Titel: | Ueber den Ausfluß luftförmiger Flüßigkeiten in die atmosphärische Luft, und über die vereinigte Wirkung des Stoßes und des atmosphärischen Drukes. Von Hrn. Hachette. |
Fundstelle: | Band 25, Jahrgang 1827, Nr. LXXVIII., S. 265 |
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LXXVIII.
Ueber den Ausfluß luftfoͤrmiger
Fluͤßigkeiten in die atmosphaͤrische Luft, und uͤber die vereinigte
Wirkung des Stoßes und des atmosphaͤrischen Drukes. Von Hrn. Hachette.
Aus den Annales de Chimie et de Physique. April. 1827.
S. 34.
Mit Abbildungen auf Tab.
V.
Hachette, uͤber den Ausfluß luftfoͤrmiger
Fluͤßigkeiten in die atmosphaͤrische Luft.
Der Ausfluß luftfoͤrmiger Fluͤßigkeiten in die
atmosphaͤrische Luft hat neuerlich Erscheinungen dargebothen, die die
Aufmerksamkeit der PhysikerUnd gewiß auch der Techniker. A. d. Ueb. verdienen. Ich erinnere hier nur an eine sonderbare Bemerkung der HHrn. Gay-Lussac und Welter, die sie
am 29. April 1822 dem Institute mittheilten, und in den Annales de Physique, T. XIX. p. 436. bekannt
machten. Sie fuͤhren die interessante Thatsache an: „daß die Luft,
die aus einem Gefaͤße entweicht, wenn man durch eine Oeffnung unter was
immer fuͤr einem Druke einblaͤst, ihre Temperatur nicht
veraͤndert, obschon sie sich bei dem Austritte aus dem Gefaͤße
ausdehnt.“ Hieraus erklaͤrten sie zwei andere bekannte
Erscheinungen an den Gruben zu Schemnitz in Ungarn, und zu Chaillot bei Paris. Das
Blasen der Saͤulen-Maschine zu Schemnitz erzeugt eine Kaͤlte, die das
Wasser selbst im Sommer frieren macht; waͤhrend das Blasen des
Luftbehaͤlters der Dampfmaschine zu Chaillot unter einem bestaͤndigen
Druke von 2 1/2, Atmosphaͤre auch das empfindlichste Thermometer
waͤhrend dieser Jahreszeit kaum schwanken macht.
Diese noch wenig bekannte Erklaͤrung koͤnnte vielleicht bestritten
werden, wenn sie nicht durch den Versuch uͤber das kuͤnstliche Frieren
des Wassers bestaͤtiget wuͤrde, welches durch einen Luftstrom
verdichteter Luft bewirkt wird, und welches ich hier erklaͤren will. Es sey,
A, B, C', D', (Fig. 1.) ein cylindrisches
Gefaͤß, in welchem sich ein Staͤmpel, C,
D, bewegt, und
woran ein Hahn, E, angebracht ist, den man nach Belieben
oͤffnen und schließen kann. Ich nehme an, daß der Theil, A, B, C, D, dieses Gefaͤßes
atmosphaͤrische Luft enthaͤlt, die mehr oder weniger als die
aͤußere atmosphaͤrische Luft zusammengedruͤkt ist. Es sey der
Hahn, E, geschlossen, und alle Verbindung zwischen der
inneren Luft in, A, B, C, D, und der aͤußeren
Luft abgesperrt, und der Staͤmpel senke sich von, C,
D, nach, C', D', Es wird dann die innere Luft
sich verduͤnnen, und diese Verduͤnnung wird eine desto niedrigere
Temperatur hervorbringen, je groͤßer sie ist. Sezen wir nun, der
Staͤmpel stehe in C, D, fest, und, A, B, C, D, sey ein ganz oder theilweise mit
verdichteter atmosphaͤrischer Luft gefuͤlltes Gefaͤß, welche,
wodurch immer, auf denselben Grad von Druk erhalten wird. Unter dieser Voraussezung
wird, wenn man den Hahn, E, oͤffnet, die Luft bei
E, mit einer bestaͤndigen Kraft hinausblasen,
und das Thermometer, dessen Kugel man bei E, anbringt,
wird keine bedeutende Veraͤnderung der Temperatur zeigen.
Unter der ersten Voraussezung verduͤnnt sich das ganze Volumen der in dem
Gefaͤße enthaltenen Luft, und es hat Verminderung der Temperatur Statt; unter
der zweiten Voraussezung ist es bloß derjenige Theil der Luft, welcher aus dem
Gefaͤße tritt, der sich verduͤnnt, und die Temperatur dieser
austretenden Luft veraͤndert sich nicht merklich. Dieß sind die von den HHrn.
