Titel: | Verbesserung im Baue der Dampfmaschinen, worauf Jak. Perkins, am 22. März 1827, sich ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 26, Jahrgang 1827, Nr. LXXXVII., S. 378 |
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LXXXVII.
Verbesserung im Baue der Dampfmaschinen, worauf
Jak. Perkins, am 22. Maͤrz 1827, sich ein Patent ertheilen
ließ.
Aus dem Repertory of Patent-Inventions Novbr.
1827. S. 307.
Perkins's, Verbesserung im Baue der Dampfmaschinen.
Das Neue, worauf Hr. Perkins in
diesem Patente als ausschließliches Recht Anspruch macht, ist 1) die
Dampf-Erzeuger, und der damit verbundene Apparat, wodurch zuerst uͤberhizter Dampf erzeugt und unmittelbar darauf
in die wirksamste Dichtigkeit versezt wird; 2) der Bau des Dampf-Cylinders
seiner Maschine und der damit verbundenen Theile, wodurch die Verdichtung des
Dampfes bewirkt und Wasser, Luft und Gas- Arten ohne Luftpumpe ausgetrieben
werden; 3) die Maschine, die er die doppelt einschlaͤgige
Sicherheit-Maschine nennt (the double
single-stroke safety-engine), weil sie aus zwei
einschlaͤgigen Cylindern besteht, deren beide Staͤmpel sich in
derselben Richtung bewegen.
Die Dampf-Erzeuger bestehen aus mehreren Roͤhren aus Gußeisen, welche
horizontal in einem Ofen angebracht, und mittelst kurzer gekruͤmmter
Roͤhren an ihren Enden so unter einander verbunden sind, daß die darin
enthaltene Fluͤßigkeit nach und nach durch alle durchlaufen kann. In der dem
Patente beigefuͤgten Zeichnung dieser Maschine sind diese Roͤhren
innenwendig walzenfoͤrmig, und halten ungefaͤhr anderthalb Zoll im
Lichten; außen sind sie vierekig, und an den duͤnnsten Stellen
ungefaͤhr zolldik. Ihre Laͤnge betraͤgt zwischen vier und
fuͤnf Fuß. Die Groͤße dieser Roͤhren kann aber verschieden
seyn; man hat sie hier bloß so angegeben, um das Verhaͤltniß der Theile gegen
einander deutlich zu machen; sie brauchen auch nicht außen vierekig zu seyn, denn
Hr. Perkins sagt ausdruͤklich, daß andere Formen
eben so gut dienen. Diese Roͤhren liegen in der Zeichnung in drei
horizontalen Lagen, von welchen die oberste acht, und jede der beiden
uͤbrigen fuͤnf haͤlt. Der Rost ist in gehoͤriger
Entfernung von der unteren Lage, und uͤber der gewoͤhnlichen
Aschengrube angebracht. Die Flammen und die heißen Daͤmpfe des Brenn-
Materiales ziehen, nachdem sie unter der untersten Lage der Roͤhren der
Laͤnge nach hingezogen sind, unter der mittleren Lage zuruͤk und dann
wieder der
vorwaͤrts unter der obersten Lage. Hierauf steigen sie in einen Zug hinab,
der dicht an den Enden der beiden untersten Lagen liegt, und bis zum Roste
hinablaͤuft, von wo sie durch den Schornstein hinaufziehen. Da das Ende der
oberen Roͤhren-Lage sich weiter erstrekt, als das der uͤbrigen,
so nimmt es auch den Raum uͤber dem niedersteigenden Zuge ein, und folglich
die Hize auf, die sonst verloren gehen wuͤrde. Damit der Schornstein, wenn
das Feuer angezuͤndet wird, staͤrker zieht, ist oben an dem
absteigenden Zuge ein Seitenzug angebracht, den man dann durch das Wegziehen einer
schiebbaren Klappe oder eines Daͤmpfers oͤffnen kann, der aber, sobald
der Zug hergestellt ist, geschlossen werden muß, um die erhizten Daͤmpfe zu
zwingen in den niedersteigenden Zug hinabzuziehen, und dadurch den Dampf erzeugenden
Roͤhren mehr Waͤrmestoff mitzutheilen.
