Pfanne aus Stuͤkgut paßte, die auf die Doke aufgeschraubt wurde,
central fest gehalten. Auf diese Weise kann das erhabene Gepraͤge in der
Aushoͤhlung untergebracht werden. Ein Central-Stift, den eine Schraube
dem Medaillon in den Ruͤken trieb, druͤkte ihn in die
Beruͤhrung mit der Pfanne. In dieser Lage wurde der kegelfoͤrmige
Rand des Medaillon leicht zum Cylinder gedreht, in dem ein Meißel in der
Drehelade gehoͤrig angehalten und gefuͤhrt wurde. Es war in der
Folge leicht, diese an ihrem Rande cylindrisch gedrehten Medaillons in
gehoͤrigen Pfannen fest zu halten, die auf der Doke der anderen Drehelade
eingesezt wurden, und einen Meißel an ihrem Ruͤken anzubringen, um sie
flach und zur gehoͤrigen Dike abzudrehen. Wenn aus diesen Medaillons
Medaillen werden sollten, wurden die zwei Stuͤke, die die Ruͤk-
und Vorderseite bilden mußten, mit ihrem Ruͤken an einander gekittet, und
dann in eine dritte Lade gebracht, die mit zwei aͤhnlichen concaven
Pfannen aus Stuͤkgut, die eine vorne, die andere hinten, versehen war, um
sie fest zu halten. Die eine wurde auf die Doke der Drehe-Pfanne aufgeschraubt,
die andere hatte ein Loch in ihrem Mittelpuncte, welches auf den
kegelfoͤrmigen Stift im Mittelpuncte der Lade aufgedreht wurde. Auf diese
Weise konnten die beiden Raͤnder zu einem vollkommenen Cylinder abgedreht
werden.
Graveurs, (Praͤge-Staͤmpel-Vertiefer, Die-Sinkers) koͤnnen sich dieser Methode mit Vortheil bedienen,
um Abdruͤke von ihren weichen Praͤge-Staͤmpeln zu nehmen,
waͤhrend sie daran arbeiten. Wir haben einen Abdruk eines
Praͤge-Staͤmpels des sel. Hrn. Johannis von Hafod, den der
beruͤhmte Kuͤnstler, Hr. Mills, auf diese Weise verfertigte.
Große Lettern oder Drukerstoͤke koͤnnen auf diese Weise auch
leichter, als durch das Stereotypiren vervielfaͤltigt werden.“
Hr. Gill fuͤhrt nun noch, aus dem Recueil d. travaux de la Société de Lille
1825 in Ferussac's
Bulletin, Herrn Verby's
Methode an, Medaillons aus Lettern-Masse zu bronziren,
wozu man zwei Aufloͤsungen braucht. Die erste, als Vorbereitung, besteht aus
Einem Theile Eisen-Vitriol, Einem Theile Kupfer-Vitriol und 20 (Gewicht) Theilen
Eisen.
Die zweite, die eigentliche Bronzirung, besteht aus 4 Theilen Gruͤnspan, und
16 Gewichttheilen weißen Wein-Essig.
Die an ihren Kanten abgefeilten und polirten Medaillons werden mit einer
Buͤrste, die man in eine Mischung aus Tripel (rotten-stone oder Steinmehl) und Wasser taucht, stark abgerieben,
gewaschen und getroknet. Dann wird, mit einem Haarpinsel, die erste
Aufloͤsung auf beiden Seiten des Medaillons leicht aufgetragen, und dieser
dann gewaschen und mit einem Tuche abgetroknet. Dadurch werden sie etwas schwarz und
der Gruͤnspan bleibt desto leichter daran haͤngen. Hierauf werden sie
mit einem in die zweite Aufloͤsung getauchten Haarpinsel so lang gerieben,
bis sie dunkel kupferfarbig werden. Man laͤßt sie dann eine Stunde lang
troknen, worauf man sie mit einer weichen Buͤrste und mit Mennig (red lead) abreibt, und sprizt sie oͤfters mit dem
Speichel an, um sie zu befeuchten, und das Blei darauf besser ankleben zu machen.
Die lezte Politur wird mit einer weichen Buͤrste allein gegeben, die man von
Zeit zu Zeit uͤber die Hand laufen laͤßt. Damit sie von der
Feuchtigkeit nicht leiden, kann man sie mit Gold-Firniß leicht
uͤberziehen.
Die Cliches aus Darcets Composition werden bloß mit der zweiten Aufloͤsung
behandelt, und fordern keinen Firniß.
(Die Bleiroͤhren-Leger geben dem weichen Loche an den kupfernen Haͤhnen
dadurch ein kupferfarbiges Ansehen, daß sie dieselben mit einer Aufloͤsung
von Kupfervitriol in Essig abreiben. Die Medaillons werden auch haͤufig mit
Goldfirniß uͤberzogen, und dann mit Bronzepulver auf die gewoͤhnliche
Weise mittelst eines Haarpinsels bronzirt. Gill.)