Titel: | Ueber das Demant-Spalten, Schneiden und Poliren, über die Zurichtung, über das Fassen und über den Gebrauch der Demante zum Kupferstechen, zur Glaser-Arbeit und zum Schreiben; über Demant-Staub etc. Von Edmund Turrell, Kupferstecher. |
Fundstelle: | Band 26, Jahrgang 1827, Nr. XLIV., S. 185 |
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XLIV.
Ueber das Demant-Spalten, Schneiden und
Poliren, uͤber die Zurichtung, uͤber das Fassen und uͤber den
Gebrauch der Demante zum Kupferstechen, zur Glaser-Arbeit und zum Schreiben;
uͤber Demant-Staub etc. Von Edmund Turrell, Kupferstecher.
Aus Hrn. Gill's
technical
Repository. September. S. 130.
Mit Abbildungen auf Tab.
IV.
(Fortsezung von S.
18.)
Turrell, uͤber das Demant-Spalten, Schneiden und
Poliren.
Ueber das Einsezen der Rubine in
Taschen-Uhren.
Unter allen Anwendungen, die man von dem Demante in
Kuͤnsten gemacht hat, ist keine mehr gelungen, als die zarte und
merkwuͤrdige Zurichtung der Rubine und anderer Edelsteine mittelst des
Demantes in der Uhrmacherkunst. Man glaubt gewoͤhnlich, daß die kleinen
Loͤcher, in welchen die staͤhlernen Spindeln der Taschen-Uhren
und der besten Chronometer laufen, aus Demant sind. Dieß ist aber nicht der Fall,
sondern sie sind meistens aus Rubinen, die vorlaͤufig in duͤnne
Platten geschnitten oder gespalten, und in diesem Zustande dann mittelst feiner
Demantbohrer durchbohrt werden. Dann kommen sie auf feine staͤhlerne Spindeln
in eine Drehebank, damit ihre Enden vollkommen cylindrisch zugedreht werden
koͤnnen, und, wenn dieses geschehen ist, in eine kleine zwekmaͤßige
Pfanne, wo die Loͤcher vollendet und mit Demant-Pulver auspolirt
werden.
Da die Werkzeuge, deren sich die Uhr-Juweliere bedienen, nicht allgemein
bekannt sind, so wird eine Beschreibung derselben und ihrer Anwendung vielleicht
nicht ohne alles Interesse seyn.
Fig. 1. zeigt
einen Theil einer mit Messing aufgezogenen Drehebank von der Vorderseite und von der
Endseite, mit einem messingenen Halsbande, A, und einer
Docke, B. Das Bodenstuͤk des Gestelles, C, ist schwalbenschweiffoͤrmig geformt, um in einen aͤhnlich
geformten Falz zu passen, der sich auf dem Werktische befindet, auf welchem es
mittelst einer Schraube festgestellt, und von welchem es wieder abgenommen werden
kann, wenn man es nicht mehr braucht.
Das Ende der Doke ist in eine feine Schraube ausgeschnitten, sowohl außen als innen,
um Pfannen von verschiedener Form, wie 2, 3, 4, 5, 6, 7 und 8, aufzunehmen. Leztere
sind in ihrer natuͤrlichen Groͤße gezeichnet; das Gestell und die Doke
aber sind um die Haͤlfte verjuͤngt.
Fig. 2. zeigt
eine dieser Doken von der Seite, mit einem kegelfoͤrmigen messingenen Stifte,
oder einer Achse, a, auf derselben, auf welcher Achse an
ihrem Ende mittelst einer Schraube oder eines Nietes eine duͤnne
kreisfoͤrmige Metall-Platte, b, befestigt
ist. Diese Metall-Platten sind entweder aus Kupfer, Stahl, Messing, oder aus
weichem Eisen, und dienen zum Schneiden oder Spalten der rohen Rubine, oder der
anderen Steine, die man anwenden will, in duͤnne Blaͤttchen, was durch
gepuͤlverten Bort geschieht, den man auf den Rand derselben auftraͤgt,
wenn sie in die Drehelade eingesezt, und schnell getrieben wird. Die Rubine oder
anderen Steine, welche gespalten werden sollen, werden mittelst Schell-Lakes
(welcher hier der gewoͤhnlichste Kitt ist), auf irgend einem bequemen Griffe
aufgekittet, und wenn man sie dann an den Spalter haͤlt, sondert sich sehr
bald ein duͤnner Splitter davon ab. Man kittet nun mehrere solche Splitter
oder duͤnne Blaͤttchen auf eine flache Metallplatte auf, und wenn man
sie dann an eine messingene Scheibe druͤkt, die mit Bort reichlich belegt
ist, (wie Fig.
