Titel: | Miszellen. |
Fundstelle: | Band 25, Jahrgang 1827, Nr. XCVII., S. 341 |
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XCVII.
Miszellen.
Miszellen.
Preisaufgaben der Société industrielle zu Muͤhlhausen fuͤr das
Jahr 1828.
Da die fuͤr das Jahr 1827 ausgeschriebenen Preise (polyt. Journ. Bd. XXII. S. 459) nicht gewonnen wurden, so
hat die Gesellschaft dieselben fuͤr das Jahr 1383 verlaͤngert und auf
folgende Weise erhoͤht.
Der Preis von 300 Franken fuͤr denjenigen, welcher ein schnell und leicht
anzuwendendes Mittel angeben, wird, durch welches man den Werth zweier verschiedenen
Krapp-Sorten gegen einander bestimmen kann, wurde auf 500 Franken
erhoͤht.
Der Preis von 1200 Franken fuͤr denjenigen, der den Faͤrbestoff des
Krappes ausscheiden, und dadurch die Menge desselben in einer gegebenen Menge
Krappes bestimmen wird, wurde auf 1500 Franken erhoͤhtZur besseren Verstaͤndigung dieser Preisaufgabe verweisen wir auf
unsere Anmerk. in dem polyt. Journale Bd.
XXIV. S. 547. Wer diese in dem Sinne loͤst, wie dort
angefuͤhrt ist, der verdient mit einer halben Million Franken belohnt
zu werden. A. d. R..
Neu ausgeschriebene Preise.
Zweitausend Frank en demjenigen, der eine Composition zur
Bedekung der Druk-Cylinder in den Baumwoll-Spinnereien angeben wird.
Es gibt verschiedene Arten, die Druk-CylinderCyinder zu verfertigen. Gewoͤhnlich sind diese hoͤlzerne Cylinder,
durch welche eine kleine eiserne Achse laͤuft. Dieser Cylinder wird mit Tuch
uͤberzogen, und mit einer Roͤhre bedekt, die aus Kalb- oder Schafleder
verfertigt ist. Zuweilen nimmt man statt des hoͤlzernen Cylinders einen
eisernen oder einen aus Composition, und bedekt ihn gleichfalls mit Tuch und
Leder.
Die Anwendung dieser Cylinder ist nun mit vielen Unbequemlichkeiten verbunden. Wenn
das Holz, woraus diese Cylinder verfertigt wurden, nicht vollkommen troken war, so
wirft es sich, und wird von seiner kleinen Achse los. Zu einem guten Cylinder ist
ferner ein sehr gutes Tuch noͤthig, was theuer zu stehen kommt, und die
Ausgabe noch dadurch vermehrt, daß man diese Ueberzuͤge aus Tuch
oͤfters erneuern muß. Es ist ferner schwer, ein taugliches Leder zu finden,
und das Leder aus den besten franzoͤsischen Fabriken hat noch zu viele
Unebenheiten. Die Zusammenfuͤgungen dieser Roͤhren sollten ganz
unbemerkbar seyn; daher fordert die Verfertigung derselben aͤußerst geschikte
Haͤnde. Die Feuchtigkeit der Atmosphaͤre macht endlich, daß auch die
best gespannten Roͤhren nachlassen, und so die Cylinder ganz unbrauchbar
werden.
Die Loͤsung der aufgegebenen Preis-Aufgabe ist ein Gegenstand der
hoͤchsten Wichtigkeit fuͤr Baumwoll-Spinnereien, vorzuͤglich
seit wir anfangen auch hoͤhere Garn-Nummern zu spinnen.
Die Composition, welche wir wuͤnschen, muß elastisch und leicht zu drehen
seyn. Sie muß schmelzbar seyn, damit man sie auf der Achse umgießen kann, wann der
Cylinder abgenuͤzt ist. Die Veraͤnderungen der Atmosphaͤre
duͤrfen keinen Einfluß auf dieselbe aͤußern, und es waͤre auch
sehr zu wuͤnschen, daß das Oehl, welches durch die Ungeschicklichkeit der
Arbeiter oͤfters daruͤber ausgeschuͤttet wird, dieselbe nicht
verdirbt. Endlich duͤrfte sie auch nicht theurer kommen, als die
gewoͤhnliche Fuͤtterung.
Drei hundert Franken fuͤr Erzeugung jenes Eisens, das
man Imperial-Steel nennt.
Das Graviren der kupfernen Walzen zum Druke der Baumwollen-Zeuge mittelst des
Raͤdchens (molette) biethet zahllose.
Schwierigkeiten dar, die durch die Vollendung und Zartheit, die man an der Zeichnung
oder dem Muster fordert, nur noch vermehrt werden. Die groͤßten
Schwierigkeiten zeigen sich vorzuͤglich bei Verfertigung derjenigen
Raͤdchen, die man die Maͤnnchen (máles ou reliefs) nennt. Die großen aus Stahl
brechen oͤfters bei dem Harten oder bersten sich (se
voilent). Man beseitigt diese Schwierigkeiten großen Theils dadurch, daß
man statt des Stahles eine Art Eisen nimmt, die in England aus alten
Hufnaͤgeln verfertigt wird, welche mittelst eines eisernen Zaumes
zusammengehalten und in mehreren Feuern nach und nach zusammengeschweißt werden, so
daß sie am Ende eine sehr feste und vollkommen gleichfoͤrmige Masse bilden.
Diese Art Eisens ist im Handel unter dem Namen Imperial-Steel bekannt. Da sie weicher als Stahl ist, nimmt sie den
Eindruk des Matrizen-Raͤdchens (Molette mére) leichter auf, nuͤzt dieses
weniger ab, und vermindert die Gefahr des Brechens um Vieles, weil die Maschine, die
den Gegendruk leisten muß (machine á
contremolleter) mit weit geringerer Kraft zu arbeiten braucht. Sie bricht
nicht so leicht bei dem Haͤrten, wirft sich nur selten, und wird so hart, wie
der beste englische Stahl. In England kostet das Pfund Imperial-Steel 14 Pence oder 1 Frank 40 Centim. Transport-Kosten und Zoll
erhoͤhen diesen Preis wenigstens um zwei Drittel, die man ersparen
koͤnnte, wenn man denselben in Frankreich erzeugte, wo er auch dadurch noch
wohlfeiler werden muͤßte, daß der Arbeitslohn daselbst wohlfeiler ist,
welcher allein dieses Fabrikat in England so sehr vertheuert. Der hohe Preis
desselben, und die Schwierigkeit, sich dieses Fabricat zu verschaffen, hat manchen
abgehalten, dasselbe zu benuͤzen.
