Titel: | Verbesserung bei Reinigung des Kohlengases durch bisher hierzu noch nie gebrauchte Mittel, worauf Jos. Friedr. Ledsam sich am 2. März 1827 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 29, Jahrgang 1828, Nr. XXXVI., S. 125 |
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XXXVI.
Verbesserung bei Reinigung des Kohlengases durch
bisher hierzu noch nie gebrauchte Mittel, worauf Jos. Friedr. Ledsam sich am 2. Maͤrz 1827 ein Patent ertheilen ließ.
Aus dem Repertory of Patent-Inventions. Mai
1828. S. 312.
Ledsam's Verbesserung bei Reinigung des Kohlengases.
Diese Verbesserung betrifft 1) die Zubereitung des Kohlengases
zur Verbrennung; 2) die Entfernung aller uͤblen Geruͤche von
demselben.
Was die erstere betrifft, so loͤst er Salmiak (den er aus
Kochsalzsaͤure bereitet, die er in tropfbar fluͤssiges Ammonium gießt,
worauf er die Mischung abraucht und krystallisirt) in einem großen Gefaͤße in
Wasser auf, und sezt der Aufloͤsung gebrannten Kalk im Verhaͤltnisse
von 50 Pf. auf 100 Pf. Salmiak zu. Durch diese Aufloͤsung, die er
oͤfters umruͤhrt, laͤßt er das Kohlengas auf seinem Wege nach
dem Gasbehaͤlter ziehen. Wenn die auf diese Weise zubereitete
Fluͤssigkeit aufhoͤrt zu wirken, wird sie abgezogen, und wie vorher
frischer Kalk und Salmiak in das Gefaͤß mit Wasser gethan. Der abgezogenen
Fluͤssigkeit wird Kochsalzsaͤure zugesezt, und hieraus dann auf obige
Weise Salmiak bereitet. Zuweilen nimmt der Patenttraͤger
Schwefelsaͤure statt der Kochsalzsaͤure, und nimmt dann Bittererde
statt Kalk, um Bittersalz (Epsomsalz) aus der Fluͤssigkeit zugleich mit
schwefelsaurem Ammonium zu erhalten: lezteres benuͤzt er ebenso, wie den
Salmiak.
Um den Kohlengase seinen stinkenden Geruch zu benehmen, nimmt der
Patenttraͤger „Sodium- oder
Calciumchloruͤr“ (oxygenirt kochsalzsaure Soda oder oxygenirt
kochsalzsauren Kalk); lezteren zieht er der groͤßeren Wohlfeilheit wegen vor.
Von jedem derselben nimmt er ungefaͤhr Einen Theil auf 30 Theile Wasser in einem flachen
Gefaͤße, und laͤßt das Gas durchlaufen, ehe es in die Lampen tritt,
wodurch, wie er versichert, das Gas nicht nur geruchlos, sondern die Luft in dem
Zimmer, in welchem solches Gas brennt, auch rein und gesund werden soll. Ein flaches
Gefaͤß von 4 Zoll Tiefe und 18 Zoll im Gevierte, mit einer solchen
Aufloͤsung von Sodium- oder Calciumchloruͤr reicht zur
Reinigung des Gases fuͤr eine Lampe hin.
Dieses Chloruͤr kann auch in Pulverform angewendet werden, indem man das Gas
uͤber eine große Oberflaͤche desselben hinstreichen laͤßt; die
Fluͤssigkeit ist aber besser.
Die chemische Verwandtschaft des Schwefels oder des geschwefelten Wasserstoffgases
zum Ammonium, welches durch den dem Salmiak zugesezten Kalke entwikelt wird, ist,
wie das Repertory in einer Note bemerkt, geringer als zu
dem gewoͤhnlich gebrauchten Kalke oder zum Kali, und es scheint daher, daß
dieses Patentverfahren nicht so gut ist, als das gewoͤhnliche,
aͤltere; es muͤßte nur seyn, daß, da das Ammonium sich hier in
gasfoͤrmiger Gestalt entwikelt, es auf das Gas nach dem Aufsteigen desselben
aus der Fluͤssigkeit eben so wirkt, als waͤhrend des Durchganges
desselben durch die Fluͤssigkeit, so daß vielleicht die laͤngere
Fortdauer der Wirkung die Schwaͤche derselben ersezt.
Was die Kraft des Kalk-Chloruͤrs zur Beseitigung des Gestankes
betrifft, so scheint es uns, sagt das Repertory, daß, so
kraͤftig auch dieses Chloruͤr zu diesem Ende wirken mag, dasselbe
immer noch zu diesem Zweke zu theuer kommt. Und auch das erste Reinigungsverfahren
wird, unerachtet des erzeugten Bittersalzes, das sehr wohlfeil ist, noch zu theuer
zu stehen kommen.