Titel: | Ueber den Bücher-Einband mit beweglichem Rüken, nach Herrn Adam's Methode. |
Fundstelle: | Band 29, Jahrgang 1828, Nr. XXVIII., S. 108 |
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XXVIII.
Ueber den Buͤcher-Einband mit
beweglichem Ruͤken, nach Herrn Adam's Methode.
Aus dem Bulletin de la Société
d'Encouragement. N. 284. S. 53.
Mit Abbildungen auf Tab.
III.
(Im
Auszuge.)
Adam's Methode, uͤber den Buͤchereinband mit
beweglichem Ruͤken.
Wer immer viel und uͤber verschiedene
Gegenstaͤnde zu schreiben hat, wird die Nothwendigkeit gefuͤhlt haben,
seine Papiere in irgend eine beliebige Ordnung zu legen, und diese Ordnung,
noͤthigen Falles, wieder nach Belieben zu andern, Blaͤtter
einzuschalten, und andere dafuͤr herauszunehmen, und diesen oft einzelnen
Blaͤttern von verschiedenen Formaten die Form eines Buches zu geben, das man
bequem handhaben und durchblaͤttern kann. Die Idee, ein Buch zu diesem Ende
mit einem beweglichen Ruͤken zu versehen, ist nicht neu, und wenn die
Versuche, die man in dieser Hinsicht machte, nicht gelungen sind, so hing dieß bloß
von der Ungeschiklichkeit der Erfinder ab. Die Vortheile einer solchen Einrichtung
sind zu einleuchtend, als daß sie hier umstaͤndlich entwikelt werden sollten.
Ein Autor erspart sich dadurch das Abschreiben eines ganzen Bogens oder eines ganzen
Heftes um eines einzelnen Blattes willen, das durch seine Correcturen unleserlich
geworden ist. Ein Advocat kann alle Geseze uͤber einen bestimmten Gegenstand
in einen Band zusammen fassen etc.
Die Methode des Herrn Adam, die Buͤcher mit
unbeweglichem Ruͤken zu versehen, ist sehr einfach. Die Blaͤtter
werden gefalzt, und am Ruͤken mit kleinen Spalten versehen; diese Spalten
muͤssen gleich weit von einander abstehen, und nehmen die
Ruͤkenschnuͤre auf. Diese Arbeit wird hier wie bei der
gewoͤhnlichen Buchbinderei verrichtet, nur mit dem Unterschiede, daß man hier
bloß einzelne Blaͤtter hat, und daß nichts geleimt oder genaͤht werden
darf. Die Ruͤkenschnuͤre die hier sechs (oder mehr oder weniger) an
der Zahl sind, werden so wie an den gewoͤhnlich gebundenen Buͤchern,
gespannt und stehen genau so weit von einander entfernt, als die Spalte in den
Blaͤttern, so daß, wenn man diese mit ihrem Ruͤken an jene hinlegt,
leztere durch diese Spalte durchtreten, und sich inwendig, wenn man das Blatt
aufschlaͤgt, auf dem Buge zeigen. Man fuͤhrt dann eine lange
staͤhlerne Nadel, wie eine Striknadel, die an einem Ende mit einem Auge
versehen ist, unter diesen Saiten hin, und zieht einen feinen Metalldraht unter
denselben durch, der an der Stelle der Nadel liegen bleibt. Das Blatt bleibt auf
diese Weise so fest, als wenn es angenaͤhet waͤre. Wenn man das Blatt
wieder herausnehmen will, darf man nur diesen Draht herausziehen.
Damit dieß jedoch mit aller Leichtigkeit geschehen kann, und damit die
Blaͤtter dicht an einander liegen bleiben, muß man den Ruͤken nach
Belieben erweitern und das Buch mehr oder minder fest schließen koͤnnen. Zu
diesem Ende laͤßt Herr Adam den Dekel aus zwei
Stuͤken bestehen, wovon das eine dem Ruͤken und den feststehenden
Enden der Saiten als Stuͤze dient, das andere aber die beweglichen Enden
haͤlt. Diese an einer Metallplatte befestigten Enden werden von einem Riemen
gezogen, der die Saiten und den Ruͤken spannt; eine Schnalle haͤlt
dann den Riemen in jener Lage, die man ihm geben will. Wenn das Buch sehr
voluminoͤs ist, wuͤrde der einzelne Riemen nicht stark genug seyn;
Herr Adam bedient sich dann einer Schraube, die ein Niet
zieht, und die mittelst einer kleinen Kurbel getrieben wird.