Gay-Lussac und Welter
beobachteten Erscheinungen. Wir wollen jezt untersuchen, was bei dem Versuche, den
man jaͤhrlich in allen Vorlesungen uͤber Physik wiederholt, um das
kuͤnstliche Gefrieren des Wassers zu zeigen. Statt hat. Man fuͤllt den
Recipienten einer sogenannten Drukpumpe mit einer bis auf mehrere
Atmosphaͤren zusammengedruͤkten Luft. Dieser Recipient hat an seinem
oberen Ende ein Haarroͤhrchen, durch welches die Luft in dem Recipienten
entweichen kann. Diesem Luftstrome biethet man eine glaͤserne Kugel dar, wie
jene an einer Thermometer-Roͤhre, und bald werden sich auf der
Oberflaͤche derselben kleine, dem freien Auge kaum sichtbare, Krystalle
bilden. Obschon die Zeit, waͤhrend welcher diese Krystalle sich bilden, sehr
kurz ist, kann und muß man sie doch im Gedanken in mehrere Perioden theilen. In der
ersten Periode verduͤnnt sich die zusammengepreßte Luft in dem ganzen
Recipienten, und kuͤhlt sich ab; in den folgenden Perioden geht die, immer mehr und mehr
verduͤnnte Luft in eine sehr niedrige Temperatur uͤber, und in der
lezten Periode endlich erreicht sie das Maximum der Kaͤlte. Aus dieser
Beobachtung erhellt, daß die kleinen Krystalle, die man auf der Glaskugel entstehen
sieht, nicht durch Erkuͤhlung der Luft außer dem Recipienten der Drukpumpe,
sondern von Erniedrigung der Temperatur der Luft innerhalb desselben
abhaͤngt. Diese Abkuͤhlung geschieht aber nicht ploͤzlich; sie
nimmt durch die Verduͤnnung der Luft in dem Recipienten zu. Diese Luft
behaͤlt, obschon sie einer langsam fortschreitenden Verduͤnnung in dem
ganzen inneren Raume des Recipienten ausgesezt ist, immer eine groͤßere
Elasticitaͤt, als die aͤußere atmosphaͤrische Luft; sie
faͤhrt auf die Glaskugel, und kuͤhlt sie ab. Ein Umstand, welcher
beweiset, daß diese Abkuͤhlung der Kugel wirklich Statt hat, ist der, daß die
Atmosphaͤre, welche die Kugel umgibt, eine duͤnne Schichte Wassers auf
derselben absezt, aus welcher diese kleinen Krystalle sich bilden, die durch den
Strom der schon in dem Recipienten kalt gewordenen Luft erzeugt werden.
Im Julius 1826 hat Hr. Daubuisson, Ingenieur en chef am Corps royal des Mines Versuche uͤber das
Ausstroͤmen zusammengedruͤkter, und in einem Gasometer
eingeschlossener Luft in die Atmosphaͤre bekannt gemacht. Er fand, daß die
Menge Luft, die durch eine Oeffnung in einer duͤnnen Wand unter einem
bestimmten Druke ausstroͤmt, sich zu der Menge Luft, die unter demselben
Druke aus einem walzenfoͤrmigen, oder kegelfoͤrmigen Ansaze von
gleichem Durchmesser mit der Oeffnung in der duͤnnen Wand ausstroͤmt,
wie 1000 : 1427 verhaͤlt.
Indem ich im Bulletin de la Société
philomatique, September 1826, hieruͤber Bericht erstattete, bemerkte
ich, daß Hr. Daubuisson die Luft nicht durch die bekannte
Venturische Roͤhre ausstroͤmen ließ, die nichts anderes, als eine
gewoͤhnliche, aber umgekehrte, Blasebalg-Roͤhre ist, wo die weitere
Oeffnung die aͤußere Endoͤffnung bildet. Da die Luft ausdehnbar ist,
so wuͤrde sie diesen Ansaz ausfuͤllen, und der Versuch wuͤrde
die Vermehrung des Ausflußes, die durch die mittelst des engeren Durchschnittes des
Ansazes beschleunigte Geschwindigkeit entstanden ist, gezeigt haben.
Im Oktober 1826 besuchten die HHrn. Thenard und Clément die Eisenhuͤtten zu Fourchambault
(Départ. de la Nièvre), und
sahen vor ihren Augen von einem Arbeiter folgenden Versuch anstellen. Der Arbeiter
hielt ein Brett von weichem Holze vor den Wind eines Blasebalges, der von einer
Dampfmaschine getrieben wurde. Auf eine gewisse Weite von der Muͤndung der
Roͤhre des Blasebalges gehalten, wurde es von dem Winde mit Gewalt
zuruͤkgestoßen; wenn man es aber der Flaͤche dieser Muͤndung
nahe brachte, wurde es auf diese Flaͤche hingezogen, und die Abstoßung schien
sich in Anziehung verwandelt zu haben. Diese Wirkung hat nur dann Statt, wenn das
Ende der Roͤhre des Blasebalges in einer Bekleidung stekt, und mit derselben
sich in einer und derselben Ebene endet.
Hr. Clément hat zuerst eingesehen, daß die
atmosphaͤrische Luft in diesem Falle auf das Brett, wie auf die
aͤußeren Waͤnde eines kegelfoͤrmigen Ansazes wirkt, aus welchem
man Wasser ausstießen laͤßt. Dieser Gelehrte zeigte bei seiner
Ruͤkkehr nach Paris an einem Dampfkessel, der ihm zu Gebothe stand, daß der
Wasserdampf bei einem Druke von 2 bis 3 Atmosphaͤren eine aͤhnliche
Wirkung, wie der Wind an einem großen Blasebalge einer Eisenhuͤtte
hervorbringt. Er brachte an dem Kessel eine senkrechte walzenfoͤrmige
Roͤhre an, die sich in eine kreisfoͤrmige Platte von ungefaͤhr
Einem Decimeter im Durchmesser endete, und in der Mitte eine kreisfoͤrmige
Oeffnung von kleinerem Durchmesser haͤtte. Wenn der Dampf bei dieser Oeffnung
ausstroͤmt, und man dieser Platte eine kreisfoͤrmige Scheibe von
gleichem Durchmesser naͤhert, so wird man sehen, daß diese Scheibe gegen die
Platte hingezogen wird, und daran haͤngen bleibt, wie wenn sie von einer
Kraft angezogen wuͤrde, die der Schwerkraft entgegen wirkte. Mehr oder minder
hervorragende Spizen auf den Oberflaͤchen der Scheibe und der Platte, die
gegen einander zu stehen kommen, bestimmten den Abstand dieser Flaͤchen. Hr.