12.), welches in die Oberflaͤche eingebettet, eingewalzt oder auch
eingehaͤmmert wurde, so werden alle diese Blaͤttchen nach und nach
eine gleichfoͤrmige und ebene Flaͤche bekommen, aber auch dadurch nur,
wie man sagt, grau werden (grey). Eine kupferne Scheibe von derselben Groͤße wird nun in der
Drehebank befestigt, und mit dem feinsten Demantpulver belegt, wodurch der Stein auf
einer Seite indessen seine Politur erhaͤlt. Man nimmt nun diese Splitter oder
Blaͤttchen von der Metallplatte herab, kehrt sie um, und kittet sie auf der
anderen Seite auf, wo sie dann nach einer aͤhnlichen Behandlung vollkommen
parallel und auf beiden Seiten sehr schoͤn polirt werden.
Diese Splitter oder Blaͤttchen muͤssen nun gebohrt werden. Dieß
geschieht mittelst eines sehr feinen Demant-Splitters, den man aus grob gepuͤlvertem
Borte aussucht, und auf das Ende eines sehr feinen Stahldrahtes so aufkittet, daß
die scharfe ekige Spize des Demantes hervorsteht. Dieser Bohrer wird in einer
passenden Pfanne befestigt, und wenn er in die Lade eingeschraubt und getrieben
wird, wird das Rubinblaͤttchen, welches vorlaͤufig auf eine
Metallplatte aufgekittet wurde, gegen die Spize des Bohrers gehalten, oder leicht an
denselben angedruͤkt, bis es in einem feinem kegelfoͤrmigen Loche
beinahe ganz durchgebohrt ist. Dann wird das Rubinblaͤttchen wieder
umgedreht, auf seiner Platte aufgekittet, und das Loch mit dem Bohrer vollkommen
durchgebohrt. Dieses Loch besteht dann aus zwei mit ihrer Spize aneinander stehenden
Kegeln.
Wenn nun dieses zarte Rubinblaͤttchen auf diese Weise durchgebohrt wurde, wird
es auf einer feinen staͤhlernen Spindel, wie in Fig. 4. aufgezogen, und
daselbst an seiner aͤußeren Kante vollkommen genau zugedreht, was mittelst
eines Stuͤkes Demant-Bortes geschieht, das eine scharfe Kante hat, und
das auf ein passendes Stuͤk Stahl- oder Eisen-Draht an dem Ende
desselben aufgekittet wird. Nachdem es auf diese Weise zugedreht oder abgedreht
wurde, wird es, wenn es fuͤr eine Stok-Uhr bestimmt ist, in einem
kleinen messingenen Ringe, oder in einer Fassung befestigt; soll es aber bloß bei
einer Taschenuhr dienen, so wird an dem Schilde, oder an jenem Theile, in welchem es
eingesezt werden soll, eine eigene schwalbenschweiffoͤrmige Vertiefung
angebracht, und daselbst durch sehr zarte Schrauben befestigt, deren Koͤpfe
breit genug sind, um es durch ihren Druk auf die Kante desselben fest zu halten.
Fig. 9.
zeigt den Durchschnitt eines solchen Rubinloches im vergroͤßerten Maßstabe,
wo man die doppelt kegelfoͤrmige Form desselben, in welcher es eingebohrt
ist, deutlich sieht. Da aber durch die oben beschriebene Bohr-Methode das
Loch grau bleibt, so muß es in der Folge polirt werden,
was mittelst eines feinen Stuͤkes Stahldrahtes geschieht, der mit dem
feinsten Demantpulver belegt ist, und an den Stein angelegt wird, waͤhrend
derselbe sich schnell in der Drehelade dreht. Um das Poliren der Loͤcher zu
erleichtern, wird der Stein so gedreht, daß er in eine kleine Vertiefung in der
Pfanne paßt, wo er durch Reibung festgehalten wird: wenn dann eine Seite oder ein
hohler Kegel auspolirt ist, wird der Rubin in der Pfanne umgekehrt, und dann der
andere hohle Kegel auch auspolirt.