Neben dem mit seinen Roͤhren auf obige Weise vorgerichteten Ofen wird eine
kleine Drukpumpe angebracht, die heißes Wasser von einer oben befindlichen Cisterne
zieht, welche von dem Verdichter versehen wird, und dasselbe in die erste Rohre der
oberen Roͤhren-Lage eintreibt. Aus dieser kommt es durch die zweite
Lage in einen kleinen Cylinder, der mit einem Staͤmpel versehen ist, welcher
als Klappe wirkt, und durch einen Hebel niedergehalten wird, der mit einem schweren
Gewichte belastet ist, welches nach der Kraft, oder nach dem Druke, mit welchem der
Dampf wirken soll, berechnet ist, und wodurch das Wasser in den beiden oberen
Roͤhrenlagen so lang eingesperrt wird, bis der Staͤmpel der Drukpumpe
mit hinlaͤnglicher Kraft getrieben wird, um den Widerstand des beladenen
Hebels zu uͤberwinden und die Klappe zu heben, wo dann eine gewisse Menge
dieses Wassers, ebensoviel naͤmlich, als durch die Druk pumpe eingesprizt
wird (man braucht nicht mehr als zwei oder drei Kubikzoll fuͤr eine Maschine
von der hier angegebenen Große) augenbliklich in die untere Roͤhrenlage
uͤbergeht, und zwar schon in Dampfzustand, in dem das Wasser waͤhrend
seines Durchganges durch die beiden hoch gehizten oberen Roͤhrenlagen Hize
genug erhielt, um in solchen verwandelt zu werden. Hr. Perkins bedient sich hier des Ausdrukes: „es blizt als Dampf in
die untere Roͤhrenlage.“ Da nun dieser Dampf in den unteren
Roͤhrenlagen uͤberhizt wird, und in diesem
Zustande (wie Hr. Perkins in einer kleinen Schrift
uͤber diesen Gegenstand deutlich erwiesen hat) nicht die gehoͤrige Dichtigkeit hat, so
erhaͤlt er dann erst seine vollkommene Dichtigkeit und volle Kraft, wann er
durch eine gehoͤrig bemessene Wassertiefe durchgelassen wird. Dieses Wasser
ist in dem unteren Theile der Dampfkammer enthalten, welche ein
walzenfoͤrmiges senk rechtes Gefaͤß ist, in welches das Wasser
mittelst einer Armroͤhre von der Drukpumpe her geleitet wird. An dieser
Armroͤhre befindet sich ein Hahn, durch dessen staͤrkere oder
geringere Drehung die Menge des einzulassenden Wassers bestimmt wird. An der Seite
der cylindrischen Dampfkammer sind noch uͤberdieß zwei Sperrhahne angebracht,
der eine beinahe in einem Drittel der Hoͤhe der Kammer von dem Boden an
gerechnet, der andere ungefaͤhr in derselben Entfernung von oben herab. Durch
Oeffnung dieser Haͤhne laͤßt sich die Hoͤhe des Wassers in der
Dampfkammer beurtheilen. Das Wasser muß immer uͤber dem unteren Hahne stehen,
und nie bis zu dem oberen empor reichen. Der uͤberhizte Dampf hebt nun eine
Klappe, ehe er in die Dampfkammer eintritt, durch welche Klappe der Ruͤktritt
des Wassers in die unteren Roͤhren gehindert wird, und hiernach laͤuft
die Roͤhre, durch welche er geleitet wird, quer uͤber den Boden der
Kammer und dicht an demselben hin: die Roͤhre ist an ihrer unteren Seite mit mehreren kleinen Loͤchern
versehen, durch welche der Dampf in das Wasser tritt, und waͤhrend er in
demselben aufsteigt, nimmt er eine hinlaͤngliche Menge davon mit, um zu der
kraͤftigsten Dichtigkeit zu gelangen.