Clément hat hieruͤber eine Abhandlung
an der Académie royale des Sciences am 6. Dec.
1826 vorgelesen, die der Pruͤfung der Commissaͤre unterzogen
wurde.
Am 11. April 1827 habe ich den Haupt-Versuch des Hrn. Clement bei der Sizung der Socièté de
l'Encouragement wiederholt, und mich bloß eines Stuben-Blasebalges mit
doppeltem Winde hierzu bedient, dessen Roͤhre sich mit einer Kupferplatte
endet. Ich habe, an demselben Tage, bemerkt, daß das Anhaͤngen einer Scheibe
an der Platte nicht wesentlich von der Ausdehnbarkeit der Luft des Blasebalges
abhaͤngt, und daß ich aͤhnliche Wirkungen, wie jene, die Hr. Clément beobachtete, dadurch erhielt, daß ich
Wasser zwischen zwei einander sehr nahe gebrachte Scheiben brachte, deren
Kruͤmmungen ich wechseln ließ.
Bei der Sizung der Société philomatique,
vom 13. April 1827, zeigte ich eine gebogene Roͤhre vor, mittelst welcher
man, wenn man in dieselbe blaͤst, bloß mit dem Munde, alle Erscheinungen des
Blasebalges zu Fourchambault und der Dampfmaschine des Hrn. Clément hervorbringen kann.
Wenn man uͤber diese Erscheinungen nachdenkt, so entsteht die Aufgabe: den
Druk auf jeden Punct der aͤußeren und inneren Oberflaͤche eines
Gefaͤßes zu bestimmen, welches mit einer tropfbaren oder gasfoͤrmigen
Fluͤßigkeit gefuͤllt ist, unter der Voraussezung, daß dieses
Gefaͤß sich in die atmosphaͤrische Luft entleert 1) durch eine
Oeffnung in einer duͤnnen Wand; 2) durch einen Ansaz; 3) durch einen
Guͤrtel zwischen zwei einander sehr stark genaͤherten Flaͤchen.
Um diese Aufgabe zu loͤsen, suchte ich die fruͤher angewendeten
Apparate zu vereinfachen, und stellte mehrere Versuche an, welche ich in folgenden,
in der von der Société philomatique am 28.
April gehaltenen Sizung mitgeteilten Notizen eroͤrterte.
Versuche uͤber den Ausfluß der Gasarten zwischen zwei
einander sehr nahe liegenden Oberflaͤchen.
Die von den Hrn. Thenard und Clément beobachtete Thatsache beruht vorzuͤglich auf der
vereinigten Wirkung des Stoßes der Luft gegen eine Platte, und des Drukes der
atmosphaͤrischen Luft auf dieselbe Platte. Alle Umstaͤnde dieser
Wirkung zeigen sich deutlich an einem sehr einfachen Instrumente, welches ich hier
beschreiben will, und welches in Fig. 2 und 3. in halbem Maßstabe
vorgestellt ist.
A, B, C, D, (Fig. 2.) ist eine
gekruͤmmte Roͤhre aus verzinntem Eisenbleche oder Glase, das sich in
eine kreisfoͤrmige Platte aus Eisenblech, C, D,
endet. In der Mitte dieser Platte befindet sich eine Oeffnung, E, von ungefaͤhr 3 bis 4 Millimeter im
Durchmesser. Drei oder vier kleine Streifen aus Eisenblech werden auf die
Raͤnder der Platte aufgeloͤthet, um derselben gegenuͤber eine
Scheibe festzuhalten, die gleichen Durchmesser mit der Platte haben muß,
uͤbrigens aber aus was immer fuͤr einem Stoffe bestehen kann.
Das Instrument laͤßt sich endlich auch noch auf eine einfache Platte aus
verzinntem Eisenbleche reduciren, C, D, in deren
Mittelpunkte sich eine kleine Oeffnung befindet, die von der geraden Roͤhre,
A, E, bedekt wird, die an der Platte
angeloͤthet ist. Man kann selbst statt einer Platte aus Eisenblech oder
Metall uͤberhaupt, einen Korkstoͤpsel oder eine Scheibe aus einem
groͤßeren Stuͤke Kork nehmen.
Versuch.
Die gebogene Roͤhre, (Fig. 2.) wird in eine
solche Lage gebracht, daß die Platte, C, D, beinahe
horizontal liegt. Auf diese Platte kommt eine Scheibe, D',
E', aus was immer fuͤr einem Materiale, biegsam oder nicht biegsam.
Man blaͤst bei A, so stark man nur immer zu
blasen vermag, und die Scheibe wird, wenn sie auch noch so leicht ist, sich nicht
von der Platte heben.
Wenn man die Roͤhre, wie in Fig. 3. umkehrt, und bei
A, eine zweite Roͤhre, A'a, anfuͤgt, die durch Reibung an dem Ende, A, der Roͤhre, A, B, festhaͤlt,
und man blaͤst bei A', so tritt die eingeblasene
Luft bei der Muͤndung, E, aus, und theilt sich
der Atmosphaͤre durch den walzenfoͤrmigen Guͤrtel mit, der sich
zwischen den Raͤndern der Platte, C, D, und der
Scheibe, C', D', befindet. Die Scheibe, C', D', wird nicht nur nicht fallen, sondern an die
Platte, C, D, mit einer Kraft angedruͤkt werden,
die weit groͤßer ist, als zum Aufwiegen der Schwere derselben nothwendig
waͤre.