Aus diesen Gruͤnden, und weil die Gesellschaft weiß, daß man bereits Versuche
hieruͤber angestellt hat, bestimmte sie die Summe von 300 Franken fuͤr
denjenigen, der dieses weiche Eisen, Imperial-Steel genannt, erzeugt, und vor dem 1. April 1823 fuͤnfzig Ztr.
davon in den Handel gebracht haben wirdWer in der Erzeugung dieses Eisens so weit ist, der wird wohl nicht mehr nach
den ausgesehen 300 Franken geizen. A. d. R.. Es muß vollkommen gleichfoͤrmig, ohne allen Bruch seyn, und zur
Verfertigung dieser Raͤdchen taugen.
Medaille fuͤr Bemessung der Kraft der großen
Triebwerke, die man in Werkstaͤtten gewoͤhnlich braucht.
Es gibt gewiß keinen Besizer oder Director irgend einer Werkstaͤtte, der nicht
schon oͤfters in dem Falle gewesen waͤre, die Kraft der Triebwerke,
deren er sich bedienen muß, zu messen und mit Genauigkeit zu bestimmen. Dieß wird
vorzuͤglich bei Dampfmaschinen, bei Wasserraͤdern hoͤchst
nothwendig. Diese Kraft laͤßt sich zwar durch Rechnung finden; allein diese
Rechnungen sind verwikelt, und aus der Unsicherheit der Grundlagen, auf welchen sie
oͤfters beruhen, koͤnnen leicht Fehler entstehen, so daß es immer
wuͤnschenswerth bleibt, ein sichereres und einfacheres Mittel zu diesem Zweke
zu erhalten.
Unter den bis jezt uͤber diesen Gegenstand bekannt gemachten Vorrichtungen
zeichnet sich der Zaum (le Frein) des Hrn. Hachette aus, der zum ersten Mahle von Hrn. Prony bei seinen Versuchen zur Bestimmung der Kraft der
Dampf-Maschine in Gros-Caillou angewendet wurde. Die Bekanntmachung einer gewissen
Menge mittelst dieses Zaumes angestellter Versuche wird ohne Zweifel den Gebrauch
desselben verbreiten helfen.
Die Société bestimmt daher eine Medaille
fuͤr denjenigen, der mit diesem Zaume oder mit einem anderen Dynamometer die
Kraft mehrerer Triebwerke genau gemessen haben wird, unter welchen jedoch eines
wenigstens von der Kraft von 10 Pferden seyn, und diese Kraft durch Bestimmung einer
bis zu einer gewissen Hoͤhe gehobenen Last ausgedruͤkt werden muß.
Die Preiswerber werden ersucht, ihre Versuche so genau als moͤglich zu
beschreiben und Zeichnungen mit Maßstaͤben und mit Zeugnissen der
Orts-Behoͤrde beizufuͤgen.
Sie koͤnnen den Bericht des Hrn. de Prony
uͤber die Dampf-Maschine in Gros-Caillou in den Annales des Mines, T. XII., Annales de Chimie,
T. XIX. (Polytechn. Journ. XXIV. B. S.
463.), le Traité des Maschines de Mr.
Hachette, S. 34, zwei Aufsaͤze dieses Gelehrten uͤber die
Bemessung der Kraft, mit welcher eine Welle sich dreht (in dem Bulletin de la Société d'Encouragement
(Decemb. 1811, Maͤrz 1822), eine Abhandlung sur le
Dynamometren de Mr. Regnier (in demselben
Bulletin, Junius 1817), die Artikel: Force, Frein, Dynamométre im Dictionnaire Technologique, auch a new Century of inventions by James
White, Part. 1. etc., nachlesen.
Fuͤnfhundert Franken fuͤr
Lancashire-Wollenegarn, welches zur Verfertigung der Geschirre fuͤr Weber
taugt.
Einen der wichtigsten Theile des Geschirres an einem Weberstuhle bilden die Lizen,
durch welche nach jedem Eintrage die Haͤlfte der Kette, oder mehr oder
weniger von derselben, abwechselnd auf- und niedergezogen wird. Die Lizen zur
Verfertigung der Baumwollenzeuge sind gewoͤhnlich aus Flachs oder Hanf; in
einigen Werkstaͤtten bedient man sich jedoch zu diesem Behufe auch der
Baumwolle, seit man diese hierzu gehoͤrig spinnen gelernt hat, so daß ihr
Faden bei gleichem Umfange beinahe ebenso stark wird, wie Leinengarn, obschon der
Stoff, aus welchem er gesponnen ist, weit schwaͤcher ist: eben dadurch wird
er aber auch elastischer, weicher und gleicher als der Flachsfaden.
Seit mehreren Jahren bedient man sich aber in England eines Stoffes, der hierzu noch
weit besser ist; naͤmlich der Wolle der Lancashire-Schafe, die man jezt in Frankreich
einheimisch zu machen versucht. Um den Werth dieser Wolle schaͤzen zu lehren,
darf man nur sagen, daß, abgesehen von ihrer großen Feinheit, ihre Fasern 9 bis 12
Zoll lang sind.
In der Ueberzeugung, daß diese neuen Geschirre die gewebten Zeuge dehr vervollkommnen
und zugleich auch wohlfeiler machen muͤssen, bestimmt sie Gesellschaft einen
Preis von 500 Franken fuͤr denjenigen, der bis Ende Aprils 1823, 300
Kilogramm in Frankreich erzeugter und gesponnener Lancashire-Wolle in den Handel
gebracht haben wird, die zur Verfertigung soll eher Geschirre taugt.
Die Gesellschaft bemerkt fuͤr die Preiswerber:
Daß diese Wolle auf eben dieselbe Weise, wie die gekaͤmmte Wolle, gesponnen
wird. Zu Geschirren braucht man Garn von Nr. 10 bis 15 m/m, die aus vier Faden
zusammengezwirnt werden muͤssen, welche durch ein leichtes Leimwasser liefen.
