Titel: | Ueber die englischen Eisenbahnen, Wagen, Dampfwagen (Loco-motive Engines), und Zug-Dampfmaschinen, (die die Wagen ziehen [Stationary-Engines]). Von E. Hazard, Mechaniker. (Einem Americaner.) |
Fundstelle: | Band 25, Jahrgang 1827, Nr. CXXIX., S. 460 |
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CXXIX.
Ueber die englischen Eisenbahnen, Wagen,
Dampfwagen (Loco-motive Engines), und Zug-Dampfmaschinen,
(die die Wagen ziehen [Stationary-Engines]). Von E. Hazard, Mechaniker.
(Einem Americaner.)
Aus dem Franklin-Journal, in Gill's technical Repository. Julius. 1827. S.
32.
Hazard, uͤber die englischen Eisenbahnen, Wagen,
Dampfwagen.
Ich bemerkte auf meinen Reifen in England, daß die
Raͤder der Wagen auf den Eisenbahnen daselbst nicht stark gegen die Leisten
derselben druͤken; selbst nicht an kurzen Reiben. Dieß scheint mir daher zu
ruͤhren, daß die Raͤder an den Achsen der Wagen auf diesen Bahnen so
angebracht sind, daß Ein Spielraum von Einem Zolle zwischen den Leisten und den
Felgen uͤbrig bleibt. Die Register (journals),
oder runden Theile an der Achse sind um Einen Zoll laͤnger, als die
messingenen Buͤchsen, in welchen sie arbeiten, so daß die Achsen sich um
Einen Zoll seitwaͤrts bewegen koͤnnen, ehe die Schultern mit der
Buͤchse in Beruͤhrung kommen, die sich an dem Koͤrper des
Wagens befinden. Diese beiden Umstaͤnde reichen zur Vermeidung aller
Seitenreibung hin, wenn die Straße beinahe gerade ist; wenn sich aber die Bahn
kruͤmmt, wird die von dem Mittelpuncte der Bewegung entferntere Leiste die
hoͤhere, und der mittlere Punct der Kruͤmmung wird der
hoͤchste, von welchem an nach beiden Seiten hin die Leisten immer desto
niedriger werden, bis sie an beiden Enden der Kruͤmmung der geraden Bahn
gleich kommen. Die Folge hiervon ist, daß die Last, so wie die Bahn sich
kruͤmmt, auf der Achse gegen den Mittelpunct hin sich schiebt, und wenn die
Buͤchse in Beruͤhrung mit der Schulter der Achse kommt, der
aͤußeren Bahn huͤlst den Wagen von der geraden Linie abzukehren, so
daß die Bahn eigentlich nur die Achse, aber nicht die Last, hinuͤber zu
werfen hat.
Auf der Hetton Eisenbahne hat man die Dampfwagen aufgegeben. Das Reiben und Stoßen der
Raͤder, wenn sie uͤber die Enden der Eisenbahnen weglaufen, so
unbedeutend es zu seyn scheint, zerstoͤrt die Zusammenfuͤgungen
derselben so schnell, daß Zug-Dampfmaschinen, in einer
Entfernung von 2 Meilen „(eine Post-Stunde)“ mit Seilen, die
auf dieser Streke gespannt sind, um die Wagen zu ziehen, wohlfeiler zu stehen kommen. Man baute die
hierzu noͤthigen Gebaͤude waͤhrend ich dort war. Die
Dampfwagen, die ehevor hier liefen, waren mir Strickland's Staͤmpeln versehen, die als Federn wirken, und die
Reibung vermindern helfen sollten; ich fand aber nicht, daß sie dieß leisteten; denn
sie bewegten sich nicht, als die Maschine lief, und mußten daher vielmehr schaden,
indem die Verbindungs-Stangen von dem Kurbel-Stifte immer auf einen gewissen Punct
gefuͤhrt werden, und, wenn die Kessel mit ihren cylindrischen
Anhaͤngseln durch die kleinen Staͤmpel von den Achsen gehoben werden,
die Verbindungs-Stangen dadurch zu kurz werden, um uͤber die todten
Mittelpuncte hinaus zu kommen, wodurch die Maschine endlich nothwendig in Unordnung
gerathen muß.