Die Blechstreifen, die auf den Rand der Platte, C, D,
aufgeloͤthet sind (Fig. 3.), stoßen an einen
Ring, G, H. Ein Untersaz, G',
H', aus Kork, oder aus irgend einer anderen Masse schiebt sich, und
haͤlt sich durch Reibung zwischen den Streifen. Auf ihm liegt eine Scheibe
von Papier oder Pappendekel, C'', D'', in beliebiger
Entfernung von der Platte, C, D. Wenn diese Entfernung
gehoͤrig bemessen wurde, und man blaͤst bei A', so wird man sehen, daß die Scheibe, C'',
D'', sich der Platte, C, D, naͤhert, und
die Lage, C', D', sehr nahe bei C, D, annehmen wird.
Eben dieß wird auch bei der Scheibe, C', D', (Fig. 4.) Statt
haben, wenn man an dem Ende, A, der Roͤhre, A, E, blaͤst, und diese beinahe senkrecht
haͤlt.
Wenn die Scheibe, C', D' biegsam und etwas elastisch ist, und man bei A, blaͤst, Fig. 2 und 4., oder bei A', Figur 3., so entsteht ein
Geraͤusch, das von abwechselndem Klopfen der Scheibe auf die Platte
entsteht.Als ich die Versuche des Hrn. Clemént
wiederholen, und statt eines Geblaͤses oder Dampfkessels einen bloßen
Stuben-Blasebalg oder eine gefaßte Roͤhre brauchen wollte, bediente
ich mich dieses Mittels, um Schwingungen an dem Papiere oder Pappendekel zu
erzeugen; ich habe aber durch diese unregelmaͤßigen Schwingungen, die
nur wenig symetrische Biegungen erzeugten, keinen deutlichen Ton
hervorbringen koͤnnen. Hr. Savart,
Conservator am physikalischen Cabinette des Collége de France, dessen neue Untersuchungen uͤber
Akustik den Gelehrten bekannt sind, erhielt regelmaͤßige
Toͤne, als er statt der papiernen Scheiben Metall-Scheiben nahm.
Dieser neue akustische Versuch war der Gegenstand einer Notiz, die Hr. Arago an der Académie royale des Sciences am 30. April 1827 vorlas: A.
d. O. u.Hr. Cagniard-Latour hat an einem von ihm
erfundenen Instrumente, das er Sirene nannte,
schon seit langer Zeit eine zusammengesezte Bewegung bemerkt, an die ihn der
Anblik meines Apparates erinnerte. Folgende Umstaͤnde veranlassen
diese Bewegung. Es sey, E, F, G, H, (Fig. a, im halben Maßstabe) die kupferne Scheibe
einer Sirene, die 24 cylindrische, schief gegen die Flaͤche der
Scheibe durchlaufende Loͤcher fuͤhrt, deren Achsen auf einem
Umdrehungs-Hyperboloide gereihet sind. Diese Scheibe ist unten an dem
Cylinder, g, h, angeschraubt, auf welchem eine
mit einem Hahne, Q, R, versehene Roͤhre,
A, B, C, aufgesezt ist. Ein Metall-Draht,
I, K, der senkrecht auf die Ebene dieser
Scheibe steht, und durch den Mittelpunct derselben lauft, ist an seinen
beiden Enden, I, und, K, befestigt. Er lauft durch den Mittelpunct einer zweiten Scheibe
aus Papier oder Pappendekel, G', H'. Eine
Scheibe aus Kork, G'', H'', die sich, zwischen
den Leisten, L, M, N, O, schiebt, und durch
Reibung zwischen denselben festhaͤlt, bestimmt den Abstand der
Platte, E, F, G, H, und der Scheibe, G', H'. Das Ende, K,
des Drahtes, I, K, wird von einer Steknadel
gehalten, die in der Querleiste, L, N, stekt,
die von den Leisten, L, M, und, N, O, gehalten wird. Nachdem Alles so
vorgerichtet wurde, blaͤst man bei A, in
die Roͤhre, A, B, C Die eingeblasene Luft
fuͤllt den Cylinder, g, h, und theilt
sich in kleine Stroͤme, die in die Atmosphaͤre
uͤbergehen. Die Scheibe, G', H', wird
schief von oben von jedem Strahle des Luftstromes getroffen. Dieser Stoß
macht, daß sie sich um den Draht, I, K, wie um
eine Achse dreht, und sucht sie von der Platte, E, F,
G, H, zu entfernen, uͤber die Stuͤze, G'', H'', hinaus. Die Lufttheilchen, die auf die
Scheibe stoßen, bewegen sich in der Ebene der Scheibe, nach der Richtung der
Tangenten eines und desselben Umfanges, und so wie die Scheibe sich dreht,
werden sie von einer Centrifugal-Kraft belebt, die sich der Luftmasse
mittheilt, welche zwischen der Scheibe und der Platte enthalten ist. Diese
Luftmasse wirkt, wenn sie in Bewegung gesezt wird, auf eine der
Flaͤchen der Papier-Scheibe, und aͤußert einen geringeren
mittleren Druk, als der Druk der Atmosphaͤre an der entgegengesezten
Seite ist. Da nun dieser lezte aͤußere Druk groͤßer, als der
entgegengesezte innere ist, so entsteht hieraus die sonderbare dynamische
Erscheinung, daß die Scheibe sich dreht, und waͤhrend des Drehens
sich hebt, und der Platte sich naͤhert, obschon sie ihrem Gewichte
nach und in Folge ihrer Schwere sich von dieser Platte entfernen sollte. A.
d. O.
