Titel: | Ueber die Darstellung verschiedener Jod-Verbindungen. Von Hrn. Henry, Chef de la Pharm. Centr. |
Fundstelle: | Band 26, Jahrgang 1827, Nr. XII., S. 80 |
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XII.
Ueber die Darstellung verschiedener
Jod-Verbindungen. Von Hrn. Henry, Chef de la Pharm. Centr.
Aus dem Journal de Pharmacie. August 1827, S.
403.
(Im
Auszuge.)
Henry, uͤber die Darstellung verschiedener
Jod-Verbindungen.
Seit einiger Zeit machen die franzoͤsischen Aerzte von
mehreren Verbindungen des Jods Gebrauch (z.B. denen mit Schwefel, Baryum, Calicum, Eisen u.s.w.),
deren Bereitungsart in den chemischen Lehrbuͤchern nicht ausfuͤhrlich
genug angegeben ist. Die im Folgenden angegebenen Verfahrungsarten werden im
Laboratorium der Pharm. centr. befolgt.
Jod-Schwefel.
Er wird immer in folgendem Verhaͤltnisse bereitet:
Schwefel
100,
Jod
800.
Der Schwefel und das Jod werden genau gemengt, und das Gemenge wird sodann in eine
Medicin-Fiole gebracht, deren Oeffnung entweder mit einem Korkstoͤpsel
bedekt, oder mit einer Glasroͤhre versehen ist, welche man an ihrem Ende an
der Lampe duͤnn ausgezogen hat, damit sich moͤglichst wenig Jod
verfluͤchtigt. Man erhizt es sodann im Sandbade, bis es ganz in Fluß ist,
worauf man es vom Feuer nimmt, und erkalten laͤßt; die Fiole wird nun
zerschlagen, und die Jodverbindung gesammelt: diese ist eine graulichschwarze Masse,
von strahliger, zuweilen blaͤtteriger Structur, sie riecht nach Jod und hat
uͤbrigens alle Eigenschaften, welche ihr die HHrn. Gay-Lussac, Thenard, Thomson u.s.w. beilegen.
Bei der Bereitung dieses Joduͤres muß man wohl Acht geben, daß man es nicht
sehr lange im Fluße erhaͤlt, weil es sich sonst zersezen wuͤrde, was
schon Hr. Gay-Lussac beobachtet hat.
Jod-Kalium (Jodwasserstoffsaures Kali).
Diese Verbindung wird mit wenigen Abaͤnderungen nach der bekannten, allgemein
(?) befolgten Vorschrift des Herrn Caillot bereitet. Man
nimmt:
Jod
1,000 Gramm.
Eisenfeile
0,300 –
Gereinigtes basisch kohlensaures
Kali
1,000 –
Destillirtes Wasser q. s.
5,000 –
Produkt
1,120 –
Das Jod wird in einer Abdampfschale von Porzellan oder in einem Gefaͤße von
Gußeisen mit der angegebenen Quantitaͤt Wasser angeruͤhrt. Man sezt
sodann die Eisenfeile zu, indem man mit einer Glasroͤhre umruͤhrt.
Wenn man das Jod nicht mit Wasser versezen wuͤrde, ehe es mit dem Eisen in
Beruͤhrung kommt, so wuͤrde sich das Gemenge so sehr erhizen, daß ein
großer Theil von dem Jod sich verfluͤchtigen, und vielleicht auch das
Gefaͤß springen wuͤrde; man thut daher auf jeden Fall gut, wenn man die
Porzellanschale in eine Schuͤssel stellt. Das Gemenge zeigt sich anfangs an
den Seiten der Schale von gelber Farbe, wird aber immer dunkler und endlich roth.
Von Zeit zu Zeit entbinden sich veilchenblaue Daͤmpfe, die von einer geringen
Quantitaͤt Jod herruͤhren, welche sich noch nicht mit dem Eisen
vereinigt hat. Damit die Verbindung vollstaͤndig wird, sezt man die Schale
auf ein Sandbad und erhizt sie, bis die Fluͤßigkeit eine gruͤne Farbe
angenommen hat; man filtrirt sie sodann und waͤscht die
ruͤkstaͤndige Eisenfeile gut aus.
