Titel: | Neue Vorrichtung, den Kasten in Kutschen aufzuhängen, worauf Heinr. Karl Lacey, Kutschen-Meister zu Manchester, sich am 18. November 1826 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 26, Jahrgang 1827, Nr. LV., S. 206 |
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LV.
Neue Vorrichtung, den Kasten in Kutschen
aufzuhaͤngen, worauf Heinr. Karl
Lacey, Kutschen-Meister zu Manchester, sich am 18. November 1826 ein Patent ertheilen
ließ.
Aus dem London Journal of Arts. Jul. 1827. S.
316.
Mit Abbildungen auf Tab.
IV.
Lacey, neue Vorrichtung, den Kasten in Kutschen
aufzuhaͤngen.
Diese Vorrichtung besteht in einer neuen Art von Federn, die
man an dem Wagen anbringt, um dem Kasten eine mehr elastische Unterlage zu geben,
und zugleich die Seiten-Schwingungen desselben zu verhindern, die bei den
sogenannten Heuschreken und anderen Federn so haͤufig und so
gefaͤhrlich sind.
Die Federn des Patent-Traͤgers sind aus schnekenfoͤrmig
gewundenem Stahle oder Drahte, oder Stangen, oder aus einer gewissen Anzahl
elliptischer Stahl-Ausschnitte, die unter einander verbunden sind, oder,
unter gewissen Umstaͤnden, auch aus wuͤrfelfoͤrmig
geschnittenem Kautschuk. Die verschiedenen Arten diese Federn anzubringen, finden
sich in folgenden Figuren erlaͤutert.
Fig. 32.
zeigt eine Reise-Miethkutsche von der Seite mit den an derselben angebrachten
Federn. Fig.
33. zeigt dieselbe von hinten, wo man die Art, wie die Federn angebracht
sind, und wie der Kasten aufgehaͤngt ist, deutlicher sieht. Die
uͤbrigen Figuren, 34 bis 40, zeigen die
Abaͤnderungen, deren diese Vorrichtung faͤhig ist, in ihren
Durchschnitten.
Fig. 34. ist
eine walzenfoͤrmige Buͤchse, a, a, mit
einer oder mit mehreren Spiral-Federn. b, ist das
Bodenstuͤk dieser metallenen Buͤchse, welches auf den Cylinder
aufgeschraubt, angeloͤthet, oder auf irgend eine Weise befestigt ist. Diese
Buͤchse ist auf der Achse des Wagens mittelst Bolzen, oder auf irgend eine
andere Weise gehoͤrig befestigt, c, ist eine
Spiral-Feder aus gut gehaͤrtetem Stahle, und von solcher
Staͤrke, wie es die Last fordert, die von derselben getragen werden soll, was
ein erfahrner Arbeiter wohl zu berechnen weiß. d, ist
eine zweite Spiralfeder innerhalb der ersteren, die die Staͤrke der
Stuͤze vermehren, und in entgegengesezter Richtung gewunden seyn soll, damit
sie sich nicht mit der vorigen verwikelt. In eben dieser Absicht laͤßt sich
auch noch eine dritte und eine vierte Feder anbringen, und bei
Reise-Miethkutschen empfiehlt der Patent-Traͤger vier Federn,
e, ist eine kreisfoͤrmige Platte, die genau
in die Hoͤhlung des Cylinders paßt, und oben auf den Federn ruht. Sie ist aus
Stuͤkgut. Durch den Mittelpunct des Bodens der Buͤchse laͤuft
eine Saͤule, f, f, durch, welche oben durch ein
Niet festgehalten wird, das auf die Kappe, g,
aufgeschraubt wird. Die Platte, e, hat in der Mitte ein
Loch, um die Saͤule, f, durchzulassen. An der
unteren Seite dieser Platte ist noch ein Stiefel angebracht, der sie leitet, wenn
sie an der Saͤule auf- und niedersteigt. h,
h, ist eine Fessel-Stange, die in der Mitte breiter wird, und mit
einem Loche versehen ist, um die Saͤule, auf welcher sie sich schiebt,
durchzulassen. In Fig. 35. sieht man diese Stange von unten. Die Stange laͤuft in
langen Einschnitten oder Falzen in den Seiten der Buͤchsen, und an den Enden
der Stange sieht man die Fesseln oder Ochsen, an welchen der Kasten haͤngt,
wie Fig. 32
und 33.
zeigt. Das Loch in der Fessel-Stange ist bedeutend groͤßer, als die
Saͤule, f, und ist an der unteren Seite
ausgehoͤhlt, um desto fester auf einer Erhoͤhung auf der oberen Seite
der Platte aufzusizen, wodurch eine Art von Nuß-Gefuͤge entsteht,
welches der Fessel-Stange erlaubt nach der Seite zu spielen, wenn die
Raͤder auf unebenem Wege laufen. Die ganze Schwere des auf den Fessel-Stangen
aufgehaͤngten Wagens wird nun, wie man aus Fig. 32 und 33. sieht, von
den Federn in den Buͤchsen getragen. Wenn daher der Wagen uͤber
Unebenheiten auf dem Wege hinrollt, so schieben die Federn in dem Falze der
Buͤchse sich auf und nieder. Um zu hindern, daß, wenn die Kutsche zu leicht
beladen ist, die Federn nicht zu frei spielen, ist innerhalb der Buͤchse noch
eine Gegenfeder angebracht, die die Fessel-Stange vor dem Aufschnellen
sichert.