Erklaͤrung des Versuches.
Die Luft wird von der Muͤndung, A, der
Roͤhre gegen die Oeffnung, E, der Platte, C, D, getrieben. Sie schlaͤgt auf den dieser
Oeffnung gegenuͤberstehenden Theil der Scheibe, und der mittlere Druk auf
diesen Theil der Scheibe ist groͤßer, als der Druk der
atmosphaͤrischen Luft. Die eingeblasene Luft nimmt die Stelle der Luft
zwischen der Platte und der ihr gegenuͤberstehenden Scheibe ein; sie bewegt
sich in diesem Zwischenraume mir einer Geschwindigkeit, die von den Raͤndern der
Oeffnung aus angefangen abnimmt. Die elastische Kraft dieser Luft nimmt zugleich so
ab, daß ihr mittlerer Druk zwischen der Platte und der inneren Flaͤche der
Scheibe geringer wird, als der Druk der atmosphaͤrischen Luft; und da dieser
lezte Druk sich auf die ganze aͤußere Flaͤche der Scheibe, C', D', aͤußert, so folgt diese Scheibe, die auf
zwei entgegengesezten Seiten von zwei entgegengesezten Kraͤften
gedruͤkt wird, der groͤßeren Kraft, woraus folgt, daß die Scheibe, C', D' gegen die Platte, C,
D, getrieben werden muß.Es sey, d, die Entfernung der Platte, C, D, (Fig. 2.) von der
Scheibe, C', D'.K, die Flaͤche der Platte oder der
Scheibe, die hier von gleichem Durchmesser angenommen werden.k, die Flaͤche der Oeffnung, durch welche
die Luft aus der Roͤhre in den Raum zwischen der Platte und der
Scheibe tritt.p, die Einheit des Drukes, welcher durch die
bei, A, (Fig. 2.) oder A', (Fig. 3.)
eingeblasene Luft auf den Theil, E, der Scheibe
entsteht, der der Oeffnung, E,
gegenuͤbersteht, und einen Theil der Flaͤche, k, bildet.
p', die Einheit des mittleren Drukes, welcher
durch die eingeblasene Luft auf den Theil der Scheibe entsteht, die die
Flaͤche, K – k, bildet.P, der Druk der Atmosphaͤre auf die
Einheit der Flaͤche; so wird die Scheibe, C',
D', die hier als unbiegsam angenommen wird, abgesehen von ihrer
Schwere, zwei verschiedenen Druken ausgesezt, wovon der eine aͤußere
= K, P, dieselbe der Platte, C, D, zu naͤhern trachtet; der andere ist
der innere, der sie von dieser Platte zu entfernen trachtet, und der
eigentlich aus zwei Druken besteht, die durch; k,
p, und durch (K – k) p' ausgedruͤkt sind. Wenn nun der
aͤußere Druk groͤßer ist, als der innere, so wird KP
>
kp +
p'(K + k), oder K (P – p') >
k (p –
p') – – – (1.)Alle Umstaͤnde der Bewegung der Luft in dem Raume zwischen der Platte
und Der Scheibe haͤngen von den Verhaͤltnissen der
Groͤßen, d, K, k, p, p', P, ab, die die
Ungleichheit (1) bilden. Dieses Verhaͤltniß mag nun wie immer
ausfallen, so muß dieser Ungleichheit (1) Genuͤge geleistet werden,
damit die Wirkung des Stoßes der Luft auf die gegenuͤberstehende
Scheibe durch den Druk der Atmosphaͤre geschwaͤcht wird.Wenn man sezt, daß die Flaͤche, k, der
Oeffnung im Verhaͤltnisse zur Flaͤche, K, der Scheibe sehr klein ist, und daß die luftfoͤrmige
Fluͤßigkeit, die durch die Oeffnung, E,
ausstroͤmt, viel mehr zusammengedruͤkt ist, als die
atmosphaͤrische Luft; so wird, unter dieser Voraussezung, der Druk,
p, viel groͤßer, und der Druk, p', viel kleiner seyn, als der Druk der
atmosphaͤrischen Luft, P. Die
Groͤße, k (p
– p'), als das zweite Glied der Ungleichheit (1) wird, durch
Reduction von, k, so klein werden, als man will.
Die Große, K (P –
p'), als erstes Glied, wird um so weniger klein werden, als p', im Verhaͤltnisse zu P, klein wird. Es ist also sehr leicht, der
Ungleichheit (1) zu genuͤgen. Die Schwierigkeit dabei wird aber
groͤßer, je mehr der Werth von k, sich
jenem von K, naͤhert, was
gewoͤhnlich bei den Klappen an den Dampfkesseln der Fall ist. Die
Ungleichheit (1) hat auch bei Fluͤßigkeiten Statt, die aus einem
Gefaͤße in einem Raume ausfließen, der zwischen zwei
gegenuͤberstehenden und zugleich sehr nahe an einander befindlichen
Flaͤchen sich befindet. A. d. O.
Es ist nicht nothwendig, daß die Scheibe, C', D', nahe an
der Oeffnung, E, der Roͤhre, A, E, sich befinde, um den Stoß der Luft durch den Druk der
Atmosphaͤre veraͤndern zu lassen.
