Titel: | Ueber Pferde-Kraft, als Maßstab einer Kraft. Von Hrn. Th. Tredgold. |
Fundstelle: | Band 25, Jahrgang 1827, Nr. CXXVIII., S. 459 |
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CXXVIII.
Ueber Pferde-Kraft, als Maßstab einer Kraft. Von
Hrn. Th.
Tredgold.
Aus dem Repertory of Patent-Inventions. Aug. 1827. S.
102.
(Im
Auszuge.)
Tredgold, uͤber Pferde-Kraft, als Maßstab einer
Kraft.
Hr. Tredgold bemerkt, daß dieser
Ausdruk und dieses Maß bloß der Bequemlichkeit wegen angenommen wurde, so wie man
bei allen Voͤlkern Maß nach Fuß, Daumen oder Hand findet, und daß diese
Ausdruͤke weit besser und natuͤrlicher sind, als das neu
franzoͤsische Meter.
Anfangs begnuͤgte man sich mit dem Ausdruke Pferdekraft im Allgemeinen; nachdem aber die Mechanik Fortschritte machte,
wollte man diese Kraft genauer bestimmt wissen, und Desaguliers, Smeaton, Watt, gaben, jeder eine andere Groͤße
dafuͤr an. Watt's Angabe kommt, die Kraft des
Pferdes in dem Tagewerke des lezteren betrachtet, der Wahrheit am
naͤchsten.
Es kommt aber hier nicht sowohl auf den Durchschnitt, als auf genaue Bestimmung der
Große der Kraft an, die man mit dem Ausdruke „Kraft
eines Pferdes“ bezeichnen will. Watt sagte: „als wir Dampfmaschinen fuͤr
Muͤhlenwerke errichteten, fuͤhlten wir die Notwendigkeit eines
Maßstabes fuͤr die Kraft unserer Maschine. In den großen Brauereien und
Brannteweinbrennereien wurden die Maschinen durch Pferde getrieben, und es
handelte sich darum, zu sehen, mit welcher Kraft ein Pferd arbeitet. Wir fanden,
daß ein Pferd, das 2 1/2 engl. Meilen (eine und eine halbe deutsche Poststunde
in einer Stunde) geht, ein Gewicht von 150 Pfund, das an einem uͤber eine
Rolle laufenden Seile haͤngt, hebt. Dieß ist nun eben so viel, als wenn
es 33,000 Pfund in Einer Minute Einen Fuß hoch heben wuͤrde, oder, 550
Pfund in Einer Secunde.“ (Siehe Watt's
Notes to
Robinson's
Mechanical Philos. Vol. 11. p. 145,)
„Wenn man nun, „sagt Hr. Tredgold,“ das Wort „Kraft eines
Pferdes“ als Maßstab fuͤr Wasser-, Wind-, Dampf-Kraft
braucht, so muß es immer in obigem Sinne genommen werden; d.h., als die Kraft
eines Pferdes, das im Gange ist, ohne Ruͤksicht auf die Laͤnge
seines Tagwerkes, wodurch jeder bestimmte Begriff schwankend
wuͤrde.“
„Wenn es sich aber darum handelt, die Zahl der Pferde fuͤr eine
bestimmte Arbeit zu finden, dann darf man nur acht Stunden fuͤr die Zeit
rechnen, waͤhrend welcher Ein Pferd mit obiger Kraft jeden Tag
uͤber arbeiten kann, und dieß nenne ich das Tagwerk
Eines Pferdes.“
„Hr. Watt gab ferner als das Verhaͤltniß
bei einer Dampfmaschine mit niedrigem Druke fuͤr die Kraft eines Pferdes:
„5,5 Mahl das Quadrat des Durchmessers des
Cylinders in Zollen multiplicirt mit der Geschwindigkeit des
Staͤmpels waͤhrend Einer Minute in Fuß, das Product
getheilt durch 33,000:“ wo dann der Quotient die
Pferde-Kraft ausdruͤkt.“
„Eine bessere Regel haͤtte sich nicht geben lassen, da 5, 5 Pfund
auf den Kreis-Zoll dem mittleren Druke einer Maschine mit niedrigem Druke, die
expansiv arbeitet, unendlich nahe kommen, und, wenn die Maschine nicht so
expansiv arbeitet, Brenn-Material umsonst verloren geht.“
„Der große Vortheil einer Dampfmaschine vor den Pferden liegt
vorzuͤglich darin, daß eine Dampfmaschine von der Kraft Eines Pferdes
drei Pferde ersezt, indem sie Einen ganzen Tag, das Pferd aber nur Ein Drittel
des Tages lang arbeiten kann. Man erspart also an jeder Dampfmaschine von der
Kraft Eines Pferdes wenigstens Ein Pferd, und das Brenn-Material, welches die
Dampfmaschine von der Kraft Eines Pferdes verzehrt, kommt kaum auf Ein Drittel
des Werthes des Futters, welches zur Unterhaltung Eines Pferdes taͤglich
nothwendig ist.“