Wenn man vollkommen cylindrische Loͤcher haben will, wird ein sehr fein
gehaͤrteter Stahldraht in einer Pfanne befestigt, wie Fig. 4. zeigt, und der
Stein, der durchbohrt werden soll, wird zuerst mit einem Demantbohrer leicht
punctirt oder bezeichnet. Dann wird feiner Bort auf den Stahldraht aufgetragen, und
so durch die schnelle Umdrehung des Drahtes sehr bald ein cylindrisches Loch
gebildet, wenn die Spize des Drahtes immer mit frischem Demant-Borte versehen
wird. Das Loch wird auf die oben angegebene Weise, naͤmlich mit feinem
Demantpulver, auspolirt.
Fig. 10.
zeigt den Durchschnitt eines Rubin-Zapfenloches in demselben
vergroͤßerten Maßstabe, wie es in einer Vertiefung zur Aufnahme desselben in
dem Schilde einer Taschenuhr angebracht ist: ein Stuͤk des Schildes sieht man
bei, c, c. d, ist der Demant oder facettirte Stein, der
in einem staͤhlernen Ringe eingekittet ist, auf welchem die Schrauben, e, e, ruhen, und so das Rubinloch in seiner Lage fest
erhalten.
Fig. 11.
zeigt einen Demantbohrer in vergroͤßertem Maßstabe, mit dem auf dem Ende des
Drahtes aufgekitteten Demantstuͤke, welches so klein ist, daß es, in
natuͤrlicher Groͤße dargestellt, mit freiem Auge kaum sichtbar
waͤre. Man hat in dessen auch andere groͤßere rhomboidale
Demantsplitter in dieser Figur dargestellt.
Fig. 12.
zeigt eine von den Metall-Scheiben, deren man sich bedient, um den
Rubinblaͤttchen eine ebene Flaͤche zu geben, nachdem diese Scheibe mit
gepuͤlvertem Borte belegt wurde. Harten Messing braucht man
gewoͤhnlich zum Auftragen des Bortes, und Kupfer zum Poliren mit feinem
Demantpulver.
Die verschiedenen Hemmungen an Stok- und Taschen-Uhren und Chronometern
fordern haͤufig an gewissen Theilen Rubine oder andere harte Steine, um das
Abreiben und Abnuͤzen der Oberflaͤchen derselben zu verhuͤten,
das sonst unvermeidlich waͤre. Dieß ist vorzuͤglich an den sogenannten
Palleten der Fall. Man gibt ihnen an ihrer Oberflaͤche entweder eine flache
oder eine zum Theile walzenfoͤrmige Form.
Fig. 13.
zeigt ein Pallet im vergroͤßerten Maßstabe, welches aus einem flachen
Splitter eines Rubines, oder anderen harten Steines besteht, und dessen obere und
untere Flaͤchen oder Kanten walzenfoͤrmig sind. Wenn das Stuͤk
Rubin sehr klein ist, so kann es auf einer Seite flach gemacht werden, wenn man dasselbe auf eine
kleine Stahlplatte aufkittet, die ein kleines kegelfoͤrmiges Loch hat, das
durch und durch geht, wie man in dem Grundrisse desselben von beiden Seiten und auch
in der Ansicht desselben von der Kante sieht: Fig. 14. Wenn der Stein
in der Stahlplatte genau in dem Mittelpunkte eingekittet ist, so wird etwas
gepuͤlverter Bort und Baumoͤhl auf die Oberflaͤche einer flach
geschliffenen Glastafel aufgetragen, und, wenn der Stein darauf gelegt wird, ein
kleiner staͤhlener Stift in das kegelfoͤrmige Loch in der Stahlplatte
gedruͤkt, wodurch eine sehr einfache Art von sogenanntem allgemeinen Gefuͤge (universal joint) entsteht, welches den Arbeiter in den Stand sezt, eine
flache Flaͤche auf dem in der Stahlplatte eingekitteten Steine
hervorzubringen, wenn er denselben in kreisfoͤrmiger Richtung auf der
Glastafel umher reibt, und der staͤhlerne Stift in dem kleinen
kegelfoͤrmigen Loche beinahe senkrecht gehalten wird.