Wenn diese Vorrichtung an Wagen angebracht wird, die eine sehr schwere Last zu fahren
haben, so werden, wie in Figur 36. zwei Reihen von
Federn gebraucht, oder eine doppelte Buͤchse. Die Federn, c, und, d, in der unteren
Buͤchse sind genau, wie in der Fig. 34. Die Scheibe, e, die auf die Federn druͤkt, schiebt sich an der
Saͤule, f, auf und nieder zugleich mit der
Fessel-Stange. In der oberen Buͤchse hingegen, die man vielmehr als
eine eigene Buͤchse betrachten kann, sind aͤhnliche
Spiral-Federn, die auf die Scheidewand, i, i,
druͤken, und auf welche oben die Platte, m,
druͤkt, die an einer langen Roͤhre, oder an einem Stiefel angebracht
ist, der von der unteren Scheibe, e, in die Hoͤhe
steigt. Es wird also hier das Gewicht des Wagens, der an den Fessel-Stangen
haͤngt, von den oberen Federn sowohl, als von den unteren getragen.
Uebrigens koͤnnen die Federn noch auf verschiedene andere Weise vorgerichtet
werden; sie koͤnnen z.B. statt concentrisch um eine Saͤule zu stehen,
abgesonderte Saͤulen um mehrere Stuͤzstifte bilden, die in derselben
Buͤchse eingeschlossen sind, und diese Stuͤzstifte koͤnnen
durch besondere Oeffnungen oben in der Saͤule durchgehen.
Fig. 37.
zeigt einen Durchschnitt einer Buͤchse, in welcher zwei oder mehrere Reihen
Feder-Abschnitte sich befinden, die in der Form sogenannter elliptischer
Federn zusammengestellt sind. Fig. 38. zeigt diese
Buͤchse, die in diesem Falle vierekig seyn muß, im Grundrisse: zwei Reihen
von Federn sind innerhalb derselben so, wie bei, c, c,
angebracht, und druͤken gegen den Boden, b. An
den Seiten, a, a, der Buͤchse befinden sich
Furchen, welche die Federn an ihrer Stelle halten. e,
ist die Platte, welche auf die Federn druͤkt, und, f, die Saͤule, die durch die Mitte der Buͤchse hinansteigt,
wie in dem vorigen Falle, und so die Platte leitet. h,
h, ist die Fesselstange, die sich gleichfalls auf dieser Saͤule schiebt, und
an welcher der Kasten haͤngt. Der Widerstand der Federn bildet ein
elastisches Lager.
Fig. 39.
zeigt einen Durchschnitt einer vierekigen Buͤchse, in welcher, statt der
Stahlfedern, wuͤrfelfoͤrmige Stuͤke, c,
c, c, von elastischem Gummi (Kautschuk) sich befinden. Fig. 40. ist ein
horizontaler Durchschnitt derselben. b, ist das
Bodenstuͤk der Buͤchse, auf welchem eine Reihe von
Kautschuk-Bloͤken, c, c, c, auf einander
liegen: jeder Blok wird durch eine eigene Platte, n, n,
n, von dem anderen abgeschieden, und jede Platte hat Vorspruͤnge,
durch welche diese Bloͤke so an ihrer Stelle gehalten werden, daß sie sich,
wenn ein Druk von oben auf sie faͤllt, nach den Seiten hin ausdehnen
koͤnnen. e, ist die Drukplatte, und, h, die auf derselben liegende Fessel-Stange:
beide schieben sich an der Saͤule im Mittelpunkte, f, auf und nieder, und werden oben durch ein Niet festgehalten. Der Kasten
haͤngt an der Fessel-Stange, und die Kautschuk-Bloͤke
dienen so als Federn.
Fig. 41.
zeigt eine Weise, diese Vorrichtung an zweiraͤderigen Fuhrwerken anzubringen,
a, a, sind die Buͤchsen mit
Spiral-Federn in denselben, wie in den vorigen Figuren. Diese Buͤchsen
werden mittelst ihres Bodens auf der Achse befestigt. Eine Saͤule
laͤuft durch den Mittelpunct einer jeden Buͤchse, und auf dieser
schiebt sich die Scheibe, die oben auf die Feder druͤkt. Hier ist keine
Fessel-Stange noͤthig, indem Arme oder Stifte von den
kreisfoͤrmigen Platten auslaufen, die in die Fessel-Ringe, b, b, eingreifen. c, c, sind
eiserne Haͤlter an der Gabel, an welchen diese Ringe befestigt werden. Wenn
nun die Arme der kreisfoͤrmigen Platte in die Fessel-Ringe
eingehaͤngt sind, so ruht das ganze Gewicht des Kastens mittelst der
kreisfoͤrmigen Platten auf den Federn, und bildet so ein elastisches
Lager.
Der Redacteur des London Journal bemerkt, daß er diese
Vorrichtung an einer Miethkutsche angebracht sah, und daß sie treffliche Dienste
leistet; daß man nicht den mindesten Stoß in einer mit solchen Federn versehenen
Kutsche wahrnimmt. Der groͤßte Vortheil bei dieser Vorrichtung besteht aber,
bei der englischen Sitte die meisten Passagiers außen auf dem Dekel des Kastens zu
haben (going on the outside), darin, daß der Kasten sich
nicht nach den Seiten schwingt, folglich nicht so leicht umgeworfen wird, und auch die
Passagiers nicht so leicht frei herabgeschleudert werden: was leider in England bei
dem außerordentlich schnellen Fahren (die Poststunde in 12 Minuten) nur zu
haͤufig der Fall ist.