Auf der Fawdon Eisenbahn werden die Wagen zum Theile durch
Zug-Dampfmaschinen mittelst eines zwischen denselben gespannten Seiles bewegt. Das
Seil kommt zwischen die Baken eines an dem Wagen angebrachten Schraubstokes, auf
welchem es festgehalten, und auf Trommeln abwechselnd aufgezogen wird. Das Seil ist
doppelt so lang, als die Entfernung zwischen den Maschinen. Wo die Eisenbahn quer
uͤber eine Heerstraße laͤuft, wird das Seil durch Reibungs-Rollen
niedergebogen, und unter einer Bretterbruͤke auf die andere Seite der Straße
geleitet, wo es wieder uͤber die Erde emporsteigt. Wenn der Wagen an die
Heerstraße kommt, macht der Junge, der auf demselben faͤhrt, das Seil los;
die Geschwindigkeit des Wagens ist groß genug, um denselben uͤber die Straße
zu bringen, und dann haͤkelt er das Seil wieder ein.
Durch Abschaffung der Dampfwagen erspart man viel an der Ausgabe fuͤr die
Eisenbahnen, indem man Wagen von 1 1/2 bis 2 Tonnen eben so vorteilhaft, als andere
mit groͤßerer Last, anwenden kann, und jene eine um vier Mahl
schwaͤchere Eisenbahn brauchen, als die schweren Dampfwagen.
Es scheint noch nicht entschieden, ob Eisenbahnen aus geschlagenem Eisen, oder aus
Gußeisen besser sind; leztere hat man auf der Fawdon
Eisenbahn, erstere auf jener von Stockton und Darlington: jede Compagnie lobt die
ihrige uͤber die andere: ich sah mehrere Streken an jeder, die schon Jahre
lang gingen, und sie sahen aus, wie wenn sie noch neu waͤren. An den
Eisenbahnen aus geschlagenem Eisen wird die Ausdehnung und
Zusammenziehung des Metalles nachtheilig; die Stangen liegen nicht
gleichmaͤßig auf ihren Stuͤzen auf: ich fand nur einen kleinen Theil
aufliegen. Man wird kuͤnftig diesem Nachtheile dadurch abhelfen, daß man die
Eisenstangen uͤber den Unterlagen entzwei schneidet.
Ich bin der vollkommenen Ueberzeugung, daß bei uns in America eine hoͤlzerne
Bahn mit Eisen beschlagen wohlfeiler und besser, als jede andere ist. Die Zurichtung
der Straße ist fuͤr beide dieselbe, die Arbeit bei dem Einlegen der Bahn
dieselbe, und das Material kostet bloß ein Fuͤnftel.Jezt. In 50 Jahren aber 1/4; in 100 die
Haͤlfte u.s.f.; man muß der Nachwelt wenigstens die Lehre geben,
fuͤr die Nachwelt, nicht fuͤr die hoͤlzerne Gegenwart
allein zu sorgen. A. d. U. In England ruht jede Stuͤze auf einem einzelnen Steine oder auf altem
Schiffbauholze. Die Form der Steine und der Bloͤke ist unregelmaͤßig,
und selten liegt die Stuͤze aus Gußeisen in der Mitte des Steines oder
Blokes. Die Folge hiervon ist, daß die uͤber dieselben hinrollende Last sie
ungleich in die Erde senkt, und dadurch sie wakeln macht, so daß man
bestaͤndig mit dem Einrammen derselben und mit dem Ebnen und Parallel-Legen
der Bahn zu thun hat. Starker Frost bringt sie gleichfalls in Unordnung. Bei
hoͤlzernen Bahnen wuͤrden Schwellen, die beide Bahnen umfassen, mit
Vortheil statt der Steine und Stuͤzen dienen koͤnnen, und da die ganze
Bahn dadurch ein Rahmen wuͤrde, so wuͤrde sie nur den senkrechten Druk
zu erleiden haben, der leicht ertragen werden kann. Wenn einzelne Stuͤke
dieses Rahmens litten, koͤnnten sie eben so leicht herausgenommen und
ausgebessert werden. Man koͤnnte bloß mit den Interessen des Capitales, das
man an diesen wohlfeileren Bahnen gewinnt, die Auslagen bestreiten. Der Beschlag von
Eisen wuͤrde sich so wenig abnuͤzen, daß er, so zu sagen, als ewiges
Werk betrachtet werden koͤnnte.