Man braucht 35 Decagramm dieses Garnes zu einem Geschirre von 75 Gaͤngen (portées) zum Calicot-Weben.
Medaille fuͤr eine Abhandlung uͤber die Ursachen
der Selbst-Entzuͤndung der fetten Baumwolle.
Es ist durch die Unfaͤlle, die dadurch entstanden sind, nur zu bekannt, daß
die Abfaͤlle von fetter Baumwolle sich von selbst entzuͤnden; man
kennt aber bisher die Umstaͤnde nicht, welche diese ploͤzliche
Entzuͤndung vorzuͤglich beguͤnstigen. Man sah große Massen
fetter Baumwolle lange Zeit uͤber sich ohne alle Zersezung gut erhalten,
selbst an warmen Orten, waͤhrend kleinere Massen an kuͤhlen Orten
gehalten sich erhizten und in Flammen geriethen. Man weiß, daß Feuchtigkeit diese
Zersezung sehr beguͤnstigt, so gewisse Metall-Oxyde, vorzuͤglich
Kupfer, das in dem Oehle der fetten Abfalle enthalten ist.
Die Gesellschaft biethet dem Verfasser der besten Abhandlung uͤber die
Ursachen der Selbst-Entzuͤndung der fetten Abfaͤlle des
Baumwollengarnes und der Baumwollen-Zeuge und der kraͤftigsten und
wohlfeilsten Mittel dagegen ihre Medaille an.
Die Preise werden in der General-Versammlung im Mai 1823 zuerkannt.
Die Abhandlungen, Zeichnungen, Urkunden, Muster werden postfrei, mit einem
gesiegelten Couvert, welches den Namen des Einsenders enthaͤlt, vor dem 25.
April 1823 á Mr. Isaac
Schlumberger
á Mulhausen, Président de la
Société, eingesendet.
Uebersicht der Zunahme der Patent-Wuth in Frankreich.
Aus dem „Catalogue des spécifications de tous
les principes, moyens et procédés pour lesquels il a
été pris des brevets d'invention, de perfectionement et
d'importation depuis le 1er Juillet 1791
jusqu'au 1er Juillet
1825. 8. Paris 1827 chez M.
Huzard“ erhellt, daß man
im Jahre
1791
nur
34 Patente kaufte.
6 Jahre darauf
1795–96
nur
6 –
12 –
1800–801
–
29
18 –
1807
schon
66
24 –
1813
–
88
30 –
1819
–
138
36 –
1825
–
321!
In 36 Jahren hat die Regierung in Frankreich also 2903 Patente vertroͤdelt,
d.h., eben so viele Piraten der Industrie unter ihre 29 Millionen Unterthanen fahren
lassen. Waͤre sie den Grundsaͤzen Colbert's
und Joseph's gefolgt, so hatte sie diese Erfindungen
gekauft, und zum National-Gute gemacht, und sie wuͤrde dadurch, zwar
vielleicht um 2903 reiche Particuliers weniger, gewiß aber auch um 290,000 Bettler
weniger, und vielleicht um 29 Millionen weniger Deficit haben.
Canalbau im Winter.
Das Franklin Journal, und aus diesem das London Journal erzaͤhlt im Junius-Hefte folgende
Methode, wie der polnische General Sokolnicki im Winter
einen Canal wohlfeil grub.
Er ließ im Herbste mit einem Pfluge die beiden Raͤnder des Canales
vorzeichnen, diese Furchen 3 bis 4 Fuß ausgraben, und den Hohlraum mit Stroh und
Mist ausfuͤllen. Die Oberflaͤche des Canales wurde aber vorher noch
durch Querfurchen mit dem Pfluge in Breiten von 3 Fuß getheilt. In gehoͤrigen
Entfernungen wurden schiefe Flaͤchen angebracht, damit man mit Schlitten im
Winter in die fruͤher zu beiden Seiten ausgegrabenen Gaͤnge kommen
konnte.
Als nun im Winter der mittlere Haufen gefroren war, der den Canal ausfuͤllte,
ließ er in die Furchen, durch welche der Haufe in Quadrate getheilt wurde, Keile
eintreiben, und so den Haufen in Bloͤke spalten, die dann auf die Schlitten
geworfen, und auf die benachbarten Felder als Duͤnger gefahren wurden.
Auf diese Weise vollendete er in 3 Wochen einen Graben, den man auf 40,000 fl. Kosten
angeschlagen hatte, mit einer Ausgabe von 2800 fl.Fides penes auctorem. „Die Polaken
sind die Gascogner in der Wuͤste,“ sagte ihnen einst
ein wirklicher Gascogner nach. Sie sagen, ohne mehr sagen zu wollen, oft
mehr als wirklich ist. A. d. Ueb.
Watson's
Hr. Watson scheint bei feinem
„Lebensretter“ auf die Unterstuͤzung der
Admiralitaͤt zu rechnen. Der Uebersezer hat mit einem sehr
ehrenwerthen Mitglieds der Admiralitaͤt uͤber
Rettungs-Anstalten am Borde der Schiffe gesprochen. Das ehrenwerthe Mitglied
sagte ihm: „Sie wissen ja, mein guter Freund, daß bei uns
Englaͤndern Ertrinken und Sterben zwei ganz verschiedene
Woͤrter im Woͤrterbuche sind. Ertrinken ist nicht Sterben.
(To drown is not to die“) Und
wenn wir Schwimm-Maschinen am Borde unserer Schiffe haͤtten,
wuͤrde, da wir unsere Matrosen, ungeachtet der Habeas Corpus Acte, pressen muͤssen, unsere Flotte nur zu
bald viel zu schlecht bemannt seyn, um in die See stechen zu koͤnnen.
Und wie viel wuͤrde geschwaͤrzt werden, wenn wir solche
„Life-Preserver“
haͤtten! Viva la morte! muß es beim
Seemanne heißen, „e muoja la mia
vita!“
Dante wird nicht geglaubt haben, als er diesen
Vers schrieb, daß ein Mitglied der Admiralitaͤt denselben jemahls zu
einem so „menschenfreundlichen“ Zweke in einem Lande
citiren wuͤrde, wo die erste „humane
Society“ in der Welt sich bildete. A. d. U. Schiff- und Lebens-Retter.