Andererseits loͤst man das Kalisalz in destillirtem Wasser auf und vermischt
die filtrirte Fluͤßigkeit mit jener. Das Gemenge muß nun schwach alkalisch
reagiren, und darf mit Kali-Aufloͤsung keinen Niederschlag geben: man
laͤßt es 5 oder 6 Tage lang in einer Schale, und bewegt es von Zeit zu Zeit,
damit das Eisen sich in das vollkommene Oxyd verwandle, was man an der
roͤthlichen Farbe erkennt, die der Niederschlag annimmt. Man gießt die
Fluͤßigkeit sodann ab, filtrirt sie und suͤßt den Niederschlag mit
destillirtem Wasser aus; alle Fluͤßigkeiten werden sodann zusammengegossen
und in Porzellanschalen bis zur Entstehung eines Haͤutchens abgedampft, damit
man ganz reine cubische Krystalle erhaͤlt.Dieses weitlaͤuftigere Verfahren ist statt des gewoͤhnlichen,
welches in der Behandlung des Jods mit Aezkali, Abdampfen der beiden dadurch
entstehenden Salze, Schmelzen des Ruͤkstandes bis zur
gaͤnzlichen Zersezung des jodsauren Kalis und nachheriger
Krystallisation des Jod-Kaliums besteht, deßwegen vorgeschlagen
worden, weil das jodsaure Kali waͤhrend des Schmelzens haͤufig
sprizt, wodurch man leicht Verlust haben kann. Wenn man aber das
Jod-Kalium auf die hier angegebene Weise durch Zersezung des
Eisenjoduͤrs mit kohlensaurem Kali bereitet, so
schlaͤgt sich, wie Berzelius
bemerkt, mit dem Eisenoxyde zugleich Jod nieder,
wodurch man einen noch groͤßeren Verlust erleidet, als durch das
Sprizen bei Zersezung des jodsauren Salzes. Uebrigens hat Hr. Baup und nicht Hr. Caillot dieses Verfahren zuerst vorgeschlagen. Man vergleiche Berzelius's Lehrbuch der Chemie, deutsche
Uebersezung von Woͤhler, Bd. II. S. 502.
A. d. R.
Jod-Baryum.
Man nimmt:
Jod
100 Gramm.
Eisenfeile
30 –
Basisch kohlensauren Baryt
150 –
Product
100 –
Man bereitet aus dem Jod und dem Eisen ein Joduͤr, wie es bei der Darstellung
des jodwasserstoffsauren Kalis (Jod-Kaliums) angegeben ist; andererseits
zersezt man eine Aufloͤsung von (200 Grammen) salzsaurem Baryte, durch eine
hinreichende Menge kohlensauren Natrums, um kohlensauren Baryt zu erhalten; man
filtrirt, und wenn der Ruͤkstand auf dem Filter eine teigige oder
gallertartige Consistenz hat, troknet man davon 10 Grammen in einem Tiegel aus, um
zu erfahren, wie viel troknem Salze er entspricht, worauf man von diesem
hydratischen kohlensauren Baryte soviel nimmt, daß er 150 Grammen troknes
kohlensaures Salz enthaͤlt.
Dieser wird in der Aufloͤsung des jodwasserstoffsauren Eisens vertheilt, dann
alles in einer Abdampfschale im Sandbade drei oder vier Stunden unter
bestaͤndigem Umruͤhren erhizt, worauf man filtrirt und zur Trokne
verraucht, wenn man das Salz nicht krystallisirt haben will.
Bemerkung.
Wenn man die Schale vom Feuer nimmt, sobald die Fluͤssigkeit sich auf ihrer
Oberflaͤche mit einem Hautchen bedekt, und langsam erkalten laͤßt, so
erhaͤlt man durch Decantiren sehr feine, dem salzsauren Strontian
aͤhnliche Nadeln.
Wir wollen hier bemerken, daß man die Krystalle dieses Salzes nicht auf Papier
troknen darf, weil die Staͤrke, welche lezteres enthaͤlt, es schon zum
Theile zersezen kann. Das Papier faͤrbt sich auch, waͤhrend das Salz
verschwindet.
Da das Jod-Baryum sich allmaͤhlig an der Luft zersezt, so muß es in
einem gut verschlossenen Gefaͤße aufbewahrt werden.
(Man koͤnnte dieses Joduͤr, wie viele andere, geradezu aus
Jodwasserstoffsaͤure und kohlensaurem Baryte darstellen, aber dieses
Verfahren waͤre weitlaͤuftiger und kostspieliger.)
Jod-Calcium.