Aus der Dampfkammer faͤhrt der Dampf mit einem Mahle in den arbeitenden
Cylinder, dessen Bau, so wie jener der dazu gehoͤrigen Theile, den zweiten
Theil der Verbesserungen bildet, welche hier als Patent-Recht in Anspruch
genommen werden. Der arbeitende oder Werk-Cylinder ist in allen seinen
Theilen bedeutend dik, um die Kraft des sehr hoch verdichten Dampfes, der in
demselben arbeiten muß, aushalten zu koͤnnen. Diese Dike wird unten an den
Seiten desselben noch sehr verstaͤrkt, und zwar in einer Hoͤhe von
ungefaͤhr der doppelten Dike des Staͤmpels, so daß eine Reihe von
senkrechten Durchbohrungen in der Masse desselben rings umher angebracht werden
kann. Diese Durchbohrungen stehen in einer Entfernung, die dem Durchmesser derselben
gleich ist, von einander ab, und von jeder derselben laͤuft ein Spalt oder
enger Canal von gleicher Laͤnge mit denselben in die Hoͤhlung des Cylinders, so
daß, wenn der Staͤmpel bis auf den Grund dieses Theiles gelangt ist, der
Dampf durch jenen Theil dieser engen Canaͤle, welche sich da ruͤber
befinden, in diese Durchbohrungen tritt, und aus denselben in den Verdichter
gelangt, in welchen sich alle oͤffnen.
Der Verdichter kommt dicht an den Werk-Cylinder, wie man nach dieser lezten
Aeußerung schließen kann, und kann als aus zwei Theilen bestehend betrachtet werden.
Der erstere der selben wendet sich, nachdem er in geringerer Entfernung von dem
Cylinder herabgestiegen ist, eine kurze Streke uͤber seitwaͤrts, und
steigt dann wieder senkrecht in eine Art vierekigen Gehaͤuses hinab, aus
welchem zwei Klappen sich nach aufwaͤrts oͤffnen. Der zweite Theil des
Verdichters ist eine senkrechte roͤhre, die an ihrem oberen Ende weit genug
ist, um das Gehaͤuse und die Klappen aufzunehmen, sammt dem unteren Ende des
vorigen Theiles, und endet sich in eine Roͤhre, die in den Behaͤlter
laͤuft, aus welchem die Drukpumpe das Wasser zieht, welches sie in die
Erzeuger treibt. Eine weite Roͤhre laͤuft seitwaͤrts davon in
den Schornstein, durch welchen die nicht verdichtbaren Gas-Arten, mit dem
Daͤmpfe gemengt, zugleich mit jenem Theile des lezteren entweichen, der durch
die kalte Einsprizung nicht in Wasser verwandelt wurde. Zur Bewerkstelligung der
lezteren steigt eine roͤhre aus einer zweiten Drukpumpe, die mit kaltem
Wasser aus einem Behaͤlter versehen wird, in die Hoͤhe, und tritt in
die horizontale Biegung des ersten Theiles des Verdichters ein, wo sie sich in eine
horizontale roͤhre endet, die mit einer Menge kleiner Loͤcher versehen
ist, durch welche das kalte Einsprizungs-Wasser in allen Richtungen quer
uͤber die obere Hoͤhlung des Verdichters hinausfaͤhrt.
Der Staͤmpel des Werk-Cylinders ist mit einer Metall-
Fuͤtterung versehen, welche hier nicht genauer beschrieben ist, und die
Stange desselben steigt durch eine Schluß-Buͤchse, die gleichfalls
eine Metall-Fuͤtterung hat, zu der Achse des Flugrades hinab, welches
unmittelbar unter dem Mittelpunkte des Werkcylinders liegt, und daselbst durch eine
Zwischenstange mit einer Kurbel verbunden ist, wodurch die Bewegung mitgetheilt
wird. Durch starke senkrechte Leitungs-Stangen, innerhalb welcher ein damit
verbundenes Querstuͤk mit Reibungs-Rollen sich auf und nieder bewegt,
wird sie in ihrer gehoͤrigen senkrechten Lage erhalten. Auf der Achse des
Flugrades befinden sich excentrische Raͤder, und das, was Hr. Perkins einen Klopfer („tappet“) nennt, wodurch die beiden einsprizenden Pumpen und
die Klappe in Thaͤtigkeit gesezt werden: der Klopfer wird fuͤr die
Pumpe, die das heiße Wasser einsprizt, gebraucht.