Hr. Gill theilt in seinem technical
Repository Junius 1827, einige interessante Bemerkungen uͤber Hrn.
Watson's Schiff- und Lebens-Retter (the Live and Ship-Preserver),
die Beherzigung verdienen. Sollte man glauben, daß bei den großen Fortschritten, die
die Nautik in allen ihren Zweigen heute zu Tage gemacht hat, selbst bei demjenigen
Volke, welches diese Kunst auf den hoͤchsten Grad von Vollkommenheit gebracht
hatte, bei den Englaͤndern, taͤglich Ein
und ein halbes Schiff zu Grunde geht? Dieß ist aber eine aus den Buͤchern der
Assecuranz-Gesellschaften erwiesene Thatsache. Nirgendwo in der Welt ist strenge
Ordnung, außer bei dem Militaͤre, und bei keinem Militaͤre aus Erden
strengere Ordnung, als bei dem Militaͤre, das in England, nicht auf der Erde,
sondern auf dem Wasser lebt, bei der Marine, und doch gingen, selbst von der
englischen Flotte, außer dem Kriege, in 33 Jahren, vom J. 1793 bis 1826 folgende 373
Schiffe zu Grunde; und zwar:
vom
1.
Range
1
im Schiffbruche,
1
verbrannt.
2.
–
1
–
2
–
3.
–
12
–
2
untergegangen,
3
–
4.
–
3
–
2
–
1
–
5.
–
41
–
2
–
1
–
6.
–
32
–
2
–
kleinere aller Art
198
–
61
–
3
–
–––––
–––––
–––––
293
–
67
–
13
–
Hr. Watson schlaͤgt nun zur Rettung der Schiffe
dasselbe Mittel vor, das den soviele tausend Ztr. schweren Wallfisch nicht
untersinken laͤßt; dasselbe Mittel, mit welchem man die Rettungsbothe in den
fuͤrchterlichsten Stuͤrmen den Schiffbruͤchigen zur sicheren
Huͤlfe schikt: Luftbehaͤlter aus hohlen Cylindern von Eisenblech
innerhalb des Schiffes, dort, wo sie fuͤglich angebracht werden
koͤnnen, und aͤhnliche Kugeln außen am Schiffe; leztere so angebracht,
daß sie bei nahem Schiffbruche oder Untersinken leicht ausgehoben, und so als
Rettungs-Mittel fuͤr diejenigen, die sich durch freies Schwimmen nicht zu
retten vermoͤgen, dienen koͤnnten.
Der Seemann wird durch diese Sicherheit-Maßregeln ermuthigt werden, in der
draͤuenden Gefahr des Schiffbruches, und so mehr Gegenwart des Geistes
erhalten, um sich und andere in zweifelhaften Augenbliken zu retten.
Skafander oder Schwimmruͤstung aus Kork.
Der Gebrauch dieser alten, eben so nuͤzlichen als vernachlaͤßigten,
Erfindung faͤngt jezt in Holland an sich immer mehr und mehr zu verbreiten.
Ein Hr. Scheerboorn hat zu Scheveningen ein Pferd und
sich mit Kork ausgeruͤstet, und ist: bei stuͤrmischer See, bis auf die
Sandbank durch das Meer hinausgeritten, wo so viele Schiffe stranden. Das Pferd
widerstand den Wogen trefflich, obschon diese sehr hoch gingen. Man hofft auf diese
Weise Schiffen, die sich in Gefahr befinden, Seile zureiten zu koͤnnen, um
sie zu retten. Biblioteca italiana, Giugno, (ausgegeben
am 18. Julius) S. 449.
Hrn. Parson's neue Art die Schiffe
staͤrker zu bauen.
Hr. Parson, dessen Urgroßvaͤter und
Großvaͤter Schiffe fuͤr die k. Flotte bauten, ließ sich am 24. Julius
1826 ein Patent auf eine Verbesserung im Baue der Schiffe ertheilen, durch welche
dieselben fester und dauerhafter werden sollen. Das Repertory
of Patent-Inventions beschreibt diese Verbesserung in seinem Supplement, Junius, 1827. S. 422 aber ohne Abbildung,
und so undeutlich, daß schwerlich ein Schiffbaumeister darnach wuͤrde
arbeiten koͤnnen. Das Wichtigste an dieser Verbesserung ist, die große Menge
Eisens, die Hr. Parson an seinen Schiffen statt des
Holzes dort anwendet, wo das Schiff vorzuͤglich stark seyn muß Allerdings
wird dadurch ein starker Galvanismus an der Kupferbekleidung entstehen; auch der
Compaß wird gestoͤrt, und die Gefahr des Blizschlages vermehrt werden;
indessen findet das Repertory in der haͤufigen
Anwendung des Eisens doch ein gutes Mittel gegen den trokenen Moder, der jezt die
englische Flotte so sehr verheert.
Navier's Versuche uͤber den Widerstand
verschiedener Koͤrper bei ihrem Bruche durch Spannung nach der
Laͤnge,
die wir aus den Annales de Chimie
bereits im 2. Maͤrz-Hefte laufenen Jahres geliefert haben, S. 489, (wo es
aber durch einen garstigen Drukfehler Mavier statt Navier heißt), ist nun auch in dem Repertory of Patent-Inventions, N. 24. S. 352, und Supplem. S. 405 uͤbersezt. Hr. Tredgold hat der Uebersezung eine
Anmerkung beigefuͤgt, die wir hier nachtragen wollen. Er berechnet, nach Navier's Versuchen, das mittlere Gewicht auf den
Quadratzoll im horizontalen Quer-Durchschnitt, fuͤr Eisen zwischen 538079 und
51816 Pfund Avoir-dupois; fuͤr Kupfer auf 30036
Pfund; fuͤr Blei auf 1922 Pfund, und bemerkt, daß nach Dr. Thomson in der Edinburgh Enc. VI. 22, das
Gewicht, welches ein Eisendraht von 0,073 Zoll im Durchmesser zu tragen vermag, ohne
zu brechen, auf 549,25 Pfund angegeben wird. Ein Kupferdraht von demselben
Durchmesser traͤgt nur 302,26 Pfund; Bleidraht nur 27,7 Pfund. Hieraus ergibt
sich fuͤr den □ Zoll Eisen 114945 Pfund; fuͤr den □ Zoll
Kupfer 63256 Pfund; und fuͤr Blei 5797 Pfund. In Dr. O'Gregory's
Mathematics' for practical Men (p. 392. 1825.) ist die Cohaͤsion des feinen Stahles zu 135000 Pfund
auf den □ Zoll angegeben. Nach Dr. Rennie's
Versuchen vom Jahre 1817 ist die Cohaͤsions-Kraft einer Stange
Gußeisen-Stahles vom Einem □ Zoll im Durchmesser 134256 Pfund; von
schwedischem Hammer-Eisen 72064 Pfund; von Englischem 55872; von Gußeisen 19096
Pfund; von gegossenem Kupfer 19072 Pfd.; von gelbem Messing 17958 Pfund; von
gegossenem Zinn 4736 Pfund; von gegossenem Blei 1824 Pfund Avoir-dupois Gewicht. Durch Haͤmmern und Drahtzug wird die
Zaͤhigkeit bedeutend vermehrt.
