Titel: | Kaleidophon. |
Fundstelle: | Band 26, Jahrgang 1827, Nr. LXXIX., S. 316 |
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LXXIX.
Kaleidophon.
Aus dem Mechanics' Magazine, N. 207. 11. Aug. 1827. S.
30.
Mit Abbildungen auf Tab. VIII.
(Im
Auszuge.)
Kaleidophon.
Vor 27 Jahren hat Dr. T. Joung in den Philosophical
Transactions fuͤr das Jahr 1800 gezeigt, daß die dikeren Saiten
eines Claviers, mit Draht umwunden und beleuchtet, mittelst dieses Drahtes dem Auge
bestimmte regelmaͤßige Figuren darbiethen. Chladni's Schallfiguren sind auch bekannt.
Hr. Wheatstone hat in dem Quarterly
Journal of Science, New Series N. 2. eine Vorrichtung beschrieben, mittelst
welcher man diese Figuren dem Auge deutlicher machen kann. Das Mechanics' Magazine gibt, am a. O., einen Auszug aus
diesem Aufsaze, beschreibt den Apparat aber so unvollkommen, daß wir, ohne im Besize
des Quarterly Journal of Science zu seyn, unseren Lesern
denselben nicht deutlich genug machen koͤnnen, und uns begnuͤgen
muͤssen, sie durch die im Mech. Mag. a. a. O.
angegebenen Figuren
29 bis 39.
aufmerksam zu machen auf die schoͤnen, und bis in's Unendliche mannigfaltigen
Dessins, welche unsere Kattun-Drukereien durch Toͤne erhalten koͤnnen, die von staͤhlernen Stangen
mittelst Klopfens mit einem Hammer oder Streichens mit einem Geigenbogen
hervorgebracht werden.
Wir hoffen, daß irgend ein deutsches Journal fuͤr Physik den Aufsaz des Hrn.
Wheatstone uns vollstaͤndig uͤbersezt
liefern, und, falls derselbe nicht deutlich genug abgefaßt seyn sollte, um den
Fabrikanten verstaͤndlich zu seyn, eine solche Beschreibung dieses, denselben
so hoͤchst nuͤzlichen, Apparates liefern wird, daß jeder Arbeiter im
Stande seyn wird, einen solchen Apparat zu verfertigen, und jeder Fabrikant mittelst
desselben sich neue Dessins zu verschaffen.
Es ist Zeit, daß die hoͤheren Wissenschaften in Deutschland es nicht
verschmaͤhen, sich zu den Werkstaͤtten der Kuͤnstler
herabzulassen: den Kuͤnstlern wird von den Schreibern in *** zu viel Blei an
die Beine gebunden, als daß sie sich zur Wissenschaft empor schwingen
koͤnnten, die die Schreiber gleichfalls auf alle nur erdenkliche Weise
herabzudruͤken sich bemuͤhen. Die Schreiber zahlen fuͤr einen
Pandekten-Hengst 2–3000 Thlr., und fuͤr einen Physiker und
Mathematiker und Chemiker kaum so viel, daß er athmen kann. Dafuͤr werden sie
aber auch ehe erstiken in ihrer Unwissenheit, als diese, da man im Auslande
Kuͤnste und Wortkram besser zu unterscheiden weiß.