Die verschiedenen Theile der hier beschriebenen Maschine sind so eingerichtet, daß,
sobald warmes Wasser in die erste Roͤhre des Erzeugers eingesprizt wird, eine
correspondirende Menge hoͤchst erhizten Wassers bei der untersten und lezten
Roͤhre des Erzeugers in die unteren Dampf- oder uͤberhizenden
Roͤhren ausgetrieben wird, in dem es die schwer belastete Klappe hebt, und
sich in denselben augenbliklich in Dampf verwandelt, der dann durch das Wasser in
der Dampfkammer laͤuft, wo er die vollkommene Dichtigkeit erhaͤlt, und
von wo er in den Werkcylinder uͤbergeht, in welchem er, nachdem er den
Staͤmpel um ungefaͤhr ein Achtel seines Stoßes niederdruͤkte,
durch die Dazwischenkunft der Einfuͤhrungs-Klappe abgeschlossen wird.
Der Theil des Dampfes, der in den Cylinder eingetreten ist, faͤhrt dann fort,
durch seine Ausdehnung den Staͤmpel niederzudruͤken, bis dieser in den
durchbohrten Theil des unteren Endes des Cylinders tritt, wo der Dampf durch die
Einschnitte und Loͤcher in den oberen Theil des Verdichters faͤhrt,
und aus demselben alles Wasser, alle Luft, Gasarten und allen Dampf, der von dem
vorigen Stoße noch darin zuruͤkgeblieben seyn mochte) durch die Klappen in
dem unteren oder zweiten Theile des Verdichters ausblaͤst. In der
Zwischenzeit ist der Staͤmpel durch die Einwirkung des Flugrades wieder bis
an das oberste Ende des Cylinders gehoben, und neuerdings Dampf, eingelassen worden,
um denselben, wie vorher, niederzudruͤken. Bei diesem zweiten Stoße aber, so
wie bei allen folgenden, hilft ein theilweise leerer Raum mit, welcher in dem oberen
Theile des Verdichters durch die Wirkung des eingesprizten kalten Wassers in dem
Augenblike erzeugt wird, in welchem der Staͤmpel anfaͤngt
niederzusteigen, wodurch zugleich die zwei Klappen an dem Ende geschlossen, und alle
Verbindung mit dem unteren Theile des Verdichters, folglich auch mit der
aͤußeren atmosphaͤrischen Luft, in welche lezterer sich
oͤffnet, abgesperrt wird. Das Wasser, die Luft und die uͤbrigen
Gasarten, die nach dieser Einsprizung in dem oberen Theile des Verdichters
zuruͤk bleiben, werden bei dem naͤchsten Ausfahren des Dampfes aus dem Cylinder, wie oben
gesagt wurde, ausgeblasen, und waͤhrend die Gasarten und die Luft in den
Schornstein abziehen, wird das Wasser durch die untere Roͤhre in die Cisterne
geleitet, um dort zur Einsprizung in die Erzeuger zu dienen.
Die Drossel-Klappe, das Gestell, welches die verschiedenen Theile der Maschine
stuͤzt, und die uͤbrigen Theile der Maschine, die hier nicht besonders
angefuͤhrt wurden, sind jenen an den gewoͤhnlichen Dampfmaschinen so
aͤhnlich, daß sie keiner besonderen Erwaͤhnung beduͤrfen.