Ueber die Vortheile der Epicycloidal-Form an Zaͤhnen
der Raͤderwerke
hat Hr. Hardy an seinem Zeit-Messer
zu Greenwich die entscheidendsten Beweise geliefert. Nach der genauesten
Untersuchung, welche von mehreren Physikern und Mechanikern mit den besten
Vergroͤßerungs-Glaͤsern an diesem Instrumente angestellt wurden,
zeigte es sich, daß nach neunjaͤhrigem ununterbrochenen Gange die
Zaͤhne nicht im Mindesten durch Reibung gelitten haben, sondern immer nur so
zu sagen uͤber einander rollten. Es ist also erwiesen, daß es keine bessere
Form fuͤr Zahne an den Raͤdern geben kann, als die der Epicycloide.
(Gill's
techn. Repos. Jun. S. 325.)
Carpenter's Mikroskope.
Hr. Carpenter hat zu London, Regent-Street, sowohl zum
Behufe der Naturhistoriker, die sich seine kostbaren, ungeheuer
vergroͤßernden, Mikroskope nicht anschaffen koͤnnen, und einzelne
Gegenstaͤnde ihrer Untersuchungen genauer pruͤfen wollen, als zur
nuͤzlichen Unterhaltung des Publikums, eine Art von Sehe-Anstalt errichtet,
an welcher jeder seine Sehe-Beduͤrfnisse fuͤr billige Preise
befriedigen kann. Es waͤre der Muͤhe werth, daß unsere Optiker in den
Hauptstaͤdten Deutschlands auch aͤhnliche Anstalten gruͤndeten;
nur muͤßten sie auch Carpenter's Mikroskope und
seine Gefaͤlligkeit besizen. (Vergl. Gill's
techn. Repos. Junius 1827, S. 342.)
Baden-Powell's Versuche uͤber strahlende
Waͤrme durch Glas-Schirme
in den Philos. Transat. of the Roy.
Society of London, und aus diesen in dem Repertory
of Patent-Inventions, Supplement, Junius 1827, S. 395, bestaͤtigen
vollkommen die von La Roche angefuͤhrte Thatsache,
„daß, wenn strahlende Hize durch zwei durchscheinende Schirme
aufgefangen wird, die dadurch entstehende Verminderung bei dem zweiten
verhaͤltnißmaͤßig weit geringer ist, als bei dem
ersteren,“ ohne daß jedoch hier eine Art von Polarisation Statt
haͤtte. Da dieser fuͤr Physiker und auch fuͤr hoͤhere
Techniker interessante Aufsaz ohnedieß bald in einer deutschen Zeitschrift
fuͤr Physik erscheinen wird, so begnuͤgen wir uns, bei dem beengten Raume unserer
Blaͤtter hier auf denselben aufmerksam gemacht zu haben.
Uhr ohne Stahl und Eisen.
Der beruͤhmte Uhrmacher Harrison hinterließ zu
London bei seinem Tode ein Chronometer unvollendet, das er bloß aus Messing,
Stuͤkgut, Tutenag und hartem Holze verfertigte, um soviel moͤglich
Reibung, Rost und Magnetismus zu vermeiden. Dieses unvollendete Meisterwerk befindet
sich gegenwaͤrtig in den Haͤnden des Hrn. Barton, und Hr. Hardy wird es vollenden. Hr.
Gill verspricht im techn.
Repos. Junius, 1827, S. 324 hiervon weitere Nachricht zu geben. Uhrmacher,
die die Genauigkeit kennen lernen wollen, mit welchen Hr. Hardy seine Chronometer arbeitet, muͤssen wir auf den XXXVII. Band
der Transactions of the Society of Encouragement
verweisen, wo sie denselben auf 4 Quart-Tafeln und einer 8. Platte abgebildet finden
werden mit einer Genauigkeit, wie in Deutschland noch keine Maschine gestochen
wurde. Die Society scheute keine Kosten fuͤr
diese Abbildungen, die beinahe den dritten Theil des Chronometers kosteten, und
belohnte Hrn. Hardy mit ihrer großen goldenen Medaille
und 50 Guineen obendrein.
Das Schach-Brett ein ewiger Kalender.
Hr. Billot hat in seinem neuesten Werke: „Origine astronomique du jeu des échecs,
expliquée par le Calendier égyptien.“ Paris.
1827, bei Treuttel und Wuͤrtz gefunden, daß das Schachbrett nichts anderes,
als die mystificirte Zeitrechnung der Aegypter ist; daß Koͤnig und
Koͤnigin Sonne und Mond darstellt; und daß man daraus so zu sagen beim ersten
Blike sich erklaͤren kann, welcher Tag in der Woche einem bestimmten Tage
eines Monates in einem gegebenen Jahre der Vergangenheit oder der Zukunft
correspondirt. Nach dem jezt gewoͤhnlichen gregorianischen Kalender hat nie
ein Jahrhundert mit einem Sonntage, Dienstage oder Donnerstage begonnen, und wird in
Ewigkeit keines mit diesen Tagen beginnen. Dieses Werk ist fuͤr Mechaniker
und fuͤr Chronologen gleich wichtig. (Annales
mensuelles. Junius. 1827. S. 296.)
Doughty's Tinten-Faͤsser.