Man nimmt:
Jod
200 Gramm.
Eisenfeile
50 –
Geloͤschten Kalk
85 –
Product
170 –
Man befolgt das bei dem Jod-Baryum angegebene Verfahren, ausgenommen, daß man
keinen kohlensauren Kalk anzuwenden braucht, sondern bloß geloͤschten und
gesiebten Kalk.
Jod-Eisen.
Man nimmt:
Jod
100 Gramm.
Eisenfeile
30 –
Product
100 –
Es wird nach dem bei der Bereitung des Jod-Kaliums angegebenen Verfahren
dargestellt. Die Aufloͤsung des jodwasserstoffsauren Eisens wird zur Trokne
verraucht, weil das Eisenjoduͤr als ein sehr hygroskopischer Koͤrper
nur schwer krystallisirt.
Verbindungen des Jods mit Queksilber.
Jod-Queksilber im Minimum.
Man nimmt:
Jod-Kalium
0,565 Gramm.
Salpetersaures Queksilberoxydul
1,245 –
Product
1,000 –
Das Queksilberoxydulsalz wird in vielem destillirtem Wasser aufgeloͤst, und
durch allmaͤhligen Zusaz von etwas Salpetersaͤure die
Aufloͤsung desselben erleichtert.
Andererseits loͤst man das Jod-Kalium in destillirtem Wasser auf. Diese
Aufloͤsung muß sehr schwach alkalisch seyn, weil sonst wegen der
Saͤure, die man zusezen muß, um das salpetersaure Salz leichter
aufzuloͤsen, das zweite Joduͤr entstehen wuͤrde, wovon,
ungeachtet dieser Vorsicht, gegen das Ende der Operation immer etwas gebildet
wird.
Die Aufloͤsung des Queksilberoxydulsalzes wird allmaͤhlich in die des
Jod-Kaliums gegossen; anfangs ist der Niederschlag schwaͤrzlich, wird
aber bald auf neuen Zusaz von der Queksilberaufloͤsung gruͤnlichgelb.
Man faͤhrt fort, von lezterer zuzusezen, bis ein geringer rother Niederschlag
entsteht; sobald sich ein solcher bildet, sezt man jodwasserstoffsaures Kali in
geringem Ueberschusse hinzu; zu diesem Ende muß man von dem Kalisalze etwas
zuruͤk behalten, ehe man es mit der Queksilberaufloͤsung versezt. Wenn
sich der Niederschlag gesezt hat, gießt man die Fluͤßigkeit ab, suͤßt
ihn aus und troknet ihn dann.
Die von dem Niederschlage abgegossene Fluͤßigkeit und die Aussuͤßwasser
werden vereinigt, und sodann mit dem Queksilberoxydulsalz genau bis zur
Saͤttigung versezt, weil das Queksilberjoduͤr sowohl in dem einen als
in dem anderen dieser Salze sich aufloͤst. Man decantirt sodann, suͤßt
den Niederschlag aus und troknet ihn besonders. Hat dieser Niederschlag eine rein
gruͤnlich
gelbe Farbe, was anzeigt, daß er kein Joduͤr im Maximum enthaͤlt, so
vermengt man ihn mit dem zuerst erhaltenen. Im entgegengesezten Falle bedient man
sich desselben zu einem anderen Zweke.
Jod-Queksilber im Maximum.
Man nimmt:
Jod-Kalium
500 Gramm.
Aezenden Queksilber-Sublimat
415 –
Product
315 –
Die beiden Salze werden, jedes fuͤr sich, in viel destillirtem Wasser
aufgeloͤst; dann gießt man von der Sublimataufloͤsung so lange in die
Aufloͤsung des Kalisalzes, bis kein Niederschlag mehr entsteht; ein
Ueberschuß der ersteren wuͤrde das Joduͤr wieder aufloͤsen.
Wenn das zulezt niederfallende Queksilberjoduͤr keine so schoͤne rothe
Farbe haben sollte, wie das anfangs gefaͤllte, so muͤßte man es
besonders ausfallen und an der Luft troknen.
Das Queksilberjoduͤr muß vor dem Troknen gut ausgesuͤßt werden.
Bemerkung.
In dem Maße, als der Saͤttigungspunct sich naͤhert, bildet sich ein
gelber Niederschlag; dieser ist ein Gemenge von dem ersten und zweiten
Queksilberjoduͤr; man laͤßt diesen sich absezen, decantirt,
suͤßt ihn aus, gießt die Aussuͤßewasser zusammen, und versezt sie
sodann neuerdings mit Sublimataufloͤsung, bis kein Niederschlag mehr
entsteht.