Es sey, C'', D'', C, D, (Fig. 5.) ein Gefaͤß
in Form eines Cymbels, und bestehe aus einem hohlen Cylinder, C, D, G, F, und einem flachen Rande, der es umkraͤnzt, und dessen
Breite durch C'', F, oder G,
D'', ausgedruͤkt ist. Wenn man nun auf dem Boden, C, D, eine Roͤhre, A,
E, angebracht hat, die die Oeffnung, E, (von 3
Millimeter im Durchmesser) bedekt, und man bei A, gegen
eine Scheibe, C', D', in der Naͤhe des flachen Randes, C'', D'', blaͤst, so wird diese Scheibe gegen die
Oeffnung, E, getrieben.
Das Gefaͤß und die Roͤhre sind in Fig. 5. in halber
natuͤrlicher Groͤße dargestellt. Das Gewicht der Scheibe, welches noch
durch die bei P, angebrachten Koͤrper vermehrt
wird, betraͤgt ungefaͤhr 12 Gramm. Dieses Gewicht bemißt den Druk, der
durch gewoͤhnliches Einblasen bei A, oben an dem
oberen Ende, von A, E, entsteht.
Nachdem man oͤfters auf die Scheibe, C', D',
geblasen hat, wird diese Scheibe feucht, und man sieht darauf Furchen von Luftfaden,
die wie Halbmesser aus dem Mittelpunkte eines Kreises auslaufen, und sich in einem
kleinen Umfange enden, der beinahe von gleichem Durchmesser mit der Oeffnung, E, ist.
Die Scheibe, C', D', hat 54 Millimeter im Durchmesser;
der Druk der atmosphaͤrischen Luft auf diese Scheibe ist demnach einem
Gewichte von 23 Kilogrammen gleich. Hieraus folgt, daß, bei diesem Versuche, der
Druk der eingeblasenen Luft auf die innere Flaͤche der Scheibe, und der Druk
der Atmosphaͤre auf die aͤußere Flaͤche derselben Scheibe nur
um ein halbes Tausendel des lezteren ungefaͤhr von einander abweichen.
Wenn man die Kruͤmmungen der Platte und der Scheibe, zwischen welchen die
eingeblasene Luft durch muß, ehe sie in die Atmosphaͤre tritt,
abaͤndert, so bemerkte ich, daß, bei gleichen Abstaͤnden der Scheibe
von der Platte der groͤßte Unterschied zwischen dem Druke auf die
gegenuͤberstehenden Seiten der Scheibe sich nicht so verhielt, wie wenn die
Flaͤchen an beiden vollkommen eben waren. Dieser Unterschied war noch
merklicher, wann die Luft zwischen sphaͤrischen Oberflaͤchen
ausfuhr.
Alle uͤbrigen Umstaͤnde gleich gesezt, aͤndert auch die Form der
Oeffnung der Platte die Phaͤnomene. Wenn diese Oeffnung ein Rechtek mit zwei
laͤngeren Seiten, oder ein Kreuz (Fig. 4. im Durchschnitte)
ist, so ist der Unterschied zwischen dem Druke auf die gegenuͤberstehenden
Seiten der Scheibe bedeutend vermindert. Folgende Versuche sollen zur Messung dieses
Drukes dienen fuͤr den Fall, daß die Platte und die Scheibe Kreise von
gleichen Durchmessern sind, und die Oeffnung auch ein Kreis ist.
Versuche uͤber die Bewegung der Luft zwischen zwei
flachen Flaͤchen.
Eine gebogene Roͤhre, B, B', (Fig. 6.) wurde an den Waͤnden des
Kastens eines Blasebalges einer Schmiede angebracht. Der Blasebalg wurde mittelst
des gewoͤhnlichen Hebels in Bewegung gesezt, und die Luft in dem Kasten auf
demselben Druke erhalten, der durch eine Wassersaͤule gemessen wurde, die
sich in einer Roͤhre mit doppelter Biegung befand, von welcher ein Ende an
dem Kasten des Blasebalges befestigt war. Die Luft wurde durch die rechtwinkeligen
Roͤhren, B, B, B', herbeigefuͤhrt, und
trat durch die Oeffnung, E, aus, die in dem Mittelpunkte
einer hoͤlzernen Scheibe, C, D, c, d, angebracht
war. Eine andere Scheibe, C', D', H', (Fig. 6.) fuͤhrte
eine Stange, oder einen Schweif, H', H, der durch eine
Buͤhne, G, G', lief, und sich in einer Scheide,
K, K', schob. Diese Stange, H, H', ist mit Loͤchern; h, h', h'',
versehen, die einen Zapfen aufnehmen, durch welchen die Entfernung der Scheiben, C, D, c, d, und, C', D', H',
regulirt wird, und welcher oben auf der Scheide, K, K',
ruht. Mehrere senkrechte Stuͤzen, C, G, D, G',
sind in den parallelen Scheiben, C, D, G, G',
vereint.
Die Hoͤhe der Wassersaͤule,
die den Druk der Luft indem Kasten des Blasebalges maß, war
8 Centim.
Der Durchmesser der Oeffnung, E, der Scheibe, C,
D.
22 Millim.
Die Flaͤche, oder der
Flaͤcheninhalt der Oeffnung, E,
380 □ Mill.
Der Durchmesser der Scheibe, C', D', oder, c,
d,
10 Centim.
Der Umfang der Scheibe, C', D',
314 Millim.
Entfernung der Scheiben, C, D, und, C',
D'.
Unterschiede des Drukes
auf die gegenuͤberstehendenFlaͤchen
der Scheibe, C', D'.