Hr. Doughty, Erfinder der ewig dauernden Federn aus Rubin
und Rhodium-Spizen in Gold eingesezt, „(mit welchen also, auf eine ganz
prosaische Weise, sehr kostbare Zeilen geschrieben werden
koͤnnen)“, erfand fuͤr seine Federn auch ein eben so
kostbares Tinten-Faß, das aus irgend einem Metalle, am besten aber aus reinem Silber
oder Golde verfertigt wird. Dieses Tinten-Faß ist mit Kautschuk
ausgefuͤttert, damit es nicht durch die Tinte leidet, und der Stoͤpsel
zu demselben ist mit Gold oder Platinna belegt: „es ist also das beste
Tinten-Faß, das man auf dem Schreibtische, auf Reisen und in der Tasche haben
kann.“ (London Journal of Arts. Junius.
1827. S. 219.)
Ueber das Schwarz-Uebertuͤnchen der Waͤnde in
Gatten
findet sich eine Notiz im Mechanics'
Magazine, N. 202, 7. Jul. 1827, S. 432, nach welcher Hr. Charles Harrison, durch Uebertuͤnchen feiner Waͤnde
im Garten mit Steinkohlen-Theer, dem er eine Pinte Leinoͤhl auf Ein Gallon
Theer zusezte, um dem Theere den Glanz zu benehmen, der den zarten Blaͤttern
geschadet haben wuͤrde, die Temperatur um 10° Fahrenheit
erhoͤhte. Hr. Loudon warnt indessen in seinem Garten-Magazine vor unbedingter Nachahmung dieses
Beispieles, und erzaͤhlt, daß ein Garten-Besizer seine ganze Melonen- und
Gurken-Ernte verlor, weil er die Waͤnde des Treibkastens mit Theer anstrich. Das Mechanics' Magazine wuͤnscht, daß Hr. Loudon die Ursache hiervon angegeben hatte, die
vielleicht nicht in der Farbe, sondern in dem Geruͤche des Theeres gelegen
warSo scheint es wirklich. Dadurch wurden die Insecten von den Melonen-Beeten
vertrieben, die die weiblichen Blumen mit dem Blumenstaube der
maͤnnlichen befruchten, wenn der Gaͤrtner dieß nicht selbst
thut. A. d. Ueb.. Hr. Loudon empfiehlt ein wohlfeileres Schwarz
aus Lampenschwarz, ungeloͤschtem Kalke und etwas Eisen-Vitriol mit heißem
Wasser angeruͤhrt.
Ueber einige Erscheinungen, welche die Krystallisation und das
Frieren einiger Koͤrper darbiethet,
hat der feine Beobachter, Angelo Bellani, eine fuͤr Physiker und Chemiker sehr interessante
Abhandlung im Giornale di Fisica, T. X. 3. Bimestre, S. 100, mitgetheilt, auf welche wir die
Herausgeber deutscher Journale fuͤr Physik aufmerksam machen zu
muͤssen glauben, indem sie nicht nur uͤber die in der Aufschrift
angegebenen Puncte einige sehr interessante neue Beobachtungen enthaͤlt,
sondern auch uns Eisalpinen in einer sehr langen Note wichtige Beitrage zur
Geschichte der Erfindungen liefert, und uns (worauf wir in unserem polytechn. Journ.
unsere lieben Landsleute schon so oft aufmerksam machten), belehrt, daß Manches bei
uns fuͤr neu gilt, was jenseits der Alpen alt ist. Es ist sehr zu bedauern,
daß uns Deutschen (und noch mehr den Franzosen und Englaͤndern) die
italiaͤnische technische, physische und mathematische Litteratur weniger
bekannt ist, als die belletristische. Die Italiaͤner, denen Galilei und Lagrange und Volta angehoͤren, werden ewig die feinsten
Mathematiker und Physiker bleiben, so wie sie auch die ersten waren, die uns
cisalpinischen Voͤlkern Physik und angewandte Mathematik und Technologie
lehrten.
Ueber Braconnot's Legumine.
Wir haben Hrn. Braconnot's Abhandlung uͤber
Legumine im polytechn. Journ. Bd. XXIV. S.
192 mitgetheilt. Hr. Vauquelin bemerkt
hieruͤber in den Annales de Chimie et de
Physique, Mai, 1827, S. 57, daß er mit Hrn. Correa de
Serra bereits im Maͤrz des Jahres 1808 Versuche mit Schminkbohnen
(Vicia Faba) anstellte, und auf aͤhnliche
Resultate gelangte. Er theilt in dieser Hinsicht sein Tagebuch vom 7. Maͤrz
1808 a. a. D. mit, und verspricht uns, sobald er von seiner bereits 5 Monate
waͤhrenden Krankheit gaͤnzlich hergestellt seyn wird, diese Arbeit
wieder neuerdings vorzunehmen, um zu sehen, ob die Legumine ein eigener Stoff oder
vegetabilischer Eyweißstoff ist.
Ueber die spanischen Bleibergwerke und
Handels-Repressalien
hat ein Hr. Whitham eine kurze
Notiz im neuesten Stuͤke des New-London Mechanics'
Register, N. 22. S. 11. mitgetheilt, nach welcher Spanien bei seinem
gegenwaͤrtigen erbaͤrmlichen Bergbaue jaͤhrlich 20,000 Tonnen
Blei erzeugt, beinahe die Haͤlfte soviel als England (45,000 Tonnen). Man
gewinnt das Blei so wohlfeil in Spanien, daß man froh ist 19 Pfund Sterl.
fuͤr die Tonne zu erhalten. Da nun die Spanier die Einfuhr englischer Waaren,
selbst der Steinkohlen, so sehr erschweren, so soll die Einfuhr englischer Maschinen
zum Bergbaue nach Spanien auf das strengste verbothen werden, indem die Spanier
dadurch nur noch mehr
Blei und Eisen erzeugen, und den englischen Bergwerken schaden koͤnnen. Man
soll durchaus keine Maschine nach Gibraltar ausfuͤhren lassen, wo die
Maschinen bloß den Spaniern verkauft werden. „Die Staatswirthschaftler
sagen, faͤhrt er fort, wenn unsere Maschinen die Spanier bereichern,
werden sie uns desto mehr von unseren anderen Fabrikaten abkaufen. Allein, sie
verbiethen ja die Einfuhr unserer Waaren; folglich muͤssen wir sie
hindern Fortschritte im Bergbaue und in ihren Manufacturen zu
machen.“ Wenn die Englaͤnder das Ausland so behandeln, soll
das Ausland den Englaͤndern zur Einfuhr ihrer Producte Thor und Thuͤre
oͤffnen?