Da man hierdurch nur eine graue Oberflaͤche
erhaͤlt, so kann man dem Steine in der Folge eine feine Politur geben, wenn
man ihn mit feinem Demantpulver auf einer Kupfer-Flaͤche reibt. Wenn
die Flaͤchen nicht der Einwirkung einer Abreibung ausgesezt sind, so
waͤre es uͤberfluͤßig dem Steine eine so hohe Politur zu
geben.
Um die walzenfoͤrmigen Oberflaͤchen der wirkenden Theile eines
Stok- oder Sakuhr Palletes auf beiden Seiten zu bilden und zu poliren, hat
man eine Pfanne oder eine Vorrichtung, die in Fig. 6. von der Seite im
Aufrisse und im Grundrisse dargestellt ist. Fig. 7. ist ein
Durchschnitt durch den Mittelpunct derselben. Die kleine Schraube, die man im
Aufrisse und im Durchschnitte sieht, ist diejenige, durch welche diese Vorrichtung
in dem Schraubenloche zur Aufnahme derselben in der Docke der Drehelade befestigt
wird. Der hervorstehende, walzenfoͤrmige Rand oder Ring, f, ist jener Theil, dessen man sich, wenn er mit Bort
belegt ist, bedient, um die cylinderfoͤrmigen Flaͤchen auf diesen
Palleten hervorzubringen. g, ist ein kleiner
gehaͤrteter Stift, oder eine Achse, die in der Pfanne befestigt ist, um einen
kleinen Schieber aufzunehmen, auf welchem das Pallet ausgekittet wird. Fig. 15. zeigt
einen Aufriß dieses Schiebers von vorne, und Fig. 16. von der Seite.
Fig. 17.
zeigt ihn von vorne mit dem aufgekitteten Pallette, so, daß dasselbe eine
cylindrische Flaͤche unten bekommt, wie bei, h.
Fig. 18. ist
ein Stellzapfen oder Halsband, mit einem feinen Loche im Mittelpuncte, das auf den
kleinen staͤhlernen Stift, g, paßt, den man in
Fig. 6 und
7. sieht.
Fig. 19.
ist eine Kappe, die sich auf das schraubenfoͤrmige Ende von Fig. 18. aufschraubt, und
der gabelfoͤrmig gespaltenen Platte, i, wie man
in Fig. 15
und Fig. 17.
sieht, erlaubt, sich frei dazwischen hin und her zu schieben.
Wenn das Rubin-Pallet gehoͤrig aufgekittet ist, wie Figur 17. zeigt, wird das
Halsstuͤk und seine sich schiebende gabelfoͤrmige Platte auf den
Stift, g, in Fig. 6. gestellt, wo dann
das Pallet auf den Rand oder hervorstehenden Ring der Pfanne, f, niedergedruͤkt werden muß, indem man den kleinen Griff aus
Draht, F, zwischen dem Vorfinger und dem Daumen
niederhaͤlt; und, da dieser Rand oder Ring mit Bort belegt ist, oder mit
Demant-Pulver, je nachdem es naͤmlich nothwendig ist, so wird die
erzeugte Krumme ein Theil des Kreises bei, f, der
groͤßer oder kleiner werden kann, je nachdem man einen groͤßeren oder
kleineren Ring anwendet.
Wenn die krumme Linie außen erzeugt werden soll, so muß das Stuͤk Rubin an dem
oberen Ende der gabelfoͤrmigen Platte aufgekittet werden, wie in Fig. 15., und
in diesem Zustande kann es auf der inneren Oberflaͤche des Ringes, f, Figur 6. angewendet
werden, und folglich eine aͤußere krumme Flaͤche bilden, die
groͤßer oder kleiner in ihrer Kruͤmmung werden wird, je nachdem man
einen Ring von groͤßerem oder kleinerem Durchmesser waͤhlt.
Es ist immer nothwendig, ein Modell des Pallets aus Messing vorerst bei der Hand zu
haben, und nachdem man die Form desselben genau bestimmt hat, den Rubin darnach zu
schleifen, und in die fuͤr denselben bereitete Hoͤhlung einzukitten.
Ich habe mich uͤbrigens hier in die besonderen Feinheiten des
Uhren-Juwelierens nicht eingelassen, und bloß einige Winke gegeben, wozu man
den Demant in dieser feinen Kunst benuͤzen kann.
(Die Fortsezung folgt.)