Die „doppelt einschlaͤgige
Sicherheits-Dampfmaschine“ (double
single-stroke safety steam engine) ist das Dritte, worauf Hr. Perkins sein Patent-Recht geltend macht. Sie hat
zwei Werk-Cylinder, wovon der eine acht Mahl soviel Flaͤcheninhalt
hat, als der andere. Diese Cylinder sind von gleicher lange, stehen in derselben
Hoͤhe nahe an einander, und beide Staͤmpel steigen zugleich auf und
nieder. Der Staͤmpel des kleineren hat eine Klappe, deren Stiel nach
aufwaͤrts empor steht, so daß er mit dem oberen Ende des Cylinders in
Beruͤhrung kommt, und die Klappe oͤffnet, wenn der Staͤmpel den
Dekel hebt, unter welchem unmittelbar sich eine Erweiterung befindet, welche schmale
laͤngliche Canaͤle und Durchbohrungen, wie jene, die an dem Cylinder
bereits beschrieben wurden, enthaͤlt, nur daß sie, statt zu dem Verdichter zu
gehen, zu einer Roͤhre fuͤhren, welche in den oberen Theil des
groͤßeren Cylinders eintritt. Der Staͤmpel dieses Cylinders hat
gleichfalls eine Klappe von derselben Art, deren Stiel nach abwaͤrts sieht,
und die folglich geoͤffnet wird, wenn der Staͤmpel auf den Grund des
Cylinders niedersteigt, in dessen Nahe sich die schmalen Canaͤle und
Durchbohrungen in den Seiten befinden, welche zu dem Verdichter fuͤhren, wie
bei der vorhergehenden Maschine. Dieser Verdichter, und alle uͤbrigen Theile,
deren nicht besonders erwaͤhnt wird, sind auf die gewoͤhnliche Weise
vorgerichtet. Der Hauptunterschied zwischen den gewoͤhnlichen Vorrichtungen
und dieser ist die Stellung der Achse des Flugrades, welches uͤber den
Cylindern angebracht ist, so daß sie quer uͤber die Mittelpuncte derselben
laͤuft, und genau uͤber diesen Theilen Kurbeln hat, die durch
Verbindungs-Stangen mit der Staͤmpel-Stange
zusammengefuͤgt sind, welche Stangen mittelst aufrechter
Leitungs-Stangen befestigt werden, an welchen Reibungs-Walzen laufen,
die auf Querstuͤken angebracht sind, welche oben an denselben befestigt sind. Auf
derselben Achse sind noch andere Kurbeln, die die Klappen in Thaͤtigkeit
sezen, und zugleich auch die Drukpumpen zur Einsprizung des heißen und des kalten
Wassers. Die Achse ist ungemein massiv dargestellt, und durch die senkrechten
Pfeiler und Querbalken des Gestelles, wo diese ohne Hinderniß der beweglichen Theile
der Maschine an gebracht werden koͤnnen, gehoͤrig gestuͤzt.
Der Dampf wirkt in dem groͤßeren Cylinder dieser Doppel-Maschine einzig
und allein durch Ausdehnung, und wenn Dampf von der Dichtigkeit von 100
Atmosphaͤren am Grunde des kleineren Cylinders eingelassen wird, wo er dann
den Staͤmpel bis oben hinauf treibt, so tritt er alsogleich durch die er
waͤhnten Durchgange oben in dem großen Cylinder aus dem selben, und wird in
seiner groͤßeren Ausdehnung, nach geschehenem Abzuͤge, ein Zehntel
seiner urspruͤnglichen Kraft besizen. Da er aber hier auf einen
Staͤmpel druͤkt, der nur acht Mahl die Flaͤche des ersteren
besizt, so wird er mit acht Mahl soviel Kraft denselben niederdruͤken, und
auf diese Weise den groͤßten Theil seiner urspruͤnglichen Kraft
gewinnen, so daß er bei dem Niedersteigen beinahe mit derselben Kraft wirkt, wie bei
dem Aufsteigen, zumahl, da bei ersterem noch der Verdichter mit wirkt. Der
Widerstand des Dampfes auf jenen Seiten beider Staͤmpel, die denjenigen, auf
welche der Druk Statt hat, gegenuͤber stehen, wird, wie oben erwaͤhnt
wurde, durch die in den Staͤmpeln angebrachten Klappen beseitigt; die Klappen
oͤffnen sich alsogleich, wie die Staͤmpel aufhoͤren zu wirken,
stellen freie Verbindung zwischen dem oberen und unteren Theile des Cylinders her,
und dadurch auch ein Gleichgewicht des Drukes in denselben, so daß das einzige
Hinderniß bei ihrem Zuruͤkzuge in die vorige leidende Lage die Reibung
ist.