Ueber die Weise, wie man in Italien Champignons zieht,
enthaͤlt das Giornale di Fisica,
T. X., 3. Bimestre, zwei interessant!
Aufsaͤze: den einen von Hrn. Paul Barbieri zu
Mantua, S. 228, den anderen von Hrn. Perego zu Brescia,
S. 232. Es geht zwar hieraus fuͤr uns, diesseits der Alpen, wo wir kein
italiaͤnisches Klima mehr besizen, keine unmittelbare Bauregel hervor; wir
koͤnnen die Champignons bei uns nicht auf ausgesottenen Lorber-Beeren und
ausgepreßten Olivenbauen, mit welchen ersteren man bei Brescia, an der Riviera di
Saló Gruben in der Erde fuͤllt, so wie mit lezteren im Genuesischen,
und dann die Champignons von selbst darauf wachsen laͤßt, die einen weit
koͤstlicheren Geschmak bekommen sollen, wenn sie auf diese, als wenn sie auf
irgend eine andere Weise gezogen werden. Es waͤre aber doch bei uns
vielleicht des Versuches werth, ob man auf den Abfaͤllen der
Brannteweinbrennereien aus Trauben wie aus Roken, auf den Abfaͤllen des
Obstes bei der Cider-Bereitung, nicht leichter und nicht schmakhaftere Champignons
bauen koͤnnte, als auf den gewoͤhnlichen Mistbeeten.
Mittel die Erdaͤpfel im Fruͤhjahre genießbar zu
erhalten.
Daß Erdaͤpfelmehl sich leichter lang aufbewahren laͤßt, als Mehl aus
Getreidearten, ist allgemein bekannte Thatsache. Nicht allgemein bekannt ist aber
folgende, in den Annales mensuelles, Junius, 1827. S.
306, vorgeschlagene Methode, die Erdaͤpfel des vorigen Herbstes auch noch im
folgenden Fruͤhjahre, und in der ersten Haͤlfte des Sommers genießbar
zu erhalten. Man uͤbergießt die Erdaͤpfel in einer Kufe mit siedendem
Wasser, und laͤßt sie so lange in demselben, bis das Wasser kalt wird. Dann
gießt man das Wasser ab, und breitet die Erdaͤpfel auf dem Boden aus, bis sie
vollkommen troken sind, worauf man sie mit feinem, gut getrokneten Sande in
Faͤsser pakt, in welchen sie sich viele Monate uͤber frisch und gut
erhalten.
Kaffee-Surrogat.
Das London Mechanics' Magazine, N. 201, 30. Junius. 1827.
S. 416., empfiehlt geroͤstete Weinkerne als Surrogat fuͤr Kaffee, und
bemerkt, daß man sich derselben in Deutschland „allgemein“ (very general)
bedient. Leider sind wir in Deutschland zu sehr an dieses einfaͤltige
Getraͤnke gewoͤhnt, das unser alte Moser
mit Recht „das Bankerotten-Wasser“
nannte; Weinkern-Absud statt des ungluͤkseligen Kaffee-Absudes werden nur
wenige Kaffee-Schwestern trinken.
Ueber Waldanlagen
findet sich in Gill's
technical Repository, Junius 1827, S. 370, ein
lehrreicher Aufsaz aus dem V. Bande der Transactions of the
Society for the Encouragement, in welchem ein Hr. Thom. White den Besizern von Gruͤnden, die weder zum
Akerbaue noch als Weideland zu benuͤzen sind, zeigt, wie man dieselben zum großen Vortheile seiner
Nachkommen und des Vaterlands zu Waldanlagen benuͤzen kann. Mochte das
schoͤne Beispiel, das Hr. White hier den
wohlhabenderen Besizern solcher wuͤsten Gruͤnde gegeben hat, auch bei
uns Nachahmer finden.
Verbrauch von Lebensmitteln in London.
Eine uͤbel verstandene Freiheit, verbunden mit einem noch schlechter
berechneten und hartnaͤkig behaupteten Privilegien-Unwesen, laͤßt die
Statistik Englands bis auf den heutigen Tag voll Luͤken, waͤhrend
manche statische Resultate in diesem Lande genauer beruͤksichtigt sind, als
in jedem anderen. Die Annales mensuelles geben in ihrem
Junius-Hefte S. 109 folgende Notizen uͤber den Verbrauch an Lebensmitteln in
London. In einem Halbmesser von 4 Stunden um die Stadt beschaͤftigen sich im
Winter ungefaͤhr 30,000, im Sommer 90,000 Menschen mit Erziehung des
Gemuͤses, des Obstes und der Blumen, die die anderthalb Millionen Einwohner
London's brauchen. Auf dem Markte zu Smithfields in der Stadt London wurden im J.
1822 verkauft 149,885 Ochsen, 24,609 Kaͤlber, 1,507,696 Schafe und 20,020
Schwede. Der Werth des in Einem Jahre auf Smithfields verkauften Viehes betrug
8,500,000 Pf. Sterl. Der Werth der Gemuͤse und des Obstes 1 Million Pf.
Sterl. Die Menge des zu London jaͤhrlich verzehrten Weizens wird auf 1
Million Zentner geschaͤzt, wovon 4/5 zu Brod verbaten wird. Wenn der Werth
des Leib Brodes von 4 Pfund (der gesezlich bestimmt, aber wandelbar ist) nur um
Einen zarthing (5/4 Penny – nach unserem Geldwerthe 3 Pfennig) steigt so
betraͤgt dieß, in Einer Woche allein, einen um 156,000 fl. groͤßeren
Geld-Umlauf. Man verzehrt zu London jaͤhrlich 22 Millionen Pfund Butter, 26
Millionen Pfund Kaͤse. Der Werth der daselbst verbrauchten Milch
belaͤuft sich jaͤhrlich auf 1,250,000 Pf. Sterl.) der Werth des
Gefluͤgels (das nicht wohlfeil ist, eine Gans 6 fl. um Martini) 70 bis 80,000
Pf. Sterl. Merkwuͤrdig ist der Verbrauch der Kaninchen in dieser Stadt. Ein
einziger Kaufmann in Leadenhall verkauft deren woͤchentlich 14,000
Staͤke, und hat 150 bis 200 Individuen, die sie in der Stadt umher feil
tragen.
