Titel: | Vortheilhafte Bereitungs-Art des tropfbar flüßigen Ammoniums. Von B. Bizio. |
Fundstelle: | Band 26, Jahrgang 1827, Nr. LXXXII., S. 321 |
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LXXXII.
Vortheilhafte Bereitungs-Art des tropfbar
fluͤßigen Ammoniums. Von B.
Bizio.
Aus dem Giornale di Fisica. Decad. II. T. X. 2.
Bimestre. p. 149 (Im Auszuge.)
Bizio's vortheilhafte Bereitungs-Art des tropfbar
fluͤßigen Ammoniums.
Hr. Bizio findet unter allen ihm bekannt gewordenen
Bereitungs-Arten des tropfbar fluͤßigen Ammoniums, folgende, von ihm
zuerst angewandte, als die beste.
Er nimmt gleiche Theile Salmiak und sein gepuͤlverten geloͤschten Kalk,
bereitet aus lezterem eine sogenannte Kalkmilch, und gießt diese in eine tubulirte
Retorte, die er in ein Sandbad stellt, und mir einem Ballon verbindet, den er auf
einem Ofen ruhen, und im freien Feuer maͤßig erhizen laͤßt. Dieser
Ballon steht mit einer Flasche in Verbindung, die so viel destillirtes Wasser
enthaͤlt, als Salz in der Retorte ist, und in welcher sich eine
Sicherheits-Roͤhre befindet, und eine gekruͤmmte Roͤhre,
die in eitlen mit Queksilber gefuͤllten Recipienten laͤuft, wodurch
der Druk des Gases, das sich in der Flasche sammelt, nach Belieben regulirt werden
kann.
Dieser Apparat wird gehoͤrig verkittet, und hierauf das gepuͤlverte
Salz in die Retorte eingetragen: nachdem dasselbe mit der Kalkmilch gehoͤrig
gemischt wurde, wird auch die Tubulirung verkittet, und Feuer angeschuͤrt;
anfangs sehr maͤßig, bis die Mischung in der Retorte zu kochen, oder vielmehr
aufzubrausen, und das
Gas zu entwikeln anfaͤngt. Das Feuer muß auch dann noch sehr maͤßig
unterhalten, und die Flasche gehoͤrig mit Eise abgekuͤhlt werden. Wenn
endlich die Entwikelung des Gases in der Retorte schwaͤcher wird,
verstaͤrkt man das Feuer allmaͤhlich, und schuͤrt auch unter
dem Ballon unter, in welchem sich etwas unreines, tropfbar fluͤßiges Ammonium
sammelte: das Feuer wird fortwaͤhrend unter dem Ballon und unter der Retorte
bis an das Ende der Operation unterhalten, jedoch immer starker unter der Retorte,
als unter dem Ballon. Man erkennt das Aufhoͤren der Gas-Entwikelung an
dem Umstande, daß, wenn man das Feuer etwas vermindert wird, die Luft schnell in den
Apparat eintritt, und die Roͤhre, die das Gas in die Flasche leitet, sich
stark erhizt. Man loͤscht sodann das Feuer und die Operation ist geendet. Auf
diese Weise erhielt ich aus 10 Pfd. Salmiak, 16 Pfd. tropfbar fluͤßiges
Ammonium von 0,910 spec. Schwere, d.h. doppelt so viel, als durch die
gewoͤhnliche trokene Destillation.
Der große Vortheil bei diesem Verfahren entsteht durch die vollkommene Zersezung des
Salmiakes (hydrochlorsauren Ammoniums) mittelst des Kalkes auf nassem Wege, die bei
der trokenen Destillation, wenn diese beiden Koͤrper auch noch so innig
gemischt sind, und das Feuer noch so sehr verstaͤrkt wird, nie so vollkommen
Statt haben kann, so daß immer et was von derselben unzersezt zuruͤk bleibt,
was bei dem gewoͤhnlichen schichtenweisen Eintragen dieser beiden
Koͤrper noch weit mehr der Fall ist. Indessen geht auch bei dem Mischen
dieser beiden Koͤrper im trokenen Zustande schon viel Gas verloren. Bei der
trokenen Destillation ist die Retorte fast immer verloren, was bei dem
gegenwaͤrtigen Verfahren nur hoͤchst selten der Fall ist, in dem man
sie hier mit heißem Wasser gehoͤrig reinigen kann.
Das auf diese Weise erhaltene Ammonium ist rein. Man koͤnnte das Ammonium auf
dieselbe Weise auch im gasfoͤrmigen Zustande erhalten, wenn man trokenes
Chlorcalcium in die Roͤhre bringt, die von dem Ballon in die mit Queksilber
gefuͤllte Gloke laͤuft.Dieses Verfahren ist etwas complicirt; uͤbrigens hat man schon lange
die Beobachtung gemacht, daß, wenn der Kalk bei der Bereitung des
Aezammoniaks als Kalkmilch angewandt wird, der Salmiak viel
leichter zersezt wird. Wenn man das Ammoniak auf die gewoͤhnliche
Weise aus einem Gemenge von gleichen Theilen gepulverten Kalk und Salmiak
aus einer irdenen Retorte darstellt, geschieht es zuweilen, daß durch etwas
sublimirten Salmiak der Hals der Retorte oder die damit verbundene
Roͤhre verstopft, und dadurch eine Explosion veranlaßt wird. Weit
besser gebraucht man statt der irdenen Retorte eine Blase von Gußeisen mit
einem verzinnten kupfernen Helm, den man mit einem Gemenge aus Kalk und
Eyweiß an die Blase kittet; die Roͤhre sezt man dann mit der ersten
Flasche des Woolfischen Apparates in Verbindung. Diese Blase gewaͤhrt
den Vortheil, daß man nicht nur mit sehr betraͤchtlichen
Quantitaͤten arbeiten, sondern auch den Kalk als Kalkmilch anwenden
kann, und daß man endlich das Destillationsgefaͤß nicht zu
zerschlagen braucht. A. d. R.