Die Redaction macht hieruͤber folgende Bemerkungen, mit Beziehung auf einige
fruͤhere, die sie S. 42 und 181 dieses Bandes gemacht hat.
Die Roͤhren des Dampferzeugers des Hrn. Perkins
haben bei dem ersten Anblike auffallende Aehnlichkeit mit anderen
Roͤhren-Dampfmaschinen, vorzuͤglich mit jener des Hrn. Badcock, die, wie man sagt, zu Bristol auf einer
Faͤhre mit gutem Erfolge angewendet wird. Diese Aehnlichkeit ist aber bloß
scheinbar; denn in diesen anderen Dampf erzeugenden Roͤhren Systemen wird das
Wasser in die vorlaͤufig rothgluͤhenden Roͤhren gleichsam Gußweise eingesprizt,
und von da auf ein Mahl in die Werkcylinder als Dampf eingelassen, waͤhrend
bei Hrn. Perkins's Dampferzeugern das Wasser in den
Roͤhren mittelst einer schwer beladenen Klappe eingeschlossen ist, so daß es
noch in dem Zustande des Wassers außerordentlich
erhizt wird, und bei der gegenwaͤrtigen Maschine tritt es aus diesen in die
uͤberhizten Roͤhren in Dampf-Zustand, und geht von da in die Dampfkammer, um auf die
angegebene Weise Dichtigkeit zu erlangen. Durch diese
lezte Vorrichtung wird bei diesem Apparate der wichtige Punct der Sicherheit erhalten, in dem dadurch alle Gefahren
beseitiget werden, welche Maus entstehen, daß uͤberhizter Dampf
ploͤzlich und auf unregelmaͤßige Weise Dichtigkeit erhaͤlt.
Fuͤr die große Kraft, die der Dampf dadurch erhaͤlt, sind
gewoͤhnliche Kessel nicht vorbereitet, und daher entstehen die
fuͤrchterlichen Explosionen, von welchen Hr. Perkins in seinem Aufsaze (polyt. Journ. Bd. XXIV. S. 484) die Erklaͤrung gegeben hat.Man vergl. auch noch polyt. Journ. B. XXV.
S. 353. A. d. R.
Die beschriebenen Roͤhren des Dampferzeugers sind aber darauf berechnet, daß
sie eine sich hoͤchst gewaltig ausdehnende Kraft zu ertragen haben, und daher
auch verhaͤltnißmaͤßig stark und schwer. Es ist daher noch die Frage, ob, nenn Herrn Perkins's Maschine zu Dampfwagen verwendet wird, nicht
ein leichteres Roͤhren-System mit Dampf von geringerer Dichtigkeit und
Staͤrke mit mehr Vortheil angewendet werden kann; dieß scheint uns sogar
nothwendig zu seyn, wenn diese Wagen auf Straßen laufen sollen, die fuͤr
keine groͤßere Last, als fuͤr eine solche, die mit sechs oder
hoͤchstens acht Pferden gezogen werden kann, bestimmt sind, bei welchen
folglich Ersparung an dem Gewichte der Maschine eine Sache von der hoͤchsten WichtigkeitWichigkeit ist.