Nachtheile der Baumwolle auf bloßer Haut getragen, oder als
Charpie gebraucht.
Es gibt bekanntlich sehr viele Leute, deren Haut so empfindlich ist, daß sie auch die
feinsten Baumwollen-Gewebe, die feinsten Handschuhe oder Struͤmpfe nicht auf
derselben tragen koͤnnen, ohne davon, wie man sagt, frott zu werden, und
rothe, jukende Stellen zu bekommen. Es ist ferner allgemein bekannt, daß Charpie aus
Baumwollen-Zeugen, wenn sie auch noch so fein sind, bei Wunden nicht gebraucht
werden kann, ohne dieselben zu reizen und zu entzuͤnden. Die Ursache hiervon
hat Hr. Gill im technical
Repository, Junius, 1827. S. 370, erklaͤrt. Die feinsten
Baumwollenfasern zeigen sich naͤmlich unter einem sehr starken
Vergroͤßerungs-Glase als flache Baͤnder mit sehr scharfen,
schneidenden Kanten, wodurch nothwendig die Haut gereizt und geschnitten werden muß,
waͤhrend die feinen Flachs-Fasern geglaͤttete, durchscheinende
Cylinder bilden.
Hrn. Perkins's Dampfmaschine
pumpt nun an St. Katharinen's-Docke in die Wette mit zwei
anderen Maschinen, wovon die eine die Kraft von 16, die andere von 10 Pferden hat;
und sie pumpt eben so viel als diese beiden, obschon ihr Staͤmpel nur 8 Zoll
hat, und sie nur 42 Pfund Kohlen in Einer Stunde braucht, also zwei Drittel weniger
als bisher. Die Zeugnisse hieruͤber sind im London
Journal, Julius, S. 284 in Extenso
eingeruͤkt.
Die Bruͤke unter der Themse.
Nach den neuesten Berichten vom 7. Julius im Mechanics' Magaz.
N. 202, befindet sich alles Mauerwerk mit Ausnahme der lezten Schichte, die
beim Einbruͤche noch naß war, im besten Zustande. Am Schilde gerieth nur eine
Zelle etwas in Unordnung. In drei Wochen hofft man alles gereinigt und hergestellt
zu sehen, so daß man mit dem Ausgraben wird weiter fortfahren koͤnnen.
Nekrolog.Samuel Crompton,
Erfinder der sogenannten Mule-Jennies.
Am 26. Junius 1827 starb Samuel Crompton, der Erfinder
einer Verbesserung an den Spinn-Maschinen, die England vielleicht mehr Nuzen
brachte, als irgend eine andere Erfindung, die Dampf-Maschine allein ausgenommen.
Hr. Crompton wurde zu Firwood, bei Bolton, geboren, und
war in seinen fruͤheren Jahren ein Klein-Paͤchter und Baumwollen
Spinner zugleich. Im J. 1730 erfand er seine Mule-Maschine, (Bastard-Maschine oder Blendling, wenn man woͤrtlich uͤbersezt
haben will), die er deßwegen so nannte, weil er die Jenny-Maschine mit der
Wasser-Maschine vereinigte. Die Vortheile dieser Maschine und die Wichtigkeit
derselben wurden sehr bald allgemein anerkannt. Man eroͤffnet eine
Subscription zur Belohnung des Erfinders, und diese trug – 100 Guineen;; Er
hatte kein Vermoͤgen, und dachte auch, wie jeder Mann von Genie, nie an
Reichthum; er war so ehrlich, kein Patent zu nehmen. Zwanzig Jahre spaͤter,
als die Mule-Maschine bereits uͤberall eingefuͤhrt war, und
uͤberall nicht zu berechnende Vortheile gewaͤhrte, wiederholte man das
alte Mittel, Hrn. Crompton zu belohnen, und eine zweite
Subscription trug 400 Pf. Sterl. ein (4800 fl.). Endlich fand man es fuͤr das
Kluͤgste, die Sache dem Parliamente zu uͤberlassen, und dem Hause der
Gemeinen zu beweisen, daß durch Hrn. Crompton's
Mule-Maschine in England allein 70,000 Menschen als Spinner und 150,000 als Weber
beschaͤftigt sind; daß 4/5 der Baumwollen-Zeuge, die um Bolton gebleicht
werden, auf Crompton's Mules
gesponnen werden, und daß in diesen Mules allein
ein Capital von 4 Millionen Pf. Sterl. (48 Millionen Gulden) stekt. Das Parliament
bewilligte Hrn. Crompton eine Belohnung von 5000 Pf.
(60000 fl.) Mit dieser Summe unternahm Hr. Crompton ein
Geschaͤft, welches ihm mißlang, so daß er sein Alter in Mangel und Elend
hinbringen mußte. Er starb im 74. Jahre feines fuͤr die Menschheit so
nuͤzlich gewordenen Lebens, und hinterließ 4 Soͤhne und eine Tochter
der Dankbarkeit seines Vaterlandes. Soviel verlautet, wird man bei der
naͤchsten Sizung auf fernere Unterstuͤzung seiner Familie antragen,
und wir wuͤrden fuͤrchten muͤssen, ein Pasquill auf die
Gerechtigkeits-Liebe unseres Landes zu schreiben, wenn wir nur einen Augenblik an
der Annahme dieses Vorschlages zweifeltenDer Uebersezer glaubt, daß der Vorschlag, die Kinder des Herrn Crompton irgendwo, in Canada, am Cap, in New
Holland zu colonisiren, ehe durchgehen wird, wenn anders in dem
naͤchsten Parliament, wie hoͤchst wahrscheinlich ist, die
High-Tories die Stimmenmehrheit haben werden. Die Kinder eines Mannes, der
manchen armen Fabrikanten reicher machte, als mancher Lord und mancher
Lord-Bishop nicht ist, sind „gefaͤhrliche junge Leute.“ A. d. U.. (Mechanics' Magaz. N. 203. 14. Jul. S.
446.)