Titel: | Gilman's Dampfkessel mit niedrigem Druke. |
Fundstelle: | Band 26, Jahrgang 1827, Nr. LXXI., S. 292 |
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LXXI.
Gilman's Dampfkessel mit
niedrigem Druke.
Aus dem Mechanics' Magazine. N. 203. 14. Julius. S.
444.
Mit Abbildungen auf Tab.
VI.
Gilman's Dampfkessel mit niedrigem Druke.
Der Grundsaz, nach welchem Hr.
Gilman bei dieser Art von Dampfkesseln verfuhr, ist der: daß Hize
dann am kraͤftigsten und schnellsten jede Fluͤßigkeit in Dampf
verwandelt, wann der moͤglich groͤßte Unterschied zwischen der
Temperatur beider derselben bis zu dem Augenblike ihrer Verbindung unterhalten
wird. Taͤgliche Erfahrung beweist die Richtigkeit dieses Grundsazes: je
groͤßer der Unterschied in der Temperatur, desto heftiger und schneller
geschieht die Absorption. Hiernach behauptet Hr. Gilman, daß, die schwaͤchere Hize der Zuͤge nie auf eine
Fluͤßigkeit angewendet werden darf, die der hoͤheren Hize des
Feuers ausgesezt ist, und daß, wenn das Wasser einmahl an dem Feuer gehizt
wurde, es nie durch Roͤhren zuruͤkgeleitet werden soll, die mit
Zuͤgen in Beruͤhrung stehen; in dem, wenn auch die Hize dieses
Wassers groͤßer ist, als die der erhizten Luft und der
Rauchdaͤmpfe in den Zuͤgen, die Temperatur desselben doch so
vermindert wird, daß die Hize in den Zuͤgen nur eine wahre Spielerei
ist.“ Wenn aber, im Gegentheile, die Fluͤßigkeit in ihrer niedrigsten
Temperatur in die Zuͤge einstroͤmt, „wird je des Theilchen
Waͤrme, von dem die Temperatur vermindernden Strome
eingezogen.“ Nach dieser Ansicht sind auch bei diesem Kessel mit
niedrigem Druke die Zuͤge als absteigende,
Zuͤge vorgerichtet, so daß das Feuer oder die Hize nach abwaͤrts
steigen muß, bis der Schornstein erreicht wird.
„In dem Kessel oder in einem anderen Gefaͤße wird der Feuerherd
sammt den Zuͤgen so angebracht, wie Fig. 44. im
Durchschnitte zeigt. A, ist der Feuerherd, und, B, C, D, E, sind die Zuͤge. Diese
Zuͤge, von unbedeutender Tiefe, steigen in Biegungen, wie die Figur
weiset, hin und her nach abwaͤrts, und sind in ihrer horizontalen
Durchschnitts-Flaͤche hinlaͤnglich groß, um die Kammer des
Kessels auszufuͤllen, und nur einige Zoll rings umher zwischen den
Zuͤgen, Seiten und Enden leer zu lassen, außer dort, wo sie sich
nothwendig an legen muͤssen, um nach außen Verbindungen herzustellen, wie
bei A, 1 und 2, Fig. 44 und 45., wo
nachgeschuͤrt und gereinigt werden muß. Das Wasser wird durch die
Biegungen des Zuges in duͤnne Schichten getheilt, so daß die Hize
waͤhrend ihres Niedersteigens in jeder Biegung mit dieser großen
horizontalen Wasserflaͤche in Beruͤhrung kommt, und dieselbe
erhizt.“
„Die in Dampf zu verwandelnde Fluͤßigkeit wird durch eine
Drukpumpe, oder auf andere Weise in die unterste Schichte oder Abtheilung
getrieben; und da diese diejenige ist, wo die Hize am schwaͤchsten ist,
so ist die kalte Fluͤßigkeit hier verhaͤltnißmaͤßig in
jener Lage, in welcher sie am besten den lezten Theil der Hize des Dampfzuges
ausziehen kann, ehe diese in den Schornstein tritt.“
„Die Theilchen der Fluͤßigkeit steigen, so wie sie erwaͤrmt
werden, durch ihre verminderte specifische Schwere auf die Oberflaͤche
der ersten Schichte empor, von wo durch den kleinen Raum zwischen dem Zuge, den
Seiten und den Enden des Kessels jener Theil der Fluͤßigkeit, der in der
untersten Schichte oder Abtheilung am meisten Hize erhielt, in die zweite
Abtheilung empor steigt, die, in Beruͤhrung mit D, eine groͤßere Hize fuͤhrt, wodurch diese Theilchen
einen hoͤheren Impuls er halten, und noch hoͤher steigen u.s.f.
durch alle Abtheilungen, bis sie endlich in diejenige gelangen, die dem Feuer
unmittelbar ausgesezt ist, und wo sie vollkommen in Dampf verwandelt wandelt werden, der dann
unter jedem dem Kessel angemessenen Druke verarbeitet werden kann.“
„Die Zahl der Biegungen der Zuͤge ist unbestimmt. Sie
muͤssen so breit als der Feuerherd, und so tief seyn, daß man sie leicht
und gehoͤrig reinigen kann; auch muß Raum genug uͤbrig bleiben,
daß der Schornstein am Ende der Biegungen aufsteigen kann, der uͤbrigens
auch, wie die Figur zeigt, außen angebracht werden kann.“
Das Mechanics' Magazine, N. 203, liefert die in N. 202 versprochene 3. Figur auf S. 443 (bei uns Fig. 43.), und
bemerkt, daß in der ersten Figur von Hrn. Gilman's
Dampf-Erzeuger mit hohem Druke, die Kessel durch Versehen des
Kuͤnstlers als ganz mit Wasser gefuͤllt dargestellt wurden,
waͤhrend sie nur halb mit Wasser gefuͤllt sind, da die obere
Haͤlfte die Dampfkammer bildet.Wir haben diesen Fehler in unserer Figur verbessert. A. d. R.