Um bequem in dieses Buch schreiben zu koͤnnen, was in die auf die
gewoͤhnliche Weise gebundenen Buͤcher nicht so leicht moͤglich
ist, muß das Buch vollkommen aufgeschlagen werden koͤnnen. Man laͤßt
in dieser Hinsicht nur die Schnuͤre nach, so oͤffnet der Ruͤken
sich vollkommen, und man kann dann sogar die Blaͤtter linieren.
Wenn nicht viele neue Blaͤtter in ein solches Buch kommen sollen, so daß das
Volumen desselben nicht viel groͤßer wird, so fallen mehrere Theile dieser
Vorrichtung weg, und sie wird dann viel wohlfeiler; ja ein Buch, das auf diese Weise
gebunden ist, kommt kaum so theuer, als ein nach gewoͤhnlicher Art gebundenes
Buch.
Dlan fand diese Art von Band in Holland so bequem
fuͤr Handlungs- und Fabrikbuͤcher, daß die
niederlaͤndische Regierung sogar den Einfuhrzoll auf dieselben
verminderte.
Art und Weise, wie man sich dieses beweglichen Bandes
bedient.
Um die Blaͤtter einzuschalten, bindet man den Band auf, indem man das Band,
a, Fig. 11 und 12, welches
sich auf dem rechten Dekel des Einbandes befindet, nachlaͤßt. Man trennt die
Blaͤtter dort, wo man ein neues Blatt einschalten will, und zieht mittelst
einer eigenen hierzu verfertigten Nadel einen sehr duͤnnen Messingdraht, b, Fig. 13 zwischen den
querlaufenden Darmsaiten, c, c, die den Ruͤken
des Buches bilden, und dem einzulegenden Blatte durch, welches zu diesem Ende
vorlaͤufig eingeschnitten wurde. Hierauf kruͤmmt man den Draht an
seinen beiden Enden bakenfoͤrmig um, damit er nicht hinausweichen kann.
Wenn es sich darum handelt, ein Blatt zu beseitigen, loͤst man den Band
gleichfalls auf, und oͤffnet die Blaͤtter an der Stelle, wo das Blatt
herausgenommen werden soll, das man dann herauszieht.
Nachdem das Eine oder das Andere geschehen ist, zieht man das Band, a, so an, daß es die Darmsaiten, c, c, und den Ruͤken spannt, bis das Buch, hinlaͤnglich
zusammengeschnuͤrt, einem gewoͤhnlichen Buche gleich sieht. Dann
stellt man das Buch mittelst des Schnallendornes, d.
Bei großen Registern laͤßt dieses Band sich durch eine Stellschraube ersezen,
die man mittelst eines Schluͤssels dreht.
Wenn ein Titel geaͤndert werden soll, loͤst man das Buch so, daß der
Ruͤken beinahe gaͤnzlich aus dem rechten Dekel heraustritt, und
laͤßt daher die kleine Schnur, e, e, Fig. 12 nach.
Auf diese Weise lassen die Titel sich leicht herausnehmen, und neue an der Stelle
der alten sich anbringen.
Herr Adam hat auf diese Vorrichtung ein Patent genommen,
und bei Herrn Fauqueux, Papierhaͤndler, rue Richelieu, N. 28, und bei Herrn Quincy, rue Richelieu, N. 60,
eine Niederlage von Buͤchern mit beweglichen Dekeln errichtet, wo man
dieselben in allen Formaten findet. Die Preise sind sehr gering, und richten sich
nach dem Formate, nach der Zahl der Blaͤtter und der Feinheit des Papieres
und nach der Art des Bandes.Wir haben von dieser Art Einband im polytechnischen Journal bereits Nachricht
gegeben, tragen jedoch diese Notiz hieruͤber nach, obschon wir sie,
selbst mit der Zeichnung, noch nicht deutlich genug finden. Ein geschikter
Buchbinder wird sie indessen doch verstehen, so daß die Einfuhrzoͤlle
darob nicht vermindert, sondern vielmehr erhoͤht werden
koͤnnen, damit der inlaͤndische Buchhaͤndler dabei
desto mehr gewinnen kann. – So bequem uͤbrigens diese
Vorrichtung auch ist, so taugt sie doch dort durchaus nicht, wo die
Sammlungen der einzelnen Blaͤtter sehr stark sind: in diesem Falle
werden die großen Port-Feuilles fuͤr Papiere von großem
Formate, und fuͤr Papiere von kleinem Formate kleine Kapseln aus
Pappendekel immer die einfachste und am wenigsten Geld und Zeit kostende
Vorrichtung seyn. A. d. Ueb.