1
Millimeter
55 Gramme
3
–
45
–
6
–
31
–
13
–
0
–
Bei dieser Entfernung von 13 Millimeter wird der Druk der Luft des Blasebalges auf
die innere Flaͤche der Scheibe gleich dem Druke der Atmosphaͤre auf
die gegenuͤberstehende aͤußere. Bei dieser ersten Reihe von Versuchen
ward die Stange, H, H', durch eine Schnur, H, Q, P, gehalten, die uͤber eine Rolle lief, die sich um die
Achse, R, drehte. Man legte auf die Schale, P, soviel Gewicht, als noͤthig war die Reibung,
die Schwere der Scheibe, C', D', und der Stange, H, H', aufzuwiegen.
Bei Fortsezung dieser Versuche nahm man die Schnur, H, P,
Q, von der Stange, H, H', ab, und legte die
Gewichte auf den Hut, U', dieser Stange. Wenn die
Entfernung der Scheiben 13 Millimeter uͤbersteigt, ist der Stoß der Luft
groͤßer als der Druk der atmosphaͤrischen Luft, und die Scheibe wird
gehoben. Die Gewichte, die sie in den in der ersten Reihe angegebenen Entfernungen
erhielten, waren
15
Millimeter
35
Gramm.
19
–
22
–
Man sieht aus dieser Tabelle, daß, wenn die Entfernung der Scheibe von der Platte nur
Ein Millimeter betraͤgt, die Luft aus dem Blasebalge in die
Atmosphaͤre durch einen cylindrischen Guͤrtel von 314 □
Millimeter tritt, in dem der Umfang dieses Guͤrtels 314 Millimeter und seine
Hoͤhe 1 Millimeter betraͤgt.
Wenn die Entfernung 13 Millimeter betraͤgt, so betraͤgt die
Flaͤche des cylindrischen Guͤrtels 4082 Millimeter. Bei der ersten
Entfernung von Einem Millimeter ist der Ausstroͤmungs-Guͤrtel der
Oberflaͤche nach kleiner, als die Oeffnung; bei der zweiten Entfernung von 13
Millimeter ist sie 10 Mahl groͤßer. In einem Falle, wie in dem anderen, wird
die Wirkung des Stoßes der Luft des Blasebalges gegen die Scheibe durch den Druk der
atmosphaͤrischen Luft vermindert.
Bemerkungen.
Die Vereinigung des Stoßes der Luft und des Drukes der Atmosphaͤre hat nicht
bloß zwischen zwei flachen Oberflaͤchen Statt. Wenn die Platte flach ist, so
kann die Oberflaͤche der Scheibe etwas convex seyn. Eine zu große
Convexitaͤt wuͤrde jedoch die Scheibe von der Platte zu weit
entfernen; und wenn die Oberflaͤche der Scheibe concav waͤre, so
wuͤrde der Stoß der Luft auf diese Flaͤche nicht mehr durch den Druk
der atmosphaͤrischen Luft im Gleichgewichte gehalten werden.
Die an dem Ende der Roͤhre des Stuben-Blasebalges angeloͤthete
Metall-Platte, von welcher oben die Rede war, hat 125 Millimeter im Durchmesser. Ich
legte auf diese Platte eine Scheibe von geplaͤtteten Pappendekel, und leimte auf demselben nach
und nach mehrere Blaͤtter Papier auf, bis endlich so viele derselben darauf
kamen, daß sie, waͤhrend der Blasebalg im Gange blieb, mit dem Druke der
aͤußeren Atmosphaͤre im Gleichgewichte standen. Die Zahl dieser
Blaͤtter ward nach und nach ziemlich betraͤchtlich, als die Scheibe
endlich gegen die Platte hin etwas convex ward.
Diese Wirkung, die von veraͤnderter Kruͤmmung herruͤhrte, wurde
noch durch Erscheinungen bei dem Ausfluße des Wassers bestaͤtigt, wovon ich
in einem anderen Aufsaze sprechen werde.
Ueber die Bewegung der Luft zwischen einer
kreisfoͤrmigen Platte und einer Scheibe von gleichen Durchmesser auf
derselben, die aber biegsam und elastisch ist. Versuch. (Fig. 2.)
Man lege auf die Platte, C, D, (Fig. 2.) eine Scheibe, C', D', aus glattem und etwas duͤnnen Papiere.
Man befeuchte dieselbe mittelst eines Tropfen Wassers, den man mit der Fingerspize
in die Mitte desselben bringt. Man blase sanft bei A,
dem Ende der Roͤhre, A, B, C, D. Da das Papier an
dem benezten Theile etwas durchscheinend ist, so sieht man die Oeffnung, E, der Platte, und, waͤhrend man blaͤst,
blaͤht sich der benezte Theil von innen nach außen der Oeffnung, E, gegenuͤber auf, und behaͤlt diese
Kruͤmmung: der uͤbrige Theil der Scheibe knittert, und man
hoͤrt das Knittern und Zischen. Wenn man stark blaͤst, so wird der
Stoß der eingeblasenen Luft groͤßer, als der Druk der
atmosphaͤrischen, und die Papier-Scheibe stiegt davon. Wenn die
Papier-Scheibe groß ist, so zeigen diese Erscheinungen sich noch deutlicher. Ich
legte auf die Metall-Platte von 124 Millimeter Durchmesser, die am Ende der
Roͤhre des Stuben-Blasebalges aufgeloͤthet war, eine Scheibe von
Loͤschpapier, das etwas dik und befeuchtet war. Ich ließ den Blasebalg
spielen, und diese Papierscheibe blaͤhte sich, wie bei dem vorigen Versuche,
der Oeffnung gegenuͤber auf, druͤkte sich in einer gewissen Entfernung
von dieser Oeffnung ein, und loͤste sich von den Raͤndern der Platte
los, um die Luft durchzulassen. Durch das Eindruͤken stellte sich fuͤr
einen Augenblik eine Verbindung zwischen der Luft im Mittelpuncte und an den
Raͤndern der Platte her, und die Luft, deren Ausfluß unterbrochen wurde,
nimmt an Elasticitaͤtskraft zu und oͤffnet sich einen neuen Ausweg. Die
Eindruͤke und Biegungen des Papieres wiederholen sich, und dadurch entstehen
die unregelmaͤßigen Toͤne, die sich mit jenen der Metall-Platte
verbinden.