Die Vorrichtung zum Austreiben der Luft und der in dem Daͤmpfe enthaltenen
Gasarten ohne Luftpumpe scheint uns eine sehr wichtige Verbesserung, da wir immer
der Meinung waren, daß ein so großer Theil der Kraft der Maschine durch das Treiben
der großen Luftpumpe verloren geht, daß es am Ende zweifelhaft wird, ob das, was man
durch Verdichtung bei der selben gewinnt, nicht durch den Widerstand, den diese
Pumpen leisten, verloren geht, und daß es daher eine Frage ist, ob nicht selbst bei
Maschinen mit niedrigem Druke es besser waͤre, die Verdichter aufzugeben, um
der Luftpumpen los zu werden.
Die zweite hier beschriebene Maschine, deren Benennung zwar genau, aber zugleich auch
laͤstig lang und schwerfaͤllig ist, erinnert gleichfalls an
fruͤhere aͤhnliche Vorrichtungen. Der Hauptgrundsaz, aus welchem sie
beruht, ist derselbe, den Hr. Hornblower an seiner
Dampfmaschine anwendete, auf welche er sich im J. 1781 ein Patent ertheilen ließ.
(Repertory, I. Series,
IV. B. S. 361.) Die Vorrichtung an den Staͤmpeln mit den Klappen ist der
Patent-Maschine des Hrn. Cartwright, auf welche
derselbe im J. 1797 ein Patent nahm (Repertory I. Series, X. B. S. 1) aͤhnlich. Man hat in der That
so viele Abaͤnderungen an der Dampfmaschine angebracht, und Patente darauf
genommen, daß es sehr schwer wird, irgend etwas in dieser Hinsicht zu erfinden, das
nicht an fruͤhere Vorrichtungen erinnerte. Selbst in der Art, wie die Luft
und die Gasarten hier in der neuen Maschine aus dem Werkcylinder ausgetrieben
werden, finden wir einige Aehnlichkeit mit der alten Schnupf-Klappe des sel.
Newcomen, allerdings aber mit solchen Zusaͤzen
und Verbesserungen, wodurch dieselbe einen Werth erhaͤlt, welchem sie ehevor
sich kaum zu naͤhern wagen durfte. Wir sind es schuldig, Hrn. Perkins die Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, daß die
meisten seiner Verbesserungen mehr Originalitaͤt besizen, als alle jene,
welche die uͤbrigen Patentnehmer uͤberhaupt angebracht haben; und
selbst in denjenigen Faͤllen, wo seine Verbesserungen, wie wir oben
bemerkten, mit fruͤheren oͤffentlich bekannt gemachten Aehnlichkeit
besizen, sind diese mit anderen Verbesserungen so verbunden, und so sehr
abgeaͤndert, daß sie Wirkungen hervorbringen, welche die fruͤheren nie
zu leisten vermochten. Wir koͤnnen, was die gegenwaͤrtige
Patent-Maschine betrifft, mit Sicherheit behaupten, daß durch die ErfindungErfindunng, durch welche die Luftpumpe beseitigt werden kann, durch welche Dampf von
ungeheuerer Kraft erzeugt werden kann, durch welche die Gefahr entfernt wird, die
durch die ploͤzliche Ausdehnung desselben entsteht, Wirkungen hervorgebracht
werden, welche alles dasjenige bei weiten uͤbertreffen, worauf die
Vorgaͤnger Perkins's angetragen haben, die zwar
einige wesentliche Theile der Maschine fruͤher hervorriefen, welche aber nur
Hr. Perkins zu jenem nuͤzlichen und
schoͤnen Gebaͤude zusammenfuͤgte, das wir jezt bewundern.Es ist sehr zu bedauern, daß das Repertory uns
keine Zeichnung von einer so wichtigen Maschine mittheilt; das Repertory scheint aber zu jener Kaste geschworen
zu haben, die der Menschheit außer der großen Insel kein Heil
wuͤnscht. Es ist daher nur noch mehr zu bedauern, daß es auf dem
festen Lande soviele gelehrte Leute gibt, die
lieber englisches Geld, als das Geld ihrer Landsleute tragen. A. d. R.