Ueber die Bewegung einer tropfbaren Fluͤßigkeit
zwischen zwei Oberflaͤchen, verglichen mit der Bewegung einer
gasfoͤrmigen Fluͤßigkeit zwischen eben denselben.
Die Bewegungen einer luftfoͤrmigen oder tropffoͤrmigen
Fluͤßigkeit, die hier verglichen werden, haben zwischen zwei Flaͤchen,
S, S', Statt, die so nahe an einander stehen, daß
die atmosphaͤrische Luft nicht zwischen dieselben eindringen kann. Wenn eine
luftfoͤrmige Fluͤßigkeit, die in einem Gefaͤße enthalten ist,
unter einem gegebenen Druke in diesem Raume eintritt, so fuͤllt sie denselben
in Folge ihrer Ausdehnbarkeit, und tritt in die Atmosphaͤre in einem
Guͤrtel, dessen Graͤnze die Raͤnder der beiden Flaͤchen,
S, S', sind, oder einer derselben allem ist. Da der
Umfang dieses Guͤrtels groͤßer, als jener der Muͤndung in der
Flaͤche, S, ist, durch welche die
Fluͤßigkeit aus dem Gefaͤße ausstroͤmt, in welchem sie
enthalten ist; so folgt, daß die Geschwindigkeit der Fluͤßigkeit von der
Oeffnung bis an die Raͤnder des Guͤrtels des Ausflußes in die
Atmosphaͤre abnimmt, und da die Fluͤßigkeit in ihrer Bewegung den Raum
zwischen dem Guͤrtel und der Oeffnung ganz ausfuͤllt, so verliert sie
einen bedeutenden Theil ihrer elastischen Kraft, die sie in dem Gefaͤße
haͤtte, so daß ihr mittlerer Druk gegen die Flaͤche, S', kleiner wird, als jener der atmosphaͤrischen
Luft. Die Ausdehnbarkeit der Fluͤßigkeit ist uͤbrigens kein
nothwendiges Element der Verschiedenheit der Druke auf die
gegenuͤberstehenden Seiten der Flaͤche, S'. Wenn man statt der luftfoͤrmigen Fluͤßigkeit eine tropfbare
nimmt, so vertritt das Anhaͤngen der tropfbaren Fluͤßigkeit an den
Waͤnden der Flaͤchen, S, S', die Stelle
der Ausdehnbarkeit. Da diese Flaͤchen einander hinlaͤnglich
genaͤhert sind, so tritt die atmosphaͤrische Luft nicht in den Raum
ein, der sie noch trennt; die tropfbare Fluͤßigkeit tritt aber an die Stelle
derselben ein, und fließt in die Atmosphaͤre aus. Die Geschwindigkeit nimmt
bei der tropfbaren Fluͤßigkeit, wie bei der luftfoͤrmigen, ab, von der
Oeffnung auf der Oberflaͤche, 8, bis zu den Raͤndern der
Oberflaͤche, S', und der mittlere Druk, den die
tropfbare Fluͤßigkeit innenwendig auf einer Seite der Oberflaͤche S' aͤußert, ist geringer, als der
atmosphaͤrische Druk auf der entgegengesezten Seite.
Versuch.
Ich verband zwei Gefaͤße, V, V', Fig. 7. mittelst einer
Roͤhre, T, T', von 3 Centimeter Durchmesser und
ungefaͤhr 5 Meter Laͤnge. Auf dem Boden des unteren Gefaͤßes,
V', ist eine Platte, C,
D, in deren Mittelpuncte sich eine kreisfoͤrmige Oeffnung, E, befindet. Waͤhrend das Wasser bei dieser
Oeffnung ausfloß, both man in verschiedenen Entfernungen von der Platte eine
Scheibe, C'D', mit einer Masse, P, beladen dar, die fuͤr jede Entfernung bemessen wurde, so daß das
ganze Gewicht im Gleichgewichte mit den verschiedenen Druken auf die
gegenuͤberstehenden Seiten der Scheibe war. Nach verschiedener
Abaͤnderung der Oberflaͤchen der Platte und der Scheibe fand ich, daß
der groͤßte Unterschied nicht mit den flachen Oberflaͤchen
correspondirte, und daß man eine Reihe von Versuchen anstellen mußte, um die Aufgabe
zu loͤsen: „Wenn eine tropfbare Fluͤßigkeit unter einem
gegebenen Druke zwischen zwei sehr nahe stehenden Flaͤchen ausfließt,
welchen Druk aͤußert diese Fluͤßigkeit auf jeden Punct der einen
und der anderen Flaͤche?“ Die Resultate hiervon in einem
anderen Aufsaze.